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Prolog

Die Wirtschaftslage der Slowakei in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts

Die Wirtschaftslage der Slowakei in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts sowie die ökonomische Entwicklung des Landes von 1939–1945 entsprach der wirtschaftspolitischen Situation in Mitteleuropa nach dem Niedergang der Österreichisch-Ungarischen Monarchie. Denn bis 1918 war das heutige Gebiet der Slowakischen Republik ein fester Bestandteil Ungarns. Der Fall der Doppelmonarchie und die Entstehung der Tschechoslowakischen Republik als gemeinsamer Staat der Slowaken und der Tschechen im Jahr 1918 erfüllten damals die langfristigen Ziele der tschechischen und slowakischen Nationalbewegung. Für das slowakische Volk ging es um die nationale Existenz. Der Zerfall der Monarchie bedeutete jedoch auch den Zusammenbruch des einheitlichen Wirtschaftsraumes Österreich-Ungarn und die Bildung eines Wirtschaftsraums des neuen Staates, was zu einer Reihe von Wirtschaftsproblemen führte. Die Tschechoslowakische Republik (nachfolgend ČSR genannt) verband zwei bzw. drei Teilgebiete der ehemaligen Doppelmonarchie, die einen erheblich unterschiedlichen Grad an Industrialisierung aufwiesen: die böhmischen Länder (Tschechien), die Slowakei und das damalige Karpatenrussland. Während die tschechischen Länder etwa 75% des Industriepotenzials des höher entwickelten österreichischen Teils der Monarchie übernahmen, erbte die Slowakei fast 19% der Industrie Ungarns mit überwiegend landwirtschaftlichem Charakter. Die Slowakei befand sich in der Anfangsphase der Industrialisierung. Vor dem Niedergang der Donaumonarchie gehörte sie zu den industriell höher entwickelten Gebieten Ungarns. Sie blieb jedoch überwiegend ein Agrarland, in dem die Industrieentwicklung sich nur auf bestimmte Bereiche konzentrierte. Der Anteil der Slowakei am Industriepotenzial der neuen ČSR wurde auf 8% geschätzt und der Anteil der Finanzinstitute am Aktienkapital des gesamten Landes betrug etwa 6%. Eine bedeutendere Rolle spielte die Slowakei lediglich in der Landwirtschaft und in der Zellstoff- und Papier-, Leder- und Holzindustrie. Einige der Unternehmen waren zentralisiert, ihre Produktion orientierte sich auf den gesamten ungarischen Markt. Nach 1918 verloren die großen Unternehmen Abnehmer und stießen im verkleinerten Wirtschaftsraum der neu gebildeten ČSR auf Konkurrenz aus den wesentlich höher entwickelten Industrien der tschechischen Länder.

Die neu gebildete Staatsgrenze zu Ungarn trennte das Wirtschafts- wie auch das Bankwesen von den Budapester Zentralen der Finanzinstitute, die vor 1918 die wichtigsten Finanzgeschäfte in der Wirtschaft tätigten. Ihre Aufgaben übernahmen Banken und Konzerne tschechischer Länder, die mit westlichen Finanzzentren verbunden waren und deren Expansion in die Slowakei vorantrieben. Wegen ungünstiger Produktionsbedingungen im östlichen Teil der ČSR wurde diese Expansion jedoch aufgehalten und zahlreiche Unternehmen blieben ohne Kapitaldeckung. Ein weiterer negativer Aspekt der neuen Staatsgrenzen war die Unterbrechung der Infrastruktur, insbesondere des Eisenbahnnetzes, da dieses damals das einzige höher entwickelte Verkehrssystem der Slowakei darstellten. Die Folgen des Zerfalls der Donaumonarchie zeigten sich in vollem Ausmaß während der Krise der Nachkriegszeit in den Jahren 1921–1923. Während die weiter entwickelten tschechischen Länder diese Krise leichter überwanden, verursachte sie in der Slowakei fatale wirtschaftliche Verluste.

Eine bessere Situation herrschte in den Bereichen der Kultur und des Schulwesens, die einen zuvor unvorstellbaren Aufschwung erlebten. Besonders die Primär- und Sekundärbildung verzeichneten Fortschritte. Das Slowakische Nationaltheater und die slowakische Comenius-Universität in Bratislava mit den Fakultäten für Philosophie, Rechtswissenschaften und Medizin wurden gegründet. Noch verfügte die Universität über keine Fakultät für Naturwissenschaften und vor allem fehlte eine Technische Universität. An der Comenius-Universität unterrichteten vorwiegend tschechische Professoren und Dozenten, die die Slowakei unterstützten. Die tschechische Intelligenz erfüllte ihre historische Aufgabe auch beim Aufbau der Verwaltung, Armee, Sicherheitskräfte und weiterer Bereiche des gesellschaftlichen und politischen Lebens der Slowakei. Ende der 1920er Jahre trat die erste Generation der neuen slowakischen Intelligenz in das gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben ein und stieß oft auf Widerstände seitens der tschechischen Intelligenz, die ihre lukrativen Posten nicht verlieren wollte.

Diese Umstände und die schwierige wirtschaftliche Lage riefen Unzufriedenheit in breiten Gesellschaftsschichten hervor. Es bildete sich eine Autonomiebewegung, die für die Slowakei mehr Befugnisse im staatsrechtlichen Bereich nach den Prinzipien der föderativen Landesorganisation forderte. An der Spitze der Autonomiebewegung stand die durch den römisch-katholischen Geistlichen Andrej Hlinka1 geführte Hlinkas Slowakische Volkspartei (HSĽS, Volkspartei). Die zweite Partei der Autonomiebewegung war die durch evangelische Intelligenz geführte Slowakische Nationalpartei. In der Slowakei der Zwischenkriegszeit übte jedoch der slowakische Flügel der gesamtstaatlich aktiven Agrarpartei (Republikanische Partei des landwirtschaftlichen und kleinbäuerlichen Volkes) den stärksten Einfluss aus, deren Vorsitzende der mehrfache Minister und ab 1935 auch tschechoslowakische Ministerpräsident Milan Hodža2 war. Der slowakische Flügel der Sozialdemokratischen Partei und vor allem der Kommunistischen Partei, die gesamtstaatlich aktiv waren, bildeten die linke Bewegung. Rechtsstaatliche und wirtschaftliche Probleme konnten auch durch die sog. Ländereinteilung, die mit der Entstehung eines slowakischen Gebietes mit eigener Repräsentation verbunden war, nicht gelöst werden, da das Land auch weiterhin nur über sehr beschränkte Machtbefugnisse verfügte.

1924–1929 verzeichnete die tschechoslowakische Industrie einen starken Konjunkturanstieg, der allerdings insbesondere tschechische Länder betraf. In der Slowakei konnten sich indessen nur einige Wirtschaftszweige, die neue Abnehmer und Kapitalgeber gefunden hatten, entwickeln, während die weiteren Zweige entweder stagnierten oder verfielen. Die Ursache dafür war eine nur langsame Beseitigung der ungünstigen Produktionsbedingungen in der Slowakei, insbesondere im Verkehr. Die Regierung mit zentraler Wirtschaftssteuerung in Prag nahm sich dieses Problems nur nach und nach an. Es mangelte an einem klaren, auf die Slowakei bezogenen Wirtschaftskonzept, das slowakische sowie einige tschechische Volkswirte forderten. Die Folge waren eine veränderte Zusammensetzung der slowakischen Wirtschaft, das Hinterherhinken der Industrialisierung und die Stagnation des Wirtschaftswachstums. In den 1920er Jahren befand sich die slowakische Landwirtschaft in einer günstigeren Lage. Nach dem Zusammenbruch der Monarchie und der Schaffung von Zollgrenzen zwischen der Tschechoslowakei und dem neuen ungarischen Staat erwarb die Slowakei Produkte ungarischer Hersteller in den tschechischen Ländern und die Bodenreform der ČSR beseitigte durch Parzellierung adeliger Landgüter die schwerwiegendsten Disproportionen in der Zusammensetzung landwirtschaftlicher Unternehmen hinsichtlich ihrer Größe. Ende der 1920er Jahre wurde die Konsolidierung der slowakischen Wirtschaft beschleunigt, doch die Weltwirtschaftskrise 1929–1933 beendete positive Tendenzen.

Die Regierung versuchte zunächst, der Krise durch Sonderprogramme standzuhalten. Allmählich ging sie von Teilmaßnahmen zu staatlich-monopolistischen Systemeingriffen über. Zu den Maßnahmen gegen die Krise gehörten große Infrastrukturprojekte, die die Erhöhung der Beschäftigungsquote zum Ziel hatten. Sie beschleunigten den Ausbau des Eisenbahnnetzes und der Straßen als auch der Elektrifizierung und Telekommunikation. Der nächste Impuls für den Infrastruktur- und Industrieausbau war die steigende Anspannung wegen des drohenden Krieges, vor allem in den 1930er Jahren. Der Staat initiierte den Aufbau der Rüstungsindustrie im slowakischen Gebiet, das eine potentielle Zuflucht vor möglicher militärischer Aggression seitens Deutschland darstellen sollte. Die sukzessive Konsolidierung der wirtschaftlichen Entwicklung in der Slowakei und die günstigen Arbeitskräfte zogen auch weitere Investitionen an. Die Expansion der Investitionen aus tschechischen Ländern wurde fortgesetzt und die Industrialisierung sowie das Wirtschaftswachstum in der zweiten Hälfte der 1930er Jahre wiederbelebt. Es kamen Konzerne wie Škoda (Škoda-Werke), Československá zbrojovka Brno (Tschechoslowakische Waffenwerke Brünn), Baťa (Bata-Werke) und weitere hinzu. In diesem Zeitraum begann besonders die Bewegung der jungen slowakischen Volkswirte, eine wirtschaftspolitische Konzeption zur Lösung der politischen Probleme der Slowakei zu erstellen.

Trotz der wirtschaftlichen Wiederbelebung der Slowakei blieb die Lösung staatsrechtlicher Fragen aus, was zu einer Radikalisierung der Autonomiebewegung, vor allem in den Reihen der Volkspartei, führte. Letztere knüpfte Kontakte zu politischen Bewegungen der stark vertretenen deutschen Minderheit in der ČSR, d. h. zur Sudetendeutschen Partei (SdP) von Konrad Henlein3 und zu Repräsentanten der deutschen Minderheit in der Slowakei, der Karpatendeutschen Partei (KdP). Die deutsche Minderheit mit circa 148 Tsd. Bewohnern konzentrierte sich in der Mittel- und Ostslowakei, aber auch direkt in Bratislava und Umgebung, wo circa 40 Tsd. Deutsche lebten. Nichtsdestotrotz blieben die slowakischen Anhänger der Autonomiebewegung in der Zeit, als internationale Spannungen in Mitteleuropa kulminierten und im September 1939 der Krieg mit Deutschland drohte, dem gemeinsamen Staat treu. Den allmählichen Zerfall der ČSR der Zwischenkriegszeit löste erst das am 30. September 1938 zwischen den Westmächten und dem nationalsozialistischen Deutschland geschlossene Münchner Abkommen aus, das für die ČSR Gebietsverluste und den Anschluss der Grenzgebiete an das Deutsche Reich bedeutete.

Erst im Oktober 1938 erlangte die Slowakei ihre Autonomie, also die föderative Stellung in der ČSR mit eigener Regierung, eigenem Parlament (Slowakischer Landtag) und eigenem Haushalt. Slowakische Ministerien waren ab jetzt Bestandteil der neuen staatsrechtlichen Ordnung. Die politische Entwicklung in der Slowakei führte, ähnlich wie in den tschechischen Ländern, zu einem autoritären Regime. Die Macht übernahm die Slowakische Volkspartei Hlinkas als Partei der Volkseinheit, die als Staatspartei die Parteien der Mitte und der Rechten vereinte, während die linken politischen Parteien offiziell aufgelöst wurden. Der Parteivorsitzende A. Hlinka starb jedoch kurz vor der Autonomieerklärung. In der Slowakei konnten nur noch politische Parteien existieren, die auf einem Volksprinzip bauten. Neben der slowakischen Staatspartei traf dies noch auf die politischen Vertretungen der deutschen (Deutsche Partei), ungarischen und ruthenischen Minderheit zu. Das neue Regime liquidierte oppositionelle Gewerkschaften und andere Organisationen, Vereine sowie Periodika. Als Konsequenz des Wiener Schiedsspruchs vom 2. November 1938 verlor die autonome Slowakei einen bedeutenden Teil ihres Gebiets mit der zweitgrößten Stadt Košice. Infolge des Münchner Abkommens und des Wiener Schiedsspruchs verlor die Slowakei 20% ihres Gebiets, 20% ihrer Bevölkerung wie auch einen Drittel der Fläche mit den fruchtbarsten Böden und 20% des industriellen Potenzials. Die abgegebenen Gebiete fielen Deutschland, Polen und ein Großteil Ungarn zu, wobei das letztere die südlichen, fruchtbaren slowakischen Regionen mit überwiegend ungarischer Minderheit, aber auch einige Regionen mit überwiegend slowakisch sprechender Bevölkerung annektierte.

Die ökonomische Entwicklung wurde durch das große Defizit des ersten autonomen Haushaltes für das Jahr 1939 gefährdet. In dieser komplizierten Wirtschaftslage hatte die Slowakei nur zwei Möglichkeiten: Sie konnte sich an die Zentralregierung in Prag wenden, was für die Politiker der Autonomiebewegung inakzeptabel war, oder NS-Deutschland um Hilfe ersuchen. Die Regierung wählte die zweite Alternative. Bereits zum Jahreswechsel 1938–1939 führten die Vertreter der slowakischen Regierung mit Vertretern Deutschlands Verhandlungen, deren Höhepunkt der Besuch einer Delegation slowakischer Volkswirte in Berlin Anfang März 1939 war. Die Vertreter des NS-Regimes versprachen der Slowakei Hilfe, unter der Voraussetzung, dass ihre Regierung einen selbstständigen slowakischen Staat erklärte, was ein Teil des deutschen Plans der Zerschlagung der ČSR war. Die Delegation der slowakischen Volkswirte stimmte dieser Bedingung prinzipiell zu.

Unter Druck gesetzt erklärte der slowakische Landtag am 14. März 1939 den selbstständigen Slowakischen Staat. Am nächsten Tag besetzten deutsche Truppen die angrenzenden tschechischen Länder, die sogenannte Rest-Tschechei, aus der anschließend das Protektorat Böhmen und Mähren entstand. Wirtschaftlich stellte der Slowakische Staat einen selbstständigen ökonomischen Raum mit eigener Währung, der Slowakischen Krone (Ks), und eigener Zentralbank dar. Er wurde durch Dutzende Staaten, darunter die Westmächte und die Sowjetunion, anerkannt. Nach der Verabschiedung der Verfassung im Juli 1939 nahm das neue Staatsgebilde den offiziellen Namen "Slowakische Republik" an. Die internationale Stellung der Slowakei änderte sich teilweise, nachdem das regierende Regime sich dem Überfall auf Polen im September 1939 angeschlossen hatte, ohne selbst Krieg erklärt zu haben. Ziel war die Rückgewinnung des slowakischen Gebietes, das an Polen abgegeben werden musste, und die Stärkung der Stellung des neuen Staates gegenüber Deutschland. Diese Ziele wurden erreicht, doch änderte sich dabei die Wahrnehmung der Westmächte, die die Slowakische Republik weiter als unselbstständiges Gebilde und de facto als ein durch Deutschland besetztes Gebiet betrachteten. Nach dem Krieg gegen Polen erweiterte sich die Fläche der Slowakischen Republik auf 38 116 km2 und die Bevölkerungsanzahl erreichte 2,691 Mio.

Der neue Staat, gebildet unter dem Patronat NS-Deutschlands, befand sich in einer günstigen Wirtschaftslage, die eine Wiederbelebung der Industrialisierung und Beschleunigung des Wirtschaftswachstums ermöglichte. Die Grundlage der Wirtschaftsbeziehungen mit Deutschland wurde durch den Vertrag über das Schutzverhältnis zwischen dem Deutschen Reich und der Slowakei, inklusive des Vertraulichen Nachtrags von März 1939, und ein ganzes System weiterer im Laufe des Jahres 1939 geschlossener Verträge und Vereinbarungen gesichert. Sie waren ambivalenter Natur. Sie bestimmten die Rolle der Slowakei als der zuverlässigen Quelle von Rohstoffen und landwirtschaftlichen Produkten für die Kriegswirtschaft des Dritten Reiches. Sie bestimmten einen festen, für die Slowakei unvorteilhaften Wechselkurs der Slowakischen Krone (Ks) zur Reichsmark (RM) von 1 RM : 11,62 Ks, der in der nachstehenden Zeit immer stärker vom realistischem Wechselkurs abwich. Sie bestimmten, dass die Verrechnung des Handelswechsels und des Zahlungsverkehrs auf der Grundlage des Clearings erfolgten. Ähnlich wie in Wirtschaftsbeziehungen Deutschlands zu anderen europäischen Ländern, stellte das bargeldlose Clearing eines der Schlüsselwerkzeuge der Ausbeutung der slowakischen Wirtschaft dar. Ein Bestandteil der Verträge war auch eine direkte durch Deutschland ausgeübte Kontrolle der Unternehmen mit strategischer Bedeutung und die Besetzung zentraler Wirtschaftsorgane mit deutschen Beratern. Die Vereinbarungen beinhalteten jedoch zugleich eine fachliche, technische und teilweise auch finanzielle Hilfe Deutschlands, was tatsächlich zur Beschleunigung der wirtschaftlichen und insbesondere technologischen Entwicklung beitrug. Die kleine Slowakische Republik diente dem NS-Regime als Musterstaat und Vorbild für das positive Verhältnis des Deutschen Reichs und Adolf Hitlers zu kleinen Völkern. Die Förderung der sozialökonomischen Entwicklung der Slowakei sollte als Vorbild für andere Satellitenstaaten Deutschlands in Mittel- und Südosteuropa dienen.

Ab Mitte 1939 hatte die Regierung der Slowakischen Republik die Möglichkeit, die Kriegskonjunktur und die Vertriebsmöglichkeiten zu nutzen, die der große Markt des Deutschen Reiches bot. Zur Wiederbelebung der Ökonomie trug auch die Wirtschaftsstrategie der leitenden Gruppe slowakischer Volkswirte bei, die durch den Gouverneur der Slowakischen Nationalbank Imrich Karvaš4 und den Volkswirt Peter Zaťko5 geführt wurde. An der Entwicklung beteiligten sich ebenfalls die mit dem Regime verbündeten Minister Gejza Medrický6 (Wirtschaft), Mikuláš Pružinský7 (Finanzen) und Július Stano8 (Verkehr und öffentliche Arbeiten). Sie leiteten ein Gesetz zur Förderung der Industrie in die Wege und nutzten die Konjunktur, trotz des durch Deutschland ausgeübten Drucks, auch zum Handel mit neutralen Staaten, was erhebliche Valutaerlöse einbrachte. Die erworbenen Valuten tauschten sie gegen Gold bei der Reichsbank ein. So trugen sie dazu bei, dass die Kriegsinflation langsamer eintrat und die Versorgungssituation besser war als in den Nachbarländern oder im Deutschen Reich. Die relativ stabile Slowakische Krone erhielt den Beinamen „Donauer Dollar“. Die günstigen Wirtschaftsfaktoren spiegelten sich insbesondere in der slowakischen Industrie und Infrastruktur durch eine Erhöhung der Volumenkennzahlen und die Modernisierung wider, die mit technologischer Hilfe Deutschlands gelang. Die industrielle Produktion der gesamten Slowakei, inklusive der abgetrennten südlichen Gebiete, stieg in den Jahren 1937–1943 um ca. 63%, die Beschäftigtenzahl um 51%. Bei der Gründung neuer Unternehmen verzeichnete man ebenfalls einen leichten Fortschritt. Die Weiterentwicklung der Infrastruktur knüpfte an den zu Ende der 1930er Jahre erlebten Aufschwung an. Der Ausbau der Eisenbahnen, befestigter Straßen und erster Wasserkraftwerke am Fluss Waag wurde fortgesetzt. Die Stromproduktion stieg von 1938–1943 um 73% an. Die landwirtschaftliche Produktion stagnierte jedoch trotz großer Vertriebsmöglichkeiten. Die Ursache dafür war der Verlust der fruchtbarsten Gebiete. Zur Förderung des technischen Fortschritts und neuer agrartechnischer Methoden in der Landwirtschaft leistete der Staat finanzielle Hilfen und Deutschland stellte neue Maschinen und Technologien. Der Wirtschaftsfortschritt spiegelte sich ebenso im sozialen Bereich wider. Die Arbeitslosenquote sank deutlich und der Staat ergriff mehrere wirksame soziale Maßnahmen, wie etwa die Einführung von Kindergeld, Verlängerung bezahlten Urlaubs, Erholungsaufenthalte für Familien, die durch Gewerkschaften finanziell unterstützt wurden, usw. Zur faktischen Abschaffung der Arbeitslosigkeit trug die Entsendung slowakischer Arbeitskräfte in das Deutsche Reich bei, in dem etwa 200 Tsd. slowakische Arbeiter abwechselnd tätig waren.

Zudem setzte der Staat eine neue Phase der Bodenreform durch, die die Bodenreform aus der Zwischenkriegszeit abschließen sollte. Sie schlug jedoch in eine sogenannte „Arisierung“ des Grundeigentums slowakischer Juden um. Die dunkle Seite der slowakischen Wirtschaftspolitik war die Enteignung jüdischen Eigentums im Wert von ca. 4 Mrd. Ks, die auf Grundlage einer Gesetzgebung zur „Arisierung“ nach deutschem Vorbild erfolgte. Der Staat verkaufte das enteignete Eigentum an sogenannte Arisatoren.9 Die jüdische Bevölkerung wurde in Vernichtungslager transportiert. In 1942 waren ca. 60 Tsd. Juden deportiert worden. Im Herbst 1942 wurden weitere Transporte gestoppt und ca. 11 Tsd. Juden in Arbeitslager in der Slowakei verbracht oder im Wirtschaftsbereich als unentbehrliche Experten eingesetzt. Ca. 20 Tsd. Mitglieder der tschechischen Intelligenz sowie tschechische Staatsbeamte wurden gezwungen, die Slowakei zu verlassen und zusammen mit ihren Familien in das Protektorat Böhmen und Mähren zurückzukehren.

Bestandteil der Wirtschaftspolitik des Regimes war die Bankenkonzentration und Pläne zur Expansion von slowakischem Kapitals in Wirtschaftsbereiche, die bislang von tschechischen und jüdischen Unternehmern dominiert wurden. Die Schlüsselpositionen in diesen Wirtschaftsbereichen besetzten jedoch fortan deutsche Banken und Konzerne. Der Anteil deutscher Investoren an Unternehmen der Slowakei stieg von 1938–1942 von ca. 4% auf 51,6% an.

Die günstige sozialökonomische Entwicklung zeigte sich insbesondere 1939–1943 durch Fortschritte in den Bereichen Kultur und Schulwesen, auch wenn diese unter der Kontrolle der allgegenwärtigen ideologischen Propaganda des Regimes, die durch das Amt für Propaganda nach deutschem Vorbild geführt wurde, waren. Der größte Fortschritt im Schulwesen und Bildungsbereich war der Aufbau einer Technischen Hochschule, die Einrichtung der Naturwissenschaftlichen Fakultät der Comenius-Universität in Bratislava, die in „Slowakische Universität“ umbenannt wurde, und die Einrichtung der Hochschule für Handel und der Militärischen Hochschule. Die Primärbildung und Sekundärfachbildung schritten ebenso voran. Im Kulturbereich entfalteten sich trotz des Propagandadrucks Literatur, Bildende Künste sowie Theaterkunst, die ein neues professionelles Theatergebäude in Prešov in der Ostslowakei erhielt. Desgleichen begann der Aufbau eines selbstständigen slowakischen Rundfunks und des slowakischen Films.

In den Anfängen des neuen Staates planten Regierungskreise, die mit der Staatspartei HSĽS, die unter Leitung des Ministerpräsidenten und ab Oktober 1939 des Präsidenten der Slowakischen Republik Jozef Tiso10 war, verbündet waren, einen Ständestaat nach dem Vorbild der Ständestaaten in Portugal, Italien oder des österreichischen Ständestaats unter Dollfuß aufzubauen. NS-Deutschland sprach sich jedoch grundsätzlich dagegen aus, weil der Austrofaschist Dollfuß den Nationalsozialismus deutscher Prägung abgelehnt hatte und das ständische System die Stellung der deutschen Minderheit in der Slowakei geschwächt hätte. Im Sommer 1940 lud Hitler den slowakischen Präsidenten sowie weitere Vertreter der Slowakei zu Verhandlungen nach Salzburg ein. Dort setzte er die Radikalisierung des Regimes, die Annahme der nationalsozialistischen Ideologie, die Verschärfung antijüdischer Maßnahmen und die Einführung eines auf dem Führerprinzip aufgebauten Systems durch. Dadurch stärkte sich in der Slowakei die Stellung des radikalen Flügels des regierenden Regimes um Ministerpräsident Vojtech Tuka11 und Innenminister Alexander Mach.12 Zugleich verstärkte sich der Einfluss der halbmilitärischen Einheiten der Hlinka-Garde und der paramilitärischen Freiwilligen Schutzstaffel, die durch die deutsche Minderheit und die nationalsozialistische Deutsche Partei unter Franz Karmasin13 organisiert wurden. Präsident Tiso nahm die Rolle des Führers eines nationalsozialistischen Regimes an, obwohl dieser konservative Politiker jegliche Form des Sozialismus ablehnte. Die slowakische Jugend wurde zur Hlinka-Jugend und die Jugend der deutschen Minderheit zur Hitlerjugend. Nach dem Vorbild der Deutschen Arbeitsfront entstand in der Slowakei eine einheitliche Organisation für Beschäftigte, die slowakische arbeitende Gemeinschaft.

Die Verschärfung des Kriegskonfliktes hatte negative Folgen auf die slowakische Wirtschaft. Der Staat konnte zwar das unpopuläre System der Versorgung mit Lebensmittelkarten vermeiden, doch übernahm er das System einer Versorgung nach Zuteilung, die auf der Führung von Abnahmebüchern baute. Bis Mitte 1942 wurde schrittweise ein gesamtstaatliches System der Kriegswirtschaft eingeführt. Seine Leitung übernahm das Oberste Versorgungsamt unter der Leitung des Gouverneurs der Nationalbank, Imrich Karvaš. In der Beziehung mit Deutschland dominierte wirtschaftliche Ausbeutung über technologische Hilfe. Das komplizierte System der Clearingverrechnung des Zahlungsverkehrs generierte eine nicht beglichene Clearingspitze des Deutschen Reichs gegenüber die Slowakei, die auf 7 Mrd. Ks (ca. 555 Mio. RM) stieg. Allmählich stieg auch die Unzufriedenheit der Bevölkerung und der einheimische wie ausländische Widerstand. Neben den Problemen mit der Versorgung und Preiserhöhungen riefen die antijüdischen Repressionen und der Kriegsbeitritt der Slowakei gegen die Sowjetunion im Juni 1941, in dem zwei slowakische Divisionen an der Seite des deutschen Heeres operierten, Unzufriedenheit hervor.

Die Unzufriedenheit mit dem Regime der selbstständigen Slowakei, das mit NS-Deutschland kollaborierte, erreichte ihren Höhepunkt im Jahr 1944 mit Vorbereitung und Ausbruch des antifaschistischen Slowakischen Nationalaufstands. Gruppen des demokratischen sowie des kommunistischen Widerstands, die mit Zentren des tschechoslowakischen demokratischen Widerstands in London und des kommunistischen Widerstands in Moskau in Verbindung standen, taten sich zusammen. Zum Widerstand gehörte auch die staatsfeindliche Partisanenbewegung in den slowakischen Bergen. Der wirtschaftliche Teil der Aufstandsvorbereitung erfolgte unter der Leitung der Volkswirte Karvaš und Zaťko. Obschon diese beiden Politiker die höchsten Posten in der Wirtschaftspolitik der Slowakischen Republik ausübten, konnten sie sich nie mit ihrem antidemokratischen Regime identifizieren. Dem Aufstand hätte sich auch ein großer Teil der slowakischen Armee anschließen sollen, doch die mit dem Widerstand kooperierenden Offiziere versagten im letzten Moment der Vorbereitung des bewaffneten Angriffs ihre Unterstützung. Nach der Erklärung des Nationalaufstands am 29. August 1944 setzten sich die bewaffneten Kräfte des Aufstandes daher insbesondere aus Einheiten der mobilisierten und mangelhaft ausgerüsteten Zivilbevölkerung zusammen.

Die Erklärung des Nationalaufstands wurde zum unmittelbaren Anlass für den Aufmarsch deutscher Truppen in die Slowakei. Sie sollten dem Regime zur Wiederherstellung der Macht im Lande verhelfen, doch vertraten sie tatsächlich militärisch-strategische und wirtschaftliche Interessen Deutschlands. Im aufständischen Gebiet, das ungefähr zwei Drittel der Fläche des zentralen Teils der Slowakischen Republik umfasste, entstand eine aufständische Republik mit eigenen Staats- und Wirtschaftsorganen. Ihr Zentrum war die mittelslowakische Stadt Banská Bystrica. Obwohl die deutschen Truppen das aufständische Gebiet besetzten, vermochte die schwach ausgerüstete aufständische Armee dem deutschen Druck in den Bergpässen der Mittelslowakei ganze zwei Monate lang Widerstand zu leisten. Der Aufstand wurde Ende Oktober 1944 durch die Besetzung von Banská Bystrica beendet. Die Reste der aufständischen Armee sowie die Partisanentruppen setzten jedoch den Widerstand gegen die Besatzungstruppen und das slowakische Regime durch den Kampf in den slowakischen Bergen bis zum Einmarsch der Roten Armee fort. Die Bevölkerung der Berggebiete unterstützte die Partisanen. Dies löste jedoch harte Vergeltungsmaßnahmen der repressiven Einheiten deutscher Streitkräfte und des Regimes aus, die mit Niederbrennen der Dörfer und Massenhinrichtungen der Zivilbevölkerung, unter ihnen Frauen und Kinder, verbunden waren.

Nach der Besetzung der Slowakei durch die deutsche Wehrmacht im Herbst 1944 wandelte sich die Ausbeutung der slowakischen Wirtschaft durch das Deutsche Reich in eine unmittelbare Ausbeutung. Die Regierung musste mit Deutschland einen Vertrag schließen, auf dessen Grundlage sie die Finanzierung der Besatzungstruppen übernahm und diesen alle zugänglichen Wirtschaftsquellen zur Verfügung stellte. Die Wirtschaftssteuerung wurde de facto durch die Wirtschaftsorgane und Institutionen der Vertretung übernommen. Zusammen mit dem Kommando der Besatzungstruppen nahmen diese eine systematische Evakuierung und Zerstörung der technischen Wirtschaftsbasis vor. Die Regierung musste die Evakuierung durch einen weiteren offiziellen Vertrag legalisieren. Die Folgen waren eine Inflationsspirale, Erhöhung der Staatsverschuldung und fatale wirtschaftliche Schäden, die von der deutschen Armee bei ihrem Rückzug verursacht und durch Beschlagnahmungen und Plünderungen durch die Rote Armee fortgesetzt wurden. In den Jahren von 1944–1945 wurde damit ein Großteil der in den vorangegangenen Jahren erreichten Ergebnisse des wirtschaftlichen Ausbaus der Slowakei entwertet.

1 Andrej Hlinka (1864, Černová, heute Stadtteil von Ružomberok, Slowakei – 1938, Ružomberok) war römisch-katholischer Priester, Politiker, Unternehmer und Journalist. Er stammte aus einer slowakischen kinderreichen Arbeiterfamilie. Er studierte Theologie und war nach seiner Priesterweihe 1889 als katholischer Pfarrer in mehreren slowakischen Ortschaften tätig. Er schaltete sich in das politische Leben als Vertreter der slowakischen Nationalbewegung in Österreich-Ungarn ein und war wegen seines politischen Engagements in Gewahrsam. Im Jahr 1913 gründete er die selbstständige konservative klerikale Slowakische Volkspartei (Slovenská ľudová strana). Im Rahmen seiner Unternehmer- und Verlegertätigkeit gründete er eine Bank und gab ein Wochenblatt heraus. Zwar unterstützte er 1918 die Entstehung der Tschechoslowakei (ČSR), war jedoch mit der Stellung der Slowakei und der Slowaken im neugebildeten Staat unzufrieden und übernahm daher die Führung der Bewegung für die autonome Slowakei. Die durch ihn geleitete Volkspartei wurde in Hlinkas Slowakische Volkspartei (Hlinkova slovenská ľudová strana, HSĽS) umbenannt. Sie war christlich-sozial und national orientiert und verfolgte ein Hauptziel, die Autonomie der Slowakei, die im Oktober 1938 erreicht wurde. A. Hlinka starb allerdings kurz davor, im August 1938. Nach der Entstehung des selbstständigen Slowakischen Staates im März 1939 nutzte das neue Regime Hlinkas Popularität aus, erhob diesen zum Kult und benannte nach ihm die radikalen Organisationen Hlinka-Garde (Hlinkova garda) und Hlinka-Jugend (Hlinkova mládež).

2 Milan Hodža, JUDr., Prof. (1878, Sučany, heute Slowakei – 1944, Clearwater, USA) war Rechtsanwalt, Politiker und Volkswirt. Er stammte aus der slowakischen Familie eines evangelischen Pfarrers. Er studierte Rechtswissenschaften in Cluj-Napoca in Rumänien und Philosophie in Wien und erhielt den Titel Doktor der Rechtswissenschaft. Er wurde zu einem der bedeutendsten Vertreter des liberalen Flügels der slowakischen Nationalbewegung in Österreich-Ungarn. Er knüpfte Kontakte mit dem habsburgischen Hof und setzte sich für die Föderalisierung der Monarchie ein. Er gründete ein slowakisches Tages- und Wochenblatt. Er organisierte das slowakische Bankwesen wie auch das landwirtschaftliche Genossenschaftswesen. Nach der Entstehung der ČSR war er der Hauptvertreter des slowakischen Flügels der regierungsangehörigen Agrarpartei. Er übte mehrere Ministerämter aus und wurde 1935 zum Regierungsvorsitzenden ernannt. Auf internationaler Ebene befürwortete er die Zusammenarbeit der Länder Mittel- und Südosteuropas (Kleine Entente, Donauer Konföderation). Nach dem Diktat von München vom September 1938 emigrierte er in die Schweiz und nach Frankreich, von wo aus er politisches Asyl anstrebte. 1941 wanderte er in die USA aus, wo er in Exilvereinigungen tätig war und 1944 starb.

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22 aralık 2023
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