Kitabı oku: «Die Euro-Misere», sayfa 3

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Inflation trifft die (kleinen) Verbraucher besonders hart8

Wider alle Erfahrung gilt Inflation manchen Menschen immer noch als probates Mittel, der Staatsverschuldung Herr zu werden und einen Ausweg aus der selbst gestellten Schuldenfalle zu beschreiten. „Mich trifft es ja nicht“, lautet die Parole. Leider beruht diese Vorstellung auf Unwissen. Inflationsapologeten sei zugerufen: „Schießt nicht ins eigene Knie und schon gar nicht in das Eurer Nachbarn!“

Inflation ist die Ausweitung der Geldmenge. Dieses monetäre Phänomen wird heute vielfach mit der Teuerung (auch Preisinflation) verwechselt, also mit Preissteigerungen auf breiter Front, die aber erst Folge einer notwendigerweise vorangegangenen Geldmengenerhöhung sein können. Im Fall einer festen Geldmenge können Preise nur dann steigen, wenn andere fallen.

Von herausragender Bedeutung sind die nach einer Geldmengenausweitung ablaufenden Prozesse: Wird die Geldmenge ausgeweitet, steigen die Güterpreise nämlich nicht auf einen Schlag. Nach einer Verdoppelung der Geldmenge über Nacht wachen wir am Morgen nicht auf und haben alle am doppelt so viel Geld wie am Abend zuvor im Portemonnaie und auf unserem Konto. Und auch die Güterpreise verdoppeln sich nicht gleichmäßig. Zunächst steigen nämlich die Preise in den Branchen, in denen das zusätzliche Geld zuerst ankommt und zum Kaufen verwendet wird.

Bereits der irische Bankier Richard Cantillon (1680 – 1734) erkannte die bedeutsame Wirkung der Geldmengenausweitung. Das Ausweiten der Geldmenge trifft tatsächlich verschiedene Menschen in sehr unterschiedlichem Maße (Cantillon-Effekt).

Demnach können Finanzinstitute und alle anderen, die das neu geschaffene Geld zuerst in die Hände bekommen, mit dem frischen Geld arbeiten und zu unveränderten Preisen kaufen. Sie sind die Gewinner. Als Profiteure des Systems werden sie sich für ein inflationäres Zentralbanksystem einsetzen. Diejenigen, die das frische Geld etwas später erhalten, können die Güter und Dienstleistungen nur noch zu bereits gestiegenen Preisen kaufen.

Demgegenüber erreicht der Geldstrom die Konsumenten ohne Kapitalreserven erst dann, wenn die Preise bereits gestiegen sind.

Am Härtesten trifft Inflation die armen Teile der Bevölkerung, weil bei Ihnen das zusätzliche Geld zuletzt ankommt und die Preise längst gestiegen sind. Sie sind die Verlierer. Wäre das anders, könnten wir uns reich drucken. Typischerweise gehören Rentner, Geringverdiener und Arbeitslose zu dieser Gruppe. Friedrich August von Hayek hat den Vorgang mit dem Ausgießen von dickflüssigem Honig verglichen, der sich ungleichmäßig verteilt und an der Stelle des Auftreffens eine kleine Erhebung bildet, die symbolisch für steigende Löhne und Preise steht. Nun wird auch klar, warum in Finanzmetropolen Gehälter, Preise und Mieten überdurchschnittlich ansteigen.

Die staatlich betriebene Inflation bewirkt letztlich eine Umverteilung von den armen, kapitallosen Schichten zu den wohlhabenden Schichten. Tauschtransaktionen, bei denen Geld verwendet wird, sind durch eine Geldmengenausweitung nicht mehr für alle Beteiligten gleichermaßen vorteilhaft. Im politisch korrekten Mainstreamjargon bedeutet das, Inflation ist sozial ungerecht.

Die meisten Politiker mögen indes Inflation. Steigende Löhne suggerieren steigenden Wohlstand. Zugleich entwertet Inflation die Staatsschulden. Allerdings sorgt Inflation für soziale Konflikte und höhlt allmählich die Wohlstandsentwicklung aus. Zudem schwindet das Bewusstsein dafür, dass man nicht dauerhaft mehr Geld ausgeben kann, als man einnimmt. Ludwig von Mises wies darauf hin, dass Inflation eine Politik ist, die nicht dauerhaft durchgeführt werden kann, weil sonst die Währung ruiniert wird. Da es sich um Politik handelt, kann man sie immerhin ändern.

Leseüberraschung I: Inflation ist schädlich

Der geniale amerikanische Publizist Henry Hazlitt hat fast alles, was man zur Inflation für den Alltag wissen muss, in nur einem Absatz zusammengefasst: Inflation ist der Anstieg der Geldmenge und Bankkredite im Verhältnis zur Gütermenge. Inflation ist schädlich, weil sie den Wert einer Geldeinheit vermindert, die Lebenskosten für alle erhöht, den Ärmsten eine Steuer in derselben Höhe wie den Reichen auferlegt, den Wert von Ersparnissen schmälert, Sparen entmutigt, Wohlstand umverteilt, Spekulation und Spielereien ermutigt statt Sparsamkeit und Arbeit und schließlich das Vertrauen in die Gerechtigkeit einer freien Marktwirtschaft untergräbt und zugleich öffentliche und private Moral untergräbt.

Mehr dazu in: Henry Hazlitt: What you should know about Inflation, Erstauflage 1960, Neuauflage Auburn 2007.

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8 Erstmals erschienen am 11. 5. 2010.

Keine Angst vor Deflation!9

Was ist falsch an Deflation? Wird Deflation zu Unrecht zum Sündenbock gemacht? Die Schädlichkeit der Deflation ist heute eine Art heiliges Dogma, das gilt sowohl für die Geldpolitik als auch die vorherrschende Ansicht in der öffentlichen Meinung. Unklar bleibt in der Regel, ob die behauptete selbstzerstörerische Wirkung von einem sinkenden „Preisniveau“ einer Volkswirtschaft ausgehen soll oder von einer schrumpfenden Geldmenge oder einer Kombination beider Entwicklungen. Welche Gründe werden für die desaströsen Folgen einer Deflation angeführt?

Häufig wird auf historische Erfahrungen verwiesen. Deflation führe zu einer sinkenden Gesamtproduktion und senke den Lebensstandard. Tatsächlich waren deflationäre Phasen wie die Zeit Ende des 19. Jahrhunderts ausgesprochene Prosperitätsphasen. Sinkende Preise belegten den Erfolg der Marktwirtschaft – steigende Produktivität führte zu sinkenden Preisen.

Die Weltwirtschaftskrise von 1929 war eine Inflationsbereinigung mit einer wechselnd expansiven und kontraktiven US-Geldpolitik. So erhöhte das Federal Reserve in der letzten Oktober Woche des Crashs von 1929 allein die Reserven der Geschäftsbanken um fast 300 Millionen US-Dollar. Präsident Hoover war stolz auf seine Politik des billigen Geldes.

Außerdem wird eine Abwärtsspirale beschworen, weil die Marktteilnehmer ihre Kaufentscheidungen angesichts absehbarer Preissenkungen hinausschieben würden. Tatsächlich sind die Elektro- und insbesondere die EDV-Branche ein Beispiel stetig sinkender Preise bei verbesserter Produktqualität – und beides sind historisch bedeutsame Wachstumsbranchen. Das verwundert nicht, schließlich kommt der Konsum ja nicht zum Stillstand, die Menschen wollen und müssen konsumieren. Sie werden kaum Wochen und Monate auf einen neuen Kühlschrank warten, nachdem der alte kaputt gegangen ist. Empirische Betrachtungen von Volkswirtschaften zeigen, auch im Vergleich mit Ländern mit steigendem Preisniveau, keine nachhaltige Beeinträchtigung des Wachstums. Das gilt selbst im Fall einer deflationären Schockwirkung.

Schließlich wird eine allgemeine Bankenkrise beschworen, die aufgrund nicht rückzahlbarer Kredite und einer weitreichenden Kreditklemme („Credit Crunch“) zustande kommen und am Ende die gesamte Volkswirtschaft in den Abgrund reißen soll. Tatsächlich vernichtet die Einschränkung von Krediten jedoch keine Ressourcen, da Bankkredite keine Ressourcen erzeugen, sondern nur für eine Vermittlung von Ressourcen an anderer Stelle sorgen. Kein Apfel, Auto oder Buch verschwindet durch den Rückgang von Krediten. Künftig werden Äpfel, Autos und Bücher aber möglicherweise in einem anderen Mengenverhältnis hergestellt. Dementsprechend werden Menschen an anderer Stelle beschäftigt.

Jörg Guido Hülsmann argumentiert in „Deflation and Liberty“, dass Deflation genauso wie Inflation lediglich für eine Umverteilung der Ressourcen sorgt – unter Individuen wie zwischen Branchen. Im Unterschied zur Inflation erfolge die Umverteilung allerdings offen sichtbar. Kredit finanzierte Unternehmen und private Haushalte mit zu hohen Immobilienkrediten gehen demnach Pleite, sobald sie ihren Rückzahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen können. Die Güter verschwänden jedoch nicht, sondern wechselten lediglich den Besitzer. Andere Menschen würden Eigentümer der Unternehmen und Häuser, und zwar diejenigen, die über Liquidität verfügen und keine Schulden haben. Deflation macht somit Gewinner und Verlierer sichtbar (Hülsmann: „Deflation means open redistribution through bankruptcy“).

Hinzu kommt eine bedeutsame Tatsache: Politische Vernetzung, der Zugang zu den Stellhebeln der Macht, hilft im Fall der Deflation nicht. Bei unseren heutigen inflationären Volkswirtschaften sind politische „Connections“ sehr bedeutsam, da Geld durch die staatlichen Zentralbanken über den Transformationsriemen der Geschäftsbanken überwiegend per Kreditvergabe aus dem Nichts geschaffen wird. Und die Regierungen stellen für gut verflochtene Organisationen, in der Regel Großunternehmen, Sonderkredite und Konjunkturmaßnahmen zur Verfügung, wie die aktuelle Politik auf monströse Art und Weise illustriert.

Hier liegt sicherlich der Schlüssel für die Diskreditierung der Deflation: Deflation entmachtet die Politik. Deflation bedroht das herrschende Establishment.

Leseüberraschung II: Deflation und Freiheit

„The crisis did not hit us despite the presence of our monetary and financial authorities. It hit us because of them“, urteilt Jörg Guido Hülsmann in seinem Manifest gegen staatliche Inflation und für marktwirtschaftliche Deflation. Im Mittelpunkt steht die Überzeugung, dass wir uns vor Deflation nicht fürchten müssen, sondern diese als Wesensbestandteil der Marktwirtschaft wertschätzen sollten.

Hülsmann zeigt zunächst die unzertrennliche Einheit von Wohlfahrtsstaat, Inflation und Staatsverschuldung auf. Anschließend argumentiert er entlang einer kurzen Geschichte des Geldes, dass Deflation ein Gemeinwesen nicht ärmer macht, sondern zu einer (begrüßenswerten) Umverteilung des Wohlstands führt. Anders als Inflation geschieht dies im Zuge einer offenen Umverteilung durch Bankrott im Einklang mit dem Recht. Der Senior Fellow am Ludwig von Mises Institute in Auburn schließt mit einem Plädoyer für Free Banking – nicht zuletzt als Mittel für die Entpolitisierung und Entmachtung der Gesellschaft.

Jörg Guido Hülsmann: Deflation and Liberty, Auburn 2000 (Buch des Monats Oktober 2009 bei Forum Ordnungspolitik).

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9 Erstmals erschienen am 13. 3. 2010.

Deflation ist eine natürliche Reaktion10

Deflation ist das Gegenstück zur Inflation. Deflation ist zu allererst die Reaktion auf eine vorangegangene Inflation. Die Geldmenge schrumpft nach einer inflationären Geldmengenausweitung wieder. Dabei entlarvt die Deflation Investitionen, die erst im Zuge der Inflation in Gang gesetzt wurden, als unrentable Projekte. Rezession und Arbeitslosigkeit sind in einem solchen Fall regelmäßig die Folge. Preise fallen und die Wirtschaftsleistung schrumpft. Weil Unternehmen, Banken und Staaten im Zuge der Deflation Pleite gehen, verlieren Sparer Ersparnisse. Zweifelsohne ist die Deflation, wirtschaftlich wie politisch, eine schmerzhafte Entwicklung, für viele Menschen auch eine bittere Ernüchterung. Gleichwohl gilt: Die Inflation ruft die Blasenbildung hervor, die Deflation lässt Luft aus der Blase entweichen.

Zur Zeit des Goldstandards war Deflation eine typische Korrektur betrügerischen Handelns von Banken. Diese hatten mehr Banknoten ausgegeben als Einleger Gold bei ihnen hinterlegt hatten. Sobald der Schwindel aufflog, verlangten die Halter der Banknoten die Herausgabe des ihnen versprochenen Goldes. Die ersten, die am Bankschalter erschienen, bekamen meist noch die versprochene Goldmenge, während diejenigen, die später kamen, leer ausgingen, weil die Bank bereits Bankrott war. Ihre Banknoten wurden wertlos, sie wurden nicht mehr als Zahlungsmittel akzeptiert, und die Geldmenge nahm ab. Die Deflation kam jedoch zum Stillstand, sobald die geschrumpfte umlaufende Papiergeldmenge dem tatsächlich vorhandenen Goldbestand der Banken entsprach.

Der Goldstandard hatte also einen festen Ankerpunkt, an den sich die zuvor künstlich aufgeblähte umlaufende Geldmenge immer wieder zurückziehen konnte: die vorhandene Goldmenge. Im heutigen staatlichen Geldsystem existiert jedoch kein solcher Ankerpunkt mehr – Geld wird aus dem Nichts geschaffen, vor allem durch Kredite. In einem Staatsgeldsystem ohne Ankerpunkt birgt Deflation eine erhebliche Gefahr: Es kann eine Abwärtsspirale in Gang gesetzt werden, deren Endpunkt nicht absehbar ist.

So führt das Schrumpfen der Geldmenge unweigerlich zu Kreditausfällen. Banken verbuchen Verluste und brechen sogar zusammen. Dadurch verlieren Sparer ihre Sichteinlagen, und so schrumpft die Geldmenge weiter. Unternehmenspleiten lassen die Arbeitslosigkeit steigen, und das erhöht wiederum die Kreditausfälle und die Bankenpleiten. Die Abwärtsspirale dreht sich immer weiter. Das Staatsgeldsystem kann regelrecht implodieren, wenn die Deflation einer vorangegangenen Inflation folgt. Das mag erklären, warum Deflation im Staatsgeldsystem so gefürchtet und das Heil in fortwährendem Inflationieren gesucht wird.

Sollten die Zentralbanken die drohenden Verluste der Geschäftsbanken durch neu gedrucktes Geld zu finanzieren suchen, wird Inflation, also die Entwertung des Geldes die Folge sein. Weiten die Regierungen die bereits auf historische Höchststände gedrückte Staatsverschuldung aus, um den Verlustausweis bei den Banken zu vermeiden, so bedeutet das nichts anderes, als die offenen Rechnungen von der laufenden auf die künftige Generation der Steuerzahler abzuwälzen. Ob sie jedoch die ungeheure Schuldenlast, deren Begleichung die gegenwärtige Generation jetzt mit allen Mitteln auszuweichen versucht, auf sich nehmen wird, erscheint zweifelhaft – zumindest solange die Möglichkeit zur Abwanderung besteht.

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10 Erstmals erschienen am 13. 3. 2010.

Desaströse Deflation erzeugt nur der Staat11

Die Große Depression in den USA ist der Inbegriff für die desaströsen Folgen von Deflation. Sie hat sich derart in das kollektive und in das individuelle Gedächtnis gebrannt, dass der US-Notenbankchef Ben Bernanke bei seiner aktuellen Geldpolitik völlig auf die 1930er Jahre fixiert zu sein scheint. Für Deutschland ist die Weltwirtschaftskrise und insbesondere die Politik von Reichskanzler Heinrich Brüning das Pendant dazu. Politik und Zentralbanken beschwören den Kampf gegen den Leviathan Deflation und brüsten sich zugleich damit, den Behemoth Inflation im Zaum zu halten.

In den USA hat es nie wieder derartige deflatorische Ausmaße gegeben wie den Einbruch des Geldangebots um über 30 Prozent zwischen 1929 und 1933. Im Gegensatz zu früheren Rezessionen, darunter der scharfen Bereinigungskrise von 1920/21, setzten sich in den 1930er Jahren die Interventionisten durch. Sie empfahlen die Preise und Löhne auf dem Niveau vor der Deflation zu fixieren. Diese von den US-Präsidenten Hoover und Roosevelt umgesetzte Wirtschaftspolitik ist unter dem Namen „New Deal“ bekannt geworden. Der New Deal war eine Mixtur aus staatlichen Ausgaben und Kreditvergaben, Regulierungen und Besteuerungen; er wurde interessanterweise von einer stark expansiven Geldpolitik begleitet.

Die Folgen waren verheerend. Die Anpassung der Wirtschaft wurde ausgehebelt, die Investitionsfähigkeit und - bereitschaft der Unternehmen für ein Jahrzehnt abgewürgt. Die künstlich hoch gehaltenen Löhne sorgten für eine bis dato unbekannte Massenarbeitslosigkeit, die sich 1933 auf bis zu 25 Prozent der Beschäftigten ausdehnte. Erst die Politik des New Deal schuf die Große Depression. Der Versuch, Preise und Löhne während der Deflation hoch zu halten, verhinderte die reinigende Preisanpassung und zwang die Produzenten zu rein quantitativen Maßnahmen in Form reduzierter Produktion und historisch einmalig hohen Entlassungen, urteilt Steven Horwitz in „Deflation: The Good, the Bad, and the Ugly“. Hätte die Regierung es zugelassen, dass sich Preise und Löhne in der Rezession anpassen können, wäre die Krise immer noch heftig gewesen, hätte aber nicht derart desaströse Ausmaße annehmen können.

Auch in Deutschland dürfte der Deflationsprozess zu Beginn der 1930er Jahre nicht weit genug gegangen sein. Die Zinssätze erreichten auf dem Kapitalmarkt im Urteil von Zeitgenossen nicht das erforderliche niedrige Niveau, um eine Wende einzuleiten. Im Sommer 1932 lagen die Produktionskosten noch über dem Niveau, das für einen Aufschwung angemessen gewesen wäre. Zudem blieben die Strukturprobleme ungelöst, darunter die im August 1931 etablierte Devisenzwangswirtschaft und Prohibitivzölle. Eine ähnliche Abschottungspolitik wurde von allen westlichen Regierungen praktiziert. Infolgedessen knickte die Exportwirtschaft als letzte Stütze der Binnenkonjunktur ein. Das politische Verhängnis nahm seien Lauf.

Entgegen verbreiteter Auffassungen hatte Reichskanzler Brüning keine echte Deflationspolitik verfolgt, denn seine Maßnahmen zielten nicht auf ein Schrumpfen der Geldmenge, sondern auf eine Haushaltskonsolidierung, möglicherweise auch auf eine Beendigung der Reparationszahlungen ab. So griff die Regierung Brüning direkt in den Markt ein und drückte die Preise künstlich per Anordnung nach unten. Die negierte Preisrealität beeinträchtigte die Anpassungsfähigkeit der Wirtschaft in der größten Korrekturkrise der Welt zusätzlich zu den zahlreichen hemmenden Regulierungen der 1920er Jahre. Deutschland steckte in einer massiven Schuldenkrise und hatte vermeintlich „goldene Jahre“ durch eine auf Pump finanzierte konjunkturelle Scheinblüte erlebt.

Selbst spätere Neoliberale wie Wilhelm Röpke sahen angesichts des kumulativen Abschwungs – infolge einer fortgesetzten Kreditkontraktion, mit dem das Geldangebot zurückging, bei nach unten starren Löhnen und einem Nachfrageausfall mit Tendenz zu weiter sinkenden Preisen und steigender Arbeitslosigkeit – eine Reflation durch die Zentralbank als geeignetes Mittel an. Eine derartige Sichtweise kann allenfalls im Hinblick auf die sich abzeichnenden architektonischen Verschiebungen in der (deutschen) Politik der frühen dreißiger Jahre überzeugen und überdeckt die eigentlichen Krisenursachen. Allerdings ergriffen die Nationalsozialisten im Januar 1933 bekanntlich nicht die Macht, sondern sie wurde ihnen übertragen.

Tatsächlich gibt es die viel beschworene Abwärtsspirale aus sinkenden Preisen und einbrechender Wirtschaftsaktivität ins Bodenlose nicht. Die reale (!) gesamtwirtschaftliche Nachfrage kann nicht urplötzlich einbrechen. Wir haben es vielmehr mit einer relativen Verschiebung in der Nachfrage von Konsum- und Investitionsgütern beziehungsweise einer Verlagerung innerhalb der beiden Gütergruppen zu tun. Zudem kann es zu einem Rückgang des Preisniveaus kommen. Stets bleibt aber die Gesamtnachfrage unverändert. Deflation – die Schrumpfung der Geldmenge – ist ohne vorangegangene Inflation unmöglich. Es gibt kein grundloses Rennen in den Abgrund. Die amerikanische wie die deutsche Wirtschaft steckten 1930 in einer Doppelkrise aus grundlegenden Strukturproblemen und einem inflationären, nicht aufrecht zu erhaltenden Wachstum.

Deflation verändert als drastische Verringerung der Geldmenge zwar die Wohlstandsverteilung, nicht aber den absoluten Wohlstand. Weil sämtliche Preise stark sinken, sinken auch die Produktionskosten. Kein Gut geht verloren. Deflation eliminiert die während der Blasenbildung getätigten Fehlinvestitionen. Vermögensgüter können anschließend preisgünstiger ersetzt werden. Auch hier profitieren die Unternehmer, die am besten kalkuliert haben und mit ihnen schließlich auch die Verbraucher.

Die Kreditkontraktion beschleunigt lediglich den Gesundungsprozess, wenn auch mit durchaus schmerzhaften kurzfristigen Begleiterscheinungen. Zudem zerplatzt die Geldillusion. Damit wird der Weg frei für die richtige und nachhaltige Entwicklung von Wirtschaft und Gesellschaft, zumal die freiwilligen Ersparnisse ansteigen. Die schnelle, scharfe Nachkriegsrezession in den USA 1920/21 zeigt, wie erfolgreich eine interventionsfreie Bereinigungskrise sein kann.

In beiden Fällen – Deflation und Inflation – sind die Vorkämpfer geldpolitischer Stabilität, nämlich Regierung und Zentralbank, lediglich Ritter von der traurigen Gestalt. Die Geschichte des 20. Jahrhunderts belegt das mit Hyperinflationen, zyklischen Krisen und weltweiter Überschuldung ebenso eindrucksvoll wie der Kaufkraftverlust des Euro innerhalb von 10 Jahren um mehr als 50 Prozent.

Sämtliche Geldmengenaggregate haben sich binnen zehn Jahren, von 1998 bis 2008, mehr als verdoppelt; ein Kilo Gold kostete 1998 noch 10.788 Euro, im Juni 2008 aber bereits 25.657 Euro (August 2011: 40.300 Euro). Der geldpolitische Zentralismus ist nicht nur mit Blick auf den mit ihm ermöglichten Ersten Weltkrieg ein verheerender Irrtum mit desaströsen Folgen.

Die Alternative zum schlechten Geld des Zentralbankmonopols ist der Währungswettbewerb.

Leseüberraschung III: Wie eine Volkswirtschaft wächst und wie sie abstürzt

Die Überraschung des Jahres ist das mit zahlreichen comicähnlichen Illustrationen versehene Buch des Ökonomen und Bestsellerautors Peter Schiff, der bereits 2002 und 2006 die heutige Finanzkrise vorhersagte. Das von seiner Aufmachung her ungewöhnliche Buch ist eine exzellente Einführung in die Ökonomie und zugleich eine allgemein verständliche Erklärung der Weltwirtschaftskrise.

Wie der Titel treffend verspricht, werden Entstehung und Wachstum einer Wirtschaft sowie ihr Niedergang erläutert. Im Mittelpunkt steht eine Fabel, die das berühmte Robinson-Beispiel zum Ausgangspunkt einer immer arbeitsteiligeren Inselgesellschaft nimmt. Als Zahlungsmittel dient ein Gut mit intrinsischem Wert: Fisch. Auf bestechend klare Weise erläutern die Brüder Schiff, wie natürliches Wirtschaften funktioniert, darunter Sparen und Investieren, Kredite und Konsum, Arbeitsteilung und Wirtschaftswachstum. „Underconsumption“ wird zum Schlüssel für Prosperität. Konsum steigt, weil die Wirtschaft wächst und nicht anders herum. Deflation ist eine natürliche Entwicklung, ermutigt durch Sparen die Kapitalbildung und ermöglicht so weiteren Wohlstand. Später kommen die Entstehung von Banken, Infrastrukturprojekte und Außenhandel hinzu.

Der methodische Fisch-Kniff ermöglicht es den Schiff-Brüdern der Realität einen Spiegel vorzuhalten. Amüsante Sprachspiele deuten das Fortgeschrittenen an: „Closing the fish window“, „Watersnake scandal“ und „The fish hit the fan“. Entlarvend sind die Ausführungen zur „Fish inflation“. Einfach nachzuvollziehen ist zudem, wie Regierungen die natürliche Ordnung zerstören können, nachdem sie sich mehr Aufgaben angemaßt haben als erforderlich, und insbesondere das Geld zerstören.

Durch die große Schrift und zahlreiche Illustrationen sowie Text-Boxen mit „Reality checks“ für Übertragungen der Fisch-Fabel auf die Realität und „Take aways“ für grundlegende Einsichten ist die kurzweilige Lektüre innerhalb weniger Stunden zu schaffen. Auch deshalb gehört das von den Erkenntnissen der Österreichischen Schule durchdrungene libertäre Überraschungsbuch des Jahres 2010 in jeden Haushalt.

Peter D. Schiff, Andrew J. Schiff: How an Economy Grows and Why it Crashes, Hoboken 2010.

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11 Erstmals erscheinen am 22. 3. 2010.

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