Kitabı oku: «Die Eucharistie als Opfer der Kirche», sayfa 11
2.2 Das Pro des Pneumas Christi für die Menschen
Casel, hierzu von Gedanken des Hl. Athanasius geprägt, betrachtet die Umwandlung des vom Logos angenommenen Sündenfleisches durch Auferstehung und Verklärung Christi und erkennt darin Auswirkungen für das Menschengeschlecht. Christi Menschsein und seine Verklärung durch den Tod hindurch werden als Pro-Aktion (Stellvertretung) für den Menschen schlechthin gesehen.344 Die Menschen, die den Logos Gottes aufnehmen, werden Kinder Gottes und haben so Anteil am göttlichen Wesen und der Ewigkeit. Um dies den Menschen zu schenken, hat der ewige Logos überhaupt Fleisch angenommen.345 Wie sollen die Menschen aber den Logos aufnehmen? Casel zitiert als Antwort Joh 7,39, weil nämlich Jesus noch nicht verherrlicht, es noch kein Pneuma gab. Nachdem Jesus zum Kyrios geworden ist, ist er bei seiner Kirche im Pneuma anwesend und dieses Pneuma wiederum kann der Mensch in sich aufnehmen.346 Nachdem der Herr durch das Leiden hindurchgegangen ist, ist er für den Gläubigen nur noch als Pneuma erkennbar. Die Menschheit Jesu ist ganz von der Gottheit durchdrungen und verklärt, und damit sind Jesu irdische Taten ebenso verklärt, d.h. zu Mysterien geworden. Die Gnade Gottes wird wiederum den Gläubigen durch den pneumatischen Herrn in den Mysterien der Kirche zugänglich. Damit wird die Definition gegeben, dass im Mysterium Hohes und Niedriges vereinigt sind. In Bezug auf Jesus Christus meint dies, dass der Logos Fleisch annimmt und später in der Verklärung Christi das Fleisch zum Pneuma wird. Darin zeigt sich nach Casel die Paradoxie der göttlichen Liebe, die in der Menschwerdung offenbart ist.347 Christi beständige Gegenwart ist durch seine pneumatische Gegenwart in der Kirche bzw. in den gläubigen Seelen begründet. Christi heutige Tätigkeit, sein Heilen, seine Belehrung und seine Stärkung sind, nach Casels Interpretation von Mt 28,20, an die Mysterien der Kirche gebunden. Christus will real wirken, dazu ist das Pneuma gegeben, das der Verklärte zuströmen lässt. D.h., dass die Gegenwart Christi erfahrbar ist in äußeren, sinnenhaft erkennbaren Zeichen, heiligen Symbolen: den Sakramenten. Darin liegt für Casel die Begründung, dass die heutigen Gläubigen nicht hinter den Zeitgenossen Jesu zurückstehen. Die Menschwerdung Jesu, sein Kreuzesopfer und seine Erhöhung zum Vater ist den Gläubigen durch die Jahrhunderte hindurch immer durch den Glauben bzw. in der Glaubensschau durch die Mysterien unmittelbar zugänglich und werden auch immer im Mysterium Gegenwart bleiben.348 Casel formuliert in seiner Theologie eine Anforderung an die Menschen, um Christus im Mysterium nahe zu kommen. Der von den Menschen hier geforderte Glaube ist folglich ein weiterer Grundpfeiler der Mysterientheologie.
2.3 Der Schlüssel der Mysterientheologie: Der Glaube
Der Glaube des Christen ist in der Denkform Casels der Schlüssel zu Christus selbst. Glaube unterwirft sich dabei die Ratio. Die Erkenntnis, dass das Christentum durch die Offenbarung Gottes ausgezeichnet ist, lässt ihn zur Schlussfolgerung gelangen, dass hier eine „Gottestat“, eine Handlung aus der Ewigkeit in der Zeit, existiert, deren Ziel aber in der Ewigkeit Gottes liegt. Das Christentum wird demnach als eine Gottestat verstanden, weil das Christentum als Offenbarung bzw. Handlung Gottes ausgewiesen ist. Schilson zeigt, dass Casel im Christentum zusätzlich zur Gottestat eine zweite άρχή (ein zweiter Urgrund) existieren sieht, nämlich in Christus selbst, was wiederum das Christentum vom antiken Mythos abgegrenzt, da nach Casels Ansicht eine einzige Urhandlung keine Identität stiften oder aufrechterhalten kann. So schließt sich logischerweise die Forderung an, nach einer möglichst intensiven Gemeinschaft mit dem zweiten Urgrund Christus zu suchen. Somit ist deutlich, dass diese Denkform das Christentum seinem Wesen nach als Christomonismus sieht.349 Der Glaube des Menschen eröffnet das Mysterium. Damit beginnt jedoch eine neue Anforderung an den Gläubigen: Nachfolge.
2.4 Die Nachfolge Christi als Mysteriennachfolge
Blicken wir auf eine Dimension des Christseins, nämlich auf die Möglichkeit zur innersten Teilhabe am Tun Jesu Christi. Diese innerste Teilhabe macht laut Casel den Menschen nicht zu einem Nachahmer, sondern zu einem wahren Mysten, einem Eingeweihten, der das Leben Christi mitlebt und mittut. Darin besteht die Mysteriennachfolge, wie sie Casel verstanden wissen will.350 Der Weg des Christen wird in der Weise gezeichnet, dass er durch das Kreuz hindurch gehen muss, um den alten, irdischen Mensch abzulegen. Der Mensch muss durch das Gleichbild des Todes Christi in der Taufe und im täglichen Kreuztragen ein neuer Mensch werden. Nur so kann der Mensch dem zum Vater erhöhten Herrn gleich werden. So erfolgt auch die Fähigkeit, das Pneuma Christi aufzunehmen, um so Christus zu erkennen. Die Erkenntnis Christi gestaltet den Menschen dem Herrn gleich. So werden die, die Christus erkannt haben, teilhabend an der Herrlichkeit Christi, zu Töchtern und Söhne Gottes. Die Grundlage dieses Prozesses ist letztlich das Pneuma, die Ostergabe Christi, die Gabe der göttlichen Agape. Casel weist gleichzeitig darauf hin, dass das Pneuma zugleich göttliche Person ist. So kommt dem Pneuma zweifache Dimension zu. Es ist Gabe, als österliche Gabe durch Tod und Auferstehung Christi, und zugleich auch Geber, als göttliche Person der Dreieinigkeit. Das bedeutet für die Gläubigen, dass sie wahrhaft bei Gott sind, weil das mitgeteilte Pneuma den Eintritt in die Ewigkeit Gottes ermöglicht, auch wenn der Mensch immer Geschöpf bleibt und Gott unterstellt ist in der Agape, die Gott wiederum selbst ist.351 Die Rolle des nachösterlichen Pneumas Christi müssen wir an dieser Stelle im Bezug auf das Verhältnis des Menschen zum Christusmysterium genauer betrachten, ohne hier schon in die dezidierte Ekklesiologie Casels vordringen zu wollen. Sie werden wir erst im folgenden, dritten Paragraphen behandeln. Zunächst aber soll es im Folgenden um das individuelle Verhältnis des gläubigen Menschen zu Christus gehen.
2.5 Christusmysterium – Christusmystik – Christologie in Liturgie – Christusgnosis
Beginnen wir nochmals beim Zentralbegriff der Caselschen Theologie schlechthin, dem Mysterium. Casel sieht im urchristlichen Begriff „Mysterium“ eine Lebenswirklichkeit ausgesagt, die den ganzen Menschen angeht und deren zentralste Verwirklichung sich schließlich im Kult zeigt. Die Christuserkenntnis soll nicht auf der Ebene des Rationalismus gesucht werden, wie es Casel den Neuscholastikern vorwirft, sondern mittels praktischer, d.h. kultischer Erfahrung, erfahren werden. Der Kultteilnehmer erlebt dort das Einverleibtwerden in göttliche Wahrheitssubstanz, ja das Hineingezogenwerden in Christus und so in Gott selbst. Casels Position der Gotteserkenntnis hat somit eine dreifache Ausfaltung. Zunächst ist Christus durch den Glauben anzuerkennen. Dann muss die im Glaubensgehorsam erlangte Wahrheit mittels Gebet und Studium der Schriften vertieft werden. Letztlich ergibt dieses ein lebendiges Hineinwachsen in eine immer inniger werdende Christusvereinigung bei gleichzeitiger wachsender Gnosis, Gnosis im oben schon dargelegten spezifischen Sinne Casels. Casels Weg lässt sich als ursprünglicher Weg einer Christus-Mystik charakterisieren, die wesentlich praktische Erkenntnis und Wissenschaft beinhaltet. Voraussetzung ist immer die Teilnahme am Kultmysterium. Diese Christus-Mystik ist nicht ein subjektives Vollziehen einer Mystik, sondern die Kirche bildet den Ort objektiver Mystik. Damit wird eine Trennung zu neuzeitlichen Mystikformen gezogen, die nach der Beziehung der Seele zu Gott fragen. Die Praxis des Glaubens und die Praxis des sakramentalen Lebens bilden den Rahmen der Caselschen Christus-Mystik, d.h. eine Art Christus-Vereinigung.352 Diesen Baustein in Casels Ansatz werden wir später in der Betrachtung der Ekklesiologie vertiefen. Hier zunächst nur die Feststellung: Das Sakrament ist der Ort, an dem diese wahre Begegnung und Angleichung an die sakramental repräsentierte Heilstat Christi vollzogen wird. Der Mensch wird als ganzer angesprochen und pneumatisch umgeprägt.353 Die Heilstat Christi, die hier genannt wird, verweist zugleich auf eine weitere Verknüpfung mit der Christologie hin. Casels Christozentrik ist soteriologischanthropologisch ausgerichtet.354
Bei Casel steht immer die Christus gewirkte Erlösung im Zentrum seiner Überlegungen. Daher ist eine genetische Herleitung des christlichen Mysteriums aus den heidnischen unmöglich. Die Analogie ist gleichfalls ausgeschlossen, jedoch nicht eine Abhängigkeit.355 Daraus ergibt sich das Caselsche Verständnis des Christentums, das nicht eine Weltanschauung mit religiösem Hintergrund sein soll. Ebenso soll es mehr sein als ein System von dogmatisch festgelegten Wahrheiten. Auch soll es nicht allein von der Religiosität eines Individuums her geprägte Haltung Gott gegenüber sein. Bei Casel zeigt sich das Christentum als Religion der Christus-Mystik, der Einswerdung mit dem pneumatischen Herrn, Einswerdung mit Christus im Pneuma. Das Leben eines Christen wird dem Leben Christi gleich. Darin zeigt sich ein objektives Lebensprinzip, dass mehr sein soll als das Nachleben des Lebens einer anderen geschichtlichen Person, hier dem Leben Christi (Casels Distanz zur Leben-Jesu-Frömmigkeit und der Ablehnung der liberalen Theologie wird darin deutlich). Was Casel will, ist personale Christusmystik, eine Verbundenheit mit Christus, die das ganze Dasein des Menschen ergreift, was dennoch keinesfalls in individualistische und innerliche Mystik abgleiten soll. Im Christentum geht es demnach um die Gottesbeziehung von Gott und Mensch, die in Christus offenbar geworden ist.356 Es zeigt sich eine Verschränkung von Theozentrik, Christozentrik und Anthropozentrik. Der Sinn des Christentums liegt in Casels Theologie darin, dass der Mensch zum „Christus“ umgestaltet wird. D.h., dass es zu einer Umformung zur Urform, zu einem zweiten Christus kommen soll. Der Mensch ist Abbild Gottes und somit auch als Mysterium bezeichenbar. Es geht Casel um den „wahren Menschen“. Der Christ ist Christus, der neuen άϱχή, nachgebildet. Das Menschsein wird so ganz über die Christozentrik definiert.357
3. Zusammenfassung und Ausblick
Die Menschheit Jesu selbst hat jedoch bei Casel keine hohe Wertschätzung. Es liegt eine „Christologie von oben“ vor, die in Analogie zur Anthropologie zu sehen ist. Der irdische Jesus ist nur da von Interesse, wo es um die Heilstaten geht, die im Credo genannt werden. Das Leben und die Gestalt Jesu erhalten erst von Tod und Auferstehung her ihre Bedeutung. Inspirationsgeber ist dazu der Philipperhymnus, den Casel als eine „Verklärungschristologie“ versteht. Das Problem dieser Konzeption liegt wiederum in der Ausblendung der kontingent-geschichtlichen Ereignisse überhaupt. Der geschichtliche Christus tritt immer mehr in den Hintergrund zu Gunsten des mystischen Christus. Dies tritt in Konkurrenz zum Verständnis biblischer Heilsgeschichte.358
Der Opfertod Jesu, den Casel in seiner Christologie als zentralen Punkt sieht – eine Form von Sühnechristologie – ist schon in der Inkarnation Grund gelegt. Da Jesus Christus den Tod, dem himmlischen Vater gehorsam, auf sich nimmt und aus reiner Agape sich dem Willen des Vaters zur Verfügung stellt, kann das Opfer durch Gott angenommen werden. Die Auferstehung ist dabei das Bestätigungszeichen der Annahme des Opfers. Für die menschliche Natur Jesu ergibt sich daraus die Konsequenz, dass sie nun aufgenommen ist in die Trinität, in das innergöttliche Leben hinein. Jesus hat ein vollkommenes Opfer des eigenen Leibes, das alttestamentliche Vorbilder unvollkommener Opfer hat, zugleich als Opferpriester dargebracht. Weil Gott dieses Opfer annahm, ist es ein vollkommenes, unwiederholbares Opfer geworden und hat Jesus Christus zum einzigen Hohepriester des neuen Bundes werden lassen, zum Mittler zwischen Gott und Mensch.
Die Aufnahme der menschlichen Natur in die Trinität hat laut Casel zur Folge, dass das Sündenfleisch abgelegt und zum Pneuma geworden ist. Das Pneuma Christi und das Pneuma Gottes sind in eins gegeben. Doch es bleibt nicht innertrinitarisches Geschehen, sondern teilt sich wiederum der Ekklesia mit, in ihren Sakramenten. Da der Mensch noch in der Welt lebt, kann er nur im Glauben in den Mysterien bzw. den Sakramenten, die neue durch Tod und Auferstehung Jesu geschenkte Wirklichkeit erfassen, vornehmlich durch den Schleier der ekklesialen Liturgie. Die Liturgie bildet die Brücke, um den zeitlichen Abstand der heute Glaubenden zu den Zeitgenossen Jesu und der real abgelaufenen Geschichte zu überwinden. Letztlich ist das Christusereignis in den Schriften Casels nicht isoliert zu betrachten, sondern in seiner Eingebundenheit in Welt und Geschichte, d.h. konkret in die Kirche. Im folgenden §3 müssen wir nun betrachten, wie Casel die Kirche und das Verhältnis von Christus und Kirche versteht, wenn er die Kirche, wie sich schon angedeutet, als Ort des Pneumas und des Mysteriums Christi sieht. Diese Betrachtung ist umso wichtiger, weil unsere Fragestellung sich ja auf die Rolle der Kirche in und bei der Eucharistie bezieht.
Das Kreuz muss demnach für das Tun der Kirche das Schlüsselereignis sein. Das Geschehen am Kreuz bildet gleichsam die Grundlage aller nachfolgenden Liturgie der Kirche. Im Rinnen von Blut und Wasser vom Kreuz herab, aus dem Herzen des Gottmenschen Jesus, sieht Casel die Quelle und damit den Ursprung der Mysterien der Kirche, die in der Liturgie gefeiert werden. Damit soll hervorgehoben werden, dass es um ein aktives Geschehen vom Herrn her geht. Das Blut soll der Kirche beständig und lebendig zur Verfügung stehen. Am Kreuz gibt Jesus in seinem Herzblut der Kirche Anteil am Leben, um so gleichsam ein einziges Leben zu leben. So entsteht Blutsverwandtschaft, die gleichbedeutend einem Leibe ist.359
§ 3 Die Ekklesiologie Odo Casels
1. Einleitende Gedanken: Inneres Wesen der Ekklesia
Wenn wir das Thema „Eucharistie als Opfer der Kirche“ uns bei Odo Casel verdeutlichen wollen, müssen wir nachfragen, wie er in seinem Theologieentwurf „Kirche“ definiert.
Odo Casel nennt das 20. Jahrhundert das Jahrhundert der Kirche, weil er davon überzeugt ist, dass in dieser Zeit das innerste Wesen der Kirche neu aufleuchtet. Nach seiner Einschätzung ist das Äußere der Kirche so stark in den Vordergrund getreten, dass selbst den einzelnen Kirchengliedern das eigentliche, das innere Wesen mehr und mehr nur noch verschwommen wahrgenommen wird. Er bevorzugt aus diesem Grund in seinen Schriften den biblisch fundierten Begriff Ekklesia, um den Blick wieder auf das innere Wesen klarer zu richten. Er will so dazu beitragen, den Gliedern der Ekklesia diese Wesenheit wieder unverfälscht näher zu bringen, damit sie die Möglichkeit erhalten, die ekklesiale Wesenheit mit der eigenen Seele zu bejahen. In einem ersten Schritt unternimmt er es, den geschichtlichen Verstehensprozess von Ekklesia wieder an deren Entstehungszeit zurück zu binden. Die Urkirche ist ein Fundament seiner Theologie. Das, was die alte Kirche aus ihrer eigenen Daseinsweise schätzte und liebte, so analysiert er, wird im 20. Jahrhundert neu entdeckt: Der Jubelruf der alten Kirche „o Heilige Ekklesia“ drückt die tiefe Verbundenheit mit Christus selbst aus. Der Jubel verdeutlicht in der Urkirche das Verständnis des innersten Wesens des Liebesbundes von Christus und Kirche. Casel spürt in seinen Überlegungen diesem Urverhältnis nach und will es für das „Jahrhundert der Kirche“ fruchtbar machen.360 Es geht ihm nicht um neue Thesen zur Ekklesia, sondern vielmehr um die Beachtung der entsprechenden Texte des NT und daran anschließend auch um verschiedene Vätertexte. Als letzten Schritt stellt er althergebrachte liturgische Texte in den Fokus.361 Gerade die Liturgie ist und bleibt für Casel die eigentliche Bestätigung der Liebesgemeinschaft zwischen Christus und der Ekklesia, einer Liebesgemeinschaft, die sich in Worten und Riten Ausdruck verschaffen muss. Er verweist in diesem Zusammenhang auf eine Aussage des Konzils von Trient, die auch für die vorliegende Arbeit von Bedeutung ist:
„Das Konzil von Trient hat in seiner wunderbar tiefen Behandlung des Messopfers gesagt, dass der Herr, als er von dieser Welt schied, seiner ‚geliebten Braut, der Ekklesia’, die beständige Gegenwärtigsetzung und das Gedächtnis seines Kreuzesopfers übergeben habe. Und nicht nur das Messopfer, sondern die gesamte kultische Betätigung der heiligen Kirche geht hervor aus ihrem bräutlichen Verhältnis zu dem Heiland, ihrem Haupte und Bräutigam. Gerade in der Liturgie zeigt sich die Ekklesia als die liebende ‚Frau362 des Lammes’ (Offb 21,10), als die Braut, die ihrem Bräutigam ganz angehört, als die Gattin, die von seiner Kraft durchdrungen ist, als die Mutter, die das von ihm empfangene Leben nährt und hegt und an ihre Kinder weitergibt.“363
Mit dem Kirchenbild der Ekklesia als Braut haben wir das erste von zwei zentralen Kirchenbildern bei Casel benannt. Daneben ist er dem Bild der Ekklesia als Leib Christi tief verbunden. Dieses Kirchenbild wird aus dem Osterereignis, dem Zentralereignis für Casels Christologie, abgeleitet. Christus ist durch die Auferstehung in der Welt in den kommenden Aion eingetreten. Mit ihm ist die Kirche in den neuen Aion eingetreten und zugleich auferstanden zu ewigem Leben.364 Der Eingang des Menschen in den neuen Aion liegt für Casel definitiv allein in Christi Tod und Auferstehung begründet. Der Christ erlebt dies in pneumatischer Weise, d.h. das Christusmysterium, nichts anderes meint ja das Geschehen von Tod und Auferstehung in Casels theologischem Ansatz, ist das Bild der verschleierten aber wirklichen Gegenwart Christi.365 Neben dem natürlichen Leib Christi findet sich in Casels Schriften immer wieder der Begriff „pneumatischer Leib Christi“, womit er die Ekklesia selbst meint. Die Verklärung und Erhöhung Christi hat Christus seiner Menschheit nach zum Pneuma gemacht, und dadurch ist die Ekklesia, als erlöste und verklärte Menschheit, von ihm in seinen Leib, seinen pneumatischen Leib eingegliedert. Wenn aber der natürliche Leib Christi der Tempel des Neuen Bundes ist, dann muss dies ebenfalls für den pneumatischen Leib Christi, die Gemeinde Christi, gelten. Die Ekklesia wird daher von Casel als Gemeinschaft von Haupt und Leib, als der Tempel des Neuen Bundes gesehen.366 Der steinerne Bau der Kirche ist für ihn Symbol des wahren Gottestempels: Christus mit der Braut Ekklesia.367 Damit sind beide fundamentalen Kirchenbilder Casels genannt. Casel versteht beide Kirchenbilder als zwei Bilder einer einzigen Wirklichkeit. Die Leibidee drückt die vollkommene Einheit von Kirche und Christus aus, die Verschmelzung von Gott und Mensch, die bei der Brautidee durch die Wahrung des geschöpflichen Charakters der Ekklesia nicht gegeben ist.368
In einem ersten Angang werden wir zunächst das Bild der Kirche als Leib Christi genauer betrachten. Wir müssen uns für die vorliegende Arbeit vor Augen führen, welches Grundverhältnis Casel zwischen Christus und Kirche sieht, um damit einsehen zu können, wie dadurch das Verhältnis des Opfers Christi zu einem Opfer der Kirche zu erklären ist, bzw. wie ein solches Opfer der Kirche in Casels Sinn zu definieren ist.
2. Ekklesia als Leib Christi
Wenn Casel vom Leib Christi spricht, so tut er dies in einer dreifachen Unterscheidung: 1. Der natürliche Leib Jesu Christi 2. Der eucharistische Leib Christi und 3. Der mystische bzw. pneumatische Leib Christi.
2.1 Der pneumatische Christus
Mit Berufung auf Eph 1,23 nennt Casel den pneumatischen Leib den Bräutigam der Kirche. Er betont, dass nur der durch den Kreuzestod zum Pneuma gewordene Leib Christi zum Bräutigam werden konnte.369 Schon der vorhergehende Vers Eph 1, 22 ist für die paulinisch geprägte Betrachtung der Leibidee der Kirche bedeutungsvoll. Casel übersetzt und interpretiert: Ihn – Christus – gab er zum alles überragenden Haupte der Ekklesia, die da sein Leib, die Fülle dessen, der sich in allem und in allen zur Fülle entfaltet. Es geht darum, die Ekklesia als die ganz von Christus Erfüllte zu sehen, und er betitelt sie als die Fülle Christi. Die Verbindung von Leibidee mit der Aussage der Fülle Christi meint das Erfülltsein des Leibes mit der Fülle des Hauptes. Die Ekklesia bildet gleichsam das Gefäß, in das Christus seine Fülle eingießen kann. Letztlich bedarf es der Aufnahme aller Menschen in den menschgewordenen Logos, damit die Fülle Christi offenbar werden kann. Casel betont, dass Christus in sich bereits vollendet ist, doch er jeden braucht, der berufen und erwählt ist, ein Glied des pneumatischen Leibes zu sein, damit am Ende der Welt die Fülle Christi offenbart werden kann.370 Was meint diese Fülle Christi? Casel unterscheidet zweifach die Ekklesia als Fülle Christi. Zunächst strömt Christi Pneuma auf die Kirche über und wächst in ihr bis zum vollen „Altersmaß“. Andererseits offenbart und entfaltet nach außen die Kirche die Fülle Christi. Dieses Zusammensein von Christus und Ekklesia bildet den einen pneumatischen Christus, der das Ziel der ganzen Oikonomia ist. Schöpfung und Heilsordnung erfüllen sich in diesem einen pneumatischen Christus, wie die Textstellen Kol 1,19 und Eph 1,22f gedeutet werden.371 Wie kann man hier von einer einzigen Einheit sprechen, bei einer großen Zahl sich zu Christus bekennender Menschen? Für Casel setzt das Einssein mit dem Herrn bei einer Person, einem Ich, an. So findet sich bei Casel die (augustinische) Aussage, dass alle aufgenommen werden in das Ich des Heilandes. Christus und Kirche sind der Christus, der aus Haupt und Leib besteht.372 Casel paraphrasiert daher zu Augustinus:
„Christus und die Kirche sind ein einziger Mensch, eine einzige Person, ein einziger Gerechter, ein einziger Christus, der Christus.“373
Dabei sieht Casel das Einheitsprinzip dieses einen Christus im Pneuma gegeben, das wiederum aus der Verklärung Jesu stammt (Eph 4,4).374 In der Analyse des Kirchenjahres, in Bezug auf dessen mysterischen Aussageinhalt, sieht Casel beispielsweise, dass am Fest der Geburt des Herrn zugleich die Geburt des Leibes gefeiert wird, der in der Geburt des Hauptes mitgezeugt wird. Die Aufnahme des Menschenleibes durch den Sohn Gottes bewirkt zugleich die Aufnahme in den pneumatischen Leib Christi. Für Casel erstreckt sich die Menschwerdung Christi auch auf die Ekklesia. Haupt und Leib bilden somit den einen Sohn Gottes. Dabei unterscheidet er das Sohnsein in vollem Sinn, das nur Christus selbst zusteht, als das Leben in Fülle, vom allgemeinen Sohnsein, das als Leben vom Vater empfangen und ihm zurückgeschenkt wird und auf die Glieder der Kirche zutrifft.375