Kitabı oku: «Ein Thron für Schwestern », sayfa 10
“Die Hälfte der Zeit sind die Kämpfe einfach Revanchen für andere Kämpfe vor allzu langer Zeit oder noch länger”, sagte Will.
“Rache ist sinnlos.”
Kate war sich nicht so sicher. “Es gibt ein paar Menschen, an denen ich mich gerne rächen würde.”
“Das ist nicht gut, Kate”, sagte Will. “Du übst Rache und dann wollen sie Rache, bis nichts mehr übrig ist.” Er machte einen Moment Pause, dann lachte er. “Wie ist das hier so schnell so trostlos geworden. Wir sollten hier eine gute Zeit haben.”
Kate streckte ihre Hände aus, um seinen Arm zu berühren, sie wünschte sich, sie hatte den Mut dafür, mehr als das zu tun. Sie mochte Will.
“Ich habe eine gute Zeit”, sagte sie. “Und ich denke, du hörst dich sehr mutig an, mit deinem Regiment. Ich würde es gerne sehen.”
Will lächelte dabei. “Ich glaube, es wird nicht so verwegen, wie du glaubst.”
Kate vermutete, dass es alles war, worauf sie hoffte und noch mehr.
“Auch dann”, sagte Kate.
Als Will nickte, hätte sie nicht glücklicher sein können. “Okay”, sagte er. “Aber am Morgen. Sie sehen eindrucksvoller bei Tageslicht aus.”
Kate konnte kaum noch warten.
KAPITEL SIEBZEHN
Sophia wanderte durch den Palast, und während sie das tat, war es unmöglich nicht daran zu denken, wie viel Glück sie gehabt hatte. Sie war aus dem Nichts aufgetaucht und jetzt … jetzt schien es, als wenn dies hier von jetzt an ihr Leben war. Sie hatte den Ort gefunden, nachdem sie gesucht hatte und es war alles, was sie sich erhofft hatte. Der Palast war wunderschön.
Sophia wollte hier bleiben. Noch mehr, sie wollte hier mit Sebastian bleiben. Sie erwischte sich, wie sie auf das Gemälde eines lange toten Reichen starrte, während sie erwog, was sie tun konnte, um sicherzugehen, dass Sebastian sie nicht darum bat, zu gehen. Es war offensichtlich, dass er sie mochte, aber woher wusste Sophia, dass das ernst gemeint war? Sie war glücklich in dem Moment, aber es fühlte sich so zerbrechlich wie Eierschale an. Sie wollte nicht, dass irgendetwas das ruinierte.
Sophia ging weiter, sie wusste nicht so recht, wo sie als Nächstes hingehen sollte. Sie wollte nicht zurück zu Sebastians Zimmer gehen, denn das würde sich anfühlen, als wenn Angelica und ihre Freundinnen sie dorthingetrieben hätten, um sich zu verstecken oder als wenn sie sich dort versteckte, um einfach darauf zu warten, dass Sebastian sie rettete. Sie wollte nicht zurück zur Bücherei gehen, weil dort die Chance zu groß war, dass sie vielleicht noch da wären.
Stattdessen ging sie zu einer Galerie, wo die Menschen umhergingen und sich die Gemälde anschauten und dann ging sie in Richtung der Dienstquartiere, in einem Versuch den Grundriss des Ortes zu erkunden. Sie ging zu einem Glas Solarium, wo zarte Pflanzen in größerer Hitze wachsen sollten und sie verbrachte ein wenig Zeit in einer Ecke, an der scheinbar niemand vorbeikam.
An dieser Stelle sagte Sophia sich selbst, dass sie dumm war. Sie hatte zumindest eine Freundin im Palast, immerhin.
Sie brauchte ein wenig, bis sie Cora fand, sie ging vom Ballzimmer aus, bis sie den Ort gefunden hatte, wo die Dienerinnen ihr Geschäft mit Make-Up und Parfüms machten.
“Meine Dame”, sagte Cora mit einem Lächeln, als Sophia sich näherte. “Setzten Sie sich doch. Ich werde Ihnen ein wenig die Wangen pudern.”
“Cora, du musst mich nicht so nennen”, sagte Sophia.
Cora nickte. “Muss ich und du musst dich daran gewöhnen. Von dem, was ich höre von den Dingen zwischen dir und Prinz Sebastian, wirst du wohl eine Weile hier bleiben. Du musst dich daran erinnern, wer du bist.”
“Wer ich vorgebe zu sein, meinst du?”, sagte Sophia. Sophia von Meinhalt fühlte sich genauso wie die Maske an, die sie auf dem Ball getragen hatte.
Cora drückte sie auf den Stuhl. “Das kannst du hier nicht sagen. Du weißt nicht, wer zuhört. Von jetzt an bist du Sophia von Meinhalt.”
Was passiert mit uns, wenn die Witwe herausfindet, dass ihr Sohn ausgetrickst wurde, ich weiß es nicht.
Sophia hörte den Gedanken klar. Sie nahm an, sie konnte den Gedanken verstehen, dass es vielleicht Spione gab oder Diener, die einfach mehr hörten, als sie sollten. Immerhin verbrachte sie ihr Leben damit, mehr zu überhören, als sie sollte von den Gedanken der Menschen. Sie konnte die Gefahr auch verstehen. Niemand wurde gern veräppelt und die Witwe würde reagieren, um ihren Sohn zu schützen, oder nicht?
“Okay”, sagte Sophia. “Aber ich kann trotzdem hier herkommen und dich sehen, oder? Auch eine reiche Dame muss ihr Make-Up gemacht bekommen.”
“Das stimmt”, stimmte Cora zu und begann Sophias Gesichtszüge mit einem Pulver zu bestäuben, das ihren natürlich blassen Teint in etwas Leuchtendes und Makelloses verwandelte. “Und während sie das tut, kann sie mir erzählen, wie die Dinge mit einem bestimmten Prinzen laufen.”
“Wunderbar”, sagte Sophia, unfähig sich selbst zu helfen. “Er ist … perfekt, Cora.”
Cora bürstete ihre Lippen mit einem Hauch von Rouge. “Er ist nicht der Mann, den ich vorgeschlagen habe.”
War sie wütend deswegen? Nein, erkannte Sophia mit einem Blick auf die Gedanken ihrer neuen Freundinnen, sie war besorgt. Besorgt, über all die Dinge, die falsch laufen könnten, da Sophia sich einen Prinzen ausgesucht hatte, anstatt eines langweiligen, kleinen Adligen.
“Ich habe das nicht geplant”, sagte Sophia. Sie wollte, dass Cora das verstand. Sie wollte nicht, dass sie glaubte, dass sie einfach beschlossen hatte, ihren Rat zu ignorieren.
“Es ist einfach … es macht es mehr gefährlich, wenn es falsch läuft”, sagte Cora. “Du weißt, dass Gerüchte im Palast schnell aufkommen, oder?”
Sophia hatte sich das gedacht, schon allein davon, wie viel Angelica über sie gehört hatte. “Was für Gerüchte?”
“Das du es geschafft hast Milady d’Angelica beiseitezuschieben, um das Herz des Prinzen zu erobern. Das du unglaublich schön und aus dem Nichts aufgetaucht bist. Dass du vor dem Krieg auf der anderen Seite des Flusses geflüchtet bist und du gefährliche Feinde dort hast. Ich schwöre dir, die Hälfte der Diener reden jetzt darüber, wie wunderschön du bist oder wie wunderbar du tanzt.
Sophia schüttelte dabei ihren Kopf. “Ich habe es gerade so beim Tanzen geschafft, nicht über meine Füße zu fallen.”
Das brachte die Dienerin zum Lachen. “Glaubst du, das bedeutet etwas? Die Menschen sehen nur, was sie sehen wollen.”
Das war natürlich der Grund, warum Sophia in der Lage gewesen war, überhaupt erfolgreich zu sein. Der ganze Grund warum sie einen Platz am Hof finden konnte, war, weil die Menschen das mysteriöse Mädchen vor dem Konflikt fliehend sehen wollten, anstelle der Realität.
“Es ist nur …”, begann Cora. “Sei einfach vorsichtig. Es gibt bereits Menschen, die herausfinden wollen, wer genau du bist. Ich habe gehört, dass Milady d’Angelica Fragen stellt und sie ist nicht die Einzige. Die Reichen hassen es, wenn sie nicht alles wissen, was es zu wissen gibt.”
Sophia konnte das verstehen. “Ich werde versuchen vorsichtig zu sein.”
Sie ging und vermutete, dass sie noch besser aussah, als beim Ball. Es war schwer zu glauben, dass sie im Palast herumspazierte, ohne dass jemand sie infrage stellte.
Vielleicht lag es an ihrer Verwunderung darüber, dass sie den Gedanken um sich herum nicht so viel Aufmerksamkeit schenkte, wie sie tun sollte oder vielleicht hatte sie sich an den Gedanken gewöhnt, dass niemand sie stören würde, wenn sie an ihnen vorbeiging.
So oder so, sie bog um eine Ecke und erstarrte, als sie plötzlich Rupert gegenüberstand, dem Erben des Königreiches und Sebastians älterer Bruder.
Er war nicht so strahlend gekleidet wie für die Party, aber nahe dran. Es gab viel Goldbrokat auf einem roten Samt-Outfit, durchsetzt mit cremefarbener Seide. Wie Sebastian war er ein gut aussehender junger Mann, wenn auch mit Selbstvertrauen oder sogar Arroganz und mit einer Haltung, die sagte, dass Prinz Rupert sich dessen bewusst war. Sophia sah, wie seine Augen über sie glitten, in einer Kombination von Überraschung, Amüsiertheit und ... Bewunderung.
„Ihre Hoheit“, sagte Sophia mit einem hastigen Knicks. Sie musste sich an die Etikette erinnern, auch wenn sie genau sehen konnte, was für eine Person Rupert war.
“Und Sie sind Sophia, oder?” Er machte sich nicht die Mühe, die Lüge zu verwenden, die ihr Nachname war. Bei jedem anderen hätte Sophia es als Freundlichkeit aufgenommen. Bei ihm konnte sie sehen, dass er einfach nicht das Bedürfnis verspürte, sich auch nur so viel Respekt zu leisten. Sie war einfach nur ein weiteres Mädchen unter vielen, sogar wenn sie mit seinem Bruder zusammen war.
„Ja, Ihre Hoheit“, sagte Sophia. „Sophia von Meinhalt.“
Er nahm ihre Hand und zog sie aus ihrem Knicks heraus, mit allem Anmut, den Sophia von einem Kronprinzen erwartet hätte. Er ließ ihre Hand nicht los, hielt sie auf eine Art, die vielleicht höflich und romantisch für alle schien, die es sahen, die sich aber in Wirklichkeit für Sophia anfühlte, als wenn er sie festhielt, sie beanspruchte, wie ein Mann der den Arm eines Diebes griff.
“Ich habe Sie gestern auf dem Ball gesehen”, sagte er. “Sie haben mit meinem Bruder getanzt. Sie hätten zu mir kommen sollen. Wir hätten tanzen können.”
Ein Blick auf seine Gedanken sagten Sophia, das Tanzen nicht in seinen Gedanken war.
“Sie schienen gut beschäftigt mit anderen Partnerinnen”, sagte Sophia mit einem empfindlichen Lachen.
Rupert sah ihr direkt in die Augen. “Ich bin jetzt nicht mehr beschäftigt und ich würde gerne genau herausfinden, was Sebastian so an Ihnen gefesselt hat. Vielleicht können wir irgendwo hingehen.”
Sophia musste nicht fragen, was er beabsichtigte zu tun, sobald sie dort ankamen. Sie konnte es in seinen Gedanken so klar sehen, als wenn jemand es gemalt hätte. Sie war dankbar für das Puder, das Cora ihr ins Gesicht gepudert hatte, denn es versteckte, dass sie rot wurde.
“Ihre Hoheit, ich kann nicht. Ihr Bruder –“
“Ist nicht hier”, unterbrach Rupert.
Sie ist nur eine Hure. Warum macht es ihr etwas aus?
“Ihre Hoheit”, begann Sophia und versuchte einen Weg zu finden, hier rauszukommen, ohne den Thronfolger zu beleidigen. Sie konnte sehen, wie Prinz Rupert sie sah: als etwas das er benutzen wollte, weil sein Bruder es getan hatte. Als ein Preis den er beanspruchte, einfach weil er der Ältere war. Er fand sie wunderschön, aber Sophia bezweifelte, dass er sie als echte Person sah.
“Ich bin mir sicher, Sie finden meinen Bruder süß und einfühlsam”, sagte Rupert. Erneut fing Sophia Bilder von ihm auf, die sie dazu brachten, sich zurückzuziehen zu wollen. “Und langweilig. Ich glaube, Sie und ich werden nicht so langweilig sein, wenn wir –“
“Sophia?”
Sophia war noch nie so dankbar für etwas gewesen, als für das Geräusch von Sebastians Stimme in dem Moment. Sie schaffte es, sich von Ruperts Griff zu befreien, als er um die Ecke kam, und eilte ihm entgegen.
“Sebastian”, sagte sie mit Freude, die davon kam, dass sie nicht mehr von Rupert festgehalten wurde und die noch zur Freude Sebastian zu sehen hinzukam. “Du bist wieder da! Ich hoffe, dein Tag war gut?”
“Wie ich meinen Bruder kenne”, sagte Rupert, als wenn nichts passiert wäre, “hat er sich die ganze Zeit zu Tode gelangweilt. Sebastian, Mutter möchte, dass wir mit ihr in einer Stunde zu Abend essen. Nimm Sophia mit. Ich bin mir sicher, dass Mutter sie lieben wird. Sie scheint entzückend zu sein.”
Sophia bekam noch einen letzten Einblick in die Dinge, die er über sie dachte, ehe er ging. Es war genug für sie, um sich an Sebastians Arm zu hängen und zu wünschen, dass sie die Dinge die sie gesehen hatte, aus ihrem Gedächtnis verbannen konnte.
“Ich bin froh, dass du hier bist”, sagte Sophia und lehnte sich an ihn.
“Ich hoffe, Rupert war nicht zu überwältigend”, antwortete Sebastian. Sophia nahm die Sorge bei dem Satz wahr. Es gab Mädchen vor Sophia, die Rupert Sebastian entrissen hatte, wenn sie erkannt hatten, dass er derjenige war, der extravaganter war. Das sie jetzt nicht hier waren, sagte nur, wie schnell er sie wieder vergaß.
“Nein, das ist in Ordnung.”
Ein Teil von ihr wollte Sebastian genau erzählen, was passiert war, aber was konnte sie schon sagen?
Das sie Ruperts Gedanken gelesen hatte und wusste, was er wollte?
“Wir haben noch ein wenig Zeit vor dem Abendessen”, sagte Sebastian. “Möchtest du gerne einen Spaziergang um das Labyrinth machen?”
Sophia nickte. Alles, solange es draußen war und mit Sebastian. Sie ging mit ihm in den Garten, wo Lampen Blumen beleuchten, die sich im Dunklen geöffnet hatten, blass und silbrig.
“Das sind Mitternachtsorchideen”, sagte Sebastian, der offensichtlich Sophias Starren bemerkt hatte. “Sie öffnen sich, um die Motten anzulocken, die im Tageslicht nicht herauskommen, so müssen sie nicht um die Aufmerksamkeit von Schmetterlingen mit anderen Blumen kämpfen.”
“Sie spüren, dass sie keine Schmetterlinge anziehen können?”, fragte Sophia. “Aber sie sind wunderschön.”
Sebastian berührte ihren Arm und der Kontakt war ausreichend genug, um eine Gänsehaut auf Sophias Haut zu senden.
“Manchmal kommen die schönsten Dinge zu unerwarteten Zeiten.”
Sie gingen weiter in das Labyrinth hinein. Sophia bekam das Gefühl, dass Sebastian den Weg dort kannte, den er bog mit Selbstvertrauen um die Ecken, auch wenn sie keinen Sinn darin fand.
“Das scheint wie ein Ort, an dem man sich ganz gut verlaufen kann”, sagte Sophia. “Kommst du deswegen so gerne hier her?”
“Teilweise ja”, sagte Sebastian. “Aber es heißt auch, dass wir ein wenig Privatsphäre haben.”
Sophia nutzte das aus und lehnte sich zu ihm herüber, um ihn zu küssen. Sie konnte kaum glauben, dass sie frei war, das einfach mit Sebastian zu tun. Das und fast alles, was sie wollte. Noch mehr, sie konnte nicht glauben, dass sie so jemanden wie ihn gefunden hatte.
Sie hatte es aber und Sophia hielt ihn nahe bei sich, als sie durch das Labyrinth gingen.
“Es gibt eine Sonnenuhr in der Mitte”, sagte Sebastian. “Und eine Pergola mit einer Liege darin.”
“Das gefällt mir”, sagte Sophia mit einem Lächeln. Ein Ort, an dem sie zusammensitzen konnten.
Potenziell ein Ort für sie, wo sie mehr als nur sitzen konnten. Sophia hatte noch nie so viel für jemanden gefühlt.”Solange du den Weg kennst.”
“Das tue ich.”
Sie gingen weiter an den engmaschigen Ausdehnungen des formalen Labyrinths vorbei. Es war beruhigend zu wissen, dass er den Weg hier raus wusste, aber selbst wenn, sie fand sich selbst in Erinnerungen gefangen: wie sie lange, enge Korridore herabgelaufen war, laufend, versteckend, hoffend, dass sie niemand fand. Von Flammen, an den Ecken von Dingen leckend, sodass sie die Hitze fühlen und die Bitterkeit des Rauches schmecken konnte. Wie sie ihrer Schwester sagte ruhig zu sein, denn das kleinste Geräusch könnte –
„Sophia?“, fragte Sebastian in sanftem Ton.
Sophia kam wieder zu sich, schaute ihn an und legte ihre Arme um ihn. „Tut mir leid, ich war einen Moment nicht bei mir.“
„Geht es dir gut?“, fragte Sebastian. „Wenn es dir nicht gut geht, kann ich meine Mutter vielleicht überreden, dass es okay ist, wenn du nicht zum Abendessen kommst.“
Sophia konnte sehen, dass das dennoch keine Option war. Was die Witwe wollte, so schien es, bekam die Witwe auch.
„Nein, das ist in Ordnung“, sagte sie. “Ich möchte die Dinge mit deiner Mutter nicht erschweren.”
Und trotzdem hatte sie das flaue Gefühl, dass die Dinge mit seiner Mutter sowieso sehr schwierig sein würden.
***
Sophia stand mit Sebastian vor den Türen eines kleinen Esszimmers und wartete darauf, dass sein Diener sie ankündigte. Sie versuchte so gut wie möglich, sich ihre Nervosität nicht anmerken zu lassen, aber ihre zitternde Hand in seiner sagte das Gegenteil.
“Es ist alles in Ordnung”, sagte Sebastian. “Meine Mutter ist kein Monster.”
Das war leichter für ihn zu sagen, als für sie zu glauben. Die Witwe hatte das Königreich eigenständig geführt, seit ihr Mann gestorben war, sie hatte es geschafft, nicht von der Vereinigung der Reichen oder der Kirche der maskierten Göttin überwältigt zu werden. Sie hatte Parzellen und wirtschaftliche Probleme durchgestanden, Überseekriege und Drohungen der Rebellion in den nahen Kolonien. Wenn sie ihr gegenüberstand, so war sich Sophia sicher, würde sie ihre Enttäuschung sofort zeigen.
“Prinz Sebastian und Sophia von Meinhalt”, gab ein Diener bekannt und öffnete die Tür zum Esszimmer, das recht klein für den Standard des Palastes schien. Das sollte heißen, dass es kleiner, als ein ganzes Gebäude irgendwo anders war.
Es gab einen Tisch und ungefähr ein halbes Dutzend Menschen saßen darum herum, alle in einer Art Hofpracht gekleidet, die dennoch einen Schritt weniger förmlich war, als es für ein offizielles Bankett hätte sein können. Sophia erkannte Prinz Rupert, aber niemand von den anderen.
Sie fand sich selbst in einer verblüffenden Runde von Vorstellungen wieder, die offensichtlich dazu da war, um es ihr leichter zu machen, was ihr aber nur einmal mehr vor Augen führte, wie sehr sie keine Ahnung von alldem hatte.
Eine Frau in silbergrauem Schleier wurde als Justina vorgestellt, die Hohepriesterin der maskierten Göttin. Ein Mann mit Koteletten und ergrauendem Haar war ein Admiral. Die anderen waren eine Baroness, eine Grafschaftspräsidentin und die Frau des Präsidenten. Es schien keinen besonderen Grund für diese Sammlung an Gästen zu geben, außer es war das, was die Witwe wollte.
Vielleicht waren dies Freunde aus ihrer Jugend oder Menschen zu ihren Gunsten, die zufällig zu Besuch waren.
Das Einzige, dass Sophia noch nervöser machte, war, als die Witwe selbst hereinkam.
Die Witwe Queen Mary des Haus Flamberg war keine große Frau und das Alter hatte seine Spuren in ihrem Haar und Blässe hinterlassen, aber es gab eine eisige Härte an ihrer Haltung, die sagte, dass sie nichts umhauen würde. Sie trug seit dem Tod ihres Mannes Trauerkleidung. Sie stand am Kopf des Tisches und machte eine Geste zu den anderen.
“Setzten Sie sich”, sagte sie.
Sophia tat wie geheißen und hoffte, dass die Anwesenheit der anderen es ihr möglich machte, sich ein wenig zu verstecken, sie war nur ein weiterer Gast unter all den anderen hier. Als die Diener Taube und Moorhuhn brachten, fühlte Sophia diese stahlartigen Augen auf sich ruhen.
“Sebastian, du musst mir deinen Gast vorstellen, Liebling.”
“Sicherlich Mutter. Das ist Sophia von Meinhalt. Sophia das ist meine Mutter, Mary von Flamberg.
“Ihre Majestät”, sagte Sophia und knickste so gut sie konnte.
“Ah, Meinhalt”, sagte die Witwe. “So eine traurige Sache. Sagen Sie mir, was ist Ihre Meinung über die Kriege die den Kontinent befallen?”
Sophia konnte genug von ihren Gedanken sehen, um zu wissen, dass das ein Test war, aber nicht genug, um zu wissen, was die Antwort sein könnte. Am Ende griff sie nach der Antwort von Sebastians Gedanken, hoffend, dass er seine Mutter gut genug kannte, dass das eine gute Wahl war.
“Meine Sorge ist, dass sie nicht nur dort bleiben.”
“Eine Sorge, die wir sicherlich alle haben”, antwortete die Witwe. Sophia konnte nicht sagen, ob sie den Test der älteren Frau bestanden hatte oder nicht. “Obwohl es scheint, dass mein Sohn dankbar ist, dass zumindest einige Dinge über den Knife See gekommen sind. Sie müssen uns etwas über sich erzählen.”
Sophia gab sich große Mühe den Mangel an Wissen als Bescheidenheit oder Zurückhaltung zu verbergen. “Ich bin hier hergekommen, ehe die Stadt gefallen ist, Ihre Majestät. Ich glaube, da habe ich Glück gehabt.”
“Die Göttin gibt ihre Geschenke”, murmelte die Hohepriesterin.
“Tatsächlich”, sagte die Witwe. “Obwohl ich meine mich zu erinnern, dass Sie gesagt haben sie gibt uns schwere Geschenke, sowie manchmal auch angenehme, Justina.”
Mehr Fragen folgten. War sie gerne auf dem See im Winter dort eisgelaufen? Was hielt sie von den verschiedenen Ansichten des Krieges? Sophia gab sich Mühe, aber ihr Talent konnte ihr nur bis zu einem bestimmten Maße helfen und nur so weit sie etwas über Meinhalt wusste. Sie hätte mehr Zeit damit verbringen sollen, etwas darüber in der Bücherei zu lesen. Am Ende tat sie das Einzige was sie konnte und suchte nach Ablenkung.
“Admiral, ich wollte immer wissen wie es ist eine ganze Navy Bewegungen im Auge zu behalten. Wie schaffen Sie das alles?”
“Karten, meine Liebe”, sagte er. “Meistens Karten.”
Er hatte das wohl als Witz beabsichtigt, also lachte Sophia mit ihm. Er begann eine Diskussion über die verschiedenen Methoden, wie man Seekarten kombiniert. Prinz Rupert unterbrach, behauptete, dass wahrscheinlich niemand darüber etwas wissen wollte, und begann stattdessen übers Jagen zu reden. Sophia machte das nichts aus, solange sie die Diskussion von sich fernhalten konnte.
Die Augen der anderen lagen nicht auf ihr, meistens zumindest, aber es gab Ausnahmen. Die Hohepriesterin warf ihr von Zeit zu Zeit einen merkwürdigen Blick zu und Sophia traute sich nicht ihre Gedanken zu lesen, um diese zu interpretieren. Sebastian schien zu schauen, wann immer Sophia ihn anschaute, sein Ausdruck war sanft mit Liebe oder hoffnungsvoll oder er wollte sichergehen, dass es ihr gut ging. Rupert schaute sie mehr als einmal mit einem hungrigen Blick an, der sagte, dass das was vorhin zwischen ihnen passiert war, noch nicht erledigt war. Das war genug, um Sophia näher an Sebastian rücken und ihn nicht gehen zu lassen.
Und die Witwe betrachtete sie als ebenbürtig, als wenn sie versuchte klug aus Sophia zu werden oder in ihr Herz zu starren. Es gab etwas Unveränderliches, garantiert nichts Blinzelndes an dem Blick. Das machte ihr mehr Sorgen als der ganze Rest. Sie fühlte sich wie ein Exemplar, das zur Untersuchung unter Glas aufbewahrt wurde. In dem Moment fühlte sie sich wie eine Betrügerin und jeder Blick, jedes unangebrachte Wort, ließen sie es nur noch mehr fühlen. Wie lange konnte sie diese Täuschung aufrechterhalten?
Irgendwie schaffte sie es durch das Abendessen, tauschte höfliche Gespräche mit den anderen aus, während sie aßen, was wie ein ganzes Festessen aus sah. Sophia aß sparsam, und als die Zeit zum Gehen kam, war sie nur zu dankbar, dass sie aufstehen und gehen konnten.
Natürlich gab es immer noch die Verabschiedungen, einer nach dem anderen und Sophia fand sich Hände schüttelnd mit den anderen Gästen wieder, murmelte Verabschiedungen und Kommentare darüber, wie sehr sie den Abend genossen hatte. Sogar Ruperts Berührungen dauerten nicht länger als eine Sekunde oder länger als sie hätten sein sollen.
Die Witwe lächelte, als Sophia einen Knicks machen wollte, und nahm stattdessen ihre Hand.
“Es ist schön zu sehen, dass mein Sohn so ein angenehmes, intelligentes Mädchen gefunden hat, mit dem er seine Zeit verbringt”, sagte sie und Sophia wäre unter anderen Umständen mit dem Kompliment zufrieden gewesen, aber sie konnte die Worte dahinter fühlen.
Ich werde herausfinden, wer das Mädchen ist. Die Frau für meinen Sohn muss passend sein und Mädchen erscheinen nicht einfach so auf der Bildfläche.
Sophia widerstand dem Drang, aus dem Zimmer zu rennen. Sie war dankbar, als Sebastian ihren Arm nahm und sie wegführte.
“Das ist besser gelaufen, als ich erwartet habe”, sagte er als sie gingen. “Ich glaube, meine Mutter mag dich.”
Sophia lächelte zurück. “Ich hoffe doch.”
Sie hoffte es, aber sie glaubte es nicht. Sie konnte spüren, wie die Pläne unter ihr sich auflösten, wie sie unter dem Gewicht des Argwohns der Witwe zerrissen. In dem Moment wollte Sophia nichts weiter, als weglaufen und nie wieder zurückkommen.
Nein. Sie konnte nicht einfach vor all dem wegrennen. Nicht jetzt, nach allem, was sie durchgemacht hatte, nachdem sie so hart gearbeitet hatte, an diesen Punkt zu gelangen, so viele Risiken auf sich genommen hatte.
Und nachdem sie sich in Sebastian verliebt hatte.
So sehr sie auch wollte, sie konnte nicht einfach wegrennen.
Dann erkannte sie plötzlich, was sie tun musste: sie musste mit ihrer Schwester Kate sprechen. Kate war praktisch. Kate würde einen Plan haben und wahrscheinlich einen Weg aus diesem ganzen Chaos wissen.
Sie würde auf die Straßen gehen und tun, was immer nötig war, um sie zu finden.
Kate, schickte sie. Ich komme.