Kitabı oku: «Mann 2020», sayfa 3
ES MUSS NICHT IMMER GLEICH PROSTATA-KREBS SEIN.
DIE PROSTATAHYPERPLASIE
Die gutartige Vergrößerung ist das häufigste Thema in Zusammenhang mit der Prostata. Jeder dritte Mann über fünfzig hat eine vergrößerte Prostata und mehr oder weniger Beschwerden damit. Wir reden von 300.000 übergroßen Kastanien, die auch in ärztlicher Behandlung sind. Fast 30 Prozent aller Männer sind aufgrund einer Hyperplasie operiert worden.
Man fragt sich, was ein so duldsames Organ wie die Prostata dazu bringt, sich im Laufe der Zeit so aufzuplustern. Manchmal liegt es an genetischen Einflüssen, die man bisher nur ansatzweise entschlüsseln konnte. Meistens an den altersbedingten Änderungen im Hormonhaushalt. Durch die Unterschiede in der Balance zwischen den verschiedenen Hormonen bekommt die Prostata einen Reiz, der die normalen, gutartigen Zellen dazu bringt, sich zu vermehren. Sie entarten nicht wie beim Krebs, wo sie beschließen, von Engeln zu Teufeln zu werden.
So ganz lassen sich Engel und Teufel auf Anhieb allerdings nicht unterscheiden. Die Teufel des Prostata-Krebses verursachen keine Schmerzen und halten sich daher lange im Verborgenen.
Die Engel der Hyperplasie machen sich oft beim Wasserlassen bemerkbar, trotzdem heißt Vergrößerung nicht automatisch Beschwerden. Es gibt Männer mit einer Prostata von Orangengröße, die sie fast nicht tangiert, und andere, denen schon kleine Veränderungen sehr zusetzen. Prostata-Krebs zeigt sich nur sehr selten und wenn, dann im späten Stadium, auf der Toilette. Da durchzublicken ist eher der Job des Urologen.
Für alle, bei denen der Strahl nicht mehr wie aus einem Feuerwehrschlauch schießt, heißt das nicht sofort, das Schlimmste befürchten zu müssen. Nicht jeder, der beim Harnlassen Probleme hat, muss Angst vor Krebs oder Operation haben.
SYMPTOME DES UNTEREN HARNTRAKTES
HARNSPEICHERUNG
• Bedürfnis, öfter zu urinieren, als üblich
• Vermehrtes, nächtliches Urinieren
• Plötzlicher Harndrang
• Schwierigkeiten mit dem Urinieren zu warten
• Unfreiwillige Entleerung der Harnblase
BLASENENTLEERUNG
• Schwacher Harnstrahl
• Geteilter oder sprühender Harnstrahl
• Häufig unterbrochener Harnstrahl
• Drücken beim Urinieren ist erforderlich
• Längere Zeitdauer, bis der Harnfluss beginnt
• Das Urinieren dauert länger als üblich
• Akuter oder chronischer Harnverhalt
NACH DER MIKTION
• Gefühl, dass die Blase während des Urinierens nicht vollständig entleert werden kann
• Unfreiwilliger Harnverlust oder Harnträufeln kurz nach Verlassen der Toilette
Quelle: BPH Patienteninformation der EAU
Tippen Sie also eher auf Hyperplasie oder eine überaktive Blase, wenn Sie
• nachts öfter aufstehen und auf die Toilette müssen,
• das Gefühl haben, dass bei Harndrang das nächste WC nicht weiter als drei Meter entfernt sein sollte,
• Harn verlieren, wenn es doch mehr als drei Meter sind.
Es können Harnwegsinfektionen auftreten. Die Blasenwand kann sich verdicken. Ähnlich wie beim Darm können sich Divertikel aus der Blasenwand stülpen. Es kann zu Harnstopp oder Harnverhalten kommen, weshalb der Patient nicht mehr auf die Toilette gehen kann und einen Katheter braucht. Trinkt man zu wenig, kann die Nierenfunktion so eingeschränkt sein, dass ein Rückstau entsteht.
Trinken ist in diesem Zusammenhang etwas ganz Entscheidendes. Viele trauen sich nur noch zu nippen, weil sie nicht wissen, wann Sie ihre Prostata auf die Toilette treibt, und vor allem, wo eine ist, die Sie in ein paar Sekunden erreichen können. Dafür gibt es sogar den Ausdruck des Toilet-Mappings. Werfen Sie einen Blick in Ihren App-Store, es gibt so einige Toilet-Finder, die einen den schnellsten Weg zum nächstliegenden Pissoir zeigen, und trinken Sie wieder mehr.
• Die einfachste Therapie bei leichten Symptomen der Hyperplasie ist: abwarten und die Beschwerden erleichtern. Wenn die Nächte mehr mit Wasserlassen als mit Schlafen draufgehen, versucht man, seine eineinhalb, zwei Liter Flüssigkeit bis 18:00 zu trinken. Verhaltenstraining, sozusagen.
• Die Alternativmedizin setzt darüber hinaus sehr auf den Einfluss des Beckenbodens. Ist er einigermaßen trainiert, wirkt sich das auf die Beweglichkeit im Beckenring und der Hüfte aus, was beim Harnlassen hilft. Gezieltes Beckenbodentraining ist die nachhaltigste Therapie. Ich arbeite hier sehr gerne mit ausgezeichneten und auf den Mann spezialisierten Kolleginnen und Kollegen der Orthopädie, Physikalischen Medizin, Physiotherapie und Osteopathie zusammen.
• Auch mit Phytotherapie ist bei leichten Formen etwas auszurichten. Die Kräuterheilkunde hat in der Wissenschaft und der Medizin längst ihren Platz erobert: Kürbiskerne, Sägepalme & Co. sind durchaus eine Option bei leichten Beschwerden wegen gutartiger Prostata-Vergrößerung.
• Medikamentös lässt sich die gutartige Prostata-Vergrößerung schon lange behandeln. Die einen Präparate erleichtern die Symptome, andere zielen darauf ab, die Größe der Prostata zu reduzieren. Allerdings häufig mit erheblichen Nebenwirkungen. Nahezu alle Medikamente wirken sich auf die Sexualfunktion aus. Das Mittel, das die Symptome lindert, birgt noch dazu das Risiko einer retrograden Ejakulation. Der Samen schießt beim Orgasmus nicht mehr nach außen heraus, sondern in die Blase hinein. Schädlich ist das an sich nicht, aber die Psyche hat doch ihre Schwierigkeiten damit.
Das andere Medikament funktioniert, indem es in den Hormonhaushalt eingreift, dort die Umwandlung von Testosteron in dessen aktiven Metaboliten Dihydrotestosteron mindert und damit das Wachstum der Prostata bremst. Die Verkleinerung wirkt allerdings über die Kastanie hinaus und verringert auch die Lust der Libido auf vollen Einsatz. Das Ergebnis ist null Bock. Außerdem können sich beide Mittel auf die Erektionsfähigkeit auswirken. Der Sex läuft also nur noch auf Fünfeinhalb.
Die Pharmaindustrie war nicht faul auf dem Gebiet. In den vergangenen zwei Jahrzehnten hat sich herauskristallisiert, dass niedrig dosierte Potenzmittel mehr können, als das, wofür sie entwickelt wurden. Hochinteressante Therapie. Ein Präparat, das sehr lang wirksam ist, zeigt bei täglich winziger Dosierung fast keine Nebenwirkungen. Die Symptome der Hyperplasie werden gelindert, als angenehmer Nebeneffekt verbessert sich auch die Erektion. Die Therapie wird in Österreich von der Kassa leider nicht übernommen, man muss sie selbst bezahlen.
Eine Operation der gutartig vergrößerten Prostata ist dann zu überlegen, wenn die medikamentöse Therapie nicht funktioniert, und sich die Lage zusehends verschlechtert. Es kann sein, dass sich die Blase nicht mehr vollständig entleeren kann und deshalb Restharn entwickelt. Der Patient kann wiederholt unter Harnwegsinfekten oder Harnstopp leiden. Irgendwann lassen sich die Symptome nicht mehr wirklich erleichtern, die Zeit des Abwartens ist vorüber.
Operation ist dabei nicht gleich Operation. Früher ging man durch einen offenen Schnitt von außen hinein. Dann fand man den Weg durch die Harnröhre und verkleinerte die Prostata mit Strom. Man nimmt kleine Gewebsstücke heraus und schneidet mit einer speziellen Form von Strom. Das ist die traditionelle Vorgehensweise, gilt weiterhin als der Gold-Standard und ist für viele Männer eine gute Behandlungsform. Man hat dann auch begonnen, anstelle von Strom einen Laser zu verwenden. Vom Prinzip her ist der Zugang mittels Operation durch die Harnröhre aber der gleiche, und unterscheidet sich in Methode, Ergebnis und möglichen Folgen nur wenig von der klassischen Variante.
DIE PROSTATA-ARTERIEN-EMBOLISATION
Heute können wir eine gutartig vergrößerte Prostata allerdings auch ganz anders kleinkriegen. Operieren ohne OP sozusagen. Dazu stehen uns neuerdings verschiedene Optionen zur Verfügung. Prostata-Arterien-Embolisation heißt die minimalinvasive Methode, bei der die Vergrößerung über den Blutweg behandelt wird. Der Patient braucht keine Narkose, wir fast keine Vorbereitung.
Wie bei einer Herz-Katheter-Untersuchung liegt der Patient, es ist Herr Herbert, auf einem Röntgen-Tisch. In der Leiste punktieren wir die Arterie und dringen mit einem ganz feinen, hauchdünnen Katheter durch größere Gefäße in die feinsten Gefäße der Prostata vor. Dann spritzen wir selektiv, nur in diesem Gefäß, Mikropartikel ein. Winzige Kügelchen, die ihren Weg zu den allerkleinsten Gefäßen finden und sie verschließen. Dieser Vorgang nennt sich Embolisation. Über den Verschluss der Gefäße bildet sich die Vergrößerung der Prostata zurück. Man kann sich das vorstellen wie bei einer Pflanze, die man nicht mehr gießt.
Die Vorteile sind erheblich. Man muss nicht operieren, nicht mehr schneiden. Über das Blutgefäß nimmt man einen natürlichen Weg ans Ziel und die Patienten sind am nächsten Tag schon wieder mobil. Minimalinvasiver geht es kaum. Und: Die Methode hat kaum einen negativen Effekt auf die sexuellen Funktionen. Erektionsstörungen sind sehr selten, die retrograde Ejakulation noch seltener. Auch für eine noch so schonende Behandlung wie die PAE gilt es, die spezifischen Limitationen zu beachten und die Therapie auf den jeweiligen Patienten abzustimmen.
Für uns Ärzte ist die Technik eine Herausforderung und mit sehr viel Knowhow verbunden. Die Gefäße im Becken sind eine Art dichtes Labyrinth, in dem man sich lange nicht ausgekannt hat. Es ist schwierig, die einzelnen Gefäße zu identifizieren, die richtigen Wege in den verschiedenen Darstellungen zu finden.
In Österreich waren mein Kollege, der interventionelle Radiologe Professor Florian Wolf, und ich Vorreiter. Obwohl die Technik seit mehr als zehn Jahren international routinemäßig im klinischen Einsatz ist, ist sie bei uns erst langsam im Kommen. Der Grund dafür ist die nötige Kombination von interventioneller Radiologie und Urologie. Solche fachübergreifenden Teams finden sich nicht leicht.
Ich hatte großes Glück mit Dr. Wolf. Gemeinsam haben wir in den vergangenen fünf Jahren ungeheure Erfahrung gesammelt. Als wir damit begannen, flogen wir auf der ganzen Welt herum, um uns die Methode anzuschauen. Wir luden die Päpste auf dem Gebiet zu uns nach Wien ein. Die ersten Patienten haben wir zusammen mit den Pionieren operiert, bald konnten wir die Technik weiterentwickeln.
Heute können wir damit auch Erektionsprobleme über den Blutweg mitbeheben. Full Service for the Aging Male. Das Rundum-Service für den Mann von fünfzig plus. In einer einzigen Sitzung sind Patienten ihre Beschwerden mit der Prostata und ihre Erektionsstörungen los.
WASSER ZU WASSER:
DIE BEHANDLUNG DER PROSTATA MIT WASSERDAMPF
Als jüngste minimalinvasive Errungenschaft setzen wir die sogenannte konvektive Wasserdampfablation mit dem Rezūm-System ein. Wir spritzen dabei ein paar Tropfen sterilen Wasserdampf in die innere Zone der Prostata, die die Vergrößerung und die Beschwerden verursacht. Die thermisehe Energie wirkt direkt auf die Zellen, sie sterben ab, die Prostata schrumpft.
Nach einigen Wochen ist der Weg für den Harnfluss wieder frei. Inkontinenz ist annähernd ausgeschlossen, die Ejakulation ist nahezu unbeeinträchtigt. Das Verfahren dauert zehn bis fünfzehn Minuten und geht meist ambulant vonstatten. Auch wenn die Zahl der Studien noch überschaubar ist, sind die ersten Ergebnisse vielversprechend. Meine persönlichen Erfahrungen mit dieser Therapie sind sehr gut. Wie bei allen anderen Behandlungen heißt es immer, für den Patienten die individuell bestmögliche Therapie zu finden.
WAS IST MIT DEN SEELISCHEN SCHMERZEN?
DIE PROSTATA UND DIE PSYCHE
Es fasziniert mich immer, wie sehr Psyche und Prostata miteinander verbunden sind. Kaum tauchen Probleme auch nur am Horizont auf, setzt das einen Gedankenkreisel in Gang, der einem Mann zuerst den Schlaf und dann fast den Verstand raubt. Die Angst, nicht mehr Mann sein zu können, lastet oft schwerer auf ihm als körperliche Schmerzen. Umgekehrt sehe ich bei Männern, die gerade erfolgreich behandelt wurden, wie sie regelrecht aufblühen.
Es muss dabei gar nicht um Krebs gehen. Die Sorgen und Ängste des Mannes sind nicht von der Diagnose abhängig, sie quälen Krebspatienten ganz genauso wie Männer mit Infektionen.
Bei Männern mit Prostatitis beginnt sich alles nur noch um das konstante Druckgefühl zwischen den Beinen zu drehen. Plötzlich leben sie mit einem leicht schmerzlichen Ziehen zwischen den beiden Beinen in der Dammregion, sie spüren es beim Stehen, Schlafen und Sitzen, und es lässt sich nicht ignorieren. Das macht die Männer regelrecht verrückt. Je mehr Ziehen, desto angespannter wird man, je angespannter man ist, desto mehr zieht oder schmerzt es.
Bei der vergrößerten Prostata drückt das ewige Aufstehen in der Nacht auf die Schlafqualität. Das merkt man oft länger nicht, aber irgendwann wird die Tagesmüdigkeit zum Thema und die Angst vor Krebs größer. Sie vertreibt auch noch den Schlaf, den einem das nächtliche Harnlassen übriglässt. In so einem Zustand muss man noch häufiger auf die Toilette, und es pinkelt sich noch mühsamer.
In diesem Stadium ist dann auch das Sozialleben betroffen. Die Partnerin hat vielleicht schon ein eigenes Zimmer bezogen, um nicht immer aus dem Schlaf gerissen zu werden, aber es gibt ja auch noch Freunde und gesellschaftliche Verpflichtungen. Wenn man alle halbe Stunde aufs WC muss, kann man in kein Theater mehr, nicht mehr in die Oper. Selbst im Vorstadtkabarett erregt man irgendwann Missfallen, geschweige denn am Stammtisch, wo man sich dann auch noch entsprechende Sprüche anhören kann.
Die Diagnose Prostata-Krebs ist sicher die einschneidendste und verändert das Bewusstsein zum eigenen Körper, seiner Verletzbarkeit und Vergänglichkeit enorm. Sie geht sogar über das eigene Leben hinaus, weil letztlich auch die Sexualität, Zeugungsfähigkeit und Kontrolle über das Wasserlassen eingeschränkt sind. Angst beeinträchtigt auch die Erektionsfähigkeit, daran ist leider nicht zu rütteln. Egal, woran die Prostata krankt, es kommt, mal mehr und mal weniger, zu einer Veränderung der Sexualität.
Mehr ist es, wenn die Samenwege durchtrennt werden. Dann produzieren die Hoden zwar noch Samenzellen, aber sie kommen nicht mehr heraus. Mit so einem trockenen Orgasmus ist der Mann in seiner Männlichkeit in Frage gestellt. Die meisten Männer müssen sich erstmals mit dieser Männlichkeit auseinandersetzen, ich sehe das häufig.
Und auch hier habe ich gute Nachrichten für Sie: Das muss nicht notwendigerweise eine deutliche Verschlechterung sein. So paradox das klingt, es kann sich sogar positiv auswirken, weil man Sexualität mit der Partnerin anders bespricht und auslebt.
WAS IST EIGENTLICH MIT DER GANZHEITLICHEN SICHT DER DINGE?
EIN AUSFLUG ZU DEN CHAKREN
Es gibt viele Zugänge zur menschlichen Gesundheit. Wir als Schulmediziner gliedern den Menschen in seine Einzelteile, die ganzheitliche Medizin ist etwas Übergeordnetes. Ich habe aus Erfahrung gelernt, dass unterschiedliche Betrachtungsweisen oft zu denselben Ergebnissen führen. Auch in Sachen Männergesundheit, ein Gebiet, auf dem Chakren nicht unbedingt das Erste sind, nach dem ein Patient fragt.
Ich gebe Ihnen ein Beispiel: Der Mediziner nimmt einen Teilaspekt heraus, macht seine Untersuchungen und diagnostiziert eine vergrößerte Prostata. Der Energetiker betrachtet die Gesamtheit und sagt: Das Sakral-Chakra ist nicht geöffnet.
Der Urologe kann eine Diagnose stellen und erklären: Dein Testosteron ist zu niedrig, daher bist du chronisch müde und lustlos. Der Energetiker kann nicht sagen, was genau los ist, aber er weiß, dass etwas nicht in Ordnung ist. Vielleicht ein Problem mit den Nerven? Eventuell etwas im Hormonhaushalt. Womöglich eine vergrößerte Prostata.
Die Prostata steht in Zusammenhang mit dem zweiten, dem Sakral-Chakra, was bei näherem Hinsehen sehr logisch erscheint. Dort geht es, wie die Übersetzung klar macht, um das Süße oder die Lieblichkeit. Die großen Themen des zweiten Haupt-Chakras sind der Fluss der Lebensenergie, im Groben Lebendigkeit, Verlangen und Begehren. Aber auch Lebensfreude, Emotionen, Lust, Sexualität, Kreativität und schöpferische Kraft gehören dazu. Es steht in Resonanz zum orange-farbigen Licht und zum emotionalen Körper. Element ist das Wasser.
Ich arbeite in meiner Praxis einmal die Woche mit einer Physiotherapeutin und Energetikerin zusammen. Vor allem für Männer mit Problemen im Bereich Beckenboden, Prostata oder Sexualität kann sie einiges tun. Ihre Rückmeldungen, wie sie Energien im Becken spüren, sie beeinflussen und auflösen kann, sind extrem interessant.
Wenn der Mann in seiner Männlichkeit komplett ist, dann steht er klar im Sakral-Chakra. Lebensenergie, Sexualität, Emotionen. Bei einem Mann, der so im Saft steht, mit Liebe an die Dinge herangeht und sexuell aktiv und erfüllt ist, ist das Sakral-Chakra weit geöffnet. Die Chakren-Lehre nennt die Symptome, die auf einen Verschluss hinweisen: Lustlosigkeit, chronische Müdigkeit, Verlust der Lebensfreude und Lebensenergie, Schwierigkeiten mit Intimität und Orgasmus. Das sind definitiv Dinge, die einander beeinflussen. Und sie decken sich vollkommen mit meiner medizinischen Sicht. Ein Verschluss in diesem Bereich führt auch zu einem Verschluss der Männlichkeit, und das wirkt sich auf die Psyche aus.
DIE SEXUALITÄT
Sexualität ist eines der schönsten, wichtigsten und komplexesten Themen der Gesundheit. Wobei Gesundheit ein Gedanke ist, der Männern dabei am wenigsten in den Sinn kommt.
Sexualität ist für die Gesundheit ebenso wichtig wie die Gesundheit für die Sexualität. Das klingt jetzt nicht sehr erotisch, ich weiß. Für Männer ist guter Sex der geilste Einfall der Natur, ihn bloß als Barometer dafür zu nehmen, dass man nicht krank ist, ist nicht das, was man sich als Mann gern vorstellt. Und doch ist es so.
Viele Männer kommen erst durch Holprigkeiten in der Sexualität dahinter, dass sie gesundheitliche Probleme haben. Für viele ist eine kleine Unebenheit da unten erst der Moment, der sie überhaupt zu einem Arzt treibt. Da können die Symptome schon laut »Hallo« schreien, erst wenn im Bett was nicht stimmt, ist medizinischer Rat gefragt. Viele meiner Patienten hatten keine Ahnung von ihren Herz-Kreislauf-Erkrankungen, diese Diagnose bekamen sie erst durch ihren Urologen.
Sex ist nichts rein Organisches. Auch das drängt sich im männlichen Gehirn beim Gedanken daran nicht unbedingt vor. Für Männer ist Sexualität eine körperliche Angelegenheit. Solange der mechanische Hebearm funktioniert, ist die Welt in Ordnung. In Wahrheit bezieht sich Sexualität aber auf alles, was Frau und Mann betrifft. Von Keimdrüsen bis Geschlechterrollen.
Männliche Sexualität beginnt, wenn wir ein Magazin durchblättern, und das muss nicht einmal der Playboy sein. Wenn wir uns ein Bild anschauen, das uns anspricht, werden automatisch Hormone ausgeschüttet und die biologischen Abläufe in Gang gesetzt. Letztlich ist das größte Sexualorgan des Menschen das Gehirn. Das ist der Ort, an dem alles entspringt. Der Sexualreiz wird im Gehirn gebildet. Die Kernregion liegt im limbischen System, dort kommt es zur Aktivierung. Die Art, wie sie entsteht, was sie auslöst, unterscheidet unsere Präferenzen. Mag man eher kindliche oder üppige, weibliche oder nicht-weibliche Körperstrukturen. Da gibt es verschiedene Raster. Ob dort auch entschieden wird, ob man hetero- oder homosexuell ausgerichtet ist, ist noch nicht ganz geklärt.
Die nüchterne Definition der Sexualität umfasst drei Dimensionen:
• Fortpflanzung
• Lust
• Beziehung
Diese Dimensionen ergeben drei determinierte Erlebnisqualitäten:
• das Biologische
• das Psychologische
• das Soziale
In dieser Bandbreite liegt eines der häufigsten Missverständnisse, die in der Sexualität vom Mann ausgehen: Beim Sex geht es um das Funktionelle, und danach kommt lang nichts. Irgendwo gibt es sie, die Bedürfnisse der Frau und die Notwendigkeiten in der Beziehung. Aber ohne Erektion gibt es keinen Akt, also braucht man sich darüber auch keinen Kopf machen. Erektion gut, alles gut. Tja, das ist ein Irrtum. Denn sehr häufig geht es der Frau ganz und gar nicht um die tollste Erektion der Welt.
Ich weiß noch, wie mich ein Patient angerufen und dringendst um einen Termin gebeten hat, es war der Herbert. Jetzt müsse er kommen, jetzt sofort, seine Beziehung sei am Scheitern. Ich gab ihm einen kurzfristigen Termin und empfing einen unter Hochspannung stehenden Mann. Es ging um ein Rezept für Viagra, er brauche es jetzt, jetzt sofort. Nur das Rezept, mehr braucht er nicht. Ich könnte ihm das schon geben, sagte ich, glaubte aber nicht, dass es das eigentliche Problem lösen würde. Ich lud ihn ein, das nächste Mal mit seiner Partnerin zu kommen, und schickte ihn außerdem zum Sexualtherapeuten. Er ging tatsächlich hin. Er erkannte, wie sehr er unter Druck gestanden hatte, und nach dem Gespräch sagte er mir, er habe zum ersten Mal verstanden, dass es seiner Frau tatsächlich nicht nur um seine Erektion gehe, sondern Zuneigung, Zärtlichkeit, und darum, Gefühl auszutauschen. Er war ein völlig anderer Mensch.
Die Geschichte vereint in sich, was unter dem in den vergangenen Jahren etwas strapazierten Begriff der bio-psycho-sozialen Dimension der Sexualität zusammengefasst ist. Eins greift ins andere. Was der Körper zu erledigen hat, ist von dem, was im Geist herumgeht, uns im Unterbewusstsein prägt und in der Entwicklung beeinflusst, nicht trennbar. Sexualität ist das Kommunikationsmittel in Beziehungen, sie ist deren höchste, weil intimste Form. Der bekannte Wiener Gynäkologe, Hormonpapst und Buchautor Professor Johannes Huber hat das wissenschaftliche Trio einmal nahezu poetisch eingefangen: »Erotik ist der körperliche Ausdruck des Geistes.«
Natürlich gibt es auch Männer, bei denen in der Beziehungs- und Sexualitäts-Dimension alles bestens ist, die aber zum Beispiel durch eine Krebsoperation von heute auf morgen keinerlei Erektion mehr haben können. Hier ist es umso wichtiger, die funktionellen Komponenten wieder in Ordnung zu bringen.
Meine sexualmedizinische Ausbildung zum Fellow of the European Society of Sexual Medicine und meine langjährige andrologische Tätigkeit haben mich bunte Facetten der Sexualität und ihre vielen Spielgefährten im Menschen gelehrt und mich damit auf therapeutischer Ebene im medizinischen Bereich und auf psychologischer Ebene gerüstet. Es ist nicht ganz selbstverständlich, dass sich ein Urologe mit diesen Gebieten beschäftigt, Sexualität in ihrer komplexen Gesamtheit gehört nicht zu den ursächlichsten Belangen des Fachs. Den Rest lehrt mich die Erfahrung. Sie zeigt mir, dass es in der Sexualität keine Norm gibt, was die Arbeit immer interessant macht.
Nehmen wir nur die Frequenz, eine medizinisch gar nicht so relevante Frage, aber als Hintergrundinformation oft ganz nützlich. Wie oft soll ein Mann Sex haben, um in der Norm zu liegen? Ich habe Männer in der Praxis, die sagen, wenn sie nicht zweimal am Tag Sex haben, bricht die Welt zusammen. Ich habe Männer, die ihre Beziehung mit zweimal im Monat perfekt finden. Ich habe Männer, für die zweimal Sex im Monat schon etwas viel ist. Und ich habe Paare, die damit glücklich sind, zweimal im Jahr miteinander zu schlafen. Und alle fühlen sich zufriedengestellt.
Ich brauche die Angaben über die Häufigkeit des Geschlechtsverkehrs für keine Diagnose, ich könnte sie auch nicht überprüfen. Mitunter erinnern sie mich ein bisschen an den Ärztewitz, in dem ein 83-Jähriger zum Urologen kommt und sagt, sein Nachbar sei 86 und erzähle, er habe noch dreimal im Monat Sex, ob man denn da nicht auch bei ihm etwas machen könne. Sicher, sagt der Arzt, erzählen Sie es halt auch.
Aber im Ernst, die Ejakluationsfrequenz hat eine Relevanz. Eine unlängst publizierte Studie im renommiertesten urologischen Journal, dem European Urology, zeigte ganz klar, dass Männer, die zwischen dem 20. und 50. Lebensjahr mehr als 20 Ejakulationen pro Monat haben, ein geringeres Risiko für Prostata-Krebs aufweisen, als alle, die nur einmal wöchentlich zum Höhepunkt kamen.
Jedenfalls zweifle ich nicht an der Bandbreite der sexuellen Frequenz, denn es gibt eine Gelegenheit, bei der sie tatsächlich eine Rolle spielt und letztlich an den Tag kommt. Nach einer Vasektomie, der Unterbindung der Samenleiter zu Verhütungszwecken, ist zur Bestätigung, dass keine Samenzellen mehr im System vorhanden sind, nach etwa zwei bis drei Monaten ein Spermiogramm nötig. Diese zwei bis drei Monate entsprechen 30 bis 50 Ejakulationen. Allerdings nicht bei jedem. Der eine rechnet nach und sagt, dann sehen wir uns frühestens in zehn Jahren. Der andere gibt mir die Hand und sagt: »In zwei Wochen bin ich wieder da.«
Unter uns: Im Durchschnitt haben Männer zwischen ein und dreimal in der Woche Sex, und die zwei bis drei Monate bis zum Spermiogramm sind bei den meisten realistisch.
Die drei Dimensionen der Sexualität sind auch verantwortlich dafür, dass sie sich im Laufe des Lebens in ihrer Erlebnisqualität etwas verändert. Wobei das Sexualleben nicht erst mit der Pubertät in die Gänge kommt. In Wahrheit beginnt es schon viel früher, als wir denken. Die Grundlagen für die Beziehungskomponente werden bereits im Baby gelegt, vor allem beim Stillen. Die Sexualität spielt also schon in unsere Entwicklung hinein. Die Lust-Dimension gibt es sogar schon intra-uterin. Bereits im Mutterbauch wurde eine Form von Stimulation festgestellt, der früheste Nachweis von Selbstbefriedigung.
Abhängig von Lebensphase und Alter präsentiert sich die Sexualität dem Mann in Fantasie und Realität völlig anders. Bei sehr jungen Männern dominiert die Lust, irgendwann schlagen sich Fortpflanzung und Beziehung dazu, später wird der Gedanke an Kinder wieder marginaler.
Ich hatte einige Patienten, die sich in einer langjährigen Beziehung nach einigen Kindern vasektomieren ließen, sich dann trennten und eine jüngere Partnerin kennenlernten, bei der die biologische Uhr gerade laut zu ticken begann, und die unbedingt noch Nachwuchs wollte. Die meisten Männer sehen diesen Wunsch ein, viele geben ihm irgendwann nach.
Ich habe einen Patienten vor meinen Augen, der mit 65 zu mir kam. Seine Freundin war Mitte 20, er hatte schon zwei Kinder, sie wollte noch welche. Er war sehr entspannt und bat mich, seine Vasektomie rückgängig zu machen. Da das in seinem Fall nicht möglich war, entnahm ich Samenzellen direkt aus dem Hoden, was letztlich genauso geholfen hat. Die beiden sind heute glückliche Eltern.
Ücretsiz ön izlemeyi tamamladınız.