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Kapitel 4 Die I.T.T. Star-Liner
Central Star-Port, Mars, solares System
Das Langstrecken-FLV gehörte zu jenen Fast Landing Vehicles, welche die Sky-Navy nach der Rettungsmission für die Hanari nicht mehr benötigt und an Privat zum Kauf angeboten hatte. Die ehemaligen Landungsboote waren eine willkommene Gelegenheit, um kostengünstig in die interstellare Raumfahrt einzusteigen. Man schnitt die fünfundfünfzig Meter langen Boote in der Mitte auseinander, fügte dort eine Verlängerung ein, die den Hiromata-Nullzeit-Antrieb und dessen Energieversorgung enthielt, und baute die im Heck befindliche Ladebucht nach eigenen Bedürfnissen um. So dienten nun Hunderte modifizierter FLVs dem interstellaren Personen- oder Frachttransport.
Joana Redfeather war oft an Bord militärischer FLVs gewesen und der Flug in dem zivilen Langstrecken-Shuttle gab ihr einen Vorgeschmack, was sie in ihrem Urlaub erwartete. Hier gab es keine Hartschalensitze mit Ankerpunkten für die Kampfanzüge, sondern bequeme Polster mit Massagefunktion. Auf einem Holo-Vid-Schirm wurden Werbeclips für Kreuzfahrten gezeigt und zwei aufmerksame Flugbegleiter sorgten sich um das Wohl der Passagiere.
Der für Joanas Empfinden luxuriöse Flug währte jedoch nur vierundzwanzig Stunden. Beschleunigen auf Lichtgeschwindigkeit, die Ausführung des Nullzeit-Sturzes ins solare System, dort abbremsen von Lichtgeschwindigkeit und Anpassung an die Umlaufbahn des Mars, wo sich das Ziel befand.
Der Mars war nach der Evakuierung der Erde zum Hauptplaneten des Direktorats geworden. Noch immer zeigten sich die Narben des Großangriffs der Negaruyen der verborgenen Welt. Mars Central City und andere Städte hatten gelitten, Industrieanlagen und die Akademie der Sky-Navy waren zerstört und hastig wieder errichtet worden. Zwei der orbitalen Werften waren vernichtet worden und die verbliebenen drei Anlagen arbeiteten unter Hochdruck.
Die anderen von Menschen besiedelten Welten hatten nur wenig vom Krieg erlebt. Sie waren fast alle von Angriffen verschont geblieben und kannten Not und Leid nur aus den Berichten der interstellaren Medien.
Die Menschen versuchten die grausamen Erlebnisse zu vergessen und stürzten sich nicht nur in den Wiederaufbau, sondern auch alle Arten von verfügbaren Vergnügungen. Der Tourismus boomte. Im Orbit um den Mars schwebte einer der größten Star-Ports der Menschheit. Er hatte Ähnlichkeit mit der Sky-Base Arcturus, auch wenn die wenigen Verteidigungsanlagen hier besser verborgen waren und fast ausschließlich zivile Schiffe verkehrten. Hierzu gehörten die kleinen FLVs ebenso wie Modul-Frachter, verschiedenste Zivilschiffe oder die großen Kreuzfahrer.
Allein das Unternehmen „My Starship“ verfügte über ein Dutzend Interstellarschiffe, von denen jedes Tausende von Menschen an Bord nehmen konnte. Joana war erleichtert, dass sie ihre Reise auf einem deutlich kleineren Schiff antreten würde.
Während ihr Shuttle dem Andocken am Star-Port entgegenflog, bekam sie die I.T.T. Star-Liner erstmals zu Gesicht.
Im Gegensatz zu den großen Kreuzfahrtschiffen, die nicht auf einem Planeten landen konnten und daher auf Beiboote angewiesen waren, war die Star-Liner für Landungen konstruiert worden. Ihr schlanker und aerodynamischer Rumpf schien relativ breit und flach und fungierte zugleich als Tragfläche. Stummelflügelartige Ausleger unterstützten die Flugeigenschaften und dienten zugleich der Steuerung. Ein starkes All-Atmosphären-Triebwerk, die überdimensionierte Ausgabe jener der FLVs, sorgte dafür, dass eine Lufthülle beim Flug der Star-Liner keinen Schaden nahm.
Das knapp vierhundertdreißig Meter lange Schiff schimmerte in den intensiven Farben der „Interstellar Travel Tours“, einem kleineren Kreuzfahrtunternehmen, welches vornehmlich auf Routen flog, die von der Konkurrenz nicht bedient wurden. Die Firma besaß einen ausgezeichneten Ruf, was Service und das Preis-Leistungs-Verhältnis betraf. Auf der Star-Liner würden insgesamt einhundertfünfunddreißig Besatzungsmitglieder für das Wohl des Schiffes und seiner knapp dreihundert Passagiere sorgen.
Nachdem das Langstrecken-Shuttle an einem der Andock-Pylone festgemacht hatte, betrat Joana den Star-Port. Den Vorschriften entsprechend meldete sie sich bei der Port-Authority, der Raumhafenbehörde. Sie war angekündigt worden und ein Zivilbeamter führte sie zum Verbindungsoffizier der Sky-Navy. Der Lieutenant war ebenfalls informiert und händigte ihr eine neue Identitätskarte aus. Sie war echt und entsprach eigentlich jener, die sie seit Geburt besaß, doch hier fehlte die Eintragung, dass sie zum Personal der Navy gehörte. Eine Vorsichtsmaßnahme, auf der ihr Vater bestanden hatte und die durch seine Verbindungen ermöglicht worden war.
Wie alles Militärpersonal und viele Zivilisten trug Joana ein so genanntes Implant. Ein winziges tetronisches Gerät, welches der Identifikation und Kommunikation diente und hinter ihrem rechten Ohr eingepflanzt worden war. Seine Reichweite betrug nur wenige Dutzend Meter, weswegen ein dichtes Netz von Transmittern erforderlich war, um das System zu nutzen. Der Star-Port verfügte über ein solches Netz und so tippte Joana leicht gegen ihre Schläfe. „Joana Redfeather an Community-Center Star-Port: Ich bitte um Weisung zum Liegeplatz der I.T.T. Star-Liner.“
Nur Augenblicke später vernahm sie eine weibliche Stimme, die vom Implant an ihr Ohr geleitet wurde. „Community-Center Star-Port an Joana Redfeather: Wegweiser ist auf Ihre Individualkennung geschaltet. Er wird automatisch deaktiviert, wenn Sie Ihr Ziel erreicht haben.“
Die Stimme verstummte und zugleich erschien am Boden vor Joana eine farbige Linie, der sie jetzt nur noch zu folgen brauchte. Diese Linie war nicht real, sondern wurde mit Hilfe des Implants über die Sehnerven an die Netzhäute der Augen projiziert und daher von anderen Personen nicht wahrgenommen. Eine eingeblendete Zahl zeigte Joana die Entfernung auf und sie überlegte kurz, ob sie eines der Transportbänder oder ein Fahrzeug in Anspruch nehmen sollte, entschied sich dann jedoch dagegen. Bewegung konnte einem Sky-Trooper niemals schaden.
Während ihres Weges nahm sie die Eindrücke in sich auf. Hier herrschte wesentlich mehr Betrieb als in der Sky-Base Arcturus. Scharen von Zivilisten drängten sich in den breiten Korridoren. Nahezu jede Stilrichtung der Kleidung verriet, von wie vielen unterschiedlichen Welten die Menschen stammten. Immer wieder waren die Uniformen von Firmen und Konzernen zu sehen. Alles wirkte geschäftig, ja geradezu hektisch und machte auf Joana einen ungeordneten Eindruck. Die Gänge wurden von Läden gesäumt, auf angelegten Plätzen standen gemütliche Sitzgruppen zwischen angelegten Blumenbeeten, über die mancherorts Bäume aufragten. Sie dienten nicht alleine der Erholung, da sie ein Bestandteil der natürlichen Luftversorgung waren. Geräusche erfüllten die Luft und die Vielzahl der Dialekte war ein erneuter Hinweis auf die Herkunft von vielen Welten.
Joana registrierte dies mit gemischten Gefühlen. Der Nullzeit-Antrieb erschloss der Menschheit das Universum und ermöglichte vielen Gruppen, das eigene individuelle Glück zwischen den Sternen zu suchen. Viele entzogen sich zunehmend der Aufsicht des Direktorats. Sie verzichteten bewusst auf die Aufbauhilfen, welche ihnen die geeinte Menschheit ermöglichte, um aus eigenen Kräften und nach eigenen Vorstellungen zu bestehen. Für das Direktorat entstand so zunehmend das Problem, das manche dieser Welten unbekannt blieben. Das Direktorat empfand sich jedoch als verantwortlich für alle menschlichen Siedlungen. Katastrophen konnten eine junge Kolonie zugrunderichten, ohne dass man in der Lage war, ihr Hilfe zu schicken.
Inzwischen war man auf mehrere intelligente Fremdrassen gestoßen. Manche, wie die Hanari, die Shanyar oder Negaruyen der Sandwelt, waren friedlich. Andere, wie die Negaruyen der verborgenen Welt, eher feindselig. Darüber, wie es sich mit den insektoiden Norsun verhielt, konnte man sich nicht sicher sein. Die Gefahr, dass ferne Kolonisten, absichtlich oder unabsichtlich, einen Konflikt auslösten, war nicht von der Hand zu weisen. Wie sollte die Sky-Navy das verhindern oder alle die fernen Welten schützen?
Nein, Joana gefiel die rasch zunehmende Ausbreitung der Menschheit nicht, denn die Raumkavallerie hatte zu wenige Sky-Trooper und die Sky-Navy zu wenige Schiffe, um das größer werdende Gebiet zu patrouillieren und zu schützen.
In ihrem Ohr war eine leise synthetische Stimme. „Joana Redfeather, Sie haben Ihr Ziel erreicht. Pylon Sieben, Ankerplatz 7-D. Liegeplatz von I.T.T. Star-Liner, Registernummer CIT57-23A1. Achtung, mit Betreten des Pylons verlassen Sie den Übertragungsbereich Ihres Implants. Ende der Verbindung zum Community-Center Star-Port Mars Central.“
Star-Port und Andock-Pylon waren durch eine geräumige Schleuse miteinander verbunden. Joana trat in den Pylon hinaus, der im Grundriss dem der Sky-Base entsprach. Fast einen Kilometer breit und sieben Kilometer lang bot er an seinen Seiten genug Platz, um mehrere Großraumschiffe ankern zu lassen.
Die Seitenwände bestanden aus transparentem Klarstahl und ermöglichten den ungehinderten Blick nach außen. Joana erkannte einen Teil des Mars und davor die Rümpfe mehrerer Schiffe. Shuttles und Fluggeräte mit Arbeitern bewegten sich um die Raumfahrzeuge. An einigen wurde gearbeitet. Vor allem die Säuberung der Rümpfe vom interstellaren Staub war eine zeitintensive Tätigkeit. Fracht und Versorgungsgüter wurden zwischen den Schiffen und dem Pylon bewegt. Auch hier waren Hunderte von Menschen zu beobachten, dazwischen einige der neuartigen Arbeitsroboter, die vollkommen mobil waren und ihre Aufgaben eigenständig wahrnahmen. Große Schläuche und dicke Kabel verbanden Pylon und Raumfahrzeuge, die am Liegeplatz durch den Star-Port versorgt wurden.
Rechts von Joana lag die Star-Liner. Neben einem der Konkurrenten ankernd, wirkte das Kreuzfahrtschiff unscheinbar und klein. Im Vergleich zu dem Riesen würden seine rund dreihundert Passagiere eher wie eine intime Gemeinschaft wirken. Joana war das nur recht. Sie glaubte nicht, dass sie sich unter Tausenden von undisziplinierten Zivilisten wohlfühlen konnte.
Gemächlich schlenderte sie auf die Star-Liner zu, wich automatisch einem hoch beladenen Lastentransporter aus und näherte sich der Zugangsschleuse des Schiffes, die man hier traditionell als Gangway bezeichnete.
An der Gangway flimmerte ein Hologramm, welches die Passagiere willkommen hieß. Neben dem Aufgang standen zwei Besatzungsmitglieder in ihren schmucken Bordoveralls und eine rundliche Frau in der Offiziersuniform der Gesellschaft. Joana kannte sich nicht mit den verschiedenen Funktionsabzeichen der Privaten aus, doch die Frau lächelte sie mit geschäftsmäßiger Freundlichkeit an und stellte sich vor.
„Catherine DeVille. Ich bin die Kreuzfahrtdirektorin an Bord und heiße Sie im Namen von Interstellar Travel Tours von Herzen willkommen. Darf ich um Ihren Namen und die Bordkarte bitten?“
Joana nannte ihren Namen und reichte ihre Identitätskarte und den Bordausweis der Star-Liner weiter. Ein wenig angespannt musterte sie das Gesicht ihres Gegenübers, doch diese ließ nicht erkennen, ob sie Joana erkannte, die immerhin einige Male in den Medien aufgetaucht war. Andererseits war der indianische Name Redfeather selten genug. Es war höchst unwahrscheinlich, dass Catherine DeVille ihn nicht mit dem Oberkommandierenden der Streitkräfte in Verbindung brachte.
„Verzeihung, Miss, aber Sie kommen mir bekannt vor.“
Joana unterdrückte einen Seufzer und wandte sich dem Besitzer der männlichen Stimme zu, die hinter ihr erklungen war. Er war ein durchaus erfreulicher Anblick. Obwohl Joana, gemessen an der durchschnittlichen Größe des weiblichen Geschlechts, recht groß war, überragte der Mann sie fast um Haupteslänge. Der Körper war trainiert, aber nicht übertrieben muskulös, und das markante Gesicht wurde von tiefblauen Augen dominiert. Die langen Haare waren, entsprechend der jüngsten marsianischen Mode, im Nacken zu einem dicken Zopf geflochten, dessen Ende eine Schleife mit großem Schmuckstein zierte. Es sah nach einem Diamanten mit wenigstens dreißig Karat aus. Kein wertvoller Stein, denn Diamanten fand man in Massen in den Asteroidengürteln, aber er zeigte ein hübsches Funkeln.
„Verzeihung, Lady, ich habe mich nicht vorgestellt … William Southron, ebenfalls Passagier auf der Star-Liner.“
Das Lächeln wirkte echt und einnehmend, doch Joana blieb instinktiv vorsichtig. „Joana Redfeather, wie Sie sicherlich schon hörten. Leider ist der berühmte Hoch-Admiral der Navy nicht der Grund, warum ich gelegentlich in den Medien zu sehen bin. Ich werde gelegentlich für den einen oder anderen Werbe-Clip engagiert.“
„Ah, daher …“ Sein Lachen wirkte ansteckend. „Es freut mich, diese Kreuzfahrt in so angenehmer Gesellschaft antreten zu können.“
Joana hatte keine große Erfahrung im Umgang mit Männern. Zumindest nicht mit solchen, die nicht zum Militär gehörten. Dort gehörte es zum normalen Ton, höflich, jedoch durchaus direkt, auf den Punkt zu kommen, wenn es um körperliche Freizeitgestaltung ging. Bei William störte es sie jedoch, dass er sie so offensichtlich umgarnte.
„Nun, Mister Southron, wir werden uns sicherlich gelegentlich begegnen“, gab sie ihm zu verstehen, dass er sich auf Distanz halten solle. „Misses DeVille?“
Die Kreuzfahrtdirektorin hatte Joanas Bordkarte kurz in ihren tragbaren Mini-Comp eingeführt und reichte sie nun zurück. „Alles in Ordnung, Miss Redfeather. Die Kabinennummer ist eingespeist und die Karte gewährt Ihnen Zutritt zu allen Bereichen der Erste-Klasse-Passagiere. Möchten Sie Hilfe bei Ihrem Gepäck?“
Noch bevor Joana antworten konnte, langte Southron schon nach ihren Taschen.
Lächelnd, jedoch entschlossen, nahm sie ihm die Gepäckstücke wieder aus den Händen. „Besten Dank, Mister, aber ich komme hervorragend alleine klar.“
„Äh, sicher, ich wollte mich nicht aufdrängen“, murmelte er errötend.
Scheinbar war die DeVille durchaus über Joanas volle Identität informiert, denn sie richtete ihre folgenden Worte direkt an diese. „Man hat mich gebeten, Sie darüber zu informieren, dass bei unserem ersten Halt ein Team der Galactic News an Bord kommt.“
„Galactic News?“, sinnierte Joana. „Diese ‚Geben Sie uns fünf Minuten und wir geben Ihnen die Galaxis‘-Leute?“
„Eben die“, bestätigte DeVille. „Allerdings ohne diesen aufdringlichen Zoineman. Das Team soll wohl im Auftrag unserer Gesellschaft I.T.T. einen Werbe-Clip über unsere Star-Liner drehen. Wir werden darauf achten, dass unsere Passagiere durch die Dreharbeiten nicht gestört werden. Sie werden drei unvergleichliche Wochen erleben, Miss Redfeather.“
„Dessen bin ich mir sicher, Misses DeVille“, versicherte Joana und ging nun die Gangway mit ihren Taschen entlang, um das Schiff zu betreten.
Southron schien ihr sofort folgen zu wollen und Joana war erleichtert, als DeVille sich ausgiebig mit seiner Bordkarte beschäftigte.
Schon die Zugangsschleuse der Star-Liner war beeindruckend. Sie war, abgesehen von den Bedienelementen und Schotteinfassungen, vollkommen transparent gehalten. Joana sah direkt in einen der breiten Korridore, die sich auf dem mittleren Promenadendeck an beiden Seiten des Schiffes entlangzogen. So erkannte sie nun auch, dass die solide wirkende Wandung der Außenhülle aus einseitig durchsichtigem Klarstahl bestand. Vom Inneren aus besaß man ungehinderten Ausblick nach draußen.
Der Promenadengang war breit und lud zum Verweilen ein. Der Boden bestand aus einem Material, welches an natürlichen Rasen erinnerte. Pflanzenkübel und Sitzgruppen säumten die Außenseite. Die ins Schiffsinnere Zeigende wurde von kleinen Geschäften und gemütlichen Restaurants gesäumt. Joana sah wenigstens fünf davon und jedes war in einem anderen Stil gehalten. Die holografischen Schilder über den Eingängen wiesen auf einen Western-Saloon, ein englisches Pub, eine spanische Bodega und zwei Varianten hin, die sie noch nicht identifizieren konnte.
Ein paar Dutzend Passagiere und etliche Besatzungsmitglieder waren zu sehen. Während die Passagiere sich offensichtlich einen ersten Eindruck vom Schiff verschaffen wollten, lag über der Mannschaft jene geordnete Hektik, die typisch für die Vorbereitungen auf das Ablegen waren.
Joana blickte auf ihre Bordkarte. Jetzt, innerhalb des Schiffes, leuchtete plötzlich ein kleines Sensorfeld auf. Als sie es berührte, erschien vor ihr in der Luft ein holografisches Auswahlmenü. Intensiv blinkend wurde der Begriff „Kabine“ hervorgehoben. Sie tippte ihn an und sah nun die Projektion eines holografischen Wegweisers.
„Praktisch“, murmelte sie. „Hat man sich wohl von den Implants abgesehen … Na schön, werden wir erst einmal das Gepäck los.“
Sie blieb kurz an einer Tafel stehen, welche die Grundrisse der Decks des Schiffes zeigte und Hinweise auf Besonderheiten enthielt. Wo sich die Restaurants, Fitnessräume, Casinos und sonstigen Vergnügungsstätten befanden, war auch einer Informationsbroschüre zu entnehmen, die es wahlweise in tetronischer oder gedruckter Form gab. Diese enthielt jedoch keinen Hinweis auf die zahlreichen „Aussichtspunkte“ des Kreuzers. Einseitig transparente Rumpfsegmente befanden sich nicht nur auf dem mittleren Promenadendeck, sondern auch auf der untersten und der obersten Ebene. Die Karte wies auch auf zwei Sektionen hin, in denen das künstliche Schwerkraftsystem abgeschaltet war. Die Star-Liner ermöglichte Schwimmen und Tanzen in Schwerelosigkeit.
Den Passagieren wurde eine Menge geboten, wenn man bedachte, dass das Kreuzfahrtschiff, gemessen an der Gesamtreisedauer, nur wenige Tage im Raum verbrachte. Den Schwerpunkt bildeten die Landungen auf den verschiedenen Welten und Ausflüge zu deren Sehenswürdigkeiten.
„Es wird wohl doch interessanter, als ich zunächst dachte“, murmelte Joana.
Ein melodischer Gong ertönte. An mehreren Stellen im Korridor bildete sich das Hologramm eines Gesichts. Im Grunde benötigte man nur einen kurzen Blick auf dessen väterlichen Ausdruck und die gütig blickenden Augen, um in ihm den Captain zu erkennen. Der von weißen Strähnen durchzogene Bart sollte vielleicht den Eindruck vermitteln, man habe es mit einem erfahrenen Mann, vom Typ „alter Seebär“ zu tun.
Eine angenehme Bass-Bariton-Stimme war zu hören. „Verehrte Gäste, ich bin Piet van Bekker und habe die Ehre, der Captain der Star-Liner zu sein. Ich heiße Sie im Namen der gesamten Besatzung und Interstellar Travel Tours an Bord willkommen. In einer halben Stunde werden wir vom Star-Port Anker lichten und auf große Fahrt zwischen den Sternen gehen. Sie können sich auf unvergleichliche Wochen und Erlebnisse freuen. Meine Besatzung und ich werden alles tun, um Ihnen die Reise so angenehm wie möglich zu gestalten. Ich selbst bin nun mit den Vorbereitungen zum Ablegen beschäftigt, doch um 19:00 Uhr haben Sie alle die Gelegenheit, mich persönlich im Speisesaal ‚Marco Polo‘ kennenzulernen. Ich freue mich auf Sie und wünsche Ihnen eine gute Reise.“
Erneut klang der Gong und das Hologramm verschwand.
Joana nahm ihre Taschen wieder auf.
Sie würde Piet van Bekker sicher noch begegnen. Als Captain des Schiffes war er mit Sicherheit über ihre volle Identität informiert. Im Grunde galt Joana nicht als Raumfahrerin, da sie zur Raumkavallerie gehörte und nicht zum Navy-Personal, aber ihr Arbeitsplatz befand sich nun einmal zwischen den Sternen und so würde es für sie beide sicherlich interessant sein, ein paar Dinge vom jeweils anderen zu erfahren.
Als der Zeitpunkt des Ablegens kam, stand Joana am Fenster ihrer Kabine. Es gab eine kurze Durchsage, dann löste die Star-Liner die Halteklammern des Dock-Pylons.
Nochmals verglich Joana „ihr“ Schiff mit einem am Nachbarpylon liegenden großen Kreuzfahrtschiff. Während die vierhundertfünfzig Meter lange Star-Liner das schimmernde Rot und Blau von I.T.T. zeigte, glänzte das andere Schiff in strahlendem Weiß. Die Hülle der Star-Liner wirkte glatt und nahezu fugenlos, an der anderen waren Reihen erleuchteter Sichtluken und großer Panoramascheiben sichtbar. Das fremde Kreuzfahrtschiff hatte ungefähr die doppelten Abmessungen von Joanas Schiff, fasste aber die zehnfache Zahl an Passagieren. Eine fliegende Stadt, auf der sie sich nicht wohl gefühlt hätte.
Nachdenklich sah sie zu, wie die gewaltige Konstruktion des orbitalen Raumhafens rasch kleiner wurde.
Die Broschüre versprach aufregende Erlebnisse zwischen den Sternen. Joana musste sich eingestehen, dass sie sich tatsächlich auf die Reise zu freuen begann.