Kitabı oku: «Die Jutta saugt nicht mehr & Voll von der Rolle», sayfa 6

Yazı tipi:

Mein längstes Gespräch mit einem Kunden hatte mal sage und schreibe eine Dreiviertelstunde gedauert, das war ganz schön teuer gewesen. Ich legte es jedenfalls nie darauf an, die Gesprächszeit künstlich in die Länge zu ziehen, das war bei uns verpönt.

»Was ist bei dir denn besonders schmutzig?«, raunte ich, um herauszufinden, was er wollte.

»Zuerst die Fenster«, gab er einsilbig zurück.

Na gut, dann also der Klassiker: Ich erzählte ihm, dass ich nur einen Schlüpfer und einen Kittel trug, dann weiter, wie ich das Fenster einschäumte, wie ich mich dabei über und über bekleckerte und mein Kittel dadurch transparent wurde, wie mein Kittel beim Recken hochrutschte und meinen Hintern freilegte, und dass es mir so furchtbar peinlich war, weil mich von draußen alle sehen konnten, wie ich da mit meinem nassen, durchsichtigen Kittel …

Sein Atem ging mittlerweile schwer, und er keuchte: »Fußboden!«

Also ging ich brav auf die Knie und schrubbte hingebungsvoll den Boden, reckte den Hintern in die Höhe und entledigte mich auf seine Ansage hin meines Schlüpfers, damit es noch ein wenig sexier für ihn wurde.

»Los, mehr Wasser«, stöhnte er, »der Holzboden muss ganz sauber werden …«

»Moment mal«, hörte ich mich zu meiner eigenen Verblüffung antworten, »bei Holzboden ist zu viel Wasser aber überhaupt nicht gut. Wenn das Wasser in die Ritzen läuft, kann der Boden aufquellen.«

Das Keuchen von GroßerLümmel69 verstummte wie abgeschnitten.

Himmel, dachte ich entsetzt, wenn ich jemals einen Kunden abgetörnt hatte, dann jetzt.

»Wie bist du blöde Nuss denn drauf?«, pöbelte er los. »Die Ritzen im Fußboden sind mir scheißegal! Deine dämliche Ritze interessiert mich!« Er schnaubte höhnisch. »Hat mich interessiert, sollte ich wohl besser sagen.«

Na holla, was für ein charmanter Kerl! Zum Glück erlebte ich die humorbefreiten und respektlosen Typen unter unseren Kunden normalerweise so gut wie nie. Konnte ich gut drauf verzichten.

»Ich will mein Geld zurück, hast du verstanden? So eine Frechheit! Ich will sofort deinen Chef sprechen!«, blökte es weiter in mein Ohr.

»Das ist leider technisch nicht möglich«, erwiderte ich so würdevoll, wie es mir möglich war. »Aber ich sorge dafür, dass Sie Ihr Geld zurückerhalten.«

»Das will ich auch schwer hoffen! Ansonsten macht ihr Bekanntschaft mit meinem Anwalt.«

Zack, legte er auf.

Ich loggte mich aus, dann atmete ich erst einmal tief durch. Die Drohung nahm ich nicht ernst, denn die wenigsten suchten derartige Öffentlichkeit, wenn es um Anrufe bei einer Sexhotline ging. Aber er hatte recht damit, dass ich ihn um sein Vergnügen gebracht hatte.

Also machte ich mich auf zu meinem Chef.

Dennis würde nachvollziehen können, um welchen Kunden es sich handelte, und konnte die Rückführung des Geldes veranlassen – beziehungsweise gar nicht erst abbuchen, sollte es sich um einen Stammkunden handeln.

Er schlug sich brüllend vor Lachen auf die Schenkel, als ich ihm erzählte, was passiert war.

»Das ist ja der Knaller!«, schrie er, als er sich halbwegs wieder beruhigt hatte. »Loretta, du machst mich fertig! Da ist der Typ kurz vorm Abschuss, und du kommst dem mit aufquellenden Ritzen in Parkettböden! So etwas kann auch echt nur dir passieren!«

»Wie nett, dass dich das so erheitert. Aber das passiert, wenn man drei verschiedene Jobs hat«, gab ich zurück, »da kann ein Mädchen schon mal durcheinanderkommen. Zieh mir die Kohle von meinem Lohn ab, ja? Ich hab es schließlich verbockt.«

Er winkte prustend ab. »Auf keinen Fall, das nehme ich auf meinen Deckel. Erwin wird umfallen, wenn ich ihm das erzähle. Du, das wird der absolute Brüller auf unserer nächsten Betriebsfeier.«

»An der ich nach dieser Ankündigung keinesfalls teilnehmen werde, vielen Dank«, fauchte ich.

Dennis sah mich erstaunt an.

Er wusste: Normalerweise wäre ich die Erste gewesen, die diese Geschichte herumerzählt und vor allem am lautesten mitgelacht hätte, wenn die Leute sich darüber amüsierten.

»Was ist los mit dir?«, fragte er besorgt.

»Ich habe schlecht geschlafen heute Nacht; ich vermisse Pascal. Und bin mit der miesesten Laune meines Lebens aufgewacht. Tut mir wirklich leid, dass ich mich so unprofessionell verhalten habe. Wird nicht wieder vorkommen.«

Er kam zu mir und nahm mich in den Arm. »Mach dir keinen Kopf, Loretta. Das ist wirklich nicht schlimm. Du gehst jetzt ganz in Ruhe einen Kaffee trinken, und danach ist es besser, du wirst sehen.«

Er hatte recht: Ich trank einen Kaffee, und danach fühlte ich mich besser. Bis zum Ende meiner Schicht hatte kein Kunde mehr einen Grund, mit meiner Leistung unzufrieden zu sein.

Allerdings wollte auch keiner mehr, dass ich Uschi, die putzende Hausfrau, bin.

Glück gehabt.

Kapitel 9

Das mit dem Verwechseln der Realitäten funktioniert auch andersherum, wie Loretta entsetzt feststellen muss

Der Wecker holte mich am nächsten Morgen aus tiefstem Schlaf. Es war Freitagmorgen, und die erste offizielle Schicht bei Dengelmann wartete auf mich. Oder anders: Dengelmann saß vermutlich bereits bei einer seiner affigen Teezeremonien und wartete darauf, dass ich bei ihm aufkreuzte, während er einen unbezahlbaren und unfassbar seltenen Tee schlürfte, der mitten im Dschungel von Borneo von dressierten Zwerg-elefanten gepflückt worden war.

Und in weniger als einer Stunde würde er hinter mir stehen, mir in den Nacken atmen und mir auf die Finger sehen, um zu prüfen, ob ich seine Protzbude auch richtig auf Vordermann brachte.

Spontan fiel mir nichts ein, wozu ich weniger Lust hatte. Welcher Teufel hatte mich bloß geritten, mich auf diese Geschichte einzulassen? Erwin und Dennis hatten gut lachen, schließlich waren sie nicht die Deppen, die den Feudel schwingen mussten. Nein, die Herren ließen mich schuften und hockten währenddessen in ihren Büros, ohne sich merken zu müssen, welche Lappenfarbe für welchen Quadratzentimeter Badezimmer die richtige war.

Mein Missmut konzentrierte sich also auf meine beiden Chefs, was gut war, denn Herr Dengelmann konnte schließlich nichts dafür. Er ahnte ja nicht einmal, was sich hinter seinem Rücken abspielte. Er hätte bestimmt nicht schlecht gestaunt, wenn er erfahren hätte, dass seine Nachbarin durch die Weltgeschichte spazierte und ihn nicht nur des Mordes an seiner abgängigen Gattin verdächtigte, sondern auch noch Geld dafür ausgab, dass er entlarvt wurde.

»Guten Morgen, Frau Luchs«, sagte Herr Dengelmann und nahm mir die große Einkaufstasche ab. Er warf einen Blick hinein und nickte. »Sie werden staunen, was ich für uns vorbereitet habe. Ich bin sicher, Sie werden zufrieden mit mir sein.«

Huch? Was kam denn jetzt?

Ich folgte ihm in die Küche, und er händigte mir strahlend eine von ihm angefertigte Tabelle aus, in der bisher lediglich die erste Spalte beschriftet war. In ihr hatte er alle nur denkbaren Farben aufgeführt.

»Sehen Sie? Der Rest der jeweiligen Zeilen ist für Sie … Also, in der nächsten Spalte tragen Sie ein, welche Farbe wofür benutzt wird. Und in die dritte Spalte kommt das jeweilige Putzmittel. Na, was sagen Sie? So mache ich keinen Fehler, wenn ich zwischendurch mal selbst putze.« Er sah mich erwartungsvoll an.

»Das ist … das ist ja toll«, stammelte ich, weil ich nicht wusste, was ich sonst sagen sollte. Irgendwie fand ich ihn sogar richtig rührend.

Und tatsächlich war die Idee nicht schlecht. Diese Liste könnten wir in seinem Hauswirtschaftsraum aufhängen, und ich musste mir keine Gedanken darüber machen, ob er den Lappen fürs Klo eventuell für die Fensterbänke benutzte.

Stopp mal.

Hatte ich vor, bei Dengelmann mehr als drei oder vier Putzschichten abzuleisten? Nein, das hatte ich nicht. Mir konnte also vollkommen wurscht sein, ob er sich mit dem Klolappen das Gesicht wusch oder nicht.

»Also gut«, fuhr ich fort, »dann will ich mal die Zuordnung festlegen. Einverstanden?«

Wir setzten uns an den Küchentisch, und er sah mir andächtig dabei zu, wie ich die Farben verteilte. Ich war froh, dass er mich machen ließ, ohne Kommentare abzugeben, denn ich brauchte meine gesamte Konzentration, um mich an Doris’ Einteilung zu erinnern. Eine eigene zu erfinden, hätte mich zusätzlich verwirrt, zumal ich mich ohnehin wie vor einer Prüfung fühlte.

Als ich fertig war, überreichte ich ihm die Tabelle feierlich, und er nahm sie beinahe ehrfürchtig entgegen.

»Also, was liegt heute an?«, fragte ich ihn dann.

»Die Fußböden«, erwiderte er. »Heute allerdings nur trocken, das reicht. Und die Fenster, dachte ich.«

Super, dachte ich, saubere Fenster putzen und dabei aufpassen, dass ich keine Streifen produziere.

Ein Traum.

Während ich mir einen Eimer mit Putzwasser zurechtmachte und das entsprechende Equipment zusammensuchte, rekapitulierte ich hastig, was Doris mir über streifenfreie Fenster beigebracht hatte. Tatsächlich war ich froh, dass es ein sonniger Tag zu werden versprach, denn so konnte ich bei Bedarf unauffällig nachbessern und lief nicht Gefahr, dass die Fenster zwar sauber aussahen, beim ersten Sonnenstrahl aber mein ganzes Unvermögen verraten würden.

»Wenn Sie irgendetwas brauchen – ich ziehe mich in mein Arbeitszimmer zurück«, verkündete er.

Vor Erleichterung hätte ich losheulen können. Ich konnte also allein vor mich hin wurschteln, ohne dass er mich dabei mit Argusaugen beobachtete. Offenbar hatte ich ihm genügend Vertrauen in meine Fähigkeiten eingeimpft. Einmal mehr dankte ich im Stillen Doris – sowie meinem schauspielerischen Vermögen, bei kompletter Ahnungslosigkeit dennoch kompetent zu wirken.

Ich schäumte, putzte und polierte mich also durch die Fenster, was mir leichter fiel, als ich befürchtet hatte. Bereits nach dem zweiten hatte sich bei mir eine gelassene Routine eingestellt, die mich nicht nur außerordentlich verblüffte, sondern geradezu euphorisierte.

Ich befand mich gerade auf dem Balkon und polierte munter summend die Scheibe der Balkontür, als Dengelmann plötzlich im Wohnzimmer auftauchte und wissen wollte, ob ich etwas benötigte.

Irgendetwas in meinem Kopf verschob sich, und fast wäre mir der blöde Lappen aus der Hand gefallen. Ohne es auch nur zu ahnen, hatte Dengelmann mir damit einen höchst surrealen Hausfrau-Uschi-Moment beschert, eine in diesem Augenblick mehr als unwillkommene Manifestation der pornografischen Szene, die ich schon so oft am Telefon gespielt hatte. Unwillkürlich vergewisserte ich mich unauffällig, dass ich komplett angezogen war und nicht etwa in Schlüppi und Kittel auf seinem Balkon herumturnte.

Nur mühsam gewann ich meine Fassung zurück, schüttelte den Kopf und hob grinsend den Daumen, woraufhin er sich wieder verzog.

Ich lehnte mich an die Balkonbrüstung, um tief durchzuatmen. Es dauerte einige Minuten, bis ich meine Arbeit fortsetzen konnte.

Schließlich waren nur noch zwei Räume übrig: das Schlafzimmer und sein Büro. Er hatte gesagt, sein Arbeitszimmer gehöre nicht zu meinem Aufgabenbereich. Putzte er dort selbst? Oder war das Fenster vielleicht blind vor Dreck?

Einige Sekunden lang stand ich unschlüssig vor der Tür, dann war meine Entscheidung gefallen. Ich klopfte, wartete allerdings nicht auf seine Antwort, sondern platzte überfallartig sofort hinein.

Er saß am Schreibtisch vor einem Laptop mit großem Bildschirm und fuhr erschrocken zu mir herum. Zwar veränderte er geistesgegenwärtig mit einem hastigen Klick die Anzeige auf seinem Monitor, aber ich hatte bereits erkannt, womit er sich gerade beschäftigte: Dort war die Website einer durch Werbung in Funk und Fernsehen bekannten Partnerschaftsbörse zu sehen gewesen.

So war das also: Der verlassene Herr Dengelmann guckte sich bereits nach Ersatz für seine Jutta um, das war ja mal hochinteressant.

»Was wollen Sie?«, fragte er unwirsch, und seine Stimme klang auf einmal gar nicht mehr nach süßem Honig. »Hatte ich Ihnen nicht erklärt, dass es für Sie in diesem Raum nichts zu tun gibt?«

Rasch heuchelte ich angemessene Zerknirschtheit. »Ach, das gilt auch für die Fenster? Das hatte ich falsch verstanden. Ich dachte, Sie wollten, dass ich von Ihrem Schreibtisch wegbleibe und nichts durcheinanderbringe.«

»Nein, das gilt für den gesamten Raum«, blaffte er.

»Kommt nicht wieder vor«, murmelte ich devot. »Ich kann mich nur bei Ihnen entschuldigen, Herr Dengelmann.«

Er schnaubte und wandte mir abrupt wieder den Rücken zu, und ich zog mich wieder zurück.

Was haben seine Aktivitäten bezüglich Partnersuche wohl zu bedeuten?, fragte ich mich.

Hatten sie irgendeine Bedeutung für unseren Fall – wenn es überhaupt einen Fall geben sollte? Oder hatte Jutta Dengelmann ihn tatsächlich nur einfach verlassen, wie er Frau Berger gegenüber behauptet hatte, und er sah sich mal unverbindlich auf dem Markt um? Nichts, was ihm vorzuwerfen wäre, wie ich fand.

Andererseits: Hatte er vielleicht doch seine Gattin entsorgt, um sich eine Neue suchen zu können, ohne sich mit einer lästigen Scheidung herumplagen zu müssen?

Sollte schon vorgekommen sein.

Nur noch ein Fenster war zu putzen: das des Schlafzimmers, neben seinem Büro der für mich interessanteste Raum der Wohnung. Ich schob die Gardine zur Seite, öffnete das Fenster und stellte den Eimer, den ich mit frischem Wasser gefüllt hatte, auf die Fensterbank.

Dann lauschte ich mit angehaltenem Atem. Von Dengelmann hörte ich keinen Laut. Ich hoffte, dass er ganz konzentriert die Partnerbörse durchforstete, denn es war an der Zeit, einen Blick in die Schränke und Kommoden des Schlafzimmers zu werfen.

Behutsam öffnete ich eine Schranktür nach der anderen – sorgsam darum bemüht, keine verräterischen Geräusche zu verursachen. Das hätte mir gerade noch gefehlt, dass er mich hier beim Schnüffeln in seiner allerprivatesten Sphäre erwischte.

Ich fand kein einziges weibliches Kleidungsstück – weder im Schrank noch in einer der Kommodenschubladen. Nichts, nada, niente. Keine Bluse, kein Kleid, kein Tuch, keinen Schlüpfer, keinen Rock. Es wirkte ganz so, als hätte Jutta Dengelmann nie existiert.

Seine Hemden, Pullover, Anzüge, Sakkos und Hosen hatte er großzügig über den ellenlangen Kleiderschrank verteilt, wohl um den zur Verfügung stehenden Platz optimal auszunutzen. Sogar seine zwei Trainingsanzüge hatte er auf Bügel gehängt. In einem Schrankteil entdeckte ich die zweite Garnitur Bettzeug, allerdings ohne Bezüge. Nicht ungewöhnlich, schließlich benötigte er nur ein Kopfkissen und eine Decke. Hinter einer weiteren Schranktür fand ich einen großen Rollkoffer sowie eine altmodische karierte Reisetasche.

Während ich das Fenster putzte, grübelte ich darüber nach, was wohl mit Jutta Dengelmanns Kleidung und sonstigen persönlichen Dingen passiert war. Hatte er alles umgehend entsorgt, nachdem sie ihn verlassen hatte?

Neutral betrachtet wäre das eine nachvollziehbare Reaktion: Wozu sollte er ihre Plünnen aufbewahren? Für den Fall, dass sie es sich irgendwann vielleicht anders überlegte und zu ihm zurückkehrte? Aus meiner Sicht fand ich es gesünder, alles loszuwerden, und zwar so schnell wie möglich.

Ob irgendwelche anderen Dinge in der Wohnung seiner Jutta gehört hatten, konnte ich nicht sagen. Keine Ahnung, ob es ihre oder seine Bücher waren und ob vielleicht sie die Musik-CDs angeschafft hatte.

Die Wohnung, wie sie sich mir momentan präsentierte, war neutral eingerichtet. Sie trug weder einen explizit weiblichen noch einen männlichen Stempel. Dass die Ausstattung nicht meinem Geschmack entsprach, tat nichts zur Sache.

Zufrieden marschierte ich durch die Räume und kontrollierte noch einmal alle Fenster, die sich mir glänzend und streifenlos präsentierten – grelle Wintersonne hin oder her. Blieben also nur noch die Fußböden, dann war ich mit meiner Arbeit für heute fertig.

Ungeachtet der Tatsache, dass Dengelmann nur eine Trockenreinigung verlangte, wischte ich Küche und Bad nass durch, bevor ich mir den Staubsauger schnappte und mich dem Rest der Wohnung widmete. Überaus sorgfältig saugte ich jedes Eckchen, die Teppiche und die Polster, dann klappte ich die Bürste aus und reinigte den Parkettboden von nicht vorhandenem – oder zumindest unsichtbarem – Staub.

Als ich alles erledigt hatte, blieb nur noch, mich von Dengelmann zu verabschieden und meinen nächsten Einsatz zu vereinbaren.

Ich klopfte an die Tür seines Arbeitszimmers und wartete diesmal brav ab, dass er reagierte.

Er rief mich nicht herein, sondern kam raus und fragte: »Haben Sie noch einen Moment Zeit? Ich habe noch ein … äh … Anliegen, dass Sie vielleicht … äh … ungewöhnlich finden werden. Also, ich werde es Ihnen nicht übel nehmen, wenn Sie ablehnen, das vorweg.«

Na, das klang aber spannend. Und auch ein bisschen verstörend, um ehrlich zu sein.

Er ging vor mir her in die Küche und bat mich, Platz zu nehmen. Er setzte sich ebenfalls und knetete nervös seine Hände. Schließlich sagte er: »Zuerst möchte ich mich für mein unhöfliches Verhalten vorhin entschuldigen. Als Sie in mein Arbeitszimmer kamen. Ich war einfach erschrocken. Wenn ich so konzentriert am Rechner sitze …«

Klar, dachte ich bissig, wenn man gerade durch einen Katalog mit potenziell willigen Weibern blättert, braucht man seine ganze Konzentration.

Dennoch gab ich mich großzügig. »Schon vergessen, Herr Dengelmann.«

Er nickte geistesabwesend. »Schön. Schön. Sagen Sie – können Sie eigentlich gut kochen, Frau Luchs?«

Nun, zumindest konnte ich essbare Mahlzeiten produzieren, von denen man nicht krank wurde. Ob ich gut kochte, hatte ich mich nie gefragt. Bisher schien es meinen Gästen jedenfalls immer geschmeckt zu haben.

»Seltsame Frage«, erwiderte ich. »Ja, ich koche. Ziemlich oft sogar. Und bisher hat sich niemand beschwert. Ob ich gut koche, ist sicherlich eine Frage der Perspektive. Aus Sicht eines Sternekochs nicht unbedingt, aber für den Alltagsgebrauch reicht es, denke ich. Warum interessiert Sie das? Wollen Sie mir anbieten, meinen Einsatz bei Ihnen auszuweiten? Keine Lust mehr auf Pizzaservice?«

Er sah mich irritiert an. »Wie kommen Sie auf Pizzaservice?«

Ich zuckte mit den Achseln. »Ganz einfach: Bei unserem ersten Zusammentreffen stand unter diesem Tisch eine große Plastiktasche, die offenbar als Sammelbehälter für Altpapier und speziell für leere Pizzakartons diente. Für mich ein deutlicher Hinweis auf Ihre Essgewohnheiten.«

Puh. Innerlich wischte ich mir den Schweiß von der Stirn. Gott sei Dank hatte dort diese Tasche gestanden – ansonsten hatte nur Frau Berger davon erzählt. Und das hätte ich nur äußerst ungern preisgegeben.

Er nickte geistesabwesend. »Ah so, hm, natürlich. Das Altpapier habe ich in der Zwischenzeit entsorgt.«

Interessant, dein Altpapier, dachte ich und hatte das bestimmte Gefühl, dass wir uns meilenweit vom eigentlichen Thema befanden.

»Um auf Ihre Frage zurückzukommen …«, sagte ich und sah ihn auffordernd an.

»Hm? Ja, genau. Also ich hätte da ein Anliegen. Ich benötige Hilfe bei einem …«, er räusperte sich umständlich, »oder anders: Ich habe einen Gast zum Essen … äh … eingeladen. Eine Dame.«

Ach was. Das ging aber flott.

Etwa eine von der Partnerbörse? Und die kam so mir nichts, dir nichts zu ihm nach Hause? Interessant.

Das durfte ich mir auf keinen Fall entgehen lassen.

»Was haben Sie sich denn vorgestellt? Für irgendwelche abgefahrenen Experimente bin ich bestimmt nicht die Richtige. Sie wissen schon: vergoldete Hummerpralinen oder so etwas in der Art. Aber ein akzeptables, bodenständiges Drei-Gänge-Menü traue ich mir durchaus zu. Wann soll es denn stattfinden?«

Verlegen rutschte er auf seinem Stuhl herum. »Schon morgen. Ich wäre Ihnen für Ihre Hilfe sehr dankbar. Ihre Entlohnung dafür wäre natürlich nicht offiziell, wenn Sie verstehen.« Hoffnungsvoll klebte sein Blick an mir, als er fortfuhr: »Sie sind eine so patente und angenehme junge Frau. Und da dachte ich, ich frage Sie einfach mal.«

»Was würden Sie denn machen, wenn ich ablehne?«, fragte ich und schenkte ihm ein Lächeln, um die Situation ein wenig zu entspannen.

»Dann muss ich wohl irgendeinen Lieferservice bemühen«, sagte er.

Ich winkte ab. »Toll. Nudeln aus der Pappschachtel und Tiramisu zweifelhafter Herkunft? Und davor ein labbriger Salat mit fettiger Tunke aus einer großen Plastikflasche? Damit werden Sie kaum Staat machen können.« Ich tat so, als müsste ich kurz nachdenken, dann sagte ich: »Wissen Sie was? Warum eigentlich nicht. Ich werde für Sie und Ihren Gast kochen. Wann erwarten Sie Ihren Besuch denn?«

»Um sieben Uhr.«

»Dann bin ich spätestens um fünf hier. Geben Sie mir ein vernünftiges Budget, dann kümmere ich mich um alles, auch um die Tischdekoration.«

Abwehrend hob er die Hände. »Bitte, alles soll ganz schlicht sein. Ich möchte nicht den Eindruck erwecken …« Er brach ab und guckte verlegen aus der Wäsche.

»Dass Sie von der Dame eine Gegenleistung für den betriebenen Aufwand erwarten?«

Er nickte. »Genau.«

»Nun, nicht jede Tischdekoration brüllt: Ich will dich ins Bett kriegen, wissen Sie?«

Er zuckte sichtlich zusammen, und ich lächelte beruhigend.

»Keine Sorge. Keine Herzchen oder rote Rosen, ich verspreche es. Aber ein bisschen nett darf es aussehen bei einem schönen Essen zu zweit.«

Dengelmann verzog das Gesicht, als hätte er Zahnschmerzen. Irgendwas hatte es mit diesem geheimnisvollen Essen auf sich, das ihm ganz und gar nicht behagte.

Was das war, gedachte ich herauszufinden.