Kitabı oku: «Gottes Angebote», sayfa 4
Impuls zur Vertiefung:
Wenn ich persönliche Erfahrungen mit Gottes Wegen sammeln möchte – zu welchem lädt er mich ein?
1.5. Finale Logik
Ein Ausschnitt aus einem Gespräch von Jesus mit seinen Jüngern soll als Einführung in Gottes finale Sichtweise dienen:
Seine Jünger fragten ihn und sagten: Rabbi, wer hat gesündigt, dieser oder seine Eltern, dass er blind geboren wurde?
Jesus antwortete: Weder dieser hat gesündigt, noch seine Eltern, sondern damit die Werke Gottes an ihm offenbart würden. Wir müssen die Werke dessen wirken, der mich gesandt hat …46
Die Jünger gehen davon aus, dass jede Sache eine kausale Ursache hat und hinter jedem Problem die Frage nach der Schuld steht.
Jesus geht davon aus, dass es schwierige menschliche Situationen gibt, die nicht auf klar zuweisbare menschliche Schuld zurückzuführen sind. Für all diese Nöte gibt es aber göttliche Lösungen bzw. Werke, die Gott durch seine Mitarbeiter tun will.
Die Warum-Frage ist der typische Ausdruck des kausalen Denkens der Jünger; das „Damit“ Jesu ist das Merkmal seiner finalen Ausrichtung.
Die beiden Sichtweisen führen zu einer anderen Ausrichtung und einer anderen Vorgehensweise: Im rückwärtsgerichteten kausalen Ansatz müsste man die Ursache angehen, um deren negative Auswirkungen zu verändern; im vorwärtsgerichteten finalen Ansatz stellt sich die Frage, wie Gott sich in dieser Not durch sein Wirken verherrlichen will; die Frage nach der Ursache ist dafür nicht von Bedeutung.
Trotz der intensiven Erfahrungen mit Jesus sind die Jünger noch immer im kausalen Denken verhaftet; sie haben Gottes Sicht- und Denkweise noch nicht übernommen.
Dass Gott final denkt, hängt mit seinem Wesen zusammen: Das Gesetz von Ursache und Wirkung, von Saat und Ernte gehört zu den Naturgesetzen der Schöpfung.47 Gottes Segen und seine Gnade durchbrechen dieses Gesetz. Die Finalität ist die Logik der Erlösung, der Gnade und des Reiches Gottes.48 Jesus hat stellvertretend für uns geerntet, was wir gesät haben; wir dürfen ernten, was er am Kreuz für uns gesät hat.
Auch nach mehr als zwanzig Jahren Erfahrung mit Gottes finalem Denken und seinem vorwärtsgerichteten Handeln geht es mir immer wieder so wie den Jüngern: spontan reagiere ich oft aus dem kausalen Denken heraus. Unter den Fähigkeiten, die wir als Gottes Mitarbeiter zu entwickeln haben, ist das Umstellen auf Gottes finale Sicht- und Handlungsweise etwas vom Schwierigsten. Und doch ist es für unsere Zusammenarbeit mit Gott grundlegend wichtig: Die finale Sicht ist die Perspektive des Glaubens und der Hoffnung. Wir wollen so denken lernen wie unser Meister.
Wenn wir im helfenden Gespräch innerlich bei Gott bleiben und uns auf seine finale Sicht einlassen, wird unser Hören, Denken und Handeln dadurch bestimmt. Wir hören anders zu, halten nach anderen Lösungen Ausschau und stellen die den Verlauf des Gesprächs bestimmenden Weichen anders. Mit unserem Entschluss, uns auf Gottes Sicht- und Handlungsweise einzustellen, wählen wir auf der Zeitachse einen anderen Standort (vgl. Abb. 1).
Abbildung 1: Finale Logik

Weil Hören immer selektiv ist, fallen uns aus dieser Perspektive andere Elemente der Äußerungen des Klienten auf, wir greifen andere Aussagen wieder auf, ziehen andere Schlüsse und streben ein anderes Gesprächsziel an. Eines ist gewiss: Als Mitarbeiter Gottes müssen wir den finalen Standort wählen; nur so können wir erkennen, wo er bereits am Wirken ist und welches der nächste Schritt in Gottes Zukunft für den Klienten sein könnte.
Wie können wir lernen, uns auf Gottes Denkweise einzustellen? Das beste Übungsfeld für viele seelsorgerliche Kompetenzen ist der Alltag. Dies gilt auch hier: In Alltagssituationen und alltäglichen Begegnungen können wir uns ganz bewusst auf die vorwärtsgerichteten Fragen ausrichten: Wozu? Wo ist Gott dran? Welches ist der nächste Schritt? Welches könnte nun Gottes Werk sein? So schärft sich unser Blick für Gottes Gedanken und Pläne. Wenn wir dann zudem noch beginnen, die uns selber betreffenden Ereignisse, unser eigenes Erleben und unsere Reaktionen und Entscheidungen so zu betrachten, dann gewinnen wir immer mehr Eigenerfahrung und Golddeckung in diesem für Mitarbeiter Gottes so zentralen Bereich.
Nun kann ich mir vorstellen, dass Sie eine bedrängende Frage auf dem Herzen haben: Was geschieht bei dieser vorwärtsgerichteten Arbeitsweise mit der Vergangenheit?
Der Mensch ist ja ein geschichtliches Wesen; seine Vergangenheit ist Teil seiner Person und auch im Blick auf seine Vergangenheit braucht er Erlösung; nur wenn er mit ihr versöhnt ist, kann er sich mit ganzer Kraft nach vorne ausrichten und das Alte hinter sich lassen.49 Gott steht vor uns, ermutigt uns zum nächsten Schritt und zieht uns liebevoll auf sein Ziel hin. Weil Jesus alles Ungute in unserer Vergangenheit mit sich ans Kreuz genommen hat, ist dort alles geschehen, was zum Zurechtbringen und zur Heilung unserer Vergangenheit nötig ist.
Wie können wir Gottes Angebot, unsere Vergangenheit zurechtzubringen, beanspruchen? Im Brief an Titus spricht Paulus vom „Bad der Wiedergeburt und Erneuerung“50. Dieser Ausdruck hat bei mir die Vorstellung eines riesigen, mit „Heil“ gefüllten Bassins ausgelöst, in das wir alles Problematische aus unserer Vergangenheit ablegen und eintauchen dürfen. Diesen Schritt habe ich mit mehreren Personen getan. Hier ein Beispiel (Beispiel 9):
Beide hatten sich mit der vorwärtsgerichteten Arbeitsweise einverstanden erklärt; nun wich die Frau des Lokomotivführers aber immer wieder aus, wenn es um Schritte ins Neue ging: „Ich möchte ja schon …; aber mit dieser schlimmen Kindheit …“ Nach zwei, drei Gesprächen wurde ich ungeduldig. Ich berichtete ihr vom göttlichen Angebot des „Bads der Erneuerung“ und machte ihr den Vorschlag, im Vertrauen auf Jesu Werk am Kreuz alles Schlimme aus ihrer Vergangenheit dort abzulegen. Wir würden uns dafür so viel Zeit nehmen, wie sie brauche, um gar nichts zu vergessen. Sie war bereit, sich darauf einzulassen, und wünschte, dass ihr Mann dabei sein und uns in der Fürbitte unterstützen solle.
Sie kam mit einer langen Liste ins nächste Gespräch. Ich ermutigte sie nun, jeden Stachel, jedes verletzende Wort, alle schwierigen Erfahrungen usw. Punkt um Punkt zu formulieren und dann bewusst ins Heilsbad abzulegen. Ich fragte nach und formulierte klarer, bis wir alles sauber ausgeräumt hatten. Wir brauchten zwei ganze Gespräche dafür. Das war eine Befreiung! So ist Ruhe in ihr Leben eingekehrt. In den weiteren Gesprächen konnte sie sich den Herausforderungen der Ehebeziehung stellen und Schritte nach vorn ins Neue hinein tun.
Bedeutet das bisher Gesagte, dass es in der Finalen Seelsorge nie zur Aufarbeitung vergangener Ereignisse kommt? Keineswegs! Gottes grundsätzliches Ziehen geschieht zwar vom Ziel her; aber er ist frei, auch ein vergangenes Erlebnis wieder ans Licht zu ziehen, wenn zu dessen Heilung ein Beitrag des Klienten nötig ist (häufig handelt es sich dabei um Vergebung). Auch die Aufarbeitung von Vergangenem geschieht dann aber final.51
Für entscheidend halte ich deshalb nicht die Frage, ob wir mit dem Klienten Schritte in die Zukunft tun oder Vergangenes aufarbeiten sollen; das einzig Wichtige ist, dass wir als Gottes Mitarbeiter das tun, was er jetzt im Leben dieser Person mit uns zusammen tun möchte. In seiner göttlichen Weisheit und Freiheit soll er entscheiden können, was für den Klienten gut und weiterführend ist. Aus meiner Erfahrung ist es bei Gott so: Er zieht das ans Licht, was er jetzt lösen möchte; alles andere darf weiterhin im „Bad des Heils“ ruhen.
Impulse zur Vertiefung:
Wie kann ich Gottes finale Denkweise auf mein Leben übertragen?
Was aus meiner Vergangenheit wäre im „Bad der Erneuerung“ abzulegen?
1.6. Das Lob der Torheit
In seinem 1511 erschienenen Büchlein schreibt Erasmus von Rotterdam: „Mir scheint, die christliche Religion steht überhaupt einer gewissen Torheit recht nahe“52, und zitiert dann folgende Stelle von Paulus:
Das Wort vom Kreuz ist denen, die verlorengehen, Torheit;
uns aber […] ist es Gottes Kraft. […]
Das Törichte Gottes ist weiser als die Menschen, und das Schwache Gottes ist stärker als die Menschen.53
Als Christen stehen wir vor der Wahl zwischen der Weisheit der Menschen und der Torheit Gottes. Es gibt keinen dritten Weg. Nicht zu wählen und beides miteinander verbinden zu wollen – dies ist wohl die schlechteste aller Möglichkeiten.54 Der Weg der Gnade ist uns eigentlich fremd und fällt uns schwer; und wer möchte schon als törichter Mensch angesehen werden? Deshalb braucht es Demut und Mut, Jesus wirklich zu folgen, indem man sich so wie er ganz auf Gott verlässt, nichts aus eigener Weisheit versteht, nichts aus sich heraus tut, nur die vorbereiteten Werke vollbringt, sich ihm in allem unterordnet und nur seine Ehre sucht; indem man auf die Kraft der Erlösung vertraut, auf Gottes Angebote, die Verheißungen in seinem Wort, das Wirken des Heiligen Geistes, die Effizienz der einfachen Wege Gottes und die Weisheit von Gottes Ordnungen.
Es ist beeindruckend, wie gut Gott uns durch den Beistand des Heiligen Geistes ausrüstet. Durch ihn wohnt unser Meister in uns; ohne ihn wären wir unfähig, Gottes Mitarbeiter zu sein (vgl. Übersicht 6).
Übersicht 6 |
Der Beistand des Heiligen Geistes |
Er führt uns in die Wahrheit und offenbart uns Gottes Gedanken: Johannes 16,13 |
Er lehrt uns alles und erinnert uns auch wieder daran: Johannes 14,26 |
Er gibt uns innere Führung und Leitung: Röm 8,14 |
Er ist unser Beistand, Tröster und Ermutiger: Joh 14,16; Röm 8,16 |
Er hilft unserer Schwachheit auf und tritt vor Gott für uns ein: Röm 8,26 |
Durch die „Frucht des Geistes“ will er in uns den Charakter Jesu ausbilden: Gal. 5,22 |
Durch seine Gaben stattet er uns mit der Kraft Jesu aus: 1Kor 12,4–11 |
Für die Zurüstung und kontinuierliche Weiterbildung seiner Mitarbeiter hat Gott mehrere Möglichkeiten: Er lässt sie selber erleben und empfangen, was sie an andere weiterzugeben haben.55 Er will uns sein Handeln so sichtbar machen, dass wir von ihm als Modell lernen können.56 Er schenkt uns aber auch Menschen, die uns seine Wahrheit lehren (das Timotheus-Prinzip) und die für uns Vorbilder im Glauben sind.57 Durch seinen Geist schließt er uns sein Wort auf.
Aber es gibt auch Dinge, die wir als Gottes Mitarbeiter loslassen und andere, auf die wir verzichten müsse: Unser Wissen, unsere natürlichen Begabungen, die erworbenen Kompetenzen und unsere Erfahrung sollten wir in Gottes Hände ablegen, damit Gott darüber verfügen kann. Wir wollen nicht durch sie, sondern durch Gottes Geist gelenkt werden. Auch den Wunsch, Wissen anzuhäufen, unsere Erfahrungen zu systematisieren, Theorien aufzustellen, Programme und Techniken zu entwickeln, sollten wir ablegen. Damit verzichten wir auch auf die Sicherheit, für alle Fälle „etwas zu haben“, und sind ganz auf Gott geworfen. Auch das Effizienz- und Erfolgsdenken entspricht Gott nicht; für seine Mitarbeiter geht es eher darum: „Tue das Gute vor dich hin und bekümmre dich nicht, was daraus werden wird.“58 Wir müssen bereit sein, auf Unabhängigkeit, Selbstverwirklichung und die Anerkennung und Ehre durch Menschen zu verzichten.59
Aus meiner eigenen Erfahrung kann ich „das Lob der Torheit“ wirklich anstimmen: Jesus ist der beste Herr, den es gibt. Sein Joch ist wirklich leicht und ich finde dort Ruhe für meine Seele60. Was er für mich vorbereitet hat, ist nie überfordernd. Dass ich ihm allein dienen kann, macht mich frei von Menschenfurcht und bewahrt mich davor, Menschen gefallen zu wollen oder sie zufriedenzustellen. Die Veränderung des Klienten ist Gottes Sache, nicht meine Verantwortung. Da er alle Lösungen hat und die Hauptverantwortung trägt, bin ich je nur für meinen Teil im aktuellen Gespräch verantwortlich, und auch darin will er mich leiten; so kann ich entlastet „hindere lige“61. Es ist so spannend und bereichernd, von Gott lernen zu können und von seiner schöpferischen Kreativität angesteckt zu werden. Am Schluss eines Gesprächs kann ich ihm das unvollkommene Werk zurückgeben, damit er es zurechtbringt. Für meine Fehler kann ich Vergebung empfangen; er beurteilt mich mit Barmherzigkeit, ermutigt mich, fordert mich aber auch heraus. Viel Segen fließt durch diese Zusammenarbeit mit ihm in mein Leben zurück, in unsere Ehe und zu unseren Kindern hin. Der Gewinn ist also über alle Maßen groß!
Impuls zur Vertiefung:
Wie weit kann ich mich auf Gottes Torheit einlassen?
1 Vgl. dazu die Begriffserklärungen im Anhang.
2 In Mt 11,29 verspricht Jesus: „Ihr werdet Ruhe finden für eure Seelen.“
3 Vgl. dazu das Gleichnis vom Weinstock und den Reben in Joh 15,1–8.
4 In Apg 10,3–6 z. B. will Gott sein Werk klar durch einen menschlichen Zeugen tun.
5 So nennt sich Jesus selbst immer wieder (z. B. in Joh 5,27).
6 Vgl. dazu in Röm 8,14–17.29–30; 1Kor 15,45–47 u. a.
7 Vgl. als Beispiel Bezalel und Oholiab in 2Mo 31,1–6.
8 Auszüge aus Jes 6,1–8.
9 „Heiligen“ bedeutet, dass Gott einen Menschen für seinen Dienst aussondert und zubereitet.
10 Nochmals Jesus: Joh 5,19 und 8,28; zur Grundhaltung siehe Joh 7,18.
11 „Gott hat viele Menschen, die für ihn etwas tun wollen, aber nur wenige, die bereit sind, mit ihm etwas zu tun“. (Oswald Chambers). Vgl. dazu auch Kapitel 7.2.
12 Röm 12,1–2 (GN).
13 Mehr dazu in Kapitel 7.3.
14 Mehr dazu in den Kapiteln 7.1. und 7.4.
15 Vgl. dazu Übersicht 28 in Kapitel 7.7.
16 Mt 11,29–30.
17 Vgl. dazu Übersicht 29 in Kapitel 7.7.
18 Ps 103,13–16 (LU).
19 Mehr dazu in Kapitel 2.2., „Die Wurzel aller Not“.
20 Vgl. Apg 3,19; Joh 1,12-13.
21 2Kor 5,17.
22 Eph 2,10.
23 Vgl. in Makarios: Der Lebensstil der Söhne und Töchter (S. 89f.).
24 Wie wichtig Gott dieses Ziel ist, zeigt sich z. B. darin, dass Jesus als Auferstandener seine Jünger immer so begrüßt: „Friede sei mit euch!“ (Joh 20,19–20; LU); vgl. auch Joh 14,27.
25 Vgl. etwa Mt 6,12; 18,21–35; Mk 11,25; Eph 4,32.
26 Ein französisches Wortspiel: „Gott gibt, was er verlangt.“
27 Das griechische Wort für „vergeben“ in Mt 6,14 bedeutet „entlassen, wegschicken“.
28 Wir müssen Menschen immer wieder auch Dinge vergeben, für die wir sie ungerechtfertigter Weise anklagen. Dazu und zur „Interpretationsfalle“ in unseren Beziehungen siehe in Makarios: Was der Entflechtung dient (S. 51ff.).
29 Vgl. Mt 5,41.
30 Lk 23,34 und Apg 7,60.
31 Siehe hierzu die Erklärung im Anhang und den Abschnitt 2.3.4., „Das Gesetz der Perpetuierung“.
32 „Ihr wisst, dass ihr aus eurer sinnlosen, von den Vätern ererbten Lebensweise nicht um einen vergänglichen Preis losgekauft wurdet, nicht um Silber oder Gold, sondern mit dem kostbaren Blut Christi, des Lammes ohne Fehl und Makel.“ (1Petr 1,18–19; EÜ).
33 In der Antike konnte man einen Sklaven mit einer Geldsumme loskaufen; dann war er wirklich frei und sein eigener Herr. Die Hingabe seines Lebens am Kreuz ist der Preis, den Jesus bezahlt hat.
34 Vgl. 2Mo 34,7. Jesus hat uns aus dem „Gesetz der Heimsuchung“ losgekauft; die Gnade siegt.
35 Siehe die Begriffserklärung im Anhang.
36 Vgl. Mt 6,25–34. Mehr dazu in Makarios: Versöhnt leben (S. 77ff.); Der Lebensstil der Söhne und Töchter (geistlich-seelische Hygiene und Prophylaxe) (S. 89f.).
37 Mehr zur „Hör-Stille“ in Abschnitt 6.6.4., „Hörendes Gebet“.
38 Vgl. Abschnitt 5.3.9., „Körperliche Heilung“.
39 Gottes Liebe gilt allen Beteiligten gleich. Vgl. hierzu auch die Erläuterung im Anhang.
40 Dies war je die subjektive Interpretation des Verhaltens des Partners. Zur „Interpretationsfalle“ vgl. in Makarios: Was der Entflechtung dient (S. 51).
41 Mehr zu diesem Beispiel in Abschnitt 3.3.1. unter 5. und 7.
42 Ein Beispiel dafür findet sich in 1.3.2.: Pauschales Vergeben führt nicht zum Ziel Gottes, dem inneren Frieden.
43 Mehr dazu in Abschnitt 6.6.2., „Seelisches Gebet“.
44 Phil 4,5 (NZH).
45 Hier handelte es sich um den Weg „In der von Gott geschenkten Neuheit des Lebens wandeln“.
46 Joh 9,2-4.
47 Vgl. z. B. Hi 4,8; Gal 6,7.
48 Vgl. etwa Röm 8,31–34; 1Kor 6,9–11.
49 Vgl. Phil 3,13: Paulus hat seine schwierige Vergangenheit nicht verdrängt. Es ist Ausdruck einer versöhnten und erlösten Beziehung zu ihr, wenn er sagt: „Ich vergesse, was dahinten, strecke mich aber aus nach dem, was vorn ist.“
50 Titus 3,5 (LU). Mehr dazu in Makarios: Versöhnt leben (S. 77f.).
51 Vgl. dazu Abschnitt 5.3.4.
52 Erasmus von Rotterdam: Das Lob der Torheit, Birkhäuser Verlag, Basel 1960, S. 178.
53 1Kor 1,18–25.
54 Vgl. dazu in Offb 3,15–18, wo Gott sagt: „Ach, dass du kalt oder heiß wärest!“
55 Vgl. etwa Joh 4,14; 7,38 oder 2Kor 1,3–5.
56 Vgl. Mt 11,29; Eph 5,1.
57 2Tim 2,1–2 und 1Kor 11,1.
58 Matthias Claudius: An meinen Sohn Johannes, Heilbronn 2002.
59 Vgl. dazu Joh 7,18; 8,50.
60 Vgl. wieder Mt 11,29.
61 „Zurück lehnen!“ Vgl. dazu in Kapitel 7.1., „Mein Weg“.
2. Menschliche Nöte – Gottes Angebote
Unser Menschenbild gehört zu den inneren Grundannahmen1, die unser helfendes Handeln entscheidend mitbestimmen: Was ist der Mensch, wie funktioniert er und was bewegt ihn zum Handeln? Wie kommt es, dass so viel Ungutes und Leiden die menschliche Existenz prägen? Lässt sich für die verschiedenen Nöte ein gemeinsamer Nenner finden? Gibt es hier Abhilfe? Unseren Antworten auf diese Fragen kommt große Bedeutung zu. Sie bestimmen, welche Ziele wir in unserer psychotherapeutischen bzw. seelsorgerlichen Tätigkeit anstreben, wie viel und wofür wir Hoffnung haben können, welche Hilfsangebote wir machen können und welche Wege uns offen stehen.
Da das Menschenbild von so grundlegender Bedeutung ist, möchte ich hier einen kurzen Exkurs zum Thema Menschenbild in Psychologie, Psychotherapie und Seelsorge einfügen. Die Psychologie hat auf zentrale Fragen des Menschenbildes2 keine Antwort, da sie sich ganz auf die Erforschung des menschlichen Verhaltens ausrichtet und versucht, dies möglichst wissenschaftlich, d. h. wertfrei zu tun. Da sie nur entdecken kann, was Gott geschaffen hat, stehen ihre Resultate selten im Gegensatz zu biblischen Aussagen.3 Anders ist die Situation aber in der Psychotherapie4: Jede psychotherapeutische Schule hat das Menschenbild ihres Gründers als Fundament, aus dem sich jeweils alle anderen Elemente der Zielsetzung und des Vorgehens ergeben. Viele dieser Anthropologien sind humanistisch ausgerichtet; sie gehen also davon aus, dass der Mensch alle Ressourcen in sich trägt, um sich selbst zu helfen. Alle in einer Psychotherapie entwickelten Techniken und Methoden sind darauf angelegt, dieses Menschenbild zu verwirklichen. Hier kommen wir als Christen in einen Konflikt: Wollen wir den psychotherapeutischen Ansatz mit seinem humanistisch geprägten Menschenbild und den sich daraus ergebenden Zielsetzungen und Methoden übernehmen oder entscheiden wir uns für das biblische Menschenbild, das den Menschen als erlösungsbedürftig versteht und Gottes Angebote und Wege zur Erlösung als notwendig erachtet?
Geht es hier wirklich um ein Entweder-Oder? Gibt es keine Möglichkeit, die menschlichen Wege in einen biblisch-christlichen Ansatz zu integrieren? Immer wieder habe ich die Ansicht gehört, dass die übernommenen psychotherapeutischen Methoden durch den Einsatz im Rahmen des Glaubens geheiligt würden. „Der Zweck heiligt die Mittel“ ist aber keine biblische Aussage und stimmt von Gott her ganz gewiss nicht. Als Schöpfer-Gott mit unbegrenzten Möglichkeiten und uneingeschränkter Kreativität bedient er sich normalerweise nicht der von Menschen entwickelten Methoden und Wege, um seine Ziele zu erreichen; seine Ziele können mit den menschlichen Möglichkeiten gar nicht erreicht werden.5 Wir müssen also wirklich wählen! Wenn wir „weder Fisch noch Vogel“ sind, leben wir in einer großen Spannung; und schließlich kommen beide Seiten zu kurz: Wir können nicht nach menschlich-psychotherapeutischer Kompetenz streben und uns gleichzeitig nach tieferer Erkenntnis von Gottes Wegen ausstrecken. Für mich als promovierten Psychologen und zertifizierten Psychotherapeuten war es eine große Erleichterung, mich ganz für die Abhängigkeit von Gott zu entscheiden, und eine beglückende Erfahrung, aus der Enge der menschlichen Wege und Programme auszutreten und als Mitarbeiter Gottes Anteil zu bekommen an der unendlichen Weite seines Handlungsspielraumes. Etwas davon haben ja auch meine Kollegen und Experten bei meiner Zertifizierung erahnt.6