Kitabı oku: «Und die Maus hört ein Rauschen», sayfa 4
Auftragsklärung für die Begleitung
Als unsere Maus dem Waschbären begegnet, formuliert sie zunächst nur das, was sie gerade erlebt. »Ich höre ein Rauschen und bin dabei, es zu erforschen.« Wie dieses Erforschen gelingen kann und möglich ist, ist ihr da noch nicht klar. Unser Waschbär, mit Erfahrungen im Forschen, hat Ideen und Hypnothesen, die er der Maus zur Verfügung stellt: »Was du hörst, ist der Fluss.« Der Waschbär nimmt die Maus nicht sofort mit dorthin – er bietet ihr an, ihr den Fluss zu zeigen. Und erst als die Maus sagt: »Führ mich bitte zum Fluss – ich werde mit dir gehen«, erst dann gehen sie gemeinsam los.
Auf unseren Forschungsreisen kann es manchmal zunächst wichtig sein, uns auf den Weg zu machen, ohne noch genau zu wissen, wie die konkreten Schritte sein werden. Manchmal, so wie bei unserer Maus, auch ohne ein Ziel ganz konkret vor Augen zu haben oder es gar benennen zu können. Was wir als Waschbär jedoch immer brauchen und ganz genau nachfragen sollten, ist unser Auftrag.
Auftragsklärung im hypnosystemischen Begegnungsraum fokussiert daher auf die Aufgaben der Waschbären im Forschungsprozess. Waschbär stellt dabei insbesondere Fragen, die seiner Orientierung über die Form der Reisebegleitung dienen: »Auf deiner Reise, wie kann ich dich da gut begleiten? Auf dem Weg, auf dem du bist, dein Rauschen zu erkunden, was können meine für dich hilfreichen und zieldienlichen Beiträge sein?«
Und da so eine Reise ganz schön aufregend sein kann und wir gemeinsam in unbekannte Gebiete vordringen können, stellen wir immer wieder diese Frage: »Sind wir hier für dich noch gut unterwegs? Sind meine Beiträge noch passend, oder könnten andere Beiträge hilfreicher sein?«
Produktinformation
Nützlich ist es unserer Erfahrung nach, dafür folgende Fragen so oder so ähnlich zu stellen:
»Ich würde Ihnen gerne meine guten Gründe transparent machen, wofür ich jetzt recht genau nachfrage. Ich brauche diese Orientierung, um Ihnen eine passgenaue Begleiterin sein zu können. Wann und wie wäre ich für Sie besonders hilfreich?«
»Auf was kann ich achten, wenn Sie erzählen?«
»Ich möchte Sie jetzt kurz unterbrechen, damit wir klären können, wie ich hier in Ihrem Sinne wirksam werden könnte. Meiner Erfahrung nach kann es manchmal hilfreich sein, eine Geschichte immer wieder zu erzählen, weil man dann immer neue Aspekte für sich entdeckt. Manchmal kommen Menschen hierher, um etwas zu erzählen, was sie so noch nie erzählt haben. Wie ist das bei Ihnen, bei Ihrem Anliegen? Mit welchem Ohr sollte ich Ihnen denn zuhören, damit es einen Unterschied für Sie macht?«
»Wäre es für Sie in Ordnung, wenn ich einmal zusammenfasse, was ich schon gehört habe, und Sie schauen mal, ob es das ist, wofür Sie hier sind?«
»Und falls Sie das schon öfter erzählt haben – was würde denn hier einen Unterschied machen, wenn Sie es jetzt mir erzählen, der für Sie nützlich sein könnte?«
Gute Gründe
Manchmal kommen Menschen zu uns, die gleich anfangen wollen, und die uns gerne »alles« erzählen wollen. Dieses Bedürfnis ist total verständlich, und dafür soll und kann ja auch Raum sein. Gleichzeitig kann es schwierig sein zu arbeiten – und auch Zuhören gehört zu unserer Arbeit als Waschbär –, ohne einen explizit gemachten Auftrag6 zu bekommen. Wenn wir nicht fragen und einfach mitmachen oder es geschehen lassen, dann verpassen wir die Chance, unsere Begleitung passend für die individuellen Bedürfnisse anzubieten.
Wenn wir keinen bewussten Fokus haben, dann fokussiert es in uns, und wir reagieren auf bestimmte Inhalte der Erzählung auf unsere Art und Weise – unabhängig davon, ob das gerade für unser Gegenüber brauchbar ist. Das Ergebnis kann dann zufällig hilfreich sein, kann unser Gegenüber aber auch verärgern, da der Eindruck entstehen kann, wir »machen« zu wenig. Denn was unterscheidet uns dann von einem Gespräch im Kaffeehaus mit einer verständnisvollen Freundin, die richtig gut zuhören kann.
Wieso das keine Methode ist (und es deswegen hier kein Skript geben kann)
In der Geschichte geht Maus mit, nachdem sie innerlich zwischen Angst und Hoffnung gependelt ist, und dann die Hoffnung siegt, weil dieses Ding nützlich für sie sein könnte und weil sie damit die anderen Mäuse beeindrucken möchte. Und sie vertraut Waschbär, dass er sie gut begleiten wird.
Diesen Prozess machen wir bei der Auftragsklärung für die Art der Begleitung explizit. Wie soll diese Begleitung gestaltet sein, damit sich unser Gegenüber trotz vorhandener Unsicherheit, vielleicht sogar Angst, vertrauensvoll in der Hoffnung auf hilfreiche Erkenntnisse und Erfahrungen mit uns auf den Weg machen kann?
Die Beschreibung dieser Zugänge macht für uns noch einmal sehr deutlich, dass es sich hier nicht um Methoden handelt, die man »anwendet«, um den Reisebeginn zu gestalten. Vielmehr wird dieser ganz spezielle, hypnosystemische Kooperationsraum durch unsere Haltung aufgeladen. Die sich auch in der Art unserer Fragen, Kommentare und im Fokus-Setzen zeigt – genauso wie in unserer wertschätzenden Haltung, in der wir dem Gegenüber und allen Seiten, die sich da zeigen, sowie uns selbst immer gute Gründe unterstellen, die wir vielleicht nicht immer gleich verstehen. Aber wir vertrauen darauf, dass es sie immer gibt. Und wir gehen immer davon aus, dass Ressourcen und Kompetenzen bereits im Gegenüber vorhanden sind – und in uns. Und diese Haltung zeigt sich auch in unserem Blick, in der Art, wie wir sprechen, in den Worten und in der Tonalität. All das kann im Gegenüber Stückchen für Stückchen Sicherheit und Vertrauen wachsen lassen, dass die gemeinsame Reise ins noch Unbekannte gelingen könnte oder zumindest sehr spannend werden kann.
Die Haltung-Halten-Trance
Und was, wenn wir merken, wenn spürbar wird, dass wir Gefahr laufen, Haltung nicht mehr halten zu können? Wenn wir es gerade nicht mehr aus-halten? Für diese Momente möchten wir dir gerne folgende Sichtweise auf Haltung anbieten:
Du findest die »Haltung-Halten-Trance« auch zum Anhören auf der Website: www.hypnosystemischer-erlebnisraum.at
Hören wir etwas zur hypnosystemischen Haltung, dann klingt das oft nach einem Zustand, einer Art des Im-Raum-Seins. So, als ob es möglich wäre, diese Haltung immer und überall zu erleben und zu leben. In herausfordernden Kontexten wird jedoch oftmals deutlich, dass Haltung keine stabile Struktur ist und hat. Vielmehr verstehen wir aus hypnosystemischer Sicht Haltung als einen Prozess – ein Erlebnismuster, das in Co-Kreation mit dem Gegenüber in jedem Moment neu er- und gefunden werden kann. In Wechselwirkungsprozessen – im Miteinander-in-Resonanz-Gehen, unwillkürlich, oft auch unbewusst – oder auch willentlich, ganz bewusst.
Und nun, mit diesen Ideen darüber, dass Haltung etwas Prozesshaftes ist, dass es um Wechselwirkungen geht und um Co-Kreation im Begegnungsraum, die mit jedem Gegenüber einzigartig gestaltet wird, möchten wir dich einladen, einmal neugierig darauf zu sein, wie das bei dir so ist. Nimm dir ein bisschen Zeit für dieses Erforschen.
Haltung-Halten-Trance
Wie klingt das für dich überhaupt: sich die Erlaubnis zu geben, beim Haltung-Halten zu scheitern? Vielleicht sogar Abweichungen vom Gewünschten und Gelernten zu erwarten? Es dir vielleicht sogar zu erlauben? Möglicherweise neugierig zu sein, wann es passiert, bei und mit wem, und wie du es bemerken würdest?
Auch in dem Wissen darum, dass du, wenn du Haltung niemals verlieren würdest, du ja gar nicht wüsstest, dass du sie hast – wenn du sie immer hättest.
Vielleicht hast du einen Platz, von dem aus du Menschen begleitest, vielleicht einen bestimmten Sessel oder eine Couch. Spür mal die Sitzfläche unter dir, wie du da so sitzt. Bist du zurückgelehnt, angelehnt? Berühren deine Füße den Boden? Sitzt du aufrecht oder mit den Beinen überschlagen? Vielleicht stehst du auch? Wie ist so deine Art, auf deinem Platz zu sein und Menschen zu begleiten?
Und wo sitzt dein Gegenüber? Wie nah bei dir, wie weit weg von dir? Eher links, eher rechts, oder frontal, genau gegenüber von dir?
Und ist da etwas zwischen euch? Ein kleiner Tisch vielleicht? Auf dem möglicherweise (noch7) eine Taschentuchbox steht?
Und es könnte sein, dass da vielleicht jetzt gerade schon ein Gesicht auftaucht.
Ein Gegenüber, ganz unwillkürlich. Sei doch mal neugierig, wer dir da nun gegenüber sitzt … für jetzt gerade, wenn wir gemeinsam über Haltung forschen. Wie man sie hält, und nicht mehr hält und nicht mehr halten kann, und wieder hält, und wieder nicht mehr … und wieder hält.
Welche Gesten deines Gegenübers, welcher Gesichtsausdruck, welche Worte, Haltungen, Werte … Was lädt dich ein, Haltung nicht mehr zu halten, nicht mehr halten zu können?
Wo und wie bemerkst du es überhaupt? Kennst du das überhaupt? Bist du überrascht? Erschrocken? Wirst du vielleicht ungeduldig? Oder auf einmal sehr »wissend« für das, was dein Gegenüber gerade brauchen könnte?
Was spürst du im Körper? Vielleicht Druck? Oder Spannung? Wie ist dann deine Atmung?
Und wenn du das bemerkst, was machst du dann? Schau mal, was da auftaucht in dir, wenn du da in deinem Sessel sitzt, mit dem Menschen, der dir gerade gegenübersitzt. Ignorierst du es eher? Ist es dir peinlich? Verunsichert es dich? Setzt es dich unter Druck? Oder wirst du schneller? Wie ist das bei dir?
Und wie gehst du dann mit dir um? Wie bewertest du dich?
Darf dir so etwas passieren? Bist du dann noch eine kompetente Begleiterin?
Und wie siehst du dann dein Gegenüber?
Wie müsstest du auf dich selbst schauen, dass du es bemerken darfst, dass du Haltung gerade verlierst? Dass du es dir überhaupt erlauben darfst?
So, dass das Haltung-nicht-mehr-Halten einen Platz bekommen darf? Einen Bemerk-Platz. Es merk-würdig werden darf. Gewürdigt sogar. Vielleicht sogar einen Platz in deiner inneren Welt, den du immer genau dafür freihalten darfst.
Wie wirkt sich das aus?
Wie reagiert dein Organismus, wenn er diese Erlaubnis hat?
Schau mal, wie sich das anspürt … Wie sitzt du jetzt in deinem Sessel? Mit dieser Erlaubnis, Haltung zu halten, und nicht mehr zu halten … und wieder zu halten …
Sei mal neugierig, welches Bild zu diesem Prozess in dir ganz unwillkürlich, vielleicht jetzt schon, auftaucht … Haltung halten, und nicht mehr halten … und wieder halten …
Und all das darf sein …
Und zu diesem, deinem stimmigen Bild, das jetzt gerade heute dazu bei dir auftaucht … welche Töne, Klänge, Musik, welcher Sound, welche Worte, Sätze gehören da mit dazu? Und wie benennst du dieses Erleben?
Und welches Körpergefühl, oder Impuls, Geste, Bewegung … und wo im Körper spürst du es? Wie macht es sich bemerkbar? Und wie übersetzt dein Körper dieses … Haltung halten, und nicht mehr halten …? In welche Bewegung? Schau mal, was sich da ganz unwillkürlich zeigen mag …
Es können Handbewegungen sein … oder ein Aufrichten … Eine kleine Bewegung im Körper, vielleicht ein Schwingen … Vielleicht wie ein Im-Fluss-Sein … Vielleicht etwas Rhythmisches …
Wie ist das bei dir?
Wie sitzt du jetzt auf deinem Sessel, mit deinem Gegenüber? Wie wirkt sich dieses Erleben … Haltung halten, und nicht mehr halten … und wieder halten … auf den Prozess zwischen dir und deinem Gegenüber aus?
Prüf mal für dich, wohin dich diese Ideen, diese Worte, deine Bilder und Bewegungen … wohin sie dich geführt haben.
Und was davon du dir mitnehmen möchtest … mit in deinen Raum, auf deinen Sessel, in der äußeren Welt … so, dass es sich günstig auswirkt auf dein Halten von Haltung …
5 VAKOG: visuell – akustisch – kinästhetisch – olfaktorisch – gustatorisch; das »K« im Akronym meint üblicherweise »Kinästhetik«, was eigentlich so viel bedeutet wie »Bewegungssinn«. Wir haben hier im Buch die Beschreibung »körperlich-empfunden« gewählt, weil dieser mehr umfasst als nur Bewegung.
6 Für diese Regel gibt es eine wichtige Ausnahme: Unsere Haltung bieten wir immer an, ungefragt, und ohne Auftrag.
7 Sollte auf deinem Tischchen eine Taschentuchbox stehen, und du hast dir die »Taschentuch-Trance« noch nicht angehört, dann laden wir dich hier an dieser Stelle sehr herzlich dazu ein. Solltest du diese gerade wegen der Trance ganz bewusst willentlich dorthin gestellt haben, sind wir sehr beeindruckt von der Kraft deiner autonomen Seite …
2 Ich-Welt
Abb. 3: Die Reise durch das Buch: Ich-Welt
In dieser Welt wollen wir uns dem bewussten Denken, der Kognition, unseren Großhirnprozessen (insbesondere jenen im präfrontalen Cortex) nähern, oder dem, was wir zumeist unter unserer Alltagsrealität verstehen: unserer bewusst-willkürlichen Fokussierung von Aufmerksamkeit.
Als Angebot für das Bedürfnis nach Verstehen, für deinen Verstand, dein bewusstes Denken, möchten wir hier nun ein paar Grundgedanken des hypnosystemischen Konzepts beschreiben. Was wir darunter verstehen und wie es handlungsleitend werden kann. Dabei wollen wir über innere und äußere Welten schreiben, über die Bedeutung von Kontexten und über Trancephänomene. Weiter wollen wir uns in dieser Welt noch etwas detaillierter mit der Frage der Auftragsklärung und -gestaltung beschäftigen, also damit, wie wir uns hypnosystemisch einem Anliegen nähern können.
Ideen zur Auftragsklärung und -gestaltung für die Begleitung findest du im BegegnungsRaum des Kapitels Reisebeginn (S. 36).
Dabei möchten wir dir die Idee einer Beobachtungsposition näherbringen. Und hier in der Ich-Welt soll insbesondere auch von Sprache die Rede sein.
WissensRaum
Im WissensRaum dieser Welt möchten wir dir gerne die folgenden Begriffe näherbringen:
Erlebnisnetzwerke
Innere und äußere Welt
Trance
Dreiteiliges Gehirn
Sprache
Kontext gibt Bedeutung
Systemische Prämissen
Beobachtungsposition
Hier-und-Jetzt-Trance/Erleben wird immer im Hier und Jetzt erzeugt
Aufmerksamkeitsfokussierung
Mit den folgenden Statements möchten wir dir wieder einen Überblick über den WissensRaum zur Ich-Welt anbieten:
1 1) Wir bewegen uns in inneren und äußeren Welten.
2 2) Wir sind autopoietische Wesen.
3 3) Die Bedeutung von Phänomenen entsteht erst durch den Kontext.
4 4) Wir haben ein dreiteiliges Gehirn, das auf Hochrechnungen spezialisiert ist.
5 5) Sprache als Verbindung in und zwischen inneren und äußeren Welten.
6 6) Erleben kann als Trancephänomen verstanden werden.
7 7) Wir haben mehrere Vergangenheiten und Zukünfte.
8 8) Systemisches Arbeiten für die innere Welt.
9 9) Wir beobachten uns – bewusste Aufmerksamkeitsfokussierung.
Wir bewegen uns in inneren und äußeren Welten
Die Begriffe der »inneren und äußeren Welten« möchten wir hier als Orientierungsmöglichkeiten anbieten. Wir sind nie einfach nur so in unseren unterschiedlichen Kontexten unterwegs – sondern immer mit bestimmten inneren Haltungen, Ausrichtungen, emotionalen, körperlichen Befindlichkeiten und Fokussierungen. Und wir bewegen uns in kontinuierlichen Wechselwirkungsprozessen – innerlich und äußerlich. Nehmen wir wieder unsere Maus: Zunächst erlebt sie ihr Rauschen als ungewöhnlich, anders, fremd in ihrem bisherigen Kontext. Niemand kennt es, alle anderen Mäuse sind in ihren gewohnten Kontexten mit ihrem gewohnten Tun unterwegs. Ihre äußere Welt und das Tun in ihren äußeren Welten, in ihren gewohnten Kontexten, sind von außen betrachtet so wie immer – wie es immer schon war und wie es jetzt gerade ist. Das Rauschen, das unsere Maus vernimmt, passt nicht in diesen Kontext, nicht in diese gerade vorgefundene äußere Welt. In der inneren Welt unserer Maus wird es aber immer deutlicher, lauter, dringlicher. So dringlich, dass es ins Bewusstsein kommt, auffällt, stört und vielleicht neugierig macht. Es tritt von der inneren Welt in die äußere und führt in der äußeren Welt zu einer Handlung: Die Maus fragt die anderen Mäuse, ob sie das denn kennen.
Wir möchten in der inneren Welt jene Prozesse verorten, die unser ganz individuelles Erleben beschreiben. Und wir meinen in der äußeren Welt jene Prozesse, die auf unsere Interaktionen mit unserer jeweiligen Umgebung, der Umwelt und den Menschen, unseren Aufgaben und Herausforderungen fokussieren, die damit im Zusammenhang stehen. Die Wechselwirkungen zwischen inneren und äußeren Welten beschäftigen uns tagtäglich, ohne dass uns das zumeist bewusst wird. Nicht nur ein Rauschen kann uns aus unserer inneren Welt den Weg in unser Bewusstsein – und damit im besten Fall in eine Handlung in der äußeren Welt – zeigen. Auch äußere Herausforderungen und Einladungen können in unserer inneren Welt bestimmte Haltungen, Muster, Verhaltens-, Erlebens- oder Denkweisen anregen, die wieder bewusst willkürlich oder unwillkürlich ablaufen, oder unbewusst.
Manchmal begegnen uns als Begleiterinnen Menschen, die mit der berechtigten Frage »Was soll ich tun?« auf uns zukommen. Diese Frage bezieht sich zumeist auf den Wunsch, ganz konkrete Handlungsvorschläge und Ideen zu bekommen, wie eine Situation gut gemeistert werden kann. Das Besondere des hypnosystemischen Ansatzes ist nicht nur, dass er systemische Prämissen und hypnotherapeutischen Ideen miteinander verbindet und anbietet, sondern auch eine neue, andere Form des Umgangs mit »dem Rauschen« in den Mittelpunkt stellt.
Grundsätzlich gehen wir davon aus, dass Menschen alle Kompetenzen, die sie für einen für sie stimmigen Umgang mit inneren und äußeren Fragestellungen, Anliegen und Herausforderungen brauchen, bereits in sich tragen und nicht einfach nur nicht wissen, was sie tun sollen, sondern dass sie in schwierigen Situationen oft nicht den Zugriff haben zu all ihren Fähigkeiten, Kompetenzen und Ressourcen. Die innere Welt, aus der heraus sie den Situationen begegnen, ermöglicht ihnen derzeit – und nur gerade jetzt – keine anderen Ideen als jene, die sie bereits ausprobiert haben und die jedoch nicht zum gewünschten Ergebnis geführt haben.
Wir können uns die inneren und äußeren Welten wie Tanzende vorstellen: Aufeinander eingespielt, unwillkürlich reagieren sie wechselseitig aufeinander, immer im Sinne dessen, dass der Tanz weiter getanzt wird. Diese Bewegung geschieht unwillkürlich ununterbrochen – selbst im Schlaf.
Wir sind autopoietische Wesen
Über die Rolle von Sprache kannst du im WissensRaum der Ich-Welt nachlesen (S. 49).
Und wovon wir auch grundsätzlich ausgehen ist – dazu kannst du auch weiter unten noch genauer nachlesen –, dass wir niemals wissen können, was für jemanden anderen jetzt gerade die sogenannte richtige Handlungsweise sein kann.
Und noch weniger, was wir von außen tun, anbieten, sagen könnten, um die Wahrnehmung, das Verhalten, die Gefühle, das Erleben unseres Gegenübers direkt zu beeinflussen. Auch Waschbär weiß nicht, ob das, was er gerade anbietet, für Maus brauchbar sein könnte. »Das, was du hörst, ist der Fluss. Komm mit, ich zeige dir den Fluss«, sagt Waschbär. Einzig Maus kann entscheiden – und das passiert ganz unwillkürlich, mit Hilfe von somatischen Markern, der Neurozeption –, ob etwas für sie passend, stimmig, richtig ist. Stimmig und passend für ihren Gesamtorganismus, aufgrund ihrer individuellen Hochrechnung und des Vergleichs mit all ihren bisherigen Erfahrungen: ob etwas eher zu einer Stabilisierung oder zu einer Destabilisierung führen kann. Hier gehen wir von der Hypothese aus, dass unsere Gehirne – so wie wir als ganze Menschen und übrigens Mäuse auch – autopoietische Wesen, Systeme sind. Die Ziele dieser Systeme sind Selbsterhaltung, Überleben, Homöostase und Selbstorganisation. Sie sind weder von innen noch von außen direkt veränderbar. Es besteht jedoch die Möglichkeit, die innere Stabilität und Instabilität durch die Veränderung der Kontextbedingungen zu beeinflussen, wobei hier innere Kontexte und äußere Kontexte gleichermaßen gemeint sind. Ohne zu wissen, welche Veränderung zu welcher Entwicklung, zu welchen weiteren Schritten und zu welchem konkreten Ziel führen kann. Was wird passieren, wenn Maus beim Fluss ist, wenn sie, erstmalig im Leben, den Fluss sieht, ihn kennenlernt?
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