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DER DMT-KOMPLEX UND VERWANDTE MOLEKÜLE


DMT (Dimethyltryptamin)

DMT

Andere Abkürzungen:

N,N-DMT

Dim-N

Chemische Bezeichnungen:

N,N-Dimethyltryptamin

3-[2-(Dimethylamino)ethyl]-indol

2-(1H-Indol-3-yl)-N,N-dimethylethanamin

Desoxybufotenin

Trivialbezeichnungen:

Bewusstseinsmolekül, Businessman’s Special/Trip, Dimitri,

Disneyland, Disneyworld, Divine Moment of Truth (engl.),

Elf-Spice (engl.), Instant Psychosis, »Metatonin«6,

Nigerin, Nigerina, Nigerine, Special LSD, Psychosis,

Spice (engl.), Spirit Molecule (engl.), The Experience,

The Substance u. a.

Chemische Stoffklasse:

Tryptamine/Indolalkaloide

Pharmakologische Klassifizierung:

Psychedelikum, Halluzinogen I. Ordnung

Summenformel:

C12H16N2

Molekulargewicht:

188,27 g/mol

Vorkommen:

Natur (Pflanzen, Tiere, Menschen), synthetisch


Chemische Strukturformel des DMT.

»Es ist ungeheuer wichtig, dass wir begreifen, was Bewusstsein ist. Genauso wichtig ist es, psychedelische Substanzen im Allgemeinen und DMT im Besonderen persönlich und kulturell in eine Matrix einzubinden, in der wir das meiste an Gutem erreichen und den geringsten Schaden verursachen können.« Rick Strassman (2004: 16)

DMT ist die Abkürzung für eine chemische Verbindung namens N,N-Dimethyltryptamin, die eng mit dem körpereigenen Neurotransmitter Serotonin und mit unserem »Schlafhormon« Melatonin verwandt ist. DMT ist ein Derivat bzw. Metabolit des Tryptamins, damit ein Indolalkaloid, ein sogenanntes Dimethyliertes Indolamin (DMIA), und überdies ein Endo-, also körpereigenes Psychedelikum und Spurenamin. DMT ist außerdem »die psychedelische Substanz mit der einfachsten chemischen Struktur. Hier hängen lediglich zwei Methylgruppen am Tryptaminmolekül.« (Strassman 2004: 60) Entsprechend der Wirksamkeit und pharmakologischen Einordnung gehört DMT zu den Halluzinogenen, die auch als Psychedelika (die Seele öffnende Substanzen), Entheogene (Substanzen, die das Göttliche im Inneren erwecken), Psychotomimetika (Psychosen imitierende Stoffe), Psychodysleptika (die Seele erweichende Stoffe), Psychotogene (die Seele beeinflussende Stoffe) und Eidetika (Ideen erzeugende Substanzen) bezeichnet werden. In dieser Gruppe wiederum gehört DMT zu den kurzwirksamen Substanzen, deren psychoaktive Potenz als äußerst stark, zuweilen als extrem beschrieben wird. Der Schweizer Chemiker Daniel Trachsel bringt es auf den Punkt: »DMT gilt als eines der stärksten Psychedelika.« (Trachsel 2011: 200) Ethnopharmakologe Christian Rätsch ergänzt: »Bei einer intravenösen Injektion hält die Wirkung circa 45 Minuten an; beim Rauchen oder Schnupfen nur zehn Minuten – die allerdings subjektiv dem Zeitraum von Jahrhunderten entsprechen können. Alle Menschen, die Erfahrungen mit DMT machen konnten, stimmen darin überein, dass es mit Abstand das stärkste Psychedelikum ist, das es gibt.« (Rätsch 1998: 832)

DMT und die verwandten psychedelischen Tryptamine gehören zu den Halluzinogenen I. Ordnung – im Gegensatz zu beispielsweise den Nachtschattendrogen, die zur II. Ordnung gezählt werden, weil sie potente Anticholinergika7 und damit potenziell toxisch und bewusstseinseinstrübend sind sowie zu Gedächtnisstörungen führen können. (Leuner 1981: 33) Außerdem induzieren Halluzinogene der I. Ordnung Pseudohalluzinationen, während jene aus der II. Ordnung echte Halluzinationen8 erzeugen können.

In Chemikerkreisen wird DMT mit dem kryptischen Namen 3-[2-(Dimethylamino)ethyl]-indol oder kurz N,N-Dimethyltryptamin bezeichnet; ein anderer Name ist Desoxybufotenin. Ehemalige Trivialsynonyme sind Nigerin und Nigerina. DMT ist »ein weißer, beißend riechender kristalliner Stoff, der sich in organischen Lösungen und in wässrigen Säuren auflöst, aber nicht in Wasser« (Pellerin 2001: 184). DMT gehört zu den Indolen bzw. zu den substituierten Indol-Alkaloiden, die wiederum zu den Tryptaminen zählen. Indole »stammen biogenetisch von der Aminosäure Tryptophan ab«. (Breitmaier 2002: 46) Der US-amerikanische Chemiker und Pharmakologe Alexander Shulgin erklärt es auf seine Weise: DMT ist »N,N-Dimethyltryptophan ohne die Carboxylgruppe. Es ist Bufotenin oder Psilocin ohne die Hydroxylgruppe. (…) Es ist ein kurzwirksames Psychedelikum, das in vielen Kulturen der Welt seit langer Zeit gebraucht und verehrt wird. Für einige Nutzer bedeutet es die Verbindung mit einer lebendigen magischen Welt und mystischen Wesenheiten, für andere ist es die dunkle Enthüllung der negativsten Aspekte der Psyche. Auch alles, was dazwischen liegt, ist möglich.« (Shulgin und Shulgin 1997: 249)


3-D-Ansicht des DMT-Moleküls.

Der US-amerikanische Psychiater und Psychedelikaforscher Dr. Rick Strassman hat viele Jahre lang klinische Studien mit Dimethyltryptamin am Menschen durchgeführt. Er erläutert: »DMT ist die psychedelische Substanz aus der chemischen Gruppe der Tryptamine mit der einfachsten Struktur. Im Vergleich zu anderen Molekülen ist DMT relativ klein. Es wiegt 188 ›Molekulareinheiten‹ oder Gramm/Mol, was bedeutet, dass es unbedeutend größer als Glucose ist, die einfachste Zuckerverbindung in unserem Körper mit einem Molekulargewicht von 180, und nur zehnmal schwerer als ein Wassermolekül mit einem Molekulargewicht von 18. Zur besseren Einordnung dieser Werte sei erwähnt, dass das Molekulargewicht von LSD 323 und das von Meskalin 211 beträgt.« (Strassman 2004: 82)

Strassman nennt DMT das »Bewusstseinsmolekül« (im Original: »Spirit Molecule«), weil er davon überzeugt ist, dass dem DMT eine Schlüsselrolle bei der Erzeugung des menschlichen Bewusstseins zukommt. In seinem gleichnamigen Buch, in dem er den Prozess seiner bahnbrechenden Studie detailliert dokumentiert, erläutert der Wissenschaftler, »dass das Gehirn ›Hunger‹ auf DMT zu haben scheint. Es verwendet kostbare Energie für den aktiven Transport dieser Substanz vom Blut in seine innersten Regionen, als ob DMT für die normalen Hirnfunktionen notwendig sei.« (Strassman 2004: 436f.)

Strassman erklärt aber auch, DMT öffne »unserem Bewusstsein einen Zugang zu den erstaunlichsten und alle unsere Erwartungen übersteigenden Visionen, Gedanken und Gefühlen. Es stößt die Tür zu Welten auf, die jenseits dessen liegen, was wir uns vorstellen können.« (Strassman 2004: 68) Dabei gehört DMT »zur ›Normalausstattung‹ des Menschen und anderer Säugetiere, ist in Meerestieren, Gräsern und Erbsen, in Kröten und Fröschen, in Pilzen und Schimmel, in Rinden, Blüten und Wurzeln vorhanden«. (Ebd.) Alexander T. Shulgin (1925–2014) geht sogar noch einen Schritt weiter und stellt in seinem Buch »TiHKAL – The Continuation« fest: »DMT is everywhere!«, zu Deutsch: »DMT ist überall.« (Shulgin 1997: 247)

In der Tat: DMT ist in seinen Abwandlungen ein häufig vorkommender Pflanzen- und Pilzwirkstoff, der in vielen weltweit zu findenden Gewächsen und Organismen nachweisbar ist. Allein im Amazonasgebiet existieren zahlreiche Pflanzen, die DMT und 5-MeO-DMT enthalten (5-MeO-DMT = 5-Methoxy-DMT, ein nahe verwandtes Molekül, das sehr ähnliche psychedelische Eigenschaften aufweist wie N,N-DMT), aber auch im deutschsprachigen Raum existieren zwei bzw. drei Gattungen von Gräsern (Phalaris, Phragmites und seltener Arundo), in denen diese beiden Halluzinogene nachweisbar sind. DMT ist überdies eine körpereigene Substanz in Mensch und Tier und eventuell auch ein Botenstoff – der Fachmann spricht in diesem Fall von einem endogenen (körpereigenen) Neurotransmitter (Botenstoff).

WAS SIND TRYPTAMINE?

Tryptamin (chemische Bezeichnung: 2-(Indol-3-yl)-ethylamin) selbst ist, wie der Name schon verrät, ein Amin (Abkömmling des Ammoniaks), das durch einen chemischen Abspaltungsprozess (Decarboxylierung) aus der Aminosäure Tryptophan entsteht. In entsprechend hoher Dosierung (5 bis 15 Gramm) kann Tryptamin auf oralem Wege eine Stimmungsaufhellung bis Euphorisierung sowie eine leicht veränderte Wahrnehmung herbeiführen. Intravenös appliziert (bis 250 mg), soll Tryptamin laut Alexander Shulgin und anderen Forschern kurzzeitig zu ähnlichen Wahrnehmungsveränderungen und Körpergefühlen führen wie eine geringe (nicht quantifizierte) Dosis LSD. (Shulgin und Shulgin 1997: 580f.; Bigwood 1977; Ott 1993: 197)

Tryptophan oder genauer L-Tryptophan ist eine sogenannte essenzielle Aminosäure, die in allen Pflanzen und Tieren vorkommt, die aber der menschliche Körper nicht selbst herstellen kann, weshalb wir sie über die Nahrung aufnehmen. Tryptamin hingegen ist ein natürliches Stoffwechselprodukt in Menschen, Tieren und Pflanzen, und es gibt eine Vielzahl an Abkömmlingen, die der Fachmann Tryptamin-Derivate nennt und die der Einfachheit halber kurz als Tryptamine bezeichnet werden. Tryptamine gehören zu den Indol-Alkaloiden, einer Stoffgruppe chemischer Verbindungen, die in so gut wie allen Organismen und damit auf der ganzen Welt vorkommen und verschiedene Funktionen im Stoffwechsel von Lebewesen erfüllen. Beim Menschen z. B. wirkt Tryptamin unter anderem auf das Zentralnervensystem und auf die glatte Muskulatur von Blutgefäßen und Gebärmutter ein.

»Vom Tryptamin als biogenem Amin leiten sich die einfachsten Indol-Alkaloide pflanzlicher und tierischer Herkunft ab. Diese Alkaloide stehen dem in Blut und Geweben der Säugetiere und des Menschen vorkommenden, gefäßverengenden Serotonin (5-Hydroxytryptamin) sehr nahe und wirken je nach Substitutionsmuster mehr oder weniger halluzinogen.« (Breitmaier 2002: 47) Indol-Alkaloide (oder Indol-Monoamine) sind Alkaloide (organische, stickstoffhaltige und meist basische Substanzen), die einen Indolring bzw. Tryptamin als Teilstruktur aufweisen – oder wie der Psychiater, Psychotherapeut und Psychedelikaforscher Hanscarl Leuner es ausdrückt: »Substanzen, die gemeinsam ein Indolring bzw. die Kombination eines Benzol- mit einem Indolring kennzeichnet.« (Leuner 1981: 34)

Die Gruppe der Indole ist besonders groß, über 1500 Indol-Alkaloide sind bislang bekannt. Sie »stellen neben den Isochinolin-Alkaloiden die umfangreichste Alkaloidgruppe dar« (Trachsel 2011: 191). Viele natürlich vorkommende, aber auch synthetisch erzeugte Tryptamine sind als Psychedelika von Bedeutung, denken wir neben DMT an Psilocin und dessen Phosphorsäureester Psilocybin als hauptwirksame Inhaltsstoffe der Psilocy-bin-Pilze (Magic Mushrooms), an die Mutterkornalkaloide bzw. Lysergsäurederivate wie LSD, LSA und viele andere sowie an die Beta-Carboline vom Harmala-Typus, die z. B. in der Ayahuasca-Liane (Banisteriopsis caapi) und in der Steppenraute (Peganum harmala) vorkommen und ebenfalls die Tryptamingrundstruktur aufweisen, aber eine eigene Stoffklasse bilden.

WIRKUNG

Die Wirkung von DMT, 5-MeO-DMT und einigen der verwandten Moleküle ist in weiten Teilen eine primordiale, sprich: eine nicht zu verbalisierende. Zwar lassen sich gewisse Aspekte beschreiben und bildlich darstellen. Der Kern der Erfahrung, das damit einhergehende Gefühl muss jedoch erlebt werden. Auch die frühen beobachtenden wissenschaftlichen Studien konnten keinen Aufschluss über die Effekte von DMT und Co. bringen – letztlich muss die Substanz von dem, der wissen will, wie sie wirklich wirkt, im Selbstversuch getestet werden. Die psychedelische Aktivität einiger Moleküle des DMT-Komplexes beim Menschen, z. B. von a-MT (DL-alpha-Methyltryptamin), DMT, DET und anderen, wurde von Mitte der Fünfziger- bis Anfang der Sechzigerjahre gut erforscht (Böszörményi et al. 1959; Murphree et al. 1961; Sai-Halasz et al. 1958; Szára 1956 und 1957). Allerdings konnten Studien, die unbekannte Substanzen lediglich an Testpersonen probierten, keinen echten Aufschluss über die pharmakologische Wirksamkeit der Substanzen bringen. David E. Rosenberg, Harris Isbell und E. J. Miner vom NIMH Addiction Research Center im Public Health Service Hospital in Lexington, Kentucky, untersuchten z. B. psychedelische Substanzen, unter anderem DMT und 6-HO-DMT, an Strafgefangenen, die wegen Drogendelikten einsaßen. Die Forscher konnten auf diese Weise aber nur oberflächliche Beschreibungen der psychedelischen Erlebnisse dokumentieren, z. B. dass die psychischen Effekte des DMT zu visuellen Halluzinationen, Angstgefühlen und einer verzerrten Wahrnehmung führen (Rosenberg et al. 1963). Eine Studie von Jonathan Kaplan und Kollegen am U.S. National Institute of Mental Health (NIMH) konnte der Wissenschaft ebenfalls keine nützlichen Erkenntnisse zur Wirksamkeit des DMT liefern (Kaplan et al. 1974). In der Untersuchung wurde psychedelisch erfahrenen Probanden DMT gegeben, und die Testpersonen mussten nichts weiter tun, als »mit einer Zahl angeben, wie ›high‹ sie nach der Gabe einer vollständigen Dosierung DMT gewesen waren.« Die Autoren halten jedoch fest, dass die meisten ihrer erfahrenen Freiwilligen »›higher‹ gewesen waren als je zuvor«. (Strassman 2004: 74)

»Während dieses plötzlichen Anflutens der Wirkung, das normalerweise 15 bis 30 Sekunden nach dem Rauchen von DMT einsetzt, findet der Wechsel vom Normalbewusstsein in eine überwältigende psychedelische Wirklichkeit mit einer atemberaubenden Geschwindigkeit statt.« Rick Strassman (2004: 22)

»Der DMT-Rausch ist der tiefste und visuell spektakulärste Rausch aller Halluzinogene. Seine Kürze, Intensität und toxikologische Unbedenklichkeit sind bemerkenswert.« Terence McKenna (1996: 62)

Wenn man die Wirkung von DMT beschreiben will, dann muss zwei Aspekten Beachtung geschenkt werden: den körperlichen Effekten der Substanz und den geistigen, den psychischen Wirkungen dieses mächtigen Moleküls.

Die körperliche Wirkung, die auf die intravenöse Applikation von verschiedenen Dosierungen DMT folgt (von 0,05 bis 4 mg/kg KG9), haben die US-amerikanischen DMT-Forscher Rick Strassman und Clifford Qualls in einer wissenschaftlichen Arbeit über die DMT-Effekte beim Menschen folgendermaßen beschrieben: »Abhängig von der Dosis erhöht DMT den Blutdruck, die Herzfrequenz, den Pupillendurchmesser und die rektale Temperatur, außerdem werden die Blutkonzentrationen von Beta-Endorphin10, Corticotropin11, Cortisol12 und Prolaktin13 erhöht. Der Level an Wachstumshormon steigt in Abhängigkeit von der DMT-Dosis, wohingegen der Melatonin-Level unberührt bleibt.« (Strassman und Qualls 1994)

Rick Strassman beschreibt den Verlauf der körperlichen Symptome während eines DMT-Rauschs folgendermaßen: »Durchschnittlich stieg die Pulsfrequenz schlagartig von etwa 70 auf 100 Schläge pro Minute an. Bei einigen Freiwilligen stieg sie sogar auf 150, bei manchen nur auf 95. Auch der Blutdruck schnellte von Werten um 110/70 auf durchschnittlich 145/100 hoch. Pulsfrequenz und Blutdruck sanken dann genauso schnell wieder ab, und der Beginn des Sinkens dieser Werte zeigte sich bereits zwischen dem Ablesen in der zweiten und fünften Minute nach der Injektion.« (Strassman 2004: 204) Außerdem stiegen die Hormone, die in der Hirnanhangdrüse (Hypophyse) gebildet werden, schnell an und wieder ab, z. B. Beta-Endorphin (Anstieg bis Peak14 in fünf Minuten), Vasopressin, Prolaktin, das Wachstumshormon und Corticotropin. »Der Pupillendurchmesser verdoppelte sich bei einer hohen Dosierung von DMT von 4 Millimetern auf fast 8 Millimeter und war nach 2 Minuten am größten. Der Anstieg der Körpertemperatur vollzog sich über einen längeren Zeitraum hinweg; er begann nach 15 Minuten und stieg dann kontinuierlich weiter an, bis wir die Temperaturmessungen mit der Rektalsonde nach 60 Minuten einstellten.« (Ebd.)

Die körperlichen Symptome während der DMT-Wirkung sind also in den meisten Fällen nur von kurzer Dauer und meist auch nicht sonderlich ausgeprägt, z. B. der erhöhte Blutdruck und die erhöhte Herzfrequenz. Sie stellen für einen gesunden und normal konstituierten Menschen kein Risiko dar.

Die psychedelische Wirkung von DMT und seinen Verwandten wird uns im Verlauf des Buchs noch oft und eindringlich beschäftigen, weshalb hier nur eine geraffte Übersicht über die Phänomenologie der DMT-Erfahrung gegeben werden soll: Je nach Dosis, Einnahmeform, Set und Setting können aus einem DMT-Konsum unterschiedliche Erfahrungen resultieren. DMT ist immer stark psychedelisch, was sich sogar im Micro-Dosing-Bereich bemerkbar machen kann, also bei Einnahme von Dosierungen unterhalb der psychedelisch wirksamen Mindestmenge. Rick Strassman bemerkte zur Wirkung von injizierten Micro-Dosen: »Geringere Dosierungen von DMT wie z. B. 0,1 und 0,05 mg/kg hatten normalerweise keine psychedelischen Wirkungen, wirkten aber auf die Psyche ein. Hier ließen sich Auswirkungen auf die Gefühle und körperliche Auswirkungen beobachten. Einige besonders sensible Personen verspürten jedoch auch bei diesen niedrigen Dosierungen deutliche psychedelische Wirkungen und reagierten auch körperlich auf die Substanz; tatsächlich sind einige der Freiwilligen aus dem Projekt ausgeschieden, weil ihnen die Wirkung von 0,05 mg/kg zu intensiv war.« (Strassman 2004: 203) Weitere Studienteilnehmer mussten laut Strassman aus dem Programm genommen werden, weil deren Blutdruck schon bei der geringen Testmenge DMT derart anstieg, dass Strassman befürchtete, es könne zu Notfallsituationen kommen, wenn diese Probanden die volle DMT-Dosis bekämen (ebd.). Wir sehen also, dass sich Dosierungsangaben auch bei DMT (das gilt im Grunde für jede psychoaktive Substanz) nicht per se und für alle Menschen fix treffen lassen. Manche reagieren empfindlicher, manche vertragen Mengen, die man für einen Elefanten anwenden würde.

Micro-Dose-DMT kann, wenn es geraucht oder verdampft wird und der Gebraucher sich geschickt anstellt und seine individuelle Schwelldosis kennt, wie ein kurzer Pilztrip wirken, der sich durch weitere Züge an Pfeife oder Vaporizer beliebig verlängern lässt.

Mittlere Dosierungen oberhalb des Micro-Dosing-Levels, z. B. 20 bis 30 gerauchte mg DMT, können zu einer veränderten Wahrnehmung des Umfelds und der eigenen Person führen, zu Trancezuständen und zum Eintauchen in innere Welten, zu bunten Pseudohalluzinationen des Gesichtsfelds, zu Schwindelgefühlen, aber für manchen auch zu dem Gefühl, irgendwie im psychedelischen Geburtskanal steckengeblieben zu sein. Einigen Gebrauchern ist das eher unangenehm, manche mögen diesen lebhaften und häufig sehr visuellen Zwischenzustand besonders gerne.

Eine voll wirksame Dosis DMT eröffnet dem Psychonauten dann mit dem sogenannten Durchbruch (im Englischen als »break through experience« bezeichnet) einen psychedelischen Raum, der sich in unterschiedlichster Weise darstellen kann. Der User wird sich womöglich in einem raumlosen Raum innerhalb einer zeitlos erscheinenden Dimension wähnen. Er wird vielfältige, schnell wechselnde, beeindruckende visuelle Sensationen wahrnehmen, ohne dass es sich um ein bloßes Schauen von Eindrücken handelt. Der Bewusstseinszustand des DMT-Adepten switcht vielmehr auf eine vollkommen andere Ebene, manche beschreiben es als einen durch und durch ausgewechselten Zustand – auch das Körpergefühl, die Wahrnehmung der eigenen Physis, verändert sich signifikant. Der Blick kann schärfer werden, aber auch verschwommener. Es kann passieren, dass der DMT-Gebraucher auf Entitäten trifft oder deren Anwesenheit spürt, ohne sie zu sehen. Es kann zu Kommunikation mit anderen Lebensformen kommen, manche treffen auf ihre Schutzgeister, auf ihre Ahnen oder auf Gott, andere sehen Zwerge und andere Naturgeister. Die auditive Wahrnehmung kann sich verändern. Je nach Stadium des DMT-Rausches können die eigene Stimme und Stimmen von anderen tiefer, verzerrt oder unwirklich erscheinen, akustische Reize wie Musik oder jede Form von Klang können sich verändern, sich intensivieren oder aber auch komplett in den Hintergrund treten und verschwinden. Der DMT-User fühlt sich unter Umständen, als würde er sich in Wasser aufhalten. Die Bewegungen sind verlangsamt, behäbig, aber auch erhaben. Es kann sich ein meditativer Zustand einstellen. Der DMT-Gebraucher kann womöglich die Auren von Personen und Objekten wahrnehmen. Er verliert sich bei geschlossenen Augen in Traumwelten, geometrischen Visionen oder er webt innere mentale Teppiche aus Assoziationen. Aber Vorsicht: Bei sehr empfänglichen Menschen können schon niedrigere Dosierungen starke psychedelische Effekte oder gar einen Durchbruch bewirken.

Zu Beginn einer Durchbrucherfahrung nehmen viele DMT-User entweder einen Tunnel wahr, durch den sie in vielen Fällen auf rasante Weise hindurchfliegen, um schließlich in anderen Welten, auf anderen Realitätsebenen oder in der Unendlichkeit, in der Leere, in der Potenzialität zu landen. Oder sie befinden sich kurz nach dem Anfluten der DMT-Wirkung »vor« einer großen rotierenden, vielfarbigen Blume, die Ethnopharmakologe und Philosoph Terence McKenna die »Chrysantheme« nannte. Durch diese bricht der DMT-Adept hindurch und stößt in alternative Realitäten vor. Von dieser »Chrysantheme« hatten auch die US-amerikanischen Untergrundpioniere der Psychonautik Gracie und Zarkov (Pseudonyme) schon 1985 in ihren »Notes from the Underground« geschrieben: »Zum Ende des visionären Flashs nimmt man ein rundes Gebilde von ineinandergreifenden Mustern in köstlicher Farbgebung wahr. Manche beschreiben es, als schaue man auf eine gewölbte Decke oder Kuppel. Wenn du durch dieses Chrysanthemenmuster, wie wir es nennen, nicht durchbrichst (…), ist dies alles, was du sehen wirst. Aber auch das ist den Trip schon wert.« (Gracie und Zarkov 1985b) Manche finden sich auf anderen Planeten, in fremden Gebäuden, in Laboratorien oder in wie auch immer gearteten »Wunderländern« wieder. Es kann aber auch alles andere passieren. Alles, was man sich vorstellen kann und vor allem alles, was man sich eben so ganz und gar nicht vorstellen kann. Die DMT-Erfahrung ist alles andere als homogen und kann jedes Mal anders sein. Zwar kann es auch passieren, dass man ein bestimmtes Szenario innerhalb des psychedelischen Hyperspaces mehrfach besucht und erfährt, es ist aber ebenso gut möglich, sich mit jeder einzelnen DMT-Erfahrung komplett unterschiedlichen Erfahrungsinhalten ausgesetzt zu sehen. Eines aber ist sicher: In vielen Fällen ist die DMT-Erfahrung so bizarr, unerwartet und andersartig, dass es vielen Usern schwerfällt, das Erlebte überhaupt in Worte zu kleiden.

DARREICHUNGSFORMEN

DMT ist nicht in der Art der klassischen Pharmaka, wie z. B. Ketamin, als klinisch reine Substanz im Umlauf, sondern kann lediglich im eingeweihten Untergrund und seltener auch als Straßenstoff erworben werden. Wenngleich sich die Verfügbarkeit in der sogenannten Dealer-Szene in Grenzen hält, ist DMT in psychonautischen Kreisen in verschiedenen Darreichungsformen erhältlich. Hier kursieren sowohl von Laien extrahierte wie auch von professionellen Chemikern illegal hergestellte Produkte, beispielsweise Pflanzenextrakte von DMT-haltigen Gewächsen (häufig z. B. von Mimosa- und Acacia-Arten), wie die verschiedenen Variationen von Jungle Spice (das sind rote bis dunkelrot-braune oder orange-gelblich-rötliche, harzartig-klebrige, auch DMT-freie Extrakte aus der Wurzelrinde einer Mimosa-Art, meist Mimosa tenuiflora). Es sind außerdem DMT-haltige Pflanzenteile wie z. B. Samen und Rinden diverser Baumarten im Umlauf, die für die Zubereitung von Schnupfpulvern und Extrakten Verwendung finden, und es gibt eine Vielzahl an Rauchmischungen, die u. a. unter den Namen Changa oder Nanga subsumiert und aus extrahiertem DMT, Beta-Carbolinen und variierenden Kräuterzusätzen zubereitet werden.

Darüber hinaus, allerdings deutlich seltener, hält der Schwarzmarkt DMT-Produkte bereit, für die der Käufer tief in die Tasche greifen muss, z. B. das ebenfalls aus Pflanzenmaterial isolierte und aufgereinigte DMT, das meist als weißes, grau-weißes oder gelbliches Pulver verfügbar ist. Schließlich wird ganz selten in eingeweihten Kreisen auch das Sekret von 5-MeO-DMT produzierenden Kröten (Bufo alvarius, Colorado-Kröte) sowie synthetisch hergestelltes DMT in Form von Pulvern und Kristallen zum Kauf angeboten. Ein Gramm der synthetischen Substanz wird mit Preisen von bis zu 380 Euro gehandelt.


Schwarzmarkt-DMT im Plastikbeutelchen.

Zur Frage, welche Farbe aus Pflanzen aufgereinigtes DMT haben muss, ist viel diskutiert worden. Viele Gebraucher befürchten, dass gelbes DMT eventuell Verunreinigungen aus dem Herstellungsprozess enthalten könnte. Untersuchungen haben ergeben, dass es mindestens zwei verschiedene Formen DMT gibt. Der italienische Drogenforscher Giorgio Samorini erklärt: »Die Form I ist weiß, der Schmelzpunkt liegt bei 57 bis 58 °C. Die Form II ist von gelblicher Farbe, der Schmelzpunkt liegt bei 45 bis 46 °C. Es wird auch vermutet, dass es noch eine Form III geben könnte. Diese hätte ihren Schmelzpunkt bei 73 bis 74 °C. Die gelbe Farbe von DMT-Kristallen muss also nicht zwingend auf Verunreinigungen des Stoffes hinweisen, es könnte sich dabei nämlich um DMT der Form II handeln. Unter Berücksichtigung dieser neuen Erkenntnisse wird klar, dass die Art und Weise, wie man DMT verdampft, sich maßgeblich auf die Effektivität des Moleküls auswirkt. Hält man die Temperatur zu gering, löst sich von Form I kein Vapor. Ist die Temperatur jedoch zu hoch gewählt, zerstört dies rasch die Form II.« (Samorini 2016; Gaujac 2013)

Synthetisch hergestellte DMT-Kristalle können im Übrigen auch diverse Farbnuancen aufweisen, z. B. weiß, zartgelb bis rosafarben (bei Reinheit ab 95 %) oder bräunlich. (Trachsel 2011: 205; 207)


Schneeweiße DMT-Kristalle.


Synthetisches DMT ist nur selten auf dem Schwarzmarkt verfügbar.

DOSIERUNG

Bei den nachfolgenden Dosierungshinweisen handelt es sich um durchschnittliche Mengenangaben für DMT-Konsum. Je höher die gewählte Dosis, desto wahrscheinlicher ist die Chance auf eine Durchbrucherfahrung. Wichtig: Die Intensität von gerauchtem bzw. verdampftem DMT hängt nicht nur von der gewählten Dosis ab. Die Effekte sind geraucht bzw. verdampft umso stärker, je länger das DMT in der Lunge belassen wird.

Geraucht/vaporisiert: 20 bis 100 mg

Nasal: 20 bis 100 mg (je nach Verträglichkeit; 100 mg nasal sind eine enorme Menge)

Injiziert intramuskulär: 1 mg/kg KG und mehr

Injiziert intravenös: 0,3 mg/kg KG und mehr

Oral (nur mit MAO-Hemmer wirksam): 50 bis 100 mg und mehr

Der Gebrauch von DMT

DMT und seine Analoga sind nach wie vor eher weniger populäre Substanzen, sie eignen sich nicht wirklich für Club- und Partysettings, weil sie in ihrer Wirksamkeit sehr stark und tiefgehend sind. Trotzdem wächst die Anzahl derer, die DMT regelmäßig konsumieren und in ihr Leben intergrieren, stets an. »Der U.S. National Survey on Drug Use and Health hat ergeben, dass der Lebenszeitkonsum von DMT in jeder Form sich mehr als verzweifacht hat: von geschätzten 688 000 Usern 2006 auf 1 475 000 im Jahr 2012.« (St John 2015: 2) Phänomene wie die DMT- und Beta-Carbolin-haltige Rauchmischung Changa, die immer bekannter wird, tragen dazu bei, dass Dimethyltryptamine weitere Verbreitung finden.

6 Metatonin ist eine Wortneuschöpfung (in Anlehnung an Melatonin) für körpereigenes DMT, um das »natürliche Dimethyltryptamin« von der synthetisierten oder isolierten illegalisierten Substanz abzugrenzen. Siehe www.metatoninresearch.org.

7 Anticholinergika bewirken eine Hemmung des Botenstoffs Acetylcholin, der wiederum hauptsächlicher Überträgerstoff des Parasympathikus ist. Der Parasympathikus ist ein Teil des vegetativen Nervensystems und spielt eine wichtige Rolle bei der Steuerung unserer Körperfunktionen.

8 Echte Halluzinationen vermag der Halluzinierende nicht als solche zu identifizieren, wohingegen Pseudohalluzinationen als solche erkannt werden. Darüber hinaus handelt es sich bei den durch Halluzinogene I. Ordnung herbeigeführten »Halluzinationen« häufig eher um die Wahrnehmung erweiterter Sinneseindrücke als um die Wahrnehmung von Trugbildern.

9 mg/kg KG = Abkürzung für Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht

10 Eines von drei körpereigenen (endogenen) Morphinen, daher Endorphine. Daneben gibt es noch Alpha- und Gamma-Endorphin. Die Moleküle gehören zu den Neuropeptiden.

11 »Corticotropin ist ein die Aktivität der Nebennieren stimulierendes Hormon, das auf diese Weise zur Bildung von Cortisol führt, einem dem Cortison ähnelnden und bei Stress freigesetzten Steroid mit starken und sehr vielfältigen Wirkungen.« (Strassman 2004: 204)

12 Stresshormon, das in den Nebennieren gebildet wird.

13 Hormon, das in der Hirnanhangdrüse gebildet wird und u. a. die Milchbildung bei der Frau anregt.

14 Peak = Höhepunkt der Wirkung einer Substanz. Die nachfolgende Zeit, in der die Hauptwirkung anhält, nennt man Plateau.

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