Kitabı oku: «Allergien revolutionär», sayfa 5
Das aufgebrachte Nervensystem
Setzt der Körper eine bestimmte Substanz einmal mit Stress gleich, dann ist diese Speicherung oft noch zu einem späteren Zeitpunkt gültig, auch wenn die Stresssituation längst vorbei ist. Das heißt, einmal auf Weizen in Verbindung mit bestimmten Toxinen, beispielsweise Aluminium oder Glyphosat, sensibilisiert, reagiert der Körper beim nächsten Kontakt damit beleidigt. Und zwar auch dann, wenn wir reinen Bio-Weizen zu uns nehmen. Erstens ist die Speicherung, dass Weizenproteine schädlich sind, noch zu frisch. Zweitens befindet sich das Aluminium oder Glyphosat vielleicht immer noch im Körper, sodass er hier besonders vorsichtig ist, denn die Dosis macht bekanntlich das Gift. Besteht bereits eine Toxinbelastung, muss doppelt und dreifach aufgepasst und eventuell reagiert werden.
Interessanterweise kann eine Reaktion bei einem derart gereizten Nervensystem auch ganz ohne echten allergischen Reiz ablaufen. Bereits 1886 berichtete John N. MacKenzie, dass eine unter allergischem Asthma leidende Patientin durch das Riechen an einer Rose asthmatische Anfälle bekam [31]. Erstaunlicherweise konnten diese Anfälle auch durch eine künstliche Rose getriggert werden. Ihr Nervensystem hatte also die Information Rose mit allergischer Reaktion gekoppelt, unabhängig davon, ob biochemisch eine echte Rose beteiligt war oder nicht.
Um diese Zusammenhänge auf die MacKenzie aufmerksam gemacht hatte, genauer zu untersuchen, wurde knapp ein Jahrhundert später beim Brain Behavior Research Center in Kalifornien ein Versuch mit Meerschweinchen gestartet. Denn die Prozesse bei allergischen Reaktionen sind bei Meerschweinchen und Menschen erstaunlich ähnlich, vom Mechanismus der Histaminfreisetzung über das Verhalten der Mastzellen bis hin zur Bildung von Antikörpern. Zu Beginn dieser Studie wurden die Tiere auf Rinderalbumin sensibilisiert [32]. Nach der Sensibilisierungsphase, nachdem die Tiere bereits auf das Rinderalbumin allergisch waren, reagierten sie bei jedem Kontakt mit dieser Substanz mit einer erhöhten Histaminausschüttung. Nun ließ man die Tiere in einer sogenannten Trainingsphase an Düften schnuppern, die mit Rinderalbumin gemischt waren. Nach einer zweiwöchigen Verschnaufpause, in der sich das Immunsystem von etwaigen allergischen Reaktionen erholen konnte, begann der eigentliche Versuch. Dabei ließ man die Meerschweinchen nur noch an den Duftstoffen riechen, aber diesmal ohne Beimischung des Rinderalbumins, es war nur mehr der Duft und kein Allergen beteiligt. Der Duft allein löste eine Freisetzung von Histamin aus. Die Tiere hatten den Geruch mit dem Allergen gekoppelt, sodass der olfaktorische Reiz für das Immunsystem ausreichend war, um mit einer allergischen Reaktion aufzufahren. Die Tiere hatten die Histaminausschüttung quasi gelernt. Das heißt: Der Körper reagiert so, als wäre der allergieauslösende Stoff beteiligt, obwohl dieser nicht vorhanden ist. Der Körper ruft aber die eingeübte Reaktion deshalb einfach ab, weil die Sensibilisierung noch aktiv ist.
Man kann auch auf Musik allergisch werden. Wie unser Nerven- und Immunsystem bei allergischen Reaktionen zusammenarbeiten hat John Bienenstock in Rattenversuchen gezeigt [33]. Dabei hat er zunächst Ratten allergisch gemacht und ihnen dann beim wiederholten Kontakt mit dem allergieauslösenden Stoff Musik von den Rolling Stones vorgespielt. Immer und immer wieder. Schließlich spielte er ihnen nur die Musik vor, ohne das Allergen zu verabreichen und siehe da: Die allergischen Reaktionen zeigten sich weiterhin, obwohl nur die Musik und kein Allergen mehr im Spiel war. Ähnlich dem Pawlowschen Reflex koppelten die Gehirne der Ratten das Allergen mit der Musik. Der musikalische Reiz reichte aus, um eine allergische Reaktion auszulösen. Offenbar kann man also auch auf Mick Jagger allergisch sein, zumindest als Ratte.
Dieses körpereigene Warnsystem möchte uns so effizient wie möglich vor etwaigen Gefahren in Form von schädlichen Substanzen schützen. Denn diese können sich im Körper ansammeln und immer schädlicher werden, was eine schnelle Reaktion notwendig macht. Das Nerven- und Immunsystem können so aufgebracht sein, dass sie in Folge auf immer mehr Stoffe immer heftiger reagieren.
Um aus diesem Teufelskreis auszusteigen, muss man Wege finden, um den Körper wieder zu entlasten und zu beruhigen. Die Idee der Schulmedizin, das Allergieproblem mittels Verabreichung von toxischen Substanzen wieder in den Griff zu bekommen, ist so gesehen vollkommen unlogisch.
Eine haarige Geschichte
Lucas ist fünf Jahre alt und leidet an einer Katzenallergie. „Auf unsere eigene Katze, die haben wir aber schon vor seiner Geburt gehabt,“ berichtet die Mama. Anfangs war es gar kein Problem, als Baby habe er nie allergisch auf die Katze reagiert und es bricht ihr das Herz, wenn sie daran denkt, das Tier weggeben zu müssen. „Lucas liebt die Katze sehr!“
Im kinesiologischen Muskeltest reagiert er nur auf der emotionalen Ebene. Es testen die Gefühle „Sehnsucht“, „Angst“ und „Traurigkeit“.
Es stellt sich heraus, dass Lucas mit drei Jahren aufgrund eines Unfalls zwei Wochen im Krankenhaus verbringen musste. „Das war schrecklich für ihn,“ sagt die Mutter traurig. „Und wie er die Katze da vermisst hat!“
Der Körper des Jungen hat also die damalige Sehnsucht nach der Katze mit den Erfahrungen im Krankenhaus „gekoppelt“. Obwohl er die Katze so geliebt hat, hat sie ihn unbewusst an das traumatische Erlebnis von damals erinnert. Bei der Sitzung kommen ihm auch tatsächlich die Tränen und die darauffolgende Balance genießt er sichtlich. „Hast du auch eine Katze?“, fragt er. „Na klar, jede Hexe hat doch eine Katze!“ antworte ich ihm. Da muss er lachen.
Lange höre ich nichts von der Familie. Irgendwann laufe ich der Mutter in der Stadt über den Weg. Wie es Lucas so geht? „Sehr gut, in der Schule läuft es auch super,“ lautet die Antwort. Und die Katze? „Ach, das habe ich ganz vergessen! Das passt wieder, er hat kein einziges Mal mehr geniest, nicht mal einen Schnupfen. Letztens hat er sie sogar abgeleckt, weil er wissen wollte, wie Katzenhaare schmecken!“ Und? „Haarig, hat er gesagt!“
Der Stress-Faktor
Fangen wir gleich mit den Meerschweinchen an. Die armen Nager sind in der Allergieforschung sehr beliebt, weil sie sehr individuelle Reaktionsmuster zeigen und dem Menschen dahingehend sehr ähnlich sind. In einem Artikel aus den 1950er Jahren über das „Asthma bronchiale des Meerschweinchens“ erfährt man einiges darüber, wie man ein Meerschweinchen auf eine allergische Erkrankung konditionieren kann. Die Autoren weisen ausdrücklich darauf hin, dass diese Allergie-Konditionierung nur dann gelingt, wenn die Tiere während der Versuchszeit unter Stress stehen. Im Experiment sah das damals so aus, dass man die an sich lichtscheuen Tiere mit Licht bestrahlte und sie somit in eine Stresssituation brachte [34].
Der im vorigen Abschnitt beschriebene körperliche Merkzettel funktioniert mit biochemischen und mit emotionalen Faktoren. Mit diesem Phänomen hat man in allen Therapieformen, die die Psyche und den Körper als Einheit sehen, zu tun. Die Lösung steckt im Aufdecken von alten Speicherungen im Körper und der Erkenntnis, dass sie heute gar nicht mehr gültig sein müssen. Wenn wir in einer Situation schlechte Erfahrungen gemacht haben, schreiben sich diese mitunter so stark in unser Körpergedächtnis ein, dass wir bei einer neuen, ähnlichen Gegebenheit mit denselben Gefühlen reagieren, die wir damals empfunden haben. Auch wenn sie beim neuen Ereignis fehl am Platz sind. Wer eine schreckliche Schulzeit hatte, geht dann vielleicht als Erwachsener auch nicht besonders gerne zum Elternsprechtag der eigenen Kinder, weil die alten Schulmauern unangenehme Erinnerungen wecken.
Auch wenn wir etwas verstandesmäßig verarbeitet haben, unser Körper hat oft ein ganz anderes Empfinden dazu. Um bei dem Beispiel Schule zu bleiben: Wir wissen zwar, dass mittlerweile 20, 30 Jahre vergangen sind und dass es jetzt eine ganz andere Schule ist. Aber trotzdem macht sich beim Schultor ein mulmiges Gefühl breit. Hat sich der Körper einmal etwas gemerkt, dann behält er es als Vorsichtsmaßnahme gerne bei. Das Nervensystem kann sich eine Überreaktion merken, obwohl später vielleicht gar kein Grund dafür besteht.
Dass man Ratten beibringen kann, an einem harmlosen Stoff sogar zu sterben, fand schon 1974 der Psychologe Robert Ader heraus [35]. Wie so oft in der Wissenschaft, war das nicht seine Absicht gewesen, sondern er wollte den Ratten nur beibringen, eine Abneigung gegen ein mit Saccharin gesüßtes Wasser zu entwickeln. Die Idee war, dass den Tieren beim Trinken der Saccharinlösung übel werden sollte, um ihnen so eine Aversion dagegen anzutrainieren. Um das zu bewerkstelligen, wurde den Ratten bei jeder Dosis des Saccharinwassers eine Dosis Cyclophosphamid mit verabreicht. Cyclophosphamid ist ein Medikament, das das Immunsystem unterdrückt, zu schweren Nebenwirkungen im Verdauungstrakt führt und eben die gewünschte Übelkeit hervorruft. Die Ratten koppelten die ungefährliche Süßstofflösung mit dem Immunsuppressivum. Später genügte die alleinige Gabe des Saccharins, um bei den Tieren Übelkeit sowie eine Unterdrückung des Immunsystems auszulösen, sodass viele Tiere durch die wiederholte Süßstoffgabe verstarben. Das Immunsystem hörte einfach auf zu funktionieren.
Durch diesen Versuch war wissenschaftlich bewiesen, was alle traditionellen Heilmethoden seit Jahrtausenden wussten: Körper und Geist hängen zusammen und man kann das Nervensystem nicht getrennt vom Immunsystem sehen. Beide beeinflussen sich gegenseitig. Das ist auch bei Allergien wichtig, wird aber sehr oft übersehen.
In entspanntem Zustand werden viele Speisen, die schon mal Unverträglichkeitsreaktionen ausgelöst haben, plötzlich wieder vertragen. Das macht die Suche nach dem Auslöser von Beschwerden oft so schwierig, denn einmal reagiert man auf das Glas Rotwein nicht, ein anderes Mal ist einem schrecklich übel. Das kann man bei der Histaminunverträglichkeit oft beobachten. In meiner Praxis habe ich wiederholt Berichte darüber gehört, dass der österreichische Rotwein nicht vertragen werde, gefolgt von: „Aber in Italien macht mir der Rotwein gar nichts!“ Das liegt nicht an den italienischen Weinreben, sondern daran, dass der edle Tropfen im Urlaub im entspannten Zustand genossen wird. Auch das macht aus Sicht des Körpers Sinn.
Wir leben zwar in einer modernen Welt, doch unsere Körper sind in ihrer Funktionsweise noch ziemlich steinzeitlich unterwegs. Stress wird mit den Reaktionen Angriff, Flucht oder Unterwerfung verknüpft und sobald wir gestresst sind, läuft eine Kaskade an biochemischen Prozessen im Körper ab. Nur dass unser Körper nicht immer unterscheiden kann, ob wir es einfach nur eilig haben, um die Straßenbahn zu erwischen, oder vor einem Mörder davonlaufen. Biochemisch macht es nicht unbedingt einen Unterschied, ob wir einer tatsächlichen Bedrohung ausgesetzt sind oder uns nur ängstlich und gestresst fühlen, in Wirklichkeit aber in Sicherheit sind. Bei der Menge an Stress, mit dem wir heutzutage konfrontiert sind, kann der Körper nicht unterscheiden, ob es ums Überleben geht oder bloß um einen nervigen Chef.
Viele Allergiker beobachten, dass ihre Symptome unter Stress heftiger ausfallen. Ein Streit, ein Drucker, der gerade dann defekt ist, wenn man ihn dringend braucht oder nur ein ganz „gewöhnlicher“, stressiger Tag im Büro – das alles sind Situationen, die sich im Körper bemerkbar machen.
Auch wenn eine gewisse Veranlagung schon vorher bestanden hat, tritt die Allergie oft nach einem einschneidenden Ereignis erstmals in Erscheinung. Man war vielleicht schon sensibilisiert, aber erst durch den psychischen Stress kam der „Allergie-Stein“ ins Rollen. Und wenn dieser mal begonnen hat zu rollen und die Stressfaktoren nicht weniger werden, dann wird er immer wieder von Neuem angeschubst. Denn durch Stress wird Histamin freigesetzt und die Beschwerden nehmen ihren Lauf.
Wird unser Körper zu dem Zeitpunkt in Alarm versetzt, während wir etwas essen, könnte genau diese Mahlzeit als gefährlich eingestuft werden und Reaktionen auslösen. So wie uns bestimmte Lieder an bestimmte Situationen erinnern und einen nostalgischen, fröhlichen oder traurigen Zustand herbeiführen, so können auch Lebensmittel Erinnerungen wachrufen. Der Geruch von Lebkuchen oder Zimt lässt uns beispielsweise an Weihnachten denken und je nachdem, wie wir diese Zeit des Jahres als Kind erlebt haben, werden wir mit positiven oder negativen Gefühlen konfrontiert. Wenn wir als Kind ein Glas Milch trinken und währenddessen erfahren, dass unser Hund überfahren wurde oder die Eltern sich scheiden lassen, kann es durchaus sein, dass der Körper das Milcheiweiß mit genau diesen Erfahrungen verbindet. Bei jedem Schluck Milch ist die Angst mit dabei, dass wir gleich etwas Schlimmes erfahren werden, denn der Schock sitzt uns noch in den Knochen.
Unsere Biographie kann eine Menge Antworten darüber liefern, wie unsere Organe funktionieren. Unser Körper speichert alles und traumatische Ereignisse aus der Vergangenheit haben eine Auswirkung darauf, wie es um unsere Gesundheit bestellt ist. In der Psychosomatik, der Hypnotherapie, Kinesiologie und auch anderen Gebieten ist dieser Zusammenhang schon lange beobachtet worden, jetzt gibt es dazu bereits nüchterne, „schulmedizinische“ Statistiken.
Die Ergebnisse dieser Erhebungen machen es noch unverständlicher, warum diese Erkenntnisse nur in den wenigsten Fällen in der ärztlichen Praxis entsprechende Beachtung finden. Meist wird die Lebensgeschichte eines Menschen aus der Behandlung vollkommen ausgeklammert, als hätten Kindheitserfahrungen nichts mit unserem heutigen Selbst zu tun. In Wirklichkeit aber setzen uns unsere Erinnerungen, ob bewusst oder unbewusst, eben jene spezifische Brille auf, mit der wir die Welt um uns sehen und wahrnehmen. Die gute Nachricht dabei: Man kann die Gläser dieser Brille putzen und sogar wechseln, manchmal gelingt es sogar, die Brille gänzlich abzulegen. Doch im medizinischen Alltag ist davon leider noch sehr wenig zu bemerken. Es werden Blutdruck und Cholesterinspiegel ermittelt, Allergietests durchgeführt, Stuhlproben entnommen – die Risikofaktoren aber, die auf unsere Kindheitserlebnisse zurückzuführen sind, werden meist nicht beachtet. Als hätte unsere Geschichte gar nichts mit unseren Symptomen zu tun.
Dabei ist der Stapel an Studien, die sich mit frühen Kindheitserinnerungen und deren negativen Auswirkungen auf den späteren Gesundheitszustand beschäftigen, schon mehrere Meter hoch. Ob Kopfschmerzen, Drogenkonsum, Diabetes, Asthma oder Herzerkrankungen, all diese Phänomene treten häufiger auf, wenn es traumatische Erlebnisse in der Kindheit gegeben hat. Mit unaufgelösten emotionalen Konflikten aus der Kindheit stirbt man statistisch gesehen früher. Auch die Wahrscheinlichkeit, an Übergewicht, Lungenerkrankungen oder an Krebs zu leiden, ist deutlich erhöht [36], [37]. Eine der berühmtesten Studien in diesem Bereich, die Adverse Childhood Experiences Study (ACE) [38] wurde in anderen Artikeln über 6.000 Mal zitiert. Ein wissenschaftliches Nischendasein sieht anders aus und trotzdem hat sich in der Behandlung bis jetzt nicht viel geändert. Es wäre Zeit genug gewesen, die ACE-Studie ist bereits 20 Jahre alt.
Die Allergie-Stress-Spirale
Oft sind uns unsere Gefühle und Assoziationen zu bestimmten Nahrungsmitteln bewusst. Der Vanillepudding erinnert uns an die heiß geliebte Oma, die Milchsuppe an das verhasste Internat. Manchmal laufen diese Erinnerungen aber auch im Hintergrund ab, ohne dass wir wissen, warum wir uns plötzlich so seltsam fühlen. Wenn wir entspannt sind, dann sind auch die Symptome weitaus schwächer. Bei Stress steigt unser Histaminlevel an, da der Körper diese Substanz selbst produzieren kann. Nach einer stressigen Woche oder nach einem Streit vertragen viele Menschen histaminhaltige Produkte nicht. Während eines entspannten Urlaubs, in dem man sich genug Zeit fürs Essen nimmt und sich nicht über den Chef ärgert, funktioniert es aber wunderbar. Aufgrund dieser unterschiedlichen Reaktionen auf ein und dasselbe Nahrungsmittel ist es für die Betroffenen besonders schwierig, den Auslöser zu entlarven, denn in den meisten Symptomtagebüchern fehlt die Rubrik „Emotion“.
Dabei ist den meisten Menschen bewusst, dass unser emotionaler Zustand unsere Verdauung beeinflusst. Wie es sich anfühlt, wenn Liebe durch den Magen geht, hat schon jeder erfahren, der entweder frisch verliebt oder frisch getrennt war. Doch dass auch unser Alltagsstress unsere Verdauungsleistung massiv beeinflussen kann, wird oft vergessen. Unangenehme Gespräche, Hektik, das Mithören von Nachrichten im Fernsehen oder im Radio, alles Störfaktoren im hochsensiblen Verdauungsgetriebe. Wenn wir etwas nicht vertragen, dann sollten wir nicht nur dem, was wir essen, besondere Bedeutung einräumen, sondern auch auf das Wie achten, das genauso wichtig ist.
Dazu ein Beispiel aus der Steinzeit. Unser Körper ist evolutionsbiologisch darauf programmiert, in Ruhe zu essen. In einer sicheren Höhle kann er sich entspannt dem Mahl widmen und ist dort vor Feinden wie Säbelzahntigern und Mammuts geschützt. In der wohlig warmen Zuflucht kann sich der Körper auf die Verdauung konzentrieren und kann alles der Reihe nach abarbeiten. Sind wir allerdings im Stress, kommt alles durcheinander. Unser Körper kennt sich überhaupt nicht aus und soll auch noch verdauen können. Denn just in dem Moment, in dem Stresshormone durch den Körper flitzen, um uns auf Flucht oder Angriff vorzubereiten, steht auf der To-Do-Liste „verdauen“. Für unser Verdauungssystem ist dieses Szenario unlogisch, als würden wir gerade vor einem Mammut davonlaufen und gleichzeitig unser Abendessen genießen. Das ergibt keinen Sinn. In einer Stresssituation sind nicht genug Ressourcen da, um sich eingehend um die Nahrungsaufspaltung zu kümmern. Es kommt zu Engpässen, die zu verrichtende Verdauungsarbeit staut sich und gerät dadurch aus dem Gleichgewicht.
Leidet man bereits an einer Allergie, dann kann man oft in einen Teufelskreis geraten. Der Körper wird durch die überschießende Reaktion auf die Allergene ständig in Alarmbereitschaft gehalten, weil das Auftauchen des Allergens wie eine Attacke wahrgenommen wird. Wenn wir nun andauernd attackiert werden ist es kein Wunder, dass wir unter Stress stehen und so schaukeln sich diese zwei Elemente kontinuierlich hoch. Bei einer ganzheitlichen Sichtweise der Allergie ist der Faktor Entspannung ein sehr wichtiges Element, denn der Allergieknoten lässt sich viel leichter lösen, wenn wir lernen, uns zu entspannen.
Fallbeispiel: Die dunkle Seite der Sonnenallergie
Martin ist Manager und sehr erfolgreich. Er hat gerne alles unter Kontrolle, was man auch beim ersten Termin in meiner Praxis merkt. Er hätte sich fast auf meinen Sessel gesetzt. Im Gespräch würde er am liebsten die Führung übernehmen. Eigentlich sei er vor allem da, weil ihn die Freundin hergeschickt hat. Ihm ginge es „eigentlich eh gut“, er hätte gar kein Problem. Daraufhin antworte ich, dass ich ihm gerne eine Bestätigung für seine Freundin ausstellen würde, dass er bei mir war, wenn das der Hauptgrund für sein Erscheinen sei und wir den Termin abbrechen können. „Wenn eh alles passt, dann können wir ja aufhören, ich gehe einen Kaffee trinken und du musst auch nicht bezahlen!“ Das ist ihm dann doch nicht recht und er stellt in Managersprache fest: „Es gäbe da doch Optimierungspotential.“
Es stellt sich heraus, dass Martin an einer Sonnenallergie leidet – und an einer Dreifachbelastung. Die Eltern sind Pflegefälle, mit der Schwester gibt es Streit, im Beruf ist er extrem gefordert und hat das Gefühl, sich keinen Fehler erlauben zu dürfen. Er versucht alles unter einen Hut zu bekommen und ist deshalb dauernd angespannt, weil immer etwas nicht passt und er einfach nicht nachkommt.
Beim ersten Termin kommen ihm dann während der energetischen Arbeit tatsächlich die Tränen, als er mit seinem „inneren Kind“ Kontakt aufnimmt. Als Kind hat er nämlich von seinem Vater viel Kritik einstecken müssen. Nichts war gut genug. Und nun versucht er, sich und der Welt durch Top-Leistungen zu beweisen, dass er okay ist. Er musste immer stark sein. Dass ihm die Tränen kommen, hätte er nicht erwartet und er weiß nicht so recht, wie er damit umgehen soll.
Beim nächsten Termin ist er schon viel freundlicher und offener. Seine Freunde hätten ihm schon gesagt, dass er viel entspannter wirke. Er willigt auch ein, nicht nur emotional, sondern auch körperlich aufzuräumen. Er hatte früher viele Amalgam-Plomben und noch dazu jahrelang Medikamente genommen. Magnesiumbäder und eine innerliche Entgiftungskur stehen außer der emotionalen Entspannung noch auf dem Programm. Und tatsächlich: Im folgenden Sommer macht ihm seine Allergie nicht mehr zu schaffen, er kann auch längere Zeit in der Sonne sitzen, ohne dass die Haut gereizt reagiert.