Kitabı oku: «Queste der Helden», sayfa 11

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Er verfiel wieder in Schweigen. Die vier Jungen warfen einander mulmige Blicke zu.

„Sollen wir uns also auf ein Gefecht auf der anderen Seite einstellen?“, fragte Thor.

Erec zuckte die Schultern.

„Alles ist möglich, wenn du erst einmal in den Wildlanden bist. Unwahrscheinlich. Aber möglich.“

Erec blickte zu Thor hinunter.

„Willst du ein großer Knappe sein, und eines Tages ein großer Ritter?“, fragte er, Thor direkt anblickend.

Thors Herz schlug schneller.

„Ja, mein Herr, mehr als alles andere.“

„Dann gibt es Dinge, die du lernen musst“, sagte Erec. „Stärke allein reicht nicht aus; Wendigkeit allein reicht nicht aus; es reicht nicht aus, ein großer Kämpfer zu sein. Es gibt noch etwas anderes, etwas, das wichtiger ist als sie alle zusammen.“

Erec verfiel wieder in Schweigen, und Thor hielt es nicht länger aus.

„Was?“, fragte Thor. „Was ist das Wichtigste?“

„Du musst von starkem Geist sein“, antwortete Erec. „Niemals Angst verspüren. Du musst in den dunkelsten Wald, die gefährlichste Schlacht, mit völligem Gleichmut ziehen können. Du musst diesen Gleichmut in dir tragen, zu jeder Zeit, wann immer und wo immer du bist. Niemals ängstlich, stets wachsam. Niemals ruhend, stets eifrig. Du hast nicht mehr den Luxus, von anderen zu erwarten, dass sie dich schützen. Du bist kein Bürger mehr. Du gehörst jetzt zu des Königs Mannen. Die größten Eigenschaften an einem Krieger sind Tapferkeit und Gleichmut. Fürchte keine Gefahr. Erwarte sie. Aber suche sie nicht.

Dieser Ring, in dem wir leben“, fügte Erec hinzu, „unser Königreich. Es scheint, als würden wir, mit allen unseren Mannen, es gegen die Horden der Welt beschützen. Doch das tun wir nicht. Wir werden nur vom Canyon beschützt, und nur von der Zauberei, die in ihm ruht. Wir leben in einem Ring der Zauberei. Vergiss das nicht. Wir leben und sterben durch Magie. Es gibt keine Sicherheiten hier, Junge, auf keiner Seite des Canyons. Nimm die Zauberei weg, nimm die Magie weg, und wir haben gar nichts.“

Sie wanderten eine ganze Weile schweigend weiter, während Thor sich Erecs Worte wieder und wieder durch den Kopf gehen ließ. Es fühlte sich an, als würde Erec ihm eine versteckte Botschaft übermitteln: als würde er ihm sagen wollen, dass seine Kräfte, was immer sie waren, was immer er für Magie hervorrufen konnte, nichts waren, wofür er sich schämen musste. Vielmehr sollte er darauf stolz sein, denn es war auch die Quelle aller Kraft im Königreich. Thor fühlte sich besser. Er hatte das Gefühl gehabt, als wäre er hierher zum Canyon als Strafe dafür geschickt worden, dass er Magie eingesetzt hatte, und hatte sich dafür schuldig gefühlt; doch nun empfand er, dass seine Kräfte, was immer sie auch waren, zu einer Quelle von Stolz werden könnten.

Als die anderen Jungen davonzogen und Erec und Thor zurückfielen, blickte Erec zu ihm hinunter.

„Du hast dir jetzt schon ein paar mächtige Feinde am Hof geschaffen“, sagte er mit einem amüsierten Lächeln auf den Lippen. „So viele Feinde wie Freunde, wie es scheint.“

Thor errötete beschämt.

„Ich weiß nicht, wie, mein Herr. Es war nicht meine Absicht.“

„Feinde schafft man sich nicht durch Absichten. Oft entstehen sie aus Neid. Davon hast du eine ganze Menge erzeugt. Das ist nicht unbedingt etwas Schlechtes. Du bist der Mittelpunkt großer Spekulationen.“

Thor kratzte sich am Kopf und versuchte, das zu verstehen.

„Aber ich weiß nicht, warum.“

Erec sah immer noch amüsiert aus.

„Die Königin selbst steht an der Spitze deiner Widersacher. Irgendwie hast du es geschafft, sie am falschen Fuß zu erwischen.“

„Meine Mutter?“, fragte Reece und drehte sich um. „Warum das?“

„Das ist genau die Frage, die ich mir selbst stelle“, sagte Erec.

Thor fühlte sich schrecklich. Die Königin? Zur Feindin? Was hatte er ihr getan? Er konnte es nicht begreifen. Wie konnte er überhaupt wichtig genug sein, dass sie ihn bemerkte? Er wusste kaum, was um ihn herum passierte.

Plötzlich dämmerte ihm etwas.

„Ist sie der Grund, warum ich hierher geschickt wurde? Zum Canyon?“, fragte er.

Erec drehte sich ab und blickte mit ernstem Gesicht geradeaus.

„Das kann sein“, sagte er nachdenklich. „Das kann gut sein.“

Thor wunderte sich über den Umfang und Tiefgang, mit dem er sich Feinde geschaffen hatte. Er war in einen Hof gestolpert, über den er rein gar nichts wusste. Er wollte einfach nur dazugehören. Er war einfach nur seiner Leidenschaft und seinem Traum gefolgt und hatte getan, was er konnte, um das zu erreichen. Er hatte nicht gedacht, dass er Neid oder Eifersucht erzeugen würde, indem er dies tat. Er ließ es sich wieder und wieder durch den Kopf gehen, wie ein Rätsel, doch er konnte ihm nicht auf den Grund gehen.

Während Thor darüber nachgrübelte, erreichten sie den Gipfel einer Anhöhe, und als der Anblick sich vor ihnen ausbreitete, verschwanden alle Gedanken an andere Dinge. Thor war atemlos—und nicht nur wegen des starken, böigen Windes.

Vor ihnen erstreckte sich der Canyon, soweit das Auge reichte. Es war das erste Mal, das Thor ihn sah, und der Anblick erschreckte ihn so gründlich, dass er wie angewurzelt dastand und sich nicht rühren konnte. Es war das Gewaltigste und Majestätischste, das er je gesehen hatte. Die riesige Kluft in der Erde schien sich endlos zu erstrecken und wurde nur von einer einzelnen schmalen Brücke überquert, die mit Soldaten bestückt war. Die Brücke schien sich zum Ende der Erde selbst zu erstrecken.

Der Canyon erstrahlte in den Grün- und Blautönen der untergehenden zweiten Sonne, und das Licht tanzte und funkelte auf seinen Wänden. Sobald er seine Beine wieder spüren konnte, begann Thor seine Wanderung mit den anderen näher und näher an die Brücke heran, und schon konnte er hinunterblicken, weit in die Tiefen des Canyon: sie schienen in die Eingeweide der Erde hineinzustürzen. Thor konnte den Boden nicht einmal sehen und wusste nicht, ob es daran lag, dass es keinen Boden gab, oder daran, dass er von Nebel bedeckt war. Der Fels, der die Klippen formte, wirkte eine Million Jahre alt, mit Mustern bedeckt, die über die Jahrhunderte hinweg von Stürmen hinterlassen worden sein mussten. Es war der ursprünglichste Ort, den er je gesehen hatte. Er hatte keine Ahnung gehabt, dass sein Planet so gewaltig war, so pulsierend, so lebendig.

Es war, als wäre er am Beginn der Schöpfung angelangt.

Thor hörte, wie auch die anderen um ihn herum die Luft einsogen.

Der Gedanke daran, dass sie zu viert diesen Canyon patrouillieren sollten, schien lachhaft. Allein sein Anblick machte sie zu Winzlingen.

Als sie der Brücke entgegengingen, gingen die Soldaten auf beiden Seiten in Stellung, standen stramm, machten Platz für die neue Patrouille. Thor fühlte, wie sein Puls schneller wurde.

„Ich weiß nicht, wie wir das hier nur zu viert auch nur ansatzweise patrouillieren können?“, sagte O’Connor.

Elden kicherte abschätzig.

„Es gibt außer uns noch zahlreiche Patrouillen. Wir sind nur ein kleines Rädchen im Getriebe.“

Während sie die Brücke überquerten, war das einzige Geräusch, das zu hören war, der peitschende Wind, die Schritte ihrer Stiefel und Erecs Pferd. Die Hufe erzeugten einen hohlen und beruhigenden Laut, das einzig Echte, an das Thor sich in dieser unwirklichen Umgebung klammern konnte.

Keiner der Soldaten, die sich in Erecs Anwesenheit aufrichteten, sprach ein Wort, während sie Wache standen. Sie kamen an wohl hunderten von ihnen vorbei.

Während sie gingen, bemerkte Thor an beiden Seiten der Brüstung entlang alle paar Fuß lang Pfähle, auf denen die Köpfe von einfallenden Barbaren aufgespießt worden waren. Manche noch frisch, von denen noch Blut tropfte.

Thor sah weg. Das machte es allzu wirklich. Er wollte nicht wissen, ob er dafür bereit war. Er versuchte, sich die vielen Gefechte nicht vorzustellen, die diese Köpfe hervorgebracht hatten; die Leben, die verloren wurden; und was ihn auf der anderen Seite erwartete. Er fragte sich, ob sie es zurückschaffen würden. Was war der Zweck dieser gesamten Expedition? Ihn aus dem Weg zu räumen?

Er blickte über den Rand, auf die endlos verschwindenden Klippen, und hörte das Kreischen eines fernen Vogels; es war ein Laut, den er nie zuvor gehört hatte. Er fragte sich, was für eine Art Vogel es war, und was für andere exotische Tiere auf der anderen Seite lauerten.

Doch es waren nicht wirklich die Tiere, die ihn bekümmerten, und nicht einmal die Köpfe auf den Pfählen. Mehr als alles andere war es, wie sich dieser Ort anfühlte. Er konnte nicht sagen, ob es der Nebel war, oder der heulende Wind, oder die unermessliche Weite des offenen Himmels, oder das Licht der untergehenden Sonne—aber irgendetwas an diesem Ort war so unwirklich, das es ihn entrückte. Völlig einhüllte. Er fühlte eine schwere magische Energie über ihnen hängen. Er fragte sich, ob es der Schutz des Schwertes war, oder eine andere uralte Macht. Es fühlte sich an, als würden sie nicht einfach eine Landmasse überqueren, sondern in einen anderen Bereich des Daseins übergehen.

Er konnte kaum glauben, dass er zum ersten Mal in seinem Leben eine Nacht ungeschützt auf der anderen Seite des Canyons verbringen würde.

KAPITEL SECHZEHN

Als die Sonne langsam vom Himmel verblasste—ein dunkles Rot, gemischt mit Blau, das schien, als würde es das Universum einhüllen—wanderte Thor gemeinsam mit Reece, O’Connor und Elden auf dem Pfad, der in den Wald der Wildlande hineinführte. Thor hatte sich in seinem ganzen Leben nicht so aufgekratzt gefühlt. Nun waren nur sie vier übrig, nachdem Erec im Lager zurück geblieben war, und trotz all ihres Gezankes untereinander spürte Thor, dass sie einander jetzt mehr brauchten als je zuvor. Sie mussten alleine zueinander finden, ohne Erec. Vor ihrer Abreise hatte Erec gesagt, sie sollten sich keine Sorgen machen, er würde im Lager bleiben und ihre Schreie hören, und würde da sein, falls sie ihn brauchten.

Das war für Thor in diesem Moment wenig beruhigend.

Als der Wald um sie herum dichter wurde, sah sich Thor an diesem exotischen Ort um. Der Waldboden war mit Dornen und merkwürdigen Früchten bedeckt. Die Äste der unzähligen Bäume waren knorrig und uralt; sie berührten einander beinahe, so eng zusammenstehend, dass Thor sich oft unter ihnen hinwegducken musste. Sie hatten Dornen anstelle von Blättern, und sie ragten überall hervor. Gelbe Lianen hingen an manchen Stellen herunter, und Thor hatte einmal den Fehler begangen, die Hand zu heben, um eine Liane aus seinem dem Gesicht zu wischen—nur um festzustellen, dass es eine Schlange war. Er hatte aufgeschrien und war gerade noch rechtzeitig aus dem Weg gesprungen.

Er hatte damit gerechnet, von den anderen ausgelacht zu werden, doch auch sie waren ganz kleinlaut vor Angst. Überall um sie herum erklangen die fremden Geräusche exotischer Tiere. Manche waren tief und kehlig, andere schrill und kreischend. Manche tönten aus weiter Ferne; andere schienen unmöglich nahe zu sein. Die Dämmerung brach zu schnell herein, während sie zusammen tiefer in den Wald vordrangen. Thor war sich sicher, dass sie jeden Moment überfallen werden konnten. Als der Himmel dunkler wurde, wurde es schwerer, sogar die Gesichter seiner Kumpanen zu sehen. Er fasste den Griff seines Schwertes so fest, dass seine Knöchel weiß hervortraten, während seine andere Hand die Schleuder umklammerte. Auch die anderen hatten ihre Waffen gepackt.

Thor zwang sich dazu, stark, selbstsicher und mutig zu sein, wie es sich für einen guten Ritter gehörte. Wie Erec es ihn gelehrt hatte. Es war besser für ihn, dem Tod jetzt ins Auge zu sehen, als auf ewig in Angst vor ihm zu leben. Er versuchte, sein Kinn zu heben und tapfer vorwärts zu schreiten, wurde sogar schneller und ging ein paar Fuß vor den anderen her. Sein Herz klopfte, doch er fühlte sich, als würde er sich seinen Ängsten stellen.

„Wonach genau hält eine Patrouille eigentlich Ausschau?“, fragte Thor.

Sobald er es ausgesprochen hatte, wurde ihm klar, dass das vielleicht eine dumme Frage war, und er rechnete damit, dass Elden sich über ihn lustig machen würde.

Doch zu seiner Überraschung kam nur Schweigen zurück. Thor blickte zurück und sah das Weiße in Eldens Augen, und ihm wurde klar, dass er sogar noch mehr Angst hatte. Das zumindest verlieh Thor etwas Zuversicht. Thor war jünger und kleiner als er, und ließ sich von dieser Angst nicht kleinkriegen.

„Dem Feind, schätze ich“, sagte Reece schließlich.

„Und wer ist das?“, fragte Thor. „Wie sieht er aus?“

„Es gibt hier draußen alle möglichen Feinde“, sagte Reece. „Wir sind jetzt in den Wildlanden. Es gibt hier Nationen von wilden Völkern, und alle Arten von Rassen böser Kreaturen.“

„Aber was ist der Zweck unserer Patrouille?“, fragte O’Connor. „Was können wir denn hier überhaupt bewirken? Selbst wenn wir einen oder zwei töten, wird das die Million aufhalten, die dahinter kommt?“

„Wir sind nicht hier, um eine Kerbe zu schlagen“, antwortete Reece. „Wir sind hier, um unsere Anwesenheit zu verkünden, im Namen unseres Königs. Sie wissen zu lassen, dass sie dem Canyon nicht zu nahe kommen sollen.“

„Ich denke, es wäre sinnvoller, darauf zu warten, dass sie eine Überquerung versuchen, und sich dann um sie zu kümmern“, sagte O’Connor.

„Nein“, sagte Reece. „Es ist besser, sie davon zu entmutigen, es überhaupt zu probieren. Darum diese Patrouillen. Zumindest sagt das mein großer Bruder.“

Thors Herz klopfte, als sie tiefer in den Wald vordrangen.

„Wie weit sollen wir denn gehen?“, fragte Elden mit zitternder Stimme, zum ersten Mal sprechend.

„Hast du vergessen, was Kolk gesagt hat? Wir sollen das rote Banner holen und zurückbringen“, sagte Reece. „Das dient als Beweis, dass wir weit genug für unsere Patrouille gegangen sind.“

„Ich habe weit und breit noch kein rotes Banner gesehen“, sagte O’Connor. „In Wirklichkeit kann ich kaum irgendwas sehen. Wie sollen wir zurück finden?“

Niemand antwortete. Thor dachte genau dasselbe. Wie soll es möglich sein, in der tiefschwarzen Nacht ein Banner zu finden? Er fragte sich langsam, ob das alles nur ein Trick war, eine Übung, nur ein weiteres der psychologischen Spiele, die die Legion mit den Jungen spielte. Er dachte wieder an Erecs Worte, seine vielen Feinde am Hof. Er hatte ein ungutes Gefühl bei dieser Patrouille. Wurden sie in eine Falle geschickt?

Plötzlich ertönte ein furchtbares Gekreische, gefolgt von einer Bewegung in den Ästen—und etwas Großes lief vor ihnen über den Pfad. Thor zog sein Schwert, gleichzeitig mit den anderen. Der Klang von Schwertern, die aus ihren Scheiden gezogen wurden, von Metall auf Metall, erfüllte die Luft, während sie alle da standen, ihre Schwerter vor sich hielten und nervös in alle Richtungen blickten.

„Was war das?“, rief Elden aus; seine Stimme krächzte vor Angst.

Das Tier lief ein zweites Mal über ihren Pfad, raste von einer Seite des Waldes auf die andere, und diesmal konnten sie einen guten Blick darauf werfen.

Thors Schultern entspannten sich, als er es erkannte.

„Nur ein Reh“, sagte er, enorm erleichtert. „Das seltsamste Reh, das ich je gesehen habe—aber immerhin nur ein Reh“.

Reece lachte, ein beruhigendes Geräusch; ein Lachen, das zu reif klang für sein Alter. Als Thor es hörte, wurde ihm klar, dass es das Lachen eines künftigen Königs war. Er war ein gutes Gefühl, seinen Freund an seiner Seite zu haben. Und dann fing er selbst zu lachen an. All diese Angst, völlig umsonst.

„Ich wusste gar nicht, dass deine Stimme so krächzt, wenn dich die Angst übermannt“, verspottete Reece Elden und lachte erneut.

„Wenn ich dich sehen könnte, würde ich dich niederknüppeln“, sagte Elden.

„Ich kann dich gut genug sehen“, sagte Reece. „Komm und versuchs doch.“

Elden warf ihm einen finsteren Blick zu, wagte es aber nicht, auf ihn loszugehen. Stattdessen steckte er das Schwert zurück in die Scheide, zugleich mit den anderen. Thor bewunderte Reece dafür, dass er Elden so zusetzte; Elden machte sich über jeden anderen lustig—er hatte es verdient, eine kleine Retourkutsche zu bekommen. Er bewunderte, dass Reece keine Angst davor hatte: immerhin war Elden immer noch zweimal so groß wie er.

Thor fühlte, wie ein Teil der Anspannung endlich aus seinem Körper wich. Sie hatten ihre erste Begegnung überlebt, das Eis war gebrochen, und sie waren immer noch am Leben. Er lehnte sich zurück und lachte erneut, aus schierer Freude, am Leben zu sein.

„Lach nur weiter, kleiner Fremdling“, sagte Elden. „Wir werden sehen, wer zuletzt lacht.“

Ich lache nicht dich aus, wie Reece das tut, dachte Thor. Ich bin bloß erleichtert, am Leben zu sein.

Aber er machte sich nicht die Mühe, es laut auszusprechen; er wusste, dass nichts, was er sagen konnte, Eldens Hass auf ihn ändern würde.

„Seht nur!“, schrie O’Connor. „Da drüben!“

Thor kniff die Augen zusammen, doch er konnte kaum erkennen, worauf er in der schwärzer werdenden Nacht deutete. Dann sah er es: das Banner der Legion, das von einem der Äste hing.

Sie alle begannen, darauf zuzulaufen.

Elden überholte sie alle, stieß sie unsanft zur Seite.

„Diese Flagge gehört mir!“, schrie er.

„Ich hab sie zuerst gesehen!“, schrie O’Connor.

„Aber ich werde sie als Erstes holen, und ich werde derjenige sein, der sie zurückbringt!“, schrie Elden.

Thor brodelte; er konnte Eldens Verhalten kaum glauben. Er erinnerte sich, was Kolk gesagt hatte—dass derjenige, der das Banner brachte, eine Belohnung erhalten würde—und da wurde ihm klar, warum Elden vorpreschte. Doch das war keine Entschuldigung. Sie sollten doch ein Team sein, eine Gruppe—nicht jeder sich selbst der Nächste. Eldens wahres Gesicht kam zum Vorschein—keiner der anderen rannte voraus und versuchte, die anderen zu übertrumpfen. Es brachte Thor dazu, Elden nur noch mehr zu hassen.

Elden preschte vorbei, nachdem er O’Connor einen Ellbogen verpasst hatte, und bevor die anderen reagieren konnten, hatte er mehrere Fuß Vorsprung und packte sich das Banner.

In dem Moment kam ein riesiges Fangnetz aus dem Nichts hervor, erhob sich vom Boden, sprang in die Luft, fing Elden ein und hob ihn hoch hinauf. Er baumelte vor ihren Augen hin und her, nur wenige Fuß entfernt, wie ein Tier, das in einer Falle gefangen war.

„Helft mir! Helft mir!“, schrie er panisch.

Sie alle wurden langsamer, als sie näher an ihn heran kamen; Reece fing zu lachen an.

„Nun, wer ist jetzt der Angsthase?“, rief Reece amüsiert aus.

„Oh du kleiner Mistkäfer!“, schrie er. „Ich bring dich um, wenn ich hier runterkomme!“

„Ach wirklich?“, schoss Reece zurück. „Und wann wird das sein?“

„Lasst mich runter!“, schrie Elden und warf sich im Netz hin und her. „Ich befehle es euch!“

„Ach, du befiehlst es uns, wie?“, sagte Reece und lachte schallend.

Reece drehte sich zu Thor um.

„Was denkst du?“, fragte Reece.

„Ich denke, dass er uns allen eine Entschuldigung schuldet“, sagte O’Connor. „Besonders Thor.“

„Finde ich auch“, sagte Reece. „Ich mach dir einen Vorschlag“, sagte er zu Elden. „Entschuldige dich—und meine es ernst—und ich werde mir überlegen, dich runterzuschneiden.“

„Mich entschuldigen?“, wiederholte Elden entsetzt. „Nicht in einer Million Sonnen.“

Reece wandte sich zu Thor.

„Vielleicht sollten wir diesen Klotz einfach über Nacht hier lassen. Er wäre gutes Futter für die Tiere. Was meinst du?“

Thor grinste breit.

„Ich denke, das ist eine feine Idee“, sagte O’Connor.

„Wartet!“, schrie Elden aus.

O’Connor griff hoch und schnappte sich das Banner aus Eldens baumelden Fingern.

„Schätze, du hast uns doch nicht zum Banner geschlagen“, sagte O’Connor.

Die drei drehten sich um und gingen langsam davon.

„Halt, wartet!“, plärrte Elden. „Ihr könnt mich nicht einfach hier lassen! Das würdet ihr doch nicht tun!“

Die drei gingen weiter.

„Es tut mir leid!“, fing Elden zu schluchzen an. „Bitte! Es tut mir leid!“

Thor blieb stehen, doch Reece und O’Connor gingen weiter. Schließlich drehte Reece sich um.

„Was machst du denn?“, fragte Reece Thor.

„Wir können ihn nicht einfach hierlassen“, sagte Thor. So sehr er Elden auch nicht ausstehen konnte, fand er es doch nicht richtig, ihn dort zurückzulassen.

„Warum nicht?“, fragte Reece. „Er hat es sich selbst eingebrockt.“

„Wenn es umgekehrt wäre“, sagte O’Connor, „weißt du ganz genau, dass er dich mit Freuden zurücklassen würde. Warum stört es dich also?“

„Das ist mir klar“, sagte Thor. „Aber das heißt noch lange nicht, dass wir uns so verhalten sollten wie er.“

Reece stemmte die Hände in die Hüften und seufzte tief, beugte sich vor und flüsterte Thor zu.

„Ich hätte ihn doch nicht die ganze Nacht hier gelassen. Vielleicht nur die halbe. Aber du hast schon recht. Er ist für so was nicht geschaffen. Er würde sich wahrscheinlich anpinkeln und einen Herzanfall haben. Du bist zu nett. Das ist ein Problem“, sagte Reece und legte Thor eine Hand auf die Schulter. „Aber deswegen habe ich dich auch als Freund ausgesucht.“

„Und ich auch“, sagte O’Connor, und legte eine Hand auf Thors andere Schulter.

Thor kehrte um, marschierte auf das Netz zu, streckte sich hoch und schnitt es herunter.

Elden krachte zu Boden. Er raffte sich hoch, warf das Netz von sich ab und suchte hektisch den Boden ab.

„Mein Schwert!“, schrie er. „Wo ist es hin?“

Thor blickte auf den Boden, doch es war zu dunkel, um etwas zu erkennen.

„Es muss in die Bäume hochgesegelt sein, als du hochgezogen wurdest“, antwortete Thor.

„Wo immer es ist, es ist fort“, sagte Reece. „Du wirst es nie finden.“

„Aber ihr versteht nicht“, flehte Elden. „Die Legion. Es gibt nur eine Regel: Lasse nie deine Waffe zurück. Ich kann nicht ohne Schwert zurückkehren. Sie würden mich hinauswerfen!“

Thor drehte sich um und suchte nochmals den Boden ab, suchte in den Bäumen, suchte überall. Doch er konnte absolut keine Spur davon sehen. Reece und O’Connor standen einfach nur da und machten sich nicht die Mühe, mitzusuchen.

„Es tut mir leid“, sagte Thor, „ich sehe es nirgends.“

Elden krabbelte überall herum, dann gab er schließlich auf.

„Es ist deine Schuld“, sagte er und zeigte auf Thor. „Du hast uns in dieses Schlamassel hineingebracht!“

„Habe ich gar nicht“, erwiderte Thor. „Du warst das! Du bist auf die Flagge zugestürmt. Du hast uns alle zur Seite gestoßen. Du hast es niemandem anderen zuzuschreiben als dir selbst.“

„Ich hasse dich!“, brüllte Elden.

Er ging auf Thor los, packte ihn am Hemd und warf ihn zu Boden. Sein Gewicht überrumpelte Thor. Thor schaffte es, sich umzudrehen, doch Elden drehte sich mit und drückte Thor zu Boden. Elden war einfach zu groß und stark, und es war zu schwer, ihn wegzudrücken.

Auf einmal ließ Elden jedoch los und rollte von ihm herunter. Thor hörte das Geräusch eines Schwertes, das aus seiner Scheide gezogen wurde, und blickte hoch. Er sah Reece, der über Elden stand und ihm die Schwertspitze an die Kehle hielt.

O’Connor streckte die Hand aus und half Thor auf die Beine. Thor stand mit seinen beiden Freunden da und blickte auf Elden hinunter, der mit Reeces Schwert an der Kehle am Boden liegen blieb.

„Fass meinen Freund noch einmal an“, sagte Reece langsam und todernst zu Elden, „und ich versichere dir, ich werde dich umbringen.“

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Yaş sınırı:
16+
Litres'teki yayın tarihi:
10 ekim 2019
Hacim:
341 s. 3 illüstrasyon
ISBN:
9781939416728
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