Kitabı oku: «Verführung der Unschuld 2», sayfa 5
Die Pflichten der Sklavin
»Bring dich in Position, ich habe nicht viel Zeit.« Federico sah herausfordernd auf sie herab.
An diesem Morgen hatte er das Haus schon verlassen, als Mariella aufstand. Es kam nicht allzu oft vor, dass sie alleine frühstückte. Aber es machte ihr nichts aus.
Nach dem Frühstück hatte sie sich mit den Tageszeitungen unter einen Sonnenschirm auf die Terrasse gesetzt. Der Artikel, den sie gerade las, handelte von einem Symposium über medizinische Neuerungen und fesselte ihr Interesse. Es versetzte ihr einen Stich in der Brust, als sie sich bewusst machte, dass ihr Leben als Ärztin nun hinter ihr lag. Voraussichtlich für immer. Hatte sie wirklich die richtige Entscheidung getroffen? Beim Lesen dieses Textes befielen sie Zweifel.
Federicos überraschende Rückkehr und seine Forderung nach einem Quickie kam ihr sehr ungelegen. Ihre innere Stärke wollte sich nicht unterdrücken lassen.
»Nun mach schon!«
»Behandle mich nicht wie eine Sklavin! Mir ist jetzt nicht nach Sex.«
Sein Grinsen war böse. »Wie bitte? Hast du das schon vergessen? Ich habe dich gekauft. Du bist meine Sklavin.«
Mariella lachte höhnisch. »Plustere dich nicht so auf. Muss ich dich darauf hinweisen, dass dieser Vertrag vor dem Gesetz unhaltbar ist?«
»Welcher Vertrag meine Schöne?« Er beugte sich zu ihr herab. Seine Finger fuhren zärtlich die Kontur ihrer Nase und ihrer Lippen nach, streichelten ihren Hals hinab und lösten ein Prickeln aus, das direkt in ihren Schoß fuhr, als er seine Hände auf ihre Brüste legte. Ob sie wollte oder nicht. Ihr Körper hatte andere Bedürfnisse als ihr Kopf. Ihre Brustwarzen versteiften sich und sie fühlte, wie sie sich verräterisch gegen seine Handflächen pressten.
Verdammt, er war eindeutig in der besseren Position. Sie besaß nichts, nur eine Kopie des Ehevertrages, der nicht gerade zu ihren Gunsten ausfiel. Diesen Vertrag musste ein Teufel von Rechtsanwalt ausgetüftelt haben, soviel hatte sogar sie diesem Kauderwelsch entnehmen können. Darin stand nicht, dass sie Federico gehörte. Nichts, was vor dem Gesetz sittenwidrig oder aus anderen Gründen unzumutbar wäre. Sie würde ganz simpel mit fast Nichts, abgespeist nur mit einer kleinen Abfindung, aus dieser Ehe gehen, falls sie eines Tages genug hätte und die Auflösung forderte.
»Außerdem macht es dich heiß, wie eine Sklavin behandelt zu werden. Sonst hättest du dich nicht dahingehend im Istituto erziehen lassen.« Sein Lachen klang hämisch.
Zum Teufel mit ihrem Ehemann, er hatte leider schon wieder Recht.
»Offensichtlich bist du scharf darauf, für deinen Ungehorsam den Rohrstock zu fühlen!«
Oh ja, so war das. Von Zeit zu Zeit war dies eine nötige Prozedur, das hatte sie schon in diesem Erziehungsinstitut festgestellt. Doch waren die Striemen kaum mehr zu sehen, wurde sie bereits wieder übermütig und ungehorsam. Einerseits wollte sie sich unterordnen und fühlte eine geradezu körperliche Sehnsucht danach, dominiert zu werden, in jeglicher Hinsicht und mit allen Mitteln. Denn sie war durchaus hart im Nehmen. Andererseits provozierte sie gerne, so wie auch ihre Entscheidung an diesem Morgen, aus dem großzügig von Federico bestückten Kleiderschrank ein elegantes Kostüm auszusuchen, statt wie von ihm gewünscht halbnackt herumzulaufen.
»Leider habe ich jetzt nicht so viel Zeit, dich sofort angemessen zu bestrafen. Das werden wir heute Abend nachholen. Ich erwarte natürlich, dass du mich daran erinnerst!«
»Ja, Herr«, seufzte Mariella. Allein der Gedanke daran würde ihr den ganzen Tag lustvolle Schauer bereiten und sie nicht mehr zur Ruhe kommen lassen.
»Steh auf!«
Sie schob den Stuhl zurück und gehorchte. Mit beiden Händen griff Federico in den Ausschnitt der teuren Bluse und riss diese mit einem Ratsch entzwei, was ihr ein überraschtes Keuchen entlockte. Seine Gesichtszüge waren hart.
»Zieh dich aus!«
Mariella schluckte. Seine Dominanz fegte ihren Widerstand fort. Artig öffnete sie ihren Büstenhalter und den Reißverschluss ihres Rockes, und streifte alles mit geübten schnellen Bewegungen herunter.
»Wie ich dir schon sagte, das brauchst du vorläufig zuhause nicht.« Seine Finger packten ihre Nippel, drückten sie hart und mit dem kurzen Schmerz kam ein Seufzen über ihre Lippen. »Den Rest des Tages bleibst du heute völlig nackt. Und merke dir für die Zukunft: du stehst mir jederzeit zur Verfügung. Das einzige, was du immer trägst, ist ein Plug. Verstanden?«
Mariella nickte.
»Wenn du nicht gehorchst, werde ich dich einige Tage lang an das Andreaskreuz ketten.« Er lachte. »Schön weit gespreizt.«
Sogar diese grausame Ankündigung entfachte in ihrem Schoß nichts anderes als ein heißes Begehren.
»Ja, Herr«, seufzte Mariella.
Ein wenig erinnerte es sie an den Tag ihrer Versteigerung …
Nur in ein dünnes, von goldenen Fäden durchwirktes Tuch gehüllt, wurde sie auf das Podium geführt, wo sie für alle gut sichtbar präsentiert werden sollte. Ihre makellose Haut, ihre langen naturblonden Haare, ihre große Leidenschaftlichkeit und ihre unterwürfige Ergebenheit wurden von Tomaso, einem der Sklaventrainer, in höchsten Tönen gelobt. Zudem sei sie intelligent, gebildet, und – für jede Art der Unterwerfung dankbar. Zuletzt zog er mit einem Ruck das Tuch herunter, durch das man ihre nackten Formen bis dahin nur erahnen konnte und ließ es zu Boden fallen.
Ein Ah ging durch die Menge der Männer und einige reckten ihre Köpfe, um mehr zu sehen.
Mariella stand aufrecht, den Rücken durchgestreckt, den Kopf erhaben, die Schultern nach hinten gedrückt, was ihre vollen Brüste besonders schön zur Geltung brachte. Die Hände auf dem Rücken, das rechte Bein ein wenig vor das linke gestellt. Es machte sie stolz und unnahbar. Eine Königin unter den Sklavinnen. Jeder sollte sehen, dass sie etwas Besonderes war. Schön und selbstbewusst.
Wie alle Mädchen trug auch sie an diesem Abend nur ein Halsband und ein paar halterlose schneeweiße Strümpfe, die einen vortrefflichen Kontrast zu ihrer gebräunten Haut bildeten und in einem Paar eleganter weiße Stilettos mit schmalen Riemchen endeten. Tomaso pries ihre üppige Oberweite, knackige wohlgeformte Brüste, und ihre großen Brustwarzen, für die er ein Piercing empfahl. Letzteres jagte Mariella einen eisigen Schauer über den Rücken. Alles Mögliche vermochte sie sich vorzustellen. Ein Tattoo oder Branding auf ihrem Po, als Zeichen, welchem Herrn sie ab sofort gehörte. Ein Brustwarzenpiercing gehörte jedoch nicht dazu. Vielleicht hing es mit ihrer Arbeit als Ärztin zusammen, dass sie ein Piercing, noch dazu an einer so überaus sensiblen Stelle, nicht in Erwägung ziehen wollte.
Schließlich gab Tomaso ihr ein Zeichen, sich mit dem Rücken zum Publikum zu drehen, ihre langen Beine zu spreizen und sich tief zu bücken. Mit laszivem Hüftschwung gehorchte sie und genoss die Aufmerksamkeit, die ganz alleine ihr galt.
Ein Raunen ging durch die Menge. Zwei oder drei Männer klatschten. Alle hatten nun freien Ausblick, nicht nur auf ihre auffallend großen Schamlippen, sondern vor allem auf den Plug, der ihren Anus verschloss. Tomaso betonte nun ausdrücklich, dass Mariella noch unerfahren im Anal-Verkehr sei und der erste Ritt ihrem künftigen Herrn zustünde.
Für einen kurzen Moment war Mariella ein wenig mulmig gewesen. Sie hatte gewusst, worauf sie sich einlassen würde, und sie war das volle Risiko eingegangen, um den Luxus, den sie sich wünschte, mit ihrem Körper zu erkaufen, der künftig einem Mann gehören würde, ganz und gar und in jeglicher Hinsicht. Es war also vollkommen korrekt, sie wie eine Sklavin zu behandeln und anzubieten, und dennoch war dieser Augenblick beängstigend. Was für ein Mann würde das sein, dem sie von nun an zu gehorchen hatte und der womöglich auf Analverkehr stand?
Drei Männer lieferten sich in rascher Folge immer höher steigende Gebote. Einer davon war Federico Moreno. Eigentlich wirkte er dabei nahezu unbeteiligt, denn sein Gesicht zeigte keinerlei Regung. Steif, mit einer fast schon als arrogant zu bezeichnenden Lässigkeit hob er seine Hand, um sein nächstes Gebot abzugeben. Schließlich stieg einer der Männer aus. Der andere aber steigerte verbissen mit Federico um die Wette. Der Preis stieg in Schwindel erregende Höhen, bis Tomaso mit drei Hammerschlägen auf dem Pult Moreno den Zuschlag gab.
Sogleich führte er Mariella zu ihrem neuen Besitzer, der auf das Podium gestiegen war, und sie reichte ihm die Hand zur Begrüßung. Dieser drückte sie nur kurz, aber fest, und zog ein paar goldene Handschellen aus seiner Hosentasche, um sie Mariella anzulegen. Als nächstes befestigte er eine stabile grobgliedrige Kette an ihrem Halsband, die sich schwer zwischen ihre Brüste legte. Das andere Ende war an seinem Gürtel befestigt. Als er ohne ein Wort zu sagen das Podium verließ, straffte sich die Kette und ihr blieb nichts anderes übrig, als ihm artig wie ein angeleintes Hündchen zu folgen.
»Öffne meine Hose. Eigentlich sollte ich dir meinen Schwanz und einen Höhepunkt vorenthalten. Heute verdienst du es, in deinen frechen Mund gefickt zu werden!«
Gerne. Dann könnte sie ihm zeigen, dass er dabei seine Dominanz verlor. Denn sie war gut, sogar sehr gut. Mit der Kunstfertigkeit ihrer Zunge würde sein Wille weich wie Wachs werden. Aber sie wusste genau, was ihn davon abhielt. Er wollte sie so schnell wie möglich schwängern. Sein Samen durfte nicht vergeudet werden.
Seine Hose war schnell geöffnet und samt Slip bis zu seinen Kniekehlen herunter gezogen. Längst waren ihre Schamlippen von einladender Feuchte überzogen und in ihrer Klitoris pulsierte das Begehren. Verdammt, diese herrische Haltung machte sie heiß. Sie war splitternackt und er zog sich nur soweit aus, dass er sie bequem nehmen konnte. Nein, genauer, sie musste seinen Schwanz entblößen und damit selbst die Voraussetzung schaffen, dass er sie ficken konnte. Aber ja, genau das wollte sie. Ihre Brüste spannten, ihr ganzer Körper stand unter Adrenalin, und sie bedauerte nur eins, dass er sie nicht vorher noch unter einer Züchtigung leiden ließ. Sie wollte es am ganzen Körper spüren, dass sie ihm zu gehorchen hatte.
»Umdrehen!«
Gehorsam drehte sie ihm den Rücken zu, beugte sich mit weit gespreizten Beinen tief herunter, ihre Hände auf einem der Korbsessel abgestützt.
»Öffne mir deine Spalte!«
Mariella beugte sich noch tiefer, griff um ihre Oberschenkel herum nach hinten und zog ihre Schamlippen auseinander. Kaum war dies geschehen, stieß er sich tief in sie hinein. Er hielt sie an den Hüften und penetrierte sie hart und schnell. Fast zu schnell. Ihre Vagina zog sich enger um ihn zusammen, ihr Lustsaft schmatzte bei jedem Stoß und beinahe wäre er vor ihr gekommen. Doch gerade als er ein brünstiges dumpfes Stöhnen ausstieß, raste ein erlösender Orgasmus durch ihren Unterleib und machte sie für Sekunden schwindlig.
Mit einem Ruck zog er sich aus ihr heraus.
»Sauberlecken!«
Mariella zögerte. Sie sollte …
»Eins, zwei, …«
Alarmiert drehte sie sich um und kniete vor ihm nieder. Lustschmerzen ja, die wollte sie ertragen, denn diese führten immer zu einem unvergesslichen, befreienden Höhepunkt. Aber wenn er zählte, wurde es gefährlich, hatte er ihr erklärt und sie glaubte ihm, dass seine Züchtigung oder welche Strafe auch immer ihm angemessen erschien, alles andere als lustbringend sein würde. Seinen Status als Dominus nahm er verdammt ernst. Zu ernst. Aber das hatte sie vorher nicht wissen können.
Gehorsam stülpte Mariella ihre Lippen über sein langsam erschlaffendes Glied und leckte es sauber. Was war schon dabei. Sein und ihr eigener Geruch schlugen ihr entgegen. Und doch, es machte ihr etwas aus, jetzt, da die Lust abebbte.
»Genug. Zieh mich an.«
Kaum waren Hose und Gürtel geschlossen, drehte er sich um und ging.
Mariella sah ihm hinterher. Noch prickelte ein wohliges Gefühl durch ihren Körper und sie fühlte sich sanft ermattet. Aber würde das immer so sein?
Stadtbummel
»Und du kommst ganz bestimmt mit Maria zurecht?«, fragte Giulia zum zweiten Mal.
»Aber ja, sie ist doch so ein liebes Kind«, erwiderte Ilaria, Lorenzos Tante lächelnd. »Nun geh schon, und mach dir einen schönen Nachmittag. Es wird Zeit, dass du wieder ein wenig unter jüngere Leute kommst und nicht immer nur uns Alte siehst.«
»Aber du bist doch nicht alt!«, protestierte Giulia vehement.
Weitere Einwände winkte Tante Ilaria mit einer energischen Geste ab.
Giulia gab ihrer Tochter einen Kuss auf die rosige Wange und strich mit den Finger durch das dünne lockige Haar. Die Kleine strampelte vergnügt. Ihre ganze Aufmerksamkeit galt der bunten Kette, die seit ein paar Tagen in Griffnähe über dem Kinderwagen hing.
Als Giulia aus dem Haus trat, traf sie die Hitze mit voller Wucht und sie fühlte, wie sich binnen weniger Sekunden Feuchtigkeit unter ihrem Kleid staute. In ihrem Auto war es nicht viel besser. Lorenzo hatte ihr ein kleines Fiat-Cabrio geschenkt, in dunklem Blau, mit Racing-Muster über den hinteren Kotflügeln. Aber natürlich hatte die Hitze auch vor dem Auto nicht Halt gemacht.
Giulia öffnete das Schiebedach, damit die Wärme entweichen konnte und drehte die Lüftung auf höchste Stufe. Dann fuhr sie los und nahm die Straße, die von Lucca Richtung Pistoia führte.
Zwei Wochen waren seit dem Treffen auf dem Moreno’schen Anwesen vergangen. Lorenzo hatte überraschend verkündet, dass sein Bruder ihn angerufen habe, ob sie ihre erfolgreiche Zusammenarbeit nicht fortsetzen sollten. Seine Zustimmung hatte Giulia Unbehagen bereitet. Wenn er nun abends von seinem Tag berichtete, hörte sich das so an, als wäre alles wieder wie früher. Nichts erinnerte an irgendwelche Unstimmigkeiten. Und nun hatte Mariella gestern angerufen und gefragt, ob Giulia nicht Lust hätte, sich mit ihr zu treffen und ihr Lucca zu zeigen.
Lucca zeigen? Verglichen mit Florenz, wo Giulia aufgewachsen war, war Lucca ein Provinznest, noch größer aber war der Kontrast zwischen Rom und Lucca. Was erwartete Mariella zu entdecken, was es in Rom nicht größer, älter und bedeutungsvoller gab?
Zum ersten Mal fuhr Giulia ganz alleine die kurvenreiche Strecke, die sich in die Weinberge hinauf schlängelte. Zuletzt die zwei Kilometer lange, schmale Allee, die durch den Park zur Villa führte. Kaum hatte sie vor der Treppe gehalten, öffnete sich die Tür, und Mariella schritt hinab, ganz Dame.
Giulia hatte für dieses Treffen extra ein zweiteiliges Kleid mit kurzärmeliger Jacke gewählt, das sie fraulicher und erwachsener wirken ließ. Aber gegen Mariella konnte sie damit trotzdem nicht bestehen. In ihrem Kostüm aus feinem Stoff wirkte sie für eine Sightseeing-Tour durch Lucca nicht nur sehr elegant – und ein wenig unnahbar –, sondern geradezu overdressed.
»Ein schnuckeliges Auto fährst du da«, begrüßte Mariella ihre Schwägerin, nachdem sie es sich mit schräg aneinander gelegten Beinen auf dem Beifahrersitz bequem gemacht hatte.
»Vielleicht ein bisschen klein«, entschuldigte sich Giulia und hasste sich im selben Moment dafür, dass sie sich rechtfertigte. Sie liebte ihr Auto und ein größeres hätte sie gar nicht haben wollen. Der kleine Fiat ließ sich gut fahren und sie hatte kaum Probleme, einen Parkplatz zu finden. Nur weil Mariella mit ihren langen Beinen und ihrer zur Schau getragenen Eleganz darin deplatziert wirkte, brauchte sie selbst sich doch davon nicht einschüchtern lassen und sich entschuldigen, dass ihr Auto nicht größer war! Warum nur fühlte sie sich in Gegenwart von Menschen, die selbstbewusst und bestimmend auftraten noch immer so entsetzlich unsicher? Sie war kein Teenager mehr. Sie war eine verheiratete Frau, eine gut verheiratete Frau, und Mutter war sie auch schon! Also reiß dich gefälligst zusammen und zeig, wer du bist!
»Was für ein toller Tag für einen Ausflug. Und nebenbei lernen wir uns ein bisschen besser kennen. Ich bin so froh, dass ich in meiner Nähe eine Schwägerin habe. Ich kenne doch sonst noch niemanden, und sich nur mit den Schwiegereltern zu treffen, ist auf die Dauer ziemlich öde. Es ist sehr lieb von dir, Giulia, dass du mir Lucca zeigst.«
Giulia lächelte zögerlich zurück. »Das Wesentliche hast du wahrscheinlich schon gesehen. Ich weiß nicht, ob ich dir wirklich etwas Neues bieten kann.«
»Oh doch, bestimmt. Ich kenne Lucca noch gar nicht.«
»Aber … wie … du warst noch nicht in der Stadt, seit du hier bist?«
»Nein, nur sehr kurz. Als Federico mich seinen Eltern vorgestellt hat. Es gab seither so viel zu tun. Es war einfach keine Zeit für mehr.«
Wirklich? Das hörte sich eigenartig an. Was machte Mariella den ganzen Tag über? Hatte Federico ihr erlaubt, das Innere des Hauses umzugestalten? Das konnte Giulia sich kaum vorstellen. Nun ja, sie würde später fragen, erst einmal galt es, sich langsam heranzutasten und herauszufinden, was für ein Mensch ihre Schwägerin überhaupt war.
Giulia drückte das Gaspedal durch, sobald sie die Allee verlassen hatten. Ein Ruck ging durch den Wagen, als hätte der Motor erst noch überlegen und tief Luft holen müssen. Dann schoss er über die schmale Straße Richtung Lucca davon.
Von Mariella kam keine Reaktion. Sie wirkte völlig entspannt.
»Hast du besondere Wünsche, was du sehen möchtest? Kultur oder Kaufhaus?«
Mariella schüttelte den Kopf und lachte. »Nein. Wenn du kannst, erzähl mir ein bisschen was über die Geschichte der Stadt. Damit ich mich nicht blamiere, falls wir mal Besuch haben, der sich für Sehenswürdigkeiten interessiert.« Sie lachte erneut. »Und dann zeig mir einfach mal, wo man in diesem Nest cool einkaufen kann und lass uns anschließend irgendwo einen Kaffee trinken gehen.«
»Okay. Let’s go«, erwiderte Giulia, von Mariellas heiterer Stimmung angesteckt und fuhr so schnell, dass sie mit Mühe den Wagen auf der kurvenreichen Strecke unter Kontrolle hatte. An einem Aussichtspunkt hielt sie an und stieg mit Mariella aus. Unter ihnen lag Lucca, im Schwemmlandgebiet des Flusses Serchio, der nördlich der Stadt in den Apenninen entsprang. Wie ein ausgebreitetes Bilderbuch zeugten die Dächer von der jahrhundertealten Entstehungszeit. Giulia wies ihre Schwägerin auf die abwechslungsreiche Vegetation hin, welche die Stadt umgab, deren rund achtzigtausend Einwohner ihr Auskommen in der Blumenzucht, Möbelproduktion und Landwirtschaft oder in der Herstellung von Tabakwaren, Papier, chemischen Erzeugnissen und Textilien fanden. Außerdem war die Stadt ein Markt- und Handelszentrum für Olivenöl, Gemüse und Wein.
»So klein ist es tatsächlich gar nicht. Die alten Paläste und die vielen schönen Plätze der Altstadt stammen aus dem Mittelalter und der Renaissance. Und da hinten«, Giulia streckte den Arm aus, um in die Richtung zu deuten, die sie meinte. »Da hinten, siehst du die Stadtmauer? Die ist so im 16. oder 17. Jahrhundert angelegt worden. Heute ist das eine Promenade für Fußgänger.«
Mariella hielt sich die Hand über die Augen, um die Sonne abzuschirmen. »Schaut nicht übel aus. Hast du eine Ahnung wie hoch die Stadtmauer ist? Von hier oben wirkt die gar nicht mal so klein.«
»Ähm, du kannst Fragen stellen!«
Mariella schmunzelte und Giulia musste lachen.
»Also, wenn ich mich recht erinnere, hat mein Onkel so was in der Art gesagt, die Stadtmauer sei um die zehn bis zwölf Meter hoch und dreißig Meter breit.«
»Beeindruckend. Dein Onkel kennt sich wohl aus. Ist er etwa Fremdenführer in Lucca?«
Giulia schüttelte den Kopf.
Für einen Augenblick geriet sie in Versuchung, Mariella ihre komplette Geschichte zu erzählen. Aber nein, das war bestimmt keine gute Idee. Sollte Federico nicht plaudern, so war es auf jeden Fall besser, Gras über diese Angelegenheit wachsen zu lassen. Bisher machte Mariella nicht den Eindruck, als ob sie wüsste, dass Giulia die Geliebte der Gemelli gewesen war. Und vielleicht wäre sie dann auch nicht mehr so nett, sondern eifersüchtig auf etwas, das glücklicherweise der Vergangenheit angehörte.
»Nein, Onkel Bruno ist kein Fremdenführer. Er interessiert sich nur für die Geschichte der Stadt und kennt sich ziemlich gut aus. Ich … habe eine Zeitlang für meinen Onkel gearbeitet. Er betreibt einen exklusiven Cateringservice.«
Die beiden Frauen stiegen wieder ein.
»Aha, hast du eine Ausbildung bei ihm gemacht?«
»Nein, nur ausgeholfen.« In letzter Sekunde fiel Giulia noch eine passende Ergänzung ein, die hoffentlich weiteres Nachfragen erübrigte: »Ferienjob.«
»Ah so.«
Scheinbar ging ihre Rechnung auf. Mariella stellte keine weitere Frage, sondern ließ ihre Augen über die variationsreiche Landschaft schweifen, die sich beidseits der Straße präsentierte.
Zehn Minuten später erreichten die beiden Frauen die Stadt. Geübt nahm Giulia eine Route bis zur Altstadt, bog mal links, mal rechts in den kleinen Straßen ab, und eroberte zuletzt mit ihrem kleinen Wagen problemlos eine enge Parklücke.
»Den Weg finde ich nie wieder. Du kennst dich hier gut aus, hm?«, fragte Mariella, während sie ausstiegen.
Giulia lachte. »Das sollte ich. Immerhin war ich mit meinen Eltern oft genug zu Besuch hier und nun lebe ich ja auch schon einige Monate in dieser Stadt.«
»Ach, du stammst gar nicht aus Lucca?«
»Nein, aber mein Onkel lebt hier mit seiner Familie.« Inklusive Tante Teresa, auf deren kühle Gesellschaft Giulia nur allzu gern verzichtete. Die wenigen Wochen, in denen sie in einer stickigen Kammer unter dem Dach geschlafen und in Gegenwart ihrer Tante permanent gespürt hatte, wie unerwünscht sie in deren Haus war – das reichte als unangenehme Erfahrung für ein ganzes Leben.
Mariella hängte sich bei Giulia ein, als wären sie schon seit langem beste Freundinnen. Giulia war gespannt, wie lange es ihre Schwägerin auf den hochhackigen Sandaletten aushalten würde, ehe sie über die teilweise grob gepflasterten Wege jammerte. Auch ohne diese hohen Absätze hätte sie Giulia um einige Zentimeter überragt.
»Und deine Eltern, wo leben die?«, fragte Mariella neugierig weiter.
»In Florenz. Ich habe meine ganze Kindheit in Florenz verbracht.«
»Eine sehr schöne Stadt. Ich war mal mit meinem Vater dort. Vermisst du Florenz?«
Giulia wiegte den Kopf hin und her. »Manchmal schon.« Das anfängliche Heimweh hatte inzwischen nachgelassen. Jetzt war sie hier zuhause, bei Lorenzo und ihrem Kind. Der einzige, der dieses wohlige Gefühl trüben könnte, war Federico.
Um vom Thema abzulenken deutete Giulia schnell auf ein paar interessante Fassadendetails, und Mariella blieb tatsächlich stehen, um ein wenig genauer hinzusehen. »Sieh nur …«
»Nicht übel, solange man in so einem alten Haus nicht wohnen muss. Da nagt der Zahn der Zeit dran. Und schau nur, die kleinen Fenster. Da drinnen ist es bestimmt ziemlich dunkel. Ob es darin auch spukt?«
Lachend stimmte Giulia ihr zu. »Wobei es auf das Gebäude ankommt. Der Palazzo unserer Schwiegereltern und die Landhäuser der Morenos sind ja auch schon recht alt, aber alles andere als dunkel und unheimlich.«
Mariella verdrehte die Augen. »Nicht so uralt, und vor allem renoviert. Über das Mobiliar kann man sich allerdings streiten. Bei einigen Möbelstücken kann ich nicht nachvollziehen, was Federico daran findet.«
Das mochte stimmen, denn die schönsten dieser antiken Möbel zierten nun ihre Wohnung in Tante Ilarias alter Landvilla, in der sich Giulia ausgesprochen wohl fühlte.
Sie bogen in eine kleine Gasse ab, an deren Ende sich ein weitläufiger Platz öffnete und den Blick auf die Fassade einer großen Kirche freigab.
»San Martino«, erklärte Giulia. »Die Kathedrale ist rund neunhundert Jahre alt.«
»Kann sich sehen lassen«, stellte Mariella fest und schaute den hohen Turm hinauf. »Erinnert mich ein bisschen an die Kathedrale von Pisa. Das hat damals bestimmt ein Schweinegeld gekostet. Und das arme Volk, das dafür spenden musste, hatte kaum Geld um das Notwendigste zum Leben zu kaufen.«
Giulia nickte zustimmend. Bei aller Pracht solcher Kirchen vergaß man oft, unter welchen Entbehrungen diese während ihrer Bauzeit entstanden waren.
»Willst du hinein gehen?«
Ihre Schwägerin winkte ab. »Danke, das mache ich ein andermal, heute muss das nicht sein. Da drin ist es bestimmt ziemlich kalt. Die Fassade mit den vielen Säulen sieht jedenfalls ganz schön imposant aus.«
Es gefiel Giulia, wie ihre Schwägerin dachte. Zwar ging Giulia dann und wann gerne in die Kirche, weil sie die Stille schätzte und sie innerlich gestärkt heraus kam. Aber man musste es ja nicht übertreiben und jede Kirche des Ortes in- und auswendig kennen.
»Was mich nur wundert«, überlegte Mariella mit gerunzelter Stirn, »der Ort war damals doch bestimmt viel kleiner als heute. Wieso hat man in Lucca einen gar so großen Dom gebaut?«
Giulia lächelte wissend. Sie sollte Onkel Bruno dankbar sein, dass er sie so oft mit Geschichtswissen gelangweilt hatte. Nun machte sich das nützlich.
»Weil die Geschichte Luccas sich durchaus mit der von Florenz und Rom messen kann«, entgegnete sie. »Zuerst lebten hier die Etrusker, später die Römer, die Langobarden und schließlich die Karolinger. Alle haben hier ihre Spuren hinterlassen. In Gebäuden, der Straßenführung und Kunstwerken. Und schließlich wurde Lucca eine freie Gemeinde. Ich glaube, dass war im zwölften Jahrhundert, und dann erlebte die Stadt eine wirtschaftliche Blütezeit, und so kam auch das Geld für den Dom zusammen. Sollen wir weiter gehen?«
»Ja, lass uns weiter schauen.«
Gemeinsam schritten sie eine Gasse entlang, die durch besonders sorgfältig restaurierte Fassaden bezauberte. Aber auch das eine oder andere Geschäft weckte Mariellas Interesse. Aufmerksam taxierte sie die Auslagen und Giulia war sich sicher, dass in Mariellas Kopf eine mentale Liste entstand: muss ich mir merken – gutes Sortiment – ist nicht interessant – kannst du vergessen – gut sortiert …
»Du bist eine prima Touristenführerin. Erzähl mir mehr über die Stadt.«
Huh, da gab es nicht mehr so viel. Giulias Repertoire war inzwischen weitgehend erschöpft. »Nun ja, die Stadt war ziemlich lange unabhängig. Erst als Napoleon die Stadt besetzte, war es vorbei damit. Ach ja, und später fiel Lucca dann an das Königreich Italien.«
»Aha. Wie so mancher andere kleine Stadtstaat.«
Einen Teil der Informationen hatte Giulia sich für diesen Tag auch extra angelesen. Vermutlich war das nicht von Belang und Mariella hatte keine so tiefgreifenden geschichtlichen Hintergründe erwartet. Schuld an Giulias persönlichem Ehrgeiz, gut vorbereitet zu sein, waren die Aufgaben, welche die Gemelli ihr als Teil eines erotischen Lehrer-Schülerin-Spiels auferlegt hatten. Sie hatte Geschichtsdaten auswendig lernen müssen und war von den beiden abgefragt worden, und für jeden Fehler hatte sie eine erotische Bestrafung erhalten. Irgendwie war das verpflichtende Gefühl hängen geblieben, sich für besondere Ereignisse vorzubereiten, wenn dies möglich war.
»Also, ich muss sagen. Die Geschäfte sind gar nicht so übel. Ich hab schon gedacht, hier findet man nichts zum Anziehen.« Mariella blieb vor einer Auslage stehen. »Aber in dieser Boutique würde ich vermutlich fündig.«
»Na ja, es ist natürlich keine Auswahl wie in Rom«, entgegnete Giulia augenzwinkernd.
»Ach so, du meinst, ich bin eine Römerin? Nein. Ich komme aus Milano. Na ja, das ist natürlich schon ein wenig größer als Lucca. Aber ehrlich, so wichtig ist das für mich nun auch wieder nicht. Mein Kleiderschrank ist ziemlich gut gefüllt, und überhaupt, es gibt Wichtigeres im Leben …«
»Das sehe ich auch so. Hauptsache, wir haben unsere große Liebe und unseren Lebensmittelpunkt gefunden, nicht wahr?«, ergänzte Giulia und meinte dies von ganzem Herzen so, wie sie es sagte. Nur ein paar Stunden, dann würde sie wieder in Lorenzos Armen liegen. Ach ja, sie vermisste ihn, auch wenn es vielleicht albern war. In ihrem Alter schwärmte man eigentlich nicht mehr, sie war schließlich kein Teenager mehr, und doch – sie schwärmte für ihren Mann. Zwar sahen sie sich jeden Abend und frühstückten jeden Morgen zusammen, ehe er das Haus verließ. Aber ihr Herz, es war so übervoll von Glück, dass sie genau in diesem Moment eine unstillbare Sehnsucht nach ihm quälte. Das war es wohl, was man die große Liebe nannte, die einen so ganz und gar ausfüllte. Wie wunderbar. Dieses Gefühl sollte niemals aufhören, auch wenn es sie innerlich fast verbrannte.
»Ja, genau. Unsere beiden Männer sind unser Lebenszentrum«, erwiderte Mariella.
Das klang ein wenig nüchtern, fand Giulia. Spielte ihre Schwägerin ihr vielleicht doch nur eine Zufriedenheit vor, die nicht echt war?
Ohne Eile schlenderten sie weiter, vorbei an weiteren Sehenswürdigkeiten wie den Kirchen San Michele, San Frediano und San Giovanni.
»Besteht Lucca denn nur aus Kirchen?«, stöhnte Mariella, nachdem sie zwei weitere Kirchen passiert und einige Minuten der Fassade gewidmet hatten.
»Das könnte man fast so sagen«, lachte Giulia. »Immerhin wird Lucca auch die Stadt der Hundert Kirchen genannt. Aber keine Sorge, wir werden uns nicht alle anschauen. Außer, du bestehst darauf.«
»Oh nein, das ist wirklich nicht nötig«, versicherte Mariella und mimte einen körperlichen Zusammenbruch.
»Nicht verzweifeln, wir kommen gleich zum absoluten Highlight von Lucca. Dann kannst du mitreden und bist für jede Art von Gästen gewappnet, ihnen etwas zeigen und erzählen zu können«, kündete Giulia ihre letzte und die ihrer Meinung nach bedeutsamste Sehenswürdigkeit an und hoffte, dass wenigstens diese Mariellas Begeisterung nochmal heben würde.
»Voilà, das römische Amphitheater aus dem zweiten Jahrhundert nach Christus. Die Tribüne bestand aus zwei Reihen und fünfundvierzig Arkaden. Oder waren es vierundfünfzig? Na egal, auf jeden Fall konnte so um die zehntausend Zuschauer fassen.«
Stirnrunzelnd schaute Mariella die alten Mauern hinauf. »Tatsächlich? Das sieht aber so gar nicht nach Amphitheater aus. Eher nach Einkaufsmeile.«
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