Kitabı oku: «K.E.E. Ein bisschen Apokalypse», sayfa 3
5 Nachforschungen
Er betrachtete die Maschinenfrau nachdenklich.
„Wanda? Wollen wir uns den Bereich, aus dem sie gekommen sind, vielleicht näher ansehen? Ich denke wir finden dort Antworten auf Fragen, die sie betreffen.“
Sie wirkte wie erschlagen auf ihn und antwortete erst nach einigen Minuten auf seinen Vorschlag. Regungslos starrte sie vor sich auf den Boden, richtete dann ihren Blick auf ihn und bat ihn um ein wenig Ruhe. Später wollte sie ihm dann gerne folgen.
Natürlich gab er ihr die Zeit und räumte ihr auch die Möglichkeit ein, diese Nachricht ohne seine Anwesenheit zu verarbeiten. Doch Wanda wollte nicht allein bleiben und so wartete er geduldig ab, bis sie sich einigermaßen gefangen hatte. Sie weinte während dieser Zeit ungehemmt und gerade dieser emotionale Ausbruch war es, der Maximilian beruhigte. Auch wenn ihr Körper eher der Fantasie eines Filmemachers entsprungen schien, spiegelte ihr Gesicht deutlich ihre Gefühle wieder.
Zwei Stunden später, gingen sie zurück in den Bereich des Nachrichtendienstes und blieben dort vor dem engen Mauerloch stehen.
„Ich mache es für sie größer, warten sie.“ Bat ihn Wanda und beugte sich etwas vor, um ihre rechte Hand an dem Mauerspalt anzusetzen.
Ohne sichtlich Anstrengung brach sie Stücke aus der Wand heraus und schien keinerlei Vorstellungen davon zu haben, was sie dort eigentlich tat.
„Kommt ihnen das nicht seltsam vor?“ Fragte er sie schließlich, nachdem er sie voller Staunen bei der Arbeit beobachtet hatte.
Wanda hielt inne und drehte sich zu ihm um.
„Was sollte mir seltsam vorkommen?“
„Diese Kraft? Ich meine, sie reißen gerade eine Bunkerwand ein.“
„Bunkerwand? Ich dachte, das wäre so etwas wie Rigips hier.“
Erschrocken blickte sie auf ihre Fingerspitzen mit den monströsen Fingernägeln herunter. Sie waren über und über mit weißen Staub bedeckt.
„Das ist beeindruckend. Wirklich.“ Gab ihr Maximilian sein Erstaunen preis.
Wanda schien sich selbst wesentlich nüchterner zu sehen.
„Schön, dass sie sich wenigstens für meine Situation begeistern können.“ Stellte sie gefrustet fest.
„Sehen sie es mir bitte nach! Aber ich habe so etwas wie sie noch nie zuvor gesehen.“
„Etwas?“ Fragte sie ihn mürrisch.
„Entschuldigen sie, ich, ich ...“ Er ahnte, was er mit seinen Worten bei ihr angerichtet hatte.
Sie winkte ab und ging nicht weiter darauf ein. Machte den Weg für ihn frei und ließ ihn dann an sich vorbei, in die Maueröffnung treten. Er selbst hatte nicht einmal ein Krümel aus der Mauerwand herausschlagen können und für Wanda schien sie ähnlich einem Vorhang zu sein, den man einfach beiseitezog.
„Die Wand ist drei Meter dick!“ Er blickte zurück und konnte diese Feststellung kaum verarbeiten. Dieses Wesen musste unglaubliche Kräfte entfalten können.
„Ich habe sie klopfen gehört. Ich kann ihnen gar nicht sagen, wie erleichtert ich in diesem Moment gewesen bin.“ Erwiderte Wanda und presste dabei ihren massiven Körper durch den Mauerspalt. Brocken lösten sich dabei aus dem Beton- und Stahlgemisch.
„Wissen sie, warum man sie an den Tisch gefesselt hat?“ Fragte Maximilian seine Begleiterin schließlich.
Sie verneinte, berichtete ihm aber, dass sie über eine Vielzahl von Leitungen mit einem großen Apparat verbunden worden war. Sie hatte diese abgezogen, in dem Moment wo sich die Klammern geöffnet und sie sich vom Tisch abgerollt hatte. Maximilian mutmaßte, dass Wanda dem Stromausfall ihre Befreiung zu verdanken hatte, anders konnte es eigentlich nicht sein.
„Auf jeden Fall ist das ein wissenschaftlicher Bereich, von dem weder ich, noch einer meiner Kollegen, etwas geahnt hatte.“ Er blickte sich in dem großen Labor um, in dem eine Vielzahl von Instrumenten, Behälter und Gefäßen untergebracht worden war. Auch gab es eine große Anzahl an Computer und Apparaturen, deren Funktion er nicht einmal im Ansatz erahnen konnte.
„Ich werde das gleich näher in Augenschein nehmen, sehen wir uns erst einmal die anderen Räume an!“
„Kennen sie sich denn aus?“ Fragte Wanda voller Hoffnung.
„Mit Computern schon etwas, ja.“
Die große Frau nickte und stolperte ihm hinterher. Trotz ihrer unbeholfen wirkenden Bewegungen, schien sie jetzt ein wenig leichter mit ihrem Körper zurechtzukommen.
Der nächste Raum ähnelte eher einer Werkstatt, denn einem Labor. Ähnlich groß wie der Vorherige, war er mit vielen Gerätschaften und Präzisionsinstrumenten versehen worden. Vom Schweißgerät, über Fräsen, Sägen und Drehmaschinen, bis hin zum Industrie-3D-Drucker schien alles vorhanden zu sein.
„Der Computer dort!“
Er zeigte in eine bestimmte Richtung und stürzte auf das Gerät zu.
„Was ist damit?“ Wollte Wanda wissen und stolperte ihm hinterher.
„Die Diode! Sie brennt!“
Tatsächlich schien das Gerät aktiv zu sein.
Maximilian konnte sein Glück kaum in Worte fassen. Das Gerät war nicht gesperrt worden. Egal wer hier gearbeitet hatte, er hatte sich nicht mehr um irgendwelche Sicherheitsrichtlinien scheren wollen.
Er bewegte hektisch die Maus und suchte den Dateiexplorer. Hastig verschaffte er sich einen groben Überblick, dann hatte er auch schon etwas gefunden, was ihn interessierte. Ein Text tauchte vor ihm auf und hastig überflog er dessen Zeilen.
„Ach du Scheiße!“ Stellte er fest.
Wanda hatte einen großen Glaskolben in die Hand nehmen wollen, zerdrückte ihn aber bei dem Versuch ihn zu greifen. Maximilian fuhr herum, er erschrak furchtbar durch das grelle Klirren des Glases.
„Was? Machen sie es nicht so spannend.“ Wanda überging ihr Malheur, kam zu ihm rüber und wollte sich auf seiner Schulter abstützen, doch brach Maximilian regelrecht unter ihrer Last zusammen.
„Entschuldigen sie bitte! Ich komme mir langsam vor, wie ein Elefant im Porzellanladen.“
Er stöhnte und hatte Mühe damit sich wieder aufzurichten.
„Ich mag in ihren Augen zwergenwüchsig sein, sie aber sind dann ziemlich übergewichtig meine Werteste.“
Tatsächlich zeigte Wanda ihre Zähne und ein damit verbundenes Lächeln.
„Man wollte, dass wir das hier lesen. Im Gegensatz zum Archiv und dem Bereich des BND war dieser Betrieb hier besetzt. Anscheinend hatte man hier genauso wenig eine Ahnung, dass wir existent sind, wie in umgekehrter Richtung. Jedenfalls haben sich die Leute hier schon kurz nach dem Angriff auf den Weg an die Oberfläche gemacht, sie wären ansonsten verhungert.“
„Und der Computer hat so lange funktioniert?“
Maximilian kam das selbst unwahrscheinlich vor.
„Anscheinend. Vielleicht war die Hardware in dieser Richtung ausgelegt worden? Auch im Archiv habe ich bisher kaum Ausfälle gehabt in dieser Richtung.“
Er schloss die Datei und machte sich daran weitere Informationen zu suchen.
„Sehen sie bitte nach, ob sie einen Aufzug oder dergleichen finden können. Wenn nicht, werden sie uns wohl einen Weg nach oben buddeln müssen.“ Lachte er.
Wanda zögerte. Sie wollte alleine nirgendwo hingehen.
„Können wir das später zusammen machen? Bitte!“
Maximilian nickte, verbarg aber seine Enttäuschung vor ihr.
„Na schön. Geben sie mir nur bitte ein wenig Zeit, damit ich das hier durchgehen kann.“
Wanda beobachtete den Mann dabei, wie er es sich an dem Computerarbeitsplatz bequem machte, sich Notizen zurechtlegte und erst einmal das Gerät an sich untersuchte. Er wollte keine Überraschungen erleben und ihm wichtig scheinende Datensätze erst einmal auf einem USB-Stick sichern. Trotz seines Alters gefiel dieser Mann Wanda sehr. Er hatte eine schlanke, sportliche Figur, graue Haaransätze und ein reifes, ernstes Gesicht, dass eine gewisse Stärke ausstrahlte. Dreißig Jahre allein in dieser Höhle? Man musste stark sein, um dabei klaren Verstandes zu bleiben.
„Wie alt sind sie, Maximilian?“
Er löste sich widerwillig von dem Inhalt eines PDF´s, das er gerade geöffnet hatte und blickte zu ihr auf.
„Ich bin vor zwei Wochen zweiundfünfzig Jahre alt geworden.“
„Alles Gute nachträglich.“ Wanda rang sich ein Lächeln für ihn ab.
Der Mann nickte ihr zu, schob sich den Stuhl zurecht und kratzte sich verlegen an seinem Hinterkopf. Er wollte gerade weiterlesen, als sie ihm die nächste Frage stellte.
„Haben sie Frau und Kinder?“
Er seufzte und wandte sich ihr ein weiteres Mal zu.
„Wanda, ich wollte ...“
„Nur diese eine Frage noch. Bitte!“
„Ich hatte eine Freundin.“
Die Riesin lächelte, zeigte er ihr gegenüber doch deutlich seine Verlegenheit.
„Wie heißt sie denn?“ Schob sie ihre nächste Frage nach.
„Warum fragen sie mich das alles ausgerechnet jetzt?“
Sie legte ihm ihre schwere Hand auf die rechte Schulter ab und schien ihn mit dieser Geste besänftigen zu wollen.
„Man möchte einfach wissen, mit wem man es zu tun hat. Schließlich werden wir künftig einiges an Zeit miteinander verbringen.“
Maximilian sah erstaunt zu ihr auf. Er hatte sich die Tragweite ihres Zusammentreffens noch gar nicht vor Augen geführt.
„Sie hieß Mara.“ Beantwortete er ihre Frage. „Und jetzt geben sie mir bitte etwas Zeit, Wanda. Sie sind doch selbst auch neugierig, oder?“
Ihre blauen Augen zeigten auf einmal Unsicherheit und für einen kurzen Moment blickten sie über ihn hinweg, bevor sie sich wieder auf ihn richteten.
„Ich habe Angst vor dem, was sie da über mich in Erfahrung bringen. Können sie das verstehen?“
Tatsächlich konnte er das nachvollziehen. Wanda war, so sah es zumindest für ihn aus, alles andere als freiwillig in diese Rolle hineingeraten. Er legte seine linke Hand über die ihre und störte sich in diesem Moment nicht an der Last, die sie ihm damit aufgebürdet hatte. Überhaupt schien sie von ihren körperlichen Dimensionen keine konkrete Vorstellung zu haben.
„Ich bin bei ihnen.“
Sie seufzte und deutete auf den Bildschirm.
„Ich versuche, jetzt ruhig zu bleiben. Versprochen.“
In den nächsten sechs Stunden versank Maximilian in einem Wust aus Berichten, Anträgen und Plänen. Ein gewaltiges Werk war hier geschaffen worden und das mit dem ambitionierten Ziel, die Menschheit vor sich selbst und ihren Auswüchsen zu schützen. Wichtige Entscheidungsträger der Republik hatten über zehn Jahre hinweg gewaltige Summen in dieses Projekt gesteckt und ein sogenanntes K.E.E. geschaffen. Maximilian brauchte nicht lange Rätsel raten, bis er die Gewissheit darüber gewonnen hatte, dass es sich dabei um Wanda handeln musste. 47 Milliarden Euro! Eine unvorstellbare Summe. Und das allein für ihre Herstellung und Entwicklung.
„Und? Können sie schon etwas sagen?“ Fragte sie schließlich. Vielleicht hatte sie seinen erstaunten Gesichtsausdruck bemerkt.
Maximilian nickte, schob den Stuhl zurück und drehte ihn so, dass er ihr gegenüber saß.
„Man hat ihnen Unrecht angetan, Wanda. Auch wenn ich dabei den Tätern zugutehalten muss, dass die Absichten dahinter nicht die Schlechtesten gewesen waren.“
„Was meinen sie damit?“
Er dachte darüber nach, wie er sich ihr erklären konnte, und suchte angestrengt nach den passenden Worten.
„Sie haben mir erzählt, dass sie sich an eine Befragung erinnern, haben sie eine Vorstellung davon, wie lange diese gedauert haben könnte?“
Wanda wirkte unsicher in diesen Moment und hob schließlich ihre Schultern. „Zwei, vielleicht auch drei Stunden?“
„Vier Wochen. Und sie wurden nicht befragt, sondern verhört und dabei unglaublichen Stress ausgesetzt. Im Grunde genommen hat man sie gequält.“
Wanda blickte den Mann vor sich erschrocken an. Sie konnte sich nicht an solch eine Situation erinnern.
„Aber warum? Ich habe doch niemanden etwas getan. Man wollte mich doch nur als Schreibkraft beschäftigen.“
„Sie haben niemanden etwas getan, Wanda. Genau das ist der Grund, weshalb man sie ausgesucht hatte.“
„Wofür ausgesucht? Ich verstehe das alles nicht, Maximilian. Können sie nicht endlich mal auf den Punkt kommen?“
„K.E.E. ist ein Programm zur Lösung geopolitischer Konflikte, Wanda. Ausgeschrieben heißt es dann auch Konflikt-Entscheidungs-Einheit.
Wanda blickte ihn aufmerksam an, begriff aber immer noch nicht.
Ein Kee ist eine Symbiose aus anorganischen und organischen Materialien. Ein künstlicher Organismus, der geschaffen wurde, um unvorstellbare Leistungen und Fähigkeiten zu entfalten. Es sollte im Ausland eingesetzt werden, vor allem in Ländern, die von autokratischen Gesellschaftssystemen, sprich Diktaturen beherrscht werden. Dabei sammelt es Beweise von Verbrechen, gewinnt Kenntnisse über die Strukturen des Regimes, das diese begeht und macht sich dann daran dieses aufzulösen.
„Sie wollen sagen, dass ich ...“
„Sie sind Kee, Wanda. Genau. Sie sind das Ergebnis eines 47 Milliarden Euro schweren Programms zur Schaffung eines Racheengels.“
„Das kann nicht sein, lieber Maximilian. Ich bin ein friedlicher Mensch, ich kann ja nicht einmal eine Fliege töten. Wirklich nicht. Ich habe in meinem ganzen Leben nie etwas verletzt, geschweige denn Schlimmeres angetan.“
„Und genau das ist der Grund, warum ihr Gehirn in dieses System eingebettet worden ist. Es stellt eine Art von Sicherung des Ganzen da, verstehen sie? Erst wenn sie zu der Überzeugung gekommen sind, dass ein Verbrechen verhindert werden muss, koste es, was es wolle, tritt Kee in Erscheinung.“
Wanda starrte ihn verblüfft an.
„Sie wollen sagen, dass in diesem Ding nicht nur mein Kopf steckt?“
Maximilian blickte sie betrübt an.
„Wenn sie mit Kopf ihr Gehirn meinen, dann ja.“
Die Riesin sackte förmlich in sich zusammen und wirkte in diesem Moment wie ein Häufchen Elend. Wanda schien regelrecht überwältigt worden zu sein, von dem, was Maximilian ihr gerade erklärt hatte.
„Kann ich ihnen irgendwie helfen?“
Sie blickte auf ihn herunter und nickte schließlich.
„Sie haben von einem Grund gesprochen. Erzählen sie mir davon.“
Maximilian hatte Mühe ihren Gedanken zu folgen.
„Sie meinen für das Programm?“
Wanda nickte.
„Nun, daran ist vor allem die Nato schuld. Unser Land wurde dazu verpflichtet gewaltig aufzurüsten und einen erheblichen Teil seines Staatsvermögens in die Streitkräfte zu stecken. Diese Aufrüstung hätte es aber in einen direkten Konflikt mit anderen Ländern gebracht, was man aufgrund der Erfahrung mit der eigenen Vergangenheit unbedingt vermeiden wollte. Dazu kam noch die besorgniserregende politische Entwicklung in anderen Ländern, man suchte ihr etwas entgegenzusetzen, ohne dabei selbst in Erscheinung treten zu müssen.“
Maximilian stand auf und breitete weiter seine Gedanken vor ihr aus.
„Verstehen sie, was das Kee bedeutet hätte? Dieses System hätte Verbrecher beseitigt, ohne das diese einen Zusammenhang mit westlicher Außenpolitik hätten herstellen können. Es wäre Detektiv, Richter und Henker in einem gewesen.“
„Sie klingen ziemlich begeistert.“ Erwiderte die Frau schockiert.
Maximilian blickte sie überrascht an. Klang er wirklich so? Sicher konnte er nachvollziehen, wo ihre Bedenken lagen, aber sah nicht auch sie die Möglichkeiten, die sich damit für die Welt geboten hätten?
„Es wäre vielleicht die Lösung gewesen, die unser Planet gebraucht hätte.“
Wanda schien da ganz andere Meinung zu sein.
„Es wäre die Lösung von Männern gewesen, meinen sie. Frauen neigen nicht zu solchen Mitteln und vielleicht hätte es in der Weltpolitik nur ein paar Entscheidungsträger mehr von meinem Geschlecht geben müssen.“
Maximilian wollte sich nicht streiten. Für ihn gab es in diesen Punkt zwischen den Geschlechtern keinen Unterschied. Wie hieß es in dem Sprichwort? Gelegenheit macht Diebe und der Crux war der Mensch an sich.
„Sie haben vorhin von Fähigkeiten gesprochen, welche sind das genau?“ Wollte Wanda wissen und blickte dabei über ihr mächtiges Dekolletee hinweg an ihren neuen Körper herunter.
Maximilian wandte sich zu dem Computer um und fasste zusammen, was er herausgefunden hatte.
Ihr ganzer Organismus ist biomechanischer Natur, voll regenerierbar und extrem kraftvoll. Sie sind um den Faktor dreißig stärker als der Olympiagewinner im Kraftdreikampf 2016. Unvorstellbar, oder? Ihr Körper ist von seiner Konstruktion her dem eines Insekts nachempfunden worden, wenn er auch nicht danach aussieht. Ihre ganze Haut zum Beispiel ist neben einem Exoskelett auch ein einziges Facettenauge. Jede dieser Poren ...“ Er nahm ihre Hand und deutete auf einen der kleinen Punkte. „... ist dazu in der Lage seine Umgebung zu beobachten, sie zu riechen, sie zu schmecken und zu fühlen. Sie nehmen Wellen auf jeglicher Frequenz wahr, Licht, Energie ...“
Er drehte ihre Hand so um, dass er ihr den Handrücken zeigen konnte.
„Dazu kann ihre Haut ein elektrisches Feld erzeugen, ähnlich dem eines Zitterals. Das dient nicht nur der Verteidigung, sondern auch als EMP für umliegende elektrische Gerätschaften.“
Wanda beobachtete den Mann vor sich angespannt. Er schien sich an ihren Möglichkeiten regelrecht zu berauschen.
„Der absolute Knaller aber ist ...“
Er blickte sie mit leuchtenden Augen an.
„... sie können sich perfekt tarnen. So als ob sie unsichtbar wären, verstehen sie?“
Wanda starrte ihn an, als ob er geisteskrank geworden wäre.
„Unsichtbar?“ Fragte sie dann auch zweifelnd.“
Maximilian nickte.
„Jede Pore ihrer Haut, kann Bildinformation an eine, auf der gegenüberliegende Körperseite befindliche senden. Diese passt dann ihre Farbe entsprechend an und schon verschmilzt Kee mit seiner Umgebung.
„Aha.“ Stellte sie gefrustet fest, unfähig seine Begeisterung zu teilen.
„Wanda! Sie haben mich gefragt, oder etwa nicht?“
„Ja, das habe ich. Sie haben ja Recht. Gibt es sonst noch etwas, was ich wissen sollte?“
„Sie können in jeden Wellenbereich des Lichts sehen, selbst bei absoluter Dunkelheit. Für sie macht es keinen Unterschied, ob hier das Licht brennt oder nicht. Sie könnten auch dann noch lesen, wenn ich bereits glaube erblindet zu sein.“
Er hob ihre Hand an und drehte sie jetzt zurück auf den Rücken. Eine Art Buckel befand sich oberhalb ihres Handgelenks am auslaufenden Unterarm, mit zwei darin eingelassenen Schlitzen.
„Und was ist das jetzt?“ Fragte sie ihn.
„Das sind zwei verborgene Klingen, die bei einem Angriff zum Einsatz kommen würden. Da hat jemand wohl zu viele Wolverinecomics gelesen in der Entwicklungsabteilung.“
Wanda schwieg. Maximilians Enthusiasmus war gleichzeitig eine Erklärung für sie, warum man sie zu diesem Ding gemacht hatte. Sie war das Ergebnis von bizarren Männerfantasien geworden.
„Dabei hätten eigentlich ihre Krallen doch schon ausgereicht, was?“ Stellte Maximilian amüsiert fest.
„Stehen sie bitte auf und drehen sie sich um. Ich will ihnen zeigen, was ich mit unsichtbar meine.“
Sie erhob sich langsam und verriet dabei deutlich ihre Anspannung.
„Wir sind gleich fertig, Wanda, nur noch das.“
Er ging um ihren massigen Körper herum und tastete dessen Rückseite ab.
„Ich habe es gefunden!“ Drang es triumphierend aus seinem Mund heraus.
Sie fragte nicht mehr nach. Hatte kein Interesse mehr daran, eine weitere Monstrosität an sich entdecken zu müssen.
„Das ist das Gaussgewehr! Man sieht es nicht, kann es aber ganz deutlich fühlen. Der Wahnsinn. Ich habe gehört, dass sie an so etwas gearbeitet haben, aber dass es fertig entwickelt worden ist ...“
„Hören sie jetzt auf damit, ich habe genug davon.“
Widerwillig ließ er von ihr ab.
„Es tut mir leid, ich habe nicht daran gedacht, wie schwer das alles für sie sein muss.“
Wandas blaue Augen blieben auf den Bildschirm gerichtet, ohne sich jedoch dafür zu interessieren. Sie schwieg und schien kein Interesse mehr daran zu haben, ihrer Verwandlung weiter zu erforschen.
Maximilian setzte sich wieder an den Arbeitsplatz und stöberte weiter in dem Datenmaterial. Vielleicht gab es ja neben weiteren Erkenntnisse über das Kee auch Informationen über einen möglichen Fluchtweg? Ihm schien jetzt alles möglich zu sein.
Zwei Meter und achtundfünzig Zentimeter maß Wanda in der Höhe, wog fast eine halbe Tonne und schien gegen alle möglichen äußeren Gewaltanwendungen bestmöglich geschützt worden zu sein. Nur an ihrer Psyche schien man bei ihrer Konzeptionierung nicht gedacht zu haben.
„Ich hätte nie geglaubt, dass man solche Möglichkeiten hat. Es fühlt sich alles ein wenig an wie in einem Superheldenfilm, aber schaut man genauer hin, wird alles plausibel. Man hatte einfach unbegrenzte Ressourcen zur Verfügung und viele kluge Köpfe, die das Unmögliche möglich gemacht haben.“
Er spürte, dass Wanda seinen Kommentar nicht im Raum stehen lassen konnte. Aber sollte er denn lügen? All diese Errungenschaften imponierten ihm.
„Ich bin doch nur ein Spielzeug, nichts weiter. Das Ergebnis von gestörten Männern mit riesigen Komplexen.“
Ihm ging ihre Mutmaßung zu weit. Schließlich hatte man ein klares Ziel vor Augen gehabt, als man das Kee geschaffen hatte. Man wollte, dass es jemanden gab, der die Menschheit vor sich selbst rettete und Wanda wäre die Einzige dafür in Frage kommende Lösung gewesen.
„Sie glauben mir nicht, oder?“
Er blickte sie seltsam an und zögerte seine Antwort hinaus.
„Geben sie mir ihre Hand!“ Forderte sie ihn auf.
Sie streckte ihre gewaltige Hand aus, die dennoch feingliedrig und weiblich wirkte.
„Was haben sie mit ihr vor?“ Fragte Maximilian verstört.
„Bitte! Es ist wichtig, damit sie meinen Standpunkt verstehen können.“
Unsicher legte er seine Hand in die von Wanda und schrak zusammen, als sich ihre Finger um sie herum schlossen. Diese Geste wirkte so endgültig in diesen Moment, fühlte sich doch Maximilian dieser gewaltigen Kraft ausgeliefert, die dieser Frau innewohnte. Doch die dosierte ihre Energie dieses Mal sehr präzise und tat ihm nicht weh dabei.
„Machen sie ihre Augen zu.“
„Aber warum muss ich ...“
„Bitte, Maximilian! Ich fange sonst gleich wieder das Heulen an.“
Er seufzte, gab aber nach. Er stand auf, schloss seine Augen und ließ sich von ihr führen.
Wanda zog seine Hand an ihren Körper heran, führte sie zwischen ihren Schenkel hinein und drückte sie gegen die Protektorplatte, die ihrer Scham stilisierte.
Für Maximilian fühlte es sich so an, als ob er eine Schale durchgedrückt hätte und seine Hand in einem warmen, von der Konsistenz her sehr dickflüssigen, zähen Dotter eintauchte.
„Warum eine Vagina?“ Fragte Wanda ihn schließlich zynisch.
Der Mann riss seine Augen auf, blickte zu seiner Hand herunter und zog sie hektisch zwischen ihren Beinen heraus. Entsetzt blickte er zu ihr auf, unfähig das gerade Erlebte zu verarbeiten.
„Weshalb haben sie das getan?“ Fragte er sie verstört.
Wanda schüttelte ihren Kopf. Sie hatte keine Lust sich vor ihm zu rechtfertigen.
„Beantworten sie mir meine Frage, Max. Warum habe ich eine Vagina? Wozu braucht eine Killermaschine Genitalien? Können sie mir das erklären? Die Männer die mich geschaffen haben waren Perverse und ich möchte mir nicht einmal vorstellen, was man mir alles angetan hat, während ich dort wehrlos auf der Liege lag.“
Der Mann antwortete ihr nicht und schaute immer noch ungläubig auf seine Faust herunter. Er musste Wanda recht geben, das alles war wirklich schwer zu durchschauen.
„Vielleicht brauchen sie Körperöffnungen zum Ausscheiden von Abfallprodukten?“
Wanda wandte sich genervt von ihm ab.
„Die hätte man auch funktionaler gestalten können, oder? Ich habe sogar Nippel, wollen sie sie fühlen? Glauben sie mir jetzt, oder suchen sie immer noch nach einer wissenschaftlichen Erklärung?“
Er blickte zu ihr rüber und betrachtete nachdenklich ihre massiven, überdimensioniert wirkenden Brüste.
„Sie können sie ruhig anfassen, wenn sie mir nicht glauben, darauf kommt es jetzt auch nicht mehr an. Meine Eigenen sind ja tot.“
Maximilian verzichtete. Wanda hatte Recht, von diesen Details hatte nichts in der Präsentation gestanden.
Er schwieg, sah nachdenklich zu ihr rüber und wusste nicht, was er ihr gegenüber noch entgegnen sollte. Er schämte sich in diesem Moment dafür, ein Mann zu sein. Hätte man dieses hübsche Gesicht gebraucht? Oder diese extremen Kurven? Prominente Frauen hatten sich unter das Messer gelegt, um wenigstens im Ansatz so auszusehen wie Wanda.
Betretenes Schweigen auf beiden Seiten. Wanda spielte nervös mit ihren Krallen, bis in sie hinein, schien aber zu begreifen, dass diese nicht nachgeben würden. Maximilian wandte sich wieder dem Computer zu und suchte nach weiteren Informationen, die ihnen vielleicht helfen konnten.
Tatsächlich waren nur Männer an dem Projekt beteiligt gewesen. Wanda schien also Recht zu haben. Frauen hätten wahrscheinlich gegen solch eine sexistische Umsetzung des Projektziels protestiert.
Maximilian las weiter, öffnete verschiedene Abhandlungen und Einsatztheorien und fand immer extremere Auswüchse, die dieses Wesen ausmachen sollten. Neben Wandas Bewusstsein gab es auch noch Kee´s Unterbewusstsein. Beide beeinflussten das Handeln dieser künstlichen Lebensform stark abgegrenzt und doch in Abhängigkeit voneinander. Wanda war so etwas wie die Richterin, Kee Häscher und Henkerin. Dabei wurden dem Kee alles an Kampftechniken, Einsatztaktiken und Verhörmethoden mitgegeben, die man hatte in Erfahrung bringen können. Es gab Ablaufpläne und Wahrscheinlichkeitsmodelle von Fern- und Nahkämpfen, zu erwartende Reaktionen von Gegnern, Fahndungs- und Suchmuster, welche Kee zum Einsatz bringen konnte, aber diese auch vorhersah, wenn man sie gegen sie selbst zu richten suchte. Jedes noch so kleine Detail war umgesetzt, jede noch so abstrakte Idee realisiert worden.