Kitabı oku: «Die Euro-Misere», sayfa 2
Teil I: Grundlagen
Die große Sparverwirrung2
Sparen heißt, nicht ausgeben, was man hat!
„Berlin verabschiedet Sparprogramm“, titelt die NZZ. Focus tönt: „Regierung will 2011 mehr sparen als nötig“ – und gibt damit die Aussage des Regierungssprechers Ulrich Wilhelm wieder. Auch von einem radikalen Sparkurs ist regelmäßig in den Gazetten die Rede. Zugleich rühmt sich die Bundesregierung, der Hauptakzent werde auf der Ausgabenseite liegen.
Sparen! Sparen! Sparen! Tönt es wie aus Vuvuzelas. Das ständige Getröte hat eine große Sprachverwirrung erzeugt. Ausgabenkürzungen muss es korrekt heißen. Der deutsche Staat hat seit Jahrzehnten nicht mehr gespart und wird das auch in den kommenden Jahrzehnten absehbar nicht tun. Dieser Unterschied zwischen Sparen und Ausgaben kürzen ist nicht trivial, sondern himmelweit.
Sparen bedeutet, etwas nicht auszugeben, was man hat. Sparen ist Konsumverzicht heute. Sparen heißt in die Zukunft investieren – mit Kapital von heute. Wer spart kann in der Zukunft mehr konsumieren.
Sparen bedeutet nicht, etwas nicht auszugeben, was man nicht hat. Die aktuellen Ausgabenkürzungen der Bundesregierung führen immer noch zu einer geplanten Verschuldung von über 60 Mrd. Euro. Sparen bedeutet erst recht nicht, etwas auszugeben, was man nicht hat. Genau das tut der Staat aber mit seinem „radikalen Sparkurs“. Die Nettokreditaufnahme wird planmäßig 2014 immer noch 24,1 Mrd. Euro betragen. Das bedeutet, dass immer noch mehr als 16 Prozent der Bundesausgaben nicht aus Steuern finanziert werden können. Allein im kommenden Haushaltsjahr 2011 müssen für Schuldenzinsen über 38 Milliarden Euro bezahlt werden. Das entspricht fast jedem sechsten Steuer-Euro. Bei einem Schuldenstand von 42.145 Euro pro Kopf zahlt jeder, der arbeitet, pro Jahr durchschnittlich 1.600 Euro seiner Steuern nur für staatliche Schuldenzinsen. Das seien zwei schöne Urlaubswochen auf Mallorca, kommentiert die Initiative Soziale Marktwirtschaft.
Sparen ist eine Tugend. Sparen ist die Grundlage für Wohlstand – Kapital ist der zentrale Produktivitätstreiber für massenwirksame Wohlfahrt. Sparen ist aber keine Aufgabe des Staates, sondern der Bürger. Aufgabe des Staates sind massive Ausgabenkürzungen. Denn staatliche Ausgabenkürzungen stärken das Wachstum, wie inzwischen zahlreiche Studien belegen. Das ist wenig überraschend, bleibt doch das Geld beim Bürger, der es sorgfältiger für wichtigere Dinge ausgibt. Das zeigt gerade ein Blick in die Geschichte des Staatssozialismus. Inzwischen gilt international ein Staatsanteil von maximal 15 bis 25 Prozent am Bruttoinlandsprodukt als Niveau, das Wachstum begünstigt. Darüber hinaus beeinträchtigen Staatsausgaben wirtschaftliche Prosperität.
Die praktizierten verschwenderischen Regierungsausgaben zu reduzieren ist natürlich richtig, den Menschen Geld wegzunehmen, hingegen falsch. Wir brauchen mehr Raum für private Initiative und Unternehmertum, aber weniger Schulden für ungeborene Steuerzahler. Die deutsche Bevölkerung macht es richtig mit einer im internationalen Vergleich relativ hohen Sparquote. Die Regierung kann von der Bevölkerung viel lernen: Weniger ist mehr – das gilt für staatliche Ausgaben. Und mehr ist besser – das gilt für privates Sparen. Die Pläne der Bundesregierung sehen leider nur ein geringfügige Ausgabenkürzung vor von 314 auf 301 Mrd. Euro vor. Dabei handelt es sich auch nicht um Ausgabenkürzungen, sondern erhoffte geringere Ausgaben für Arbeitslose aufgrund einer erhofften konjunkturellen Erholung. Zugleich werden höhere Einnahmen als Sparprogramm verkauft.
Eine nachhaltige Erholung erfordert eine drastisch verschlankte Regierung, einen fitten statt einen fetten Staat, der nur im Weg steht, wenn die Menschen ihre Ziele zu gegenseitigem Vorteil verfolgen. Vorfahrt für unbeschränkten Handel, für Freihandel und unternehmerische Wohlfahrtserzeugung!
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2 Erstmals erschienen am 8. 7. 2010.
Ist Investieren ohne Sparen möglich?3
Investitionen sind in aller Munde. Zunehmend maßen sich Parteien und Regierungen an, „Zukunftsinvestitionen“ zu tätigen. Zugleich wird Deutschlands zu geringe Konsumneigung beklagt, der Binnenkonsum müsse (politisch) angekurbelt werden. Schließlich haben in den USA die Regierungsbehörden massiv insbesondere Investitionen in Immobilien forciert, während die Bevölkerung sogar ihr Vermögen aufzehrte („negative Sparquote“ auch „Entsparen“ genannt). Investitionen ohne Sparen stehen im Mittelpunkt der aktuellen Finanzkrise.
Das gilt auch für die Liquiditätsversorgung der Wirtschaft, die unserem Geldsystem weit überwiegend auf Krediten ohne Sparen beruht, auf Geldschöpfung aus dem Nichts. Grund genug auf den Zusammenhang zwischen Investitionen und Sparen zu blicken.
Die Österreichische Schule der Ökonomik unterscheidet zwei grundsätzlich verschiedene Arten von Ersparnissen. Ludwig von Mises bezeichnete gedeckte Ersparnisse als „Sachmittelkredit“ – hierbei handelt es sich vollständig um nicht konsumierte Produktion für späteren Konsum. Demgegenüber stehen Scheinersparnisse, wofür er die Bezeichnung „Zirkulationskredite“ prägte. Da in diesem Fall die Guthaben auf den Konten systematisch größer sind als die Barmittel der Geschäftsbank, muss der Schwindel zwangsläufig auffliegen.
Das klassische Robinson-Beispiel ist geeignet, den Unterschied zu verdeutlichen. Populär gemacht hat es Eugen von Böhm-Bawerk (1851-1914), Professor für Nationalökonomie und Finanzminister Österreich-Ungarns: Robinson Crusoe lebt allein auf seiner Insel. Zum Leben und Überleben produziert er Güter. Das wichtigste Gut ist zunächst der Fischfang, den er mit bloßen Händen durchführt. Robinson steht vor der Alternative, entweder alle Fische am Ende eines Tages zu konsumieren oder aber Konsumverzicht zu üben, indem er einen Teil der Fische spart. Sein Produktionsergebnis geht beim Sparen nicht unter, etwa weil er die Fische über einem Lagerfeuer brät und haltbar macht, sondern dient als Gütervorrat für später. Der Konsumverzicht ist also eine Investition in und für die Zukunft. Das Sparen ermöglicht Robinson einen Tag nicht mit bloßen Händen zu fischen, sondern stattdessen ein Netz zu knüpfen. Mit dem Netz steigert er seine Güterversorgung, weil er in der gleichen Zeit, in der er mit bloßen Händen Fische ergreift, nun eine größere Zahl Fische fangen kann.
Außerdem bietet sich ihm die Möglichkeit, die gleiche Zahl Fische in einer geringeren Zeit zu fangen. Robinson kann durch die gewonnene Zeit anderen Dingen nachgehen, zum Beispiel Bauinvestitionen vornehmen, und so seinen Wohlstand steigern.
Das Netz stellt ein Kapitalgut dar, das nicht für den Konsum, sondern den Einsatz in der Produktion bestimmt ist. Es handelt sich um eine Anlageinvestition (durch die Verbindung von Arbeit und Natur entsteht der Produktionsfaktor Kapital). Erwähnenswert ist zudem, dass Robinson einen Produktionsumweg einschlägt. Statt mit seinen Händen direkt zu fischen, erstellt er erst ein Netz, um anschließend zu fischen. Das ist nur sinnvoll, wenn seine Arbeitsproduktivität steigt.
In Anlageinvestitionen sind letztlich die Ideen der Menschen gespeichert. Kurzum: Sparen ist Konsumverzicht und die Voraussetzung für „nachhaltige“ Investitionen, die den Wohlstand steigern. Nun kommt Freitag auf die Insel. Robinson könnte ihm Fische als Sachmittelkredit geben, damit Freitag anderen Tätigkeiten nachgehen könnte, zum Beispiel wilde Ziegen fangen. Durch die Einführung von Geld ändert sich nichts, solange das Geld-Äquivalent zu den Fischen immer noch durch real vorhandene Fische gedeckt wäre. Ein Zirkulationskredit entsteht hingegen, sobald Geld oder Kredit aus dem Nichts geschaffen wird, wie es in unserem heutigen Geldsystem üblich ist, also kein durch Ersparnisse gedeckter Kredit vorhanden ist. Auf der einsamen Insel würde das bedeuten, dass Robinson Geld produziert und Freitag leiht, das nicht durch Fische gedeckt ist. Und wenn Freitag am Ende des Tages Geld gegen Fische einlösen möchte, um seinen Hunger zu stillen, dann gibt es keine Fische – der Schwindel fliegt auf.
Genau das ist auf den Immobilienmärkten und darüber hinaus in anderen Branchen passiert, hat die Vermögenspreisinflation ermöglicht und steht im Mittelpunkt Weltwirtschaftskrise.4
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3 Lesenswert hierzu ist Gregor Hochreiter: Die Ökonomie der Liquidität, in: efonline, 1. 4. 2008.
4 Erstmals erschienen am 26. 1. 2010.
Gegen Staatsdoping – für eine befreite Wirtschaft5
Ein Gespenst geht um. Es ist Tom Simpson, der auf der Tour-de-France-Etappe auf den Mont Ventoux 1966 als erstes gesichertes Dopingopfer den Tod fand. Simpson glaubte, seine Leistungsfähigkeit über seine natürliche Grenze hinaus ankurbeln zu können und strampelte sich zu Tode.
In der Bundesrepublik Deutschland verlief der erste Versuch, die Konjunktur zu dopen, glimpflich. In der Mini-Rezession 1966/67 kamen die begrenzten staatlichen Maßnahmen zu spät und wirkten prozyklisch. Hingegen war die Stagflation der 70er Jahre mit hoher Inflation, hoher Arbeitslosigkeit und stagnierender Wirtschaft sowie massiver Verschuldung wesentlich den Konjunkturpaketen der Regierung Schmidt geschuldet. Sie verhinderten – wie heute – die Entfaltung der marktwirtschaftlichen Selbstheilungskräfte zusätzlich zu den Belastungen der Sozialstaatswirtschaft.
In Japan haben insbesondere die Rettungsmaßnahmen der Zentralbank („Null-Zins-Politik“) eine seit den 90er Jahren währende Depression verursacht. Seit dem Ausbruch der Hypothekenkrise im Juli 2007, die durch das „billige Geld“ der US-Zentralbank und die Sozialpolitik der US-Regierungen verursacht wurde, überbieten sich westliche Regierungen erfolglos mit vermeintlichen Hilfsmaßnahmen. Sie (teil)verstaatlichen Unternehmen und bürden den Steuerzahlern Konjunkturpakete in absurder Milliardenhöhe auf. Garantien für die Ersparnisse der Bürger beruhen auf deren Ersparnissen. Wider alle Vernunft und Erfahrung, zudem ohne Maß und Moral, wird umverteilt. Die Seilschaften aus Politik, Bürokratie, „Big Business“ und anderen Sonderinteressen verfolgen ihre Ziele gegen die Bürger. Unübersehbar regiert der Neosozialismus, während der Neoliberalismus stigmatisiert wird. Dabei war die Soziale Marktwirtschaft das wirtschaftspolitische Programm der Neoliberalen.
Was Tom Simpson schmerzhaft an seinem eigenen Körper erfahren musste, ist nun auch im Wirtschaftskreislauf abzusehen: Der Versuch, die Konjunktur, zu manipulieren ist Selbstbetrug, bestenfalls ein Taschenspielertrick von der linken in die rechte Tasche. Der Staat muss jeden Euro, den er der Wirtschaft zur Verfügung stellt, zuerst der Wirtschaft durch Steuern entziehen.
Von Ludwig Erhard stammt folgender Satz: Jede Ausgabe des Staates beruht auf einem Verzicht des Volkes. Konjunkturpakete machen arm und krank. Sie verdrängen private Investitionen und erhöhen die Schulden. Jede Hilfe für die Automobilindustrie, die den Strukturwandel verschlafen hat, ist eine Belastung für den Steuerzahler. Jeder Cent für diejenigen Banken, deren schlechte Geschäftsmodelle abgestraft werden oder sich bei Fusionen übernehmen, fehlt für dringendere Verwendungen.
Die aktuelle Wirtschaftskrise ist eine Finanz-, Regulierungs- und Strukturkrise. Die Hauptverantwortung tragen die Regierungen. Ihre Zentralbanken haben eine nun zusammen stürzende Kreditpyramide errichtet. Sie maßen sich an, die Lebens- und Wirtschaftsweise der Menschen bis auf den Esstisch und den Arbeitsplatz regeln zu müssen. Sie haben das Wachstum zum Fetisch gemacht und lehnen gleichzeitig als Adepten des Status quo Marktwirtschaft und Wettbewerb als „Entdeckungsverfahren“ und „geniales Entmachtungsinstrument“ ab.
Wir erleben derzeit einen marktwirtschaftlichen Gesundungsversuch des kranken Wohlfahrtsstaates. Das beste Kräftigungsmittel ist nicht noch mehr Staatsdoping, sondern das selbst bestimmte und verantwortliche Handeln von Millionen Menschen aus eigener Kraft. Dauerhaft starke Steuersenkungen und eine drastische Reduzierung der Vorschriften sind dafür unerlässlich.
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5 Erstmals erschienen im Januar 2009.
Zentralbanken sind staatliche Inflations- behörden6
Die Europäische Zentralbank ist kein Anwalt einer stabilen Währung – ihre vermeintliche Politik des knappen Geldes ist weitgehend ein Mythos. Dieses Urteil mag zunächst erstaunen. Die EZB schneidet bei Vergleichen regelmäßig besser ab als etwa das US-amerikanische Pendant, des „Fed“ („Federal Reserve System“). Öffentliche Kritik kommt überwiegen von Befürwortern einer Wachstumspolitik. Ihnen ist die stabilitätsorientierte Geldpolitik ein Dorn im Auge. Abgesehen von einer verschwindend geringen Minderheit dürfte in Europa kaum jemand auf die Idee kommen, dass die Zentralbank etwas anderes sein könnte als der prädestinierte Währungshüter. Zum zehnjährigen Jubiläum des Euro wurde der EZB von offizieller Seite eine gute Arbeit attestiert.
Nun ist das Thema Inflation wieder auf der Tagesordnung. Und es gehört nicht viel dazu, zu prognostizieren, dass dies lange Zeit so bleiben wird. Die EZB erfährt reflexartig Lob für ihre aktuelle Politik; sie „hat den Kampf gegen die Inflation wieder aufgenommen“, heißt es in der Neuen Zürcher Zeitung. Grund ist die Erhöhung des Leitzinses um einen Viertelprozentpunkt auf 4,25 Prozent. Zugleich verweist die Masse der Kommentatoren auf preistreibende Effekte von Rohstoffen, Nahrungsmitteln und Löhnen. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung schreibt: „Indexierte Löhne treiben Preise“. Diese und andere Darstellungen beruhen auf drei Fehlannahmen.
Erster Trugschluss: Inflation bedeutet Preisanstieg. Zweiter Trugschluss: Zentralbanken garantieren stabile Währungen. Dritter Trugschluss: Güterwirtschaftliche Entwicklungen verursachen Inflation. Tatsächlich verhält es sich so: Inflation bedeutet Aufblähen der Geldmenge. Zentralbanken, und nur Zentralbanken, sind die Ursache für instabile Währungen. Güterwirtschaftliche Entwicklungen können nur im Zuge einer Aufblähung der Geldmenge inflationär wirken. Diese Feststellung lässt sich logisch nicht widerlegen – der empirische Beleg durch eine seit geraumer Zeit offiziell um 12 Prozent pro Jahr wachsende Geldmenge ist lediglich Beiwerk. Gäbe es eine konstante Geldmenge, würde der Preisanstieg eines Gutes automatisch dazu führen, dass bei gleicher Nachfrage der Preis eines anderen Gutes sinken müsste. Im Falle einer veränderlichen Nachfrage könnten andere Güter weniger oder nicht mehr nachgefragt werden.
Deutlich wird dies an dem derzeit wieder die Runde machenden Trugschluss der vermeintlichen „Lohn-Preis-Spirale“. Löhne können Preise nicht einfach so treiben. Vielmehr ist das Versagen der Zentralbank hierfür ursächlich. So würde ein Anstieg von Löhnen über ein „Gleichgewichtsniveau“ bei knappem Geld nicht zu Inflation, sondern zu Arbeitslosigkeit führen. Der Publizist der Österreichischen Schule Henry Hazlitt bringt es auf den Punkt, wenn er urteilt, umgekehrt würde ein Anstieg der Preise ohne einen parallelen Anstieg des in den Portemonnaies der Menschen verfügbaren Geldes lediglich zu sinkenden Absatzzahlen führen. Lohn- und Preissteigerungen sind also die Folge der Inflation, nicht ihre Ursache. Ihr Ausmaß wird entscheidend durch die Aufblähung der Geldmenge bestimmt.
Inflation ist ein geldpolitisches Problem. Zentralbanken bekämpfen lediglich die von ihnen selbst durch eine Politik zu billigen Geldes verursachten Preisanstiege. Ludwig von Mises illustrierte dieses Phänomen mit dem Bild eines Diebes, der ruft: „Haltet den Dieb!“
Berücksichtigt man dies, so bleiben verheerende Fehlschlüsse aus, wie der von Nobuo Tanaka, dem Generalsekretär der Internationalen Energie-Agentur: „Die Rekordpreise am Erdölmarkt bedrohen die globale Wirtschaft und die soziale Wohlfahrt von Millionen von Menschen.“ Auch wenn der aktuelle Ölpreis nicht auf triviale Weise zustande kommt, ist es angesichts der jahrelangen unverantwortlichen Niedrigzinspolitik des Fed keine Ausdruck von Polemik, die Zentralbanken als Bedrohung der Wohlfahrt von Millionen von Menschen verantwortlich zu machen.
Zentralbanken sind Inflationsbehörden. Die EZB ist der europäische Anwalt der Inflation, deren größter Profiteur der Staat ist. Die Alternative ist die natürliche, freie Geldproduktion, die nachgewiesen funktioniert. Der Staat ist dabei auf den Schutz von Eigentum(srechten) begrenzt. Erforderlich ist lediglich ein Schritt, die Abschaffung der gesetzlichen Privilegien der Zentralbank und anderer Währungsbehörden. Wie Jörg Guido Hülsmann nachgewiesen hat, ist dies aus rechtlichen, wirtschaftlichen und moralischen Gründen geboten.
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6 Erstmals erschienen am 8. 7. 2008.
Inflationskosten werden drastisch unterschätzt7
Die Auffassung, Inflation habe zumindest eine positive Seite, ist immer noch verbreitet. Inflation schmiert angeblich das Wirtschaftswachstum oder sei immer noch besser als Arbeitslosigkeit. Beides ist ökonomischer Unfug. Tatsächlich hat Inflation keine positiven, sondern nur negative Folgen. Ungeachtet dessen tendiert auch die herkömmliche Wissenschaftssicht zur Unterschätzung der Inflationskosten. Steven Horwitz, VWL-Professor an der St. Lawrence University in New York, kommt der Verdienst zu, in seinem Beitrag „The Cost of Inflation Revisited“ auf die gravierenden – teilweise versteckten – Kosten von Inflation systematisch hingewiesen zu haben.
Die neoklassische Standardbetrachtung hebt hervor, dass Inflation den Wert des Geldes mindert und wie eine Steuer wirkt. Hinzu kommen sogenannte „Schuhlederkosten“, bedingt durch die Notwendigkeit, häufiger zur Bank gehen zu müssen, um Geld abzuheben. Inflation verteilt anerkanntermaßen zudem den Wohlstand von Gläubigern zu Schuldnern um, was eine Verringerung oder gar Verweigerung der Kreditvergabe zur Folge haben kann. Schließlich bindet Inflation zusätzliche Ressourcen durch häufige Preiswechsel (sogenannte „Menükartenkosten“).
Während diese Kosten allesamt auf Änderungen des Preisniveaus insgesamt beschränkt sind, verweist Horwitz auf die inflationsbedingten, mit relativen Preisänderungen einhergehenden Kosten. Im Mittelpunkt stehen die Fehlallokation von Ressourcen und damit ein beträchtlicher Wohlfahrtsverlust. Inflation verzerrt das Preisgefüge im Verhältnis zu den Wünschen und Bedürfnissen der Marktteilnehmer und führt zu Fehlinterpretationen, zumal zunächst unklar ist, ob die Preisänderungen permanenter oder kurzfristiger Natur sind und welcher Anteil der Änderung inflationsbedingt ist. Hinzu kommt, dass Inflation nicht über Nacht alle Preise steigen lässt – als hätte man Geld über das ganze Land mit dem Helikopter verstreut.
Tatsächlich trennt Inflation Preise von den ihnen zugrunde liegenden Einflussfaktoren wie Geschmack, Technologie und Ressourcen. Inflation stört die ex-ante-, ex-post- und Entdeckungsfunktion der Preise. Sie werden weniger verlässlich, gerade als Indikatoren für vergangene und zukünftige Handlungen. Damit zersetzt Inflation die monetäre Kalkulation – das Herzstück der Marktwirtschaft – als Voraussetzung unternehmerischer Aktivitäten und Entdeckungen.
Damit sind aber immer noch nicht alle Kosten benannt. Hinzu kommt ein anderer Gütereinsatz von End- und Vorprodukten als ohne Inflation. Unternehmer werden zu Aktivitäten verleitet, die nur durch Inflation rentabel erscheinen, sprich: zur (risikoreichen) Spekulation, etwa im Immobilienmarkt. Kapital und Arbeit können aber nicht einfach über Nacht in neue Verwendungen transferiert werden, da beide verwendungsspezifische Merkmale besitzen. Kapital ist nicht einfach „K“ wie in keynesianischen Modellen, sondern branchen- und projektgebundenes, spezifisches Kapital. Hinzu kommen Kosten für Schutzmaßnahmen gegen Inflation, darunter Ausgaben für Berater und die Sicherung des Vermögens.
Schließlich wird es zunehmend attraktiver, anstelle des steinigen Weges auf dem Markt, den billigeren politischen Weg zu Erreichung persönlicher Ziele zu benutzen. Das aber führt zu einem kumulativen Interventionismus mit immer mehr Eingriffen in den Markt und extremen Konjunkturzyklen wie der aktuellen Weltwirtschaftskrise.
Die Ursache von Inflation ist die Ausweitung der Geld- und Kreditmenge. Die Heilung besteht darin, die Ausweitung der Geld- und Kreditmenge zu stoppen. Auch wenn es so einfach ist, werden wir sogar an den offiziellen Konsumentenpreisindices sehen, wie schwer es Politikern und Zentralbanken fällt, dieser Erkenntnis auch die notwendigen Taten folgen zu lassen.
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7 Erstmals erschienen am 4. 3. 2010.