Kitabı oku: «Die Eucharistie als Opfer der Kirche», sayfa 12

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2.2 Eingliederung des Menschen in den pneumatischen Christus

Die Eingliederung der Gläubigen in den mystischen, d.h. pneumatischen Leib Christi, ist die Grundlage der christlichen Gemeinschaft. So gelangt Casel zu der Definition seines Begriffes vom „Gottmenschen“, der schon einige Male gefallen ist. Er ist das mystische Haupt aller an ihn Glaubenden, die durch die Taufe ihm einverleibt wurden. Vom Haupte aus durchdringt das übernatürliche, göttliche Leben, eben das Pneuma, den gesamten Leib und vollendet ihn zu einem geschlossenen Organismus, der fortan ein einziges Lebensprinzip hat. Dabei unterscheiden sich zwei Wahrnehmungsformen. Im himmlischen Bereich teilt sich diese Einheit unmittelbar mit. Dem irdischen Gläubigen ist diese Unmittelbarkeit noch nicht geschenkt. Er muss daran glauben und hat dafür als Unterpfand die Mysterien der Kirche, an erster Stelle die Eucharistie. Sie ist als sakramentaler Leib Christi die Nahrung für den mystischen Leib Christi. So wird die Eucharistie zum Einheitsband des neuen und ewigen Bundes. Casel betont damit, dass die Eucharistie sowohl die Gläubigen mit Gott, als auch untereinander verbindet.376 Die Gläubigen essen und trinken den getöteten Herrn und werden auf diese Weise ein Leib mit ihm, getränkt mit seinem einen Pneuma, wie schon Paulus in 1 Kor 12,13 schreibt. Das Trinken des Blutes bedeutet die innigste Vereinigung mit Christus selbst. Casel betont zugleich, dass die Eucharistie schon sakramental die Auferstehung beinhaltet, da sonst gar nicht vom Sakrament des Heiles gesprochen werden kann.377

Sein Ansatz basiert dabei zunächst in der augustinischen Leib-Christi-Auffassung. Der eine neue Mensch, gemeint ist Christus und die Kirche, erscheint als eine Wirklichkeit kollektiver Ordnung, da dieser neue Mensch aus den Einzelwesen gebildet wird. Dieser äußerlichen Betrachtung stellt Casel eine innerliche Betrachtung zur Seite, die sich der innerlichen Verwirklichung der Einheit der Einzelwesen zum einen neuen Menschen widmet: Eine seins- und wesenhafte Einheit, eine übernatürliche Einheit. Demnach ist das Kreuz Jesu der Ort, an dem die Einheit in Blut und Pneuma Christi geschaffen ist. Das Pneuma Christi begründet die Einheit, nachdem im Tod Jesu alles Trennende der Sünde entfernt ist.378 Der „Leib des Herrn“ meint hier also die Gesamtheit aller Gläubigen.379

Diese so genannte eine Person, der eine neue Mensch, verinnerlicht die göttliche Einheit des Pneumas, das alle Unterschiede und Trennungen hinwegnimmt. Das menschliche Beurteilungsschema neigt nach Casel dazu, die Unterschiede hervorzuheben, welche letztlich schon im Leib Christi überwunden und zur Einheit geführt sind (Kol 3,11). Der pneumatische Christus, dessen innerstes Prinzip das göttliche Pneuma ist, kann gar nicht anders, als zur Einheit zusammenführen. Paulus verfolgte nicht einzelne Christen (vgl. Apg 9,4), sondern den Christus. Casel sieht hierin das paulinische Verständnis des Mysteriums. Die Einheit Christi und der Ekklesia ist dieses Mysterium. In dieser Einheit besteht demnach das ganze Christus-Mysterium, das Mysterium des einen pneumatischen Christus, auf den der ganze Heilsplan zuläuft. Dieses Mysterium ist, das muss Casel zugestehen, zwar noch verborgen, dennoch schon Wirklichkeit. Der Einzelne ist wiederum berufen durch den Glauben, einzugehen in dieses Mysterium, d.h. Christus in sich wohnen zu lassen. Casel sieht die Bestätigung in Gal 2,20: Ich lebe, aber nicht mehr als Ich! Es lebt vielmehr in mir Christus. Die Einheit, die hier vertreten wird, ist eine Einheit in der Zweiheit. D.h., dass das selbständige Existieren bestehen bleibt, sonst wäre keine Agape möglich. Somit ist deutlich, dass in der Christus-Mensch-Einheit sich bei Casel die trinitarische Agape-Einheit widerspiegelt, die jedoch nur mit den Augen des Pneumas zu erfassen ist.380

Die Auswirkung, die diese Sichtweise mit sich bringt, bezeichnet Casel in zweierlei Hinsicht. Zum einen sagt er, dass die, die zu dem einen Christus gehören, einen neuen Namen erhalten: Christus. Daran schließt sich der zweite Schritt an, die Zuerkennung der Sohnschaft, d.h. durch Christus werden alle zu Söhnen Gottes, Hohepriester des Allerhöchsten, Beisitzer am Thron des Herrn und bilden so die Ekklesia.381 Die innere Verbindung ist dabei frei von jeglichen Grenzen einzelner Individuen. Das Ich herrscht nicht mehr, sondern Christus hat diesen Platz eingenommen durch das innere Einheitsprinzip des Pneumas. Daher steht laut Casel der Ekklesia die Namensgebung „der Christus“ zu, da sie die sichtbare Gestalt dieses Einheitsprinzips im Pneuma und von daher in der Agape darstellt.382

2.3 Einheit in der Sohnschaft und einen Gnade

Wir stellten bei Casel fest: Die Einheit in dem Christus bringt für die Glieder der Ekklesia, die Sohnschaft im Sohne mit sich. Jesus Christus ist durch Tod und Auferstehung hinein genommen in die Trinität, auch und gerade der Menschheit nach. Was von Christus an sich gilt, nimmt Casel zugleich von dem Christus, dem totalen Sohn, wie er formuliert, an. Der Blick auf seinen Sohn lässt Gott zugleich die ganze Ekklesia sehen. Der totale Christus ist der wahre Sohn, der definiert wird, als Einheit vom Sohn (Logos) in der Trinität, inklusive der angenommen Menschheit und dem durch die Gnade der Menschwerdung neugezeugten Menschengeschlecht. Die Glieder Christi sind Glieder des Sohnes, in einer Einheit ohne Trennung und Vermischung. Die gnadenhafte Hineinnahme in den eingeborenen Sohn macht die Glieder in Gemeinschaft mit Christus zu dem einen Sohn. Die Sohnzeugung der Glieder der Ekklesia geschieht dabei durch die einzige göttliche Sohneszeugung, die Zeugung des innertrinitarischen Sohnes aus dem Vater, hindurch. Dabei schränkt Casel ein, dass Gott die Gläubigen nicht wie den einzigen Sohn zeugt, sondern sie nur mitzeugt und mitliebt, eben wenn diese sich dem einzigen Sohn anschließen.383 Die Sohnschaft der Gläubigen ist somit in der Teilhabe am Sein des Sohnes begründet, in dem die menschliche Natur mit der Person des göttlichen Logos geeint ist. Die Menschheit Jesu ist durch Tod und Auferstehung ganz in die Wesenheit des Logos aufgenommen worden. Von da aus strömt die Fülle der Gnade auf die Gläubigen über. Die Menschheit des Sohnes wird so zum Schlüssel der Sohnesannahme und Gemeinschaft mit dem Vater.384 Die hypostatische Union ist für Casel der Urgrund, warum die menschliche Natur in Christus die Gnadenfülle erhält. Dadurch ist Christus über jedwedes Geschöpf unendlich hoch erhaben zu denken. Nun bleibt dieses Privileg des Pneumas, der Gnade, nicht auf Christus beschränkt, sondern teilt sich dem Gläubigen mit, so dass von einer einzigen Gnade zu sprechen ist. Er deutet das Leben der Gnade in der Kirche als die Ausdehnung der Inkarnation. So ist es für ihn auch diese eine Gnade, die zur Einheit von Christus und Kirche führt: Der eine (pneumatische) Christus wächst über die Jahre durch das Einssein im Pneuma heran.385

Gnade will Casel darum nicht als eine übernatürliche Kluft zwischen Gott und Mensch begreifen, sondern als eine Gleichgestaltung mit der Person Christi und deren Geschichte und Geschick. Das spezifisch Christliche definiert sich durch die prinzipiell unverdiente und unverdienbare Gnade. Sie ist Geschenk Gottes, die zu einem christlichen und sittlichen Leben befähigt. Christsein ist in der Caselschen Denkform gleichgesetzt mit „Eingliederung in Christus“, woraus sich wiederum Auswirkungen auf die Sakramententheologie ergeben. Taufe und Eucharistie bilden die Grundlage des Identifikationsprozesses.386 Auf diese sakramental-ekklesiale Thematik werden wir erst später genauer eingehen. Zunächst geht es um die Art und Weise der von Casel gesetzten Gleichgestaltung der Gläubigen mit Christus.

Die Christen sollen dem Vorbild des Sohnes Gottes gleichförmig werden. Die darin liegende Schwierigkeit betrifft die hypostatische Union, die allein der Herr selbst besitzt. Die Lösung sieht Casel in der These des Abbild vom Urbild, das heißt hier konkret, dass die Umgestaltung in der Gnade begründet liegt und nicht in der Natur. Die menschliche Seele wird übernatürlich umgestaltet zu einem Bild des Sohnes Gottes. Der Mensch, bestehend aus Leib und Seele, ist ein natürliches Bild des Logos zu dem das übernatürliche Bild des Pneumas hinzutritt und als Gnade die Seele nach göttlichem Vorbild umbildet. Casel nennt dies die Wiedergeburt zum geistlichen Menschen, zum Werden zu Pneumatikern. Die Grundlage dieses Vorganges bilden der demütige Glauben und die Pneumagabe in Taufe und Firmung. Hier lichtet sich das Verständnis von Pneuma im Gedankengang Casels: Gott wohnt auf Grund des geschaffenen Pneumas, dass heiligmachende Gnade genannt wird, in den Seelen der Gläubigen, d.h. Gott wohnt selbst in der geheiligten Seele und äußert sich in den Charismata, die alle letztlich auf das eine Pneuma zurückgehen und zusammen das eine Pneuma der Kirche bilden, dass wiederum die Einheit mit dem Bräutigam Christus Grund legt.387 Es stellt sich weitergehend die Frage, wie die Einheit in Pneuma und Gnade in der einen Sohnschaft überhaupt sichtbar werden kann? Casels Antwort ist mit dem Terminus Agape verknüpft. Diesem Gedankengang widmen wir uns deshalb im nächsten Punkt, um das Verhältnis der Gläubigen zu Christus und in opfertheologischer Weise zum Vater tiefgreifender zu ergründen.

2.4 Einheit in der einen Agape

Die Einheit der Gläubigen untereinander und mit Christus setzt Casel gleich mit der darin wohnenden Agape des Vaters. Die Agape des Vaters zum Sohn muss alle einschließen, die zum Sohn dazugehören, also auch die Ekklesia, den Leib des Sohnes. Die Agape-Einheit des Vaters mit dem Sohn ist ausgedehnt zur Agape-Einheit des Vaters mit den Gliedern der Ekklesia, woraus der Anspruch entsteht, dass, wie der Sohn dem Vater zurückantwortet, auch die Geschöpfe die Liebe dem Vater zurückschenken, in Dankbarkeit, Lob und Preis.388 Der Sohn ist als das Leitsystem der göttlich, väterlichen Agape bestimmt. Eine Rangordnung der Glieder ist aufgehoben, alle werden mit derselben Agape bedacht. Alle stehen vor dem Vater wie der eine Sohn, d.h. im Umkehrschluss, dass Gott niemanden von der umfassenden Liebe ausgrenzen kann, sonst würde Christus selbst ausgegrenzt.389 Für den Einzelnen, der sich zu Christus bekennt, angewandt bedeutet dies, dass die Antwort auf diese Agape des Vaters nur in der eigenen Agape liegen kann. Diese Agape definiert Casel einmal als den Glauben an Jesus, den Christus, zugleich aber auch als die Nächstenliebe zu den anderen Kindern Gottes, die gleichfalls in Einheit mit Jesus Christus stehen. Ein Handeln gegen diese Agape ist damit immer eine Verfehlung gegen den Sohn Gottes selbst, wie Casel augustinisch argumentierend in einem Schlagwort zusammenfasst: Unus Christus amans seipsum – Der eine Christus, der sich selbst liebt. Der pneumatische Christus, also Christus und seine Ekklesia, ist bei Casel letztlich das allumfassende Prinzip der ganzen Welt bis hinein in die einzelne Seele.390

In dieser Argumentation Casels ist hier schon ersichtlich, dass die Kirche nicht ohne Christus denkbar ist. Eine Erkenntnis, die auch für unser Thema zu berücksichtigen ist. In einem nächsten Schritt müssen wir danach fragen, welche Würde die Ekklesia in dieser Konzeption zugesprochen bekommt? Ist sie immer schon nachösterlich mitgedacht?

2.5 Die Würde der Ekklesia als Verleiblichung Christi

Die Kirche ist bei Casel deshalb ebenfalls Mysterium, da er sie als die „Verleiblichung“ des Wirkens Christi sieht. Damit ist sie die Sichtbarmachung der Gnade Gottes, infolge der Erhöhung Christi zum Vater im Himmel. Christi andauernde und handelnde Gegenwart in der Kirche lokalisiert Casel im Kultmysterium, so dass die Mysterien so etwas wie eine beständige Epiphanie des Herrn sind.391 In einer Ansprache zum Sonntag Laetare findet sich die Caselsche Gleichung des schon jetzt und dennoch nicht. Mitten in der Passionszeit kann die Ekklesia ihre Trauer ablegen, allein durch ihren Bräutigam Christus, den schon Verklärten.392 Für die Kirche selbst bedeutet Ostern Anbruch der ewigen Gegenwart Gottes, da sie selbst mit Christus zu Gottes Rechten thronen darf. Gott wohnt ganz in der Seele der Ekklesia durch die Verklärung ihres Hauptes in der Auferstehung.393 Der große Gegensatz von Gott und Fleisch vereinigt sich im pneumatischen Christus. Das Fleisch nimmt nunmehr Anteil an der Gottheit. In Christus selbst wird die Gebrechlichkeit des Menschseins umgewandelt in göttliche Lichtherrlichkeit. Die Lehre vom Leibe Christi, der Ekklesia, beruht bei Casel auf Christi Himmelfahrt. Eph 4,8ff ist für ihn hier eine Schlüsselstelle, da von der Beziehung des pneumatischen Christusleibes zur Erhöhung des Herrn gesprochen wird. Es sind die Charismata, die den pneumatischen Christusleib aufbauen. Casel verweist wiederholt darauf, dass erst der erhöhte Christus die Macht besitzt, sich den Leib zu bilden. Erst nach seiner Erhöhung ist das Fleisch vergöttlicht. Christus herrscht als Gott und mit ihm das ebenso vergöttlichte Fleisch. Casel meint damit, dass in der verklärten Menschheit Christi, die zum Pneuma geworden ist, zugleich in ihr, durch das Pneuma, die Ekklesia einverleibt ist. Christus ist herabgestiegen (vgl. Joh 3,13) und steigt mit der Ekklesia (vgl. Eph 5,27) wieder hinauf.394

2.6 Zusammenfassung und Ausblick

Das Kirchenbild der Ekklesia als Leib Christi fußt in der christozentrischen Grundlage, dass Christus durch Tod und Auferstehung im Pneuma ganz beim Vater ist. Wer sich nun im Glauben ihm anschließt und so Anteil hat am Pneuma lebt zwar noch in der Welt, ist aber mit Christus schon in der Gottesherrschaft angelangt. Was Casel hier für den einzelnen Gläubigen aufzeigt, gilt gleichermaßen für die Kirche als Ganzheit, da sie durch die Verbindung mit ihrem Haupt Christus untrennbar verbunden in die Herrlichkeit Gottes eingetreten ist. Casel zeigt in seinem Ansatz eine Untrennbarkeit von Christus und Ekklesia, die für unsere Fragestellung eines Opfers der Kirche weitreichende Konsequenzen mit sich bringt. Bevor wir dieses durchdenken, wenden wir uns dem zweiten Bild der Ekklesia als Braut Christi zu, um letztlich unsere Fragestellung auf einer umfassenden Ekklesiologie Casels zu betreiben. Wir müssen danach fragen, wie er die beiden Kirchenbilder miteinander in Beziehung setzt.

3. Ekklesia als Jungfrau-Braut

Das Brautsein der Kirche qualifiziert sie als himmlische Größe. Dieses Verständnis einer so großen Begnadung durch göttliches Geschenk förderte, so Casels Analyse, bei den frühen Christen das Selbstbewusstsein: Man verstand die Kirche fortan als göttliches, vollkommenes Gnadenwerk. Fehler der irdischen Ekklesia konnten dabei ihr Wesen nicht berühren. Diese Lehre von der Kirche steigert die Liebe zur Kirche und Casel folgert daraus, dass so die Kirche als der sichtbare Christus dem Gläubigen vor Augen steht. Sie ist der einzige Weg zu Christus und durch diesen zum Vater. Die Ekklesia ist Christi Fülle, sein Abbild und seine Abspiegelung. Zugleich steht Casel auf dem Standpunkt, dass die Kirche die Gesamtheit der Glieder Christi durch das Pneuma Christi ist. Somit zieht er die Schlussfolgerung, dass mit der Lehre von der Braut Christi ebenso die Lehre vom allgemeinen Priestertum der Gläubigen verbunden ist. Die Gläubigen nehmen Anteil an der Heilstat des Herrn in der gnadenhaften Einheit mit ihm. Casel sieht sich hierin ganz vom Tridentinum bestätigt.395

3.1 Verhältnis Mann und Frau als Bild für Christus und Ekklesia

Die patristischen Forschungen Casels lassen ihn erkennen, dass für die ersten Christen die Ekklesia Agape, d.h. ein Liebesbund ist, der sich aus der in Christus geoffenbarten Liebe Gottes auferbaut. Das Agapethema ist uns zuvor schon im Kirchenbild des Leibes Christi begegnet. Das Bild der Braut lässt sich ebenfalls mit der Agapevorstellung in Beziehung setzen, was sich äußerlich am deutlichsten in dem, der Eucharistie angegliederten, urchristlichen Agapemahl ausdrückt. Casel konstatiert durch seine patristischen Studien, das das Verständnis der Kirche als Braut Christi durch ein juridisch geformtes Kirchenverständnis überlagert wurde und überlagert ist. Eine erkaltete Agape nötigt zur Stärkung des Rechtsfaktors, doch der tiefste Ausdruck hingebender Liebe zeigt sich im Verständnis der Kirche als Braut Christi, und dieses Kirchenverständnis will Casel wieder aufdecken. Im Bild der Braut Christi verbirgt sich demnach die Urform menschlicher Seinsordnung, nämlich die Hinordnung von Mann und Frau auf eine gegenseitige Hinopferung in sich schenkender selbstloser Hingabe. Das Verhältnis von Frau und Mann dient Casel als mystisches Vorbild des Bundes von Christus und Ekklesia. Der männliche Christus entspricht der göttlichen Offenbarung, während dem Weiblichen die Gott zugewandte und ihn aufnehmende Schöpfung bzw. die Ekklesia entspricht. Dafür sieht er die alttestamentliche Vorbildfunktion im Verhältnis von Jahwe zur Gemeinde Israel, als einer Kollektivperson, gegeben: Jahwe hat aus der Masse der Teilglieder des Volkes eine religiöse Einheit geschaffen. Dieses Einheitsgefühl durch Personifikation macht Casel in seinen Forschungen ebenfalls bei anderen antiken Völkern aus.396 Das AT nennt Casel die Geschichte von menschlichen Bundesbrüchen, und dennoch knüpft Gott immer wieder neu den Bund mit dem Menschen. Das Ziel dieser nicht abreißenden Liebesangebote ist die Vorbereitung und zugleich Hindeutung auf den ewigen Ehebund in Christus. Erst Christus wird zum wahren Bräutigam. Casel schreibt dazu:

„Die Bundesbrüchigen töten den Herrn Jesus Christus; aber in seinem Blute beginnt nunmehr der Ewige, Neue Bund. Das ist der ‚schauervolle’ (Ex 34,10) Erweis der Treue Gottes, dass Gott durch das Blut seines im Eidbruch getöteten Sohnes dem wahren Israel die Treue hält. So erweist er sich als der wahre Bräutigam, der seine Braut sucht und sie auch findet, aber nicht wegen ihrer Werke, sondern aus Gnade. Wie könnte es eine Braut sein, wenn sie wegen ihrer Werke erwählt wäre!“397

Die Erschaffung des Menschen als Frau und Mann, als Braut und Bräutigam spiegelt im Abbild die Liebe des Schöpfers zum Geschöpf wider. Das Gebot Gottes an Adam ist ein Beweis für die freie Agape zwischen Gott und Mensch, d.h., dass der Mensch aus freier Entscheidung heraus sich Gott zuwenden soll, denn nur eine aus Liebe gewonnene Seele kann ganz Braut sein. Die Beziehung Braut-Bräutigam ist jedoch da auseinander gerissen, wo die Macht der Sünde das Liebesband zerstört. Casel kommt in seiner Analyse zum Resümee, dass die Geschichte der Menschheit nach der Sünde des Adam als ein Liebeswerben Gottes um die verlorene Braut anzusehen ist. Gott zeigt sich als liebender Bräutigam und gibt der Braut Hoffnung, zum verlorenen Paradies durch die einmalige Schuldentilgung zurückgeführt zu werden.398 Der Christ lebt im Jetzt noch in der Sünde, sucht zugleich jedoch nach Erlösung. Da er dem Pneuma nach schon in der übernatürlichen Existenz lebt, lebt er auch schon im zukünftigen Äon in der Gottesherrschaft. Der Christ ist in Christus und Christus ist in ihm. Casel nennt dies das Mysterium des Neuen Bundes. Was für den Einzelnen gilt, gilt im Besonderen für die Braut Ekklesia als Ganzes.399

Casels Blick zu den Kirchenvätern findet das Bild der Erschaffung der Frau als Bild für die Bildung der Kirche. Die Frau aus der Rippe des Mannes, als nicht unmittelbar aus der Hand Gottes, deutet er als die Abhängigkeit und zugleich innigste Lebensgemeinschaft: Die Ekklesia entstammt der Seite Christi, dem zweiten Adam. Sie ist aus seinem Herzblut hervorgegangen, indem sich Christus für sie hingab, d.h. die Ekklesia ist Braut Gottes durch den Menschen Jesus Christus, durch seinen Leib.400 Das Bild der Einheit von Mann und Frau wendet Casel wiederum direkt auf die Einheit von Christus und Ekklesia in dem einen Christus an.401 Christus selbst nennt sich Bräutigam.402 Die Ekklesia ist als Gesamtheit die jungfräuliche Braut Christi und ihm gegenübergestellt.403 Die Qualifizierung der Kirche als Jungfrau rührt aus der Ansicht heraus, dass die Ekklesia allein dem Bräutigam, dem menschgewordenen Logos, angehört, der sie durch das Pneuma heilig hält. Aus diesem Privileg ergibt sich die untrennbare Einheit, die die Ekklesia befähigt, mit dem Bräutigam ins Allerheiligste zu gelangen.404 Der paulinische Gedanke des mystischen Ehebundes von Christus und Ekklesia durchflutet die Caselsche Ekklesiologie sehr deutlich. Das Liebesverhältnis kennzeichnet die Beziehung ja als eine Agape gebundene und nicht gesetzlich festgeschriebene Verbindung. Das Pneuma, der Lebensatem, eint beide, als Ergebnis der Brautwerbung des Herrn um seine Braut. Die werbende Liebe lässt, nach Casels exegetischer Analyse von Eph 5,29, die Ekklesia als selbständige Größe erscheinen, die ihr höchstes Glück darin findet, sich in freier, ungezwungener Liebe ihrem Bräutigam Christus zu unterwerfen. Da die Ekklesia aus der Seite des neuen Adam entstammt, ist sie die neue Eva, die durch das Blut gereinigt und geheiligt, sein heiligendes Pneuma erhalten hat und nun in einem Pneuma, als Pneuma von seinem Pneuma lebt. Der Dank der Ekklesia drückt sich dabei in der freien Gegenliebe aus. Casel geht noch einen Schritt weiter und sieht nicht nur die Einheit im Pneuma, sondern zugleich eine Einheit im Wesen vorliegen. Durch die Erniedrigung Christi wurde die Ekklesia nach der Erhöhung mit empor getragen.405 Die freie Agape ist der Mittelpunkt der „Vermählung“. Christus selbst ist diese Agape, in der er sich frei erniedrigt und diese Agape kann nicht sterben, weil sonst Gott sterben würde.406

Casel entwickelt ein Ineinander einer innigen Agapebeziehung von Christus und Ekklesia, die ähnlich wie schon beim Leib-Bild eine Untrennbarkeit erkennen lässt, die wiederum für unser Thema von Bedeutung ist, wenn von einem dezidierten Opfer der Kirche gesprochen werden soll. Zugleich erscheint im Bild der sich frei schenkenden Liebe der Ekklesia ein möglicher Ansatzpunkt für die Erklärung dieses Opfers der Kirche. Zu fragen bleibt zunächst einmal, wann und wo die Beziehung Christus – Ekklesia beginnt?

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