Kitabı oku: «Please love me», sayfa 7

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Kapitel 7

Ich ignorierte Poppys Rufe hinter mir und durchquerte mit schnellen Schritten die Schulflure. Als ich durch die schweren Türen der Aula nach draußen trat, bekam ich endlich wieder Luft und stellte mich unter den kleinen Dachvorsprung des Eingangs, um mich vor dem Regen zu schützen. Wie immer hatte ich die komplette Zeit in Logans Klassenraum das Gefühl gehabt, nicht mehr richtig atmen zu können. Mein Herz hatte wie verrückt geklopft und meine Hände regelrecht gezittert.

Es war zu spät. Ich konnte mir nichts mehr vormachen. Ich fühlte mich unweigerlich zu Logan Black, meinem Lehrer, hingezogen. Ich konnte mich nicht dagegen wehren. Wenn ich ihn ansah, verlor ich mich in den Tiefen seiner Augen und meine Gefühle begannen verrückt zu spielen. Wie sollte ich diese Reaktion bloß ignorieren? Es war schier unmöglich. Noch nie zuvor hatte ich so heftig auf jemanden reagiert.

Mir diese Empfindungen endlich einzugestehen, statt die ganze Zeit gegen sie anzukämpfen, war auf gewisse Art und Weise befreiend und beängstigend zugleich. Denn ich musste der Tatsache ins Auge blicken und mir in Erinnerung rufen, dass aus diesen Gefühlen niemals etwas entstehen durfte. Logan war mein Lehrer. Zwar sprachen viele seiner Taten eine andere Sprache und ich konnte mir nicht vorstellen, dass er diese starke Anziehung wenige Augenblicke zuvor in seinem Klassenzimmer nicht auch gespürt hatte, doch selbst wenn, was sollte er schon an einem achtzehnjährigen Mädchen finden? Sicherlich war Logan sehr viel älter als ich, was bedeutete, dass ich mir diese Schwärmerei schleunigst aus dem Kopf schlagen musste. Mal ganz abgesehen davon, dass er neuerdings ein Freund meines Bruders zu sein schien und gleichzeitig mein Lehrer war, was es nahezu unmöglich machte, ihm aus dem Weg zu gehen.

Einerseits waren da diese Momente, in denen ich tatsächlich das Gefühl hatte, dass Logan ähnlich empfand. Beispielsweise, als wir uns zum ersten Mal begegnet waren und er mir anschließend meinen Roman zurückgegeben hatte. Manchmal, aber nur ganz kurz, da tauchte so ein Ausdruck in seinen Augen auf.

Andererseits aber war es gut möglich, dass ich mir all das nur einbildete.

Doch schlussendlich war es egal, wie ich es drehte und wendete, Logan Black war mein Lehrer und ich musste dieser Schwärmerei ein Ende setzen.

Ich hörte, wie die Tür hinter mir geöffnet wurde und fuhr erschrocken herum. Hinter mir stand Poppy. Sie bedachte mich mit einem forschenden Blick. Für kurze Zeit schauten wir uns einfach nur an und es kam mir vor, als würde sie meine Gedanken lesen. Es fühlte sich an, als bestand zwischen uns ein unsichtbares Band, über das wir ohne Worte kommunizieren konnten. Langsam trat sie näher und gesellte sich zu mir. Ihre Augen ruhten einige Sekunden lang in der Ferne und gemeinsam genossen wir die Melodie des prasselnden Regens, der die Erde mit Wasser tränkte.

Jeder von uns hing seinen eigenen Gedanken nach und dennoch genossen wir die Anwesenheit des anderen, genossen es, nicht alleine zu sein. Das Wissen, dass es jemanden gab, der immer für einen da war, war unbezahlbar. Ich wusste, dass ich niemals eine bessere Freundin als Poppy finden würde. Zwar war Poppy manchmal etwas durchgeknallt und nicht ganz bei Sinnen, aber gerade diese verrückten Eigenschaften und ihr aufgewecktes Wesen machten sie so einzigartig.

Ich spürte, dass sie mich wieder ansah und erwiderte ihren Blick. Ein Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus. Es war dieses Lächeln, das sie immer zeigte, wenn sie mal wieder eine völlig irre Idee hatte oder etwas ausheckte. Meine Vermutung bestätigte sich, als sie einige Schritte nach vorn ging, raus aus dem Schutz des Dachvorsprungs und hinein in den Regen.

»Poppy? Was machst du da?«, rief ich, als sie sich einige Meter von mir entfernt hatte. »Komm zurück, es regnet in Strömen!«

Doch Poppy ignorierte meine Rufe und lief weiter hinaus. Plötzlich drehte sie sich zu mir um und das Grinsen auf ihrem Gesicht wurde breiter.

»Ich weiß.«

Die Regentropfen begannen langsam aber sicher ihre Kleidung zu durchnässen. Ihre grauen Locken lösten sich nach und nach und die nassen Strähnen klebten an ihren Wangen. Und dann, einfach so, begann sie zu tanzen. Sie streckte die Hände aus und begann sich im Regen zu drehen, sprang in Pfützen und hüpfte auf und ab wie ein kleines Kind.

Ihre Augen leuchteten und das Lächeln auf ihren Lippen wurde immer breiter, während der Regen sie komplett durchnässte. Die Kleider hafteten ihr auf der Haut und die nassen Strähnen wirbelten um ihren Kopf.

Im ersten Moment dachte ich, dass sie völlig den Verstand verloren hatte und starrte sie an, als wäre sie von einer anderen Welt. Vielleicht war sie das auch. Doch nach einigen Sekunden sah ich es. Ich bemerkte den glücklichen Ausdruck auf ihrem Gesicht, den Spaß den sie dabei empfand. Poppy ließ los, sie war einfach nur sie selbst. Dieses Bild von ihr würde ich niemals vergessen. Sie wirkte so unendlich glücklich und unbeschwert. Es war wunderschön anzusehen.

Ich schüttelte den Kopf und konnte nicht glauben, was ich im nächsten Augenblick tat. Ich trat einen Schritt unter dem Dachvorsprung hervor und hob mein Gesicht. In den Himmel blickend genoss ich die Freiheit, die mich völlig unerwartet überkam. Einige Tropfen verfingen sich in meinen Wimpern und ich schloss die Augen, spürte wie der Regen nach und nach auch meine Haare und Kleidung durchnässte. Das Gefühl der kalten Regentropfen auf meiner Haut hatte etwas Befreiendes an sich. Sie vertrieben meine Grübeleien mit einem Schlag. Stattdessen breitete sich etwas anderes in mir aus.

Vollkommene Schwerelosigkeit.

Ich fühlte mich so frei und leicht wie ein Vogel, der durch die Lüfte schwebte oder wie die Regentropfen, die in diesem Moment von dem wolkenbehangenen, grauen Himmel rieselten.

Und dann begann auch ich mich im Regen zu drehen, tanzte und stimmte in Poppys lautes Lachen mit ein. Meine Haare flogen um meinen Kopf, Regentropfen rannen von meinen Strähnen herab und schwirrten durch die Luft. Die Kleider klebten mir wie eine zweite Haut am Leib.

Seit langer Zeit hatte ich mich nicht mehr so unbeschwert gefühlt, so federleicht. Mein Lachen wurde lauter und Poppy griff nach meinen nassen Fingern.

Hand in Hand tanzten wir gemeinsam durch den Regen, sprangen in die Pfützen, sodass das Wasser um uns herum aufspritzte und unsere Schuhe durchnässte. Wir benahmen uns wie Kleinkinder und ich konnte gar nicht mehr aufhören zu lachen. Ich lachte so sehr, dass mir der Bauch weh tat. In diesem Moment empfand ich solche Glücksgefühle, wie ich sie schon seit Ewigkeiten nicht mehr erlebt hatte.

Nach unserem albernen Regentanz schwänzten Poppy und ich die restlichen Stunden und fuhren zu mir nach Hause. Nacheinander nahm jeder von uns beiden eine heiße Dusche, um unsere eingefrorenen Gliedmaßen wieder aufzutauen. Ich lieh Poppy frische Kleidung und zusammen kuschelten wir uns aufs Sofa, um einen Film anzuschauen.

Natürlich fiel die Wahl wie immer auf Iron Man. Wenngleich ich Marvel nicht viel abgewinnen konnte, Poppy war süchtig nach diesen Filmen. Sie futterte fast die ganze Schüssel Popcorn alleine auf und ich fragte mich, wo sie die ganzen Kalorien nur hin steckte. Niemand konnte so viel essen wie Poppy. Genauso war es mit dem Alkohol. Sie konnte alles Mögliche in sich hineinstopfen und nahm nicht zu.

Als der Film endlich ein Ende fand, schaltete ich erleichtert den Fernseher ab, während Poppy sich noch eine Weile darüber aufregte, dass ihre Eltern sie zwangen übers Wochenende nach Neah Bay zu ihren Großeltern zu fahren. Neah Bay war eine kleine Hafenstadt im Nordwesten Washingtons. Es war von dieser Sorte Kaff, wo jeder jeden kannte.

Also hielt sich Poppys Begeisterung auch dementsprechend in Grenzen. Nachdem wir noch ein wenig über alltägliche Dinge geplaudert hatten, nahm ihr Gesicht einen ernsteren Ausdruck an und sie sah mich ruhig aus ihren klaren, braunen Augen an. Sofort wusste ich, dass sie nun das Thema zur Sprache bringen würde, über das ich am allerwenigsten reden wollte.

»Drea«, setzte sie an und rückte ein Stück näher. »Ich weiß, dass du letzten Samstag nicht bei irgendeiner Freundin geschlafen hast und ich weiß auch, dass ein gewisser Englischlehrer mit in dem Club war. Mir ist nicht entgangen, wie du vorhin aus seinem Klassenraum geflüchtet bist. Ich kann eins und eins zusammenzählen«, sie hielt kurz inne und legte ihre Hand auf meine. Ich senkte den Blick, da ich nicht wusste, wie ich reagieren sollte.

»Es ist okay, wenn du nicht darüber reden möchtest. Aber du sollst wissen, dass du mir alles erzählen kannst. Ich bin immer für dich da. Jederzeit.«

Ihre einfühlsamen Worte beruhigten mich sofort und ich erwiderte ihr warmes Lächeln. Sie drängte mich also nicht dazu, über letzten Samstag zu reden. Das rechnete ich ihr hoch an. Zwar klang das so ganz und gar nicht nach dem kleinen, naseweisen Wirbelsturm namens Poppy, doch wenn ich absolut nicht über etwas sprechen wollte, hatte sie Verständnis dafür. Ich wusste auch gar nicht, was ich ihr sagen sollte. Ich verstand diese ganze Situation ja selbst nicht einmal. Meine Reaktion auf Logan Black war mir ein Rätsel.

»Danke Poppy, das bedeutet mir viel«, ich drückte ihre Hand.

»Ich bin eben die Beste«, sie zuckte nur mit den Schultern, schnappte sich wieder die Schüssel mit dem Popcorn und stopfte sich eine weitere Handvoll in den Mund. Ja, Poppy war wirklich die Beste.

»Hm, da wäre aber noch etwas, Drea«, brachte sie zwischen zwei Bissen hervor. »Du würdest es mir ja sagen, wenn Mr Black genauso gut küsst, wie er aussieht, oder?«, das altbekannte Grinsen breitete sich auf ihrem Gesicht aus. Und da war sie wieder, die alte Poppy. Ich rollte mit den Augen und griff nach dem nächstbesten Kissen, welches ich ihr direkt ins Gesicht donnerte. Poppys Kichern wurde durch das Kissen erstickt und auch ich konnte mir ein Grinsen nicht mehr verkneifen.

»Du bist unmöglich, weißt du das?«, lachend schüttelte ich den Kopf. Poppy stand grinsend auf und fegte sich ein paar Krümel von der Hose. Ich erhob mich ebenfalls und brachte sie noch zur Tür. Bevor sie allerdings hinausging, drehte sie sich nochmal zu mir um.

»Timmy und ich gehen heute Abend ins Barney’s. Wenn du Lust hast mitzukommen, dann holen wir dich so gegen sieben Uhr ab.«

Das Barney’s war eine Art Café für Jugendliche, der angesagteste Treffpunkt für Leute in unserem Alter. Der perfekte Ort, um mit Freunden abzuhängen, einen kleinen Happen zu essen und über die neusten Gerüchte zu quatschen. Vor dem Unfall meiner Mom vor zwölf Wochen hatte ich mich dort beinahe jeden Abend mit Poppy, Timmy und Danny getroffen.

War ich denn schon bereit dazu, wieder ins Barney’s zu gehen? Ich würde den anderen aus meiner Schule begegnen, womöglich auch Danny. Auf ihn hatte ich am allerwenigsten Lust. Ich war verunsichert. Einerseits würde mir etwas Ablenkung nicht schaden, um mich von meinen ständigen Grübeleien über Logan Black abzubringen und um etwas Zeit mit meinen Freunden verbringen zu können.

Andererseits hatte ich dadurch wieder dieses merkwürdige Gefühl, als würde ich zu meinen alten Normen zurückkehren und den Tod meiner Mom verleugnen. Ich konnte doch nicht einfach ganz normal weiter machen, als hätte es den Unfall nie gegeben, als hätte es Mom nie gegeben... Das konnte ich nicht.

»Ich weiß nicht…«, unschlüssig sah ich auf meine Füße.

»Wie du magst, überleg es dir. Wir würden uns wirklich freuen, wenn du mal wieder mitkommst.«

Poppy verabschiedet sich mit einem Lächeln und ich schloss die Tür hinter ihr. Als sie wegfuhr trottete ich nach oben in mein Zimmer und wusste nicht so recht, was ich mit mir anstellen sollte. Ich warf einen Blick auf die Uhr. Es war kurz nach drei. Also beschloss ich für Dad und Lukas schon einmal etwas zu kochen. Ich machte mich an die Arbeit und stellte das Gericht anschließend kalt.

Ich schloss gerade die Tür des Kühlschranks, als ich das gedämpfte Vibrieren meines Handys wahrnahm. Ich hatte es völlig vergessen. Noch immer befand es sich in meiner Tasche, die Logan mir heute zurückgegeben hatte. Ich kramte das Gerät heraus und erschrak. Ich hatte sechzehn Anrufe in Abwesenheit. Allerdings waren sie noch von gestern, als ich bei Logan gewesen war und niemand gewusst hatte, wo ich mich aufhielt. Die Anrufe waren hauptsächlich von Dad, ein paar von Lukas und Poppy und … Danny.

Weshalb hatte er versucht mich gestern anzurufen? Plötzlich erinnerte ich mich daran, dass er heute Morgen etwas in der Richtung erwähnt hatte. Und tatsächlich, er hatte es insgesamt drei Mal auf meinem Handy versucht. Wieso tat er das? Ich verstand Danny einfach nicht. Er hatte die Beziehung mit der Begründung beendet, dass er mich nicht mehr lieben würde. Nach dem Tod meiner Mom hatte er mir zwar immer mal wieder geschrieben und versucht mich anzurufen, doch ich hatte auf keinen seiner Kontaktversuche reagiert.

Ich kam nicht dahinter, was er damit bezweckte. Vielleicht versuchte er ja unsere Freundschaft aufrechtzuerhalten? Aber selbst wenn das seine Beweggründe waren, so war es doch selbstverständlich, dass man nach einer Trennung erst einmal etwas Abstand brauchte, oder nicht? Wie auch immer, Danny konnte mir gestohlen bleiben.

Ich löschte seine Anrufe und checkte die SMS, die eben eingegangen war. Sie war von Poppy. In der Nachricht stand, dass sie mein Nicht-Bescheid-sagen als Zusage wertete und mich mit Timmy heute Abend um sieben abholen würde. Natürlich hätte ich absagen können, aber aus irgendeinem Grund tat ich es nicht. Ich hatte heute Morgen so viel Spaß mit Poppy gehabt, ihre Nähe tat mir gut und ich wollte nicht, dass dieser Tag schon zu Ende war.

Also gab ich ihr mein okay und wollte mich gerade nach oben begeben, als ich das Umdrehen eines Schlüssels vernahm. Dad und Lukas kamen von der Arbeit nach Hause. Anstatt nach oben zu gehen, begrüßte ich die beiden und beschloss gemeinsam mit ihnen eine Kleinigkeit zu essen.

»Wo ist eigentlich Mia?«, fragte ich, als mir auffiel, dass Dad ohne sie gekommen war.

»Sie ist nach dem Kindergarten noch mit zu Lucy nach Hause. Ich hole sie später dort ab«, erwiderte Dad, als er seine Post öffnete.

»Ich gehe heute Abend mit Poppy und Timmy ins Barney’s.«

Dad hielt mitten in der Bewegung inne und sah mich erstaunt an.

»Das ist eine wunderbare Idee, Drea«, sein Gesichtsausdruck hellte sich sofort auf und mit einem Mal schien er viel fröhlicher als zuvor.

Nach dem Essen ging ich nach oben und machte mich fertig. Zwischenzeitlich vernahm ich Dads Wagen im Hof starten, wahrscheinlich um Mia bei ihrer Freundin abzuholen. Kurz darauf hörte ich draußen auch schon das vertraute Hupen von Timmys Wagen. Ich schnappte mir meine Tasche und eilte die Treppe herunter zur Haustür.

»Viel Spaß«, rief mir Lukas noch von der Küche zu, bevor ich das Haus verließ und durch den Regen zu Timmys blauen Chevrolet sprintete. Ich ließ mich auf die Rückbank sinken und begrüßte die beiden. Sie drehten sich zu mir herum. Auf Poppys Gesicht lag wie immer ein Grinsen. Timmy dagegen musterte mich grimmig und griff daraufhin in seine Hosentasche. Er zog ein paar Dollarscheine hervor und klatschte sie in Poppys Hand.

»Ich habe doch gesagt, dass sie mitkommt«, Poppy kicherte, während sie das Geld in ihrem Portemonnaie verstaute. Ich schnaubte verärgert. Das durfte doch nicht wahr sein. Schon wieder hatten sie über mich gewettet.

»Leute«, seufzend hob ich die Hände. »Was soll das? Ich habe euch gesagt, dass ihr damit aufhören sollt. Keine weiteren Wetten mehr über mich.«

Timmy ignorierte meine Einwände und startete den Wagen, während Poppy nur vor sich hin grinste und irgendwelche Muster an die beschlagenen Scheiben malte.

Ich lehnte mich zurück in den Sitz und horchte nur mit halbem Ohr bei Poppys und Timmys Diskussionen zu. Nach einigen Minuten Fahrt kam der Wagen endlich zum Stehen. Ich schnappte mir meine Tasche und stieg aus. Als Poppy ebenfalls aus dem Wagen herauskletterte, fiel mein Blick auf die Scheibe der Beifahrerseite, wo sie zuvor noch kleine Muster gemalt hatte. Doch erst jetzt erkannte ich, was sie wirklich gezeichnet hatte.

D + L

Verärgert schüttelte ich den Kopf. Poppy benahm sich manchmal wirklich wie im Kindergarten. Ich ließ meinen Blick über den Parkplatz schweifen. Wie es das Schicksal wollte, stand dort Dannys Auto, einige Parkplätze von unserem entfernt. Dieser Abend versprach ja heiter zu werden. Warum war ich nicht doch lieber zuhause geblieben? Ich atmete tief ein und wieder aus, dann folgte ich Poppy und Timmy zum Eingang, der aus einer schweren Glastür bestand. Drinnen stieg mir sofort der Duft von Kaffee und Essen in die Nase.

Direkt gegenüber der Tür befand sich die Theke mit einigen Barhockern, die mit einem bereits abgewetzten, roten Leder überzogen waren. Links um die Kurve war der Sitzbereich. Überall im Raum verteilt standen kleine Tische, die ebenfalls von roten Ledersofas und Sesseln gesäumt wurden.

Die Wände waren mit einer warmen, weinroten Tapete überzogen, die perfekt mit dem dunklen Dielenboden harmonierte. Das Licht der alten Kronleuchter, die von oben herabhingen, war gedimmt und sorgte für eine gemütliche Atmosphäre. Am Ende des Raumes führten zwei Stufen nach oben in einen kleinen Bereich, wo zwei Billardtische und einige Spielautomaten für Beschäftigung und Spaß sorgten.

Das Ambiente des Barney’s hatte mir schon immer besonders gut gefallen. Das in die Jahre gekommene Café wirkte durch seinen antiken Stil zwar sehr altertümlich und doch zog es uns Jugendliche wie magisch an.

Danny hatte sich meistens in der Nähe der Billardtische herumgetrieben. Doch jetzt entdeckte ich ihn mit einigen unserer Mitschüler hinten in einer Ecke. Madison und eine ihrer Freundinnen saßen ebenfalls bei ihm am Tisch. Seit wann verstand er sich denn so gut mit ihr? Noch vor zwölf Wochen hatten sie kaum etwas miteinander zu tun gehabt.

Danny hob den Kopf, ebenso wie einige anderen, offenbar hatten sie die Türklingel läuten gehört. Seine schokoladenbraunen Augen sahen auf und trafen direkt auf meine. Etwas flackerte in seinem Blick auf und mein Herz hüpfte kurz. Sofort sah ich weg und folgte Poppy und Timmy zu unserem Stammtisch, der meiner Meinung nach leider nicht weit genug von Danny entfernt sein konnte.

Ich ließ mich neben Poppy auf die durchgesessene, rote Ledercouch sinken, während Timmy den Sessel zu Poppys Rechten in Beschlag nahm. Es war eigentlich wie immer. Nur, dass diesmal Poppy diejenige war, neben der ich saß und nicht Danny. Es war ein merkwürdiges Gefühl, als würde ein Teil von uns fehlen. Aber mit diesen Veränderungen würde ich mich abfinden müssen.

Wir hatten kaum unsere Jacken ausgezogen, als auch schon Barney, der Inhaber des Cafés, mit einem breiten Lächeln an unseren Tisch geschlendert kam. Wie immer trug er eins seiner karierten Flanellhemden und eine weiße Schürze, unter der sich sein Bierbauch hervor wölbte. Sein immer schütter werdendes Haar kam mir um einiges grauer vor, als noch vor zwölf Wochen.

»Na wen haben wir denn da? Du lässt dich also auch mal wieder blicken?«, Barney klopfte mir liebevoll auf den Rücken und grinste mich über die Ränder seiner Brille hinweg an.

»Ich wusste, dass die Sehnsucht dich früher oder später wieder hierher verschlägt«, seine Lippen verzogen sich zu einem Schmunzeln. Schon als ich zum ersten Mal hier gewesen war, hatte ich Barney sofort ins Herz geschlossen. Er war ein lustiger und sympathischer, älterer Mann, der tief in seinem Innern jung geblieben war. Immer mal wieder erlaubte er sich einen Scherz mit uns jüngeren. Vielleicht war es auch Barneys hippe und lockere Art, die diesen Ort wie einen Zauber umgab und uns anlockte.

»Vergraul sie nicht gleich wieder, Barney. Ich musste sie zwingen mitzukommen«, erwiderte Poppy trocken, während sie kurz von ihrem Handy aufsah. Barney lachte leise, als er auch schon seinen Notizblock zückte.

»Was darf’s denn sein? Wie immer?«, er warf einen kurzen Blick in die Runde.

»Was denn sonst?«, Timmy grinste und Barney kritzelte etwas auf seinen Block, bevor er auch schon wieder hinter der Theke verschwunden war.

»Schreibst du mit meinem Bruder?«, fragte ich Poppy kurze Zeit später, da ich bemerkte, dass sie mit einem breiten Grinsen auf den Bildschirm ihres Handys starrte.

»Was?«, erschrocken sah sie hoch. »Unsinn!«

Sie lachte nervös und legte ihr Handy beiseite. Timmy hob eine Braue und warf mir einen vielsagenden Blick zu. Das Grinsen auf Poppys Gesicht war eindeutig gewesen.

»Fünf Dollar, dass sie mit Lukas geschrieben hat«, warf Timmy ein und studierte die neue Speisekarte, die auf dem Tisch lag.

»Hey! Ich bin deine Wettpartnerin!«, empört richtete Poppy ihre dunklen Augen auf Timmy und bewarf ihn mit den Erdnüssen, die auf dem Tisch in kleinen Schälchen standen. Nun ja, zumindest das hatte sich nicht verändert. Als Barney kurze Zeit später mit drei Colas und einem Behälter Nachos mit Käsesoße an unseren Tisch zurückkehrte, konnten Poppy und Timmy kaum an sich halten. Sie benahmen sich wie zwei ausgehungerte Tiere.

»Barney, ich liebe dich, ehrlich«, erwiderte Poppy und stopfte sich gleich zwei Nachos auf einmal in den Mund. Barneys Nachos waren aber auch wirklich lecker. Er bereitete sie selbst nach einem alten Familienrezept zu, das er für nichts und niemandem verriet.

»Ach Poppy, leider bist du mir etwas zu jung, sonst würde ich dich sofort heiraten«, theatralisch legte er sich eine Hand auf die Brust.

»So jung ist sie gar nicht mehr. Graue Haare hat sie jedenfalls schon mal«, gluckste Timmy belustigt zwischen zwei Bissen und erntete dafür eine weitere Erdnuss aus Poppys Richtung. Ich schmunzelte innerlich und griff ebenfalls nach einem Nacho. Barney ging zurück zur Theke und ließ mich mit Poppys und Timmys Futterneid alleine zurück. Es war jedes Mal dasselbe, wenn es ums Essen ging. Als fast alles aufgegessen war, stritten Poppy und Timmy sich wieder einmal darum, wer den letzten verbliebenen Nacho bekam. Nach einer ellenlangen Diskussion und Handgemenge der beiden, entschied ich mich, ihrem Streit ein Ende zu bereiten.

Entgeistert sahen Poppy und Timmy zuerst auf die leere Schüssel, dann auf mich.

»Was denn?«, unschuldig blickte ich die beiden an. »Wenn sich Zwei streiten, freut sich der Dritte«, rechtfertigte ich mich. Poppy verzog das Gesicht und diesmal war ich diejenige, die eine fliegende Erdnuss von ihr erntete.

»Ich bereue es jetzt schon, sie mitgenommen zu haben«, brummte sie.

»Ganz deiner Meinung«, pflichtete Timmy ihr bei und nippte an seiner Cola. Grinsend griff ich ebenfalls nach meinem Glas. Gerade als ich einen Schluck trinken wollte, erschien Danny wie aus dem Nichts vor mir. Ich verschluckte mich beinahe und sah ihn erstaunt an.

»Hey, Drea.«

Noch ehe ich etwas sagen konnte, ergriff Poppy das Wort.

»Danny, was willst du?«, fauchte sie neben mir und starrte ihn böse an.

»Ich darf ja wohl noch mit ihr reden«, wütend erwiderte er ihren Blick. In diesem Moment begriff ich, dass irgendetwas mit den beiden nicht stimmte. Letztens in der Schule schon waren sie so seltsam miteinander umgegangen. Weshalb verhielten sie sich derart feindselig? Ich konnte mir nicht vorstellen, dass Dannys Beziehungsaus der einzige Grund für ihren Hass aufeinander war. Da musste noch irgendetwas anderes vorgefallen sein. Nicht einmal ich hatte einen solchen Zorn auf Danny, wie er sich nun in Poppys Augen widerspiegelte. Danny richtete seine Aufmerksamkeit nun wieder auf mich und sofort nahm sein Gesicht sanftere Züge an.

»Kann ich mich setzen?«, fragte er und nahm ohne meine Antwort abzuwarten, auf dem Sessel neben mir Platz. Jetzt waren wir alle wieder zusammen, wie früher. Eigentlich sollte ich mich wohl fühlen und mich freuen, doch ich tat es nicht. Unbehagen machte sich in mir breit. Ich fühlte mich nicht mehr wohl in seiner Nähe. Seltsamerweise wünschte ich mir sogar, er würde einfach wieder verschwinden.

»Was soll das Danny?«, ich hatte es satt, ständig mit ihm reden zu müssen. Ich wollte endlich etwas Abstand zu ihm gewinnen. Abstand, den er mir einfach nicht gewillt war zu geben. Und so kam es, dass ich meinem Ärger schlicht und ergreifend Luft machen musste, die Worte purzelten nur so aus mir heraus.

»Du hast Schluss gemacht und jetzt suchst du wieder den Kontakt zu mir? Was erwartest du? Dass ich sofort darüber hinweg bin und wir wieder beste Freunde werden?«, ich schüttelte den Kopf, während ich mit dem Strohhalm energisch die Eiswürfel in meiner Cola umrührte.

»Hör zu«, begann Danny und suchte meinen Blick. »Können wir das vielleicht woanders besprechen?«, er warf einen Seitenblick auf Poppy, die ihn mit unverhohlener Abscheu musterte.

»Nein, können wir nicht. Sag, was du zu sagen hast oder lass es.«

Es war mir egal, ob Poppy und Timmy diesem Gespräch beiwohnten. Im Gegenteil, es war mir sogar lieber, unter keinen Umständen wollte ich alleine mit Danny sein. Er seufzte und kratzte sich am Hinterkopf.

»Na schön. Ich…«, er schien nach den richtigen Worten zu suchen und ließ seinen Blick durch den Raum gleiten, als wäre die Antwort dort irgendwo versteckt.

»Ich habe einen Fehler begangen… Ich vermisse dich so sehr«, er senkte den Blick, bevor er fortfuhr. »Ich will dich zurück, Drea.«

Für ein paar Sekunden fehlte mir die Sprache. Mir stockte regelrecht der Atem, während mein Herz sich zu überschlagen schien. Unsicherheit breitete sich in mir aus und ich konnte kaum glauben, was er gerade gesagt hatte. Natürlich war mir der Gedanke, dass Danny es womöglich bereute, Schluss gemacht zu haben, in den letzten Tagen schon öfter gekommen.

Es würde jedenfalls sein merkwürdiges Verhalten erklären, die ständigen Anrufe, die Eifersucht, als er mich in Logans Wagen gesehen hatte. Doch es war nur eine vage Vermutung gewesen und niemals hätte ich damit gerechnet, dass sich diese Vermutung bestätigen würde. Noch vor ein paar Wochen hätte ich mir nichts sehnlicher gewünscht, als Danny zurück zu bekommen, hatte mich nach seiner Nähe und den vertrauten schokoladenbraunen Augen gesehnt.

Aber jetzt? Wie dachte ich jetzt darüber? Ich mochte Danny noch immer sehr. Das Ende einer zweijährigen Beziehung steckte man nicht so leicht weg. Das tat niemand. Viele Erinnerungen und Erlebnisse waren mit einer solchen Beziehung verbunden, gute sowie auch schlechte. Die Frage jedoch war, ob ich es noch einmal mit ihm versuchen wollte?

Noch während ich darüber nachdachte, merkte ich, dass ich es mir nicht mehr vorstellen konnte, wieder mit Danny zusammen zu sein. Ich hatte nicht die leiseste Ahnung, woher diese Einstellung rührte. Vielleicht lag es an meinen noch unergründeten Gefühle, die ich für Logan Black hegte oder aber schlicht und ergreifend daran, dass ich mich mit dem Gedanken abgefunden hatte, dass es zwischen Danny und mir vorbei war.

Und als ich nun in Dannys dunkle Augen sah, überkam mich plötzlich das Gefühl, als wäre nun ich diejenige, die sein Herz brach.

»Danny…«, ich öffnete den Mund und wollte etwas sagen, aber es kam kein Ton über meine Lippen. Mir fehlten die Worte.

»Nein Drea«, Poppy hinter mir ergriff das Wort. Sie schäumte nur so vor Wut. »Lass dich bloß nicht wieder auf ihn ein! Er hat dich hintergangen«, zischte sie zornerfüllt.

Poppys Aussage überraschte mich.

Er hat dich hintergangen.

Was wusste Poppy, das ich nicht wusste? Mich beschlich immer mehr das Gefühl, dass sie etwas vor mir verheimlichte.

»Was meinst du damit?«, fragte ich spitz und beäugte sie argwöhnisch.

Es musste eindeutig mehr hinter Poppys Hass auf Danny stecken. Was war zwischen den beiden nur vorgefallen, das sie mir verschwieg?

Poppys wich meinem Blick schuldbewusst aus. Also spähte ich auffordernd zu Danny rüber. Auch aus seinem Gesicht war alle Farbe gewichen war. Er sah aus, als hätte er ein Gespenst gesehen. Selbst Timmy konnte mir nicht in die Augen sehen. Mit einem Mal fühlte ich mich wie der letzte Idiot. Offenbar wussten alle Bescheid.

Nur ich wusste nichts.

»Okay Leute, was ist hier los?«, Wut schwang in meiner Stimme mit und ein ungutes Gefühl braute sich in meinem Innern zusammen.

»Gott, jetzt spuckt es doch einfach aus. Sie hat ein Recht darauf, es zu erfahren«, Madison Lively tauchte hinter Danny auf. Mit verschränkten Armen kam sie hinter ihm zum Stehen und hob eine ihrer perfekt gezupften Augenbrauen. Missbilligend starrte sie auf mich nieder. Was zum Henker hatte jetzt auch noch Madison damit zu tun? Verwirrt begegnete ich ihrem Blick und ließ dann meine Augen durch die Reihe wandern, bis sie an Poppy hängen blieben.

»Poppy?«, versuchte ich es erneut, wobei meine Stimme beinahe schon einen flehenden Tonfall annahm. Poppy räusperte sich und richtete ihren trotzigen Blick auf Danny.

»Ich denke, das sollte er dir erklären.«

»Da gibt es gar nichts zu erklären«, schoss Danny hervor und erdolchte Poppy mit einem Blick.

»Na schön, dann sag ich es ihr eben«, Madison seufzte und richtete ihren stechenden Blick direkt auf mich. »Dein toller Freund hier«, sie deutete mit dem Finger auf Danny, der mit einem Mal leichenblass wurde, »hat nur mit dir Schluss gemacht, weil du ihn nicht rangelassen hast. So jetzt ist es raus«, ein gehässiges Lächeln huschte über ihre Züge, als sie sich abwandte.

»Ach und übrigens, du hast was verpasst, er hat es echt drauf«, mit einem boshaften Grinsen wandte sie sich ab und ging zu ihren Freunden zurück, die das ganze Geschehen offenbar gespannt verfolgt hatten. Eine ganze Weile saß ich da und starrte auf den Fleck, an dem Madison eben noch gestanden hatte. Erst dann registrierte ich den Sinn ihrer Worte. Ich fühlte ein Stechen in meiner Brust. Schmerz übermannte mein Inneres, lähmte mich und ich hatte das Gefühl keine Luft mehr zu bekommen.

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