Kitabı oku: «NACHT ÜBER DUNKELHEIT», sayfa 3

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Während Vigor Heribert am Boden hielt, beobachtete er, wie die anderen Schüler, interessiert Volkers Kampfkunst. Durch das Hemd halb über dem Kopf sah Viktor nichts mehr. Er konnte auch seine Arme nur noch eingeschränkt bewegen. Volker, der noch immer unten lag, hielt Viktor mit seiner linken Hand nach vornüber gebeugt. Die rechte Faust hämmerte Volker in Viktors Seite. Der Schlag in die Niere brach Viktors Widerstand und Volker konnte ihn mühelos auf den Rücken drehen. Wobei er nun mit der Rückseite von Viktors Hemd dessen Gesicht verdeckte. Unbewusst zählte Vigor die Glockenschläge mit, es waren zwölf. Schließlich tauchte der Magier wieder auf.

»Was ist hier los?!«, schimpfte er. »Aufhören! Sofort!«

Die Jungen ließen voneinander ab. Volker, der wie ein Reiter auf Viktors Brust saß, richtete sich auf und ließ Viktor aufstehen. Beide waren schmutzig, mit eingerissenen Hemden. Vigor hatte Heribert losgelassen. Sie waren ebenfalls aufgestanden.

»Ich hatte befohlen die Kämpfe zu unterlassen.« Er deutete auf Volker und Viktor. »Und wie seht ihr beiden aus?!«

Viktor machte ein betroffenes Gesicht. Volkers Gesichtsausdruck war nichtssagend. Er hätte jedes Kartenspiel damit gewonnen. Der Magier wandte sich an die beiden schlanken Jungen. »Und was ist mit euch?«

Dann sah er Vigor an. »Hast du kein Hemd?«

Vigor begann sich hastig einzukleiden. Heribert zog seinen Umhang wieder an.

»Als Schulleiter erwarte ich eine Erklärung«, forderte der Magier. Allen war nun klar, dass Sonnenorden Junior vor ihnen stand.

»Er hat angefangen.« Heribert deutete auf Vigor.

»Mann, du bist nicht nur feige, sondern auch noch doof«, brummte Volker. »Ich habe angefangen und nicht er. Und ansonsten war es deine Stachelei.«

Sonnenorden Junior sah Volker nachforschend an.

»Er hat mich mit einer Waffe bedroht«, erläuterte Volker. »Dafür habe ich ihn verprügelt. Dann ist der hier eingesprungen«, Volker deutete auf Viktor, »und hat sich Seine abgeholt.«

»Und ausgeteilt«, ergänzte Viktor. Es war ihm dann doch wichtig, kein Opfer zu sein.

Volker zuckte die Achseln. »Wer austeilen kann, muss auch einstecken können.«

Der Magier deutete auf Volker und Viktor. »Ihr zwei Raufbolde folgt mir. Die anderen warten auf die Einführungsmesse.«

»Aber der hier ist ein Bauerntölpel«, beklagte sich Heribert.

»Das ist uns bekannt«, erwiderte Sonnenorden Junior. »Wir verfahren entsprechend.«

»Gut.« Heribert sah Vigor triumphierend an. Vigor ignorierte ihn und sah seinem Freund nach. Der Magier führte Volker und Viktor ab. Viktor sah eingeschüchtert aus. Volker drehte den Kopf zu Vigor und winkte kurz mit breitem Grinsen.

Sonnenorden Junior führte Volker und Viktor über zwei Zugbrücken mit ihren Zwillingswehrtürmen an den Brückenköpfen in den Vorhof der Hauptburg. Nach einem zweiten Torhaus direkt neben dem mächtigen Bergfried gabelte sich der Weg. Auf einer schmalen Gasse quetschten sie sich an dem dicken Turm vorbei in den Innenhof. Dort standen noch etliche Nebengebäude und ein Brunnen. Dann führte ein viertes Torhaus mit einer Zugbrücke über einen Graben. Für den Rückweg bräuchte Volker wohl eine Karte. Volker und Viktor folgten dem Magier über die riesige Freifläche der Hinterburg. Sie liefen an der Südmauer entlang. Volker konnte die entfernte Küche in einem kleinen Gebäude mit vielen Schornsteinen erkennen, welche ein gutes Stück weiter nördlich von ihnen stand. Daneben stand eine große Halle und weit dahinter mehrere Gebäude und zwei Türme an der Ostmauer. Sie schlugen einen Bogen um einen prächtigen Bau mit vielen Fenstern, offensichtlich eine Unterkunft. Es herrschte sehr wenig Betrieb für eine Schule. Die Jungen folgten Sonnenorden Junior die gesamte Südmauer entlang, an einem kleinen Ausfalltor vorbei bis sie an den hohen Turm kamen, der die Ecke zwischen Süd- und Ostmauer bildete. Neben dem Bergfried war er der einzige eckige Turm. Der Bau war hoch, unfreundlich mit vergitterten Fenstern und eindeutig ein Gefängnis. Der geringe Umfang sprach für wenige Zellen. Die Jungen wurden an einer Treppe vorbeigeführt und zum Zellentrakt im Erdgeschoss hin. Volker war neugierig.

»Was ist denn da oben?« Er deutete die Treppe hinauf zum obersten Stockwerk.

»Das sind die Todeszellen«, antwortete Sonnenorden Junior.

»Und das heißt?«

»Dort werden jene eingesperrt, die zum Tode verurteilt wurden«, erklärte der Magier. »Auf den Zellen liegt ein Fluch. Es ist unmöglich zu entkommen. Nur der Tod kann den Gefangenen befreien.«

»Ah.«

»Wer lebend hinein geht, kommt nur tot wieder heraus.«

»Klingt gut.«

»Nein, du würdest es auch nicht überleben, selbst wenn du unschuldig wärst. Mit dem Einsperren ist die Todesstrafe also bereits vollzogen.«

Volker nickte. Die beiden Jungen wurden in einer normalen Zelle eingesperrt.

»Ihr beide habt Glück, dass ihr noch nicht dem Sonnenorden unterstandet. Sonst würde euer Verstoß gegen meine Befehle schwere Konsequenzen haben.« Sonnenorden Junior sah sie mit Nachdruck an. »Merkt euch das.«

»Warum werden wir dann überhaupt eingesperrt?«, fragte Viktor klagend.

»Weil ihr ausseht, wie Bettler«, begründete der Magier seine Entscheidung. »Niemand nimmt so am Bankett mit dem Goldenen Magier teil.«

»Wir können uns schnell umziehen«, schlug Viktor vor.

»Das hättet ihr euch vorher überlegen können«, erwiderte Sonnenorden Junior. »Der andere Junge hatte zumindest noch die Weitsicht seine Kleidung abzulegen.«

Viktor seufzte.

»Und nun entschuldigt mich, ich muss mich noch um ein anderes Problem kümmern.« Er verschwand wieder im Nichts.

»Was kämpfe ich auf in meinem festlichen Hemd?«, jammerte Viktor. »Ich hätte es doch auch ausziehen können.«

»Na ja, war halt doch sehr spontan«, antwortete Volker. »Dafür darfst du den Nachmittag mit mir verbringen. Das ist doch auch was.«

Viktor schwieg. Volker grinste frech.

4. Kapitel: Das Verhör

Die anderen Schüler marschierten einfach los und über die Brücke. Sie nahmen den gleichen Weg wie Sonnenorden Junior. Doch im Vorhof wusste keiner von ihnen mehr wohin. Ging es geradeaus durch das nächste Tor oder rechts am Bergfried vorbei? Also blieben sie stehen. Nach einer Weile tauchte Sonnenorden Junior vor ihnen auf. Die Schüler sahen ihn erwartungsvoll an.

»Wie geht es weiter?«, fragte Heribert. Er war das Warten wohl nicht gewohnt.

»Adressiert mich entsprechend.«

»Eminenz, wie geht es weiter?«, korrigierte sich Heribert.

»Für euch geht es weiter, sobald dem so ist.«

Sonnenorden Junior hatte wohl nicht vor, sich mit ihnen zu beschäftigen. Vigor grinste, dass Heribert so über den Mund gefahren bekam. Das geschah dem arroganten Schnösel ganz recht. Dann hörte er seinen Namen.

»Vigor aus Starkenberg?«

»Ja, ist anwesend, Eure Eminenz.«

Sonnenorden Junior musterte ihn lange. »Wie ist Euer Nachname?«

»Der wurde mir nicht übermittelt.«

»Ihr wollt über magische Fähigkeiten verfügen. So wurde mir übermittelt. Nun steht Ihr hier vor mir, wie der Weiße Magier höchst persönlich.«

Einige kicherten, insbesondere Heribert.

Vigor schwieg, dann strich er sich das braune Haar aus der Stirn. Der Junge wusste nicht was er sagen sollte. Er wollte sich bestimmt nicht, als hoher Magier ausgeben. Seine Kleidung war lediglich Zufall. Er konnte sich nun einmal keine Farbe leisten. Es war streng genommen auch kein richtiges Weiß, von Volkers Hemd mal abgesehen.

»Welchen magischen Kristall führt ihr?«

Vigor überlegte. Er führte gar keinen magischen Kristall, sondern hatte einen übergroßen Edelstein an einem Stock. Was für ein Stein das war, wusste er doch eigentlich nicht. Aber zugeben konnte er das auf keinen Fall.

»Bergkristall.«

Vigor hatte nicht mit der Reaktion gerechnet, die er auf seine Aussage erhielt. Die Gruppe ließ ein Raunen verlauten.

»Gut gemacht, Heribert«, rief ein Junge aus der Menge. »Schlägst dich mit einem Quarzträger.«

»Besser Quarz als Beryll«, bemerkte Heribert, in dem Versuch Vigors Stand zu schmälern.

»Klar und besser Beryll als Korund.« Der andere Junge lachte.

Sonnenorden Junior hob die Hand zu den umstehenden Schülern. Diese fielen ins Schweigen. Der Magier sah Vigor scharf an. Der Zweifel in seinem Blick entging Vigor nicht.

»Ihr wollt ein Quarzträger sein?«

Was sollten die blöden Fragen? Es war doch Vigor völlig egal, was er war. Volker hatte nun einmal diesen Bergkristall auf seinen Stab gesteckt und fertig. Er ahnte nicht, dass es eine Hierarchie der Kristalle gab und er sich mit einem Bergkristall bequem in die obere Mittelschicht der Magier katapultiert hatte.

»Warum nicht gleich Beryllträger?«, bohrte der Magier weiter, sehr zum Vergnügen von Heribert. Anscheinend griff er die Bemerkung der anderen auf. »Oder wie wäre es einen Korundträger vorzugeben?«

Sonnenorden Junior sah ihn herablassend und drohend an. Vigor wich dem Blick aus und sah auf seine Füße.

»Eure hohen Aspirationen sind offensichtlich. Schließlich stellt Ihr sie hier mit einem Brillantschliff zur Schau.«

Heribert lachte laut auf. Sonnenorden Junior kümmerte es nicht. Vigor schoss Heribert einen finsteren Blick zu. Aber er ärgerte sich auch über sich selbst. Der protzige Schliff sah schon ziemlich toll aus. Er hätte sich denken müssen, dass sich das gegen ihn wenden würde.

»Nun könnt Ihr das auch beweisen?«, fuhr der Magier fort.

Vigor sah Sonnenorden Junior an. Der Blick des Jungen war herausfordernd. Er sollte ihn testen, statt Theorien aufzustellen, die niemandem weiterhalfen.

»Folge mir!«

Sonnenorden wandte sich ab. Der Neue schien ein Störenfried zu sein. Wenn er nicht aussah wie ein Lausbub bei einem Streich, dann hatte er einen arroganten Blick. Doch der Magier wusste, was er zu tun hatte. Er führte Vigor durch das Torhaus im Schatten des Bergfrieds geradeaus durch das nächste Tor hinaus in die Hinterburg. Daneben stand ein Gebäude, dass nachträglich eingefügt worden war. Mit seinen großen, rechteckigen Fenstern passte es so gar nicht, zu der alten Verteidigungsarchitektur ringsum. Vigor folgte dem Mann quer über den weitläufigen Rasen. Auf der rechten Seite konnte Vigor die Festhalle mit ihrem spitzen Satteldach und die Küche daneben erkennen, dahinter die Südmauer mit ihren Türmen und einem großen Gebäudeblock. Sie liefen weiter auf eine andere Gebäudegruppe im Osten zu. Sie schienen sich um einen hohen Turm zu sammeln. Umso näher Vigor den Häusern kam, umso deutlicher wurde, wie weit sie voneinander entfernt waren. Das nächste Gebäude lag mittig zwischen dem Turm und der Halle. Auf diese Baracke liefen sie zu. Der Bau war zum größten Teil unterirdisch und das Waffenlager.

Sonnenorden Junior und Vigor betraten die großes Halle, die viele Säulen hatte und mit Waffen, Schildern und Rüstungen voll gestellt war. Vigor fiel auf, dass nirgendwo auch nur eine Menschenseele arbeitete. Der Junge folgte dem Magier eine schmale Wendeltreppe nach unten. Es roch nach nassem Stein und altem Holz. Sie waren nun tief unter der Erde. Sonnenorden Junior öffnete eine schwere Eichentür mit einem dicken Schlüssel. Vigor fiel spontan die Gefängnistür im Waisenhaus ein. Der Mann stieß ihn hindurch.

»Der Sonnenorden weiß, wie er mit Hochstaplern umzugehen hat.«

»A..aber«, stammelte Vigor. »Ich bin kein Hochstapler.«

Er verstand die Welt nicht mehr. Wieso war dieser Mann so gemein zu ihm? Wusste er nicht, warum man ihn für die Zaubereiausbildung vorgeschlagen hatte?

»Ich habe einen Jungen geheilt«, erklärte er. »Deswegen bin ich hier.«

»Das sagen alle.«

Sonnenorden Junior schlug die Tür hinter ihnen zu und sperrte das Licht damit aus. Der Knall hallte laut durch die Dunkelheit.

»Außer der Aussage deiner Freunde hast du keinen Beweis.«

»Es ist so dunkel hier drin«, bemerkte Vigor plötzlich. Der fensterlose Raum war schwarz wie die Nacht. Nur durch den Türspalt fiel ein schwacher Lichtschein hinein. Es war gerade genug, um die Umrisse des Magiers auszumachen, einem Schatten gleich. Vigor stolperte rückwärts. Das Herz schlug ihm bis zum Hals. Er hatte Angst.

»Außerdem ist ein Heiler die unterste Stufe magischer Veranlagung«, bemerkte der Magier. »Ich dachte du wärst Quarzträger?«

Vigor antworte nichts. Es war ihm alles egal. Er fühlte Kälte und trotzdem schwitzte er. Die große Gestalt vor dem Jungen fing an ihn zu gruseln. Es war wie ein Albtraum.

»Darf ich gehen?«, fragte er schließlich halb flehend.

»Es gibt kein Gehen.«

Der Magier ging auf ihn zu. Vigor stolperte rückwärts. Seine Kehle war trocken. Seine Schritte hallten durch die wohl leere Halle. Er stolperte über seine eigenen Füße und stürzte. Der Stab glitt ihm aus der Hand und klapperte hallend über den kalten Sandstein. Der Junge sah die Gestalt auf sich zukommen. Er schüttelte sich als ein Schauer seinen Rücken hinunter jagte. Vigor merkte, dass er Tränen in den Augen hatte.

»Lasst mich gehen.«

Der Magier näherte sich weiter.

»Bitte...«, flehte Vigor. Er schob sich nach hinten. Die Gestalt zog ein langes Messer. Es blitzte im Licht des Türspalts kurz auf. Der Junge weinte bitterlich. Er krabbelte rückwärts zur Seite.

»Nein, bitte nicht.«

Die Gestalt war direkt vor ihm. Vigor hatte solche Angst. Seine Finger berührten ein Rundholz auf dem Boden.

»Bitte, nein...«

Die Gestalt beugte sich über ihn. Der Junge packte den Stab. Der Kristall blitzte auf. Er fühlte, die drohende Nähe der Gestalt. Er zog den Stab vor sich. Seine Tränen blendeten ihn. Da war das Messer. »Dictum Vigorus.« Das Ende des Stabs stieß gegen eine Säule. Ein roter Energiekreis entstand an dem eckigen Stein. Ein Windhauch schien kurz durch die Halle zu wehen. Der Zauberspruch spukte Vigor noch durch den Kopf. Das Messer war dicht vor seinem Hals. Dann löste sich die Energiewelle mit Wucht aus dem Stab. Vigor konnte das Holz in seinen Fingern beben fühlen. Es schien ihm die Luft zum Atmen zu nehmen. Ihm wurde schwarz vor Augen. Der Junge verlor die Besinnung und klappte zusammen.

»Incantatus de...« Sonnenorden Junior stockte ungläubig, als er den purpurroten Energiering sah. Er hatte durchaus mit einem Ringzauber wie dem weißen Energiering, einem Feuerring oder Eisring gerechnet. Doch am Farbton erkannte er, dass es eine deutlich machtvollere Inkarnation war. Der Magier wusste, dass er sie nicht brechen konnte. Er schwor sofort einen verstärkten Schild herauf, um sich vor dem Gewaltwortzauber, Dictum Manus, zu schützen. Die dicken Säulen galten als magiesicher. Sie waren also dick genug um der Zerstörungskraft von mächtiger Magie stand zu halten, selbst dem Leitspruchzauber des Ordens der Feuerglut. Doch Vigor hatte etwas ganz anderes gemurmelt und der Gewaltwortzauber war weinrot und eben nicht purpur. Die Welle zerriss die erste Säule. Als Sonnenorden Junior dem gewahr wurde, hatte sie ihn bereits erfasst. Die beiden runden Zauber berührten sich und lösten eine kleine Gegenexplosion aus. Sonnenorden Juniors Schildzauber brach unmittelbar zusammen. Die Kleidung auf seiner Haut fing Feuer. Er spürte, wie das Holz seines Zauberstabs riss und splitterte. Das Messer in seiner Hand glühte, die Klinge verbog bereits. Er ließ es fallen. Die Wucht schien an seinen Gliedmaßen zu reißen. Der Magier wurde rückwärts durch den Raum geschleudert. Sonnenorden Junior prallte mit dem Rücken hart gegen die Außenwand nahe der Tür. Er traute seinen Augen nicht, als die Welle auf ihn zuraste. Sie hatte den ganzen Raum in ein purpurrotes Licht getaucht. Die dicken Sandsteinsäulen zerbarsten wie Glas. Eine nach der anderen zerplatze, während sich der Ring ausdehnte. Benommen richtete sich der Magier auf und teleportierte sich davon, fast im gleichen Augenblick traf die Energiewelle bei ihm ein.

Sonnenorden Junior fand sich eine Sekunde später in seinen Gemächern im Schloss am See wieder. Er prallte hart auf den dicken, silberfarbenen Teppich am Boden. Einen Augenblick brauchte der Mann um vollends zu sich zu kommen.

Daher sah er nicht, was der Zauber in der Hinterburg anrichtete. Ein dumpfes Grollen kündigte ihn an. Dann schoben sich Sandsteinbrocken durch die Erde ins Gras nach oben. Plötzlich explodierte der Erdboden kreisrund um die Baracke. Die Grasnarbe, Erde und Steine wurden in die Luft geschleudert. Während eine riesige Staubwolke emporstieg, sackte das gesamte Depot auf einmal ein und brach zusammen. Das zerreißende Ziegeldach verschwand im Loch.

Schließlich stand Sonnenorden Junior auf und zog einen Bannkreis sowie mehrere Abwehr- und Tarnzauber um das Zimmer. Dabei deutete er in alle Himmelsrichtungen. Die beiden weißen Zimmertüren schlugen zu. Die goldgelben Gardinen zogen sich vor die Spitzbogenfenster. Er setzte sich auf das riesige Himmelbett mit den goldgelben Kissen und Decken. Dann sah nach seinem Stab und seinem Moissanit an der Spitze, einem der mächtigsten magischen Kristalle überhaupt. Doch der gelbe Korund war gesprungen und die Magie flackerte in kleinen Wölkchen zu ihm rüber. Sofort begann der Magier mit gleißend gelb glühenden Händen seinen Kristall zu reparieren.

»Welch eine Schande.«

Sonnenorden Junior schüttelte den Kopf. Er hatte sich von einem Kind fertig machen lassen. Noch nie hatte er erlebt, dass ein Junge einen solchen Zauberspruch heraufbeschwor. Der Kleine hatte ihn eindeutig überrumpelt, dem war sich Sonnenorden Junior sicher. Dieser Vigor war kein niederer Magier. Er war offensichtlich ein höherer Magier, oder vielmehr einer gewesen. Dass der Kleine diesen Spruch überlebt hatte, war eigentlich ausgeschlossen. Die Energie war viel zu viel für einen so kleinen Körper. Der Magier grübelte. Der Neue führte einen Bergkristall. Womöglich war er ein Verwandter des Silbernen Turms. Oder hatte er den Anfang einer neuen Familie im Rang der Hohen Magier entdeckt? Immerhin waren im letzten Krieg weite Lücken bei Beryll und Korund entstanden. Er versorgte seine Verletzungen, die Schnittwunden, Schrammen und Blutergüsse, die er von dem Zusammenstoß erlitten hatte. Dann kleidete er sich neu ein. Zunächst versuchte Sonnenorden Junior noch seinen Stab zu reparieren, von dem nur das obere Ende nicht zerborsten war. Es stellte sich schnell heraus, dass es der Schaden zu groß war.

Er öffnete einen großen Wandschrank. Dort standen mehrere baugleiche Mahagonistäbe. Es waren Reservehölzer für jene Fälle, die einem Magier in Konflikten immer mal wieder passieren konnte und er gehörte zu den Zauberern, die in dem Ruf standen keinen Kampf zu scheuen. Sonnenorden Junior setzte den nun wieder unversehrt aussehenden, gelben Moissanit auf einen neuen Stab. Den alten Stummel versteckte er im Schrank. Bei der nächsten Befeuerung des Kamins würde das Stück Holz einen letzten Dienst verrichten. Dann teleportierte sich Sonnenorden Junior hinaus, rüber in den Hof der Hinterburg.

Die Explosion warf den regulären Tagesablauf der Sonnenakademie komplett über den Haufen. Der laute Knall schallte durch die ganze Festung und die Wucht rüttelte an allen Fenstern der Gebäude in der Hinterburg. Es riss jeden aus seinen Studien und Aktivitäten. Die Schüler standen vor ihren Schlafstuben oder Werksälen auf der anderen Seite der Ringmauer. Eine Gruppe sammelte sich auf der Trennmauer zwischen Hauptburg und Hinterburg. Das Küchenpersonal stand vor der großen Halle neben der Küche. Hier und da standen einige Lehrer und Magier dazwischen. Auch alle Fenster füllten fragende und geschockte Gesichter. Immer weitere Schaulustige eilten auf den Hof. Wo sich eine Säule aus Rauch und Staub in den Himmel hob und vom Wind verteilt wurde. Sonnenorden Junior manifestierte sich vor dem Waffenlager. Trotz des Winds brauchte es einen Moment bis die Stelle der Baracke wieder sichtbar wurde. Ein Bild der Verwüstung bot sich dem Magier. Die ganze Halle war zusammengebrochen, der dunkelbraune Erdboden ringsum zu einem kreisrunden Krater zusammengesackt und der darunter liegende gelbe Sandsteinfels rund heraus gesprengt und an den Rändern aufgetürmt, gespickt mit dicken Mauersteinen, aus dem gleichen Material, die einst Teil der Kellerwände gewesen waren.

Einige Magier und Lehrer liefen zur Unglücksstelle und sammelten sich um Sonnenorden Junior.

»Hoffentlich war da keiner mehr drin«, bemerkte ein kleiner, dicklicher Mann mit grauem Haar und tiefen Falten. Er trug einen Schmiedehammer, statt einem Zauberstab. Der Schmied sah den jüngeren Magier neben sich fragend an. Dieser machte eine gleichgültige Geste.

»Kann man nichts machen.«

»Große Güte. Wir müssen ihn finden.«

»Denkt Ihr wirklich, dass ein kleiner Junge eine solche Katastrophe überlebt?«

»Wollt Ihr ihn liegen lassen?«

Sonnenorden Junior überlegte, dann schüttelte er den Kopf. »Nein, wir werden ihn suchen.«

Er hatte sich dazu entschlossen, dass sich der Neue zumindest das Begräbnis eines Magiers verdient hatte. Er wies zwei andere Lehrer an. »Schickt die Schüler rein. Hier gibt es nichts zu sehen.«

Die Schüler wurden in ihre Säle oder Gemächer geführt. Die Magier begannen den Schutt mit Zaubersprüchen anzuheben und auf einer Seite zu türmen. Sie gruben sich langsam durch das Dach und das Erdgeschoss. Schließlich erreichten sie den Keller. Die Säulen waren komplett bis auf eine Höhe von vierzig Zentimetern abrasiert. Nur von der Säule neben Vigor, an der die Welle begonnen hatte, waren ein paar Steine mehr übrig geblieben. Dies hatte einen herunterfallenden Dachbalken abgefangen und den bewusstlosen Jungen vor dem Zerquetschen bewahrt.

»Respekt, da hat ja mal einer ausgeteilt«, bemerkte Crest. Er war nicht der größte Mann, aber für einen Magier brachte er relativ viele Muskeln mit. Sein rostrotes Haar verriet durch die grauen Strähnen, dass er auf die Fünfzig zuging. Mit ernstem Gesicht suchten sie den Krater ab. Es dauerte eine ganze Weile bis sie fündig wurden.

»Ob er noch lebt?«, fragte der Schmied, als sie den kleinen Körper entdeckten.

»Sehen wir nach.«

Die Magier teleportierten sich ins Trümmerfeld zu Vigor. Er lag regungslos von Steinen und Splittern getroffen und blutig geschlagen. Das Lausbubengesicht war mit geschlossenen Augen auf die Seite gekippt. Blut tropfte von der Stirn. Das dichte braune Haar war so voller Staub, dass es auch der graue Haarschopf eines Greises sein könnte. Der Stab lag in der offenen Hand mit einer schwarzen Brandwunde in der Handfläche. Der Schmied musterte den Jungen.

»Meine Güte, das ist auch noch einer von den ganz Kleinen.«

»Was sonst«, erwiderte Sonnenorden Junior. »Es ist ein Neuzugang.«

»Die gibt es auch in zwei Nummern größer.«

Sonnenorden Junior beugte sich hinunter und tastete mit der Hand nach Vigors staubigem Hals. Crest runzelte die Stirn. Fasziniert war er von der Tatsache, dass der Stab unversehrt und sauber war. Der Edelstein am Ende blitzte im Sonnenlicht.

»Ich bringe ihn in den Krankenflügel«, meinte Sonnenorden Junior. »Ich habe das Gefühl, einen nicht uninteressanten Neuling für die Akademie gefunden zu haben.«

Crest und der Schmied nickten. Sonnenorden Junior verschwand mit dem bewusstlosen Vigor in den Armen.

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Serideki Üçüncü kitap "Nacht über Dunkelheit"
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