Kitabı oku: «Wünsch dich ins Wunder-Weihnachtsland Band 5», sayfa 2

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Glaubst du an Wunder?

„Glaubst du an Wunder?“, hat mich die Alte gefragt. Von Wundern an Weihnachten hat sie geredet. Von Wundern! Das soll sich mal jemand vorstellen. Bin ich ein kleines Kind? Wer glaubt denn schon an Wunder? Die Alte vielleicht. Ich jedenfalls nicht. Missgelaunt stapfe ich durch den tiefen Schnee. Es ist dunkel und die Flocken fallen so dicht, dass man kaum die eigene Hand vor Augen sehen kann. Es geht ein scharfer Wind, und die Kälte ist so beißend, dass man es selbst mit dickem Schal und Pelzmantel kaum länger als eine Stunde draußen aushält. Ich bin gerade losgegangen, dennoch zittere ich bereits wie Espenlaub. Meine Hände sind rot und klamm vor Kälte.

Ich komme an den Rand eines kleinen Fichtenwäldchens. Seine Bäume werden vom Wind hin- und hergerissen. Trotzdem hoffe ich, dort etwas Schutz vor dem Sturm zu finden. Der Wind, der mir zuvor wütend unter die Kleider fuhr, ist hier etwas schwächer, doch die Schneeflocken dringen weiter ungehindert zu mir durch. Meine Kleider werden allmählich feucht und die Kälte nutzt das gnadenlos aus. Dann, mit einem Mal, verebbt der Sturm. Der Wind lässt nach, es hört auf zu schneien und der Himmel klart auf. Durch ein paar Wolkenschleier schimmert blass der Mond. Zwischen den Wolken glitzern vereinzelte Sterne wie kleine Eiskristalle.

Der Schnee auf den Ästen und dem Weg vor mir sorgt dafür, dass die Nacht nicht völlig dunkel ist. Doch obwohl der Sturm nachgelassen hat, wird es nicht vollkommen still. Statt des Windes beginnen nun in der Ferne leise die Wölfe zu heulen. Allmählich wird es mir unheimlich. Die eingetretene Stille, vermischt mit dem Heulen der Wölfe, beunruhigt mich mehr, als es das Tosen des Sturmes je vermocht hätte. Langsam nähere ich mich der Mitte des Waldes. Hier stehen die Nadelbäume dichter und es ist dunkler. Ich zögere: Soll ich weitergehen?

Da sehe ich es unter einem der Bäume plötzlich grün blitzen. Klar, die Nadeln der Bäume sind grün, doch dieses Grün ist irgendwie anders. Saftiger, lebendiger. Vorsichtig schleiche ich zu dem niedrigen Bäumchen, bei dem ich dieses herrliche Grün wahrgenommen habe, obwohl ich bezweifle, dass jemand außer mir hier ist. Bei der Fichte angekommen hebe ich vorsichtig die untersten Zweige an, um zu sehen, was sich darunter verbirgt. Was ich sehe, verschlägt mir die Sprache.

Verwirrt starre ich die Pflanze an. Es ist eine kleine Blume, nicht größer als meine Handfläche, so klein und zierlich. Sie trägt eine blaue Blüte und strahlt in ihrer ganzen vollkommenen Schönheit zu mir herauf. Es ist die herrlichste Blume, die ich je gesehen habe. Doch ich kenne diese Blumenart, eine Sommerblume – Blütezeit im Hochsommer. Wir haben Mitte Dezember und tiefste Minustemperaturen! Das ist unmöglich! Die Blume müsste längst abgestorben oder erfroren sein. Lange Zeit starre ich sie irritiert an. Ich kann mir einfach keinen Reim darauf machen.

Doch dann fallen mir die Worte der Alten wieder ein, und mir wird einiges klar. Mit einer ganz anderen Einstellung gehe ich nach Hause. Denn nun weiß ich: Manchmal muss man eben doch ein bisschen an Wunder glauben, vor allem zur Weihnachtszeit!

Tanja Wendorff ist 19 Jahre alt und lebt im niedersächsischen Garbsen. Wenn Sie in ihrer Freizeit nicht Abenteuer als Pfadfinderin erlebt, betreibt sie gerne Ju-Jutsu. Demnächst erscheint ihre Geschichte „Die Dunkle Königin“ in der Anthologie „Verliebt bis in den Tod, Teil 2“ im net-Verlag.

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Des Schneemanns Nase

Paul hat mal einen Schneemann gebaut,

ich sag euch, der hat schön ausgeschaut!

Als Nase prangte dem Wicht

eine Möhre im Gesicht

und als Krönung auf dem Kopf

aus der Küche gar ein Topf.

Er hatte keine Beine,

als Augen nur zwei Steine,

doch was er auf dem Haupte trug,

verlieh der Würde ihm genug,

und erst die Nase, glaubet mir,

war wirklich allerreinste Zier!

Bis des Nachts ein Hase kam

und dem Mann die Nase nahm,

ich sah genau, wie er saß

und die frische Möhre fraß.

O weh, nun hatte der Wicht

nur noch ein Loch im Gesicht ...

Ein Engelein im Himmel droben

sahs auch und kam herabgeflogen,

hat dem Schneemann leis und sacht

eine neue Nas gebracht,

und eh es wieder flog nach Haus

rief es noch schnell den Nikolaus.

„Der Schnee erfreut die Kinder,

fürs Wild ist hart der Winter“,

nickte ernst der Heilige, der Gute,

nein, er hatte niemals eine Rute.

Die Weihnachtszeit schon nahte bald,

drum war er unterwegs im Wald,

füllte gleich Hafer, Heu und Rüben

nebst Körnern in die Futterkrippen,

im Sack ließ er die süßen Sachen,

die allen Kindern Freude machen,

auch Äpfel, Nüss und Mandelkern

und was sie sonst noch essen gern.

Alsdann stapft er aus dem Wald heraus,

bracht etwas davon in jedes Haus,

Paul von alledem nichts merkte,

lag im Schlafe, der ihn stärkte,

überall herrscht Stille, Ruh,

Christkind guckt von Ferne zu,

flog ein paarmal rasch zur Erde,

schaut, obs allseits festlich werde,

war zufrieden, lächelt hold,

Paulchen fand ein Haar aus Gold,

als er am Morgen spät erwachte

und draußʼ die Wintersonne lachte.

Lief wie der Wind zum bunten Teller,

zum vollen Stiefel noch viel schneller

und jubelte: „Wie ich das mag,

heissa, heut ist Sankt Niklaustag!“

Am Abend Paul am Fenster stand

mit einem Zimtstern in der Hand,

sah im Licht vor der verschneiten Föhre

rot erglänzen seines Prachtkerls Möhre,

war überglücklich, und ich dachte:

„Wie gut, dass Niklaus Futter brachte:

Versorgt ist das Wild für den Rest vom Jahr

und des Schneemanns Nase außer Gefahr.“

Barbara Avato wurde 1949 in Nordhessen geboren und lebt seit 1985 in Italien. Die Diplom-Übersetzerin und ausgebildete Waldorflehrerin veröffentlichte Aufsätze zu verschiedensten Themen, Kindergeschichten und literarische Übersetzungen.

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Wenn das Krippenspiel im Chaos versinkt

Glücklich lief Alina über die verschneite Straße nach Hause. Es war der erste Advent, und wie jedes Jahr wurden am ersten Advent im Kindergottesdienst die Rollen für das Krippenspiel am Heiligen Abend verteilt.

Alina machte nun schon zum dritten Mal mit, doch dieses Jahr war alles anders. Dieses Jahr durfte sie die Maria spielen. Maria, die wollte sie letztes Jahr und das Jahr davor auch schon spielen, aber da hatte es immer nur zum Engel gereicht. „Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude. Euch ist heute der Heiland geboren“, und so weiter.

Sie kannte den Text schon auswendig und hätte ihn nicht mehr lernen brauchen, doch sie freute sich sehr, dass sie dieses Jahr einen neuen Text, den Text der Maria, lernen durfte. Auch die Tatsache, dass Tom, ausgerechnet Tom, der größte Idiot und Klassenclown der 2b, den Josef spielte, hielt sie nicht von ihrer Freude ab. Singend sprang sie durch die Gassen der kleinen Stadt.

„Mama“, rief sie und sprang ihrer Mutter in die Arme, als die ihr die Tür öffnete, „ich spiele Maria!“

„Super, na endlich. Siehst du, ich habe dir doch gesagt, irgendwann wirst du auch die Maria spielen dürfen“, sagte ihre Mutter und freute sich für Alina mit.

„Aber ich brauche ein Kostüm“, erwiderte Alina und war schon auf dem Weg in das Zimmer ihrer Oma.

Aufgeregt riss sie den Kleiderschrank auf und fing an, ihn zu durchwühlen. Sie wusste genau, wonach sie suchte: das blaue lange Kleid und das rote Tuch darüber.

Als sie alles endlich gefunden hatte, zog sie es schnell an und betrachtete sich im Spiegel. Beide Kleidungsstücke waren ihr etwas zu groß, aber man konnte es mit einem Gürtel etwas hochbinden. Sie war so begeistert, dass sie gar nicht gemerkt hatte, dass ihre Mutter in der Tür stand.

Deshalb erschreckte sie sich, als ihre Mutter lachend sagte: „Na du kannst es ja wohl kaum erwarten.“

„Hilfst du mir beim Textlernen, Mama?“ Alina sah ihre Mutter fragend an.

„Natürlich. Ich will ja auch ein schönes Krippenspiel sehen am Heiligabend. Aber erst einmal wird das ganze Chaos hier beseitigt.“

Alina sah sich um. Erst jetzt bemerkte sie die ganzen Kleider und Jacken, die durch das halbe Zimmer verteilt auf dem Boden lagen. Sie sah hinauf in den Kleiderschrank. Er war fast leer, und sie musste lachen. Auch ihre Mutter fing an zu lachen.

In der folgenden Woche lernte Alina fleißig ihren Text, damit sie ihn bei der ersten Probe auch schon konnte. Obwohl es altmodische Sprache war mit komischen Wörtern, die Alina noch nie gehört hatte, fiel ihr das Textlernen gar nicht schwer. Sie konnte es bis zur ersten Probe kaum erwarten und war schon ganz aufgeregt.

Am zweiten Advent im Kindergottesdienst erzählte Kerstin, die Leiterin, eine kurze Geschichte passend zur Adventszeit, und sie sangen ein Lied. Alina kannte es schon aus der Schule und sang laut mit. Sie sang gerne und hatte auch schon mal bei einem Kindermusical mitgespielt.

Anschließend fingen sie dann endlich an zu proben. Alina hatte sich das Kleid schon zu Hause über ihren Pullover gezogen, doch dieses Mal wollten sie noch ohne Kostüme üben. Also begann Alina, sich das Kleid wieder auszuziehen. Dabei übersah sie allerdings Tom, der hinter ihr stand. Sie stieß ihn an, er geriet ins Wanken und fiel gegen den Tisch mit dem Adventskranz.

Eine der zwei brennenden Kerzen kippte zur Seite und das heiße Wachs tropfte auf das trockene Tannengrün. Der Kranz fing Feuer.

„Es brennt!“, schrie eines der Kinder panisch. Plötzlich rannten alle aufgeregt schreiend durcheinander, und Kerstin hatte große Mühe, den Überblick zu behalten. In der Zwischenzeit kamen schon andere Mitarbeiterinnen mit einem Eimer Wasser und schütteten ihn über den brennenden Adventskranz.

„Das ist ja gerade noch mal gut gegangen“, sagte Kerstin erleichtert, als alle wieder auf ihren Plätzen saßen. Der Rest der Probe verlief ohne weitere Zwischenfälle, und auch wenn noch nicht alle ihren Text auswendig konnten, waren die Mitarbeiterinnen zufrieden. Auch Alina hatte die Probe großen Spaß gemacht und sie freute sich schon auf den nächsten Sonntag.

Eine Woche später wurde dann mit Kostüm geprobt. Da noch nicht jeder ein Kostüm dabei hatte, bekamen sie welche von Kerstin. Josef einen Mantel, die Hirten einen Mantel oder ein Fell und einen Hut und die Engel ein weißes Gewand mit Sternen.

Sie sahen alle toll aus und liefen in ihren Kostümen durch das Gemeindehaus. „Langsam, langsam“, versuchte Kerstin sie noch zu bremsen, doch da war es schon zu spät. Annika war ausgerutscht und in die Kulisse gefallen. Diese kippte um und landete mit einem lauten Knall auf dem Boden. Annika war zum Glück nichts passiert und sie kam lachend aus den Trümmern.

Kerstin und Petra stellten die Kulisse wieder auf, und die Probe begann. Alles ging gut, bis Tom als Josef an der Reihe war. Anfangs ging es flüssig vorwärts, doch dann geriet er ins Stocken und brachte auch Alina, die ihren Text eigentlich konnte, durcheinander.

In ihrem Kopf entstand das reinste Chaos, doch das ließ sie sich nicht anmerken und spielte so gut sie konnte weiter. Tom bekam nach der Probe als Hausaufgabe auf, seinen Text zu lernen, damit die nächste Probe nicht so ein Gestammel würde.

Anders als Alina es erwartet hatte, konnte Tom am nächsten Sonntag seinen Text, sodass das Stück komplett ohne Probleme geprobt werden konnte. Einzig und allein der Stern über Bethlehem, der eigentlich an der Krippe hängen sollte, war nicht auffindbar.

Kerstin jedoch war zuversichtlich und versprach, den Stern bis zur Generalprobe am Mittwoch gefunden zu haben. Bis zum Heiligen Abend waren es nur noch vier Tage, und Alina wurde immer aufgeregter, doch sie machte ihre Rolle gut, und Kerstin lobte sie.

Als Alina am Mittwoch zur Generalprobe in die Kirche kam, waren ein paar der anderen Kinder schon da und zogen ihre Kostüme an. Der Stern war wieder aufgetaucht und der Probe stand nichts mehr im Weg. Das dachten zumindest alle.

Jeder konnte seinen Text, die Kostüme waren fast alle da, der Stern war da und auch die Krippe stand sicher. Doch die Kinder waren aufgeregt und die Mitarbeiterinnen im üblichen Weihnachtsstress. Die Probe begann, langsam wurden die Kinder ruhiger.

Alles lief gut und am Ende des Stückes waren alle froh, dass nichts Nennenswertes mehr passiert war. Zum Schluss sangen alle zusammen ein Lied, als Alina und ihre Freundin Paula plötzlich merkten, dass die Bühnenerweiterung, die nur aus einfachen Holzlatten bestand, unter ihnen nachgab. Wenige Sekunden später brachen die Mädchen auch schon durch die Bühnenerweiterung und landeten unsanft auf den Fliesen.

„Auch das noch“, stöhnte Kerstin: „Wie sollen wir die bis morgen reparieren?“ Das fragten sich die anderen allerdings auch und konnten nur hoffen, dass es am nächsten Tag weniger chaotisch zugehen würde.

Am nächsten Tag war Heiligabend. Sie trafen sich alle eine halbe Stunde, bevor der Gottesdienst begann in der Kirche, um sich umzuziehen und die wichtigsten Sachen noch einmal zu besprechen.

Alina und die anderen waren alle sehr aufgeregt und konnten es kaum erwarten, dass der Gottesdienst begann. Dann ging es endlich los. Alles lief gut und ohne Zwischenfälle. Die Gemeinde war begeistert und von dem Chaos der Proben war nichts zumerken.

„Wenn das Krippenspiel im Chaos versinkt ...“, sagte Kerstin, und Alina vollendete ihren Satz: „... geht am Ende doch alles gut!“

Eins war klar: Dieses Krippenspiel würden sie alle so schnell nicht vergessen.

Jana Voßkuhle ist Schülerin und 17 Jahre alt. Die Sauerländerin liest und schreibt in ihrer Freizeit gerne, schauspielert und spielt Fußball. In Papierfresserchens MTM-Verlag erschien bereits eine Geschichte von ihr in der Anthologie „Fanhelden - Das sind WIR!“

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Das Schneewunder

Malia hat noch nie weiße Weihnachten erlebt. Und dabei ist sie schon sieben. Zum einen liegt das wohl daran, dass es bekanntlich gerade am Weihnachtstag meistens nicht schneit. Zum anderen liegt das wohl auch und vor allem daran, dass Malia in Kenia lebt. Kenia ist ein großes Land in Afrika, und dort gibt es einfach so gut wie niemals Schnee. Doch dieses Jahr ist Malia überzeugt, dass es zu Weihnachten schneien wird.

Von ihrer Partnerschule in England hat Malias Schulklasse nämlich schon zu Beginn der Adventszeit ein großes Paket mit Geschenken bekommen. Ein Buch mit Weihnachtsgeschichten hat es Malia besonders angetan. Im Buch sind wunderschöne Bilder vom Weihnachtsmann, von Weihnachtsbäumen, von Engeln und allen möglichen anderen weihnachtlichen Dingen.

Vor allem aber ist auf fast jedem Bild Schnee zu sehen. Unmengen von Schnee. Da sieht man Kinder durch den Schnee laufen, Kinder, die rodeln und Kinder, die Schneemänner bauen.

„Wie sich Schnee wohl anfühlt?“, denkt Malia. Auf den Bildern sieht der Schnee aus wie Watte. Malia würde sich gerne in den Schnee hineinkuscheln.

„Ich wünsch mir zu Weihnachten Schnee“, verkündet Malia ihrem Großvater, der in der Vorweihnachtszeit mit ihr einkaufen geht. Unterwegs erklingen Weihnachtslieder aus Lautsprechern, Palmen sind bereits weihnachtlich geschmückt und in dem einen oder anderen Geschäft kann Malia einen riesigen Plastikweihnachtsmann bewundern.

„Bei uns ist es doch viel zu warm für Schnee“, meint der Großvater lachend.

„Wenn ich ihn mir ganz fest wünsche, wird er schon kommen“, erwidert Malia und scheint sich ihrer Sache sicher zu sein. „Dieses Jahr wird es zu Weihnachten schneien“, erzählt sie jedem, der es hören will und auch jedem, der es vielleicht nicht mehr hören will, weil er es mittlerweile schon gut zehnmal von Malia gehört hat.

Endlich rückt der ersehnte Tag näher. Am 24. Dezember gibt es bei Malias Familie ein großes Festessen. Danach ist es die Aufgabe von Malia und ihren drei Brüdern, das Haus für den nächsten Tag – den eigentlichen Weihnachtstag in Kenia – zu putzen und zu dekorieren und das Festmahl zuzubereiten. Das ist ganz schön anstrengend für die Kinder, doch so ist es in Kenia nun einmal Brauch, und die Kinder machen es gerne.

Alle sind aufgeregt. Malia redet ununterbrochen vom Schnee. „Ich wünsche mir Schnee zu Weihnachten. Morgen müsste er dann da sein. Er sieht aus wie Zucker und schmeckt süß.“

Am nächsten Tag sind alle früh auf den Beinen. Es ist warm und sonnig und von Schnee ist keine Spur zu sehen. Malia schaut besorgt zum Himmel. „Na, wo bleibt dein Schnee?“, neckt der große Bruder sie die ganze Zeit.

„Der kommt schon noch“, erwidert sie, wirkt aber nicht mehr ganz so sicher.

Wie jedes Jahr schlachtet Malias Vater am Weihnachtsmorgen eine Ziege und verteilt das Fleisch an Familienangehörige und Verwandte. Nach dem Weihnachtsessen toben die Kinder im Freien herum. Es ist sehr warm und die Kinder sind bald vollkommen verschwitzt. Malia ist ungewöhnlich ruhig. „Wo bloß mein Schnee bleibt?“, denkt sie bei sich.

Dann bricht die Familie auf. Sie gehen von Haus zu Haus, wünschen frohe Weihnachten und verteilen kleine Geschenke. Malia wird langsam nervös. Gegen Abend sind immer mehr Leute unterwegs, um einander frohe Weihnachten zu wünschen. Es wird gelacht, gesungen und getanzt.

Malia zupft ihren Vater am Ärmel. „Papa, sollen wir nicht langsam nach Hause gehen? Was ist, wenn der Schnee kommt, und ich bin nicht zu Hause?“ fragt sie.

Der Vater ist ungehalten. „Ach, gib doch endlich Ruhe mit deinem Schnee! Es gibt hier keinen Schnee und ich will nichts mehr davon hören!“

Von da an schweigt das Mädchen. Alle feiern ausgelassen, doch Malia ist traurig.

Spät am Abend geht die Familie heim. Die Kinder sind müde und die Mutter trägt Malias kleinen, schlafenden Bruder Timo am Rücken. Als sie um die Ecke biegen und von Weitem ihr Haus sehen, bleiben alle fassungslos stehen. Zuerst bringt keiner ein Wort heraus. Doch dann ertönt ein Schrei.

„Der Schnee ist da!“, ruft Malia, so laut sie kann und läuft auf ihr Haus zu. Tatsächlich! Über dem Haus und dem Hof von Malias Familie schneit es! Dicke weiße Flocken fallen vom Himmel und am Dach liegt bereits eine dichte Schneedecke. Im Hof ist der Schnee schon knöcheltief.

Alle anderen Häuser sehen aus wie immer, nur über dem Haus von Malia schneit es. Malia springt bereits im Schnee herum, lacht und jauchzt. „Schaut euch den Schnee an!“, ruft sie ihrer Familie überglücklich zu. „Wie schön kühl er ist!“ Malia wälzt sich im Schnee. Dann kostet sie ihn vorsichtig. „Naja, sehr süß ist er nicht“, muss sie gestehen und verzieht ein wenig das Gesicht.

Dann kommt endlich die ganze Familie in den Hof. Die Eltern und der Großvater berühren zögerlich mit den Händen den Schnee und machen ein paar vorsichtige Schritte darin. Die beiden älteren Brüder stürzen sich auf den Schnee, laufen darin herum und werfen begeistert den Schnee in die Luft. Nur der kleine Bruder schläft ungerührt auf Mamas Rücken weiter.

Am nächsten Tag herrscht Hochbetrieb im Hof. Es hat zu schneien aufgehört und Kinder und Erwachsene kommen vorbei, um das erste Mal in ihrem Leben Schnee zu sehen. Alle wollen ihn anfassen und viele kosten ihn auch heimlich, sind aber vom Geschmack dann meistens enttäuscht.

„Wieso habt ihr Schnee, obwohl es so warm ist?“, fragen die Besucher, die in kurzen Hosen, T-Shirts und Sandalen im Schnee herumstapfen. „Und wieso liegt nur in eurem Hof Schnee?“

„Das habt ihr nur meiner Schwester zu verdanken, die hat ihn sich gewünscht“, erklärt dann Malias ältester Bruder jedes Mal stolz – genau der Bruder, der Malia erst gestern wegen des Schnees gehänselt hat.

Malia ist in ihrem Element. Mit dem Weihnachtsbuch der englischen Partnerschule geht sie im Hof herum und zeigt allen die Bilder. So lernen ihre Freunde und Freundinnen, wie man einen Schneemann baut und eine Schneeballschlacht macht. Gemeinsam mit den Erwachsenen schaffen es die Kinder sogar, den Schnee zu einem kleinen Rodelhügel zusammenzuschieben. Auf alten Plastiksäcken wird dann mit viel Lachen und Jauchzen wieder und wieder hinuntergerodelt.

Das Schneewunder hält drei Tage lang. Die ganze Zeit über strahlt die Sonne vom Himmel und es ist sogar für Kenia ziemlich heiß für diese Jahreszeit. Wenn man sich ein bisschen schneller bewegt, kommt man schon ins Schwitzen.

Trotzdem liegen auf dem Haus und im Hof immer noch die Schneemassen. Das ganze Dorf ist in Aufruhr. Jeder verbringt so viel Zeit wie möglich bei Malia, um sich im Schnee abzukühlen. Die Kinder stellen alle Szenen nach, die auf den Bildern in dem englischen Buch zu sehen sind. Am dritten Tag bauen alle gemeinsam ein großes Iglu. Im Hof herrscht von früh bis spät ein so reges Treiben wie auf einem Volksfest.

Am vierten Tag jedoch beginnt der Schnee in der Früh zu tauen. Die Kinder wollen den Schnee festhalten, doch er ist bereits ein matschiger Brei. Am Nachmittag ist der ganze Schnee weggeschmolzen und nur ein paar große Wasserpfützen im Hof erinnern daran, dass er da war.

„Jetzt ist dein ganzer schöner Schnee weg“, meint der Großvater und streicht Malia mitleidig übers Haar.

„Macht nichts“, meint diese. „Es war doch schön, dass der Schnee drei Tage da war. Für mich war es das schönste Weihnachten meines Lebens.“

„Dieses Weihnachten war wirklich ganz besonders schön“, stimmt der Großvater zu. „Im Dorf werden sich immer alle daran erinnern. Das war das Weihnachten, werden sie sagen, an dem uns die kleine Malia den Schnee geschenkt hat.“

Andrea Kotorman wurde 1974 in Wien geboren, wo sie später Jura studierte. Heute lebt sie mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern in der Nähe Wiens, seit 1999 arbeitet sie beim Roten Kreuz als Juristin. Bereits als Jugendliche hat sie in ihrer Freizeit geschrieben und Kurzgeschichten wie Gedichte in Zeitschriften veröffentlicht. Später spezialisierte sie sich auf Erzählungen für Kinder und Jugendliche.

Yaş sınırı:
0+
Hacim:
182 s. 4 illüstrasyon
ISBN:
9783960743231
Telif hakkı:
Bookwire
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