Kitabı oku: «Star-Liner», sayfa 3

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Kapitel 5 Auf Kreuzfahrt

An Bord der I.T.T. Star-Liner

Joana war froh, nicht in der Haut von Captain Piet van Bekker zu stecken. Dem sympathischen Mann mussten Hand und Arm schmerzen, von dem endlosen Händeschütteln mit den dreihundertsechsundzwanzig Passagieren. Für jeden Gast gab es dann noch ein Erinnerungshologramm mit dem lächelnden „Seebären“, den Joana insgeheim bereits als „Raumbären“ bezeichnete.

Am ersten Abend waren alle Passagiere und die Offiziere des Schiffes im großen Speisesaal „Marco Polo“ zusammengetroffen. Van Bekker hatte sich und seine Begleitung vorgestellt und ein paar humorvolle Anekdoten aus seinem Raumfahrerleben zum Besten gegeben. Die Stimmung war entsprechend gut und Joana nahm die Gelegenheit wahr, ihre Mitreisenden näher in Augenschein zu nehmen.

Es war ein buntes Gemisch von verschiedenen Welten. Einige waren aus großer Entfernung mit Langstrecken-Shuttles angereist, um an der Kreuzfahrt teilzunehmen. Die Menschen stammten von unterschiedlichen Planeten und aus unterschiedlichen Kulturkreisen. So verschieden wie die Herkunft, waren auch Kleidung und Mundarten, denn die gemeinsame Sprache wurde durch individuelle Dialekte beeinflusst. Bei einigen Passagieren so deutlich, dass es Joana nicht leichtfiel, sie alle zu verstehen. Da die Einheitssprache Terran jedoch von ihnen allen beherrscht wurde, waren keine Verständigungsprobleme zu befürchten.

Ab dem zweiten Tag speisten die Passagiere in jenen Restaurants, die ihren Vorstellungen entsprachen. So verteilten sich ihre Gruppen rasch über das Schiff. Captain van Bekker hatte allerdings die „Nachbarschaften“ festgelegt. Wer am ersten Abend eine Tischgemeinschaft bildete, würde dies auch bis zum Ende der Kreuzfahrt tun.

Diese Vorschrift machte durchaus Sinn, denn die Nachbarschaften bildeten für sich auch die jeweiligen Rettungsgemeinschaften. Schon am ersten Abend war eine Notfallübung durchgeführt worden, bei der das Schiff „evakuiert“ wurde. Alle Passagiere und Mannschaftsmitglieder mussten sich zum Hangardeck, direkt unterhalb des mittleren Promenadendecks, begeben und waren dort in die Rettungsboote gestiegen. Als alle ihren Platz eingenommen hatten und die Vollzähligkeit festgestellt worden war, beendete van Bekker die Übung.

Joana war ein wenig irritiert, da die Besatzung über die Bordoveralls verfügte, die man als leichte Raumanzüge verwenden konnte, doch für die Passagiere schienen keine vorgesehen zu sein. Sie empfand das als Sicherheitsmangel und sprach Harriet Beacher, die erste Offizierin, nach der Übung darauf an.

Beacher nickte verständnisvoll und schüttelte dann den Kopf. „Misses Redfeather, haben Sie eine ungefähre Vorstellung davon, wie kompliziert das Anlegen eines leichten Raumanzuges für Menschen ist, die der Panik nahe sind? Zudem würde wertvolle Zeit verloren gehen. Zeit, die wir lieber in das Erreichen der Beiboote investieren.“

Joana musste das akzeptieren und verdrängte den Gedanken an einen Meteoriteneinschlag und spontanen Druckverlust.

Vielleicht war es Zufall, aber in jedem Fall war es William Southron gelungen, zu ihrer Nachbarschaft zu gehören. Weiter teilte sie ihren Tisch mit Denise Harder und Ken Miller. Denise war jung, schön und sichtlich selbstverliebt. Das Kind einer reichen Familie, die ihr Glück in den Kolonien gemacht hatte. Ken Miller war hager, das Gesicht von Wind und Wetter gegerbt und sein Haar hatte sich weiß gefärbt. Er war einer jener Farmer, auf denen das Schicksal ihrer Siedlung aufbaute. Er war erfolgreich, verfügte über ein bescheidenes Vermögen und hatte einen Teil davon in den ersten Urlaub seit zwanzig Jahren investiert.

Naturgemäß erzählte man in der kleinen Gemeinschaft voneinander.

Denise konnte kaum etwas Interessantes beitragen, doch Ken steuerte Erlebnisse bei, die Joanas künftigen Blickwinkel auf das Leben in den Kolonien beeinflussen würden.

William Southron wiederum erzählte Anekdoten aus seinem Leben, die den Eindruck vermittelten, dass er kein sesshafter Mensch, sondern wohl eher ein Abenteurer war. Joana war sich nicht sicher, wie weit man seinen Schilderungen glauben konnte, doch es machte Spaß, ihm zuzuhören.

Sie selbst blieb ihrer Legende als Schauspielerin mit Gelegenheitsjobs in der Werbebranche treu. Sie erzählte von kleinen Rollen als Statistin, damit niemand misstrauisch wurde, da man sie nicht aus den großen Holo-Vid-Produktionen kannte.

Schon am zweiten Tag der Reise trat die Star-Liner in den Orbit um „Jackson´s Hole“ ein. Eine kleine und menschenfeindliche Welt, auf der man nur in Raumanzügen und in Druckkuppeln überleben konnte. United Mining unterhielt hier eine Abbauanlage, die sicher nicht zu den Sehenswürdigkeiten der Kreuzfahrt zählte. Dass das Schiff hier dennoch kurz in einen geostationären Orbit ging, hatte seinen Grund in der Aufnahme weiterer Passagiere. Es waren keine typischen Reisenden, sondern das angekündigte Team der Galactic News, welches mit einem FLV an der Star-Liner andockte.

Die meisten Passagiere suchten das untere Promenadendeck auf, um das Anlegemanöver zu beobachten. Dank der großartigen Aussicht war jede Einzelheit zu verfolgen und als der Verbindungsgang zwischen beiden Raumfahrzeugen unter Druck stand, warteten alle gespannt auf das Erscheinen des Reporterteams.

Als Erste betrat eine asiatische Schönheit den Gang. Selbst Joana, die sich selten Zeit für die Betrachtung von Medienreportagen nahm, kannte diese Frau. Yoko Sakakura war, neben Zoineman, sicher die bekannteste Reporterin in den Medien. Sie war schön und intelligent und Joana wusste, dass Yoko über drei Doktortitel verfügte.

In ihrem Gefolge waren zwei Männer und eine weitere Frau. Als Yoko die Star-Liner betrat und sich und ihre Gruppe kurz vorstellte, erfuhr Joana auch deren Identitäten. Ted Johnson war der Kameramann, Horst Remmers Tontechniker und die hübsche Patty Morrow für das technische Equipment zuständig. Abgesehen von der schlanken Yoko waren die anderen drei gut trainiert. Ted Johnson hantierte mit der schweren Multiflex-Holo-Vid-Kamera, als besäße sie kein Eigengewicht.

„Liebe Mitreisende, meine verehrten Damen, Herren und sonstigen Geschlechter“, fuhr Yoko in ihrer kurzen Ansprache fort, „lassen Sie sich durch unsere Anwesenheit bitte nicht stören. Die Kreuzfahrtgesellschaft Interstellar Travel Tours hat mit unseren Galactic News vereinbart, dass wir eine Reportage über die wieder erstarkende Kreuzfahrtindustrie fertigen. Sie wird unter dem Titel ‚The Passenger’s Observer‘ als Mehrteiler ausgestrahlt werden. Im gesamten Gebiet des Direktorats, versteht sich. Wir werden den einen oder anderen sicher um ein Interview bitten, doch seien Sie versichert, dass dies ausschließlich auf freiwilliger Basis geschieht. Wir werden Sie um Ihr Einverständnis für Filmaufnahmen bitten und wenn Ihnen das nicht recht ist, so werden wir ihre Identität unkenntlich machen. Ich bin mir jedoch sicher, dass Sie selbst viel Freude an unserer Arbeit haben werden. Wenn Sie uns nun entschuldigen … Wir werden das Verlassen des Orbits aufnehmen und danach zunächst unsere Kabinen aufsuchen.“

Joana wusste, dass Freundlichkeit und das strahlende Lächeln von Yoko einfach zu deren Berufsbild gehörten, dennoch wirkte es überzeugend. Ihr war bewusst, dass mit dem Erscheinen des Galactic-News-Teams eine gewisse Gefahr verbunden war. Yoko würde sich sicherlich nicht so leicht von Joanas Tarnidentität überzeugen lassen. Es war besser, ihr und ihrem Team aus dem Weg zu gehen.

Während sich die meisten Passagiere verstreuten und nur eine Handvoll zurückblieb, um bei den Aufnahmen zuzusehen, entschloss sich Joana eine der Vergnügungen des Schiffes in Anspruch zu nehmen. An Bord gab es eine Anlage für Schwimmen in der Schwerelosigkeit und sie hatte vor, diese nun auszuprobieren.

Inzwischen hatte sie sich die Grundrisse der Decks eingeprägt und war nicht mehr auf die Bordkarte mit ihrem tetronischen Wegweiser angewiesen. Kaum eine halbe Stunde später stand sie vor dem Eingang zum Schwimmbereich. Zwei Pfeile wiesen in die Bereiche „Schwerkraft“ und „Schwerelosigkeit“. Es gab Menschen, denen es in der Schwerelosigkeit übel wurde, doch Joana betrat ohne Zögern den Bereich, der ihr ein vollkommen neuartiges Vergnügen verhieß.

Sie suchte zunächst den Umkleideraum auf und legte ihre Kleidung ab. Bei den Streitkräften war es durchaus normal, unbekleidet gemeinsam zu schwimmen. So dachte sie sich nichts dabei, nackt, wie der Schöpfer aller Dinge sie erschaffen hatte, in den kurzen Verbindungsgang zum Entspannungsraum zu treten. Während der wenigen Schritte wurde sie keimfrei gemacht und betrat blitzsauber den Ruhe- oder Entspannungsraum, in dem sich zwei männliche Passagiere und ein ebenfalls männlicher Barkeeper aufhielten.

Die Blicke der beiden männlichen Passagiere waren, vorsichtig formuliert, durchaus anerkennend, doch der Barkeeper räusperte sich vernehmlich. Als Joana ihn ansah, wirkte sein Blick fast entschuldigend. „Lady, ich muss Sie bitten, Ihre Blößen zu bedecken. Wir haben Gäste an Bord, für die Nacktheit aus religiösen Gründen als anstößig gilt.“

Daran hatte sie nicht gedacht und so machte sie kehrt, um in ihre Unterwäsche zu schlüpfen. Der Einteiler konnte problemlos als Badebekleidung durchgehen.

Als sie erneut in die Cafeteria trat, schienen die männlichen Passagiere sichtlich enttäuscht, während der Barkeeper anerkennend nickte.

Die Seite zum Schwimmbereich war transparent und Joana sah fasziniert die wohl dreißig Meter durchmessende Wasserkugel, die dort in der Luft schwebte.

Als sie die transparente Tür zur „Schwimmhalle“ öffnen wollte, hielt sie die freundliche Stimme des Barkeepers erneut zurück. „Lady, wenn Sie die Tür öffnen, dann geraten Sie direkt in den Bereich der Schwerelosigkeit. Halten Sie sich bitte an den Haltepunkten fest, damit Sie nicht unabsichtlich abheben. Am besten gehen Sie ein wenig in die Knie, richten sich auf die Kugel aus und stoßen sich dann kräftig ab. Keine Sorge, das Wasser bietet Ihrem Körper Widerstand und wird Sie abbremsen.“

„Danke, Mister, ich kenne mich mit Schwerelosigkeit aus“, entgegnete Joana.

„Äh, Misses, sind Sie auch schon einmal in Schwerelosigkeit geschwommen?“, erkundigte sich einer der Passagiere besorgt. „Lassen Sie sich vom Barkeeper lieber ein Atemgerät geben.“

Joana sah den Mann hinter dem Tresen fragend an.

Der langte lächelnd in ein Fach und hielt ein daumengroßes Gerät mit Mundstück hoch. „Ist nur für den Notfall“, meinte er freundlich. „Im Grunde können Sie auch in Schwerelosigkeit ganz einfach schwimmen. Sie wiegen zwar nichts, aber Ihr Körper behält natürlich seine Masse und das Wasser seinen Widerstand. Eigentlich ist es sogar leichter, als das Schwimmen unter normaler Schwere. Falls Sie sich unsicher sind, können Sie aber dieses Gerät verwenden. Es spaltet den Sauerstoff aus dem Wasser, Sie verstehen? Und keine Sorge, Lady, ich bin ausgebildeter Rettungsschwimmer und hole Sie notfalls da heraus.“

„Ich denke, ich werde zurechtkommen“, erwiderte sie. Dennoch nahm sie das kleine Gerät sicherheitshalber an sich. Auch wenn sie eigentlich keine Probleme sah, so berücksichtigte sie dennoch, dass man rasch durch Selbstüberschätzung und Leichtsinn in tödliche Gefahr geraten konnte.

Erneut ging es durch eine kleine Schleuse und als diese sich öffnete, wurde Joana sofort von einem Schwall feuchtwarmer Luft empfangen, die ihr den Schweiß aus den Poren trieb. Zugleich wurde ihr Körper schwerelos, da hier das Shriever-System deaktiviert war.

Zu einer der wichtigsten Entdeckungen der Raumfahrt gehörte die Erzeugung künstlicher Schwerkraft. Dies gelang durch die so genannten Shriever-Platten, die in Wände, Böden und Decken integriert wurden und, je nach Einstellung, ein Schwerefeld erzeugten, welches der natürlichen Gravitation entsprach. Man konnte die Intensität und Ausrichtung steuern, wodurch es möglich geworden war, die Beharrungskräfte, die beim Beschleunigen, Abbremsen oder Manövrieren eines Raumschiffes auftraten, zu neutralisieren. In einer Notsituation oder im Kampf konnte es geschehen, dass die Shriever-Platten die auftretenden Kräfte nicht vollständig ausglichen, weswegen es auf allen Navy-Schiffen wieder die antiquarisch anmutenden Sicherheitsgurte und Haltebügel gab.

Für einen Sky-Trooper war Schwerelosigkeit nichts Ungewöhnliches. Kämpfen ohne Schwerkraft wurde regelmäßig trainiert und so ging Joana leicht in die Knie, nahm Maß und stieß sich ab. Nur Augenblicke später tauchte sie in die schimmernde Wasserkugel ein.

Innerhalb kurzer Zeit hatte sie sich daran gewöhnt, wie sie die Masse ihres Körpers durch Schwimmen bewegen konnte, und während sie es genoss, durch das erfrischende Nass zu gleiten, sahen die drei Männer in der Cafeteria ihr bewundernd zu. Die junge Indianerin schien einem Delphin gleich und vermittelte den Zuschauern den Eindruck, als befände sie sich in ihrem ureigensten Element.

Kapitel 6 Zwischenlandung

An den Feuerfällen von Vulkan, Temeros-System

Eine Planetenlandung galt inzwischen als so sicher, dass man den Gästen an Bord gestattete, sie vom mittleren Promenadendeck aus mitzuerleben.

Joana war die umfangreichen Sicherheitsmaßnahmen an Bord von Militärschiffen gewohnt und fand es merkwürdig dekadent, mit einem Drink in der Hand gemütlich in einer der Sitzgruppen zu ruhen und durch die einseitig durchsichtige Außenhülle der Star-Liner zuzusehen, wie der große Kreuzer in die obersten Schichten der Lufthülle des Planeten Vulkan eintrat.

Im Gegensatz zu vielen anderen Touristen kannte sie die Vorgänge des Abbremsens innerhalb einer Atmosphäre und so lächelte sie ein wenig schadenfroh, als sie entsetzte Schreie entlang des Decks vernahm. Das Schiff flog schnell, Luft staute sich vor seinem Bug und erhitzte sich, und schon nach wenigen Augenblicken glich die Star-Liner einem glühenden Stück Metall, welches von Flammen und Rauch umwabert wurde und eine lange Schleppe hinter sich herzog.

Die ruhige und sachliche Stimme von Yoko Sakakura übte einen beruhigenden Einfluss aus. Die berühmte Moderatorin und Reporterin der Galactic News nutzte die Gelegenheit, die Vorgänge der Landung zu kommentieren, während ihr Team eifrig filmte.

„Was auf uns gefährlich wirkt, ist inzwischen längst Routine“, kommentierte Yoko. Sie trug einen figurbetonten golden und silbern schimmernden Einteiler und manche der männlichen Passagiere wussten nicht recht, ob sie sich auf die feurige Lohe oder die hübsche Asiatin konzentrieren sollten. Yoko zeigte ihr professionelles Lächeln, doch jeder, der sie nicht kannte, war fest davon überzeugt, dass es aus tiefstem Herzen kam. „Die Lower Area Control von Vulkan, das ist die Überwachungsstelle für alle Bewegungen innerhalb der Lufthülle, hat uns einen so genannten Lande-Korridor übermittelt. Sie können sich das so vorstellen, dass auf dem großen Hauptschirm der Brücke eine Art Schlauch zu sehen ist, der aus zahlreichen viereckigen Rahmen besteht. Der Rudergänger muss nur darauf achten, innerhalb dieser Rahmen zu fliegen. Solange das der Fall ist, leuchten diese Rahmen in kräftigem Grün. Dann sind wir auf ungefährlichem Kurs und werden genau zu unserem Ziel geleitet. Verlässt die Star-Liner den Korridor, so blinken die Rahmen in warnendem Rot. Doch keine Sorge, liebe Mitreisenden, diese Besatzung gehört zu den besten der Galaxis. Zudem steht Captain van Bekker auf der Brücke und hält beständigen Kontakt zur Area Control.“

Erneut waren einige wenige schockierte Schreie zu vernehmen, als Flammen gierig nach dem Rumpf zu greifen schienen.

Yoko fuhr ungerührt fort. „Unser Schiff wurde für planetare Landungen konstruiert. Aufgrund seiner hohen Geschwindigkeit beim Eintritt in die Atmosphäre muss es den Planeten dreimal umrunden, bis die Fahrt weit genug abgesunken ist, dass … Ah, ich glaube, Sie können es nun selber hören. Das laute Pfeifen stammt von den starken Atmosphäretriebwerken, die nun die Luft ansaugen und komprimiert ausstoßen. Das bremst unser Schiff ab und hält es zugleich in der Luft. In den tieferen Luftschichten wird der Ton dumpf und erheblich lauter.“

„Und wenn so ein Lärmtriebwerk ausfällt?“, kam es von der besorgten Denise.

William Southron, der neben Joana saß, konnte sich eine spöttische Bemerkung nicht verkneifen. „Dann schmieren wir ab, junge Lady. Aber keine Sorge, das geht schnell.“

„Grundgütiger.“ Denise schlug die Hände vor die vollen Lippen.

Yoko sah William ein wenig verärgert an. „Seien Sie ganz beruhigt, Miss, die überstarken Triebwerke sind auf Sicherheit ausgelegt. Es besteht genug Schubreserve, um uns selbst bei Ausfall von zwei Aggregaten sicher auf den Boden zu bringen.“

„Aha.“ Denise bedachte Southron mit einem ausgesprochen giftigen Blick und zeigte ihm einen Finger, dessen unfeine Bedeutung nun schon seit vielen Generationen bekannt war.

Die Monitore schalteten von den Außenkameras zur Brücke um. Van Bekker wurde sichtbar, der die Passagiere anlächelte. „Verehrte Gäste, die Star-Liner wird in zwanzig Minuten auf dem Raumhafen von Vulkan aufsetzen. Haben Sie bitte Verständnis, dass wir die Außenschotts erst nach einer halben Stunde öffnen können, da der Rumpf erst ausreichend abkühlen muss. Nutzen Sie die Zeit bitte, um sich endgültig zu entschieden, an welcher unserer Touren Sie teilhaben wollen.“

Das Bild schaltete wieder zurück. Das Lodern am Rumpf war inzwischen zu einem schwachen Flackern geworden und erlosch schließlich ganz. Nur wenn man genauer hinsah, bemerkte man das unmerkliche Glühen der Hitzeschutzbeschichtung, die sich am Unterschiff vom Bug bis zum Heck zog.

„Verehrte Mitreisende, wir befinden uns in der letzten Umkreisung und die Geschwindigkeit unserer Star-Liner liegt nun im Bereich von Kilometern per Stunde. Derzeit sind es, wie mir die Brücke gerade mitteilt, noch 870 km/h und die Fahrt sinkt jetzt rapide. Alles ist exakt berechnet und wenn wir über Karrigos, der Hauptstadt von Vulkan stehen, wird unsere Bewegung nahe Null liegen. Wir werden sanft wie die sprichwörtliche Feder aufsetzen. Ah, dort vorne, am Horizont, sehen Sie ein sanftes Glühen. Da wir gerade die Nachtzone durchfliegen, sind das die Lichter der Hauptstadt und des nahen Raumhafens.“

„Fisch oder Feuer?“

Joana wandte sich irritiert William zu. „Wie bitte?“

Er lächelte einnehmend. „Ist Ihnen Fisch lieber oder Feuer? Ich meine die Touren, Miss Redfeather. Die Touren.“

„Ach ja … Lassen Sie mich kurz überlegen, Will.“

Vulkan war der zweite Planet im Temeros-System und bot zwei Sehenswürdigkeiten: einerseits ein Binnenmeer mit großem Fischreichtum, wobei die Wassertiefe kaum zehn Meter betrug. Es gab keine Tide, also keine Ebbe und Flut und die Bewohner von Vulkan boten Touristen eine Fischfangtour auf den schnellen Elektrobooten an. Die andere Sehenswürdigkeit war der Feuerring der Vulkane, den man als Feuerfall bezeichnete.

Joana war Büffelfleisch lieber als Fisch und so entschied sie sich für den Feuerfall.

William nickte. „Habe ich ebenfalls gewählt. Dieser Feuerring soll beeindruckend sein. Noch mehr als die berühmten Feuerfälle von Istwagh bei den Norsun.“

Joana lächelte. „Die bislang kein Mensch zu Gesicht bekam. Da kann man leicht behaupten, die auf Vulkan seien noch beeindruckender.“

Wenn man vom lauten Röhren ihrer Triebwerke absah, wirkte die Star-Liner nahezu elegant, als sie über dem zugewiesenen Landefeld einschwebte. Zwölf Landestützen fuhren aus ihren Schächten und die hydraulischen Stempel vergrößerten die Auflagefläche, um sie der Schwerkraft und der Dichte des Bodens anzupassen.

Mit einem unmerklichen Federn sank das enorme Gewicht der Star-Liner in die Stützen. Ein letztes Grollen der Triebwerke, dann verstummten diese. Die abschirmende Hülle des Rumpfes verbarg das Knistern erhitzten Materials, welches nun abkühlte.

„Verehrte Gäste“, meldete sich erneut der Captain, „wir sind soeben auf Vulkan gelandet. Bitte sammeln Sie sich auf dem unteren Deck in den entsprechenden Gruppen für die einzelnen Sehenswürdigkeiten. Die Tour-Guides für die ‚schwärmenden Wasser‘ tragen Blau, die für den ‚Feuerfall‘ Rot. Schutzanzüge sind bei unseren Ausflügen nicht erforderlich. Sie werden vor dem Schiff von Bussen abgeholt, die Sie zum Ziel bringen. Interstellar Travel Tours wünscht Ihnen einen unvergesslichen Tag.“

Joana, William und die anderen erhoben sich und begaben sich zu den Aufzügen oder Treppenhäusern, um das unterste Deck der Star-Liner aufzusuchen, wo die Bodenschleusen lagen.

Ein halbes Dutzend Tour-Guides erwartete sie, jeweils in den angekündigten Farben gekleidet. Zu Joanas Überraschung gehörten Kreuzfahrtdirektorin Catherine DeVille und das Team von Galactic News zu ihrer Tour.

Beide Gruppen waren mit rund hundertzwanzig Personen etwa gleich stark. Die übrigen Passagiere schienen lieber an Bord bleiben zu wollen.

Jedes Mitglied einer Gruppe bekam ein entsprechend farbiges Plastikband ums Handgelenk, in das ein winziger Peilsender mit geringer Reichweite eingebaut war.

„Wir wollen ja nicht, dass sich jemand verläuft und verloren geht“, erklärte DeVille.

Die Außenschotts öffneten sich und ein Schwall heißer Luft traf die Gruppen.

„Keine Sorge“, meinte einer der Tour-Guides. „Der Rumpf ist schon weit genug abgekühlt. Das ist Vulkan. Die Durchschnittstemperatur beträgt tagsüber sechsunddreißig Grad Celsius bei einer Luftfeuchtigkeit von zweiundsechzig Prozent.“

„Vorhin wurde behauptet, wir benötigten keine Schutzanzüge“, sagte Denise. „Wieso Schutzanzüge?“

„Auf Vulkan sind sie nicht erforderlich“, erklärte die DeVille geduldig. „Diese Welt wurde sehr früh besiedelt und damals machte man sich noch keine Gedanken um das Einschleppen fremder Pflanzen oder Tiere. Leider haben sich die marsianischen Fichten hier enorm ausgebreitet und die einheimischen Bäume in weiten Gebieten verdrängt. Nur ein Beispiel von vielen. Inzwischen gibt es entsprechende Direktiven des Direktorats. Auf anderen Welten achtet man nun sehr darauf, dass man keine invasiven Lebensformen einschleppt.“

„Die Busse sind da!“

Es waren moderne Schwebebusse, die jeweils zwanzig Personen fassten. Zwei Einheimische fuhren das Fahrzeug oder moderierten die Fahrt. Jedem Fahrzeug schien ein Paar zugeteilt zu sein. Während der Mann das Steuer übernahm, gab die Frau den Fahrgästen ein paar allgemeine Informationen über den Planeten und dessen menschliche Bewohner. Beide trugen identische Bekleidung. Weite Pluderhosen, Sandalen und an Stelle eines Oberteils eine reich bestickte Schärpe, die beim Mann von der rechten Schulter zur linken Hüfte führte und bei der Frau in umgekehrter Richtung.

„Die sehen aus wie unsere Sky-Trooper“, flüsterte Denise spöttisch. Offensichtlich spielte sie auf den Umstand an, dass die Einheimischen keinerlei Haupthaar besaßen, wenn man vom Kinnbart des Mannes absah. Selbst die Wimpern und Brauen der Augen fehlten.

„Nun, unsere Trooper sind nicht ganz so, äh, nackt“, wandte William ein. „Außerdem haben unsere Raumkavalleristen so kurze Haare, weil sich in den Kampfhelmen eine Menge Sensoren befinden.“

Denise zuckte mit den Schultern, zog einen Champagner-Riegel aus der Umhängetasche und begann die Flüssigkeit genussvoll zu saugen.

Als die Busse anfuhren, bildeten sie zwei Kolonnen und nahmen verschiedene Richtungen.

William war neugierig. Er und Joana saßen direkt hinter dem Fahrerbereich und so beugte er sich vor und tippte dem Mann auf die Schulter. „Gehört die Stadt nicht zu den Sehenswürdigkeiten?“

Der Fahrer schwieg, aber seine Begleiterin übernahm die Beantwortung. „Wir Vulkaner schätzen unsere Ruhe. Sehen Sie, der Tourismus ist für uns eine angenehme Einnahmequelle, doch wir wollen uns in unserem Leben so wenig wie möglich von außen stören lassen. Sie werden bei unserer Rückkehr zum Schiff aber einigen so genannten fliegenden Händlern begegnen, die Souvenirs und regionale Kunst anbieten.“

„Hm, danke“, brummte William und sah Joana an. „Ich habe gelesen, dass so etwas gar nicht selten ist. Manche aufstrebende Kolonie versucht, ihre Sehenswürdigkeiten zu Geld zu machen, obwohl die Menschen eigentlich nichts mit Touristen zu tun haben wollen.“

Catherine DeVille hatte die Bemerkung gehört und beugte sich zu den beiden. „Im Grunde ist das verständlich. Wir kennen einige traurige Fälle von der alten Erde, in denen der Tourismus seine hässliche Fratze zeigte. Städte wie Rom, Venedig, Berlin und andere litten unter Massentourismus. Das nahm gravierende Formen an, denn Spekulanten erwarben privaten Wohnraum und wandelten diesen in Ferienwohnungen für Urlauber um. Die eigentlich heimischen Bewohner mussten immer höhere Mieten zahlen und fanden immer weniger geeignete Wohnungen. In einer Stadt, sie hieß, glaube ich, Venedig, gab es nur wenige befestigte Straßen, da die Stadt auf unzähligen Pfählen ins Meer hinein gebaut worden war. So fuhren Schiffe der ‚nassen‘ Kreuzfahrt einfach direkt in die Stadt hinein und verursachten Wellen, welche die Fundamente immer mehr beschädigten.“ DeVille lächelte. „Heutzutage ist das anders. Da nehmen wir Rücksicht auf die Befindlichkeiten der planetaren Bewohner, verhindern das Einschleppen oder Mitnehmen invasiver Lebensformen und achten strikt auf den Erhalt der jeweiligen Umwelt.“

„Und das zu vernünftigen Preisen“, fügte William hinzu.

Catherine nickte. „Wir müssen allerdings hart kalkulieren. Kreuzfahrten werden wieder zu einem lohnenden Geschäft, dank des Hiromata-Nullzeit-Antriebs. Zu Zeiten des Cherkov-Überlicht-Antriebs wäre das undenkbar gewesen. Selbst mit dreißigfacher Lichtgeschwindigkeit liegen die Sterne einfach zu weit auseinander.“

Die „Schwebefahrt“ führte durch eine urtümlich wirkende Landschaft. Rings um die Stadt gab es große Anbauflächen, doch der Rest des Planeten schien aus Wald, Wasserflächen und Bergen zu bestehen. Viele Pflanzen und Tiere erschienen den Passagieren bekannt und das nicht von ungefähr, denn die von Menschen mitgebrachten Lebensformen begannen die einheimischen zu dominieren. Eine verhängnisvolle Entwicklung, der man inzwischen bei Neubesiedlungen entgegenzuwirken suchte. Der Mensch sollte sich seine Welten nicht mehr untertan machen, sondern als ihr Bestandteil leben.

Nach gut einer Stunde Fahrt tauchten am Horizont dunkle Wolken auf, die gelegentlich von einem rötlichen Schein erhellt wurden.

„Verehrte Gäste, wir nähern uns nun allmählich dem Feuerring. Er besteht aus zwölf sehr dicht beieinander liegenden Vulkanen. Ursprünglich voneinander getrennt, gab es vor einigen 10.000 Jahren eine Supereruption, die letztlich dazu führte, dass die meisten Calderas, das sind die Krater, in sich zusammenfielen und zu einem gemeinsamen verschmolzen. Gleichzeitig hoben sich die einzelnen Vulkane an. Heute bilden sie den großen Krater, der aus zehn Magmaquellen gespeist wird, die alle gemeinsam nach Westen strömen. Dort ergießt sich die Magma dann über den niedrigsten Punkt des Kraterrandes. Sie werden feststellen, dass das ein unvergesslicher Anblick ist. Mehr will ich nicht verraten“, sagte die Einheimische. „Lassen Sie sich einfach überraschen.“

Die Frau hatte nicht zu viel versprochen. Eine weitere Stunde später hielten die Busse der roten Gruppe auf der Kuppe eines großen Hügels, der über die Baumkronen des Waldes aufragte und freien Blick auf den Feuerring der Vulkane bot.

Viele der Touristen blieben auf ihren Sitzplätzen, denn schon der Anblick durch die Panoramascheiben der Fahrzeuge war atemberaubend.

Der zusammengewachsene Vulkankegel ragte rund viertausend Meter in die Höhe und dort, wo die Magma über den Rand floss, gab es einen Vorsprung, so dass die zähe und glühende Masse wenigstens zweitausend Meter im freien Fall zurücklegte, bevor sie auf die Schräge des Hangs traf und von dort in breitem Strom nach Westen floss. Einige hundert Meter vom Fuß des Vulkans entfernt schob sie sich in einen großen See, von dessen Ufer dichte Dampfschwaden aufstiegen.

Joana und William stiegen mit den Tour-Guides und Catherine DeVille aus. Dann folgten immer mehr der anderen. Holo-Vid-Kameras wurden gezückt, andere machten Stereoaufnahmen mit ihren Fotoapparaten.

Direkt neben Joana und Will baute sich das Team von Galactic News auf und Yoko Sakakura schien regelrecht verzückt, als sie ihre Eindrücke ins Mikrofon sprach. „Hier ist Yoko Sakakura für den Passenger´s Observer. Ich stehe hier einige Kilometer vom so genannten Feuerfall entfernt und ich muss sagen, der Anblick übertrifft alle Beschreibungen, die ich bislang von diesem herrlichen Wunder erhalten habe. Wie Sie sehen können, verehrte Zuschauer, hat man tatsächlich den Eindruck, das Feuer falle aus dem Himmel. Dazu ein unbeschreibliches fernes Donnern und ein ungeheuerliches Zischen, wenn die feurige Glut auf die nasse Flut trifft.“ Yoko wandte sich der Einheimischen zu, die ebenfalls ausgestiegen war. „Eine Frage an unsere charmante Begleiterin … Die Magma erkaltet doch sicherlich in diesem See. Wird da das Ufer nicht immer breiter und die Wasserfläche schrumpfen?“

„Normalerweise wäre das der Fall, doch dieser See ist eigentlich kein See, sondern die Verbreiterung des Noabatsa-River. Seine Strömung ist unglaublich stark und packt die abkühlende Glut und reißt sie mit sich. Natürlich lagert sich viel davon ab, doch der Noabatsa fräst sich förmlich sein neues Flussbett hindurch. Um Ihnen eine Zahl zu nennen … In den vergangenen dreißig Jahren ist das östliche Ufer um keine zehn Meter breiter geworden.“

„Ich danke Ihnen für diese Information“, sagte Yoko artig und wandte sich wieder der Kamera zu. „Liebe Zuschauer, der Feuerfall von Vulkan gehört ganz sicher zu den Wundern der Galaxis und wir können gespannt sein, welche Sehenswürdigkeiten uns auf dieser Kreuzfahrt noch erwarten. Sie hörten Yoko Sakakura von Galactic News mit einer Sendung für den Passenger´s Observer von Interstellar Travel Tours.“

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