Kitabı oku: «Wie aus dem Ei gepellt ...», sayfa 3
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Ostergruß
Die Sonne strahlt im Blumengarten,
Kinder können’s kaum erwarten.
Wenn’s Frühling ist in Feld und Wald,
dann kommt der Osterhase bald!
Bunt bemalte Ostereier
laden ein zur Osterfeier.
Der Osterhas’ hat viel zu tun,
hat keine Zeit, um auszuruh’n!
Mit seinen Helfern werkelt er,
und tolle Verstecke müssen her!
Im tiefen Wald unterm Eichenbaum
ist Osterhäschens Werkstattraum!
Hier entstehen tolle Sachen,
die allen Kindern Freude machen!
Doch viel Zeit hat er nicht mehr, nein,
denn bald wird Ostersonntag sein!
Endlich erwacht der Ostertag,
den Groß und Klein so gerne mag!
Schnell aus dem Bett will jedes Kind,
und seh’n, wo Osterhäschens Verstecke sind!
Wenn dann gefunden all die bunten Eier,
kommt die große Osterfeier!
Denn nach dem vielen Eiersuchen,
gibt’s zur Belohnung Kaffee und Kuchen!
Danach gehen wir spazieren dann,
und dabei es passieren kann,
dass wir sehen den Osterhas’,
er ruht sich aus im grünen Gras!
Wir sagen ihm leise „Dankeschön,
bis zum nächsten Jahr, auf Wiedersehen!“
Cosima Konrad, Jahrgang 1976, schreibt seit 2002. Ihr erstes Gedicht „100 Jahre“ erschien im Dezember 2008 in der Papierfresserchen-Anthologie „Polkappen – Die letzte Scholle“. Seitdem wurden verschiedene Gedichte und Kurzgeschichten in weiteren Anthologien veröffentlicht.
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Sterne für Nico
Ulrich Münzer sah erst das weiße Blatt in seinen Händen, dann das gelbe Ding zu seinen Füßen erschrocken an. „W … was bist du?“, stotterte er.
„Sieht man das nicht?“, fragte das Ding verschmitzt. „Ich bin ein Ge-Stern!“ Ulrich schien immer noch nicht zu verstehen. Gerade noch hatte er die Kinderzeichnung auf dem Blatt angestarrt und plötzlich stand da ein leibhaftiger sprechender Stern! „Ich bin hier, weil du dir doch gewünscht hast, deinem Sohn Nico einen echten Stern zu schenken. Wenn du meine kleine Aufgabe erfüllst, gehöre ich dir“, erzählte der Stern weiter.
Ulrich dachte zwar, er sei verrückt, doch trotzdem fragte er nach. „Und … was für eine Aufgabe wäre das?“
Der Ge-Stern lächelte: „Ich werde dich in die Vergangenheit zurückschicken, um genau zu sein, einen Tag zurück.“
Ulrich sagte überrascht: „Ach so! Ich verstehe! Ge-Stern – gestern!“
„Ja, richtig“, nickte der Stern. „Meine Aufgabe lautet: Sorge dafür, dass dein Sohn nicht weinend einschläft!“
Unwohl dachte Ulrich an den gestrigen Abend zurück. Er hatte Nico ganz schön angemeckert, weil er ihn mit Fragen gelöchert hatte. Das tat ihm jetzt furchtbar leid. „Also gut, einverstanden“, sagte er deshalb.
Der Stern verschwamm vor seinen Augen, alles drehte sich und plötzlich war Ulrich wieder im Wohnzimmer, sein kleiner Sohn saß ihm gegenüber und fragte: „Papa, was ist der Frühling?“
Diesmal legte Ulrich seine Zeitung weg und sah den kleinen Jungen an. „Weißt du, das ist die Zeit, in der alle Tiere, die im Winter geschlafen haben, aufwachen, und in der die Bäume Blätter kriegen und die Blumen wachsen. Außerdem wird es im Frühling meistens wärmer.“
Danach brach ein ganzer Schwall von Fragen aus dem Jungen heraus und Ulrich beantwortete alle ganz gelassen. Nico war ziemlich stolz auf seinen Papa, der so schlau war und einfach alles wusste! Am Abend schlief er lächelnd ein.
Ulrich saß zufrieden auf dem Sofa, nahm das Blatt mit dem Stern in die Hand und sagte: „Siehst du? Aufgabe gelöst!“
Der Stern zwinkerte ihm zu, löste sich von dem Blatt und blieb neben ihm auf dem Teppich liegen. Aber diesmal wurde das Blatt nicht weiß, sondern wieder erschien Ulrichs Kinderzeichnung. Er hob den leuchtenden Stern vom Boden auf und lief in das Zimmer seines Sohnes. „Guck mal Nico!“, rief er. „Der ist für dich!“
Der kleine Junge lag schon im Bett, mit funkelnden Augen sah er den Stern an und fragte: „Du, Papa, was ist das denn für einer?“
„Das, mein Junge, ist der Ge-Stern!“, verkündete der Vater stolz.
„Aha … schön. Danke …“, sagte Nico schlapp. „Leg ihn einfach dorthin. Gute Nacht, Papa.“
Ulrich war total verdutzt. Er legte den Stern ab und ging wieder ins Wohnzimmer. Zuerst dachte er, dass Nico einfach undankbar und frech wäre, doch da erschien wieder der sprechende Stern vor ihm und sagte: „Dein Sohn ist nicht undankbar, er wünscht sich nur etwas anderes. Du bist so mit der Arbeit beschäftigt gewesen, dass du den Kleinen ganz schön vernachlässigt hast. Er hat doch nur noch dich!“
Ulrich schluckte. Seit Elisabeth, Nicos Mama, nicht mehr da war, hatte er sich total in die Arbeit gestürzt, um sich abzulenken. „Oh nein …“, flüsterte er. „Und … was kann ich jetzt tun?“
„Ich bin der Lä-Stern“, sagte der Stern. „Das kommt von Lästern. Im Kindergarten machen sich viele Kinder über deinen Jungen lustig. Finde heraus, warum, dann kannst du mich behalten. Gleichzeitig bekommst du noch eine weitere Aufgabe, die du auch lösen musst.“ Der Stern erschien wieder auf dem Blatt und Ulrich ging mit einem mulmigen Gefühl im Bauch schlafen.
Am nächsten Nachmittag holte er Nico vom Kindergarten ab. Dieser war noch draußen im Sandkasten und so nutzte er die Gelegenheit und fragte eines der Kinder aus Nicos Gruppe, warum sein Sohn geärgert wurde. Erst wollte es nicht so recht mit der Sprache herausrücken, doch Ulrich hatte einen Bestechungs-Lolli dabei.
Schmatzend verkündete der Junge: „Joschi ärgert Nico, weil er Angst vor Monstern hat.“
Ulrich bedankte sich, zog seinem Sohn, der mittlerweile reingekommen war, die Jacke an und sie fuhren nach Hause. Noch während sie im Auto saßen, fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Er dachte für sich: „Na klar! Der Mon-Stern! Die nächste Aufgabe ist, seine Angst vor Monstern zu besiegen.“
„Papa, worüber denkst du nach?“, fragte da sein Sohn, doch noch bevor er antworten konnte, löste sich eine Kopie des Sterns vom Blatt, das auf dem Beifahrersitz lag.
Ulrich reichte den funkelnden Stern zu seinem Sohn nach hinten. „Hier bitteschön! Das ist der Lä-Stern!“, freute er sich.
„Oh wow … Danke, Papa …“, flüsterte Nico.
Ulrich verstand die Welt nicht mehr. Der Junge hatte nun schon zwei Sterne und er war immer noch nicht zufrieden! Na ja, vielleicht war er es, wenn er erst den Mon-Stern hatte.
Abends brachte er seinen Sohn ins Bett. Vorsichtig sagte er: „Du, Nico, mir hat einer im Kindergarten gesagt, dass du nachts manchmal Angst hast.“
Nico rief erschrocken: „Nein! Ich hab keine Angst vor Monstern!“
Ulrich fragte: „Monstern? Ich hab doch gar nichts von Monstern gesagt. Hast du davor Angst?“ Als der Kleine nichts sagte, erzählte der Große ihm etwas. „Als ich so klein war wie du, da hatte ich immer Angst, dass nachts ein Gespenst kommt und mich erschrickt. Da dachte ich mir: So geht das nicht! Ich verkleidete mich als fürchterliche Bestie und dann erschreckte ich das Gespenst auch mal so richtig. Von da an ist es nie wiedergekommen.“
Nico sah beeindruckt aus: „Können wir das auch machen? Also die Monster erschrecken?“
„Natürlich“, lächelte Ulrich, dann verkleideten sich die zwei und warteten ab.
Als Nico am nächsten Morgen wach wurde, sah er sich um. Die Kuscheltiere lagen wild durcheinander auf dem Boden, der Schreibtischstuhl war umgekippt und die Bilder hingen schief an der Wand. Er rannte zu Ulrich. „Papa! Papa! Das Monster war da!“
Ulrich setzte sich im Bett auf und sagte: „Aber Nico, weißt du denn nicht mehr, wie wir mit den Monstern gekämpft haben? Du hast sie mit den Kissen gehauen und ich hab Kuscheltiere nach ihnen geworfen!“
Jetzt sah der Junge aber verdutzt aus. „Ehrlich?“, fragte er zögernd.
„Na klar! Du hast sie vertrieben, die kommen nie wieder!“, rief Ulrich. Da knisterte das Sternenbild auf dem Nachtisch und es erschien ein dritter echter Stern. „Da mein Sohn, das ist der Mon-Stern!“, sagte er lächelnd und überreichte ihn Nico.
„Mh … danke“, murmelte dieser wie auch bei den anderen Sternen und verließ das Zimmer.
Ulrich hielt es nicht mehr aus. Er schimpfte wütend das Sternenbild an: „Jetzt hat der Bengel schon ganze drei Sterne, drei Stück! Und er ist immer noch unzufrieden! Was ist nur los mit ihm? Ich sollte ihm ein paar hinter die Löffel hauen!“
Wieder löste sich der Stern ganz vom Blatt ab und sagte: „Denk so etwas nicht! Dein Sohn wünscht sich eben noch einen ganz besonderen Stern, den du bis jetzt nicht entdeckt hast. Suche ihn und Nico wird glücklich sein.“
„Wie kann ich ihn finden?“, drängte Ulrich.
„Welchen Monat haben wir?“, fragte der Stern zurück.
„März“, überlegte der Mann laut. „Aber da ist kein Stern drin!“ Er lief auf und ab, da fiel sein Blick auf das Bild, das Nico ihm letztens gemalt hatte, mit Blumen und einem bunten Ei und … „Ostern!“, rief Ulrich laut. „Ostern! Er wünscht sich den O-Stern!“
Weise lächelnd verschwanden Mund und Augen von dem Stern und er blieb heller leuchtend als die anderen drei auf Ulrichs Nachtisch liegen. Das Blatt daneben war leer. Als er es in die Hand nahm, fielen ihm plötzlich die Worte auf, die auf der Rückseite geschrieben standen: „Mein O-Stern von Ulrich Münzer.“ Lachend rannte er zu Nico. „Guck mal! Der O-Stern!“, rief er. Dann hob er den Jungen auf und drückte ihn fest. „Es tut mir so leid, dass ich die letzten Jahre immer vergessen habe, mit dir Ostern zu feiern“, sagte er und wuschelte ihm durch die Haare. „Es wird nie wieder vorkommen, dass mir meine Arbeit wichtiger ist als du!“
Als sie zu zweit am Ostersonntag am Frühstückstisch saßen, gab Nico seinem Papa einen Kuss und sagte: „Das ist toller als jeder Stern der Welt!“
Ulrich war glücklich und lachend aßen sie ihre Ostereier.
Jaqueline Wisse wohnt in Hamm und wurde am 20.09.1991 hier geboren. Bisher wurden von ihr Kurzgeschichten und ein Gedicht veröffentlicht. Ihre Hobbys sind das Dichten und das Geschichtenschreiben, außerdem liest, zeichnet und fotografiert sie gerne. Zweimal im Monat leitet sie eine Schreibwerkstattgruppe. Diese Ostergeschichte schrieb sie für ihren kleinen Bruder zum Einschlafen.
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Die verstummte Osterglocke
Gähnend trat Rita, die kleine Feldmaus aus ihrer Erdhöhle heraus. Sie reckte sich und streckte dabei die Arme nach oben. Sogleich bemerkte sie jedoch, dass es immer noch furchtbar kalt war.
„Huh!“, sagte sie, schüttelte sich und wäre am liebsten wieder in ihrem Mäusebett, ganz weit unter der angewärmten Decke verschwunden. Doch das ging nicht. Jedenfalls heute nicht. Sie hatte einen Auftrag zu erledigen. Einen wichtigen Auftrag.
Und so trottete Rita fröstelnd und verschlafen den Hügel hinauf. Dort oben wollte sie wie jedes Jahr am Ostersonntag die Osterglocke läuten und somit allen Bewohnern des Wald- und Wiesenlandes verkünden, dass Ostern und damit das Frühjahr gekommen war.
Als Rita die Osterglocke erreichte, lag immer noch schwere Müdigkeit auf ihren Augenlidern. Durch einen schmalen Spalt erblickte sie den Stängel der stolzen Blume und zog an ihm. Hin und her.
Doch irgendetwas war komisch. „Bloß was?“, überlegte die kleine Maus. Da fiel es ihr auf. Na klar! Es fehlte ganz einfach der Ton! Trotzdem sie am Stiel gezogen hatte, blieb die frühe Narzisse stumm.
Rita probierte gleich noch einmal und zog nun ein wenig heftiger am Stängel. Nichts. Kein Bimmeln war zu hören. Und dieses Sonderbare ließ aus dem verschlafenen, ein hellwaches Mäuschen werden. Rita blickte nach oben zum gelben Blütenkopf, aus dem sonst immer der glockenhelle Klang des Frühlings schallte. Doch der war verschlossen. Noch nicht aufgeblüht. Der konnte nicht bimmeln.
Da fragte eine Stimme direkt hinter Rita: „Was ist denn los? Warum läutest du nicht?“
Selbst noch verwundert und erschrocken drehte Rita sich um und blickte dem Osterhasen direkt auf die Stupsnase, und dann auf seine bibbernden Hasenzähnchen.
„Beeil dich!“, forderte der Osterhase weiter. „Ich will endlich anfangen!“, und zeigte auf den mit bunten Eiern gefüllten Korb auf seinem Rücken.
„Aber das geht nicht“, antwortete Rita kopfschüttelnd und zeigte auf das Köpfchen der Glockenblume. „Der Winter. Er möchte einfach nicht gehen und hält unsere Osterglocke gefangen.“
„Darum ist mir so kalt“, entfuhr es dem Osterhasen und er begriff, warum er und seine Zähne so zitterten.
„Was sollen wir nur tun?“, fragte Rita. „Keiner wird erwachen. Mir selbst ist es schwergefallen aufzustehen. Aber wenn die Glockenblume nicht läutet, werden die anderen Ostern und das Frühjahr verschlafen.“
Ratlos zog der Osterhase seine Schultern nach oben und genau so ratlos ließ er sie wieder sinken. Er wusste auch nicht, was jetzt zu tun war. Er kannte sich nur mit Ostereiern aus. Aber mit dem Winter? Nein.
Rita versuchte mit einem kräftigeren Rütteln die Blume doch noch zum Schellen zu bewegen. Doch alle Mühe vergebens. Sie blieb stumm.
Plötzlich vernahmen Rita und der Osterhase ein näher kommendes Summen. „Sssssssssssssssssssssss.“ Sie spürten einen Lufthauch und schon landete genau zwischen ihnen Katrine, die Biene. „Ich wollte Nektar holen“, sagte sie und hob zum Beweis ihr blitzblankes Eimerchen empor. „Meine Kinder haben Hunger! Und was macht die Glockenblume? Sie schläft!“ Katrine schüttelte missbilligend den Kopf. „Kann sie nicht endlich ihren Laden öffnen?“
„Nein, kann sie nicht“, sagte Rita. „Seht nur zur Sonne hinauf!“
Das taten Katrine und der Osterhase. Doch wollte die Maus sie veralbern? Von der Sonne war keine Spur. Gerade einmal ihre Fußzehe lugte unter dem dicken Wolkenbett hervor. Sonst war nichts von der Sonne zu entdecken.
„Seht ihr!“, sagte Rita weiter. „Ihr seht nichts. Und auch die Glockenblume sieht die Sonne nicht. Also schläft sie und kann ohne die wärmenden Strahlen nicht erwachen.“
Ja, das war einleuchtend. Ohne Sonne, kein Frühling. Ohne Frühling, keine Frühjahrsblüher und somit keine Glockenblume, die läutet, und kein Nektar, der aus ihr fließen konnte. Aber sollte der Winter ewig an der Macht bleiben? Das konnten die drei nicht zulassen. Es musste schnell Frühling werden. Aber wie sollten sie nur die Sonne hervorholen?
Da hatte Mäuslein Rita eine blendende Idee. „Du kannst das machen!“, sagte sie und zeigte auf die Biene Katrine.
„Was ich?“, fragte Katrine vollkommen ahnungslos. „Aber wie soll ich das machen? Ich bin doch kein Wecker und auch keine Sonnenzauberin und ich bin auch kein Ofen, der hier Frühlingswärme entfachen könnte.“
Der Osterhase nickte und gab Katrine Recht. Von all dem konnte sie wirklich nichts.
Rita aber hielt sich über so viel Quatsch vor Lachen den Bauch und erklärte dann in ernstem Ton: „Aber das ist doch ganz einfach. Flieg hinauf und schiebe einfach die Winterwolkendecke beiseite! Dann kann die Sonne aufwachen, strahlen und ihre Wärme entfalten!“
Das war gar keine so schlechte Idee.
„Ja! Na klar!“, klatschte die Biene in die Hände und hüpfte freudig in die Luft. Und auch im Gesicht des Osterhasen konnte man ein heiteres Schmunzeln entdecken. Wenn das klappte, könnte er heute doch noch seine Eier verstecken.
Katrine stellte ihren Honigeimer ab und testete kurz die Funktionsfähigkeit ihrer Flügel. „Summmm!“, heulten sie auf, wie bei einem Motorrad, an dem das Gaspedal getreten wird. „Summ, summmmm!“, gleich noch einmal. Zufrieden nickte sie Rita und dem Osterhasen zu und sagte: „Also dann! Ich gebe mein Bestes“, und startete mit einem „Juhu!“ auf den Lippen dem Himmel entgegen.
Rita und der Osterhase blickten ihr gespannt hinterher. Immer kleiner wurde Katrine, aber der Wolke, die auf der Sonne lag, schien sie irgendwie nicht näher zu kommen. Sie sahen, wie sich die Biene plagte, doch je weiter sie nach oben musste, desto schwerer fiel es ihr. Ihre Flügel wurden langsamer und sie hatte Mühe, sich überhaupt noch in der Luft zu halten.
„Weiter!“, feuerte Rita die kleine Biene an. „Steig weiter, weiter nach oben!“
Auf Katrines Stirn bildeten sich kleine Perlen. Sie schwitzte vor Anstrengung und Aufregung so sehr, dass die Tropfen nach unten fielen und der Osterhase meinte, es würde regnen. Katrine strengte sich wirklich an. Aber nach einer Weile war auch Rita klar, dass sie es nicht schaffen konnte. Sie war zu klein und zu schwach. Und wer weiß, wenn sie es überhaupt bis zu dem Wolkenbett geschafft hätte, hätte sie überhaupt die Kraft gehabt, es beiseitezuschieben?
Rita und der Osterhase sahen, wie Katrine schlappmachte. Die Flügel summten nicht mehr und so raste sie im freien Fall der Erde entgegen. Schnell zupfte Rita ein Blatt vom Breitwegerich. Sie und der Osterhase breiteten es wie ein Rettungssprungtuch der Feuerwehr aus. Dort, mitten hinein, plumpste Katrine und landete so ohne Bein- und Flügelbruch.
„Ich ... ich …“, japste Katrine. „Ich kann nicht mehr.“ Sie lag mit dem Rücken auf dem Breitwegerichblatt wie auf einer Decke in der Wiese, blickte in die entsetzten Gesichter von Rita und dem Osterhasen und dann an ihnen vorbei, hinauf in das Blau des Himmels.
Doch da stutzte sie. Was war das. Sie kniff die Augen zusammen und Rita glaubte schon, nun würde Katrine ohnmächtig werden. Aber das tat sie nicht. Nein, sie riss die Augen sogleich riesengroß wieder auf. „Da!“, sagte Katrine aufgeregt und zeigte mit ihrem Fühler nach oben. „Da!“, sagte sie noch einmal. „Seht nur!“
Und nun drehten sich auch die anderen beiden um, blickten zum Himmel empor und staunten, was sich dort tat.
Wie ein schwarzer Schleier wehte am Himmel ein Schwarm Schwalben. Lustig fröhlich schwirrten sie in den Lüften. Sie schien es gar nicht zu interessieren, dass der Winter nicht gehen wollte. Ihr Frühlingslied, was sie trällerten, drang bis zu den Wiesenbewohnern herunter. Und die sahen nun das Fantastische, an was sie selbst nicht mehr geglaubt hatten. Der Schwarm der Schwalben formte sich zu einem langen Seil. Es wirbelte um das dicke Winterwolkenbett, schlang sich fest darum und nahm es wie einen Bösewicht gefangen. Kraftvoll zog das Schwalbenseil die Wolke beiseite.
„Die Sonne, sie ist frei!“, sagte Rita begeistert und winkte den Schwalben zu. „Danke! Danke!“, rief sie jubelnd zu ihnen hinauf.
Sofort spürten Rita, Katrine und der Osterhase die Wärme der Sonne wie eine Umarmung. Der kalte Reif auf den Halmen der Wiese schmolz, der Tau begann zu trocknen und die Vögel stimmten einen fröhlichen Chorgesang an.
Staunend sahen Katrine, Rita und der Osterhase, wie sich ganz, ganz langsam die Blüte der Glockenblume öffnete und ihre gelbe Schönheit entfaltete. Als sie vollkommen aufgeblüht war, nickte sie Rita auffordernd zu.
Und Rita ergriff ihren Stängel, zog erst ganz sacht, dann immer stärker. Der bezaubernde Klang der Glockenblume hallte über die Wiesen, über die Berge, übers ganze Land. Der Frühling erwachte und der Ostersonntag war eingeläutet.
Eilig hoppelte der Osterhase und versteckte die bunten Eier. Katrine füllte ihr Eimerchen mit Nektar und fütterte ihre hungrigen Bienenkinder.
Und die Maus Rita? Sie hatte ihre Aufgabe erfüllt. Sie machte es sich auf dem Blatt des Breitwegerichs bequem wie in einem Liegestuhl und genoss den Frühling.
Kathrin Sehland, Jahrgang 1964, lebt in Wilkau-Haßlau am Tor zum Erzgebirge. Sie ist verheiratet und Mutter zweier Kinder. Die ausgebildete Maschinenbauzeichnerin und Wirtschaftskauffrau engagiert sich ehrenamtlich und hält sich mit Badminton und Fahrrad fahren fit. Ihre Kreativität setzt sie bevorzugt in Gedichten und Kurzgeschichten um. Diese fanden schon in verschiedenen Anthologien einen Platz und hoffentlich viele Leser.
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Das Geheimnis im Schuppen
Auf dem Nachhauseweg von der Schule traf Rabbit seinen Spielkameraden Whoopie. Kaum hatte er ihn gesehen, begann er auch schon aufgeregt loszuplappern: „Gestern war mein Onkel Bunny bei uns zum Kaffeetrinken eingeladen und er hat uns eine tolle Geschichte erzählt. Vor Kurzem hatte er ganz in der Nähe ein altes, verfallenes Haus gekauft.“
„Und was ist da so toll dran?“
„Er hat doch tatsächlich in einem alten Schuppen, der auf dem Grundstück steht, eine irrsinnige Maschine gefunden.“ Rabbit hielt kurz inne.
„Was denn für eine Maschine? Jetzt lass dir doch nicht jedes Wort aus deiner Stupsnase ziehen.“ Unruhig hüpfte Whoopie an der Seite seines Freundes hin und her. „Auf so alten Bauernhöfen stehen immer irgendwelche verrosteten Ackergeräte herum.“
„Nein, es war keine Maschine für die Feldarbeit. Das Haus gehörte mal einem Erfinder. Und der Apparat ist vielleicht ein Roboter.“
„Ein Roboter? Du spinnst wohl! Da hat dir dein Hasenonkel einen schönen dicken Bären aufgebunden.“ Whoopie tippte ungläubig mit der Pfote gegen seine Stirn.
„Nein, das ist echt wahr! Mein Onkel lügt nicht.“
Whoopie war von dieser Neuigkeit immer noch nicht so recht überzeugt und schüttelte energisch seine langen Ohren.
„Wenn du willst, gehen wir heute Nachmittag zu ihm. Dann werde ich dir beweisen, dass ich die Wahrheit sage“, schlug Rabbit vor. „Abgemacht?“
„Abgemacht!“, rief Whoopie und schlug mit der Pfote ein.
Um drei Uhr trafen sich die beiden Freunde wie verabredet an der Wegkreuzung.
„Ich bin schon so gespannt auf das, was du mir zeigen willst.“
Eilig hoppelten die beiden den Weg entlang in Richtung Wald. Schon von Weitem erkannte Rabbit das alte, heruntergekommene Häuschen.
„Das sieht ja aus, wie ein Hexenhaus“, bemerkte Whoopie und schüttelte sich. Damit er es besser in Augenschein nehmen konnte, klemmte er sich seine Nickelbrille mit den runden Gläsern auf die Nase. „Da muss aber noch viel Arbeit hineingesteckt werden.“
Als sie näher herankamen, erkannte auch Rabbit, dass die Farbe an den Außenwänden und den Fensterrahmen abblätterte oder zum Teil ganz fehlte. Nur das Dach schien in Ordnung zu sein.
Rabbit hoppelte zur Haustür und suchte vergeblich den Klingelknopf. „Ich klopf mal an die Tür“, sagte Whoopie und schlug mit seiner Pfote gegen die morschen Bretter.
Nichts war zu hören. Auch auf ein erneutes Klopfen erfolgte keine Reaktion.
„Dein Onkel ist nicht zu Hause“, stellte er traurig fest. „Und was machen wir jetzt?“
„Nichts leichter als das“, antwortete Rabbit. „Wir gehen alleine in den Schuppen.“
Schnell nahmen die beiden Hasen ihre Beine in die Pfoten und hüpften los.
„Ist richtig gruselig hier“, stellte Whoopie fest. „Meinst du, wir sollen weiterhoppeln?“
„Du bist wirklich ein Angsthase. Sehen doch echt cool aus, das alte Gemäuer, der verwilderte Garten und der geheimnisvolle Schuppen. Jetzt mach dir nur nicht in deine schicke Hose.“ Rabbit kicherte leise.
Inzwischen waren die Hasenjungen an der Tür des Bretterschuppens angelangt. Mutig drückte Rabbit die verrostete Türklinke hinunter. Ein lautes Quietschen ließ die beiden Häschen zusammenzucken. Mit einem kräftigen Ruck öffnete sich knarrend der eine Flügel.
Whoopie hielt sich vor lauter Angst die Pfote vor sein Gesicht. „Das halte ich nicht aus! Komm lass uns endlich hier verschwinden“, jammerte er.
„Du wirst doch nicht schlappmachen? Jetzt wo wir so nahe an unserem Ziel sind. Ich will unbedingt wissen, was das für eine geheimnisvolle Maschine ist. Du kannst ja gehen, wenn du Schiss hast.“
Doch nun wollte Whoopie auch nicht mehr kneifen. Geduckt schlichen die beiden Hasen durch die Öffnung in die Finsternis hinein. Nur wenige Sonnenstrahlen bahnten sich einen Weg durch die Ritzen in den Holzwänden und tauchten den Schuppen in ein geheimnisvolles Licht. „Dass es so gruselig ist, hätte ich nicht gedacht“, flüsterte Rabbit und drückte sich eng an seinen Hasenfreund. Langsam setzten sie eine Pfote vor die andere, bis sie plötzlich an ein Hindernis stießen. Whoopie schrie erschrocken auf.
Rabbit, der seine Angst auf keinen Fall zeigen wollte, ertastete mit seinen Vorderläufen den vor ihnen liegenden Gegenstand. „Ist nur ein Stück Balken“, beruhigte er den zitternden Whoopie. „Er ist wahrscheinlich von oben heruntergefallen. Ist doch ganz schön morsch diese Bude. Los, gehen wir weiter!“
Eng aneinander gekuschelt setzten sie ihre Entdeckungsreise fort. Sie mussten noch mehrmals über Holzteile hüpfen, die ihnen den Weg versperrten. Langsam gewöhnten sich ihre Augen an die Dunkelheit und sie konnten immer mehr Umrisse erkennen.
„Da!“, rief Rabbit auf einmal. „Schau, hier ist es. Das muss der geheimnisvolle Roboter sein.“
Eingehüllt in verstaubte, dreckige Decken verbarg sich etwas vor ihnen. Spinnweben spannten sich bis hinauf in das Dachgebälk.
„Und du meinst, die Maschine ist da drunter?“
„Das werden wir spätestens sehen, wenn wir die Verpackung herunterziehen, Whoopie.“ Rabbit hatte seine Überlegenheit zurückgewonnen. Mutig zog er heftig an einem Zipfel der Decke und mit einem Schwupp fiel der Schutz ab und beide Hasen standen in einer undurchdringlichen Schmutzwolke.
„Oh mein Gott“, rief Whoopie aus und hüpfte mit einem Satz zur Seite. Gleich darauf musste er kräftig husten. Auch Rabbit nieste und hustete in einem fort.
Es dauerte eine ganze Weile, bis sich der Staub legte und sie wieder freie Sicht hatten. Doch umso größer war jetzt die Überraschung. Vor ihnen stand ein Riesenmonstrum mit Greifarmen und zahlreichen Schrauben, Rädchen und Kabeln.
„Wow, ist das cool!“ Whoopie stand staunend vor dem Ungetüm.
Rabbit, der sich schon etwas näher herangewagt hatte, betrachtete es grübelnd. „Wenn ich nur wüsste, wie man das Ding einschalten kann?“
„Ich glaube, ich weiß wo“, rief sein Hasenfreund erfreut. „Hier ist ein roter Knopf. Das ist bestimmt der Anlasser.“ Eilig hüpfte er auf ein Stahlrohr und versuchte gerade an den großen roten Schalter zu gelangen, als von der Tür her eine Stimme rief:
„Nein, nicht!“
Doch es war zu spät. Whoopie hatte bereits den roten Knopf gedrückt.
„Seid ihr von allen guten Geistern verlassen? Was macht ihr hier in meinem Schuppen?“
Erschrocken fuhren die beiden Hasen herum und sahen Onkel Bunny im Türrahmen stehen. Eine Antwort konnten sich die beiden Häschen sparen, denn in diesem Moment ertönten seltsame Geräusche. Ängstlich hüpften Rabbit und Whoopie zum Ausgang und drückten sich eng an den Onkel.
„Was ist das? Was geschieht hier?“, fragte dieser erstaunt.
Das Ungetüm begann zu schnauben und zu zischen. Unter den Hasenpfoten fing der Boden an zu vibrieren. Aus sämtlichen Öffnungen der Maschine drangen dicke Rauchschwaden heraus. Stangen und Rädchen bewegten sich rhythmisch hin und her. Der Lärm schwoll immer mehr an, sodass sich die ängstlichen Hasen ihre langen Ohren mit den Pfoten zuhalten mussten.
Plötzlich trat Stille ein. Der Nebel verzog sich und das Monstrum stand ruhig an seinem Platz.
„Das ist ja ein Ding!“ Rabbit hatte als Erster die Sprache wiedergefunden. „Und was sollte der ganze Lärm nun?“
Kaum hatte der kleine Hase die Frage ausgesprochen, als ein Plopp die drei zusammenzucken ließ. Dann wieder Stille.
Rabbit nahm seinen ganzen Mut zusammen, näherte sich dem Ungetüm und stieß einen Schrei aus. Schnell liefen die beiden anderen Hasen herbei und Whoopie entfuhr ein Laut des Entzückens. In einer Schale, die an der Maschine befestigt war, lag ein herrlich bunt bemaltes Osterei.
Ute Petkelis wurde im Jahr 1958 geboren und lebt heute mit Mann und Sohn im Main-Kinzig-Kreis. Erst 2004 begann sie mit dem Schreiben. Zunächst waren es Kinder- und Alltagskurzgeschichten, später kamen Märchen hinzu. Einige ihrer Texte wurden bereits in Anthologien veröffentlicht.