Kitabı oku: «Arena Eins: Die Sklaventreiber », sayfa 17
VIERUN DZWANZIG
Blut spritzt mir ins Gesicht, die Wärme klebt an meiner Haut, und ich frage mich, ob ich tot bin.
Langsam öffne ich meine Augen und dann sehe ich, was passiert ist. Ich bin nicht tot, auf mich wurde nicht einmal geschossen. Der Sklaventreiber wurde von hinten erschossen, in den Hinterkopf, und sein ganzes Gehirn hat sich auf mir verteilt. Jemand hat ihn erschossen. Jemand hat mich gerettet.
Logen taucht hinter ihm auf, seine Pistole ausgestreckt, sie raucht noch. Ich kann es nicht glauben. Er ist meinetwegen zurückgekommen.
Logan gibt mir seine Hand. Ich nehme sie. Sie ist riesig und rau. In einer schnellen Bewegung zieht er mich auf meine Füße.
„STEIG EIN“, schreit er.
Ich renne auf die Beifahrerseite und springe hinein. Logan springt in den Fahrersitz, knallt die Tür zu, und bevor ich noch ganz drin bin, beschleunigt er schon den Humvee. Er rutscht und schlittert im Schnee, als wir losfahren.
Die anderen Sklaventreiber beeilen sich, springen von ihren Motorhauben und setzen uns nach. Einer von ihnen kommt auf einen Meter heran. Logan zielt aus dem Fenster und schießt ihm in den Kopf, tötet ihn, bevor er feuern kann. Ein weiterer kommt heran, hat schon seine Pistole ausgestreckt und zielt auf uns. Ich feuere. Es ist ein direkter Treffer in den Kopf, und er geht nieder.
Ich ziele auf einen weiteren, aber plötzlich wirft mich das Drehmoment des Fahrzeugs nach hinten. Logan gibt jetzt richtig Gas, und wir rasen über den verschneiten Platz. Wir biegen um die Ecke und die drei großen Busse sind schon wieder in Sichtweite. Sie sind nur wenige hundert Meter vor uns.
Hinter uns allerdings ist uns ein halbes Dutzend Humvees auf unseren Fersen. Sie werden uns bald einholen. Wir sind in der Unterzahl.
Logan schüttelt den Kopf. „Du konntest nicht einfach mit mir kommen, nicht wahr?“, fragt er erschöpft, schaltet in den fünften Gang und beschleunigt wieder. „Du bist noch sturer als ich.“
Wir gewinnen weiter an Geschwindigkeit, während wir den Bussen durch die Stadt auf der 34th Street in Richtung Osten folgen. Wir überqueren die Seventh Avenue … dann die Sixth … Dann biegen die Busse scharf rechts in die Fifth ab und wir folgen ihnen, nur noch wenige hundert Meter hinter ihn.
Im Rückspiegel sehe ich die Humvees direkt hinter uns. Einer von den Sklaventreibern streckt seine Hand aus dem Fenster und zielt mit seiner Pistole. Die Kugeln prallen an unserem Fahrzeug ab, das Metall hallt wider. Ich bin dankbar, dass es kugelsicher ist.
Logan tritt weiter aufs Gas, und die Straßen fliegen vorbei: 32nd Street … 31st … 30th … Ich schaue auf und bin erschrocken, als ich eine riesige Wand direkt vor uns sehe, die die Fifth Avenue absperrt. Die enge, gewölbte Öffnung in der Mitte ist der einzige Weg hinein oder hinaus.
Mehrere Wachen öffnen das riesige Metallgitter und erlauben den drei Bussen zu passieren, einer nach dem anderen.
„Wir müssen anhalten!“, schreit Logan. „Hinter diesen Toren ist das Ödland! Es ist zu gefährlich!“
„NEIN!“, brülle ich zurück. „Du kannst nicht anhalten! Los! FAHR!“
Logan schüttelt den Kopf, er schwitzt. Aber er fährt weiter.
Das Tor schließt sich. Logan wird jedoch nicht langsamer.
„Halt Dich fest!“, brüllt er.
Unser Humvee kracht in das Eisentor, der Aufprall ist enorm. Ich reiße mich zusammen, aber ich glaube nicht, dass wir das schaffen können.
Aber glücklicherweise ist dieser Humvee wirklich wie ein Panzer gebaut. Ich kann es nicht glauben, aber das Eistentor löst sich aus seinen Scharnieren und fliegt in die Luft. Unser Windschutzscheibe ist gerissen und unsere Motorhaube übel geschädigt, aber wir sind unverletzt. Wir holen die Busse weiter ein, die jetzt nur noch fünfzig Meter entfernt sind.
Ich schaue in den Rückspiegel und erwarte, die anderen Humvees hinter uns zu sehen – stattdessen bremsen sie alle vor dem offenen Tor. Keiner von ihnen wagt es, uns zu folgen. Ich verstehe das nicht – als hätten sie Angst, auf diese Seite der Mauer zu fahren.
„Was machen sie?“, frage ich. „Sie halten an! Sie verfolgen uns nicht mehr!“
Logan wirkt nicht überrascht – was ich auch nicht verstehe.
„Natürlich haben sie angehalten.“
„Warum?“
„Wir sind auf der anderen Seite der Mauer. Das ist das Ödland. So dumm sind sie nicht.“
Ich sehe ihn an, aber ich verstehe immer noch nicht.
„Sie haben Angst“, sagt er.
Ich verstehe nicht: Wie kann eine so große Gruppe von bewaffneten Kriegern in Humvees mit Maschinengewehren Angst haben?
Ich sehe mich um, nehme unsere Umgebung in mich auf und bin plötzlich noch misstrauischer als je zuvor. Ein Schauer läuft mir den Rücken herunter. Was kann so gefährlich an diesem Ort sein, dass ein Bataillon Soldaten in Humvees Angst hat?
Als ich mich vorbeuge und genauer hinsehe, entdecke ich plötzlich Bewegung. Als ich wieder hochschaue, sehe ich die entsetzlich vernarbten Gesichter von Bioopfern, die aus all den verlassenen Gebäuden heraussehen. Es sind hunderte von ihnen.
Plötzlich heben sich alle Kanaldeckel um uns herum. Dutzende weitere Bioopfer erheben sich aus dem Boden. Wir passieren einen verlassenen U-Bahnhof, und noch mehr von ihnen rennen die Treppen hoch, auf uns zu.
Mein Herz beginnt beim Anblick dieser Leute zu pochen. Es sind hunderte von ihnen, die aus allen Richtungen kommen. Ich habe ihr Territorium betreten, eine Grenze zu einem Gebiet betreten, in dem ich nicht sein sollte. Ich muss so schnell wie möglich Bree wiederbekommen und uns aus dieser Hölle hier heraus.
Ein Psycho springt hoch und greift durch das offene Fenster, er versucht, mich zu fassen zu bekommen. Ich lehne mich zurück, dann ziele ich und treffe ihn mit dem Kolben meiner Waffe ins Gesicht. Er fällt, sein Körper gleitet langsam in den Schnee.
Die Busse vor uns fahren Schlangenlinien, und Logan folgt ihrem Weg. Von der Bewegung wird mir übel.
„Warum fährst Du solche Schlangenlinien“, frage ich.
„Vermint!“, brüllt Logan zurück. „Dieses ganze verdammte Ödland ist vermint!“
Wie, um diese Aussage zu untermauern, gibt es kleine Explosion in der Straße vor uns, und einer von den Bussen schafft es in letzter Sekunde, auszuweichen. Meine Zuversicht schwindet. Wie viel schlimmer kann dieser Ort noch werden?
„Hol ihren Bus ein!“, brülle ich über das Tosen des Motors.
Er gibt wieder Gas, und wir holen auf. Jetzt sind wir nur noch vielleicht 30 Meter entfernt, und ich versuche, einen Plan auszuarbeiten. Als wir näherkommen, erhebt sich plötzlich ein Psycho aus einem Kanaldeckel, schultert eine RPG und feuert.
Die Granate rast durch die Luft und trifft direkt den schwarzen Bus. Er explodiert direkt vor uns und zwingt uns, in letzter Sekunde auszuweichen.
Der Bus kippt um und landet auf seiner Seite, dann geht er in Flammen auf. Ich denke an all die Mädchen darin, und meine Zuversicht schwindet weiter. Jetzt sind nur noch zwei Busse übrig. Ich danke Gott, dass Bree in einem von den gelben Bussen war. Jetzt ist Zeit ein noch kostbareres Gut.
„BEEIL DICH!“, brülle ich. „FAHR AN IHREN BUS RAN“
Wir steuern direkt auf das Gebäude von Flatiron zu. Die Fifth Avenue gabelt sich, und einer von beiden Bussen biegt links ab, auf den Broadway, der andere rechts, um auf der Fifth zu bleiben. Ich habe keine Ahnung, in welchem Bree ist. Mein Herz pocht vor Panik. Ich muss mich entscheiden.
„Welcher?“, schreit Logan verzweifelt.
Ich zögere.
„WELCHER BUS?“, schreit er wieder.
Wir kommen an der Kreuzung an und ich muss mich entscheiden. Ich denke nach und versuche verzweifelt, mich zu erinnern, in welchen sie eingestiegen ist. Aber es ist sinnlos. Ich bin verwirrt, und die beiden Busse sehen identisch aus. Ich muss einfach raten.
„Rechts!“, brülle ich.
In letzter Sekunde schwenkt er nach rechts. Er rast hinter dem Bus her. Ich bete, dass ich die richtige Wahl getroffen habe.
Logan gibt Gas und schafft es, den Bus einzuholen. Wir sind nur noch wenige Meter hinter ihm, können seine Abgase riechen. Die hinteren Fenster sind schwarz vor Ruß und ich kann nicht etwas erkennen, aber ich kann Formen ausmachen, die Körper all dieser jungen, angeketteten Mädchen. Ich bete, dass Bree dabei ist.
„Was nun?“, schreit Logan.
Genau das frage ich mich auch.
„Ich kann sie nicht von der Straße abdrängen!“, fügt Logan hinzu. „Damit bringe ich sie vielleicht um!“
Ich denke schnell nach, versuche, einen Plan auszuarbeiten.
„Fahr näher heran“, sage ich. „Zieh neben den Bus!“
Er schafft es bis zu hinteren Seite des Busses, unsere Stoßstangen berühren sich beinahe. Ich hebe mich aus dem Sitz und krieche aus dem offenen Fenster, sitze auf der Türkante. Der Wind ist so stark, dass er mich fast herunterschlägst.
„Was machst Du da?“, schreit Logan verzweifelt. Aber ich ignoriere ihn. Ich habe keine Zeit, über Eventualitäten nachzudenken.
Schnee und Wind schlagen mir ins Gesicht, während Logan neben dem Bus hochzieht. Ich versuche, mich zu stabilisieren, warte auf den perfekten Moment. Die Rückseite des Busses ist jetzt nur noch einen halben Meter entfernt, und an seiner Stoßstange ist ein breiter, flacher Tritt. Ich mache mich bereit, mein Herz klopft.
Und dann springe ich.
Meine Schulter schlägt gegen den Büß, als ich auf dem Tritt lande. Ich greife nach den dicken Metallstangen. Das Metall gefriert an meinen bloßen Händen, aber ich halte mich fest. Der Boden fliegt nur so an mir vorbei. Ich kann es kaum glauben. Ich habe es geschafft.
Der Bus muss 80 im Schnee fahren, und er fährt irrsinnige Schlangenlinien. Ich wickle einen Arm gründlich um das Gitter, halte mich mit aller Kraft fest und schaffe es gerade so, nicht loszulassen.
Wir treffen ein Schlagloch, ich rutsche fast ab. Einer meiner Füße verliert den Halt und schleift durch den Schnee – der von meinem verletzten Bein. Ich schreie vor Schmerz. Mit höchster Anstrengung schaffe ich es, das Bein wieder hochzuziehen.
Ich versuche, die Hintertür zu öffnen, aber meine Zuversicht schwindet, als ich entdecke, dass einem Vorhängeschloss und einer Kette gesichert ist. Meine Hand zittert, aber ich schaffe es, die Pistole aus meinem Gürtel zu lösen. Ich lehne mich zurück und feuere.
Funken fliegen. Das Vorhängeschloss bricht und die Kette fällt rasselnd zu Boden.
Ich versuche wieder, die Tür zu öffnen, und dieses Mal funktioniert es, aber der Wind ist so stark, dass die Tür mich fast umhaut. Ich ziehe mich durch die Öffnung in den hinteren Teil des Busses.
Jetzt stehe ich drinnen, im Gang des Schulbusses. Ich eile den Gang schnell hinunter, sehe mich verzweifelt um. Da sind Dutzende von jungen Mädchen, die aneinander gekettet sind und an die Sitze. Alle sehen voller Panik zu mir hoch. Schnell suche ich jede Reihe ab, von links nach rechts, suche nach meiner Schwester.
„BREE!”, brülle ich verzweifelt.
Als die Mädchen mitbekommen, dass ich da bin und sie vielleicht retten sind, fangen sie hysterisch an zu weinen.
„HILF MIR“, schreit eine von ihnen.
„BITTE HOL MICH HIER RAUS!“, schreit eine andere.
Der Fahrer bekommt auch mit, dass ich da bin, ich sehe, dass er mich im Rückspiegel sieht. Plötzlich zieht er den Bus stark zur Seite. Davon fliege ich durch den Gang und schlage mir den Kopf an der Metallverkleidung der Decke auf.
Ich gewinne mein Gleichgewicht wieder, aber da zieht er in die andere Richtung, und ich fliege auf die andere Seite des Busses.
Mein Herz klopft, aber wieder kann ich mein Gleichgewicht gewinnen. Dieses Mal halte ich mich an den Sitzen fest, als ich mich vorsichtig nach vorn weiter bewege, Reihe um Reihe. Ich suche jede Reihe nach Bree ab, und es sind nur noch wenige Reihen übrig.
„BREE!”, brülle ich, ich frage mich, warum sie ihren Kopf nicht hebt.
Ich prüfe die nächsten zwei Reihen, dann die nächsten zwei und dann die nächsten zwei … Schließlich erreiche ich die letzte Reihe und der Mut schwindet mir.
Sie ist nicht hier.
Die Erkenntnis trifft mich wie ein Schlag: Ich habe mich für den falschen Bus entschieden.
Plötzlich sehe ich aus dem Augenwinkel eine Bewegung draußen und höre eine Explosion. Als ich mich umdrehe, entdecke ich, wie unser Humvee mit Logan darin sich in die Luft erhebt – er hat eine Mine getroffen. Er landet auf seiner Seite, schlittert durch den Schnee. Dann hält er an.
Meine Zuversicht schwindet. Logan muss tot sein.
FÜNFUN DZWANZIG
Ich habe meine Augen zu lange vom Fahrer genommen, und das war ein dummer Fehler.
Er zieht eine Handwaffe und zielt direkt auf mich. Er lächelt ein grausames Lächeln. Er hat mich.
Er zieht und ist drauf und dran zu schießen. Ich mache mich bereit. Ich weiß nicht mehr, wohin. Ich bin tot.
Über die Schulter des Mannes kann ich sehen, wie ein Psycho aus einem Kanaldeckel springt, mit einer RPG zielt und schießt. Die Rakete fliegt durch die Luft direkt auf uns zu.
Eine Explosion erschüttert uns. Der Lärm ist ohrenbetäubend, und ich werde in die Luft geworfen, die entsetzliche Hitze trifft meinen Kopf. Dann dreht sich meine Welt zur Seite, als der Bus kippt.
Weil ich die einzige bin, die gestanden hat, die einzige, die nicht angeschnallt oder angekettet war, bin ich auch die einzige, die quer durch den Bus fliegt. Ich fliege durch ein offenes Fenster, werde aus dem Bus geschleudert, genau in dem Moment, als er explodiert, und die Schockwelle wirft mich noch weiter fort. Ich lande etwa zwanzig Meter entfernt mit dem Gesicht zuerst in einem Schneehügel.
Flammen stechen in die Luft, ich kann sie an meinem Rücken sengen spüren, aber ich rolle mich in den Schnee und drücke sie aus. Dennoch fühle ich die enorme Hitze vom Feuer hinter mir.
Der ganze Bus, der auf seiner Seite liegt, steht hinter mir in Flammen. Die Flammen müssen zwanzig Meter hoch sein. Es ist ein Inferno. Meine Zuversicht schwindet, als mir klar wird, dass niemand das überlebt haben kann. Ich denke an all die unschuldigen kleinen Mädchen, und mir wird schlecht.
Ich liege dort in der Schneebank, versuche, Luft zu bekommen. Mein Kopf dreht sich, und ich bin schlimmer verletzt als je zuvor. Es kostet mich Mühe, mich aufzurichten. Ich drehe mich um und sehe mir den Humvee an. Dort liegt er in der Ferne, am Fuße des Gebäudes von Flatiron, auf der Seite wie ein totes Tier, zwei Reifen fehlen.
Logan. Ich frage mich, ob er noch am Leben ist.
Mit meinem letzten Rest Kraft schaffe ich es auf meine Füße und humple in seine Richtung. Er ist noch gut fünfzig Meter entfernt und es fühlt sich an, als müsste ich eine Wüste durchqueren, um ihn zu erreichen.
Als ich näher komme, öffnet sich ein weiterer Kanaldeckel, und ein Psycho rennt plötzlich auf mich zu, mit einem Messer in der Hand. Ich nehme meine Pistole, ziele und schieße ihm in den Kopf. Er fällt auf seinen Rücken, tot. Ich nehme sein Messer und stecke es in meinen Gürtel.
Während des Rennens blicke ich über meine Schulter und mehrere hundert Meter hinter mir entdecke ich eine Gruppe von Psychos, die direkt auf mich zulaufen. Es müssen muss mindestens fünfzig von ihnen sein. Und rundum sehe ich, wie sich weitere Kanaldeckel öffnen, weitere Psychos entsteigen dem Erdboden, rennen aus den U-Bahnhöfen heraus, eilen die Stufen herauf. Ich frage mich, ob sie in den U-Bahn-Tunneln leben. Ich frage mich, ob überhaupt noch U-Bahnen fahren.
Aber ich habe jetzt keine Zeit, darüber nachzudenken. Ich renne zu dem Humvee, und als ich angekommen bin, stelle ich fest, dass er zerstört ist, nutzlos. Ich klettere hinauf und öffne die Fahrertür. Als ich hineinsehe, bete ich, dass ich Logan nicht tot vorfinde.
Aber er lebt. Er sitzt immer noch auf dem Fahrersitz, angeschnallt und bewusstlos. Blut ist auf der Windschutzscheibe, und er blutet aus seiner Stirn, aber zumindest atmet er. Er ist am Leben, Gott sei Dank ist er am Leben.
Ich höre ein Geräusch aus der Ferne, und als ich mich umdrehe, sehe ich, dass die Psychos näher kommen. Ich muss Logan hier rausbekommen – und zwar schnell.
Ich greife nach seinem Hemd und zerre an ihm. Aber er ist schwerer, als ich mir das vorgestellt hatte.
„LOGAN!“, schreie ich.
Ich ziehe stärker, schüttele ihn, ich habe Angst, dass der Humvee jeden Moment in die Luft fliegt. Langsam wird er wach. Er blinzelt und sieht sich um.
„Bist Du okay?“, frage ich.
Er nickt zurück. Er sieht betäubt aus und verängstigt, aber nicht ernsthaft verletzt.
„Ich komme hier nicht raus“, antwortet er mit schwacher Stimme. Er kämpft mit dem verbogenen Metall seines Gurtes.
Ich klettere hinein und zerre selbst daran. Aber der Gurt klemmt. Als ich über meine Schulter klettere, sehe ich, dass die Psychos noch näher gekommen sind. Fünf Meter, und sie kommen noch näher. Komm schon. Komm schon!
Plötzlich schnappt der Verschluss auf und der Gurt peitscht zurück. Logan, frei, rollt herüber, schlägt seinen Kopf an. Er beginnt, sich herauszuziehen.
Gerade, als Logan sich aufsetzt, öffnen sich seine Augen plötzlich weit, und er streckt eine Hand aus und schiebt mir grob zur Seite. Mit der anderen Hand hebt er eine Waffe, zielt direkt an meinem Kopf vorbei und drückt ab. Der Schuss ist ohrenbetäubend, kein Ohr klingelt.
Als ich mich umdrehe, sehe ich, dass er gerade einen Psycho getötet hat, der nur noch wenige Meter entfernt war. Und die anderen sind nur dreißig Meter hinter ihm.
Die Psychos kommen schnell näher. Und es gibt keinen Ausweg.
SECHSUN DZWANZIG
Ich denke schnell. Im Schnee liegt nur wenige Meter von der Leiche eines Psychos entfernt eine RPG im Schnee. Sie sieht intakt aus, als wäre sie nie abgefeuert worden. Ich laufe hin, mein Herz klopft. Ich hoffe nur, sie funktioniert – und dass ich in den nächsten paar Sekunden herausfinde, wie sie funktioniert.
Ich knie mich in den Schnee und schaufele sie heraus, meine Hände erfrieren, und ich halte sie gegen meine Schulter. Ich finde den Abzug und ziele auf den Mob, der kaum noch zwanzig Meter entfernt steht. Ich schließe meine Augen, bete, dass es funktioniert, und drücke ab.
Ich höre ein lautes, zischendes Geräusch, und einen Moment später wirft es mich um. Der Rückschlag wirft mich etwa zehn Meter zurück, ich lande flach auf meinem Rücken im Schnee. Es gibt eine Explosion.
Ich schaue auf und bin schockiert, was für einen Schaden ich angerichtet habe: Ich habe den Mob direkt aus der Nähe getroffen. Wo vor einer Sekunde von Dutzende von Leuten waren, sind jetzt nur noch Körperteile im Schnee verteilt.
Aber ich habe keine Zeit, mich über meinen kleinen Sieg zu freuen. In der Ferne kriechen dutzende weitere Psychos aus den U-Bahnhöfen hoch. Ich habe keine RPGs mehr, die ich abfeuern könnte, und weiß nicht, was ich sonst tun sollte.
Hinter mir höre ich das Geräusch von krachendem Metall und sehe Logan, der auf der Motorhaube des Humvee steht. Er hebt sein Bein an und tritt gegen das Maschinengewehr, das auf der Haube montiert ist. Schließlich löst es sich. Er hebt es hoch. Eine Munitionskette baumelt daran herunter, die er über seine Schulter legt. Das Maschinengewehr ist riesig, dafür vorgesehen, dass man es an einem Auto befestigt – nicht trägt – und es sieht aus, als müsste es um die fünfundzwanzig Pfund wiegen. Er hält es mit beiden Händen, aber obwohl er so groß ist, kann ich sehen, wie das Gewicht ihn niederdrückt. Er rennt an mir vorbei und zielt auf die nächste Gruppe von Psychos. Er drückt ab.
Der Lärm ist ohrenbetäubend, als das Feuer des Maschinengewehrs durch den Schnee rast. Aber die Wirkung ist beeindruckend: Die riesigen Kugeln reißen die ankommende Schar entzwei. Körper fallen wie Fliegen, wo immer Logan hinzielt. Irgendwann hört er auf, zu schießen, und die Welt kehrt zu ihrer verschneiten Stille zurück. Wir haben sie alle getötet. Für jetzt, zumindest, sind keine weiteren Psychos mehr in Sicht.
Ich schaue mir das Feld der Verwüstung an: Da ist der zerstörte Schulbus, vernichtet von der RPG, der zerstörte gelbe Bus, der auf der Seite liegt, in Flamen steht, Leichen liegen überall herum, unser Humvee ist ein Wrack. Es sieht aus wie nach einer schweren Schlacht.
Ich folge den Spuren des anderen Busses, desjenigen, in dem Bree ist. Sie sind am Flatiron links abgebogen.
Ich habe den falschen Bus gewählt. Das ist nicht fair. Das ist einfach nicht fair.
Während ich mir die Szenerie ansehe und versuche, Luft zu holen, kann ich an nichts anderes als an Bree denken, diese Spuren. Sie führen zu ihr. Ich muss ihnen folgen.
„Bree ist im anderen Bus“, sage ich und zeige auf die Spuren. „Ich muss sie finden.“
„Wie?“, fragt er. „Zu Fuß?“
Ich sehe mir noch einmal unseren Humvee an und stelle fest, dass es sinnlos ist. Ich habe keine andere Wahl.
„Nehme ich an“, sage ich.
„Der Seehafen ist mindestens fünfzig Blocks südlich von hier“, sagt Logan. „Das ist ein langer Weg – und durch gefährliches Gebiet.“
„Hast Du eine andere Idee?“
Er zuckt mit den Schultern.
„Es gibt kein Zurück“, sage ich. „Nicht für mich, jedenfalls.“
Er schaut mich prüfend an, er ringt mich sich.
„Bist Du bei mir?“, frage ich.
Schließlich nickt er.
„Dann los“, sagt er.
*
Wir folgen den Spuren, gehen Seite an Seite durch den Schnee. Jeder Schritt ist eine Höllenqual, weil meine geschwollene Wade sich langsam wie etwas anfühlt, dass nicht mehr zu meinem Körper gehört. Ich humpele und gebe mein Bestes, mit Logan Schritt zu halten. Das schwere Maschinengewehr zieht ihn runter und er geht selbst nicht allzu schnell. Immer fällt viel Schnee, der Wind schlägt ihn uns direkt ins Gesicht. Der Sturm fühlt sich sogar an, als würde er noch stärker werden.
Alle paar Meter kommt ein neuer Psycho hinter einem Gebäude hervor und auf uns zu. Logan feuert auf sie, metzelt einen nach dem anderen sie. Alle fallen in den Schnee, färben ihn rot.
„Logan!”, brülle ich.
Er dreht sich gerade noch rechtzeitig um, um die kleine Gruppe Psychos zu sehen, die uns von hinten angreifen, und schießt sie nieder. Ich bete, dass er genug Munition hat, um uns dort hinzubringen, wo wir hinmüssen. In meinem Gewehr ist nur noch eine einzige Kugel übrig, die muss ich für den Fall der Fälle aufheben. Ich fühle mich so hilflos und wünschte, ich hätte selbst mehr Munition.
Als wir an einem weiteren Block vorbeikommen, springen mehrere Psychos hinter einem Gebäude hervor und greifen uns gleichzeitig an. Logan feuert, aber er sieht den anderen Psycho nicht, der ihn von der anderen Seite angreifen will. Er kommt zu schnell, und Logan wird es nicht mehr rechtzeitig schaffen.
Ich ziehe das Messer aus meinem Gürtel, ziele und werfe es. Es trifft die Stirn des Psychos und er fällt vor Logans Schnee in die Füße.
Wir gehen weiter den Broadway entlang, werden schneller, bewegen uns so schnell wir können. Langsam scheinen es weniger Psychos zu werden. Vielleicht sehen sie, was wir anrichten, und werden vorsichtiger. Oder vielleicht warten sie nur, warten den richtigen Zeitpunkt ab. Sie müssen wissen, dass uns irgendwann die Munition ausgeht und irgendwann nirgendwo mehr hinkönnen.
Wir passieren die 19th Street, dann die 18th, dann die 17th… und schließlich stehen wir auf einer offenen Fläche. Union Square. Der einst so makellose Platz ist jetzt eine riesige, ungepflegte Grünfläche voller Bäume und taillenhohem Unkraut, das durch den Schnee heraufragt. Die Gebäude sind alle Ruinen, die Schaufenster der Geschäfte zersplittert, die Fassaden geschwärzt von Flammen. Mehrere Gebäude sind zusammengebrochen und nichts als Schutt im Schnee.
Ich schaue hinüber, um zu sehen, ob Barnes & Noble, mein geliebter Buchhändler, noch steht. Ich erinnere mich an die Tage, als ich Bree dorthin mitgenommen habe, wie wir mit der Rolltreppe hochgefahren sind und uns stundenlang in den Büchern verloren haben. Jetzt bin ich entsetzt, dass wirklich nichts mehr übrig ist. Das alte, verrostete Schild liegt auf dem Boden, zur Hälfte mit Schnee bedeckt. In den Fenstern steht kein ein einziges Buch mehr. Man nicht mehr sehen, dass das mal ein Buchladen war.
Wir eilen über dem Platz, treten Müll zur Seite, während wir den Spuren des Busses folgen. Alles ist gespenstisch ruhig geworden. Das gefällt mir nicht.
Wir erreichen das südliche Ende des Platzes und ich bin traurig darüber, wie die riesige Statue von George Washington, der auf einem Pferd saß, umgestürzt daliegt, auch zur Hälfte mit Schnee bedeckt. Es ist wirklich nichts mehr übrig. Alles, was in dieser Stadt einmal gut war, scheint ruiniert zu sein. Es ist wirklich erstaunlich.
Ich halte an, greife nach Logans Schulter, muss Luft holen. Mein Bein tut so weh, ich muss kurz ausruhen.
Logan hält an und will etwas sagen – als wir beide etwas hören und uns umdrehen. Auf der anderen Seite des Platzes kommen plötzlich Dutzende von Psychos aus dem U-Bahn-Eingang, direkt auf uns zu. Es scheint einen endlosen Strom von ihnen zu geben.
Noch schlimmer: Logan zielt und drückt ab, aber dieses Mal hören wir nichts mehr aus einem leeren, entsetzlichen Klicken. Seine Augen öffnen sich weit vor Überraschung und Angst. Wir können nirgendwo hin, nicht fliegen. Diese riesige Gruppe von Psychos, mindestens hundert – und es werden noch mehr – kommen näher. Ich wende mich in jede Richtung, suche verzweifelt nach einem Ausweg, einem Fahrzeug, einer Waffe. Irgendeiner Rettung. Aber da ist nichts.
Scheint, unser Glück verlässt uns.