Kitabı oku: «Gottes Angebote», sayfa 5

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2.1. Ein biblisches Menschenbild

Zu den Grundannahmen, die uns oft nicht bewusst sind, aber die wir alle haben, gehört auch ein Menschenbild. Jedes Menschenbild braucht Antwort auf einige Grundfragen.


Übersicht 7
Grundfragen des Menschseins
1)Woher kommt der Mensch – welches ist sein Ursprung?
2)Wohin geht der Mensch – was ist das Ziel des Lebens?
3)Ist der Mensch für sein Handeln verantwortlich? Vor wem?
4)Welches sind die Antriebe des menschlichen Handelns?
5)Wie entwickelt sich der Mensch und wie kommt es zu Veränderung?
6)In welchem Verhältnis steht der Mensch zu den Mitmenschen?

Die Antworten der Finalen Seelsorge auf diese Fragen möchte ich in Beziehung setzen zu psychologischen Erkenntnissen. Dabei wird klar, dass die biblischen Antworten in wichtigen Punkten über die der Psychologie möglichen Aussagen hinaus gehen.

2.1.1. Ursprung und Ziel

Über Ursprung und Ziel des Menschen kann die Psychologie keine wissenschaftlichen Antworten geben; es handelt sich um Grundannahmen religiöser oder philosophischer Natur. Für die Finale Seelsorge gelten die biblischen Aussagen:

 Der Mensch ist ein Geschöpf, das Gott nach seinem eigenen Bilde geschaffen hat. Jeder Mensch ist also gewollt, unter welchen Umständen und wie auch immer er gezeugt wird, und hat von Gott her auch eine Bestimmung.7

 Der Mensch lebt nicht um seiner selbst willen. Der Sinn des Lebens besteht darin, etwas zum Lobpreis von Gottes Herrlichkeit zu sein. Das Ziel unseres Lebens-Laufes ist die Auferstehung aus den Toten, damit wir ins ewige Leben, die Herrlichkeit und in die Gemeinschaft mit Gott eingehen können.82.1.2. Verantwortlichkeit des Menschen und Antriebe des Handelns

Die Psychologie versteht den Menschen als moralisches Wesen, das durch ein Wertsystem und ein damit verknüpftes Gewissen gelenkt wird. Da der Mensch ein von anderen abhängiges und bedürftiges Wesen ist, werden seine Bedürfnisse zum vorrangigen Antrieb des Handelns. Dabei geht es nicht nur um die Stillung körperlicher, sondern auch um seelische bzw. emotionale Bedürfnisse. Dies hat sich auch in meiner Arbeit immer wieder bestätigt (Beispiel 10):

„Alles, was ich in meinem Leben bisher getan habe“, sagte mir eine etwa 40-jährige Frau im Erstgespräch, „habe ich getan, um die Liebe der Menschen zu gewinnen.“ In diesem Bemühen war sie gescheitert. Sie mochte sich auch selbst nicht. Sie hatte sich oft verleugnet und versucht, die anderen zufriedenzustellen; in vielen Beziehungen war sie „unter die Räder gekommen“ und alle Opfer hatten nicht zum Ziel geführt. Das Scheitern und die große Abhängigkeit vom Urteil und der Zuwendung der anderen hatte sie veranlasst, Hilfe zu beanspruchen. Es war ein beeindruckender Weg, wie sie bei Gott Stillung erlebte, zu einer positiven Selbstbeziehung fand und in die freie Liebesfähigkeit der Kinder Gottes hinein wuchs.

In diesen Fragen stimmen die psychologische Sicht und das biblische Menschenbild weitgehend überein. Weil der Bibel aber auch die geistliche Dimension des Menschen wichtig ist, versteht sie den Menschen umfassender und bezieht auch Gottes Angebote mit ein, damit der Mensch werden kann, wozu er bestimmt ist:

 Von Anfang an hat Gott den Menschen als freies, und damit als vor ihm verantwortliches Wesen geschaffen. Weil er wählen kann, kann der Mensch auch schuldig werden. Schuld zerstört Beziehungen und hindert die Entfaltung des Lebens. Deshalb hasst Gott die Sünde.9 Seine Gnade ermöglicht die Erlösung aus der Schuld;10 dafür gibt es außerhalb des Glaubens keine Lösung.11

 Die Bibel versteht das Herz als Zentrum der Person; es ist Sitz unserer tiefen Bedürfnisse und Wünsche. Die Antriebe unseres Verhaltens kommen aus dem Herzen. Deshalb verspricht Gott, „das trotzig und verzagt Ding“ durch ein neues Herz zu ersetzen.122.1.3. Entwicklung und Veränderung

Hierzu hat die Entwicklungspsychologie aufschlussreiche Ergebnisse zu melden: Entwicklung wird als lebenslanger Prozess verstanden, in dem jede Phase ihre besonderen Aufgaben mit sich bringt. Was die Entwicklung des Menschen möglich macht, ist seine Lernfähigkeit, die bis ins Alter erhalten bleibt. Lernen bedeutet nicht nur, Neues lernen zu können, sondern auch umlernen und bewusst verlernen können. Die Lernpsychologie kommt zum Schluss, dass Modelllernen das wichtigste Lernen für die höheren menschlichen Fähigkeiten ist.13 Die Psychologie versteht den Menschen also als soziales Wesen.

Das Thema der Entwicklung des Menschen und seiner Veränderung ist für die Bibel zentral:

 Die der Psychologie bekannten Entwicklungs- und Lernmöglichkeiten des Menschen kennt die Bibel auch; sie offenbart uns zudem aber eine viel machtvollere Kraft der Gestaltung, Veränderung und Entfaltung des Menschen: Gottes Handeln für und an uns. Dies kommt in Übersicht 8, „Gott verändert uns“, zum Ausdruck. Es ist beeindruckend, was Gott bereits alles für uns getan hat, wenn wir geboren werden. Die Übersicht macht aber auch klar, welche große Bedeutung dem Moment zukommt, in dem ein Mensch sein „Ja“ zu Gottes Einladung gibt und Jesu Werk der Erlösung für sich annimmt: Dann zieht der Hl. Geist in ihm ein und alles, was für ihn bereit ist, kann nun Stück um Stück inkrafttreten.


Übersicht 8
Gott verändert uns
Die verborgene Vorgeschichte
Vor Grundlegung der Welt:ErwählungEph 4,4–5
Jesu Tod am Kreuz:Erlösung aus der SündeRöm 6,17–18
Vergebung der SchuldEph 1,7
Neuschöpfung Eph 2,10
GotteskindschaftJoh 1,12–13
Einpflanzung in sein ReichKol 1,13
Zeugung:Schöpfung nach Gottes BildPs 139,14–15
Formung im MutterleibPs 139,13
Bildung des LebenswegesPs 139,16
Geburt – Kindheit – JugendLiebendes und schützendes Begleiten und Tragen GottesPs 22,10–11
Bekehrung → bewusstes Leben mit Gott
Die Erwählung wird wirksam:Innewohnen des Heiligen GeistesGal 4,6
Veränderung der Gesinnung Eph 4,23
Heiligung 1Thes 5,23
Unser BeitragHingabe zum DienstRöm 12,1–2
Der Lebensstil der Sohnschaft1Jo 2,6
Die finale AusrichtungPhil 3,12–14
Auferstehung
Ende des Stückwerkhaften:Schlagartige Vollendung1Kor 15,51–53

 Dazu kommen all die Veränderung bewirkenden Angebote Gottes, die der Mensch in Anspruch nehmen kann: das Geschenk der Neuschöpfung, neue „Kleider“ des Verhaltens, Gott bewirkt in uns das Wollen und das Vollbringen, Heiligung durch den Heiligen Geist, in Neuheit des Lebens wandeln, die Frucht des Geistes usw.

Das Geschenk des Neuen ist aber immer auch mit Lernen verbunden.14

2.1.4. Der Mensch als Beziehungswesen

Die Psychologie stellt fest, dass der Mensch ein soziales Wesen ist. Das ist auch der Kernpunkt des biblischen Menschenverständnisses.15 Da Gott uns nach seinem Bilde geschaffen hat, sind wir dazu bestimmt, in durch Liebe geprägten Beziehungen zu leben.16 Weil der Mangel an Beziehungsfähigkeit die Ursache vieler menschlicher Nöte ist, macht Gott die Beziehungs- und Liebesfähigkeit zum Ziel der Erlösung.

Der Mensch als Beziehungswesen lebt immer, ob er es will oder nicht, in drei Beziehungs-Dimensionen: Erstens in einer Beziehung zu Gott oder einem Gottes-Ersatz, also zu etwas, das seine eigene Existenz übersteigt. Zweitens in Beziehung zu sich selbst, ob er sich mag oder nicht. Drittens in einer Beziehung zu den Mitmenschen. Gottes Ziel der Liebesfähigkeit gilt für alle drei Dimensionen. Abbildung 2 deutet darauf hin, dass das Liebesgebot eigentlich wieder ein göttliches Angebot ist: Wer bei Gott, der Quelle aller Liebe, angeschlossen ist, der wird zum Kanal, durch den Gottes Liebe fließen kann: zuerst in sein eigenes Leben und durch ihn hindurch dann auch zu den Mitmenschen. Dafür hat Gott den Menschen eigentlich geschaffen.

Abbildung 2: Der Mensch als Beziehungswesen


Impulse zur Vertiefung:

Wo liegen die Wurzeln meines Menschenbildes?

Welche konkreten Antworten gebe ich auf die sechs Grundfragen meines Menschseins?

2.2. Die Wurzel aller Not

Es gibt eine weitere Dimension des Menschenbildes, die in die Liste der Grundfragen (Übersicht 7) aufgenommen werden könnte: Die Frage nach der Wurzel all der Nöte, die zum menschlichen Leben gehören. Darauf hat die Psychologie keine Antwort. Die psychotherapeutischen Schulen haben individuelle Antworten, die jeweils ihrer eigenen kausalen Logik verpflichtet sind und dem Menschenbild ihrer Begründer entsprechen.

Welches ist die Antwort der Bibel? Als Gott den Menschen geschaffen hatte, war alles sehr gut.17 Dass der Mensch in seiner Freiheit aber – gegen Gottes Rat – das wählte, was für ihn selbst und alle Beziehungen Zerbruch bedeutete, ist der Anfang allen Übels. Der innere Prozess von Versuchung und Schuldigwerden, wie ihn Adam und Eva erlebt haben, wiederholt sich in unser aller Leben unzählige Male.18

Wenn wir die Folgen betrachten, wird das Ereignis im Garten Eden zur größten Katastrophe der Menschheitsgeschichte. Dies zeigt sich auf eindrückliche Weise im Erleben von Adam und Eva19:

 Die Beziehung zerbricht in allen drei Dimensionen: Sie haben Angst vor Gott, sodass sich Adam und Eva vor ihm verstecken; die Schuld trennt sie von Gott. Die Einheit zwischen Mann und Frau zerbricht; durch die Solidarität im Unguten werden sie zu Feinden und das Beziehungs-Spiel der Schuldverschiebung beginnt. Schließlich tragen beide den Stachel der Schuld in sich, werden uneins mit sich selbst und einsam.

 Neue Gefühle entstehen, die Gott nicht kennt: Angst, Scham, Schuldgefühle, Bitterkeit, Neid, Hass, Selbstmitleid, Ohnmacht, Hilflosigkeit usw.

 Die Wahl des Unguten hat Konsequenzen: den Verlust des Paradieses. Das Leben wird zum Kampf; durch Arbeit und Mühsal muss das Überleben gesichert werden; Gebären bringt Schmerzen; Beziehungs-Bedürfnisse bleiben ungestillt; Lüge und Totschlag dringen in die Familie ein; am Ende steht der Tod.

 Mit seinem Ungehorsam hat sich der Mensch unter die Herrschaft des Bösen gebracht.20 In seiner Verantwortung für die Natur hat er auch diese mit sich gerissen und Satan unterworfen.21

 Aus dieser Sklaverei konnte sich der Mensch nicht mehr selber befreien; hier musste Gott eingreifen, Satan besiegen und Erlösung schaffen.22

 Gottes Gnade hat darüber gewacht, dass uns durch die Katastrophe des Sündenfalls hindurch gewisse göttliche Wesenszüge ansatzweise erhalten geblieben sind: eine natürliche Fähigkeit zu lieben und Gutes zu tun; trotz aller Not immer wieder der Mut zum Leben; immer noch sind beglückende Beziehungen möglich; wir können uns am Leben freuen und tragen die Sehnsucht nach dem verlorenen Paradies in uns.

Unser Erleben und das Zusammenleben der Menschen sind bis heute durch die Konsequenzen des Sündenfalles bestimmt und wir können aus eigener Kraft nicht heraus kommen. Viele Menschen tragen die ängstliche Frage von Paulus in ihrem Herzen: „Ich elender Mensch! Wer wird mich erlösen…?“23

2.3. Die Zerbrochenheit des Menschen

Jeder Mensch wird hineingeboren in die Not, die mit dem Sündenfall begann, und trägt dann selbst auch wieder dazu bei, dass die Kette von Schuldverstrickungen nicht abbricht.24 Die Zerbrochenheit des Menschen, die ihn zu einem erlösungsbedürftigen Geschöpf macht, hat vier Wurzeln: das belastende Erbe, unvollkommene Gegenüber (und damit auch unvollkommene Modelle), den Kampf des Lebens und das Gesetz der Perpetuierung (oder: vom Opfer zum Täter).

2.3.1. Belastende Erbanteile

Gemäß den biblischen Aussagen besteht das menschliche Erbe, das ein Kind bei der Zeugung antritt, aus einem riesengroßen Anteil an Gutem und Segen – und einem kleinen Anteil an Ungutem, Zerstörerischem.25 Wie die einmalige Auswahl aus dem riesigen Erbgut für jedes Kind geschieht, gehört zu den Geheimnissen Gottes. Zum Erbe, das wir als Kind angetreten haben, gehört nicht nur das, was genetisch fassbar ist (Gestalt, körperliche Robustheit, Intelligenz; aber auch Dispositionen für Krankheiten, Organschwächen usw.). Auch auf der seelischen Ebene treten wir ein Erbe an: Wir sind in Familienschicksale, Familienwunden, eine soziale Schicht und Verpflichtungen aller Art hineingeboren worden. Dazu kommt noch die geistliche Erblinie, die einerseits durch Segen, andererseits durch Fluch, Belastungen, unbereinigte Familienschuld usw. geprägt sein kann. Durch Jesu Erlösung will Gott uns aus der zerstörerischen Macht der unguten Erbteile freisetzen26 und zugleich Platz schaffen für das göttliche Erbe, auf das wir um Jesu willen ein Anrecht haben.27

2.3.2. Unvollkommene Gegenüber

Unsere Eltern, die Geschwister und die anderen Bezugspersonen waren nicht die idealen Gegenüber, die wir eigentlich gebraucht hätten. Ihre beschränkte Liebesfähigkeit hat bei uns zu Defiziten an Liebe, Geborgenheit und Gemeinschaft geführt. Zudem sind wir immer wieder durch Worte, Urteile, Blicke und Handlungen verletzt worden – häufig unbeabsichtigt und von unseren Gegenüber selbst oft nicht bemerkt. Zudem können Eltern oder andere Bezugspersonen ein Kind auch besitzergreifend an sich binden, wodurch die freie Entfaltung seiner Person gehindert wird.

All unser menschliches Verhalten mussten wir von Modellen lernen. Unsere ersten und wichtigsten Vorbilder waren die Menschen unserer Umgebung, und die waren eben nicht vollkommen. Von unvollkommenen Modellen aber lernt man unvollkommene Verhaltensweisen; und das, wofür die Modelle fehlen, bleibt ungelernt. So gibt es bei uns allen angelerntes Fehlverhalten und Lerndefizite.

2.3.3. Das Leben als Kampfplatz

Schon in der Familie haben wir diese Tatsache erfahren. Im Kampf um „den Platz an der Sonne“, die Liebe der Eltern, standen wir im Wettstreit und in der Auseinandersetzung mit den Geschwistern. Wir mussten unsere eigenen Strategien entwickeln, um die Aufmerksamkeit und die positive Zuwendung der anderen zu gewinnen. Wir mussten auch lernen, wie wir uns abgrenzen und unsere Ziele durchsetzen können. Der Härte des Lebens sind wir aber auch in schicksalhaften Ereignissen begegnet wie Todesfällen, Krankheiten, Unglücksfällen usw. All dies hat uns gezwungen, seelische Bewältigungs- und soziale Kampfstrategien zu entwickeln.28

2.3.4. Das Gesetz der Perpetuierung

Der Mensch ist aber nicht nur Opfer der Welt, in die er hineingeboren wird. Weil er in der Sünde verhaftet ist, wird er selbst auch zum Täter: Was uns angetan worden ist, tun wir auch wieder anderen an.29 Oft ist es uns gar nicht bewusst, was wir tun,30 weil wir von Natur aus immer zuerst das Unsere sehen, den Versuchungen unserer Gelüste oft schnell erliegen und für alles unsere inneren Begründungen haben. In der menschlichen Not scheint das Gesetz der Perpetuierung wirksam zu sein: Wo wir selbst verwundet worden sind, verletzen wir wieder andere. Defizite führen zu Fehlverhalten, die bei anderen wieder Defizite entstehen lassen. Im Versuch, uns zu schützen, um nicht zum Opfer zu werden, verletzen wir andere. So wird das Ungute von Generation zu Generation weitergegeben. Das wird im folgenden Beispiel deutlich (Beispiel 11):

Der Gemüsebauer war entschlossen, seine schwierige Vaterbeziehung aufzuarbeiten. Er hatte seinen Vater als lieblos, militärisch-streng, unbarmherzig konsequent, stur, hart und zornig erlebt; er war oft geschlagen geworden. Die Aufarbeitung seiner Kindheitserfahrungen und der Vaterbeziehung nahm mehrere Gespräche in Anspruch. Als wir zum Punkt kamen, wo er seinem Vater vergeben wollte, geschah mitten im Formulieren der Anklage etwas Eindrückliches. Er stockte und wurde blass; ein tiefes Erschrecken packte ihn: „Das ist ja furchtbar! Ich habe so gelitten unter meinem Vater und nun wird mir bewusst: Ich mache mit meinen Kindern genau das Gleiche!“ Er brach zusammen und weinte, denn er war der Macht des Gesetzes der Perpetuierung begegnet. Eine tiefe Buße über seinem Tun packte ihn.

Jesus Christus war bereit, in diese unheile Welt hineingeboren zu werden und von der Zeugung an den Weg aller Menschen zu durchleben. Auch in seiner Erblinie gab es belastende Anteile; auch er musste alles lernen;31 auch er hatte keine idealen Eltern und manchmal schwierige kleine Brüder; er machte einschränkende und verletzende Erfahrungen und musste lernen, sich abzugrenzen.32 Aber als erster und einziger hat er das Verhaftetsein in der Sünde durchbrochen, das Gesetz der Perpetuierung überwunden. Er wurde im Leben nicht schuldig. Seinetwegen gibt es Hoffnung für uns alle.

Impulse zur Vertiefung:

Was wird mir bewusst, wenn ich über die vier Wurzeln

meiner Zerbrochenheit nachdenke?

An welchen Punkten möchte ich Erlösung aus meiner persönlichen Zerbrochenheit beanspruchen?

2.4. Nöte und Störungen einordnen

Ein Ordnungsschema zu bilden, um die Realität einordnen zu können, scheint ein menschliches Bedürfnis zu sein. Kategorien zu besitzen, gibt uns das Gefühl, über die Realität verfügen zu können. Ein Kategoriensystem hat immer mit unseren Theorien zu tun; und wenn wir diese ändern, müssen wir auch unsere Kategorien anpassen. Dies konnte ich während der zwanzig Jahre psychotherapeutischer Tätigkeit feststellen: Aufgrund der wechselnden Theorien der Gesellschaft wurden gewisse Störungen immer wieder anders eingeordnet, einige verschwanden sogar ganz aus der „Internationalen Klassifikation psychischer Störungen“ der WHO33, wie z. B. die Homosexualität, die nun nicht mehr als Störung eingeordnet wird.

Das Klassifikationssystem ICD-10 geht von einem medizinischen Krankheitsverständnis aus. Das dahinter stehende Denken möchte ich an einem alltäglichen Beispiel aufzeigen: Wenn wir feststellen, dass etwas bei unserem Auto nicht richtig funktioniert, bringen wir es in die Werkstatt. Der Mechaniker stellt die Ursache fest (Diagnose) und behebt die Störung. Schließlich fährt das Auto wieder normal. Ein solches mechanistisches Denken ist aber eigentlich unangemessen, wenn es um die menschliche Person geht; das ist uns allen bewusst. Sogar unser Körper ist nicht einfach eine unabhängig funktionierende Maschine; er steht mit den seelischen Funktionen und dem Erleben in enger Wechselwirkung.34 Wie viel weniger wird ein mechanistisches Verständnis unserer Seele und unserem Geist gerecht. Deshalb verzichte ich bewusst auf den Begriff „Störung“ und verwende den der Seele angemesseneren Begriff „Not“.

Um dem Bedürfnis nach einem der Finalen Seelsorge gemäßen Ordnungsschema für die menschlichen Nöte zu entsprechen, schlage ich ein einfaches, aus vier Hauptkategorien gebildetes Raster vor. Seine Geltung soll auf den Rahmen der Finalen Seelsorge beschränkt bleiben – es beansprucht keine Allgemeingültigkeit. Das heißt auch, dass es nicht direkt auf psychiatrische Krankheitsbilder angewendet werden kann.

Da viele Nöte aus einer Kombination von Ursachen entstehen35, können gewisse Nöte nicht eindeutig zugeordnet werden. Bei den Beispielen wird darauf verzichtet, die Namen zu erklären. Sollten Begriffe im Anhang nicht erklärt werden, sind sie für das Verständnis des Inhalts ohne Bedeutung und können vernachlässigt werden.

2.4.1. Nöte in der Beziehungsfähigkeit

Da Gott den Menschen als Beziehungswesen geschaffen hat und wir dem Kontakt mit anderen Menschen letztlich nicht ausweichen können, ist die Beziehungsfähigkeit das Kernstück des menschlichen Lebens. Sie ist durch die Auswirkungen des Sündenfalls am stärksten betroffen: Seelische Verletzungen, Liebesdefizite, fehlende oder ungute Modelle führen zu mangelnder sozialer Kompetenz.

Hinter manchen als psychische Krankheiten eingestuften Störungen habe ich in meiner Praxis immer wieder Beziehungsnöte entdeckt: Depressionen36 und schizophrene Schübe können durch unverarbeitete Beziehungserlebnisse ausgelöst worden sein37. Hier einige für diese Kategorie typische Nöte: eine schlechte Selbstbeziehung, mangelnde Abgrenzung, Distanzlosigkeit, Kommunikationsschwierigkeiten, die Stolz-Minderwertigkeits-Schaukel, Menschenfurcht, Gefühlskälte usw.

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