Kitabı oku: «Saat der Rache», sayfa 4

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Durch den Lärm alarmiert kamen weitere fünf Knechte gelaufen. Aber als der tobende Eindringling den Hof durchschritten hatte, stand keiner mehr von ihnen. In diesem Moment trat die junge Herrin aus dem Haus, aufrecht und furchtlos, wie sie sich auch den Hengsten gegenüber immer zeigte. Sie fragte ihn nach seinem Begehr und wisst ihr, was der Knabe antwortete…?“ Hier machte Heim eine Kunstpause – er tat dies gerne, um die Zuhörerschaft neuerlich in seinen Bann zu ziehen. Das aber war bei dieser Geschichte nicht notwendig, denn die ganze Tafelrunde hing dem Sueben voll Interesse und Aufmerksamkeit an den Lippen.

„»Ich bin Sigfrid, Mimes Sohn, und hole das Pferd Grane, das mein Vater mir versprach«, sagte er! Ein Pferd! Sieben zumindest kampfunfähige Männer für einen Gaul! Er hätte ja auch ein zweites Mal fragen können. Aber nein, lieber schlägt er sieben zur Hel, als noch einmal den Mund aufzutun.“ Nach einem neuerlichen Schluck aus dem Krug fuhr Heim fort:

„Brunhild entgegnete ihm: »Wenn du den Hengst Grane fangen kannst, gehört er dir«. Dieser war nämlich unter den Pferden ein ebensolcher Tollkopf wie Sigfrid. Sie rief mich und befahl mir, das Tier in die Koppel zu führen. Das war leichter gesagt als getan; Grane ließ sich nicht führen, geschweige denn reiten. So trieben wir zu sechst das Ross in den Pferch. Dann kam der Junge hinzu, der zwischenzeitlich ruhig und fast freundschaftlich mit der Herrin geredet hatte. Er setzte sich auf die Umzäunung und sah das Tier nur an. Zunächst tänzelte Grane nervös, beruhigte sich aber zusehends. Nur seine Ohren bewegten sich in alle Richtungen. Der Junge stieg sodann in die Koppel und ging, ständig leise murmelnd, langsam auf das Tier zu. Wieder schnaubte Grane angespannt und begann neuerlich zu tänzeln, aber da war Sigfrid schon bei ihm und legte behutsam dem Hengst die Hand auf die Nüstern. Immer noch beruhigend auf ihn einredend streichelte er ihm den Kopf, kraulte ihm die Mähne und tätschelte dem Tier Hals und Flanken. Alsdann legte er seine Hand auf Granes Widerrist und begann vorwärtszugehen und … das Pferd ging mit ihm! Was soll ich euch sagen, Gefährten? Es dauerte kaum länger, als ich euch davon erzählt habe, und der Knabe saß auf dem Rücken des Rosses, das niemand jemals geritten hatte. Und das ohne Zaumzeug und Sattel. Das machte sogar in Seegard Eindruck und die verstehen dort etwas von Pferden!“

„Nach dieser Darbietung ritt er fort“, ergänzte Heim seine Schilderung, „aber er kam noch oft vorbei, denn er und Brunhild wurden gute Freunde. Sie erzählte mir eines Tages auch die Geschichte seiner Abstammung und was ihn an diesem Tag nach Seegard geführt hatte.“

„Erzähl sie uns“ – „Los mach den Mund auf“ – „Lass dich nicht so lange bitten“; alle waren gespannt auf die Fortführung der Schilderung Heims.

Sigfrids Jugend

So öffnete Heim kurz seinen Haarknoten, der bereits in Auflösung begriffen war. Mit geübter Hand wand er einen Neuen, nach der kaum noch gepflegten Tradition der Sueben, aus seinen langen roten Haaren. Dann begann er zu reden, nachdem er sich der Wirkung dieser Pause, alle Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, versichert hatte:

„Die Geschichte ist nicht weit verbreitet“, sagte er, „denn sie ist von einer gewissen Peinlichkeit für Sigmund, den Häuptling von Tarlunga. Sigfrids Eltern waren eben jener besagte Sigmund und seine Gemahlin Sisibe. Sisibe war die Tochter des fränkischen Häuptlings Nidung von Hespanga, Richtung Sonnenuntergang von Niflunga“, sagte er und blickte dabei kurz in die Richtung, wo Gunter und Hagen saßen und, wie alle anderen auch, in gespannter Aufmerksamkeit Heims Bericht folgten. Diese nickten bestätigend; Sisibes Bruder, Ortwangeris, der jetzige Häuptling von Hespanga und ihr Nachbar, war ihnen gut bekannt.

„Kurz nach dem Brautlauf“, fuhr Heim, diesmal ohne Pause fort, „bei der Sigmund einen Teil von Hespanga als Sisibes Mitgift erhielt, wurde der frisch vermählte Häuptling zum Kriegsbeistand gebeten. So musste er die junge Frau auf seiner Burg für lange Zeit zurücklassen. Er empfahl sie der Obhut zweier ihm ergebener Grafen, Hartwin und Hermen.

Aber als Sigmund in den Krieg gezogen war, begann Hartwin der Herrin nachzustellen und wollte ihr beiliegen. Entrüstet wies diese ihn zurück, vor allem, weil sie inzwischen erkannt hatte von ihrem Mann schwanger zu sein und gebot ihm, ihr nie wieder zu nahe zu treten. Aber Hartwin stellte ihr weiterhin nach, doch Sisibe blieb standhaft. Als sich die Rückkehr des Häuptlings ankündigte, hegte Hartwin die nicht unberechtigte Befürchtung, die kurz vor der Geburt stehende Herrin könnte ihn und Hermen verraten. Also ritten die beiden Ungetreuen Sigmund entgegen und verleumdeten sein Weib bei ihm, sie hätte einem Knecht beigelegen und wäre von diesem schwanger.

Der Häuptling war voll Zorn und gebot den Grafen, die vermeintlich untreue Frau in den Wald zu führen und dort zu töten. Die beiden Schurken kehrten um und lockten Sisibe, unter dem Vorwand, sie zu Sigmund bringen zu wollen, in den Wald. Als sie dort ankamen und von einem Kriegstross und ihrem Mann keine Spur zu sehen war, erkannte Sisibe das Komplott. In ihrer Angst setzten die Wehen ein. Hartwin wollte sie umbringen, wie sein Herr es befohlen hatte, aber Hermen bekam ein schlechtes Gewissen. Er versuchte, Hartwin daran zu hindern und es entbrannte ein Kampf, bei dem Hermen seinen Kumpan tötete. Aber auch Sisibe lag, nachdem sie einem Knaben in einer überstürzten Geburt das Leben geschenkt hatte, durch den Blutverlust im Sterben. Als Hermen sich zu ihr und dem Neugeborenen hinunterbeugte, bettelte sie ihn an, das Kind zu verschonen; dann verschied sie.

Hermen stand auf der Waldlichtung zwischen der Leiche seiner Herrin und der Hartwins. Zu seinen Füßen zappelte ein kleines zitterndes Wesen und schrie sich die Seele aus dem Leib. Was sollte er tun? Er musste befürchten, dass das Komplott gegen Sisibe ruchbar würde, sobald Sigmund heimkehrt. Das kostete ihm unweigerlich den Kopf, selbst wenn er nur ein Mitläufer war. Aber weglaufen wäre unehrenhaft und außerdem er dann vogelfrei, was ebenso den sicheren Tod bedeutete. Die einzige Möglichkeit, mit dem Leben davon zu kommen war, in die Höhle des Löwen zu gehen – aber mit einem Faustpfand.

Er zückte seinen Dolch und beugte sich hinab zu dem neugeborenen Kind, das zwischen den Beinen der Mutter auf dem, mit Blut und Fruchtwasser durchtränkten Waldboden lag. Mit einem kurzen Schnitt durchtrennte er die Nabelschnur, die es immer noch mit der Toten verband. Hermen nahm den Knaben hoch, wickelte ihn in den Überwurf seiner Mutter und machte sich auf den Weg zu einem Schmied, namens Mime, welcher in eben diesem Wald seine Werkstatt hatte. Er und sein Weib wünschten sich schon lange ein Kind, konnten jedoch keines bekommen. So gab er diesen beiden ein paar Kupfermünzen und befahl ihnen, auf das Kind aufzupassen. Es wäre vielleicht noch mehr Geld an der Sache, denn der Balg sei, sagte er, indem er auf den Mantel Sisibes wies, edlen Geblütes. Dann machte er sich auf zur Burg.

Dort angekommen wurde er sofort vor den, von den wahren Umständen mittlerweile in Kenntnis gesetzten Häuptling gezerrt, welcher ihn in heller Wut mit dem Vorwurf konfrontierte, ein Verräter zu sein. Der Graf gestand und Sigmund griff schon zu seinem Schwert, um ihn eigenhändig niederzustrecken. Aber hastig erzählte Hermen seinem Herrn, dass seine Frau einen Sohn geboren hatte, bevor sie starb. Er würde den Aufenthalt des Neugeborenen nur gegen die Zusicherung von freiem Geleit verraten. Der Häuptling willigte scheinbar in den Handel ein. Der Lump wies ihm den Weg zu Mimes Schmiede und bestieg sein Pferd, um das Land zu verlassen.

Die Tore von Sigmunds Burg hatte Hermen bereits eine gute Weile hinter sich gelassen. Er ahnte, wie knapp er dem Tod entronnen war, doch freute er sich, dass sein Plan so reibungslos aufgegangen war. Irgendein Häuptling würde schon für seine Dienste Verwendung haben, da war sich Hermen sicher. Eben ritt er auf die Wegkreuzung zu, an der er auf den Fernhandelsweg nach Mittag einbiegen wollte, als ein Mann etwa zwanzig Schritte vor ihm mit einem Bogen in der Hand auf den Weg trat. Dann ging alles so schnell, dass Hermen nicht einmal mehr dazu kam, seinen Schild vom Rücken zu nehmen.

Mit dem Ruf: »Das büßt du für Sisibe!« streifte sich der Mann seine Kapuze vom Kopf – es war Sigmund! Er war im Galopp zu Mime geritten und hatte sich vergewissert, dass der Säugling tatsächlich bei ihm war. Aber umgehend jagte er weiter und schnitt Hermen den Weg ab. Jetzt stand er vor ihm und war nicht gewillt, ihn ungestraft davonkommen zu lassen. Die Hand glitt von der Kapuze zum Köcher, vom Köcher zum Pfeil, mit dem Pfeil zur Bogensehne und mit dieser zur Schulter. Dann streckten sich die Finger und die gespannte Sehne schnellte nach vorn. Als würde er von Sigmunds Rache gelenkt, flog der Pfeil auf Hermen zu und die Spitze bohrte sich exakt durch die Mitte der Grube zwischen Gurgel und Brustbein in den Hals des Verräters.

Langsam fiel Hermen seitlich vom Pferd. Schon als er auf dem Boden aufschlug, rührte er sich nicht mehr. Der Pfeil hatte zwischen Hermens Wirbelknochen seinen Weg zum Rückenmark gefunden, dieses durchtrennt und ihn auf der Stelle gelähmt. Sigmund trat an ihn heran:

»Glaubst du, ich lasse dich ziehen für den Frevel, den du und Hartwin an meinem Weib begangen habt? Wie sie auf dem nackten Waldboden ihr Schicksal ereilt hat, sollst auch du sterben – nur langsamer.« Damit ging er zur Wegkreuzung, holte sein Pferd, welches er dort angebunden hatte, saß auf und ließ den Sterbenden, ohne ihn eines weiteren Blickes zu würdigen, zurück.

Nachdem er seine Rache vollstreckt hatte, ritt Sigmund zu Mime – auf dem Weg aber überlegte er, was zu tun wäre. Er hatte ein schlechtes Gewissen, weil er Sisibe so wenig vertraut und sie ohne angehört zu haben, ihren Verleumdern ausgeliefert hatte. Andererseits konnte er nicht völlig sicher sein, dass Hermen die Wahrheit gesagt hatte und der Knabe bei Mime tatsächlich sein Spross war. Daher beschloss er und einigte sich dann auch mit Mime darüber, dem Knaben einen Namen – Sigfrid – zu geben, der ihn als Sohn Sigmunds erkenntlich macht, ihn aber bei Mime zu belassen. Dieser solle ihn, gegen ein heimliches Entgelt, großziehen, bis Häuptling Sigmund den Knaben zu sich holen würde.“

Heim machte neuerlich eine Kunstpause:

„Nicht besonders rühmlich das Verhalten von Sigmund, wenn ihr mich fragt“, meinte er. Da sprang Didrik auf, der schon einiges getrunken hatte, und fuhr Heim an:

„Danach fragt dich aber keiner“, fauchte er. „Was bildest du dir ein, über einen Häupt…, einen König zu urteilen!“ Der Grimme knallte den Humpen auf den Tisch und wollte sich erheben, denn er war keiner, der einer Aufforderung zu einem Raufhandel aus dem Weg ging. Da fiel die Hand Widekes, der neben ihm saß, schwer auf seine Schulter und drückte ihn auf die Bank zurück.

„Wir würden die Geschichte gerne zu Ende hören. Bitte, Heim, berichte weiter.“

Auch Didrik wurde von Hillebrand zurückgehalten und so fuhr der Suebe nach einer kurzen Atempause und einem großen Schluck aus dem Bierhumpen fort zu erzählen.

„Sigfrid wuchs bei Mime in der Waldschmiede auf, ohne von seiner Abstammung zu wissen. Mimes Weib starb, als Sigfrid noch klein war und der Knabe entwickelte sich außergewöhnlich. Er wurde stark – weit über seine Jahre hinaus. Davon wurde er streitsüchtig und quälte und verprügelte die Knechte und Gesellen Mimes. Eines Tages aber, als er wieder einen von ihnen zu Boden geworfen hatte und dort festhielt, drohte ihm dieser, ihn beim Meister anzuschwärzen. »Du kannst es ruhig meinem Vater sagen«, höhnte Sigfrid. Da rutschte es dem Gesellen heraus: »Mime ist gar nicht dein Vater«. Völlig verdutzt ließ Sigfrid ihn augenblicklich laufen und suchte irritiert Mime auf. »Was meint er damit«, fragte er den Schmied. Mime sah ihn erschrocken an, dann schrie er: »Ich kann das nicht zulassen, dass du meine Gesellen immer misshandelst. Du schlägst sie so fest auf den Kopf, dass sie verrückt werden und nicht mehr wissen was sie reden!« Sigfrid gelobte Besserung – die er nicht einhielt – und gab sich mit dieser Antwort zufrieden. Vor allem da es dem Gesellen tatsächlich schlecht ging und er sich bis zum Abend mehrmals übergeben musste. Es war jedoch seltsam, dass der Bursche am nächsten Morgen nicht mehr in der Schmiede gesehen wurde und Mime erklärte, dass er seinen Dienst quittiert hätte.

AlsSigfrid etwa vierzehn Lenze zählte und es wieder einmal arg getrieben hatte, beschloss Mime, der ihn trotz seiner Kräfte bisher immer wie ein rohes Ei behandelt hatte, nun doch, ihm Nützliches beizubringen. Er gab ihm einen Hammer in die Hand und ein Stück Eisen zum Schmieden. Sigfrid holte aus – er wollte es für seinen Vater besonders gut machen – und beim ersten Schlag zerbarst der Ambossklotz unter seinem Hieb. Der Amboss selbst fuhr in die Erde, der Hammerstiel zersplitterte und das glühende Eisen flog flirrend an Mimes Kopf vorbei und blieb im Gebälk stecken. Dort setzte es beinahe das Dach in Brand, wenn der Meister nicht geistesgegenwärtig mit einem Lederlappen danach gegriffen und es herausgezogen hätte. Da erkannte Mime, dass aus dem Knaben nie ein Schmied werden würde und bekam Angst vor ihm.

Aber Sigmund machte keine Anstalten ihn von diesem grobschlächtigen Kerl befreien zu wollen. Daher fasste er einen Plan, wie er Sigfrid loswerden könnte. Der Schmied hatte einen Bruder, Regin, der in der weiteren Umgebung als Räuber und Wegelagerer sein Unwesen trieb. Mime hatte ihm einst einen Helm in Form eines Drachenkopfes geschmiedet und mit diesem und allerlei zusätzlichen Täuschungskünsten erschreckte er seine Opfer. Die Leute nannten ihn deshalb einen elenden Wurm oder einen Drachen, denn Regin tötete alles, was in seine Umgebung kam, außer seinen Bruder Mime. Die beiden kamen überein, dass Regin Sigfrid töten solle.

Mime schickte daraufhin Sigfrid in den Wald Kohlen zu brennen. Dagegen sträubte sich der Knabe nicht, denn durch den Wald zu streifen war von frühester Jugend an seine liebste Beschäftigung – und Wald gab es in der Umgebung der Schmiede wahrlich genug. Oft blieb er mehrere Tage fort, ohne dass er in der Werkstatt arg vermisst wurde. Dort ging alles einen ruhigeren Gang, wenn Sigfrid nicht da war.

Aber diesmal kam der Knabe bereits nach zwei Tagen zurück. Die Holzkohlen konnten unmöglich fertig sein und Mime wollte den Burschen darüber zornig anfahren. Man weiß nicht, was danach geschah. Es machte nur die Runde, dass Mime enthauptet in seiner Schmiede aufgefunden und später der stark verweste Leichnam des Wegelagerers Regin von Reisenden entdeckt worden war. Man erkannte ihn nur mehr daran, dass sein weithin bekannter Drachenhelm neben dem geköpften Rumpf lag. Sein Kopf lag wundersamerweise neben der Leiche seines Bruders Mime in dessen Werkstatt.

Offensichtlich hatte Sigfrid gründlich aufgeräumt. Danach machte er sich auf den Weg nach Seegard, dem Hof Brunhilds, da, wie er uns später dort mitteilte, Mime ihm das Pferd Grane zum Geschenk versprochen hätte. Was im Gestüt sonst noch geschah, habe ich schon zu Beginn geschildert“, beendete Heim seinen Bericht.

„Brunhild erzählte ihm dann noch von seiner wahren Herkunft“ ergänzte er. „Die Geschichte um das Verschwinden der hochschwangeren Sisibe hatte seinerzeit natürlich, wenn auch nur unter vorgehaltener Hand und nur innerhalb der edlen Kreise, die Runde gemacht. Just zur selben Zeit bekam Mime einen Knaben, ohne dass seine Frau schwanger gewesen wäre. Ein Mädchen mit ihrer Intuition konnte zwei und zwei zusammenzählen. Sie hatte es zwar nur später durch Klatsch und Geschichten gehört, aber eben auch die Schlussfolgerungen daraus gezogen. Mime wiederum hatte von Sigfrid alles ferngehalten, was auf seine Abstammung hindeuten hätte können.

Als sie ihm nun eröffnet hatte, wessen Sohn und dass er edlen Geblütes sei, verließ er sie und ritt zu seinem Vater Sigmund an den benachbarten Hof. Der Häuptling konnte sich, direkt vom Sohn zur Rede gestellt, der Vaterrolle nun nicht mehr entziehen, aber besonders herzlich wurde das Verhältnis der beiden zueinander nicht mehr. Jedoch lebte Sigfrid die nächsten Jahre an Sigmunds Hof und erfuhr dort die ihm zustehende Erziehung eines Edelmannes. Während dieser Zeit kamen er und Brunhild sich näher, denn er besuchte sie häufig.

Später zog Sigfrid aber an einen anderen Hof zur Beendigung der Ausbildung. So kam er zu Isung und seinen Söhnen und wurde schließlich dort mannbar gesprochen. Danach wurde er Isungs Bannerträger.“

Damit beendete Heim die Geschichte endgültig, die von allen Anwesenden aufmerksam verfolgt worden war.

Da wandte sich Hillebrand, der Waffenmeister, an Didrik:

„Ihr seht, mein König, Isung und seine Söhne waren schon eine nahezu unbezwingbare Schar. Wenn sie jetzt aber noch durch Jungherrn Sigfrid verstärkt werden, so sind sie sicher als deinem Trupp ebenbürtig zu bezeichnen. Es geziemt sich durchaus für einen König, einem gleichwertigen Gegner auch den notwendigen Respekt zu zollen.“

Didrik hatte während Heims Ausführungen tüchtig dem Wein zugesprochen und war einigermaßen betrunken. Diese neuerliche Zurechtweisung erzürnte ihn, dessen Laune seit Heims Seitenhieb auf seinen Stand ohnehin gedämpft war, dermaßen, dass er aufsprang, den Becher gegen die Wand schleuderte und lallend schrie:

„Dieses Festmahl ist zu Ende. Ich werde nicht ruhen und rasten, bis im Zweikampf entschieden wurde, wer die bessere Schar hat, Isung oder ich. Ich hoffe, ihr habt die nächsten Tage nichts weiter vor, denn ihr werdet mich alle, als meine Waffenbrüder zu diesem Turnier begleiten!“ Sprach es, ließ sich sein Pferd bringen, sprang in den Sattel, blieb sogar sitzen – eine hervorragende Leistung im Vollrausch – und ritt schwankend und wild gestikulierend aus der Burg in die eben einsetzende Morgendämmerung. Es war ein lustig anzusehendes Bild, das er bot. Aber die anderen hatten dennoch nichts zu lachen, denn sie mussten, eingedenk ihres Schwures, wohl oder übel ebenfalls die Pferde satteln und schauen, dass sie hinter dem König herkamen. Hillebrand befahl hastig, Reisewagen zusammenzustellen, und rief Koch und Knechte herbei. In Windeseile gab er ihnen den Befehl so rasch als möglich nachzukommen, sie führen nach Bertanga.

Wideke murmelte in sich hinein:

„Ein zorniger kleiner Trotzkopf und kein König ist er“. Hillebrand, der trachtete Didrik einzuholen und neben ihm ritt, blickte ihn an, räusperte sich, sagte aber kein Wort, sondern gab nur seinem Pferd die Sporen und ritt dem Berner hinterher. Wideke blieb nichts anderes übrig, als seinen Schwurbrüdern einen resignierenden Blick zuzuwerfen und mit ihnen Didrik und dem Waffenmeister zu folgen.

Der Vasall

So ritten sie ihrem Freund, Herrn und König hinterher und zogen gegen Bertanga. Didrik war bald wieder nüchtern, denn Falke, sein Pferd, hatte ihn mit seinem anbefohlenen Trab zu einem Opfer an Gott Bacchus gezwungen und den überschüssigen Wein am oberen Ende wieder hinausbefördert. Sowie des Berners erste Wut verraucht war, lagerten sie sich, um den versäumten Schlaf der vergangenen durchzechten Nacht nachzuholen und auf den Reisewagen und die Knechte zu warten. Der damit vollständige Zug folgte dem Rhin flussabwärts. Bei Colonia überquerten sie auf der Römerbrücke den Fluss und wandten sich auf dem bekannten Herweg Richtung Morgengrauen. Nachdem sie zwischenzeitlich die Stadt Susat passiert hatten und viele Tage durch dichte Wälder geritten waren, öffnete sich mit einem Mal das Gehölz und sie erreichten eine endlos scheinende Heidelandschaft.

Vor ihnen lag ein bunter Blütenteppich, der sich bis zum Horizont ausbreitete. Jetzt im Frühling konkurrierten, wie es schien, die einzelnen Blumen mit ihren Blüten um die wärmsten Sonnenstrahlen. Dazwischen lagen Gruppen von Büschen, die eben das erste zarte Grün der hervorbrechenden Blattspitzen sehen ließen. Immer wieder ritten sie an Traubeneichen- und Buchenwäldchen vorbei, die kleinere und größere Inseln im unüberblickbaren Heidemeer bildeten. Vereinzelt trafen sie auf mächtige Felsblöcke, die moosbewachsen und unverrückbar die Landschaft beherrschten, sodass sich die Wege um sie herumschlängeln mussten. Schafe genossen die schmackhaften Blüten der Heidekräuter und das zarte Grün der jungen Triebe. Viele Monde hatten sie sich mit den verholzten Stängeln aus dem Vorjahr, hervorgescharrt unter dem Schnee, begnügen müssen. Dazwischen lagen Moore und Sümpfe, dass der Tross streng darauf achtete auf den Sandwegen zu bleiben. Die Schäfer aber trieben, sowie sie die ihnen fremde Reiterschar bemerkten, ihre Herden ab von den Wegen, in die unwegsame Heide hinein und versuchten sich hinter Buschwerk oder Felsgruppen unsichtbar zu machen. Die Reisenden zeigten sich von dieser Zurückhaltung der Einheimischen unbeeindruckt. Sie genossen die sonnige Wärme der offenen Landschaft, die ihr Gemüt erhellte und sie in Erwartung des bevorstehenden Kräftemessens in Hochstimmung versetzte.

Zum Mittag des zweiten Tages ihres Rittes durch die Heide sahen sie am Horizont einen großen Felsenberg aufragen. Bis sie am Fuße desselben angelangt waren, leuchtete der helle Mond vom nachtblauen Himmel. Der Kalkfelsen mit der Burg stand als schwarzer Klotz vor ihnen. Lediglich die Konturen waren vom Mondlicht mit einem silbernen Glanz belegt. Hillebrand hieß sie alle absitzen und sie warteten um das schnell entfachte Feuer, bis das Lager von den Knechten errichtet war.

Schon als der Tross im Mondschein in Sichtweite der Wächter gekommen war, hörten sie Hornsignale und Rufe. Nach Errichtung des Lagerplatzes wurden nochmals Meldungen hinter den Wallanlagen der Burg vernehmbar. Lichter gingen aus und an und huschten flackernd in den Fenstern und auf den Palisaden hin und her, aber kein Mensch ließ sich vor der Umfriedung blicken. Hillebrand, der Waffenmeister, teilte noch die Wachen ein, dann legten sie sich alle, müde und erschöpft von dem langen Ritt, schlafen.

Früh am nächsten Morgen rief der Posten sie aus ihren Decken. Von der Burg herunter näherte sich langsam ein Reiter. Als dieser im Lager eintraf, hatten sie sich schon alle gerüstet aufgestellt.

„Ihr befindet euch auf Grund und Boden von Häuptling Isung“, redete sie der Berittener aus seinem Sattel herab an „und es ist guter Brauch in Bertanga, dafür Schatzung zu geben.“

Didrik trat vor und antwortete dem Boten:

„Der König wird von uns den Wegzoll erhalten, den er verlangt. Wir sind aus Aumlunga und ich bin Didrik von Bern. Unsere Reise hierher hat nur den einen Zweck: Wir wollen uns mit Isung, seinen Söhnen und seinem Bannerträger Sigfrid messen. Denn wir haben schon viele Geschichten von seiner legendären Kampfkraft gehört. Nun will ich ihn zum Kampf fordern, damit es für die Zukunft feststeht, wer die besseren Recken um sich geschart hat.“ Didrik war ein bisschen in Verlegenheit. Einerseits wollte er bei seinem selbst verliehenen Titel ‚König‘ bleiben, andererseits wollte er den viel älteren, aber weniger eitlen Isung neben sich nicht zum Häuptling ‚degradieren‘. So beförderte er kurzer Hand Isung ebenfalls zum König und konnte damit auch noch seine Großzügigkeit demonstrieren.

„Ich bin Sigfrid“, antwortete der Bote, indem er vom Pferd sprang und vor den Berner hintrat. „Und ich werde meinem Herrn euren Wunsch vorbringen. Ich selbst wäre erfreut, würde er diese Herausforderung annehmen.“

Das gewinnende Wesen des Bannerträgers beeindruckte die Recken und Didrik lud ihn ins Lager ein. Er aber wollte die Nachricht sofort seinem Herrn unterbreiten. Der alte Isung war, wie Sigfrid später erzählte, sehr erheitert von dem jungen Herausforderer plötzlich zum König ernannt worden zu sein und er erklärte sich in guter Laune einverstanden, zusammen mit seinen Söhnen und Sigfrid Didriks Mannen im freundschaftlichen Zweikampf entgegenzutreten. Das Turnier sollte am Fuße des Burgberges stattfinden.

Didrik und seine Schar erhielten umgehend die Nachricht, dass ihre Herausforderung akzeptiert und der Beginn der Kämpfe für den nächsten Tag angesetzt wurde. Den Rest des Tages vertrieben sie sich die Zeit hauptsächlich damit, den Knechten Isungs beim Aufbau des Kampfplatzes zuzusehen. Eine dreistufige, treppenförmige Geländekante am Fuße des Kalkfelsens der Burg, wurde zur Tribüne erklärt. Der davorliegende ebene Platz wurde mit zahleichen Pfosten, Stangen und Latten eingezäunt, so großzügig, dass den Kämpen genügend Bewegungsspielraum bleiben würde.

Am nächsten Tag begannen die Zweikämpfe. Sie zogen sich über zwei Tage hin und gingen nicht sehr rühmlich für Didriks Mannen aus. Von elf Duellen gewannen sie lediglich zwei für sich. Die Verlierer mussten es sich gefallen lassen, gebunden zu werden. Dann allerdings kämpfte Wideke mit seinem legendären Schwert Mimung gegen den ältesten Sohn Isungs. Welands Sohn war zornig über den schlechten Verlauf des Turniers. Deshalb ging er mit solcher Brutalität vor, dass es kaum ein Dutzend Hiebe brauchte, bis der gewiss nicht schwache Gegner vor ihm auf dem Boden lag.

Wideke setzte seinen Fuß auf die Brust des Häuptlingssohns, hielt ihm Mimungs Spitze an die Gurgel und rief Isung am Rand des Turnierfeldes zu:

„Entweder ihr entbindet alle meine Gefährten oder euer Sohn stirbt!“ Der Wettkampf war eigentlich nicht bis zum Tod vereinbart, aber es hatten alle vergessen, das bittere Ende auszuschließen. So war es jedem Kämpfer selbst überlassen, wie weit er gehen wollte. Wideke hatte eben beschlossen, mit hohem Einsatz zu spielen. Und er gewann. Aus Angst um das Leben seines Sohnes gab Isung diesem Verlangen nach. Damit stand es wieder unentschieden.

Die Einwohner von Isungs Burg und dem näheren Umland hatten von diesem Turnier erfahren und sich um den Kampfplatz gelagert. Es war daraus ein richtiges Volksfest entstanden. Die Anfeuerungsrufe richteten sich großteils nicht an die Gäste. Und der bis zum Kampf Widekes für Isung und seine Söhne so günstige Hergang wurde mit großem Hurra begrüßt. Die Umkehrung des Turnierverlaufes und die Pattstellung danach quittierten die Zuschauer mit lautem Murren.

Zuletzt focht Didrik gegen Sigfrid den entscheidenden Kampf. Sie waren beide ebenbürtige Gegner und gleich gut gerüstet, sodass keiner einen Vorteil erringen konnte. Didriks Ekkisax traf auf Sigfrids Gram – beide berühmte Schwerter, aber gleichwertig. Und Didrik hielt mit Schnelligkeit eben noch Sigfrids Kraft stand. Die Füße der Recken stampften im Staub des Kampfplatzes, dass man sie zeitweise kaum sah. Lediglich das Klirren ihrer Schwertklingen und das Stöhnen der Kämpfer waren immer vernehmbar. Am Nachmittag entlud sich ein Gewitter über ihnen und ein heftiger Platzregen sorgte wiederum für klare Luft. Dafür verwandelte sich die Arena in eine Schlammgrube und man konnte die beiden Kontrahenten kaum voneinander unterscheiden, da sie vom Helm bis zu den Füßen in Lehm gebacken waren.

So wogte dieser Kampf unentschieden über zwei Tage hin und her. In der Nacht nach dem insgesamt vierten Kampftag saßen Didrik und Wideke beisammen:

„Ich weiß nicht, wie das zugeht. Diesem Teufelskerl ist einfach nicht beizukommen“, zeigte sich der Berner unzufrieden mit seinem Kampfverlauf.

„Sigfrid ist ein untadeliger Kämpfer. Es würde euch nicht zur Schande gereichen dies anzuerkennen“, entgegnete ihm Wideke.

Aber Didrik war ganz und gar nicht dieser Meinung. Einen anderen auch nur als ebenbürtigen Gegner anzusehen kam für ihn überhaupt nicht in Frage. Darum erwiderte er Wideke mit einem Kopfschütteln:

„Nie und nimmer. Außerdem ist unser Rüstzeug nicht ausgewogen. Ich blute schon aus etlichen Wunden und ihn macht sein Kettenhemd nahezu unverwundbar. Ich will die Mittel in die Waage bringen: Borge mir dein Schwert Mimung und ich werde ihm beweisen, dass ich der bessere Kämpfer bin.“

Wideke sträubte sich:

„Damit beweist ihr nur, dass Mimung das bessere Schwert ist – was ohnehin alle wissen. Aber Heim hat mir einmal meine Waffe entwendet und damals habe ich mir geschworen, dass diese Klinge niemals mehr ein anderer Mann am Griff berühren soll.“

Da wurde Didrik wieder einmal zornig:

„Wenn dein König und Schwurbruder dich um etwas bittet, vergleichst du ihn mit dem Stallburschen? Von einem Freund hätte ich mir anderes erwartet.“

Das war äußerst unfreundlich formuliert, denn der Suebe war nichts weniger als sein Stallbursche. Ja, er war der, der ihm eines der edelsten Rosse, welches in weitem Umkreis zu finden war, geschenkt hatte. Der Berner konnte von Glück sagen, dass der Grimme diese Bemerkung nicht gehört hatte, sonst hätte er am selben Tag einen weiteren Zweikampf ausfechten müssen. Aber als ihn Didrik derart auf seine Stellung als Gefolgsmann verwies und an seinen Schwur erinnerte, konnte Wideke nicht anders als klein beigeben:

„Meinetwegen, ihr sollt das Schwert haben; aber das muss unter uns bleiben.“

Damit war Didrik einverstanden und sie legten sich schlafen.

Als Isung und seine Mannen zusammen mit Sigfrid am nächsten Morgen auf dem Kampfplatz erschienen, erwartete sie Didrik schon. Lässig, mit überkreuzten Armen stand er gegen das Schwert gelehnt, welches er in den Boden gesteckt hatte.

„Wollen wir es heute zu Ende bringen“, rief ihm Sigfrid entgegen, die Arena betretend, indem er den Schild von der Schulter nahm und das Schwert zog.

„Oh ja, das wollen wir“, antwortete ihm Didrik, ohne sich zu rühren.

Sigfrid ahnte etwas und war vorsichtig.

„Schwört mir“, rief er Didrik zu, „dass ihr nicht Widekes Schwert Mimung habt. Gegen dieses will ich nicht kämpfen.“

„Ich weiß Mimungs Spitze nicht über der Erde und seinen Griff nicht in eines Mannes Hand“, entgegnete ihm Didrik, was in diesem Augenblick ja der Wahrheit entsprach.

Das akzeptierte Sigfrid und sie traten gegeneinander an. Als Isungs Bannerträger auf seinen Gegner losstürmte, nahm dieser seinen Schild auf, griff hinter sich und zog die Klinge aus der Erde. Schon nach den ersten paar Hieben, wusste Sigfrid, dass der Berner ihn hintergangen hatte und tatsächlich mit Mimung gegen ihn kämpfte. Denn kein anderes Schwert war in der Lage sein Kettenhemd zu sprengen, aber die Klinge, die Didrik heute führte, schien bei der leisesten Berührung die Ringe zu zerschneiden. Eine Weile versuchte sich Sigfrid, gegen die Niederlage zu sträuben, aber nachdem er fünf Wunden empfangen hatte, gab er auf.

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