Kitabı oku: «Und die Maus hört ein Rauschen», sayfa 3

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Der erste Hinweis auf Veränderungsbedarf zeigt sich oft in somatischen Markern

Wir können uns voll Vertrauen darauf verlassen, dass uns unser Organismus permanent Hinweise darauf gibt, wie derzeitige innere, äußere Situationen und die Wechselwirkungsräume dazwischen gerade »bewertet« werden. Manchmal spürbar wie bei unserer Maus durch ein kleines Rauschen, oder etwas kribbelt im Bauch, etwas zieht, und wir spüren einen Sog oder ein Unstimmigkeitsgefühl – irgendetwas passt hier nicht. Wie wir dann damit umgehen, wie wir diese Signale aufnehmen, bewerten und welchen Rahmen und Raum wir ihnen geben, hat wieder mit unseren bisherigen Erfahrungen zu tun – auch das läuft zunächst unwillkürlich oder sogar unbewusst ab. Wir können aber auch, und manchmal geschieht das gleichzeitig, ganz bewusst willentlich, je nach Lebenssituation und Kontext, unseren Umgang mit diesen Signalen gestalten. Dies stellt eine ganz wichtige Prämisse des hypnosystemischen Arbeitens dar.

Aus der Geschichte mit unserer Maus wissen wir: Dieses Rauschen wird zunächst von ihr nur als Rauschen wahrgenommen – ein Rauschen, noch nicht eingebettet, noch nicht eingeordnet, zunächst nur ein Rauschen. Sobald wir diesem Rauschen unsere Aufmerksamkeit zuwenden, können wir neugierig beobachten, was uns innerlich gerade bewegt. Welche Bilder – visuell, akustisch, körperlich empfunden5 – gerade auftauchen, wie unser Körper reagiert, welches Erleben er gerade unterstützt und anbietet. Wir können dem Rauschen unsere Aufmerksamkeit bewusst zuwenden, es kann aber auch unwillkürlich geschehen, weil das Rauschen so laut und schrill geworden ist oder weil es einfach nicht mehr aufhört und trotz Bemühungen nicht mehr weg geht.

Vergleiche dazu im WissensRaum der Ich-Welt das dreiteilige Gehirn (S. 46).

Wir nehmen eine Beobachterinnenposition ein und schauen, horchen und spüren in uns hinein.

Vergleiche dazu im ErlebnisRaum der Ich-Welt den Aufbau einer Beobachtungsposition (S. 62).

Es interessiert uns, wir beobachten es – die Aufmerksamkeit wird darauf fokussiert

Wir interessieren uns für diese Prozesse, die da erlebbar werden. Unsere inneren Welten sind spannende Orte. Die Signale, die auftauchen, seien sie noch so diffus und mit unserem gerade vorherrschendem bewussten Wissen um uns vielleicht nicht sofort versteh- und einordbar, bewerten wir als Bemühen unseres Organismus, unserer unwillkürlichen, intuitiven Weisheit, uns Orientierung zu geben, uns Informationen und Hinweise über Anliegen und Bedürfnisse zu geben, die unserer bewussten Ich-Welt (noch) nicht erschlossen sind.

Und so wie unsere Maus zunächst allein mit dem Rauschen ist und dann auf ihrem Weg zur Erforschung des Rauschens Wegbegleiter findet, so bemerken auch wir, dass wir manchmal Begleiterinnen, Waschbären, also Coaches, Beraterinnen oder Therapeutinnen auf unserem Weg gut gebrauchen können. Dass es manchmal gar nicht möglich ist, ganz für sich alleine die Beobachtungsposition einzunehmen und zu halten. Dass es Sinn macht, sich von anderen, deren Blick, deren Anderssein, deren Weisheit aus deren Welten zur Unterstützung der eigenen Prozesse zu gönnen. Einladungen, gemeinsam das Rauschen zu beobachten und ihm einen Raum zu geben, gemeinsam neugierig zu lauschen, gemeinsam die nächsten Schritte zu erahnen und die intuitiv vorhandenen Erfahrungen zu nützen.

Das Erforschen des Rauschens braucht BegegnungsRäume mit Haltung

Hier möchten wir uns jenem Beziehungsraum, Begegnungsraum, Kooperationsraum, diesem ganz besonderen Kontext widmen, der zwischen Mäusen und Waschbären, zwischen Menschen, die in herausfordernden Situationen Unterstützung suchen, und Begleiterinnen dieser Reisen, hilfreich gestaltet wird und entstehen kann. Dieser Raum findet sowohl in der äußeren Welt als auch zwischen den Beteiligten eine Entsprechung und kann auf beiden Ebenen so gestaltet werden, dass Wahrscheinlichkeiten auf hilfreiche Prozesse erhöht werden.

So wie der äußere Raum – z. B. der jeweilige Raum, wo die Begleitung stattfindet – Wohlbefinden und Stimmigkeit für die Begleiterin repräsentieren kann (In welchem Umfeld fühlt sich Waschbär zu Hause? Was erlebt er als artgerecht und seinen Bedürfnissen gerecht werdend?), so können Aussagen, Gesten, Haltungen, Wortwahl u. v. m. einen Blick auf die innere Welt der Begleiterin freilegen. Die Beziehungsräume, in denen wir uns begegnen – Reisende, Mäuse, Waschbären –, werden zumeist unwillkürlich und oft sogar unbewusst gestaltet, laden Menschen implizit in diese Welt ein und können ganz bewusst genutzt und gestaltet werden. Nicht im Sinne eines linear-kausalen, einseitigen Prozesses, sondern vielmehr als ein gemeinsames Gestalten.

Diese Prozesse, die in und zwischen Menschen sekündlich ablaufen, sind vielschichtig und komplex, und wir möchten hier wieder darauf hinweisen, dass wir darum bemüht sind, zum leichteren Verständnis, diese Prozesse wie linear zu beschreiben (mit der Gewissheit, dass es so etwas wie Linearität im Bereich lebender Systeme gar nicht geben kann).

Wir möchten nun Begrifflichkeiten aus der bereits erwähnten Polyvagaltheorie einführen, die uns relevant erscheinen, den Begegnungsraum zwischen Mäusen und Waschbären zu gestalten. Um gut mit Menschen in Kontakt zu gehen, brauchen wir Sicherheit – nur dann ist es auch möglich, Nähe zuzulassen und herzustellen. Um einen hilfreichen gemeinsamen Begegnungsraum zu gestalten macht es daher Sinn – das ist unsere Erfahrung –, für diese Sicherheit zu sorgen. Da wir keinen direkten Einfluss auf unsere Klientinnen haben, haben wir zunächst vor allem die Möglichkeit, uns selbst in äußere und innere sichere Räume zu begeben. Intuitiv machen wir das, wenn wir unsere äußeren Räume so einrichten, dass wir uns wohlfühlen. Dass das Sein in unseren Räumen innere Stimmigkeit ermöglicht. Wir richten uns ein. Da sind Farben, Formen und Gegenstände, die mit uns im Einklang sind, die auf einer bestimmten Ebene uns zeigen. Ähnlich kann auch unsere innere Welt gestaltet werden – was brauchen wir, um uns sicher zu fühlen?

Schau dir dazu die Taschentuch-Trance im BegegnungsRaum des Reisebeginns an (S. 35).

Ohne dass es uns bewusst sein muss und ohne unser Zutun signalisiert unser Organismus unentwegt unseren eigenen emotionalen Zustand. Dieser zeigt sich laut Stephen Porges in unserem Gesicht, vor allem im oberen Gesichtsbereich (der Augenringmuskel spielt dabei eine zentrale Rolle – durch ihn zeigen wir besonders sichtbar für andere Freude und Zuneigung), in der Intonation unserer Stimme (Prosodie) und auch durch unsere Gesten und Körperspannung.

Um unsere BegegnungsRäume für uns selbst möglichst sicher zu gestalten und um die Wahrscheinlichkeit für Sicherheitsgefühle unserer Gegenüber zu erhöhen, können wir auf diese Basis achten. Und gleichzeitig, so sehr auch »die Chemie« zwischen zwei Menschen stimmen mag, sind es immer noch zwei Menschen, die sich aus verschiedenen inneren und äußeren Welten annähern und die Bezug, Kommunikation und Entwicklung ermöglichen möchten. Begleiterinnen bringen in den beratenden, therapeutischen Kontext nicht nur ihre gelernten Methoden und ihre diesbezüglichen Erfahrungen mit, sie bringen sich als ganze Menschen selbst ein. Ihre Lebenserfahrungen, ihre Bindungserfahrungen, ihre Beziehungserfahrungen, all ihre Erfahrungen auf allen Gebieten ihres Lebens. Wenn also zwischen Begleiterin und jenen Menschen, die gerade auf dem Weg sind, ihr Rauschen kennenzulernen, »die Chemie stimmt« – und das entscheidet sich zumeist in wenigen Sekunden –, dann stimmt die Chemie mit dem ganzen Menschen und nicht nur mit der von ihr eingebrachten Methoden oder den angebotenen Interventionen.

Menschen begeben sich dann in Beratung oder Psychotherapie und gehen dann auf ihre Reise, wenn sie mit den ihnen derzeit zur Verfügung stehenden Möglichkeiten keine für sie befriedigenden Ideen für die Herausforderungen ihres Lebens mehr finden können, wenn sie spüren, dass die Reise mit Begleitung für sie unterstützend und hilfreich sein kann.

Das Erleben der Maus in diesen ersten Zeiten der gemeinsamen Reise kann manchmal gekennzeichnet sein von einem Verlust an Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und Kompetenzen. Dabei hinderliche Zugriffe auf Erfahrungen sind oft lange gebahnt und laufen zumeist unbewusst ab – Unsicherheiten, Angst, können im Vordergrund des Erlebens stehen, und der Organismus kann auf Schutz- oder Abwehrhaltung schalten. Die bisherigen Lösungsversuche zeigen sich oft als Teil des Problems – so wie die Maus von sich aus gar nicht auf die Idee käme zu springen, weil sie bis zu diesem Zeitpunkt gar nicht weiß, dass das Springen sie Dinge sehen lässt, die sie noch gar nicht kennt. Um zu verstehen, dass Springen bisher aus guten Gründen keine Option war, braucht es unserer Erfahrung nach Verständnis für die Kultur und Lebenswelt des Menschen, der dem Rauschen folgen möchte.

Auch wenn wir gemeinsam auf das Rauschen hören – wie schon oben erwähnt, kann sich das Rauschen ja auch als sogenanntes Symptom bemerkbar machen –, dann können wir uns in diesem gemeinsamen Beziehungsraum darauf einigen, mit welchem Ohr wir hinhören möchten, mit welchem Blick, welcher Haltung wir dem Rauschen gemeinsam begegnen möchten.

Schau dir dazu die Pacing-Übung im BegegnungsRaum der Ich-Welt an (S. 67).

Diese Herangehensweise kann hier verstanden werden als eine Option, möglichst im Dienste von Sicherheit für Mäuse und Waschbären in diesem gemeinsamen Kontext. Jede Frage, jede Bemerkung, jede Begegnung und Interaktion – verbal oder nonverbal – kann dann erlebt, erfahren werden und gehört und gesehen werden und überhaupt wahrgenommen werden, wenn die Basis des Begegnungsraums auf Sicherheit aufbaut, bzw. wenn, bei bleibender erlebter Unsicherheit, neue andere Erfahrungen gemeinsam in den Fokus gestellt werden können. Dies stellt aus unserer Sicht keine Technik dar – es entspricht vielmehr unserer Haltung.

In therapeutischen und beratenden Räumen begegnen sich zunächst zwei Menschen, die sich scheinbar auf den ersten Blick in einem Ungleichgewicht befinden. Mäuse, die ein Rauschen hören und dadurch vielleicht irritiert sind, nicht wissend, scheinbar noch keine Ideen dazu haben, oder denen der Zugriff auf ihre diesbezüglichen Kompetenzen noch nicht (alleine) möglich ist. Eine Situation, in der Klientinnen mit dem Erleben von Scheitern, Misserfolg und auch Ohnmacht reagieren können – wo sie ein deutliches Rauschen zumeist schon seit längerer Zeit begleitet.

Die Begegnung mit einem anderen Menschen, mit seinen Kompetenzen und Fähigkeiten, die Möglichkeit, sich in einer schwierigen Situation begleiten zu lassen, birgt oft eine große Hoffnung – Hoffnung auf Linderung, auf ein anderes Leben. Gleichzeitig und blitzschnell werden da manchmal auch andere Erfahrungen aus Beziehungen, aus Situationen aktiviert, wo sich Menschen zu anderen Zeiten schon als unterstützungssuchend erlebt haben. Erfahrungen, die ihren Erwartungen nicht gerecht wurden und ihnen Lösungen abverlangt haben, die in diesem Kontext jetzt als hinderlich beschrieben werden können. Zum Beispiel Erfahrungen, die zu Unsicherheit und Misstrauen führen, so, wie die Maus zunächst davon ausgeht, dass der Frosch sie hereingelegt hat, als sie bei ihrem ersten Sprung im Wasser landete und gerade noch mit letzter Kraft ans Ufer schwimmen konnte.

Wir wissen zu schätzen, was auftaucht (Eigenpacing)

In zahlreichen Untersuchungen aus der neurobiologischen Welt wird darauf verwiesen, dass der Mensch ein auf gelungene soziale Beziehungen orientiertes Wesen ist. Alle Begegnungen und all unsere Erfahrungen werden bereits sehr früh auf impliziter Ebene gespeichert. Schon im ersten Lebensjahr kann ein Mensch aus sich wiederholenden interaktiven Erfahrungen Regelmäßigkeiten ermitteln. Was sich daraus entwickeln kann, ist ein sogenanntes implizites Beziehungswissen auf präverbaler Ebene, wie BegegnungsRäume gestaltet sind, wie mit anderen Menschen umzugehen ist, wie am besten Kontakt herstellbar ist, wie gemeinsame Freude und Vergnügen möglich ist und wie Aufmerksamkeit erlangt werden kann (Storch, Cantieni, Hüther u. Tschacher 2010, S. 88).

Unser implizites Gedächtnis speichert dabei die jeweiligen Interaktionen des gesamten Organismus mit den anderen und nicht nur die anderen als Personen. Dieses Beziehungsgedächtnis, sowohl bei Menschen, die auf dem Weg sind, ihr Rauschen zu erforschen, als auch bei den Begleiterinnen, ist immer mit im Raum. Und alle Einladungen, die gegenseitig erfolgen (und seien sie auch noch so mit guten Gründen hinterlegt), werden in dieser derzeit möglichen Wahrnehmungsspanne erlebt. Dies kann sowohl einiges eröffnen und ermöglichen, kann aber auch zu Schutz- und Verteidigungsreaktionen führen.

Um sich vor weiteren Enttäuschungen und Verletzungen zu schützen, haben Menschen oft unwillkürlich und implizit ganz unterschiedliche Strategien entwickelt, die die Hilfe anderer scheinbar verzichtbar erscheinen lassen, wobei dennoch stets die Sehnsucht nach gelingenden und vertrauens- und sicherheitsspendenden Beziehungsräumen, nach Nähe, Körperkontakt und Bindung auf unwillkürlich impliziter Ebene weiterlebt. Diese Ambivalenz deutlich zu machen und die guten Gründe dafür aus der eigenen Lerngeschichte kennenzulernen, kann ein hilfreicher Beitrag zur Raumgestaltung sein. Wir alle haben sowohl das Bedürfnis nach Autonomie (»Ich für mich«) als auch das Bedürfnis nach Zugehörigkeit (»Ich für und mit anderen«), oszillieren immer wieder zwischen beiden hin und her.

Vergleiche dazu das Konzept der Bezogenen Individuation im WissensRaum der Es-Welt (S. 82).

Im sicheren Raum kann es gelingen, neue Balancen zu erforschen, das eigene Erleben zu verstehen und wertzuschätzen und ganz zart kleine Schritte in die gewünschte Zukunft zu gehen. Neben Sicherheit ist ein liebevoller, im ersten Schritt zumindest wohlmeinender Umgang mit sich selbst ein weiterer Gelingensfaktor für den Aufbau von BegegnungsRäumen. Und das sowohl für Mäuse als auch für Waschbären. Für letztere wird Gunther Schmidt nicht müde, immer wieder die wertvolle Erinnerung »Eigenpacing vor Fremdpacing« (Schmidt 2014) auszusprechen: Nur wenn wir als Begleiterinnen liebevoll und wertschätzend mit uns umgehen, können wir eine hilfreiche Ressource für andere sein.

Was verstehen wir aus hypnosystemischer Sicht unter dem Begriff »Pacing«? Eingeführt wurde er von Richard Bandler und John Grinder als eine Beschreibung und Benennung dessen, was ihnen bei der Beobachtung Milton Ericksons, des Begründers der modernen Hypnotherapie, im Umgang mit Klientinnen aufgefallen war. Erickson selbst verwendet hierfür »Establishment of a yes-set«. Dabei ging Erickson davon aus, dass Menschen sich dann sicher und wohlfühlen, wenn sie merken und spüren, dass sie in ihrem So-Sein da sein dürfen und einem Raum begegnen, der keine Gefahren birgt – Gefahren wie Abwertung, etwas stimmt nicht mir dir, du solltest anders sein … (Grinder u. Bandler 2016). Dennoch würden wir Pacing nicht als eine Intervention bzw. Methode beschreiben. Vor allem dann, wenn wir als Begleiterinnen mit unserem ganzen Erleben einen Blick von Wertschätzung, Würdigung und Wohlwollen auf Klientinnen und all ihr Tun, Denken, Fühlen und Erleben richten können, kann in unserem gemeinsamen Begegnungsraum auch eine für beide Seiten erlebbare Sicherheit spürbar werden.

Wie uns dies am ehesten gelingen kann und wie wir, wenn wir die Haltung gerade »verloren« haben, wieder hineinfinden können, kannst du mit der Haltung-Halten-Trance hier in dieser Welt im BegegnungsRaum für dich herausfinden (S. 40).

BegegnungsRaum



In diesem Raum richten wir den Fokus auf die Begleitung von Mäusen durch Waschbären in der Phase der Erforschung des Rauschens – ihres Reisebeginns. Dafür laden wir dich ein, über unsere Gedanken zur Haltung für diese Begleitung zu reflektieren, die wir dir gerne in der »Taschentuch-Trance« sowie unter dem Begriff »Auftragsklärung« näherbringen möchten.

Den Begriff »Auftragsklärung« möchten wir gerne differenzieren in »Auftragsklärung für die Begleitung« (diese findest du hier) und in »Auftragsklärung für Anliegen und Ziel«, also das »Wofür der Begleitung«. Hier geht es um das gewünschte Reiseziel, um das Benennen von damit verbundenen Ambivalenzen, um Produktinformationen zu unseren Angeboten und Einladungen und letztendlich um Zustimmung unseres Gegenübers zu diesem Blick auf das Anliegen sowie um Pacing für das momentane Erleben.


Du findest die »Taschentuch-Trance« auch zum Anhören auf der Website: www.hypnosystemischer-erlebnisraum.at

Mehr zum Thema Pacing findest du im BegegnungsRaum der Ich-Welt (S. 66).

Die Taschentuch-Trance

In dieser Trance möchten wir dich einladen, dir zum einen über die Gestaltung des Raumes Gedanken zu machen. Was braucht der Raum, in dem sich Maus und Waschbär begegnen? Was braucht es von beiden bei der Gestaltung des Raumes? Und damit ist dies zum anderen auch eine Einladung, dir Gedanken darüber zu machen, was du als Begleiterin, als Begleiter, brauchst.

Der Raum kann ein Begegnungsraum werden, wenn wir auf ein paar wichtige Dinge (sysTelios Akademie 2017) achten. Bei der Gestaltung dieses Raums vertrauen wir darauf, …

 … dass es gute Gründe für ein gezeigtes Verhalten oder ein Erleben gibt.

 … dass eine wertschätzende, forschende Haltung beim Entdecken dieser guten Gründe unterstützt.

 … dass die Beiträge beider Beteiligten relevant für eine gelingende Kooperation auf Augenhöhe sind.

 … dass es keine Wahrheiten gibt, sondern lediglich Wirklichkeitskonstruktionen.

 … dass beide Beteiligten Expertinnen für ihre eigenen Prozesse sind.

 … dass ein Anbieten alternativer Sichtweisen hilfreich ist (gemäß der Metapher des »Realitätenkellners« von Gunther Schmidt).

Und woran könnte man so etwas festmachen? Woran würde es spürbar werden? Und welches Bild wäre dafür ein hilfreiches Symbol?

Wir möchten dir gerne eine Metapher anbieten, die für uns sehr viel deutlich gemacht hat: In jeder psychotherapeutischen Praxis und in beinahe jedem Coaching- und Beratungsraum steht eine Taschentuchbox. Manchmal direkt am Tisch, gleich neben den Wassergläsern. Manchmal etwas weiter weg, auf einem Regal vielleicht, aber meistens in Griffnähe und fast immer deutlich sichtbar. Sichtbar für Mäuse und Waschbären. Und wir können uns fragen, für welchen Raum dieses Zeichen ein Beitrag sein könnte? Welche Auswirkungen könnte es für Waschbären haben, und welche innere Bedeutung? Und wofür stellen sie diese Box auf? Welche Fragen und Assoziationen könnten dadurch in Mäusen eher auftauchen?

 »Oh, muss ich hier weinen? Heißt das, dass Weinen dazugehören muss?«

 »Nein, ich will nicht schon wieder weinen, es ist genug!«

 »Aha, Taschentücher – hier kümmert man sich um mich.«

 »Was ist, wenn ich nicht weine? Was denkt die dann von mir, wenn ich nicht weine?«

 »Ich werde hier sicher nicht weinen – die bringt mich nicht zum Weinen!«

Das alles und noch mehr kann im Raum sein, gemeinsam mit der Taschentuchbox, noch bevor ein einziger Satz gesagt oder eine Frage gestellt wurde.

Wir können sagen, dass alleine durch das sichtbare Aufstellen einer Taschentuchbox implizit eine Hierarchie in der Begegnung im Raum auftauchen kann: Hier wird es vermutlich eine geben, die der anderen ein Taschentuch reicht, weil diese eines brauchen wird. Und was tun wir tatsächlich meistens als Begleiterin, wenn jemand weint? Wir reichen unaufgefordert, ohne Auftrag, ein Taschentuch. Zum Trocknen – in anderen Worten: zum Wegmachen der Tränen. Und was bringen wir mit dieser gut gemeinten Geste, aus guten Gründen, wiederum in den Raum? Welche Form von Begegnung, von Beziehungsgestaltung laden wir dadurch ein?

Erstens, wir greifen hinüber, ohne zu wissen, weil wir nicht gefragt haben, ob unser Gegenüber ein Taschentuch möchte. Vielleicht hätte sie eine Sekunde später in die Tasche gegriffen, weil sie für sich entschieden hat, dass sie gerne ihre Tränen trocknen möchte. Vielleicht hätte sie entschieden, ihre Tränen endlich einmal fließen zu lassen – und das selbst zu entscheiden. Und, davon können wir ausgehen, diese zweite Variante wird nie passieren, wenn wir zuerst ungefragt das Taschentuch reichen. Kein Gegenüber wird diese sich kümmernde Geste ausschlagen. Dadurch signalisieren wir möglicherweise zweitens, dass Tränen weggewischt gehören – dass die Traurigkeit nicht so sein darf, wie sie gerade da ist.

Gleichzeitig kann es sein, dass wir durch diese Geste auf einmal die Verantwortung für das Befinden des Gegenübers, wie es ihm oder ihr geht oder gehen soll, an uns ziehen. Und stellen implizit in Abrede, dass wir es diesem Menschen zutrauen, selber zu wissen, was gebraucht wird, und auch dafür sorgen zu können.

Und es kann sein, dass durch die sichtbare Anwesenheit der Taschentuchbox im Gegenüber so etwas entstehen kann wie Unverständnis, vielleicht sogar Wut, wieso ihr nicht geholfen wird – wieso ihr unaufgefordert kein Taschentuch gereicht wird. Wo die Begleiterin doch offensichtlich eines hat (und dafür zuständig ist). Das kann sich insbesondere bei Menschen zeigen, die leidvoll und immer wieder erleben mussten, dass sie ganz allein auf sich gestellt waren. Hier kann dann der berechtigte und gleichzeitig unerfüllbare Wunsch nach »Du musst sehen, was ich brauche, und es mir unaufgefordert geben« den Zugriff auf die eigenen vorhandenen Kompetenzen erschweren.

Nun kann es sein, dass wir auch Waschbären geworden sind, weil es eine Seite in uns gibt, die Traurigkeit oder Schmerz lindern möchte. Und die dafür viele hilfreiche Kompetenzen erworben hat – viele davon oftmals schon recht früh im Leben. Und wenn wir das über uns wissen, dann kann es hilfreich sein, mit dieser Seite und mit dieser großen Sehnsucht liebevoll umzugehen. Und sie nicht die Begleitung alleine übernehmen lassen. Und da macht es Sinn, uns immer wieder selbst zu fragen, was wir gerade brauchen, um den Begegnungsraum zu gestalten. Sodass wir immer wieder und immer mehr lernen darauf zu vertrauen, dass unser Gegenüber und auch wir selbst am besten wissen und spüren, was wir gerade brauchen, und auch dafür sorgen können. Ausgehend von diesen Gedanken möchten wir dich nun einladen, dir ein bisschen Zeit für dich zu nehmen.

Taschentuch-Trance

Wenn du dir so deinen Raum vorstellst, in dem du Menschen begleitest, wo ist da der Platz, von dem aus du jetzt gerne auf deine inneren Seiten, auf deine Haltung als Begleiterin, auf deine Werte oder Ziele für die Begleitung schauen möchtest?

Ist das der Platz, wo du immer sitzt? Oder ist das jetzt gerade ein anderer?

Vielleicht ist es heute gut zu stehen? Ganz anders als sonst? Schau einfach, was da heute gut für dich passt …

Und wie fühlst du dich in dem Raum, in dem du Menschen begegnest? Ist er für dich so, wie du ihn gerne hättest? Unterstützt er die Art der Begleitung, die du gerne anbieten möchtest?

Und wenn dieser äußere Raum noch nicht so ist oder vielleicht auch nie so sein wird, wie du es gerne hättest, dann schau mal, ob du dir diesen Raum im Inneren umbauen kannst. Nimm dir dafür ein bisschen Zeit …

Wie ist das Licht in deinem Raum … heller … dunkler … Und welche Farben hat er? Hat er Fenster? Mehr … oder weniger? Welchen Duft kannst du hier riechen? Vielleicht einen ganz bestimmten? Vielleicht einfach frische Luft? Und was hörst du? Welche Geräusche … Töne, Melodien …

Und was wäre noch gut in diesem, deinem inneren Raum, so, dass er immer mehr zu dem Raum wird, der dein Raum ist und der ein stimmiger Begegnungsraum für dich mit anderen ist. Schau mal, was da noch auftaucht …

Und wie spürt es sich jetzt an, in diesem Raum zu sein? Wie stehst oder sitzt du jetzt da?

Und schau mal, was da so in dir unwillkürlich auftaucht, in dir, wenn du jetzt noch einmal an unsere kleine Geschichte zur Taschentuchbox denkst … An unsere Fragen und Gedanken zu Werten, zur Haltung? Was taucht da in dir auf? Wie findest du das? Was ist der erste Impuls, den du hattest, als du diese Gedanken zum Reichen oder Nicht-Reichen von Taschentüchern gehört oder gelesen hast?

Wann findest du selbst, dass du eine gute Begleiterin – Coach, Beraterin, Psychotherapeutin – bist?

Und was darf dir auf keinen Fall passieren? Was wäre sogar ein Versagen?

Und wer in dir bewertet das? Taucht da vielleicht eine Seite, ein Anteil, eine Figur in dir auf, die da eine ganz klare Meinung hat? Und die auch mit in diesem Begegnungsraum ist. Wozu würde sie dir raten?

Wann bist du eine gute Begleiterin? Was sollst du tun, und wie … zum Beispiel, wenn jemand weint, wenn Trauer und Schmerz im Raum sind, wenn sich jemand hilflos zeigt und scheinbar gerade nicht weiter weiß …

Was rät sie dir zu tun?

Und schau mal, was du gut brauchen könntest, um darauf zu vertrauen, dass Entwicklung passiert, dass Veränderungen ihr eigenes Tempo haben … Dass Menschen ihre Wege gehen, wieder aufstehen … Dass Tränen fließen und irgendwann wieder trocknen … bei deinem Gegenüber … und auch bei dir selbst …

Was taucht da auf in dir? Wenn du so nachspürst … Wo hast du das schon einmal erlebt … wo hast du dieses Vertrauen schon mal gespürt … Nimm dir auch wieder ein bisschen Zeit für das, was da vielleicht jetzt gerade aus deinem reichen Erfahrungsschatz auftaucht … Hilfreiche Erinnerungen, Momente, Situationen … Vielleicht nur für Sekunden, vielleicht länger, und öfter … Alles, was auftaucht, ist genau richtig und gehört zu dir … Und macht dich aus, als Begleiterin, die anderen auf ihrer Reise zur Seite steht … voller Vertrauen … und Zuversicht … Mit dem, wie es gerade ist … Vielleicht gerade schwer … Und dann wieder Entwicklung … Schritt für Schrittchen … Im ganz eigenen Tempo … in deinem … und in dem des Menschen, den du begleitest …

Und wie spürt sich dein Raum jetzt an? Jetzt, wo das Vertrauen da ist, für Entwicklung, und auch die Seite, die dir rät, wie du es »richtig« machen kannst. Und die es auch so gut meint, für dich, und auch für die anderen.

Wie sitzt du jetzt da, oder stehst du da? Spür da mal nach … Nimm dir auch dafür wieder ein bisschen Zeit … deine Position in diesem Begegnungsraum, deine Haltung, zu erforschen … zu kräftigen … noch sicherer zu gestalten …

Das ist ein ganz einzigartiger Raum … Weil du gerade da drinnen bist … auf deine einzigartige Art und Weise … mit deinen einzigartigen Kompetenzen … und deinem Vertrauen …

Und schau mal, und spür mal nach, jetzt zum Abschluss, ob irgendein Symbol aus diesem inneren Raum, ein Gegenstand, eine Metapher für dein Gefühl, für deine Haltung, für das, was du gerade erlebt hast, in dir auftaucht.

Irgendetwas, dem du dann einen Platz in deinem äußeren Raum geben kannst. Sodass es dich immer wieder neu erinnert an die vielen Möglichkeiten deines inneren Raumes … und an das Vertrauen … Was zeigt sich da? Was taucht auf? Was möchte mitgenommen werden? Von dir? Sei neugierig.

Und es könnte sein, dass dir heute etwas begegnet … oder schon jetzt … oder später … wenn du wo unterwegs bist … Halt deine Augen offen … und schau, was dich findet.

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