Kitabı oku: «Please love me», sayfa 6

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Kapitel 6

Nachdem ich Mia ins Bett gebracht hatte, nahm ich endlich die heiß ersehnte Dusche, die schon den ganzen Tag über ausstand. Das warme Wasser prasselte auf meinen Körper. Meine Muskeln entspannten sich und ich genoss die Wärme, die mich erfüllte. Ich hielt das Gesicht direkt unter die Brause und versuchte mein Denken einzustellen, was mir jedoch nicht so leicht gelang. Immer wieder schlichen sich eisblaue Augen in meinen Kopf.

Es schien als hätte sich Logans tiefblauer Blick in mein Gedächtnis gebrannt. Und das störte mich. Sehr sogar. Es brachte meine innere Welt komplett aus dem Gleichgewicht. Bisher war ich der festen Überzeugung gewesen, noch an Danny zu hängen, aber warum beherrschte dann jemand anderes meine Gedanken? Es war wirklich zum Verzweifeln.

Ich verstand es einfach nicht, wieso dachte ich ununterbrochen an meinen Lehrer? Eines stand jedenfalls fest, irgendetwas an Logan Black, und ich wusste nicht was, zog mich wie magisch an.

Es beflügelte und verwirrte mich zur gleichen Zeit. War ich denn psychisch durch all die Verluste, die ich erlitten hatte, zu einem solchen Wrack mutiert, dass ich mich zu dem nächstbesten Menschen hingezogen fühlte, der auch nur in irgendeiner Weise nett zu mir war? Immerhin mussten Lehrer sich für ihre Schüler interessieren, andernfalls hatten sie den falschen Beruf gewählt.

Die Frage, die mir daher nun im Kopf herumschwirrte; wie viel Interesse durfte ein Lehrer an seinen Schülern zeigen? Beinhaltete dieses gesunde Maß an Interesse, den Schülern ein Buch zu leihen, zusammen mit ihnen einen Club zu besuchen und sie anschließend bei sich übernachten zu lassen?

Wohl eher nicht. Logan war also ein großes Risiko für mich eingegangen. Doch warum tat er das? Es war zwar nichts Verbotenes zwischen uns passiert, allerdings hatte ich das Gefühl, dass dieser bizarre Umstand von heute Nacht an einer unsichtbaren Barriere rüttelte, die zwischen einem Schüler und seinem Lehrer herrschte.

Mein gesunder Menschenverstand dagegen versicherte mir, dass diese Vermutung völlig unbegründet und irrelevant war. In Logans Augen war ich nur eine Schülerin, wie jede andere. Noch ein Kind. Er konnte in mir unmöglich eine erwachsene Frau sehen, denn allein das Wissen, dass ich seine Schülerin war, erschuf eine gewisse Distanz.

Das Buch hatte er mir womöglich nur aus reiner Höflichkeit gegeben und da er wusste, dass Lukas mein Bruder war, hatte er sich wohl dazu verpflichtet gefühlt, mich mit nach Hause zu nehmen und sich um mich zu kümmern. Das Ganze war ihm mit Sicherheit genauso unangenehm wie mir. Wären da nur nicht dieses Kribbeln und das Herzklopfen, das ich in seiner Nähe verspürte.

Resigniert stellte ich das Wasser der Dusche ab, nahm mein Handtuch und stellte mich vor den Spiegel. Noch immer lagen meine dunklen Augen in tiefen Höhlen und mein Gewicht war nach wie vor mehr als besorgniserregend. Allerdings hatte sich etwas in meinem Blick geändert. Er war nicht mehr ganz so abgestumpft, wie noch vor einer Woche. Ich entdeckte eine gewisse Stärke in meinen Augen. Stärke, die ich für meinen Dad, Lukas und vor allem für Mia aufbringen musste. Wenn ich mich weiterhin so hängen ließ, würde ich ihnen nur noch mehr Sorgen bereiten, als sie ohnehin schon ertragen mussten.

Auch wenn sie es nicht so offen zur Schau stellten oder selten darüber sprachen, kämpften Dad und Lukas täglich mit dem Verlust meiner Mom, ich konnte es in ihren Augen sehen. Wo würde es hinführen, wenn sie sich nun auch noch ernsthafte Gedanken um mich machen mussten? Ich wagte es nicht so weit zu denken.

Ich musste nun stark sein, für meinen Bruder Lukas, der Mom genauso sehr geliebt hatte wie ich, der ihr ständig und jeden Tag irgendwelche unmöglichen Witze erzählt hatte, nur um sie zu ärgern, weil er wusste, wie wenig sie diese Scherze mochte. Ich musste stark sein für meinen Dad, der nach achtundzwanzig Jahren Ehe seine beste Freundin und die Liebe seines Lebens verloren hatte. Doch vor allem musste ich stark sein für meine kleine Schwester Mia, die gerade mal vier Jahre mit ihrer Mutter erleben durfte und nun eine der wichtigsten Bezugspersonen ihres Lebens verloren hatte. Ich musste irgendwie aus diesem Tief herausfinden und zurück ins Leben kehren. Es gab so viele Menschen, die mich liebten und brauchten, ich konnte sie nicht im Stich lassen. Das Schwierige daran war nur, wenn man einmal in dieses schwarze Loch geblickt hatte, fand man nicht mehr so einfach heraus.

Ich schloss die Augen und rief mir Moms warmes Lächeln in Erinnerung, ihre sanften Gesichtszüge und ihre beruhigende Art. Augenblicklich ließ der Schmerz meinen Magen krampfen und Übelkeit stieg in mir auf.

»Ich vermisse dich so sehr, Mom«, flüsterte ich und die Tränen bahnten sich einen Weg über mein Gesicht. Ich war noch nicht bereit an sie zu denken, geschweige denn über sie zu reden. Der Schmerz über ihren Verlust saß noch zu tief.

Schnell versuchte ich das Bild von ihr zu verdrängen und begab mich in mein Zimmer, um mich mit Logans Roman abzulenken. Doch mein Blick fiel plötzlich auf den grauen Pullover, der über meinem Stuhl hing. Mit einigen Schritten hatte ich das Zimmer durchquert, nahm ihn und streifte ihn mir über. Sofort umfing mich der Duft von Logans herbem Aftershave. Der Pullover fühlte sich weich auf meiner Haut an und gab mir absurder Weise ein gewisses Gefühl von Halt. Ich kuschelte mich in mein Bett. Dann griff ich nach dem Roman von Jane Austen, den Logan mir gegeben hatte und begann zu lesen.

Gähnend trottete ich hinter Poppy zur ersten Stunde her. Ich hatte die halbe Nacht mit Lesen verbracht und der Schlafmangel forderte nun seinen Tribut.

»Sag mal, warst du heute Nacht auf irgendeiner geheimen Party und hast mir nicht Bescheid gesagt oder warum siehst du aus, als hättest du vor der Schule einen durchgezogen?«, Poppy musterte mich über ihre Schulter hinweg. Die grauen Haare hingen ihr heute in geringelten Löckchen über die Schulter.

»Nein. Es war nur ein Lesemarathon«, warf ich ein und unterdrückte ein erneutes Gähnen.

»Wie langweilig«, brummte Poppy und wandte sich wieder nach vorn. Doch dann schien ihr offenbar etwas eingefallen zu sein, denn sie drehte sich wieder grinsend zu mir um.

»Und ich dachte schon du hättest letzten Samstag noch einen superheißen Typen kennen gelernt und die ganze Nacht wilden Sex gehabt.«

Sofort schoss mir das Blut in die Wangen und meine Hände verkrampften sich. Poppy hatte mich noch nicht darauf angesprochen, wo ich denn nun letzte Samstagnacht verbracht hatte. Ich wusste jedoch, dass mir diese Inquisition noch bevorstand und ich besaß keinen Schimmer, wie viel ich ihr erzählen sollte. Ob ich ihr überhaupt etwas von dieser merkwürdigen Nacht erzählen sollte.

Ich spürte noch immer Poppys wachsamen Blick auf mir, doch Gott sei Dank hakte sie nicht weiter nach, was wohl daran lag, das Timmy gerade zu uns stieß.

»Salut mes amis«, begrüßte er uns gut gelaunt und erkundigte sich sogleich nach unserem Wochenende. Während Poppy von ihrer Wette mit Lukas berichtete, schlenderten wir gemeinsam durch die Flure und ich betete inständig, dass das Gesprächsthema nicht schon wieder auf mein mysteriöses Verschwinden von Samstagnacht fallen würde.

Wir bogen gerade um die Ecke, als ich mit jemandem zusammenstieß. Ich blickte auf, direkt in Logans eisblaue Augen. Mein Herz schlug sofort schneller und sein plötzlicher Anblick raubte mir den Atem. Diese Art von Aufeinandertreffen schien für uns wohl zur Gewohnheit zu werden.

»Ähm… Hi«, kam es über meine Lippen und im nächsten Moment fühlte ich mich wie der größte Idiot auf Erden. Hatte ich meinen Lehrer wirklich gerade mit einem Hi begrüßt? Noch bescheuerter konnte man sich wohl wirklich nicht verhalten. Doch Logan dagegen schien sich über meine Reaktion zu amüsieren, denn er verzog seine Lippen zu diesem schiefen Lächeln, das mein Herz sofort höher schlagen ließ.

Im Augenwinkel sah ich, dass Poppy und Timmy stehen blieben und uns interessiert beobachteten.

»Guten Morgen, Drea«, seine Stimme klang kraftvoll und ruhig. Natürlich schien ihn nicht das Geringste aus der Bahn zu werfen. Das Grinsen auf seinem Gesicht schwand und machte einem freundlichen Lächeln Platz, mit dem er nun auch Poppy und Timmy grüßte.

Höflich wie er war, trat er ein Stück zur Seite, um mich vorbei zu lassen. Beschämt darüber, dass mich seine Anwesenheit mal wieder derart aus der Fassung brachte, senkte ich den Blick und ging mit einem gemurmelten Dankeschön an ihm vorbei. Mein Puls schlug auf Hochtouren und meine Wangen hatten wohl sehr wahrscheinlich die Farbe einer Tomate.

Es machte mich rasend, dass ich meine Gefühle in seiner Nähe nicht unter Kontrolle hatte. Erst recht verärgerte es mich, dass ich überhaupt etwas in seiner Gegenwart empfand! Ich verstand diese Empfindungen ja nicht einmal. Wie sollte ich dann mit ihnen umgehen?

Genervt schüttelte ich diese Gedanken ab und konzentrierte mich auf Poppy und Timmy, die mich nun aufmerksam musterten. Poppy fand als Erste ihre Sprache wieder.

»Timmy?«, ohne ihn anzusehen, streckte sie auffordernd ihre Hand aus. Ihr Gesicht drückte pure Schadenfreude aus.

»Verdammt«, Timmy verzog grimmig das Gesicht, griff in seine Hosentasche und zog einen Dollarschein heraus. Ein triumphierender Ausdruck breitete sich auf Poppys Gesicht aus.

»Hier, du hast gewonnen. Sie steht tatsächlich auf ihn«, Timmy sah traurig seinem Geld hinterher, während Poppy es sich mit einem diabolischen Grinsen einsteckte.

»Du wolltest mir ja nicht glauben, du bist selbst schuld.«

»Und du bist ein kleiner Teufel, Poppy. Weißt du das?«, Timmy verschränkte die Arme vor der Brust und seine Gesichtszüge wurden noch dunkler.

»Ich bin allwissend, Timmy«, Poppy genoss sichtlich ihren Sieg. »Merk dir das.«

Timmy wollte gerade zur Widerrede ansetzen, als ich registrierte, was sich soeben zwischen den beiden abgespielt hatte.

»Moment mal,« warf ich entrüstet ein. »Habt ihr etwa eine Wette über mich abgeschlossen?«, mir fiel die Kinnlade herunter und entsetzt starrte ich die beiden an, die mich offenbar erst jetzt zur Kenntnis nahmen. Poppy grinste böse. Timmy dagegen schien zumindest ein bisschen Reue zu zeigen, denn er blickte schuldbewusst zur Seite und kratzte sich verlegen am Hinterkopf.

»Jetzt hab dich mal nicht so. Du weißt, dass wir ständig irgendwelche Wetten abschließen«, verteidigte sich Poppy und schulterte ihren Rucksack, als das Klingeln zur ersten Stunde ertönte. Ich konnte es einfach nicht fassen, dass meine Freunde eine Wette darüber abgeschlossen hatten, ob ich auf meinen Lehrer stand.

Eigentlich hätte es mich nicht überraschen sollen. Wie Poppy bereits sagte, schlossen sie und Timmy schlossen andauernd und über alles Mögliche irgendwelche absurden Wetten ab. Doch dass es dieses Mal um mich ging, war definitiv zu viel des Guten. Auch noch um dieses eine Thema, das mich selbst zutiefst verwirrte.

»Nur fürs Protokoll: Ich stehe nicht auf meinen Lehrer. Und ihr werdet keine weiteren Wetten mehr über mich abschließen, okay?« Ich funkelte die beiden wütend an. Für einige Augenblicke lang starrten sie mich einfach nur stumm an, als würde ich chinesisch sprechen.

Dann bemerkte ich, wie Poppy versuchte ihr glucksendes Lachen zu unterdrücken und ohne ein weiteres Wort ging sie an mir vorbei. Auch Timmys Mundwinkel verzogen sich verdächtig weit nach oben, als er Poppy folgte.

»Oh Mann, und wie du Recht hattest, Poppy«, er schüttelte den Kopf.

»Ich habs’ dir doch gesagt, ich bin allwissend«, trällerte Poppy, während sie mir einen belustigten Blick über die Schulter zuwarf.

»Fünf Dollar, dass sie beim nächsten Mal, wenn sie ihn sieht, wieder knallrot wird.«

»Bin dabei«, hörte ich Timmy sagen. Fassungslos blickte ich den beiden nach. Sie waren unmöglich.

Mit einem mulmigen Bauchgefühl folgte ich Poppy zur nächsten Unterrichtsstunde. Englisch. Bei Mr Black. Mit jedem weiteren Schritt, den ich in Richtung seines Klassenraums trat, wurde ich nervöser.

Ich dachte darüber nach, wie ich mich verhalten sollte. Darüber hinaus war ich mir ziemlich sicher, dass noch keiner meiner Mitschüler jemals bei ihm zuhause gewesen war. Keiner von ihnen war von Logan höchstpersönlich nach Hause gefahren worden. Keiner von ihnen besaß einen seiner Pullover, der so gut nach ihm roch. Keiner war im Besitz seiner Jane Austen Ausgabe von Verstand und Gefühl. Nein, all das war nur mir passiert. Und mit einem Mal wurde mir bewusst, dass ich womöglich mehr über ihn wusste, als alle anderen seiner Schüler. Für viele Schüler war ein Lehrer einfach nur ein Lehrer. Sie betrachteten ihn nicht als Mensch mit Gefühlen, der ebenso ein Leben führte, wie jeder andere auch.

Für viele Schüler war ein Lehrer lediglich eine Autoritätsperson, deren Befehle sie Gehorsam und Folge zu leisten hatten und der ihnen Lernstoff bis zum Umfallen rein drückte.

Es gab Schwarz und es gab Weiß. Das eine war der Lehrer, das andere der Schüler. Und genau hier lag mein Problem. Wenn ich nicht aufpasste, würde die Grenze zwischen Schwarz und Weiß verschwimmen. Ich musste unbedingt versuchen, die Distanz aufrecht zu erhalten, denn ich befürchtete, dass ich andernfalls Logan so richtig zu mögen begann. Und das wäre alles andere als gut. Es wäre eine Katastrophe.

»Drea?«, eine bekannte Stimme riss mich aus meinen Überlegungen und ich drehte mich in die Richtung, aus der ich meinen Namen gehört hatte. Danny stand vor mir und blickte mich aus seinen schokoladenbraunen Augen an.

»Ich ähm … Könnten wir uns vielleicht kurz unterhalten?«, fragte er und seine dunklen Augen wanderten unruhig rüber zu Poppy. Sie hatte jedoch noch keine Notiz von ihm genommen und diskutierte gerade noch mit Timmy über ein französisches Schimpfwort. Ja, Poppy konnte einem trotz ihrer Größe gehörig Angst einjagen.

Ich richtete meine Aufmerksamkeit auf Danny und spürte Unbehagen in mir. Ich wollte eigentlich nichts mehr mit ihm zu tun haben, zumindest vorübergehend nicht. Zwar schmerzte sein Verlust nicht mehr so sehr wie zu Beginn, doch die Tatsache, dass mit dem Beziehungsaus auch unsere vorherige Freundschaft zu Ende war, verletzte mich noch. Denn ich hatte Danny so vieles anvertraut, Dinge über meine Vergangenheit, Dinge über mich, die nur er wusste …

Allerdings war ich zu neugierig, um ihm einfach die kalte Schulter zu zeigen. Was er wohl von mir wollte? Plötzlich kam mir ein erschreckender Gedanke. Was wenn er Logan gestern in dem Mercedes doch erkannt hatte und mich nun zur Rede stellen wollte? Das Herz rutschte mir in die Hose und jede Faser meines Körpers verspannte sich. Ich musste in Erfahrung bringen, worüber Danny mit mir sprechen wollte. Also nickte ich und wir entfernten uns ein paar Schritte von den anderen.

»Was willst du Danny?«, ich verschränkte die Arme vor der Brust und bemühte mich um eine möglichst ausdruckslose Mimik. Wenn Danny wirklich nichts gesehen hatte, so wollte ich mir nichts anmerken lassen. Er steckte die Hände in die Hosentaschen und blickte hinab auf seine Schuhspitze, mit der er auf dem Boden herum trat. Als er wieder aufsah, lag ein gekränkter Ausdruck in seinen Augen.

»Ich habe dich gesehen. Gestern.« Er schaute mich forschend an und wartete offenbar auf irgendeine Reaktion meinerseits. Ich spürte wie mein Herzschlag sich beschleunigte. Hatte er Logan gesehen?

»Ich weiß nicht, wovon du sprichst«, erneut bemühte ich mich um einen möglichst gelassenen Tonfall und hob lässig die Brauen.

»Ach komm schon, Drea. Du hast mit irgendeinem Typen in diesem Mercedes gesessen«, half er meinen Erinnerungen verärgert auf die Sprünge. »Ich weiß, dass du mich auch gesehen hast, also jetzt tu nicht so«, aus irgendeinem Grund schien ihn das furchtbar aufzuregen. Er machte eindeutig einen verärgerten Eindruck. Doch aus welchem Grund? Er hatte mit mir Schluss gemacht, also durfte es ihn nicht mehr interessieren, was ich mit wem in meiner Freizeit tat.

»Und wenn schon. Ich wüsste nicht, was dich das angeht«, konterte ich und wich seinem verärgerten Blick aus.

»Ich habe dich versucht anzurufen, aber du bist nicht rangegangen«, er fuhr unbeirrt fort. Seine Stimme klang vorwurfsvoll und erneut fragte ich mich, weshalb er sich derart benahm. Schließlich hatte er kein Recht dazu. Genervt rollte ich mit den Augen.

»Ich gehe seit genau zwölf Wochen nicht mehr an mein Handy, wenn dein Name auf dem Bildschirm erscheint. Nur für den Fall, dass es dir entgangen sein sollte«, erwiderte ich spitz. Dannys Augen verdunkelten sich und Wut verzerrte sein Gesicht.

»Wer war der Typ im Auto?«, er spie mir die Worte regelrecht entgegen. Doch während sich Dannys Zorn durch mein Schweigen nur noch mehr zu steigern schien, fiel mir unterdessen ein Stein vom Herzen.

Danny hatte Logan nicht erkannt.

»War das etwa dein Neuer?«, Dannys Hände ballten sich an seinen Seiten zu Fäusten, sodass die Knochen bereits weiß hervortraten. Warum zum Teufel regte er sich so sehr darüber auf? Er war derjenige, der Schluss gemacht hatte. Er hatte selbst gesagt, dass er mich nicht mehr genug liebte, also konnte es unmöglich Eifersucht sein, die ihn da gerade ritt.

Oder etwa doch?

»Was regst du dich so sehr auf? Wir sind nicht mehr zusammen und jetzt lass mich in Ruhe«, für mich war das Gespräch hiermit beendet. Das, was ich hatte in Erfahrung bringen wollen, wusste ich nun. Danny ahnte nichts von Logan. Und dabei sollte es auch bleiben. Ich wollte nicht mehr mit Danny reden. Sein Verhalten brachte mich nur durcheinander. Ich dachte, er würde mich nicht mehr lieben, weshalb also benahm er sich dann wie ein eifersüchtiger Macho?

Was auch immer Danny ritt, es war etwas, worüber ich jetzt nicht nachdenken wollte, die Schule war nicht der richtige Ort dafür.

Als ich im Begriff war, mich zum Gehen zu wenden, spürte ich, wie Danny mein Handgelenk ergriff und mich zurückhielt. Überrascht drehte ich mich noch einmal zu ihm um und erkannte, dass seine Augen vor Zorn nur so glühten.

»Es geht mich durchaus etwas an«, der Griff um mein Handgelenk verstärkte sich, wurde fordernder, sodass es beinahe schon schmerzte. Es war mir unmöglich, mich von seinem Griff zu lösen.

»Danny«, ich blickte ihn warnend an. »Lass mich sofort los.«

Einige Sekunden lang starrten wir uns herausfordernd an, bis jemand hinter mir die Stille durchschnitt.

»Gibt es ein Problem?« Die Stimme war rau und zugleich von solcher Härte, dass sich selbst mir die Nackenhaare aufstellten. Dannys Augen glitten über meine Schulter und hefteten sich auf die Person hinter mir. Blitzartig ließ er von mir ab und ich drehte mich herum.

Noch bevor ich in seine eisblauen Augen blickte, ahnte ich, wer sich hinter mir befand. Er stand so dicht bei mir, dass es mir den Atem raubte und ich kaum merklich zusammenzuckte. Sein Gesichtsausdruck wirkte wie immer undurchdringlich. Bei genauerem Betrachten jedoch, erkannte ich einen merkwürdig kalten Ausdruck in seinem Blick, den ich noch nie zuvor bei ihm gesehen hatte. Und er war direkt auf Danny gerichtet.

»Nein, Mr Black. Alles in Ordnung«, stotterte Danny hinter mir. Am liebsten hätte ich ihm einen letzten, boshaften Blick zugeworfen, aber ich schaffte es nicht, mich von Logan abzuwenden.

Logans Augen hingen noch einige Sekunden lang mahnend auf Danny und instinktiv wusste ich, wie unwohl Danny sich gerade fühlen musste. Logans kühler Blick durchdrang die Luft wie eine unausgesprochene Drohung und wirkte verdammt einschüchternd, selbst auf mich. In seinen Augen schien ein blauer Sturm zu toben, der sein Gegenüber im Bruchteil einer Sekunde zu Eis gefrieren ließ.

Schließlich wandte Logan sich von Danny ab und sah stattdessen zu mir. Ich erkannte, wie sich seine Gesichtszüge unmerklich aufklärten und der Sturm in seinen Augen abebbte.

»Drea? Ist sicher alles in Ordnung?«, der Ausdruck in seinem Gesicht wirkte beinahe schon sanft, was kurz innehalten ließ. Ich holte tief Luft und nickte leicht.

»Ja, alles okay … Mr Black«, um ein Haar hätte ich ihn Logan genannt. Ich spürte wie meine Wangen sich färbten und beschämt sah ich zu Boden. Ich musste meine Gefühle schleunigst unter Kontrolle bekommen, bevor noch jemand Verdacht schöpfte.

Logan nickte und drehte sich dann zu den restlichen Schülern um, die das Schauspiel aufmerksam beobachtet hatten. Ich musste an das letzte Mal denken, als alle Aufmerksamkeit auf mich gerichtet war und Madison mich derart niedergemacht hatte. Heute schien sie es zum Glück nicht für nötig zu halten, sich einzumischen. Der Denkzettel in Form von Nachsitzen, den Logan ihr verpasst hatte, schien wohl seine Wirkung nicht verfehlt zu haben.

Immer noch starrten mich einige Schüler an und tuschelten sich etwas ins Ohr. Offenbar war ich innerhalb einer Woche zum Gesprächsthema Nummer eins der Schule geworden. Das gefiel mir ganz und gar nicht. Ich war keines dieser Mädchen, wie Madison, die sich nach der Aufmerksamkeit anderer sehnten und immer im Mittelpunkt stehen wollten.

Ich fühlte mich wohler, wenn ich unbemerkt und unsichtbar blieb. Mit gesenktem Kopf folgte ich den anderen in den Klassenraum und vermied die Blicke meiner Mitschüler, insbesondere den Dannys. Nur bei Poppy, deren Augen ich immer wieder auf mir spürte, hob ich den Blick. Sie schenkte mir ein mitfühlendes Lächeln und drückte unter dem Tisch kurz meine Hand. Ich entspannte mich etwas, konnte mich jedoch nicht mehr auf den Unterricht konzentrieren und betrachtete stattdessen die kleinen Regentropfen, die an der Scheibe herabliefen.

Als es endlich klingelte, sprang ich auf und verstaute schnellstmöglich meine Bücher in der Tasche. Ich wollte nur noch hier raus. Weg von Danny, weg von dem Getuschel meiner Mitschüler und weg von…

»Drea? Würden Sie bitte noch für eine Minute hier bleiben?«

Die Stimme hallte durch den Raum. Logan.

»Natürlich, ja«, erwiderte ich mit krächzender Stimme und trat widerwillig nach vorn zu seinem Pult. Der Rest des Kurses verließ langsam, schleppend den Raum. Meine Nervosität unterdrückend, krallte ich meine Hände in die Jacke, die ich mir über den Arm geworfen hatte und wartete ungeduldig, bis alle in ihre Pause gegangen waren. Die letzte, die zur Tür hinaus ging, war Poppy.

Als ich zu ihr rüber sah, umspielte ein wissendes Grinsen ihre Lippen. Sie würdigte mich jedoch keines Blickes mehr und schloss die Tür hinter sich. Stille erfüllte den Raum und ich fühlte, wie sich Spannung in der Luft aufbaute. Ich wagte kaum zu Logan zu schauen, wusste jedoch, dass es keinen Sinn hatte, ihn zu ignorieren.

»Du hast gestern etwas bei mir vergessen«, hörte ich ihn sagen. Ich sah auf, als er mir meine Tasche entgegenstreckte. Natürlich, ich hatte die Tasche mitsamt meinem Handy und Geldbeutel bei ihm liegen lassen. Das hatte ich völlig vergessen.

»Oh ja. Daran habe ich gar nicht mehr gedacht«, ich nahm sie entgegen. »Danke schön.«

Plötzlich hatte ich das Gefühl eines Déjà-vus. Ich fühlte ich mich an unsere erste Begegnung zurückerinnert, mit dem einzigen Unterschied dass es an diesem Tag meine Ausgabe von Sturmhöhe gewesen war, die er mir zurückgegeben hatte. Bei dieser Erinnerung schlich sich unwillkürlich ein Lächeln auf meine Lippen.

Er erwiderte es.

Mein Herz begann zu flattern.

Ich musste hier raus.

Schleunigst wandte ich mich zum Gehen, da ich annahm, die Tasche war der einzige Grund, weshalb er mich hatte sprechen wollen. Doch er hielt mich noch einmal zurück.

»Drea?«

Ich blieb stehen und sah ihn über die Schulter hinweg an. Logan ging um den Pult herum und lehnte sich lässig dagegen. Ein Kribbeln breitete sich in meiner Magengegend aus, während mich seine Augen musterten.

»Ja?«, meine Stimme klang mehr wie ein Piepsen und ich räusperte mich.

»Geht es dir denn gut?«, fragend sah er mich an. »Ich meine wegen dem Vorfall vor dem Unterricht.«

»Oh, wegen Danny«, entgegnete ich und sah zu Boden. Sollte ich ihm davon erzählen, dass Danny mich mit ihm gesehen hatte und sich deshalb so aufgeführt hatte? Schließlich hatte Logan ja auch etwas mit der Sache zu tun. Ich mochte mir gar nicht ausmalen, was passiert wäre, hätte Danny Logan erkannt.

Ich konnte es ihm nicht verschweigen.

»Ehrlich gesagt, hat Danny mich gestern in deinem Auto gesehen, als du mich nach Hause gefahren hast.«

Logan verschränkte die Arme vor der Brust und kniff aufmerksam die Augen zusammen, doch sein Blick wirkte nach wie vor undurchdringlich. Wenn ihn meine Nachricht beunruhigte, so ließ er sich nichts anmerken.

»Er hat sich vorhin nur so benommen, weil er eifersüchtig war. Aber du musst dir keine Sorgen darüber machen, er weiß nicht, dass es dein Wagen war«, als die Worte raus waren, fühlte ich mich sogleich besser. »Er hat dich nicht erkannt.«

»Ich verstehe«, erwiderte Logan lediglich. Er senkte seinen Blick, als würde er nachdenken. Doch gleich darauf klärte sich seine Sicht wieder und er ging um das Pult herum, um seine Tasche zu packen.

»Ich hoffe, Sie konnten ihren Freund beruhigen«, Logan sah nicht einmal auf, als er mit mir sprach. Stattdessen widmete er sich unbeirrt seinen Unterlagen, die er in die Tasche gleiten ließ.

Mit einem Mal wirkte er wieder distanziert und unerreichbar, die Intensität in seinem Ausdruck war verschwunden und vor mir stand nicht mehr Logan, sondern Mr Black. Ich hatte plötzlich das dringende Bedürfnis, ihm zu erklären, dass es sich bei Danny gar nicht um meinen Freund handelte. Ich wusste nicht weshalb, aber etwas tief in meinem Innern zwang mich förmlich dazu, ihm zu widersprechen.

»Danny ist nicht mein Freund. Wir waren einmal ein Paar, aber das ist vorbei. Ich bin … mit niemandem zusammen.«

Logan hielt mitten in der Bewegung inne und auch ich erstarrte plötzlich. Meine Worte hatten sich nicht wie eine Berichtigung angehört. Sie klangen mehr wie eine Botschaft, als wollte ich Logan klar machen, dass ich zu niemandem gehörte, dass ich frei war… dass ich zu haben war. Logans Augen richteten sich unverwandt auf mich.

Er sog scharf die Luft ein und mit einem Mal war die distanzierte Maske wie weggeflogen. Ich erwiderte den Blick aus seinen eisblauen Augen, die zu glühen begannen und wusste instinktiv, dass er wieder einmal dasselbe gedacht hatte wie ich; welche Schülerin klärte ihren Lehrer schon ungefragt über ihren Beziehungsstatus auf? Mit diesem einfachen Satz hatte ich ihm gerade mehr oder weniger zu verstehen gegeben, dass ich ihn attraktiv fand.

Meine Wangen färbten sich Rosa und Spannung lag wie ein unsichtbares Feld zwischen uns in der Luft. Mein Atem kam nur noch stoßweise und ich bekam weiche Knie. Ich konnte den Blick nicht von ihm abwenden. Einige Sekunden lang sahen wir uns einfach nur an und ich war mir absolut sicher, dass auch er das Prickeln, das in der Luft lag, spüren musste.

Es konnte gar nicht anders sein.

Völlig unerwartet musste ich darüber nachdenken, wie es wohl wäre, ihn zu küssen, seine Lippen auf meinen zu spüren. Sofort schämte ich mich für diese Gedanken, doch ich konnte sie nicht mehr beeinflussen. Logan richtete sich gerade zur vollen Größe auf und öffnete die Lippen, als wollte er etwas sagen. Sicher um diesen peinlichen und gleichzeitig intimen Moment zu beenden. Doch bevor er das tun konnte, unterbrach ich im nächsten Moment unseren Blickkontakt und verließ fluchtartig den Raum.

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