Kitabı oku: «Superpower Periode», sayfa 8

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Ausruhen – aber richtig!

Wir leben in einer Welt, in der das Bedürfnis nach Ruhe nur selten respektiert wird und wir überall um uns herum den Druck wahrnehmen, immer noch mehr zu tun. Wenn wir also in einer Kultur leben, in der Wachstum um jeden Preis angestrebt wird, ist Ausruhen ein wahrhaft radikales Gegenprogramm – und Ihr Winter ist die perfekte Zeit, sich dem zu widmen, wenn Ihnen danach ist.

Nehmen Sie sich die Natur zum Vorbild – nichts blüht das gesamte Jahr über, warum also sollten wir es tun? Der Winter ist die natürliche Zeit, um in den Winterschlaf zu gehen, sich auszuruhen, den Akku aufzuladen und für das nächste Jahr zu planen – oder, in diesem Fall, für den nächsten Zyklus. Es ist die Zeit, in der Bauern sich ausruhen, bevor im Frühjahr die geschäftige Zeit des Aussäens und Pflanzens beginnt, und sich auf wichtige Aufgaben konzentrieren wie das Reparieren von Geräten und die Vorbereitungen für das kommende Jahr. Auch Ihr Winter ist eine Zeit, um sich auszuruhen und zu planen, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und alles stehen und liegen zu lassen, was gerade nicht dringend ist. (Und das ist vermutlich mehr als Sie glauben!)

Wenn Tiere Winterschlaf halten, sparen sie dabei Nährstoffe auf, die für das schnelle Wachstum im Frühling benötigt werden – und wir unterscheiden uns gar nicht so sehr von unseren pelzigen Freunden. Wenn Sie sich im Winter ausreichend Ruhe gönnen, können Sie im Frühling und im Sommer aus dem Vollen schöpfen. Das bedeutet natürlich nicht, dass Sie drei Tage lang bewegungslos im Bett liegen sollen, es sei denn, dass Sie das müssen oder möchten, und in diesem Fall sollten Sie absolut zu sich und Ihren Bedürfnissen stehen. Und wenn Sie es nicht können, weil Sie glauben, sich wie ein verantwortungsvoller Erwachsener verhalten zu müssen, dann gönnen Sie sich dennoch das Maximum, auch wenn es nur eine halbe Stunde ist – Sie werden erstaunt sein, was dreißig Minuten bewusstes Ausspannen bringen.

Eine weitere Möglichkeit, für ein wenig mehr Ruhe zu sorgen, ist kurzzeitig mit dem Sport auszusetzen. Es ist eine großartige Zeit, um Ruhetage einzulegen (das tun übrigens selbst Olympiateilnehmer) oder sanftere Varianten zu wählen: Gehen statt Laufen, restoratives oder Yin-Yoga statt anstrengenderes Vinyasa-Yoga, kurzes und leichtes Kardiotraining statt hochintensives Intervalltraining. Der Winter ist die Zeit, wenn sich Ihre Energien in Ihr Inneres zurückziehen und das kann dazu führen, dass körperliche Betätigung sich nach harter Arbeit anfühlt. Verschwenden Sie also die Ihnen zur Verfügung stehende Energie nicht und konzentrieren Sie sich auf das, was Ihnen gerade wichtig erscheint.

Historisch gesehen waren Ruhe und Erholung etwas, das die Oberschicht sich gönnte und von dem die unteren Schichten ferngehalten werden sollten, um Faulheit und Alkoholismus vorzubeugen. Auch heute fühlt es sich immer noch nach etwas Privilegiertem an, Zeit für sich zu haben. Als körperlich gesunde Frau mit heller Hautfarbe, einer Schulbildung und einem stabilen Lebensumfeld bin ich sicherlich privilegiert, und dennoch gibt es Zeiten, in denen es mir schwerfällt, mir die Zeit freizuschaufeln, die ich benötige, wenn ich meine Regel habe. Also fällt es allen, die weniger privilegiert sind als ich, wahrscheinlich noch schwerer, sich Zeit für sich zu nehmen, speziell wenn der Druck groß ist, ausreichend Geld zu verdienen und für andere zu sorgen. Womöglich ist der Winter die einzige Zeit in Ihrem Zyklus, in der Sie sich berechtigt fühlen, Zeit für sich zu beanspruchen. Laut meiner Klientin Sandra kann die Regel die einzige akzeptierte Entschuldigung sein, es etwas langsamer angehen zu lassen: „Ich bin müde und möchte mich am liebsten in einer Höhle verkriechen, aber ich ruhe gleichzeitig auch in mir. Ich habe das Gefühl nichts erzwingen zu müssen und es ist auch die einzige Zeit in meinem Zyklus, in der ich es mir erlaube ‚Nein‘ zu sagen.“

Wenn Sie Ruheinseln im Alltag schaffen möchten, ist die folgende Liste vielleicht hilfreich.

Klinken Sie sich komplett aus den sozialen Medien aus. Klingt einfach, zählt aber sicher zu den härtesten Rückzugsformen.

• Packen Sie sich aufs Sofa und vertiefen Sie sich in das Buch, das Sie immer schon lesen wollten.

• Hören Sie sich eine zehnminütige geführte Meditation oder Visualisierung an (online finden Sie eine Menge kostenloser Varianten).

• Arbeiten Sie von zu Hause aus, sodass Sie zumindest in Schlafanzug und Hausschuhen bleiben und sich eine Wärmflasche um den Bauch binden können.

• Treffen Sie eine Abmachung mit befreundeten Eltern, Ihre Kinder dort für ein Weilchen zu parken und revanchieren Sie sich, wenn andere Ruhezeiten benötigen.

• Verabschieden Sie sich für einen Tag in eine Wellness-Oase oder schaffen Sie sich diese zu Hause.

• Verbringen Sie die Mittagspause draußen.

• Legen Sie sich hin und legen Sie Musik auf, die Sie bewegt.

• Beobachten Sie, wie Gras und Blätter sich im Wind bewegen oder wie eine Kerzenflamme tanzt.

• Machen Sie restoratives oder Yin-Yoga.

• Laden Sie sich einen Podcast oder ein Hörbuch herunter, sodass Sie auf der Fahrt nach Hause von der Arbeit abtauchen können.

• Geben Sie zwei Handvoll Bittersalz in eine Badewanne mit heißem Wasser, zünden Sie ein paar Kerzen an und genießen Sie Ruhe und Frieden.

• Gehen Sie zelten, und sei es nur im eigenen Wohnzimmer oder Garten.

Die schwierigen Seiten der Blutung

Während die Männer in den beiden Weltkriegen an der Front kämpften, wurden Frauen als Arbeitskräfte benötigt und hielten die Dinge im wahrsten Sinne des Wortes am Laufen. Forschungen aus dieser Zeit konzentrierten sich unter anderem auf die Frage, mit welchen Aufgaben man menstruierende Frauen betrauen konnte. Eine dieser Studien, bei der es um das Fliegen von Flugzeugen ging, kam übrigens zu dem Schluss, dass Frauen mit einem „gesunden“ Zyklus absolut sichere Kandidatinnen seien – ganz so, als herrschte zuvor die Vorstellung, die Blutung könne uns zu Kamikaze-Pilotinnen werden lassen. In den 1940er-Jahren verlagerte sich die Forschung dann auf mögliche Zusammenhänge zwischen bestimmten Arbeiten und Menstruationsstörungen. Ziel war nicht etwa das Aufdecken von Berufsrisiken und schlechten Arbeitsbedingungen, weit gefehlt! Es ging vielmehr darum, ob so schwache Geschöpfe wie wir überhaupt mit bestimmten Arbeitsumfeldern zurechtkamen. Interessantes Timing, finden Sie nicht auch? Schließlich wollten die aus dem Krieg heimgekehrten Männer ihre Jobs zurück.

Die Periode ist lange Zeit genutzt worden, um uns von Machtpositionen fernzuhalten und diese Taktik gilt auch heute noch. Im Jahr 2009 drückte der rechtsgerichtete Radiomoderator G. Gordon Liddy seine Bedenken gegenüber der von Präsident Obama für den obersten Gerichtshof nominierten Richterin Sonia Sotomayor wie folgt aus: „Hoffen wir einfach einmal, dass keine wichtigen Sitzungen stattfinden, während sie ihre Tage hat oder kurz davor steht, sie zu bekommen. Das wäre wirklich übel. Gott weiß, wie das ausgehen würde.“ Und als Donald Trump die Fox-News-Moderatorin Megyn Kelly angreifen wollte, weil sie ihn während einer Debatte unter Druck setzte, sagte er gegenüber dem Sender CNN: „Da kam Blut aus ihren Augen, Blut kam überall aus ihr heraus.“ Da zeigt sich doch echte Klasse.

Wir sind keine Belastung, wenn wir arbeiten und bluten, wir zeigen uns regelmäßig der Situation gewachsen und noch mehr, unsere Körper erlegen uns keine Grenzen auf – außer natürlich, wenn Schmerzen oder starker Blutverlust uns körperlich einschränken. Viele Frauen fühlen sich gut, wenn sie ihre Tage haben und können ganz normal arbeiten. Alle anderen, für die dies sehr wohl ein Thema ist, sollten ihre Stärken nutzen. Wenn Sie wissen, dass Sie morgens produktiv arbeiten können, dann erledigen Sie alle wichtigen Dinge zuerst und nutzen Sie den Nachmittag für ruhigere Routinearbeiten wie das Beantworten von E-Mails und anderen Kleinkram. Oder machen Sie es genau umgekehrt, wenn Sie speziell morgens unter Bauchkrämpfen und heftigerem Blutverlust leiden.

Anstatt die Menstruation als einen körperlichen Vorgang zu sehen, der uns ausbremst, können wir es auch so betrachten, dass unser Körper uns in dieser Zeit viel gibt. Sie können im Winter bei sich zu Hause ankommen, ein Gefühl für eine innere Richtung oder Berufung entwickeln oder den Drang spüren, etwas in der Welt bewegen zu wollen, vielleicht sogar ohne zu wissen, was genau dies sein könnte. Lassen Sie zu, dass Ihre innersten Gedanken und Gefühle an die Oberfläche kommen. Der Winter ist die Zeit, in der alles näher und zugänglicher ist. Zuhören und empfangsbereit zu sein, das sind Yin-Eigenschaften, die mit dieser tiefen, entspannten Phase verbunden sind – Ihre Periode richtet Ihren Fokus nach innen und bietet eine Möglichkeit, einen tieferen Teil Ihrer selbst zu entdecken. Sich auszuruhen erlaubt es Ihnen, die Weisheit zu empfangen, die mit dem Winter einhergeht. Es gibt Ihnen die Möglichkeit, mit Ihrem Innersten eine Verbindung einzugehen und zu prüfen, wo Sie im Leben stehen und ob Ihr Leben Ihren Träumen entspricht. In der Ruhe kommen die Lösungen zu Ihnen, aber um sie hören zu können, braucht es Raum und Stille. Während Ihres Winters haben Sie eine „Standleitung“ zu sich selbst, weshalb einige Stämme, beispielsweise die Yurok-Indianer, der Zeit der Menstruation einen hohen Stellenwert einräumen und an ihrer Tradition festhalten, dass die Frauen während ihrer Blutung nicht arbeiten. Stattdessen wird das, was sie häufig als ihre „Mondzeit“ bezeichnen, mit Meditation verbracht, sodass sie den durchlässigen Zustand nutzen können, um in Kontakt mit dem spirituellen Reich zu treten.

Während die meisten von uns nicht in der Lage sein werden, zur Zeit der Regel alles stehen und liegen zu lassen, habe ich dennoch das Gefühl, dass Stärke darin liegt, dies in einem Maße zu tun, das sich gut für Sie anfühlt und das man Ihnen zugesteht. Ich muss allerdings zugeben, dass ich mit dieser Idee auf jede Menge Widerstand gestoßen bin – sie widerspricht feministischen Prinzipien und suggeriert, dass die einzigen Menschen, die sich einen solchen „Luxus“ leisten können, solche sind, die sich ihre Zeit komplett frei einteilen können und finanziell unabhängig sind. Aber wenn meine Klientinnen es dann doch schafften, sich Zeit für sich zu nehmen – und bei einigen erforderte das wesentlich mehr praktische Vorbereitungen als ich es mir überhaupt ausmalen konnte –, sind große Dinge passiert. Ich weiß, ich weiß, ich höre Sie schon sagen, dass das bei Ihnen nicht geht und ich habe verstanden. Zeit ist wertvoll und Ihre Arbeit und Ihr Einkommen ebenfalls. Sich freizunehmen, das kann sich unmöglich anfühlen, und es ist ein Luxus, den viele sich nicht leisten können. Aber können Sie sich selbst für den Anfang vielleicht zehn Minuten gönnen? Können Sie sich selbst das Geschenk einer halben Stunde ruhiger Zeit machen, in der Sie die Welt da draußen ausblenden und nach innen horchen, ohne ein einziges Mal zum Smartphone zu greifen?

Wir leben auf der Überholspur, und auch wenn es Aufgaben gibt, die nicht delegierbar sind, können Sie einige Projekte während Ihrer Periode kurzzeitig ruhen lassen – was nicht heißt, dass sie nicht bearbeitet werden. Manchmal tut sich selbst im Ruhezustand eine ganze Menge. Ideen, die in Ihrem Kopf kreisten, werden plötzlich konkreter und alle Puzzleteilchen finden den richtigen Platz. Haben Sie sich jemals durch ein Meeting am Nachmittag gekämpft, bei dem versucht wurde, eine Lösung für ein grundlegendes Problem zu finden, nur um am nächsten Morgen unter der Dusche plötzlich einen Geistesblitz zu haben? Das fasst ganz gut zusammen, was Ihnen im Winter passieren kann und worum es geht. Weil Sie einen Schritt zurücktreten, entsteht Raum, der während der Menstruation extrem wertvoll ist, weil es sich um eine Zeit handelt, in der Sie Erkenntnisse, neue Blickwinkel und Lösungen empfangen können – die Antworten auf so viele Dinge, mit denen Sie zu kämpfen hatten. Doch Sie werden sie nicht hören, wenn Sie keinen Raum dafür schaffen.

Natürlich gibt es Dinge, die absolut nicht liegenbleiben können, und an diesem Punkt in Ihrem Menstruationszyklus können Sie womöglich wirklich Großes leisten, insbesondere dann, wenn Sie für das brennen, was Sie tun. Tun Sie also Ihr Möglichstes, um Ihre Zeit sinnvoll zu nutzen und geben Sie den Aufgaben Priorität, die am dringlichsten sind oder Ihnen persönlich am wichtigsten. Das bedeutet aber auch, all die kleinen Dinge, die in keine dieser beiden Kategorien fallen, für den Moment beiseitezulegen. Wenn es irgendetwas gab, mit dem Sie bisher zu kämpfen hatten, dann sollten Sie jetzt einen Schritt zurücktreten, entweder indem Sie die Sache in die Welt entlassen und freigeben (zusammen mit dem Bedürfnis, auf der ständigen Suche nach Perfektion noch länger daran festzuhalten), oder sie einen Tag oder auch mehrere Tage liegenlassen, wenn es sich nicht nach Loslassen anfühlt. Seien Sie versichert, dass Ihr Hormonspiegel ab dem dritten Tag Ihrer Regel wieder ansteigen wird und Sie sich zunehmend energetisiert und motiviert fühlen werden.

Während der Menstruation verfügen Sie über eine besonders starke Intuition. Wenn Sie sich also bezüglich Ihres Lebenswegs unsicher sind, nicht wissen, was die geeignete Ausbildung für Sie ist, oder überlegen, einen beruflichen Neustart zu wagen, dann ist nun die Zeit, in der die Ideen sprießen und Sie womöglich Hinweise erhalten, was Ihre Berufung im Leben ist. Dabei geht es um Ihre Hauptaufgabe in dieser Welt und wie Sie Ihre einzigartige Sichtweise und Ihre Begabungen einbringen können, um ein bestimmtes Problem zu lösen (bei dem es im Übrigen nicht gleich um die Rettung der Welt gehen muss). Achten Sie darauf, wozu Sie sich während Ihrer Periode hingezogen fühlen, machen Sie sich Notizen und lassen Sie das Ganze einfach eine Weile auf sich wirken. Sie müssen nicht gleich alles umkrempeln (außer Sie wollen es), aber Sie können Vorstellungen zu möglichen Berufungen im Leben einfach einmal im Blickfeld behalten. Sich aufgerufen zu fühlen, etwas zu tun, kann inspirierend und aufregend sein, aber auch Angst machen und erdrücken. Seien Sie zu Beginn einfach des Themas gewahr und lassen Sie es auf sich wirken. Ihr Zyklus wirkt wie Dünger, und jedes Mal, wenn Sie sich in den Frühling und Sommer begeben, werden Ihre Hormone Ihnen helfen, die Wurzeln und Keimlinge zu entwickeln und Ihre Ideen Stück für Stück Realität werden zu lassen. Und weil Berufungen sich nicht einfach in Luft auflösen, sondern auf spiritueller Ebene schmerzlich werden, wenn man ihnen nicht folgt – und das spüren Sie zumeist im Herbst –, kommen Sie irgendwann an den Punkt, an dem Sie aktiv werden. Lernen Sie dem Instinkt zu vertrauen, den Sie während Ihrer Blutung haben – er enthält eine Kraft, die die Welt braucht.

Bezahlter Urlaub während der Tage?

Einige Unternehmen und Länder verfolgen eine Politik, bei der Beschäftigte während ihrer Menstruation bezahlten Urlaub nehmen können, ohne dass dies einen Einfluss auf die normalen Urlaubs- oder Krankentage hat. Da ich früher während meiner Tage unter extremen Schmerzen litt, die sehr kräftezehrend waren und selbst das Gehen zur Qual machten – vom Arbeiten ganz zu schweigen –, finde ich das natürlich ganz großartig, denn viele leiden wirklich und es ist höchste Zeit, dass das am Arbeitsplatz Beachtung findet. Hinzu kommt, dass Frauen in unserer Gesellschaft den größten Teil der unbezahlten Arbeit übernehmen, und da wir so ohnehin im Vergleich zu den Männern einige Extratage im Monat arbeiten, ist es nur vernünftig, wenn wir während unserer Blutung einen Tag oder auch zwei Tage frei nehmen können.

Andererseits gibt es da einen Teil in mir, der vor dieser Vorstellung zurückschreckt. Wir haben so lange dafür gekämpft, nicht mehr als das „schwache Geschlecht“ angesehen zu werden, das seine Hormone nicht unter Kontrolle hat (es aber irgendwie schafft, die Ernte zu verderben und Wasser untrinkbar zu machen), dass bezahlte freie Tage aufgrund von Menstruationsbeschwerden sich wie ein Schritt in die falsche Richtung anfühlen. Es ist so, als würden wir nach all den Protesten endlich zugeben und akzeptieren, dass wir weniger fähig sind als die Penisträger. Emily Martin, Vizepräsidentin der Abteilung für Gerechtigkeit am Arbeitsplatz am National Women’s Law Center in den USA, hat es gegenüber der New York Times einmal so ausgedrückt: „Es suggeriert, dass Frauen am Arbeitsplatz auf einzigartige Weise durch die Tatsache behindert sind, dass sie Blutungen haben … und dass jede menstruierende Person krank ist.“ Tatsächlich haben viele Menstruierende keine Probleme mit ihrer Regel und viele von jenen, die Probleme haben, leisten dennoch hervorragende Arbeit. Was aber ist mit all den anderen, die tatsächlich damit zu kämpfen haben? Immerhin fand eine von YouGov durchgeführte Online-Umfrage heraus, dass 30 Prozent aller Frauen schon einmal aufgrund von Regelschmerzen zu Hause geblieben sind (bei der Studie kam allerdings auch heraus, dass 68 Prozent dieser Frauen ihrem Arbeitgeber nichts über die Gründe mitgeteilt haben).2

Die einfachste Antwort wäre sicherlich, in diesem Bereich eine Art Rundumpaket zu schnüren, das Menstruationsbeschwerden, Fehlgeburten, Beschwerden in der Perimenopause und Menopause (wenn Sie aufhören zu bluten) ebenso einschließt wie dauerhafte körperliche und psychische Gesundheitsprobleme bei allen Menschen. Auf diese Weise wäre das sehr reale Potenzial für Diskriminierung – niedrigere Löhne, geringere Chancen und der generelle Einsatz unserer Körper gegen uns – kein Thema mehr. Wir könnten uns aber auch bis zur Wurzel des Übels vorarbeiten und im gleichen Zug das Wissen über den Zyklus, die Diagnose und Behandlung von Menstruationsstörungen und die Zugänglichkeit von Gesundheits- und Wellness-Modellen fördern. Es gibt noch einiges zu tun.

Periodenarmut

Tampons, Binden und Co. sind ein absolutes Muss für alle, die eine Periode haben. Es handelt sich hierbei aber auch um ein Milliarden-Dollar-Geschäft und bei steigenden Preisen sinkt die in den Packungen enthaltene Stückzahl3, sodass die Produkte für Einkommensschwache immer weniger bezahlbar werden.

Während dies unzweifelhaft all jene betrifft, die in Entwicklungsländern leben, ist es auch in den Industriestaaten durchaus ein Thema. Das Hilfswerk Plan UK berichtet, dass jedes zehnte Mädchen in Großbritannien sich keine Menstruationsprodukte leisten kann4, einem von sieben fällt die Finanzierung nicht leicht, und 40 Prozent mussten schon einmal improvisieren und andere Methoden anwenden, um das Menstruationsblut aufzufangen. Das Befestigen von Taschentüchern oder ganzen Toilettenpapierrollen ist die häufigste Ersatzmethode, gefolgt von Socken, Stofffetzen, Zeitungspapier und doppelter Unterwäsche – alles in dem verzweifelten Versuch, das Blut irgendwie aufzufangen.

Der gleiche Bericht gibt an, dass 49 Prozent aller Mädchen in Großbritannien schon einmal aufgrund ihrer Regel einen ganzen Schultag verpasst haben. Laut eines Berichts von WaterAid und UNICEF gehen mehr als ein Drittel der Mädchen in Südasien nicht zur Schule, wenn sie ihre Tage haben.5 Das hat verheerende Auswirkungen, wie die Herzogin von Sussex Meghan Markle im Jahr 2017 in ihrem Artikel „How Periods Affect Potential“ im Time Magazine schrieb: „Wenn ein Mädchen aufgrund seiner Periode Schultage verpasst, dann liegt es hinter seinen männlichen Klassenkameraden in Summe 145 Tage zurück. Und das im positivsten Fall, nämlich dann, wenn es sich entscheidet, die Schule weiterhin zu besuchen, was die meisten nicht tun.“6

Das ist nicht in Ordnung. Bei solch erschreckenden Zahlen wie diesen wird deutlich, dass das kostenlose Bereitstellen von Menstruationsprodukten sowie das Verbessern der Bildung zu diesem Thema und Fördern der Gesundheit von menstruierenden Teenagern wichtige frühe Maßnahmen darstellen, wenn es darum geht, Geschlechtergerechtigkeit in der Schule und am Arbeitsplatz zu fördern. Oder wie Chella Quint – Menstruationslehrerin, Comedian, Autorin und Gründerin der Kampagne #periodpositive – es ausdrückt: „Bei Periodenarmut geht es nicht nur um mangelnde finanzielle Mittel, manchmal mangelt es auch schlichtweg an Wissen, Selbstvertrauen, Nachhaltigkeit oder Zugangsmöglichkeiten, und Schulen können dieses Thema gleich hier und jetzt angehen.“7

In Großbritannien dürfen nahezu 70 Prozent der Mädchen während der Schulstunde nicht zur Toilette gehen8, was dazu führt, dass 16 Prozent von ihnen zu Hause bleiben, weil sie Angst haben, die Toilette nicht benutzen zu dürfen – und so beginnt unsere Bildung damit, dass wir von den Autoritäten eine Erlaubnis erbitten müssen, um das zu tun, was unser Körper von uns verlangt – etwas, das ich beispielsweise auch in Bezug auf Schwangerschaft und Wehen immer wieder erlebe, wenn Frauen davon sprechen, was sie „tun dürfen“. Von denen, die während ihrer Periode zur Schule gehen, befürchten nahezu zwei Drittel, dass es im Klassenraum zu einem Missgeschick kommen könne, was für das Lernen nicht gerade förderlich ist. Stellen Sie sich nur einmal vor, Sie bekommen mitten in einer Prüfung Ihre Tage. Quint leitet derzeit in Großbritannien eine Kampagne, die Schulen dazu ermuntern will, in den Toiletten in der Nähe der Prüfungsräume Menstruationsprodukte vorrätig zu haben, um diese zusätzliche Sorge auszuräumen. Was für einen großen Unterschied würde das für die Schüler machen!

Weltweit hat jede dritte Frau keinen Zugang zu einem sicheren Ort, wo sie zur Toilette gehen könnte9, und von diesem Drittel haben 526 Millionen keine andere Chance als ihre Notdurft draußen im Freien zu erledigen. Neben der Scham birgt dies auch ein erhöhtes Risiko von Krankheiten, Schikanen und Angriffen. Die Periode ist nicht schmutzig, aber wenn Periodenprodukte nicht zur Verfügung stehen, dann wird der ganz normale Vorgang der Blutung, der die Hälfte der Weltbevölkerung betrifft, zu einem Risiko in puncto Hygiene und persönlicher Sicherheit. Und dabei ist noch nicht einmal berücksichtigt, was es für das Selbstwertgefühl bedeutet, wenn man nicht gut für sich sorgen kann, weil man keine entsprechenden Produkte hat oder keinen sicheren Ort, um sie zu verwenden.

Es gibt weltweit einige fantastische Hilfsorganisationen, die es sich zum Ziel gesetzt haben, für mehr Aufklärung zu sorgen und Menstruationsprodukte zur Verfügung zu stellen, wie beispielsweise die folgenden Gruppen:

• Binti International setzt sich in Großbritannien, USA, Indien und Afrika für einen freien Zugang zu Binden ein und klärt über die Menstruation auf, um gegen die Tabus und den Makel anzugehen, mit denen die Regel belegt ist.

• Bloody Good Period setzt sich unmittelbar vor Ort für ein Ende der Periodenarmut ein, durch die Ausgabe von Produkten und langfristige Aufklärungsarbeit. Die Organisation baut auf öffentliche Spenden von Menstruationsprodukten, die dann an Asylsuchende, Flüchtlinge und andere Bedürftige ausgegeben werden.

• Days for Girls stellt Mädchen und Frauen in mehr als 116 Ländern wiederverwendbare Menstruations-Sets zur Verfügung und leistet Aufklärungsarbeit.

• Femme International ist in Kenia und Tansania tätig und verteilt dort wiederverwendbare Menstruationsprodukte und leistet Aufklärungsarbeit in Schulen und Gruppen.

• #HappyPeriod stellt Menstruationsprodukte für alle bereit, die ein niedriges Einkommen haben, obdachlos sind oder unterhalb der Armutsgrenze leben. Die Organisation sammelt hierfür Sach- und Geldspenden und hat innerhalb der USA mehrere Vertretungen.

• Huru International setzt sich in Afrika dafür ein, die Anzahl der Tage zu verringern, die Mädchen jeden Monat in der Schule fehlen, weil ihnen die Ressourcen und Informationen fehlen, die sie zum Umgang mit ihrer Periode benötigen. Dazu stellt die Organisation wiederverwendbare Binden und Informationen bereit.

• Irise International ist in Ostafrika tätig und konzentriert sich darauf, eine replizierbare und nachhaltige Lösung für die Herausforderungen zu finden, auf die Mädchen während ihrer Menstruation in der Schule stoßen.

• I Support the Girls sammelt Tampons und Binden als Spenden (ebenso neue und leicht gebrauchte BHs) und verteilt sie in den USA und anderen Ländern an bedürftige Frauen und Mädchen.

• Plan International UK setzt sich für die Rechte von Mädchen in aller Welt ein und hat ein Menstruationsmanifest gegen Periodenarmut verfasst.

• The Cup Effect ist ein sozial engagiertes Unternehmen und möchte den Einsatz und die Verfügbarkeit von Menstruationstassen fördern. Über Projekte mit Partnern vor Ort in Ländern wie Kenia, Malawi und Großbritannien leistet es Aufklärungsarbeit zu den Tassen und stellt sie Menschen mit niedrigem Einkommen zur Verfügung.

• The Cup Foundation fördert benachteiligte Mädchen weltweit, indem die Organisation ihnen nachhaltige Menstruationstassen und eine umfassende Aufklärung über ihre Rechte in puncto Sexualität und Fortpflanzung gibt.

• Bei The Red Box Project handelt es sich um eine gemeindebasierte Initiative in Großbritannien, die rote Schachteln mit Periodenprodukten in Schulen aufstellt, für all jene, die sie sich sonst womöglich nicht leisten könnten.

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