Kitabı oku: «Pucki», sayfa 22

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»Was erleben wir denn?« forschte Pucki erregt.

»Wir verraten nichts«, sagte Paul bestimmt. »Na, du wirst die Augen so weit aufreißen, dass du sie nicht mehr zumachen kannst.«

»Werden wir bald eingeladen?«

»Herr Hupfer sagte, es ist noch nicht so weit, aber bald ist es so weit.« Und plötzlich begann Paul laut zu lachen.

»Au, das wird fein!«

Pucki wandte sich an Walter und Fritz. Sie wollte durchaus erkunden, was man in Kürze auf dem Niepelschen Gute erleben werde. Doch die beiden Knaben kniffen listig die Augen zusammen und lachten.

»Großartig wird es!«

Da legte das Försterskind schmeichelnd den Arm um Fritz. »Bin ich deine Freundin? – Bist du mein Freund?«

»Ja, Pucki.«

»Dann sage mir ganz leise, was wir erleben werden.«

Fritz machte sich aus den umschlingenden Armen los und lief davon. Auf Puckis Stirn zeigte sich eine finstere Falte.

»Du oller dummer Junge!« Dann steckte sie den Finger in den Mund und knabberte am Nagel.

Drei Tage später stellte sich Claus Gregor im Forsthause ein. Er begrüßte Rose herzlich, denn auch er mochte das liebe Mädchen sehr gern.

»Dir habe ich etwas mitgebracht, Pucki. Du hast so lange im Bett liegen müssen, jetzt bekommst du etwas zum Andenken an mich.«

»Ich weiß schon – das wolltest du mir damals schon schenken!«

»Jawohl, kleiner Wildfang, nun ist es fertig geworden.«

Pucki wickelte aus dem Papier ein viereckiges Kästchen heraus. Auf den Klappdeckel waren gepresste Blumen geklebt: Vergissmeinnicht, Männertreu, Löwenmaul und fleißiges Lieschen.

»Die Blumen habe ich für dich gepresst, kleine Pucki. Wie das fleißige Lieschen sollst du auch immer fleißig sein. Vergessen sollst du mich auch nicht, und das hier –« Claus lachte: »Kennst du diese Blume?«

»Freilich kenne ich sie! Es ist Löwenmaul!«

»Sie soll dich daran erinnern, dass man nicht immer einen großen Mund haben soll, wenn einem etwas nicht passt.«

»Hahaha, meinste mich?«

Claus lachte abermals.

»Und was ist das hier für 'ne Blume? Ist das nicht Männertreu? Hast du das draufgeklebt, weil du immer mein treuer Freund sein willst?«

»Ja, Pucki.«

»Das ist aber schön. – Was tue ich nun in das Kästchen hinein? – Weißt du, als du mir den Kasten gabst; habe ich gedacht, dass er voll Schokolade ist. – Und nun ist er ganz leer.«

»Nun gefällt er dir nicht?«

»Ach ja – mir gefällt er schon, mir gefällt alles, was du mir schenkst, auch das Poesiealbum. Und wenn du mir mal das Schaukelpferd schenkst, das beim Kaufmann Puche steht, freue ich mich noch viel mehr.«

»Du weißt noch gar nicht, Pucki, dass dieses Kästchen ein Wunderkästchen ist.«

Pucki klappte den Deckel mehrmals auf und zu, schüttelte dann das Kästchen und sagte: »Er ist ja noch immer leer. – Was ist das für ein Wunderkasten, großer Claus?«

»Solch ein Kästchen habe ich bei einem kleinen lieben Mädchen gesehen, das in demselben Haus wohnt, in dem ich wohne. Die kleine Grete war immer recht unartig, niemand mochte sie leiden. Da hat sie eines Tages solch ein Kästchen bekommen. Die Mutter schenkte ihr dazu noch ein Säckchen mit schwarzen Bohnen, und jedes Mal, wenn das kleine Mädchen etwas Hässliches getan hatte, legte die Mutter eine schwarze Bohne hinein. An jedem Sonntag hat sie dann die Bohnen gezählt und dem Kinde gezeigt, wie oft es hässlich gewesen war. Die kleine Grete war darüber recht traurig und nahm sich vor, sich zu bessern. So sind immer weniger schwarze Bohnen in das Kästchen gekommen, und jetzt geschieht es nur noch selten, dass die Mutter eine Bohne hineintun muss. – Nun hat die Mutter gesagt, dass sie für jede gute Tat eine weiße Bohne in das Kästchen legen will. Die kleine Grete kommt oft zu mir und zeigt mir, wieviel weiße Bohnen in dem Kästchen liegen. Das freut mich natürlich, darum nenne ich das Kästchen ein Wunderkästchen, weil aus der bösen Gretel ein gutes Gretel wurde.«

»Hast du die Gretel nun sehr lieb, weil sie so gut ist?«

»Ja, Pucki, liebe Kinder habe ich immer gern.«

»Hast du sie noch lieber als mich?«

»Wie wäre es, Pucki, wenn du auch jedes Mal eine schwarze Bohne in das Kästchen legen wolltest, sobald du einen schlimmen Streich machst?«

»Guckst du dann nach, wie viele schwarze Bohnen in dem Kasten sind?«

»Jawohl. – Wenn ich zu Weihnachten wieder auf Ferien komme, sehe ich nach.«

»Wenn nun aber die schwarzen Bohnen alle gar nicht in den Kasten gehen?«

»Oho, solch unartiges Mädchen wirst du doch nicht sein, dass du bis Weihnachten hundert schlimme Streiche ausführen wirst.«

Rose Scheele, die bisher schweigend dabeigesessen hatte, sagte plötzlich: »Das ist kein Wunderkästchen, das ist ein Himmelskästchen.«

Claus und Pucki blickten Rose fragend an.

»Das ist wie beim lieben Gott«, fuhr sie fort. »Der hat viele große Schalen, für jeden Menschen eine. In diese Schale wirft er jedes Mal, wenn ein Mensch was Schlimmes tut, eine schwarze Kugel. Wenn der Mensch dann wieder was Gutes tut, wirft er eine weiße Kugel dazu. Das macht er so lange, bis der Mensch tot ist. Wenn der Mensch dann an die Himmelstür kommt und fragt, holt der liebe Gott sich viele kleine Englein herbei und sagt: ›Nun rasch, zählt mal die Kugeln!‹ Sind dann mehr schwarze Kugeln als weiße, dann schlägt der liebe Gott die Himmelstür zu und sagt: ›Hübsch draußen bleiben, lieber Mann.‹ Sind aber mehr weiße Kugeln, dann darf er in den Himmel kommen.«

»Darf er auch hinein, wenn nur eine weiße Kugel mehr drin ist als schwarze?« fragte Pucki gespannt.

»Ja«, sagte Rose. »Dann muss er aber ganz vorne bleiben und darf nicht in den schönen Himmel, in dem die Englein umherfliegen.«

Nachdenklich blickte Pucki auf das Kästchen. »Vielleicht ist es gut so. – Man weiß dann, wie oft man böse gewesen ist. Ich werde auch immer schwarze Bohnen in das Kästchen tun, und dann nehme ich noch ein anderes Kästchen, in das lege ich die weißen Bohnen. Wenn du dann wiederkommst, großer Claus, zählen wir. Wenn zu viele schwarze Bohnen in meinem Himmelskästchen sind, will ich schnell recht viel Gutes tun.«

»Ich hoffe, dass du recht oft an das Kästchen denkst, wenn du einen schlimmen Streich ausführen willst.«

Das kleine Mädchen seufzte. »Ach, wenn ich immer artig sein soll, macht das keinen Spaß. Manchmal merkt man ja, dass man unartig war. Das ist eben der Puck, der in mir sitzt, und dafür kann ich nicht.«

»Nun, ich denke, du wirst dich recht oft an das Himmelskästchen erinnern.«

»Ja, großer Claus, aber die Gretel darf nicht so viele weiße Bohnen haben, das mag ich nicht leiden. Die Gretel wird auch ungezogen sein, du weißt es nur nicht.«

Minna gab bereitwillig weiße und schwarze Bohnen heraus. Es war nur fraglich, ob Pucki die schlechten und guten Taten selbst erkennen würde. Schon am Abend kam die erste schwarze Bohne in das Kästchen. Waltraut hatte sich einige Puppenstubenmöbel zum Spielen geholt. Als Pucki das sah, nahm sie sie ihr fort und zerbrach absichtlich einen kleinen Stuhl.

»Du«, sagte Rose ernst, »das war aber hässlich von dir.«

»Ach ja«, seufzte Pucki gedrückt, nahm schweren Herzens aus dem Säckchen eine schwarze Bohne und legte sie mit traurigem Gesicht in das Himmelskästchen.

6. Kapitel: Geheimnisvolle Vorbereitungen

In der kleinen Stadt Rahnsburg und in der Försterei Birkenhain herrschte seit Tagen große Erregung. Etwas ganz Neues sollte den Kindern geboten werden: Ein Sportfest, das der Hauslehrer auf dem Niepelschen Gute, Herr Hupfer, noch während der großen Ferien veranstalten wollte.

Herr Hupfer hatte sich mit Fräulein Caspari in Verbindung gesetzt und sie gefragt, ob es nicht möglich wäre, dass bei diesem Sportfest draußen bei Niepels acht Mädchen aus Puckis Klasse einen Volkstanz aufführten. Dieser Vorschlag wurde begeistert aufgenommen. Die Lehrerin erbot sich, einen hübschen Reigentanz einzuüben. Es wollten nur wenige von Puckis Klassenkameradinnen verreisen, und alle anderen sollten zu dem Sportfest geladen werden und sich nach Möglichkeit daran beteiligen.

»Ich plane einen Wettlauf, Preisringen, scherzhaftes Wettreiten, Hindernislaufen und andere Wettspiele mehr. Dazu sollen die Knaben und Mädchen zeigen, was sie im Turnen leisten können. Herr Niepel lässt auf einer der Koppeln die verschiedensten Turngeräte aufstellen.«

Fräulein Caspari wählte acht Mädchen ihrer Klasse aus. Pucki war nicht darunter. Sie war zu derartigen Dingen nicht zu gebrauchen. Herr Hupfer bedauerte das; er meinte jedoch, er werde sich mit Pucki und Rose Scheele persönlich in Verbindung setzen. Vielleicht könnten die beiden Mädchen ganz aus sich selbst heraus etwas zur Verschönerung des Festes beitragen.

Die Vorbereitungen, die auf dem Niepelschen Gute getroffen wurden, erregten natürlich allgemeine Aufmerksamkeit. Noch nie waren so viele Rahnsburger Kinder hinaus nach dem Gute gepilgert wie während dieser Ferien. Besonders die Turngeräte, die der Gutsbesitzer aufstellen ließ, erregten das helle Entzücken der Knaben. Die Leute, die mit diesen Arbeiten beschäftigt waren, mussten viele neugierige Kinder fortjagen.

Vor allem waren es die Niepelschen Drillinge, die Herrn Hupfer dauernd mit ihren Fragen quälten.

»In Ihrem dicken Sportbuch stehen noch viel mehr Sportsachen: Jagdsport, Schwimmsport, Boxen, Radfahren. Wir müssen noch viel mehr machen, Herr Hupfer.«

»Sorgt nur dafür, dass ihr im Turnen und im Laufen etwas Gutes leistet«, meinte er.

»Speerwerfen und Kugelstoßen muss noch sein«, sagte Walter.

»Es wird wie die Olympischen Spiele«, meinte Paul. »Ich habe in Rahnsburg erzählt, dass wir Olympische Spiele machen, nur wird es noch großartiger. Ich reite wie ein Indianer auf ungesatteltem Pferde.«

»Nicht immer einen solch großen Mund, mein Junge«, mahnte Herr Hupfer. »Ich hoffe, dass ihr euch manierlich betragt. Jeder, der auf dem Sportfest Dummheiten macht, wird ausgeschlossen.«

»Da wird wohl bald keiner übrig sein«, maulte Walter.

»Ich habe nichts dagegen, wenn ihr euch noch ganz heimlich etwas ausdenkt und einübt und uns damit beim Sportfest überrascht. Es darf aber keine Dummheit sein, es muss in den Rahmen der Veranstaltung passen.«

»Geben Sie uns Ihr dickes Buch?«

»Das tue ich gern, doch legt es dann wieder an seinen Platz.«

Von nun an konnte der Hauslehrer mehrfach sehen, wie die drei Knaben voller Eifer das Buch durchblätterten und dabei flüsterten.

Pucki hatte natürlich auch keine Ruhe mehr, seit Herr Hupfer persönlich im Forsthause gewesen war und angefragt hatte, ob sie und Rose auch etwas zur Belustigung der Teilnehmer beitragen wollten.

»Ich klettere an der langen Stange hoch und hole die Schokolade herunter. Ich kann fein klettern! «

»Die lange Kletterstange ist nur für die Knaben.«

»Ich bin wie ein Knabe, sagt Fräulein Caspari immer. Ich ziehe mir den Turnanzug an, dann geht es los!«

»Vielleicht findest du noch etwas Besseres«, meinte Herr Hupfer, »du hast doch immer so hübsche Gedanken, und Rose kann dir manchen guten Rat geben.«

Schon am andern Tage erschien Pucki auf dem Niepelschen Sportplatz. »Ich habe was Feines«, schrie sie dem Hauslehrer und den drei Knaben zu und schlug mit den Armen, als wären es Flügel. »Oh, ich habe ganz was Feines ausgedacht!«

»Was denn?« fragte Paul.

»Das sage ich nicht. – Na, ihr werdet Freude daran haben!«

»Und wir machen noch was Feineres«, sagte Walter, »das sagen wir auch nicht.«

So wurde die Geheimnistuerei immer größer. Die Rahnsburger Mädchen erzählten von einem wunderschönen Volkstanz, der viel schöner sei als alles das, was sie bisher in der Schule getanzt hätten.

Pucki lief zum Pferdestall und liebkoste das weiße Pferdchen, das sie schon so oft zur Schule gefahren hatte.

»Rennst du auch mit, kleines Pferd?«

Der Schimmel wieherte freudig. Er kannte Pucki genau, die ihm stets Zucker brachte. Auch jetzt wieder holte sie ein Stück Zucker hervor und reichte es ihm.

»Ich habe heute den Kaffee ohne Zucker getrunken, weil ich wusste, dass ich heute zu dir komme. Pferdchen, bin ich deine gute Freundin?«

Das Tier rieb seinen Kopf an Puckis Schulter.

Vom Pferdestall lief Pucki zum Schweinestall. Walter hatte ihr verraten, dass dort sechs kleine Schweinchen angekommen wären. Sie schaute von einer Boxe in die andere und freute sich, wenn sie von den Tieren mit Grunzen begrüßt wurde. Schließlich fand sie die Sau mit den sechs Jungen. Sie setzte sich auf den Rand der Schweinebucht und schaute verzückt den kleinen Tierchen zu, die an der Mutter sogen. Schließlich sprang sie sogar in die Schweinebucht hinein und streichelte die kleinen Tiere.

»Ihr lieben Marzipanschweinchen, ihr seid so niedlich!«

Während Pucki noch in der Schweinebucht weilte, hörte sie draußen lautes Rufen. Es war die Stimme des Hauslehrers.

»Fritz – Walter – Paul! Wo seid ihr denn wieder!«

Die Tür des Schweinestalles wurde geöffnet. Pucki schaute vergnügt lachend über die Brüstung. »Hier ist keiner, hier bin nur ich!«

»Aber Pucki, wie siehst du nur wieder aus! – Was willst du denn bei den schmutzigen Tieren?«

»Die sind nicht schmutzig«, erwiderte das Kind entrüstet, »sieh mal her, wie weiß und schön sie sind.«

»Komm schnell heraus! – Weißt du nicht, wo die Jungen sind?«

»Nein.«

»Willst du nicht rasch mal ins Haus laufen oder nach den Scheunen? Einer der Knaben soll sofort zu mir kommen.«

Pucki nahm erst von den kleinen Schweinchen Abschied, tätschelte jedes einzelne und schwang sich dann, einem Knaben gleich, über die gemauerte Brüstung.

»Du kannst gut turnen«, lobte Herr Hupfer.

»Ich klettere auch an der glatten Stange hoch und hole die Schokolade.«

»Na, na, das will geübt sein!«

Das leuchtete dem Kinde ein. Es gab im Walde ja so viele hochgewachsene Bäume, dort konnte sie üben. Außerdem war sie in der Turnhalle der Schule immer die erste, die an Leitern und Stangen oben an der Decke war. Mit diesen Leistungen stellte sie ihre Mitschülerinnen in den Schatten.

Sehr langsam schritt Pucki über den Gutshof, dem Hause entgegen. Die unsauberen Schuhe zog sie von den Füßen und nahm sie in die Hand. Mit lauter Stimme rief sie nach den Knaben. Frau Niepel kam herbei und sagte, dass die drei auf dem Sportplatz wären.

»Da sind sie nicht, Tante Niepel.«

»So stecken sie wahrscheinlich in der großen Scheune, Pucki. Dort wirst du sie finden.«

Aber in der großen Scheune waren sie auch nicht. Interessiert schaute das Kind den Landarbeitern zu, die auf dem jenseits des Weges liegenden Felde arbeiteten. Und bald war eine Unterhaltung in Gang gekommen; Pucki vergaß, dass sie von Herrn Hupfer geschickt worden war, um die Knaben zu suchen.

Plötzlich stürmte Pucki der Landstraße zu. Mit ihren scharfen Augen hatte sie Oberförster Gregor bemerkt, der eben im Begriff war, in den kleinen Waldweg einzubiegen. Anscheinend hatte er Niepel einen Besuch abgestattet und war nun auf dem Wege zur Oberförsterei.

»Weidmannsgruss, Onkel Oberförster«, schallte es laut, »warte doch ein bisschen!«

Der alte Herr blieb stehen. Seine kleine Pucki musste er natürlich begrüßen. Das Kind war ihm von klein auf ans Herz gewachsen. Und wieder begann ein fröhliches Geplauder.

»Machst du auch beim Sportfest mit, Pucki?« fragte er.

»Freilich, Onkel Oberförster, kommst du auch?«

»Natürlich, wir sind alle da.«

»Ich klettere an der hohen Stange hinauf und hole die Schokolade herunter. Weißt du, der Paul hat mir gesagt, die Sieger bekommen extra was geschenkt, und manche Leute geben eine Belohnung. Wenn ich die hohe Stange hinaufklettere bis ganz oben hin, so ist das 'ne schwere Sache, die nicht jeder kann. Dafür muss ich einen Preis bekommen.«

»Nun, dann will ich mal sehen, ob du einen Preis bekommst. Preise gibt es nur für gute Leistungen.«

»Onkel Oberförster, ich leiste was Gutes!«

»Ich muss nun weitergehen, Pucki. Wo sind denn deine Freunde, die drei Niepelschen Rangen?«

Die Kleine steckte den Finger in den Mund. »Ich weiß es nicht. Wenn du durch den Wald gehst, rufe mal recht laut. Vielleicht sind sie irgendwo.«

Der Oberförster nahm Pucki die Hand aus dem Mund und blickte missbilligend darauf nieder.

»Wie siehst du denn aus, Pucki? Soll ein so großes Mädchen wie du noch immer an den Fingern lutschen?«

Pucki betrachtete sorgenvoll ihre Fingerchen. Die sahen auch jetzt wieder nicht gerade sauber aus, und besonders der Besuch im Schweinestall war mit schuld daran.

»Na, dann will ich mal heimgehen und mir die Hände waschen«, meinte Pucki.

»Pfui, du Ferkel! Aber nun lauf rasch heim, ich muss in den Wald. Der Claus wird von nun an öfter deine Hände ansehen.«

»Ist es eine schlimme Tat, Onkel Oberförster, wenn ich schmutzige Hände habe?«

»Bei kleinen Mädchen ist das sehr schlimm.«

Minna wunderte sich sehr, als Pucki sich in der Küche dreimal nacheinander die Hände wusch.

»Sind sie nun sauber, Minna?«

»Blitzsauber, Pucki.«

»Jetzt wasche ich mir immerzu die Hände.«

Dann ging Pucki ins Kinderzimmer, knüpfte seufzend einen kleinen Beutel auf, in dem schwarze Bohnen lagen, nahm eine heraus und warf sie ins Himmelskästchen.

»O weh«, sagte sie, »es sind schon recht viele drin. Bis Weihnachten, wenn der große Claus nachsehen will, ist es noch so lange – –«

Währenddessen ging Oberförster Gregor durch den Wald. Lauschend hob er plötzlich den Kopf. Was war das für ein Stimmengewirr?

»Du bist verrückt!«

»Quatsch, ich weiß es besser, ich habe es doch gelesen!«

»Du weißt gar nichts!«

»Au, lass mich los!«

Wenn ihn nicht alles täuschte, waren das wieder einmal die Niepelschen Knaben, die sich wie immer rauften. So schritt er mitten durch den Wald, den Stimmen nach, und erblickte auch bald die drei Buben. Der eine trug eine Wäscheleine über der Schulter, der zweite einen Rucksack, aus dem Stroh herausschaute. Der dritte hatte in einem Tuch etwas eingewickelt und klemmte diese Rolle unter den Arm.

Oberförster Gregor zog die Stirn kraus. Was wollten die Jungen mit einer Leine und Stroh im Walde? Er verhielt seine Schritte. Paul schickte sich soeben an, die Leine an einen Baum zu binden, dann ging er zu einem zweiten Baum und knüpfte hier ebenfalls die Leine fest. Inzwischen zog Walter aus dem Rucksack das Stroh. Dann kam ein dickes Buch zum Vorschein, das auf den Waldboden gelegt wurde. Als Fritz sich zu entkleiden begann, trat der Oberförster hervor.

»Was macht ihr hier?« fragte er streng.

»Da kommt schon wieder einer, der uns stört«, rief Paul böse.

»Was soll das Stroh im Walde?«

»Das brauchen wir.«

»Um Feuer anzumachen?«

»Nein!«

»Kramt mal die Streichhölzer aus den Taschen.«

»Wir haben keine Streichhölzer«, meinte Walter.

»Warum bindet ihr die Leine um die Bäume?«

»Das brauchen wir nicht zu sagen, das wird eine Überraschung. Herr Hupfer hat gemeint, wir brauchen es nicht zu verraten.«

»Und ich dulde es nicht, dass ihr hier im Walde dummes Zeug macht. Ihr habt auf eures Vaters Grund und Boden Platz genug. Das Stroh wird sofort wieder eingepackt und heimgenommen und die Leine abgebunden. Wenn ich euch noch einmal bei solchen Dummheiten treffe, sage ich es eurem Vater.«

»Das sind keine Dummheiten«, maulte Paul, »das ist Training.«

»Warum sagt ihr mir nicht, was ihr hier macht?«

»Weil es eine Überraschung wird«, erwiderte Paul trotzig.

»Ihr packt die Überraschung sofort zusammen. – Los!«

Alle drei murmelten Unverständliches vor sich hin. Paul legte die Leine zusammen, und Walter stopfte das Stroh in den Rucksack, während Fritz sich eiligst entfernte. Paul und Walter warfen ärgerliche Blicke auf den Oberförster, dann folgten sie dem Bruder.

»Hallo!«

Keiner der Knaben wandte sich um.

»Ihr habt hier etwas vergessen«, rief der Oberförster.

Aber keiner der Jungen kehrte um. So blieb dem Oberförster nichts anderes übrig, als das dicke Buch aufzuheben. Es war ein Sportbuch und gehörte dem Niepelschen Hauslehrer.

»Solche Bengels!« Gregor musste den Weg zum Niepelschen Gutshause noch einmal machen. Glücklicherweise traf er unterwegs den kleinen Kastenwagen. Er bat den Kutscher, er möge Herrn Hupfer das Buch abgeben.

»Ich fahre erst nach Rahnsburg, Herr Oberförster«, sagte der Kutscher, »ich komme erst in einer Stunde zurück.«

»Das wird nichts schaden.« – –

Währenddessen war der Hauslehrer ins Gutshaus gekommen und auf sein Zimmer gegangen; er wollte im Sportbuch etwas nachlesen. Er wusste genau, dass er das Buch auf dem Tisch hatte liegen lassen. Es war verschwunden. Die drei Knaben, die öfters das Buch benutzt hatten, waren auch nirgends zu finden. Anscheinend hatten sie es mitgenommen.

Aber noch etwas anderes vermisste Herr Hupfer. Er suchte vergeblich nach den vier Paar Strümpfen, die ihm das Hausmädchen gestern neu gewaschen zurückgebracht hatte.

So ging er hinunter in die Küche. »Frieda, haben Sie die Strümpfe nochmals an sich genommen?«

»Ach Gott, Herr Hupfer, jetzt kommen Sie auch noch. Eben hat mich der Herr nach seinen Strümpfen gefragt, und Paula sucht die lange Wäscheleine. Es scheint heute alles verhext zu sein.«

Herr Hupfer ging zurück in sein Zimmer, durchsuchte seinen Schrank noch einmal genau, aber die vier Paar Socken blieben verschwunden.

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