Kitabı oku: «Ein Thron für Schwestern », sayfa 8
Thomas nahm ein Stück des Eisens und legte es in die Schmiede. „Mach weiter Kate. Das Eisen ändert sich nur langsam. Manche Dinge können wir nicht beschleunigen.“
Er sagte das mit der Geduld von jemandem, der viel mit Metall gearbeitet hatte. Kate machte weiter, ignorierte den Schweiß, der sich auf ihrer Haut bildete. Sie wollte den Schmied beeindrucken. Nachdem was er ihr angeboten hatte, wollte sie ihm zeigen, dass sie es wert war. Es war ein merkwürdiges Gefühl; im Waisenhaus war ihr das egal gewesen. Vielleicht war das einfach nur, weil sie sich nicht um sie gekümmert hatten und sie nur als eine Art Ware gesehen hatten.
“Siehst du den Schatten, den das Eisen angenommen hat?”, fragte Thomas. “Wenn wir das Metall aus dem Schmied nehmen, müssen wir schnell daran arbeiten. Wenn es zu verblassen beginnt, müssen wir es zurück in den Schmied tun.”
Kate verstand und griff eilig nach einer Zange, griff nach dem Metall und zog es schnell heraus. Sie wollte keinen einzigen Moment bei ihrer Schmiede verschwenden. Die Bewegung war zu schnell und Kate fühlte den Moment, als das Metall ihr aus dem Griff entglitt und auf dem Steinboden der Schmiede fiel.
Es streifte ihr Bein von oben nach unten und Kate schrie. Weiße Hitze durchfuhr sie, jede Berührung war eine wahre Qual. Thomas war sofort da, ließ Wasser über sie und das Metall laufen. Kate hörte das Metall knacken, aber darum konnte sie sich nicht kümmern. Es tat einfach zu weh.
“Halte still”, sagte Thomas und griff nach einem Krug mit scharfer Salbe. Die war sanft und kühlend, betäubte Kates Bein, sodass sich der Schmerz verringerte. Von dort, wo sie lag, konnte Kate die Brüche in der Eisenstange sehen, die sie zu schnell gegriffen hatte.
“Es tut mir leid”, sagte sie. Sie wartete darauf, dass Thomas ihre Ungeschicktheit schalt, so wie die Nonnen es getan hatten. Stattdessen hielt er ihr eine Hand hin und zog sie hoch.
Die Hauptsache ist, dass du nicht schlimm verletzt bist”, sagte er. “Es ist eine schlimme Verbrennung, aber das wird heilen.”
“Aber das Eisen …”, begann Kate.
Thomas winkte ab. “Eisen bricht. Das Wichtigste ist, dass du lernst, geduldig zu sein. Du kannst nicht an einem Tag oder auch nicht in Hundert Tagen zu einem Meisterschmied werden. Du kannst nicht in einer Schmiede herumstürmen. Das hier ist ein Ort für Ruhe und Geduld, die Alternative ist eine verbrannte Haut und zerbrochenes Metall.”
“Ich werde mich bessern”, versprach Kate.
Er nickte. “Ich weiß, dass du das wirst.”
KAPITEL DREIZEHN
Sophia lief neben Sebastian tiefer in den Palast hinein. Sie grub ihre Hand in seine, als sie liefen, ihre zarten Finger verschränkten sich mit seinen starken Fingern. Sie hatte niemals gedacht, dass so ein einfacher Moment des menschlichen Kontakts sich so wichtig anfühlen konnte.
“Warum waren Sie einverstanden mit mir zu tanzen?”, fragte Sophia.
Sebastian sah sie an, als wenn er sie nicht verstand. “Sie hören sich überrascht an.”
“Sollte ich das nicht?”, fragte sie und neigte ihren Kopf zur Seite. “Ich meine, ich bin niemand wirklich. Und Sie sind … naja Sie.”
Das war vielleicht näher an der Realität, als Sophia hätte preis geben sollen, aber in dem Moment war es schwer mehr zu sagen, als sie meinte. Sie war vielleicht mit der Absicht zum Ball gegangen, so etwas Ähnliches zu tun, aber der Gedanke, dass sie bei einem so freundlichen und gut aussehenden Mann, wie Sebastian Erfolg haben könnte, war mehr als sie gehofft hatte.
Sie ist noch wunderbarer als alle anderen, die ich getroffen habe und sie fragt sich, warum ich mit ihr tanzen wollte?
Sophia lächelte, als sie den Gedanken abfing, dennoch sagte sie nichts. Sie stellte sich vor, dass es die Stimmung schnell ruinieren könnte, wenn sie Sebastian sagte, wer sie wirklich war.
“Ich bin einfach froh, dass Sie mit mir tanzen wollten”, sagte Sebastian, als wenn er nicht der Prinz oder gut aussehend wäre oder alles, was Sophia sich vorstellen konnte, was man sich nur wünschen konnte. Wusste er es wirklich nicht? Nein, Sophia konnte sehen, dass er das tatsächlich nicht wusste und auf diese Art machte es ihn nur noch begehrenswerter.
Sophia war mit der Absicht hergekommen, jemanden zu verführen, aber jetzt begann sie zu glauben, dass diese Dinge in beide Richtungen führen konnten.
Dieser Gedanke machte sie ein wenig nervös, was Sophia nicht erwartet hatte, sogar als sie sich Sebastian ansah und sich das Spiel seiner Muskeln unter seiner Kleidung vorstellte. Sie fühlte sich auch ein wenig schuldig, weil alles, was sie im Moment war, eine Lüge war und wegen allem, was sie veranstaltet hatte, um hier zu sein.
Jetzt schien es zynisch, durch den Hof zu laufen und sich die Aufmerksamkeit eines reichen Mannes zu erschleichen oder sich in die Gunst eines edlen Freundes zu versetzen. Im Vergleich dazu, was sie jetzt fühlte, fühlte sich das alles billig und geschmacklos an.
“Woran denken Sie?”, fragte Sebastian und griff nach ihrem Gesicht. Sophia hatte einen kurzen Moment, um darüber nachzudenken, dass es merkwürdig sein musste, ein Leben zu leben, in dem man danach fragen musste. Dennoch dachte sie hauptsächlich daran, wie perfekt sich seine Haut an ihrer anfühlte.
“Ich kann einfach nicht glauben, dass dies hier passiert”, sagte Sophia. “Ich meine … ich habe nichts. Ich bin nichts.”
Sie sah Sebastian seinen Kopf schütteln. “Sagen Sie das nie wieder. Der Krieg hat vielleicht Ihr Zuhause genommen, aber Sie sind immer noch ….. Sie sind wunderbar Sophia. Ich habe Sie auf der Party gesehen und es war, als wenn Sie die Sonne wären, die unter den schwachen Sternen leuchtet.”
“War das nicht Ihr Bruder, der die Sonne sein sollte?”, witzelte Sophia, aber dann legte sie eine Hand auf Sebastians Arm, um ihn aufzuhalten, als er antworten wollte. Teilweise, weil sie nicht darüber reden wollte und teilweise, weil sie spüren konnte, dass Sebastian das auch nicht wollte. “Nein, nicht. Ich will nicht über Prinz Rupert reden. Ich höre lieber etwas von Ihnen.”
Sebastian lachte tatsächlich. “Normalerweise ist es andersrum. Die vielen Male, als eine Frau sich mir genähert hat, nur weil sie näher an meinen Bruder heranwollte, Sie würden glauben, dass ich sein Zuhälter oder Beschaffer wäre.”
Sophia konnte die Bitterkeit dort spüren. Sie nahm an, dass es schwer war, der Bruder zu sein, dem niemand Aufmerksamkeit gab. Sie gingen weiter den Flur entlang, der mit Holzplatten und Jagdtrophäen geschmückt war. Jede Nische war voll mit Wandteppichen und Gemälden, bei denen Sophia anhalten und sich die reine Qualität der dazugehörigen Arbeit anschauen wollte.
“Es ist schwer zu glauben, dass Frauen Sie ignorieren würden”, sagte Sophia. “Sind sie blind?”
Das war zu viel, aber in dem Moment konnte sie nicht anders.
“Es gibt einige”, gab Sebastian zu. “Sie sammeln sich manchmal um mich und ich sehe, wie sie planen, wer den nächsten Schritt macht.”
“Milady d’Angelica?”, fragte Sophia.
Das brachte ihn zum Lächeln. “Unter anderem.”
Sophia konnte nicht anders. “Sie ist wirklich schön. Und man hat mir gesagt, sie hat einen ausgezeichneten Geschmack bei Kleidern.”
Das brachte ihr einen erstaunten Blick, aber der war schnell weg.
“Ich denke, ich suche mehr als das”, sagte Sebastian. “Und … naja, ich habe das Gefühl, das sie hofft, sie könne mich heiraten? Ich will mehr sein, als jemand der nur ein Objekt in einem Spiel ist.”
Die Schuld von vorhin durchfuhr Sophia erneut, denn auf ihre Art, war sie genauso schlimm wie die anderen. Naja, vielleicht nicht so schlimm, wie ein Mädchen dass geplant hatte, Sebastian unter Drogen zu setzen und das auszunutzen, aber sie war dennoch alles außer ehrlich mit ihm.
“Ich wünschte, ich könnte sagen, dass meine Absichten völlig rein sind”, sagte Sophia. Sie sollte den Prinzen nicht warnen, aber in dem Moment fühlte sie, als wenn sie ihm das schuldete. Sie konnte sehen, welche Art von Mann er war. Genau die Art von Ehrlichkeit und Freundlichkeit, die ihn so attraktiv für sie machte, bedeuteten, dass Sophia sich fühlte, als wenn sie das nicht tun sollte. “Ich wünschte, das wäre nur, weil Sie mir gefallen.”
“Aber Sie mögen mich?”, fragte Sebastian.
Es war niemand mehr um sie herum, also machte Sophia das, was sie schon seit dem Ballzimmer wollte und küsste ihn.
Es war ein merkwürdiges Gefühl. Das einzige Mal, als das im Waisenhaus passierte, war als ein älterer Junge Sophia gegen die Wand gedrückt, seinen Mund auf ihren gedrückt hatte, bis die Nonnen das unterbrochen hatten. Sophia war dafür geschlagen worden, als wenn sie eine Wahl gehabt hätte. Das war rau und kurz und ekelhaft gewesen.
Der Kuss war nichts von diesen Dingen. Sebastian, so stellte sich heraus, war ein sanfter Küsser, dessen Mund Sophias traf, was wie die perfekte Vereinigung von zwei Hälften in ein Ganzes schien. Sophia konnte die Sorge in ihm spüren, dass er sie nicht vertreiben wollte, auch wenn er sie noch intensiver küssen wollte. Sie schlang seine Arme um ihn, ermutigte ihn und für einen Moment oder zwei, ließ Sophia sich von dem Gefühl tragen.
“Ich hoffe, das ist die Antwort auf Ihre Frage”, sagte Sophia. “Es ist einfach so –“
“Das Sie heimatlos sind und tun müssen, was ein reiches Mädchen tun muss, um zu überleben?”, schlug Sebastian vor. “Ich verstehe Sophia. Lassen Sie uns ehrlich sein, die meisten Mädchen dort drinnen wären nicht halb so ehrlich gewesen.”
Wahrscheinlich nicht, dachte Sophia aber im Moment wollte sie nicht, dass Sebastian an die anderen Mädchen dachte, die im Ballraum gewesen waren.
“Alles Okay?”, fragte sie. Sie hatte nicht gedacht, dass es so schwer für sie war, jemanden zu verführen. Vielleicht hätte sie mit jemandem anderen mitgehen sollen. Jemand, mit dem sie das hätte machen können, ohne sich schuldig zu fühlen.
In Wahrheit jedoch wollte Sophia niemand anderen.
“Ich denke, wir sind mehr als okay”, sagte Sebastian und bot ihr seinen Arm an.
Sophia nahm ihn und genoss das Gefühl ihn nah bei sich zu haben. Es ließ ihr Herz ein wenig schneller schlagen, nur weil sie hier war und sie merkte, wie sie die Hälfte der wunderbaren Dinge, an denen sie im Palast vorbeikamen, verpasste, einfach weil sie ihre Zeit damit verbrachte, stattdessen Sebastian zustarren.
Der Palast war dennoch beeindruckend. Er schien sich für ewig zu strecken, in Schwämmen von Marmor und Gold, die ein Vermögen gekostet haben mussten beim Bau.
“Es muss unglaublich sein, in so einem Palast wie diesem aufzuwachsen”, sagte Sophia und dachte daran, wie anders das alles im Waisenhaus war. Hier gab es das Schönste von allem: Platz. Platz, ohne dass Menschen riefen oder Aufträge erteilten. Platz ohne Hunderte von Mädchen, die alle dazu gezwungen wurden, sich einander zu hassen, weil sie sich für jeden Müll wie Freundlichkeit und Essen miteinander messen mussten.
“Es ist ein beeindruckendes Gebäude”, sagte Sebastian, “aber ehrlich gesagt, habe ich hier nicht die meiste Zeit meiner Kindheit verbracht. Meine Mutter hat mich in einem kleineren Landsitz aufwachsen lassen, den wir besitzen, denn es gab Zeiten, an denen die Stadt zu gefährlich schien.”
Sophia hatte nicht daran gedacht. Natürlich hatten die Witwe ein Dutzend Schlösser und Zuhause die im ganzen Königreich verstreut waren.
“Waren Sie alleine?”, fragte Sophia. “Nur Sie und Ihr Bruder oder Sie mit Ihrer Mutter?” Sie erhaschte einen Zug von Traurigkeit in Sebastians Gedanken und strich ihm mit ihren Fingern über sein Kinn. “Es tut mir leid, ich wollte die Stimmung nicht verderben.”
“Nein, das ist in Ordnung”, antwortete Sebastian. “Es ist eigentlich ganz gut, jemanden zu haben, der das wissen will. Aber nein, ich war die meiste Zeit von Rupert und meiner Mutter getrennt. Der Gedanke dahinter war, dass wir nicht alle am selben Ort wären, wenn etwas … passiert.”
Mit anderen Worten, einer von ihnen würde überleben, wenn es einen Angriff oder ein Feuer, eine Plage oder irgendein anderes Desaster gäbe. Sophia konnte das auf eine Art verstehen, aber es schien auch ein wenig harsch, so zu leben. Kate war die Einzige gewesen, die ihr die Stärke gegeben hatte, weiterzumachen, als sie jünger gewesen waren.
“Tja, ich freue mich, dass Sie jetzt hier sind”, sagte Sophia.
“Ich mich auch”, versicherte ihr Sebastian.
Sie gingen zu einer Suite mit Zimmer, die vom Rest des Palastes durch eine solide Eichentür abgetrennt war. Sophia hatte dahinter ein Schlafzimmer erwartet, aber stattdessen war es wie ein ganzes Haus, das in einen kleinen Platz gequetscht worden war. Es gab einen Empfangsraum, der mit älteren aber bequemen Sofas und Teppichen ausgestattet war und es gab Türen, die woanders hinführten, Sophia nahm an, dass die zu Schlafzimmern oder Ankleidezimmern führten.
Sebastian hielt sie eine Armlänge entfernt. “Sophia, hier gibt es ein zweites Schlafzimmer, wenn Sie es möchten. Ich … Ich möchte nicht, dass Sie das Gefühl haben, Sie müssen irgendetwas tun, um meine Hilfe zu bekommen.”
Das war das Netteste was jemand je für Sophia getan hatte. Sie hatte angenommen, dass jeder etwas wollte. Sie hatte angenommen, dass sogar für die Reichen, Sicherheit eine Art von Geschäft war. Trotzdem war der Prinz da, gab ihr eine Gelegenheit alles zu bekommen, was sie wollte, ohne jemals in die Nähe seines Bettes zu kommen.
“Sie sind ein guter Mann, Sebastian”, sagte sie und nahm seine Hände. “Ein netter Mann.”
Sie küsste seine Hände und zog ihn näher.
“Und deswegen will ich nicht im Raum nebenan schlafen.”
Sie küssten sich wieder und dieses Mal mit mehr Leidenschaft als vorher. Vielleicht, weil Sophia weit mehr Vertrauen hatte, dass sie wusste, was sie tun musste. Vielleicht, weil Sebastian sich nicht fühlte, als wenn er sich zurückhalten musste.
Sie drückten sich aneinander, küssten sich, während ihre Hände begannen, den anderen zu entdecken. Sophia fühlte einen Moment der Nervosität und Sebastian schaute sie an.
“Geht es Ihnen gut?”, fragte er.
Sie nickte. “Es ist nur … Ich habe noch nicht –“
“Ich verstehe”, sagte Sebastian. “Sie müssen keine Angst vor mir haben.”
Sophia küsste ihn wieder. “Habe ich nicht.”
Irgendwo dazwischen gingen sie durch das Empfangszimmer, ohne voneinander zu lassen. Sophia fummelte an dem Mieder ihres Kleides, dann keuchte sie, als Sebastian anfing, es für sie zu machen.
Er drückte die Tür zu einem der anderen Räume auf und Sophia erhaschte einen Blick auf ein Himmelbett in blauer Seide, ehe Sebastian sie hochhob und sie so leicht, wie eine Feder darauf legte.
“Ja?”, fragte er.
Sophia lächelte ihn an. “Ja, Sebastian. Unbedingt ja.”
***
Anschließend lag Sophia im Dunkeln an Sebastian geschmiegt und hörte seinem Atem zu, während er schlief. Sie konnte den Druck seiner Muskeln an ihrem Rücken fühlen und die Bewegung, als er sich im Schlaf drehte, ließ sie ihn am liebsten aufwecken und alles, was sie gerade beendet hatten, noch einmal tun wollen.
Sie tat es aber nicht, obwohl alles was vorhin passiert war, mehr als schön gewesen war, einfach angenehmer … noch mehr, als sie sich je vorgestellt hatte. Sie wollte alles mitnehmen, was sie im Moment konnte, aber in Wahrheit hoffte Sophia, dass es noch genug Zeit gäbe, damit sie das nicht tun musste. Sie hoffte, es gäbe noch ein Dutzend mehr Nächte wie diese, Hunderte davon.
Ein Leben lang.
Sie fühlte das Gewicht seines Armes, der sich im Schlaf über ihren legte und in dem Moment fühlte Sophia, als hätte sie alles, was sie je gewollt hatte.
KAPITEL VIERZEHN
Der Morgen kam und als er kam, war Kate sich nicht sicher, ob sie schon einmal so hart in ihrem Leben gearbeitet hatte. Nicht so wie an einem der Räder oder Aufgaben im Waisenhaus. Der merkwürdigste Teil daran war, dass sie glücklicher war, als je zuvor. Sie war froh diese Arbeit zu tun, auf Metall zu schlagen und den Balg zu betätigen.
Es half auch, dass Thomas ein geduldiger Lehrer war. Wo man sie im Waisenhaus dafür geschlagen hatte, korrigierte er Kate, indem er ihr Wege zeigte, wie sie Dinge tun musste und sie daran erinnerte, wenn sie es vergaß.
“Wir müssen das Metall mehr herausziehen”, sagte er. “Mit einem Sensenblatt, es muss dünn sein und scharf. Es muss geschnitten werden und nicht zusammengepresst.”
Kate nickte und half dabei den Knüppel an der Stelle zu halten, während er darauf schlug, dann pumpte er den Blasebalg, um die Flammen auf die korrekte Temperatur zu bekommen. Sie musste noch so viel lernen, wenn es um die Schmiede ging, so viele kleine Feinheiten, die weit über das einfache Metall erhitzen und darauf schlagen hinausgingen. Alleine heute hatte sie viel über die Kunst gelernt, wie man Metall in der Schmiede zusammenschweißt und über die dünne Schicht, die sich mit zu viel Arbeit auf Eisen bildete und wie man den Unterschied zwischen gutem und schlechtem Eisen beurteilte.
„Ich möchte die hintere Hälfte der Klinge mit Ton bedecken, wenn wir sie verhärten“, sagte Thomas, „weil ...?“
„Weil das heißt, es kühlt schneller ab als die Schneide?“ riet Kate.
„Sehr gut“, sagte Thomas. „Das bedeutet, dass die Schneide härter ist, während der Rest weniger spröde ist. Du machst das gut, Kate.“
Kate war sich nicht sicher, ob sie jemals eine Ermutigung zuvor gehört hatte. In ihrem Leben hatte es bis jetzt nur Bestrafung gegeben, wenn sie etwas Falsches getan hatte.
Einige Lehren waren einfacher als andere. Metallarbeit erforderte Geduld, die Kate noch nicht aufgebaut hatte. Sie wollte immer das Nächste tun, auch wenn manchmal das Einzige was sie tun konnte, war, zu warten, bis das Metall sich aufgeheizt oder abgekühlt hatte.
“Es gibt Dinge, die man nicht beschleunigen kann”, sagte Thomas. “Du hast Zeit Kate. Genieße dein Leben, wisch die Momente nicht weg.”
Kate gab sich Mühe, aber es war dennoch nicht einfach. Jetzt, wo sie etwas gefunden hatte, was ihr Spaß machte, wollte sie keinen Moment verschwenden. Es gab jedoch viele vergeudete Momente, die sie meist damit verbrachte in der Schmiede oder im Schuppen in der Nähe nach Dingen zu suchen, die sie brauchten. Trotz Thomas offensichtlichem Talent als Schmied war Ordnung klar keins ganz davon.
“Ich gehe mal und hole uns Mittagessen”, sagte Thomas. “Winifred hat Brot gebacken. Versuche nicht irgendwas zu schmieden, während ich weg bin.”
Er ging zum Haus und Kate wurde nervös unter dem Gewicht seiner Anweisung. Wenn er ihr nicht gesagt hätte, dass sie das nicht tun sollte, dann wäre sie wahrscheinlich aufgesprungen und hätte an einem Messer oder an einem Abschnitt von Schmiedeeisen gearbeitet. Wahrscheinlich ein Messer, denn Kate konnte die Nützlichkeit dabei sehen, auf eine Art, die man bei einer dekorativen Halterung oder eine Torstange nicht sehen konnte.
Sie konnte nicht stillstehen, konnte nicht ausruhen, trotz der Hitze und der Nähe zur Schmiede. Da sie nichts Besseres zu tun hatte, begann Kate die Dinge zu ordnen. Die Zangen schienen keinen Sinn in einem Durcheinander von Schmiedeeisen zu machen, also hing Kate sie an einen Haken. Die Metallteile machten keinen Sinn in einem groben Haufen, der keinen Unterschied zwischen Messing und Eisen, harten und milden Stahl machte.
Kate begann alles durchzusehen, arrangierte es in ordentliche Haufen. Sie legte die Werkzeuge an Orte, die Sinn zu machen schien, basierend darauf, wo Thomas sie wahrscheinlich brauchen würde. Von der Schmiede ging sie hinüber in den Schuppen, mit seinen Fässern und seinen Haufen. Sie ordnete alles an seinen Platz und versuchte ein wenig Ordnung in das ganze Chaos zu bringen.
Es dauerte eine Weile, aber Kate konnte sehen, wie sie es angehen sollte. Sie sah sich selbst, wie sie durch den Schuppen und die Schmiede ging und die Dinge mitnahm, die sie brauchte. Dann legte sie die Dinge einfach dorthin, wo sie sein sollten, damit alles funktionierte. Sie wischte den Boden, räumte die Metallteile weg, die dort hingefallen waren und den Sand, der aus Guss in Messing und Bronze verschüttet worden war.
“Du siehst aus, als wärst du beschäftigt gewesen”, sagte Thomas, als er zurückkam.
In dem Moment kroch Angst in Kates Herz. Was, wenn sie es falsch gemacht hatte? Was, wenn er sie dafür bestrafen würde? Was, wenn er ihr sagen würde, sie sollte gehen und sie sich wieder auf den Straßen von Ashton zurechtfinden musste? Sie war sich nicht sicher, ob sie das noch einmal konnte, nicht so schnell, nachdem sie einen Ort gefunden hatte, an dem sie sicher war.
“Sie sind doch nicht böse oder?”, fragte Kate.
“Böse?”, sagte Thomas mit einem Lachen. “Ich wollte diesen Laden seit Jahren aufräumen. Winifred sagt mir das jedes Mal, aber man hat hier und da zu tun … naja, ich bin eben nie dazu gekommen. Aber es sieht aus, als wenn du hier gute Arbeit geleistet hast.”
Thomas überreichte ihr ein halbes Brot, das mit Käse und Schinken gefüllt war. Es war mehr Essen, als Kate vom Waisenhaus gewöhnt war und sicherlich auch mehr, als sie geschafft hätte auf den Straßen zu stehlen. Sie wollte glauben, dass es eine Zeit in ihrer Kindheit gegeben hatte, in der sie gut gefüttert und umsorgt wurde, aber in Wirklichkeit konnte Kate sich daran nicht erinnern. Es war schwer zu glauben, dass das alles nur für sie war.
Trotzdem aß Kate, denn sie würde Essen nicht verkommen lassen. Besonders nicht, nachdem sie fast verhungert war, nach so langem Arbeiten in der Schmiede. Sie aß das Brot so schnell, dass Thomas eine Augenbraue hochzog.
“Ich habe nicht bemerkt, dass du so hungrig bist oder wir hätten vielleicht eher aufhören sollen.”
Kate wischte sich über den Mund, erkannte, dass sie vielleicht nicht so zivilisiert aussah, aber es war ihr egal. Darüber würde sich vielleicht ihre Schwester Sorgen machen, aber das war nichts, über das sie sich Sorgen machte.
Sie schaute sich um und hoffte insgeheim, dass Sophia ebenfalls so etwas Gutes wie sie gefunden hatte. Kate war sich nicht sicher, ob dies hier für immer anhalten würde, weil sie sich nicht vorstellen konnte, dass irgendwas für immer dauerte, aber wenn es so wäre, würde es ihr nichts ausmachen. Das war nah an perfekt, mehr als sie zu hoffen gewagt hatte.
Als sie mit ihrem Mittagessen fertig war, schien es, dass Thomas noch eine weitere Lehre für sie hatte.
“Du willst mehr über Waffen wissen, als über alles andere oder?”, fragte er.
Kate nickte.
“Bevor du sie schmieden kannst, musst du die Unterschiede zwischen ihnen kennen. Komm mal mit.”
Er ging voran in den Schuppen und führte Kate hinein. Dank ihres Aufräumens, brauchte er nicht lange, um zu finden, was er suchte. Kate war ein wenig stolz darauf.
“Es gibt nicht nur Schwerter und Dolche und Äxte”, sagte er und hob Klingenrohlinge und ein paar Holzrohlinge hoch, die offensichtlich als Vorlagen dienten. “Ein Rapier ist kein breites Schwert. Ein unvorbereiteter Klingenfänger ist kein Stiletto. Du musst die Unterschiede im Gleichgewicht und im Gewicht lernen, die Art wie sie genutzt werden sollen und die Stellen wo sie stark sein sollen.“
“Ich will all das lernen”, versicherte Kate ihm. Sie wollte nichts mehr als das.
Thomas nickte. “Ich weiß. Deswegen will ich, dass du den Rest des Tages damit verbringst, Klingen zu probieren und eine schnitzt, von der du glaubst, dass sie am besten passen würde. Wenn du damit fertig bist, werden wir schauen, was du richtig gemacht hast und woran du noch arbeiten musst.”
“Warum schnitzen?”, fragte Kate. “Warum nicht einfach schmieden?”
Thomas sah sie erwartungsvoll an. “Du kennst die Antwort bereits Kate.”
“Weil Holz sich einfacher bewegt als Stahl”, antwortete Kate.
“Genau.” Er übergab ihr ein Schnitzmesser. “Also an die Arbeit und dann schauen wir was du geschafft hast. Wenn es gut genug ist, dann lasse ich es dich auch schmieden.”
Diese Aussicht erfreute Kate mehr als alles andere. Sie würde gute Arbeit leisten. Sie konnte sich nicht an ihren Vater erinnern, aber in dem Moment fühlte Thomas sich wie einer für sie an.
Sie würde ihn stolz machen.
***
Kate verbrachte den Rest des Tages damit, zu lernen, dass Holz sich nicht so einfach bewegte, wie sie gedacht hatte. Es bewegte sich auf jeden Fall nicht auf die gleiche Art wie Stahl und die Fähigkeiten, die sie von Thomas gelernt hatte, waren nicht so nützlich, wenn es darum ging, ihre Holzwaffen zu schnitzen.
Holz floss nicht wie Wasser, wenn man es heizte. Holz beugte sich nicht auf dieselbe Art. Es streckt sich nicht in neue Formen. Alles was man machen konnte, war daran zu formen, mehr Material wegzunehmen und zu sehen, was übrig bleibt. Daran musste man sich gewöhnen und Kate bedachte jeden Schlag auf das Messer, als sie eine Waffe konstruierte, die für sie perfekt schien.
In der Ecke des Hofs wieherte ihr gestohlenes Pferd. Für Kate hörte es sich ein wenig zu sehr nach Belustigung an.
“Für dich ist es einfach”, sagte sie. “Niemand hat dir schon einmal gesagt, dass du ein Schwert entwerfen sollst.”
Es sollte natürlich schmal und leicht sein, denn sie war nicht so groß oder so stark wie ein Junge. Aber es brauchte dennoch Stärke am Griff hin, sodass Kate damit parieren konnte, ohne dass es schnappte. Es würde einen Griff brauchen, der ihre Hand schützte, während es immer noch leicht genug sein musste, die korrekte Balance zu halten. Es sollte auch nicht zu kurz sein, denn Kate wollte nicht größere Gegner mit dem zusätzlichen Nachteil einer Klinge bekämpfen, die kürzer war als ihre.
Sie schnitzte und schätzte, formte und formte um, bis sie endlich eine Klinge hatte, von der sie dachte, dass sie gut genug wäre. Es erinnerte sie mehr an ein Rapier, als an andere Arten von Klingen, nur mit den zartesten Kurven daran, um es möglichst wirksam schneiden zu lassen. Es war die Art von Waffe die hätte entstehen können, wenn ein Säbel dazu entworfen wurde, um damit Duelle zu kämpfen, anstatt vom Pferderücken aus zu hacken.
Kate hob es hoch und der Griff fühlte sich gut in ihrer Hand an, perfekt geformt für ihre Finger. Das Gewicht des Schwerts war genau so, wie sie es sich vorgestellt hatte, leicht genug, sodass es so leicht fiel, wie das Atmen, als sie damit durch die Luft schnitt.
Sie versuchte sich Feinde vorzustellen und griff sie an, übte Stöße und Schnitte, parierte und band. In ihren Gedanken kämpfte sie gegen die Jungs vom Waisenhaus und die Feinde aus Dutzend Ländern. Sie schlug zu und sprang zurück, schütze sich gegen imaginäre Schläge.
Kate konnte den Drang nach Rache in sich spüren. Sie sah all die Leute vor sich, die sie mit dem Schwert niederschlagen würde, von den Jungen die sie attackiert hatten, bis zu den maskierten Nonnen, die sie und die anderen praktisch zu Gefangenen gemacht hatten. Wenn sie die Chance hätte, würde sie sie alle niedermetzeln, einer nach dem anderen.
Inmitten des Ganzen erwischte sie sich selbst dabei, wie sie von einer anderen Zeit träumte. Von ihrer Schwester, die sie hochhob und durch ein Haus lief, in dem es Feinde gab, die sie nicht zuordnen konnte. Kate erinnerte sich flüchtig.
Sie stolperte und trat auf den Rasen des kleinen Vorgartens der Schmiede.
“Gehts dir gut?”, rief eine Stimme und Kate sprang hoch, peinlich berührt und sah sich feindselig um, ob jemand sie fallen gesehen hatte. Fast instinktiv hielt sie ihr Schwert hoch auf den Eindringling gerichtet.
“Ich bin froh, dass das keine echte Klinge ist”, sagte er.
Er war größer als Kate, mit blondem Haar, auf die Art kurz geschnitten, damit es nicht in sein Gesicht fiel. Er konnte nicht viel älter als Kate sein, sein Körper begann gerade erst, sich mit den Muskeln zu füllen, die er haben würde, wenn er älter wäre. Im Moment war er schlank und ein wenig drahtig, was Kate an ihm gefiel.
Er trug die Uniform eines der Söldnerfirmen, mit einem grauen Surcot, der offensichtlich nach einem Kampf genäht worden war. Kate war sich nicht sicher, ob sie besorgt sein sollte oder nicht.
Sie war sich nicht sicher, was sie für ihn fühlte, den im Moment schien ihr Herz zu versuchen noch ein Dutzend weiterer Dinge zu fühlen. Zum ersten Mal in ihrem Leben fühlte Kate sich nervös bei der Anwesenheit eines Mannes.
“Du siehst nicht so aus, als wärst du hier, um meinem Vater zu bestehlen”, sagte der Junge.
“Nein, bin ich nicht”, sagte Kate. “Das ist … Ich meine … Ich bin Kate.”
Was war los mit ihr? Das war eher die Art, die Kate von ihrer Schwester erwartet hatte, bei der Anwesenheit eines netten Mannes.
Und nur die Tatsache, dass sie daran dachte, dass der Mann gut aussah, sagte alle Arten von Dingen aus, bei denen Kate sich nicht sicher war, dass sie das denken sollte.
Die Nonnen im Haus der Herrenlosen hatten nicht einmal versucht ihren Schützlingen etwas über Liebe oder Heirat oder alles, was damit zu tun hatte, beizubringen. Die Annahme war gewesen, dass wenn die Mädchen bei einem Mann endeten, dann, weil sie dafür gekauft worden waren und nichts weiteres.
“Ich bin Will”, sagte er und hielt ihr eine Hand hin. Kate schaffte es gerade noch nicht ihr Holzschwert fallen zu lassen, während sie ihm die Hand gab.
“Ich dachte, dass du einer dieser Söldnerfirmen beigetreten bist”, sagte Kate. “Ich meine offensichtlich bist du das. Du trägst eine Uniform.”
Wie hatte sie sich in so etwas Dummes verwandelt? Kate wusste es nicht und sie mochte es nicht. Sie konnte die Gedanken des Jungen sehen und die waren auch nicht hilfreich.
Ich mag sie. Sie ist irgendwie … empfindlich.
“Ich bin beigetreten”, sagte Will, “aber wir sind hierher zum Üben zurückgekommen und um nach mehr Rekruten zu suchen. Der Krieg auf der anderen Seite des Sees wird ernster. Es ist nett dich zu treffen Kate. Hilfst du meinem Vater?”
Sie nickte. “Er lässt mich hier wohnen, während ich ihm in der Schmiede helfe. Ich lerne von ihm.”
Sie sah Will dabei lächeln.
“Das freut mich zu hören”, sagte er. “Ich habe mir Sorgen gemacht, als ich mich gemeldet habe. Ich dachte, er könnte das alles alleine nicht schaffen. Ich sollte jetzt reingehen, aber … ich bin froh, dass du hier bist, Kate.”