Kitabı oku: «Ein Thron für Schwestern », sayfa 9
“Ich freue mich auch, dass du hier bist”, sagte Kate und verfluchte sich selbst dafür, so etwas zu sagen. Wer sagte solche Dinge? Gott sei Dank war Will bereits auf dem Weg ins Haus.
Kate schaute ihm zu und versuchte nicht, sich selbst gegenüber zuzugeben, wie sehr ihr das gefiel oder was sie dabei fühlte.
Sie mochte ihn.
KAPITEL FÜNFZEHN
Am Licht gemessen war es später als beabsichtigt, als Sophia aufwachte und sie brauchte einen Moment, um sich zu erinnern, dass sie sich nicht auf den Straßen oder in einem der harten Betten des Haus der Herrenlosen befand.
Der Anblick von Sebastian neben ihr erinnerte Sophia genau daran, wo sie war und für einen Moment spannte sie sich an, bei dem Ausmaß der Enttäuschung, die sie letzte Nacht unternommen hatte. Wenn sie einen Funken Anstand hatte, würde sie sich wegschleichen und nie wieder kommen.
Das Problem war, dass sie das nicht wollte. Im Moment fühlte Sophia sich besser, als an jedem anderen Punkt in ihrem Leben. Die Nacht zuvor war alles gewesen, was sie sich erhoffen hatte können und noch mehr. Es war süß und leidenschaftlich gewesen. Es war liebevoll gewesen und der Teil zumindest war für Sophia mehr als überraschend gewesen.
Instinktiv strich sie mit ihren Fingern über Sebastians Wangen, einfach nur um das Gefühl zu genießen, dass sie ihn anfassen konnte. Sophia fühlte sich, als wenn sie jeden Zentimeter seiner Haut letzte Nacht kennengelernt hatte, aber trotzdem wollte sie ihn wieder anfassen. Sie wollte sicher sein, dass er echt war. Das reichte aus, um Sebastians Augen aufgehen zu lassen.
“Es war also nicht nur alles ein schöner Traum”, murmelte er.
Sophia küsste ihn dafür. Naja nicht nur deswegen, sie wollte es auch. Sie wollte noch viel mehr tun, aber Sebastian zog sie zurück.
“Habe ich”, gerade noch rechtzeitig erinnerte sich an den Akzent, der jetzt zu ihr gehörte. “Habe ich etwas falsch gemacht?”, fragte Sophia.
“Nein, auf keinen Fall”, versicherte Sebastian und sofort konnte Sophia seine Gedanken spüren, als er sie ansah. Sie erwartete Begehren, aber stattdessen war es noch mehr als das. Sie konnte Liebe fühlen.
“Ich muss nur einmal auf die Uhr schauen.”
Sophia schaute zu, wie er auf eine Uhr in der Ecke des Raumes schaute, die Zeiger zeigten klar an, wie lange sie geschlafen hatten.
“Meine Güte”, sagte Sebastian, “ist es schon so spät?”
Die Diener wollten mich nicht wecken. Offensichtlich haben sie sich gedacht, was passiert ist.
Sophia erhaschte diesen vereinzelten Gedanken und berührte seinen Arm. “Ich hoffe, ich habe Ihnen keine Schwierigkeiten gemacht? Ich hoffe, du… bereust die letzte Nacht nicht?”
Sebastian schüttelte seinen Kopf. “Definitiv nicht. Glaub das nicht. Es ist einfach, dass ich heute in den Wahlbezirken sein sollte, um Milizen zu besichtigen. Ich wünschte, ich müsste das nicht machen, aber …”
“Aber du hast Aufgaben, die du erfüllen musst”, sagte Sophia. Sie wusste von letzter Nacht, wie viel Aufgaben einen Teil von Sebastians Leben darstellten. “Das ist in Ordnung, Sebastian. Ich verstehe, dass du gehen musst.”
“Ich hasse es, diese Dinge zu tun”, sagte Sebastian. “Wenn es nicht die Vorbereitung für den Krieg ist, ist es das Jagen. Ich hoffe immer noch das Rupert das alles tun wird, aber unsere Mutter besteht darauf.”
Er küsste sie erneut, ehe er aufstand und sich anzog und Sophia genoss es, ihm dabei zuzusehen. Sie hätte nie gedacht, dass sie einfach so jede kleine Bewegung genießen konnte, die jemand machte, einfach alles daran. Er zog sich heute einfach an, in einer dunklen Tunika und einer Hose, die mit Silberstickereien verarbeitet waren, darüber ein Hemd mit hellen Leinen. Die Silberknöpfe an seinem Gürtel und Schuhe schienen nur noch heller deswegen. Genauso wie seine Augen.
Es war völlig anders von dem, was er auf dem Ball getragen hatte, aber trotzdem –
“Oh”, sagte Sophia und biss sich auf ihre Lippe. “Mir ist gerade eingefallen, dass alles was ich anzuziehen habe, mein Ballkleid ist.”
Sebastian lächelte dabei. “Da habe ich schon drüber nachgedacht. Es ist nicht viel, aber …”
Er nahm ein Kleid von einer Kleidungsstange. Es hatte nicht den Schein und Glanz des Ballkleids, das Sophia gestohlen hatte, aber es war immer noch schöner als alles andere, was sie je besessen hatte. Es war ein Tiefdunkles, weiches grün, dass wie ein moosiger Teppich auf einem Waldboden schien und ein Teil von Sophia wollte aus dem Bett hüpfen und es anprobieren, egal ob Sebastian noch da war oder nicht.
Sie konnte sich gerade noch rechtzeitig davon abhalten, als sie sich an das Mal auf ihrer Wade erinnerte, das aussagte, was sie für die Welt war. Vielleicht hatte das Make-up von letzter Nacht gehalten, aber Sophia konnte das Risiko nicht eingehen.
“Es ist alles in Ordnung”, sagte Sebastian. “Es ist normal sich beim Tageslicht ein wenig zu schämen. Du kannst es anziehen, wenn ich weg bin.”
“Es ist wunderschön, Sebastian”, antwortete Sophia. “Weit aus schöner, als ich verdient habe.”
Es ist nicht einmal ein Zehntel so schön, wie sie ist. Gute Güte fühlt sich so Liebe an?
“Du verdienst noch viel mehr”, sagte Sebastian zu ihr. Er beugte sich nach vorne, um ihr einen Kuss auf die Lippen zu drücken. “Beweg dich frei im Palast. Die Diener werden dich nicht belästigen. Du musst mir versprechen, dass du noch hier bist, wenn ich zurückkomme?”
“Hast du Angst, dass ich mich in Nebel verwandel und wegfliege?”, fragte Sophia.
“Sie sagen, dass es in alten Zeiten Frauen gab, die sich als Geister oder Illusionen entpuppten”, sagte Sebastian. “Du bist so wunderschön, ich konnte es fast nicht glauben.”
Sophia sah ihn gehen und wünschte sich die ganze Zeit, dass er nicht gehen müsste. Sie stand auf und wusch sich mit Wasser aus einem Wasserkrug und zog das Kleid an, dass Sebastian ihr mitgebracht hatte. Dazu gehörten weiche, braune Hausschuhe und ein Lichtkamm, der über das Haar gesteckt wurde, um in der Sonne zu schimmern.
Sophia glitt hinein und begann sich dann zu fragen, was sie noch machen sollte. Auf den Straßen wäre sie rausgegangen und hätte nach etwas zu Essen gesucht. Im Waisenhaus würde sie jetzt ihre Aufgaben verrichten.
Sie ging in die anderen Räume von Sebastians Suite und schaute sich die Stellen an, wo ihre Kleider gestern Nacht gefallen waren. Sophia legte sie ordentlich weg, sie wollte es nicht riskieren, die paar wertvollen Dinge, die sie hatte zu verlieren. Sie sah, das ein Diener Würstchen, Käse und Brot in der anderen Kammer hinterlassen hatte und nahm sich ein paar Minuten Zeit, um zu frühstücken.
Danach sah sie sich den Rest der Suite an, nahm eine Sammlung von konservierten Eierschalen in sich auf, die wahrscheinlich aus Übersee stammten und eine gemalte Karte des Königreichs, das aussah, als wenn es vor dem Bürkerkrieg gemalt worden war, denn es zeigte immer noch einige der freien Städte als abhängige Orte.
Sophia konnte dennoch nicht lange an einer Stelle bleiben. Sie wollte nicht einfach alleine herumsitzen und darauf warten, dass Sebastian zurückkam. Sie wollte so viel wie möglich vom Palast sehen und wirklich das Leben erleben, in das sie sich irgendwie hereingebracht hatte.
Sie trat aus Sebastians Wohnung innerhalb des Palastes, erwartete halb, dass jemand sich sofort auf sie stürzen würde, um ihr zu sagen, dass sie gehen oder wieder zurück in Sebastians Zimmer gehen sollte.
Nichts von dem passierte und Sophia konnte sich ganz einfach im Palast bewegen.
Sie nutzte dennoch ihr Talent, um sich von Menschen fernzuhalten, sie wollte nicht dabei erwischt werden, wie sie das Falsche tat oder dass man ihr sagte, sie gehöre hier nicht hin. Sie vermied Orte, die viele Gedanken darin hatten, sie hielt sich an leere Räume und Korridore, die sich kilometerweit in der Art von Winkeln erstreckten, die nur aus dem Jahrhunderte alten Bau und Wiederaufbau kommen konnte.
Sophia musste zugeben, dass es wunderschön hier war. Es schien keine Wände ohne Gemälde zugeben oder eine Mauer, eine Nische ohne entweder mit einer Statue oder einer dekorierten Vase mit Blumen gefüllt. Die Fenster hatten alle Bleiverglasungen, normalerweise mit Glasmalereien, die verschiedene Farben des Lichts über die Marmorböden warfen, als wären dort die Farben eines Künstlers umgeworfen worden. Draußen konnte Sophia Gärten von atemberaubender Schönheit sehen, die Wildheit des Pflanzenlebens gezähmt in formalen Reihen von Kräutern und Blumen, niedrigen Bäumen und Büschen. Sie konnte ein formales Labyrinth da draußen sehen, die Büsche waren höher, als Sophia groß war. Sie begann mehr zielgerichtet zu laufen und entschied sich, dass es angenehmer wäre, nach draußen zu gehen und die Gärten zu genießen.
Das einzige was sie davon abhielt, war der Anblick einer Doppeltür mit einem Schild darüber, dass die Anwesenheit einer Bücherei erklärte.
Sophia war noch nie in einer Bücherei gewesen. Die Nonnen der maskierten Göttin behaupteten, dass es eine im Waisenhaus gab, aber die einzigen Bücher, die Sophia gesehen hatte, waren das Buch der Maske, die Gebetsbücher, Abhandlungen, die nach ihrem Auftrag gedruckt wurden und ein paar kurze Arbeiten an Themen, die sie zu unterrichten behaupteten. Irgendwie hatte Sophia eine Ahnung, dass diese Bücherei anders sein würde.
Sie drückte an den Türen, eher hoffnungsvoll als in Erwartung, nahm an, dass dies so kostbar wäre, dass sie es verschließen und sie auch nie hineinlassen würden.
Stattdessen schwang die gut geölte Eichentür auf und ließ sie in einen Raum, der anders war, als sie sich je vorgestellt hatte und noch viel mehr. Es stand auf zwei Ebenen, mit einer Regalebene, die von einem Zwischengeschoss gekrönt wurde, das noch mehr enthielt.
Jedes Regal enthielt Bücher über ledergebundene Bücher in allen Formen und Größen, zusammengestopft, sodass Sophia kaum glauben konnte, dass es tatsächlich so viele an einem Ort gab. Ein großer Tisch stand inmitten des Raumes, während Ecken Stühle bereithielten, die so bequem aussahen, dass Sophia sich am liebsten in einen hineingekuschelt und geschlafen hätte, wenn sie nicht so aufgeregt gewesen wäre.
Stattdessen ging sie im Zimmer herum, zog zufällig Bücher heraus und sah sich die Inhalte an. Sie fand Bücher für alles von Botanik über Architektur, von Geschichte über die Geografie des weit verstreuten Landes. Es gab sogar Bücher, die Märchen enthielten, die anscheinend nur für die Unterhaltung erfunden worden waren, wie Theaterstücke, aber aufgeschrieben. Sophia hatte eine vage Ahnung, dass die maskierten Nonnen keinem davon zugestimmt hätten.
Das war wahrscheinlich der Hauptgrund, warum sie eines von ihnen auswählte, sie setzte sich auf einen der Stühle und las ein Märchen von zwei Rittern, die sich bekämpften, bis eine lange tote Liebhaberin zurück aus dem Grab kam, um ihnen zu sagen, wen sie am liebsten mochte. Sophia verlor sich in den Worten, versuchte einen Sinn in den Orten zu finden, über die gesprochen wurde und ihr kam schließlich der Gedanke, dass jemand sich nur mit Papier und Tinte in eine andere Welt versetzen konnte.
Vielleicht war sie ein wenig zu vertieft, denn sie hörte die Gedanken der sich nähernden Mädchengruppe nicht, erst als es zu spät war. Als diese Gedanken ihr sagten, wer genau sich näherte, kauerte Sophia sich noch tiefer in den Stuhl, hoffte, dass das Buch das sie hielt als ausreichende Verdeckung dienen würde, sodass man sie nicht sah.
“Ich sage doch”, sagte Milady d’Angelica zu einer ihrer Freundinnen, “jemand hat mich letzte Nacht unter Drogen gesetzt.”
“Das hört sich schrecklich an”, sagte ein weiteres Mädchen zu ihr, während ihre Gedanken Sophia die ganze Zeit sagten, dass sie das Dilemma des anderen Mädchens genoss.
“Wer hätte so etwas tun können?”, fragte eine Dritte, obwohl ihre Gedanken sagten, dass sie genau wusste, was ihre Freundin mit dem Prinzen geplant hatte und sie annahm, dass es nur ein Fehler gewesen war.
“Ich weiß nicht”, sagte Angelica, “aber ich weiß das … du. Was machst du hier?”
Sophia erkannte, dass das andere Mädchen zu ihr sprach, also stand sie auf und legte das Buch vorsichtig zur Seite.
“Möchtest du mir etwas sagen?”, fragte Sophia und nahm sich einen Moment Zeit, sich die Mädchen anzuschauen. Heute sah Angelica immer noch wunderschön aus, in einem Reitoutfit, dass sie vielleicht dazu auserkoren hatte, mit Sebastian das Versäumte nachzuholen, wenn sie nicht ein wenig blass aussehen würde, der Nebenwirkung ihrer Vergiftung. Von ihren beiden Begleiterinnen war eine klein und plump, mit mittelbraunem Haar, während die andere fast schwarzes Haar hatte, das ihr bis zur Hüfte fiel und sie war ein wenig größer als Sophia.
“Warum sollte ich dir etwas zu sagen haben?”, fragte das andere Mädchen, aber sie redete trotzdem weiter. “Du hast letzte Nacht etwas genommen, das mir gehören sollte. Weißt du, wer ich bin?”
“Lady d’Angelica”, antwortete Sophia prompt. “Es tut mir leid, aber ich kenne deinen Vornamen nicht. Ich habe gehört, dass deine Freundinnen dich sowieso Angelica nennen, sollen wir also dabei bleiben?”
Es war wahrscheinlich dumm so einen Ton zu gebrauchen, aber Sophia hatte gesehen, wie dieses Mädchen sich mit Menschen umgab, die sie als weniger wichtig betrachtete. Sophia konnte es sich nicht leisten sich zurückzuziehen, denn dann würde sie schwach genug erscheinen, um sich weiter ausnutzen zu lassen. Das Waisenhaus hatte ihr immerhin diese Lektion beigebracht.
“Du glaubst, wir sind Freundinnen”, schoss Angelica zurück.
“Ich bin mir sicher, dass wir gute Freundinnen sein können”, antwortete Sophia und hielt ihr eine Hand hin. “Sophia von Meinhalt.”
Angelica ignorierte ihre ausgestreckte Hand.
“Eine Fremde, die gerade rechtzeitig für den Ball auftaucht”, sagte Angelica. “Und die behauptet, aus den Handelsstaaten zu kommen. Glaubst du nicht, ich hätte es gewusst, wenn so jemand in die Stadt kommt? Mein Vater hat Interessenanlagen dort und ich habe deinen Namen noch nie gehört.”
Sophia zwang sich selbst, zu lächeln. “Vielleicht hast du nie richtig zugehört.”
“Vielleicht nicht”, sagte Angelica und ihre Augen verengten sich. “Aber ich werde es herausfinden. Glaubst du, ich brauche lange, um alles über dich herauszufinden?”
Ich werde einen Brief schreiben an ….. ich weiß nicht an wen, aber ich werde es herausfinden.
Ihre Gedanken hörte sich nicht so sicher an wie der Rest von ihr, aber dennoch erstarrte Sophia bei der Androhung. Sie zwang sich, nachzudenken.
“Und nur weil du keine Aufzeichnungen in einer zerstörten Stadt finden kannst, willst du mich anzeigen?”, fragte sie. “Warum Angelica, wenn ich gewusst hätte, dass du so eifersüchtig bist, hätte ich mich dir schon früher vorgestellt.”
“Ich bin nicht eifersüchtig”, zischte Angelica, aber Sophia konnte es von ihren Gedanken wie Rauch emporsteigen spüren. “Ich will einfach nur Prinz Sebastian vor einer Goldgräber Abenteuerin schützen.”
Er gehört mir!
Die Stärke dessen ließ Sophia einen Schritt zurückmachen. “Tja, das ist sehr nett von dir”, sagte sie.
“Ich werde es ihm ausrichten, wenn er zurückkommt. Ich bin sicher, er braucht Schutz von der Art Person, die zum Beispiel versuchen würde, ihn zu vergiften, um ihn ins Bett zu bekommen.”
Angelica wurde rot und selbst sie konnte nichts tun, um dabei gut auszusehen.
“Ich werde herausfinden, wer du bist”, versprach sie. “Ich werde dich zerstören, sodass du dich nur noch an der Straße verkaufen kannst.”
Sophia zwang sich von der Bücherei zurückzutreten, auch wenn das ein Ort war, an dem sie eigentlich den Rest des Tages hatte verbringen wollen.
Sie versuchte nicht zu zittern, während sie hinausging.
Probleme, so spürte sie, kamen auf sie zu – und diese Palastwände fühlten sich nicht länger sicher an.
KAPITEL SECHZEHN
Kate konnte sich nicht erinnern, wann sie sich das letzte Mal als Teil einer Familie gefühlt hatte. Nein, das stimmte nicht, denn sie hatte ihre Schwester und diese Verbindung war wie eine beständige Beruhigung im Hinterkopf. Sie hatte auch vage Bilder und Blitze von Dingen vor dem Waisenhaus. Ein lächelndes Gesicht, das sie ansah. Ein Zimmer, in dem alles ein wenig größer schien, als die winzige Form eines Kindes.
Sie hatte dennoch nie diese Situation gehabt: Einfach an einem Tisch mit der Familie sitzen und Eintopf und Brot essen, sie fühlte sich, als wenn sie zu den anderen Menschen am Tisch passte. Thomas und Will lachten. Sogar Winifred schien glücklicher als vorher, als Kate angekommen war, aber das war nur zu erwarten gewesen. Sie war als Diebin gekommen; sie blieb als jemand, der in der Schmiede half.
Es half wahrscheinlich, dass Will auch da war. Seine Anwesenheit schien alles besser zu machen, entspannte seine Mutter und machte seinen Vater glücklich, der ihn in Sicherheit wusste. Kate gefiel es, ihn einfach anzuschauen und glaubte, dass sie deswegen ein peinlich berührt wegschaute.
“Wirst du länger hier bleiben?”, fragte seine Mutter.
Kate sah Will seinen Kopf schütteln.
“Du weißt, dass das so nicht funktioniert, Mutter”, sagte er. “Die freien Unternehmen sitzen nicht ewig dort. Die Kriege über dem Knife See werden schlimmer. Die Havers fielen nacheinander den Disestablishers und den True Empire-Kontingenten zu. Lord Marls Kompanie wurde bezahlt, um einen Aufstand im Serralt-Tal zu proben, und man stellte fest, dass sie eine Banditenfirma gegründet hatten, um jeden zu berauben, den sie finden konnten.
“Das hört sich gefährlich an”, sagte Winifred und Kate konnte die Sorge in ihrer Stimme hören. Kate machte ihr keine Vorwürfe. Sie wollte ihren Sohn beschützen.
Kate wollte mehr über die Aufregung eines Soldatenlebens wissen.
“Wie ist es den, Teil einer der Kompanien zu sein?”, fragte Kate. “Ist es anders, als ein normaler Soldat zu sein?
Will zuckte die Achseln.
“Es ist nicht so anders. Es gibt nur so viele Wege, wie eine Armee funktionieren kann”, sagte Will. Er hörte sich ein wenig an, als wenn er versuchte, sich selbst zu überzeugen. “Obwohl das stehende Heer des Königreichs nicht so groß ist. Es hat sich einfach immer nur auf die Loyalität der Kompaniechefs verlassen und die Fähigkeit, deren Leistungen zu kaufen.
Das hörte sich für Kate nicht so nach einer guten Vereinbarung an.
“Was passiert, wenn jemand mehr bietet?”, fragte sie.
Thomas beantwortete das. “Dann wird die Hälfte deiner Armee sich inmitten eines Konflikts in zwei teilen, aber die Vorfahren der Witwe waren immer in der Lage ihre Feinde zu überbieten und es ist besser als das, was in den Bürgerkriegen passiert ist.”
“Mit einer großen Zentralarmee die Menschen schlachtet”, sagte Will. “Ich glaube nicht, dass die Versammlung der Adligen das noch erlauben wird, auch wenn Prinz Rupert die Armee ein wenig aufgebaut hat.”
Kate sah Winifred ihren Kopf schütteln.
“Genug geredet über Kriege und Gewalt und Morde”, sagte sie. “Ich fühle mich nicht sicher, zu wissen, dass du bald wieder da draußen bist, bei all diesen Grausamkeiten, Will.”
“Es ist sicher genug, Mutter”, sagte er und griff nach ihrer Hand. “Der Großteil des Kriegs ist wo anders. Die Kompanien vermeiden sich gegenseitig, wenn sie können und Lord Cranston ist immer vorsichtig, wenn es darum geht, wo er seine Männer einsetzt.”
Kate war nicht ganz so glücklich darüber. “Ich habe auf ein wenig Abenteuergeschichten gehofft.”
“Ich bin mir nicht sicher, ob ich viele davon habe”, antwortete Will. Er sah ihre Enttäuschung. “Aber ich habe ein paar. Ich werde dir ein paar erzählen, wenn meine Mutter sich nicht deswegen Sorgen macht.”
“Ich mache mir immer Sorgen, wenn du in den Kampf ziehst”, sagte Winifred.
Sie aßen weiter und alles, was Kate wollte, war Ausreden zu erfinden, um Will noch mehr über sein Leben auszufragen.
Merkwürdigerweise schien er genauso interessiert an ihr.
“Also du hilfst meinem Vater erst seit seinem Tag?”, fragte er.
Kate nickte. “Ich … bin gestern Nacht gekommen.”
“Sie ist eine Diebin”, korrigierte Winifred. “Sie wollte uns alles stehlen.”
Kate saß ganz still, als die andere Frau das sagte. Sie konnte sehen, dass Wills Mutter sie immer noch nicht ganz mochte und sie nahm an, das hatte viel mit dem Grund zu tun, warum sie in der Schmiede aufgetaucht war. Sie konnte trotzdem nicht aufhören zu fühlen, dass es vielleicht auch mit anderen Dingen zu tun hatte: mit dem Talent, das sie hatte und mit dem Abzeichen der Herrenlosen auf ihrer Wade.
“Nicht alles”, sagte Thomas und hatte offensichtlich Kates Unbehagen aufgenommen. “Und sie hat seitdem hart gearbeitet, Winifred.”
“Ja, das nehme ich an.”
Kate konnte genug von den Gedanken der Frau aufschnappen, um zu wissen, dass es nicht so sehr Abneigung war, sondern eher Misstrauen. Sie war sich nicht sicher, was Kate als Nächstes tun würde und es half nicht, dass Winifred denjenigen mit ihren Talenten nicht so sehr traute, wie ihr Ehemann. Kate zog sich zurück, wollte sich nicht aufdrängen, wo sie nicht erwünscht war.
“Das hört sich zu interessant an, als das man diese Geschichte ignorieren könnte”, sagte Will. “Kate, du musst mehr davon erzählen. Vielleicht … können wir später zusammen in die Stadt gehen?”
Auch ohne dass sie Winifreds Gedanken las, konnte Kate den Schock dabei auf ihrem Gesicht sehen.
“Will, ich glaube nicht, dass das –“
“Ich bin mir sicher, dass das in Ordnung geht”, sagte Thomas. “Ihr beide solltet miteinander ausgehen.”
Im Moment gab es nichts, was Kate mehr wollte.
***
Natürlich war es nicht so einfach die Schmiede zu verlassen. Kate musste Thomas ihre Arbeit am Schwert zeigen, musste kleine Anpassungen vornehmen, da er vorschlug, dass die Angel aus dickerem Metall sein sollte und die Taper an der Kante weniger quadratisch.
Dann gab es Aufgaben, die Winifred plötzlich für sie gefunden hatte, vom Aufräumen des Hofs, bis hin zum Gemüse schälen im Haus. Es schien offensichtlich für Kate, was sie versuchte: Sie versuchte so viel Zeit herauszuschinden, dass sie nicht mehr mit ihrem Sohn in die Stadt gehen konnte.
Kate drückte sich schließlich vor den Aufgaben, indem sie sich hinausschlich, als sie nicht hinsah, sondern nur Thomas. Er nickte ihr zu, was wie eine Erlaubnis aussah. Das war gut, denn Kate wollte nicht das Risiko eingehen, ihn zu verärgern.
Will wartete im Hof auf sie und Kate konnte die Aufregung in ihm sehen.
“Bist du bereit?”, fragte er. “Willst du dich zuerst waschen oder –“
“Warum?”, entgegnete Kate. “Sehe ich nicht gut genug aus, um auszugehen?”
“Du siehst wunderbar aus”, sagte Will und das war merkwürdig, denn Kate war nicht an Komplimente gewöhnt. Sophia war diejenige, der Menschen Komplimente machten, nicht sie.
“Gut”, sagte sie. “Außerdem glaube ich, wird deine Mutter mich für immer hier behalten, wenn wir jetzt nicht gehen.”
“Dann gehen wir wohl besser”, sagte Will mit einem Lachen und schaute zurück auf das Haus. Er griff nach Kates Hand und zu Kates eigener Überraschung, ließ sie das zu.
Sie gingen in Richtung Stadt und es war klar, dass Will den Weg kannte, Wege, die Kate nicht kannte. Er führte sie über breite Straßen, als die Sonne zu sinken begann und Kate bemerkte, wie sie Menschen beobachtete, die durch die Straßen drängten, während sie liefen. Die meisten waren einfach nur Menschen auf ihrem Weg nach Hause, aber es gab auch Straßenunterhalter: ein Mann lief auf Stelzen, die größer waren als Kates Kopf; ein Wrestler Pärchen kämpften darum sich gegenseitig in eine sandgefüllte Grube zu werfen.
“Wo gehen wir hin?”, fragte Kate.
“Ich dachte, wir können in eines der Theater gehen”, sagte Will. “Das Old King’s Players bringt eine Version von The Tale of Cressa.”
Kate wollte nicht zugeben, dass sie weder von dem Stück noch von den Schauspielern gehört hatte, denn sie nahm an, dass es etwas war, dass jeder, der nicht im Haus der Herrenlosen aufgewachsen war, kennen würde. Stattdessen ging sie neben Will während er sie den Weg zu einem großen, runden schuppenähnlichen Gebäude führte, das von außen mit knalligen Szenen angemalt war. Es hatten sich bereits Menschen dort versammelt, die darauf warteten von den Schauspielern hineingelassen zu werden, die an der Tür standen, um einen Penny Eintritt einzusammeln.
Will zahlte für sie beide und Kate fand sich selbst in der Mitte einer Menge wieder, so eng, dass sie kaum atmen konnte.
“Gehts dir gut?”, fragte Will.
Kate nickte. “Ich war halt noch nie in einem Theater. Es ist hier sehr voll.
Es dauerte nicht lange, bis das Stück begann und Kate verlor sich in einer Geschichte eines Mädchens vom Ende der Curl Halbinsel, die die ganze Insel bereiste, auf der Suche eines Jungen, dessen Liebe verloren gegangen war.
Kate konnte sich nicht vorstellen so weit für einen Jungen zu gehen, aber sie fand sich verzaubert von dem Spektakel davon. Das Old Kings Players hatte offensichtlich herausgefunden, dass das Publikum Aktion, Musik, Feuerwerk und plötzliche Auftritte wollte. Sie spielten, auch wenn sie hier und da eine Pause machten für längere Reden, die ein Versuch zu sein schienen, das ganze Ding noch besser zu machen. Kate lachte laut bei manchen komischen Momenten und schaute während den Kämpfen auf der Bühne genau hin.
Sie merkte auch, dass sie die ganze Zeit Williams Hand hielt, sie wollte ihn nicht gehen lassen oder riskieren, den Kontakt zu verlieren. Sie wusste nicht, ob sie die Länge des Curls für ihn bereisen sollte, aber sie würde sich auf jeden Fall ihren Weg durch ein volles Theater kämpfen müssen, wenn sie ihn verlor.
Als sie mit dem Rest der Menge wieder auf der Straße standen, fühlte Kate sich atemlos von dem Theater. Sie fühlte sich lebendig und wach.
“Wir sollten wahrscheinlich nach Hause gehen”, sagte Will, obwohl seine Gedanken nicht damit übereinstimmten.
Ich will noch nicht.
“Gleich”, sagte Kate und wiederholte seine Gedanken. “Im Moment …. können wir einfach ein wenig spazieren gehen?”
Will schien davon überrascht, als wenn er erwartet hätte, dass sie so schnell wie möglich zurück hätte gehen wollen, aber er nickte freudig. Er begann voranzugehen.
“Auf jeden Fall. Wir können entlang der Gartenreihe hochgehen.”
Kate wusste nicht, was das war und war angenehm überrascht, als Will sie eine Reihe von Straßen entlangführte bis zu einer Leiter, die hoch auf die Dächer führte. Für einen Moment dachte Kate an ihr Versteck, dass sie und ihre Schwester gefunden hatten, geduckt hinter einem Schornstein, wo niemand sie finden konnte, um ihnen wehzutun.
“Du willst da hoch?
“Vertrau mir”, sagte Will.
Zu ihrer Überraschung tat Kate das und für gewöhnlich hätte sie niemanden so einfach vertraut. Sie begann zu klettern und erst, als sie die Spitze erreicht hatten, sah sie, was da war. Eine Reihe von Bäumen befand sich unmöglicherweise auf dem Dach, in einem Garten, der sich über mehrere Häuser zu strecken schien.
“Das ist wunderbar”, sagte Kate. “Es ist wie ein Stück Land inmitten der Stadt.”
Es war mehr als das; es war etwas Hoffnungsvolles und Trotzendes, das direkt gegen den überwältigend Druck der Stadt stand, in einem einzigen Akt des Wachstums und der Begrünung.
Will nickte. “Sie sagen, dass ein reicher Mann es als einen Ort zum Nachdenken gepflanzt hat und nachdem er gestorben war, haben die Menschen einfach weitergemacht.” Sie begannen, um die kleine Anzahl an Bäumen herumzulaufen, wo hängende Laternen Mondmotten anzogen. “Du hast wahrscheinlich nicht viel von der Stadt zu sehen bekommen, wenn du in einem Waisenhaus aufgewachsen bist.”
Kate erstarrte einen Moment, denn sie wusste, dass sie Will nichts davon erzählt hatte. Vielleicht hatte seine Mutter es ihm erzählt, in der Hoffnung ihn davon zu überzeugen, nicht mit ihr auszugehen. Sie wusste, dass Winifred sie nicht direkt hasste. Sie war nur über den Einfluss besorgt, den Kates Anwesenheit eventuell haben würde.
“Nein. Die Tür war offen, aber das war wie ein Hohn. Man konnte gehen, aber man wusste immer, dass es nichts gab, wo man hingehen konnte. Und wenn du gingst und zurückkamst …”
Kate wollte nicht über die Bestrafungen nachdenken, die sie dafür bekommen hatte. Das Haus der Herrenlossen war schlimm zu seinen besten Zeiten gewesen, aber dies waren Dinge, die die Mädchen gebrochen und starr hinterließen.
“Das hört sich schrecklich an”, sagte Will. Kate wollte kein Mitleid, sie wollte niemand sein, der das brauchte. Dennoch schien es einen Unterschied zu machen, da es von Will kam, anstatt von jemand anderem.
“Das war es”, stimmte Kate zu. “Sie wussten, dass sie uns verkaufen würden, also verbringen sie unsere Leben damit, uns zu kleine gehörige Dinge zu machen, die gerade noch genug Fähigkeiten haben, um einem Reichen einen Wein zu bringen oder um als Lehrling zu arbeiten.” Kate machte eine Pause, legte ihre Hand auf einen Baum. “Das macht aber nichts mehr. Ich bin nicht mehr da.”
“Bist du nicht”, sagte Will. “Und ich bin froh, dass du hier bist.”
Kate lächelte dabei. “Was ist mit dir?”, fragte sie. “Ich nehme an, der Krieg ist nicht so langweilig und sicher, wie du vor deiner Mutter erzählt hast.”
Tatsächlich nahm sie an, dass es alles andere, als sicher war. Sie wollte die Wahrheit davon hören, die Kriege und die kleineren Verpflichtungen, die Orte an denen Will gewesen war. Sie wollte alles hören, was er ihr zu sagen hatte.
“Nicht wirklich”, sagte Will mit einem Lächeln. “Lord Cranston hält uns meisten aus den Verpflichtungen heraus, aber wenn du kämpfen musst, ist es beängstigend. Es gibt überall Gewalt. Und selbst wenn du nicht kämpfst, das Essen ist furchtbar, das Risiko an Krankheiten …”
“Du machst, das es sich so heroisch anhört”, sagte Kate mit einem Lachen.
Will schüttelte seinen Kopf. “Das ist es nicht. Wenn der Krieg über den Knife See kommt, werden die Menschen das herausfinden.”
Kate hoffte, dass das nicht passierte, aber gleichzeitig, wünschte sich ein Teil von ihr das auch, denn das wäre eine Chance zu kämpfen. Sie wollte kämpfen. Sie würde die ganze Welt bekämpfen, wenn sie musste. Die Gewalt dabei machte nichts. Es würde auch Siege geben.