Kitabı oku: «Queste der Helden», sayfa 12

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KAPITEL SIEBZEHN

Thor, Reece, O’Connor, Elden und Erec saßen auf dem Boden, im Kreis um ein Feuer herum, das vor ihnen prasselte. Die fünf saßen bedrückt und schweigend da. Thor war ganz überrascht davon, wie kalt so eine Sommernacht sein konnte. Dieser Canyon, die kalten, rätselhaften Windstöße, die herumwirbelten, seinen Rücken hinunterfuhren und sich in den Nebel mischten, der sich nie zu verziehen schien, hatten etwas an sich, das an ihm stets das Gefühl hinterließ, bis auf die Knochen durchfeuchtet zu sein. Er lehnte sich vor und rieb seine Hände über dem Feuer, die einfach nicht warm werden wollten.

Thor kaute an dem Stück Dörrfleisch, das die anderen herumreichten; es war zäh und salzig, aber irgendwie fand er es nahrhaft. Erec streckte die Hand aus und reichte ihm etwas, und Thor spürte, wie ein weicher Weinschlauch in seine Hand gedrückt wurde und die Flüssigkeit darin herumschwappte. Er war überraschend schwer, als er ihn an seine Lippen hob und sich den Wein ein wenig zu lange in die Kehle goss. Er fühlte sich zum ersten Mal in dieser Nacht warm.

Alle schwiegen und starrten in die Flammen. Thor war immer noch aufgekratzt; hier auf dieser Seite des Canyon zu sein, in feindlichem Gebiet, fühlte er sich immer noch, als müsse er ohne Pause achtsam sein, und er bewunderte, wie ruhig Erec zu sein schien—als würde er lässig im eigenen Hintergarten sitzen. Thor war jedenfalls erleichtert, aus den Wildlanden heraus zu sein, wieder mit Erec vereint, und in aller Ruhe am Feuer zu sitzen. Erec beobachtete den Waldrand, auf jedes kleinste Geräusch achtend, und doch zuversichtlich und gelassen. Thor wusste: sollte sich irgendeine Gefahr nähern, würde Erec sie alle beschützen.

Thor fühlte sich am Feuer zufrieden; er blickte umher und stellte fest, dass auch die anderen zufrieden schienen—außer natürlich Elden, der seit der Rückkehr aus dem Wald niedergeschlagen war. Er hatte sein selbstsicheres Gehabe von vorher verloren und saß mit säuerlicher Mine da, ohne sein Schwert. Der Kommandant würde so einen Fehler niemals nachsehen—Elden würde bei ihrer Rückkehr aus der Legion fliegen. Er fragte sich, was Elden tun würde. Er hatte das Gefühl, er würde sich nicht so einfach fügen—dass er irgendeinen Trick, einen Notfalls-Plan, im Ärmel hatte. Thor ging davon aus, dass, was immer es auch war, nichts Gutes sein würde.

Thor folgte Erecs Blick zum fernen Horizont hinüber, in südliche Richtung. Ein schwaches Leuchten, eine endlose Linie, soweit das Auge reichte, erhellte die Nacht. Thor war verwundert.

„Was ist das?“, fragte er schließlich Erec. „Dieses Leuchten? Das, worauf Ihr die ganze Zeit starrt?“

Erec schwieg noch eine lange Weile, und das einzige Geräusch war das Peitschen des Windes. Schließlich, ohne sich umzudrehen, antwortete er: „Die Goralen.“

Thor tauschte mit den anderen einen Blick aus, die ihn alle ängstlich erwiderten. Thors Magen zog sich beim Gedanken daran zusammen. Die Goralen. So nahe. Zwischen ihnen und ihm stand nichts außer einem einfachen Wald und einer weiten Ebene. Hier gab es keinen Canyon mehr, der sie trennte und sie beschützte. Sein ganzes Leben lang hatte er Geschichten von diesen gewalttätigen wilden Völkern aus den Wildlanden gehört, die kein anderes Ziel im Leben hatten, als den Ring anzugreifen. Und nun stand nichts zwischen ihnen. Er konnte nicht glauben, wie viele von ihnen es gab. Es war eine gewaltige und wartende Armee.

„Habt Ihr keine Angst?“, fragte Thor Erec.

Erec schüttelte den Kopf.

„Die Goralen bewegen sich als Einheit. Ihre Armee lagert jede Nacht da draußen. Schon seit Jahren. Sie würden den Canyon nur angreifen, wenn sie die gesamte Armee mobilisieren und als Einheit angreifen könnten. Und sie würden es nicht wagen, das zu versuchen. Die Macht des Schwertes bildet ein Schild. Sie wissen, dass sie es nicht durchbrechen können.“

„Aber warum lagern sie dann da draußen?“, fragte Thor.

„Es ist ihre Art, einzuschüchtern. Und sich bereit zu halten. Im Laufe der Geschichte gab es viele Vorfälle, zu Zeiten unserer Vorväter, als sie angriffen und versuchten, den Canyon zu überwinden. Doch während meiner Zeit ist dies noch nicht vorgefallen.“

Thor blickte zum schwarzen Himmel hinauf, zu den gelben und blauen und orangen Sternen, die hoch über ihm funkelten, und grübelte. Diese Seite des Canyons war ein alptraumhafter Ort, und war es immer schon für ihn gewesen, schon seit er laufen konnte. Der Gedanke daran erfüllte ihn mit Angst, doch er schob ihn beiseite. Er war nun ein Legionär und musste sich entsprechend verhalten.

„Sorge dich nicht“, sagte Erec, als würde er seine Gedanken lesen. „Sie werden nicht angreifen, solange wir das Schicksalsschwert haben.“

„Habt ihr es je in Händen gehalten?“, fragte Thor Erec, plötzlich neugierig. „Das Schwert?“

„Natürlich nicht“, gab Erec scharf zurück. „Niemandem ist es erlaubt, es anzufassen, außer den Nachkommen des Königs.“

Thor blickte ihn verwirrt an.

„Ich verstehe nicht? Warum?“

Reece räusperte sich.

„Darf ich?“, warf er ein.

Erec nickte zurück.

„Es gibt eine Legende um das Schwert. Es ist in Wahrheit noch nie von irgendjemandem erhoben worden. Der Legende nach wird nur einer, der Auserwählte, in der Lage sein, es selbst zu heben. Nur dem König ist es gestattet, es zu versuchen, oder einem Nachkommen des Königs, sobald er zum König ernannt wurde. Und so liegt es da, unberührt.“

„Und wie sieht es mit unserem derzeitigen König aus? Deinem Vater?“, fragte Thor. „Kann er es nicht versuchen?“

Reece blickte zu Boden.

„Das hat er einmal. Am Tag seiner Krönung. So hat er es uns erzählt. Er konnte es nicht hochheben. Und so steht es für ihn da wie ein Symbol des Tadels. Er hasst es. Es lastet auf ihm wie ein lebendiges Wesen.“

„Wenn der Auserwählte erscheint“, fügte Reece hinzu, „wird er den Ring von seinen Feinden rundum befreien und uns in ein größeres Schicksal führen, als wir je kannten. Alle Kriege werden enden.“

„Märchen und Unsinn“, warf Elden ein. „Niemand wird dieses Schwert heben können. Es ist zu schwer. Es ist unmöglich. Und einen ‚Auserwählten‘ gibt es nicht. Es ist alles Quatsch. Diese Legende wurde nur erfunden, um das gemeine Volk am Boden zu halten und uns alle dazu zu bringen, auf den angeblichen ‚Auserwählten‘ zu warten. Um die Linie der MacGils zu stärken. Für sie ist es eine äußerst praktische Legende.“

„Halte deine Zunge, Junge“, fuhr Erec ihn an. „Du wirst stets respektvoll von deinem König sprechen.“

Elden blickte kleinlaut zu Boden.

Thor dachte über das alles nach und versuchte, es zu begreifen. Es gab so viel auf einmal zu verarbeiten. Sein ganzes Leben hatte er davon geträumt, das Schicksalsschwert zu sehen. Er hatte Geschichten von seiner vollendeten Form gehört. Es wurde gemunkelt, dass es aus einem Material gefertigt worden war, das niemand verstand, dass es eine magische Waffe sein solle. Thor musste sich fragen, was passieren würde, wenn das Schwert nicht da wäre, um sie zu beschützen. Würde die Armee des Königs dann vom Imperium vernichtet werden? Thor sah hinaus zu den Feuern, die am Horizont leuchteten. Sie schienen sich bis in die Ewigkeit zu ziehen.

„Wart Ihr jemals da draußen?“, fragte Thor Erec. „Weit draußen? Hinter dem Wald? In den Wildlanden?“

Die anderen drehten sich allesamt Erec zu, während Thor gespannt auf seine Antwort wartete. In der schweren Stille starrte Erec lange in die Flammen—so lange, dass Thor sich nicht mehr sicher war, ob er überhaupt antworten würde. Thor hoffte, dass er nicht zu neugierig gewesen war; er fühlte sich so dankbar und so tief in Erecs Schuld, und wollte ihn gewiss nicht verärgern. Thor war sich auch nicht sicher, ob er die Antwort überhaupt hören wollte.

Gerade, als Thor sich wünschte, er könnte seine Frage zurücknehmen, kam Erecs Antwort:

„Ja“, sagte er voll Ernst.

Das einzelne Wort hing viel zu lange in der Luft, und in ihm hörte Thor eine Last, die ihm alles verriet, was er wissen musste.

„Wie ist es da draußen?“, fragte O’Connor.

Thor war erleichtert, dass er nicht der Einzige war, der Fragen stellte.

„Das Ganze wird von einem einzigen, unbarmherzigen Imperium beherrscht“, sagte Erec. „Doch das Land ist weit und vielseitig. Es gibt das Land der wilden Völker. Das Land der Sklaven. Und das Land der Monster. Monster, die mit nichts zu vergleichen sind, was du dir vorstellen kannst. Und es gibt Wüsten und Berge und Hügel, so weit das Auge reicht. Es gibt die Sümpfe und Moore und den großen Ozean. Es gibt das Land der Druiden. Und das Land der Drachen.“

Thors Augen öffneten sich weit bei dieser Bemerkung.

„Drachen?“, fragte er überrascht. „Ich dachte, die gibt es nicht.“

Erec sah ihn todernst an.

„Ich versichere dir, es gibt sie. Und es ist ein Ort, an dem du niemals sein möchtest. Ein Ort, den sogar die Goralen fürchten.“

Bei dem Gedanken musste Thor schlucken. Er konnte sich kaum vorstellen, sich so tief in die Welt hinein zu wagen. Er fragte sich, wie Erec es je lebend zurückgeschafft hatte. Er machte sich eine geistige Notiz, ihn das ein andermal zu fragen.

Es gab so vieles, das Thor ihn fragen wollte—über das Wesen des bösen Imperiums, wer es regierte; warum sie angreifen wollten; wann Erec dorthin ausgezogen war; wann er zurückgekehrt war. Doch während Thor in die Flammen starrte, wurde es kälter und dunkler, und während all diese Fragen in seinem Kopf herumschwirrten, fühlte er seine Augen schwer werden. Dies war nicht der rechte Zeitpunkt, um zu fragen.

Stattdessen ließ er sich vom Schlaf davontragen. Er fühlte, wie seine Augen schwer wurden, und legte den Kopf auf den Boden. Bevor seine Augen sich endgültig schlossen, blickte er hinüber auf den fremden Boden und fragte sich, wann—oder ob—er jemals wieder nach Hause zurückkehren würde.

*

Thor öffnete verwirrt die Augen, verwundert, wo er war und wie er hier hergekommen war. Er blickte nach unten und sah dichten Nebel bis zu seinen Hüften, so dicht, dass er nicht einmal seine Füße sehen konnte. Er drehte sich um und sah, wie der Morgen über den Canyon vor ihm hereinbrach. Weit drüben auf der anderen Seite lag seine Heimat. Er war immer noch auf dieser Seite, der falschen Seite der Schlucht. Sein Herz schlug schneller.

Thor blickte auf die Brücke, doch merkwürdigerweise war sie nun frei von Soldaten. Tatsächlich wirkte die ganze Umgebung verlassen. Er konnte nicht verstehen, was gerade geschah. Während er die Brücke betrachtete, fielen ihre Holzplanken eine nach der anderen weg, wie Dominosteine. In wenigen Augenblicken war die Brücke zusammengebrochen, hinuntergestürzt in den Abgrund. Der Boden des Canyons lag so tief, dass er die Planken nie aufschlagen hörte.

Thor schluckte und blickte umher, suchte die anderen—doch sie waren nirgends zu sehen. Er hatte keine Ahnung, was er tun sollte. Nun steckte er fest. Alleine hier auf der anderen Seite des Canyon, ohne einen Weg zurück. Er konnte nicht verstehen, wo die anderen alle hin verschwunden waren.

Er hörte etwas und drehte sich zum Wald hinüber. Er sah, wie sich etwas bewegte. Er stand auf und ging dem Geräusch entgegen. Seine Füße sanken beim Gehen in die Erde ein. Als er näher kam, sah er ein Netz, das von einem tiefen Ast hing. Darin baumelte Elden, drehte sich wild im Kreis; die Äste knarrten, wenn er sich bewegte.

Ein Falke saß auf seinem Kopf, eine eigenartig aussehende Kreatur mit einem Körper, der silbern glänzte, und einem einzelnen schwarzen Streifen, der sich über seine Stirn bis zwischen die Augen zog. Er beugte sich vor, pickte Eldens Auge aus, und hielt es fest. Er drehte sich zu Thor, das Auge im Schnabel haltend.

Thor wollte den Blick abwenden, aber es gelang ihm nicht. Gerade, als er bemerkte, dass Elden tot war, erwachte auf einmal der ganze Wald zum Leben. Aus allen Richtungen brach ein Heer von Goralen hervor. Riesig, nur mit Lendenschurzen bekleidet, mit enormen muskulösen Oberkörpern, drei Nasen, die im Dreieck in ihrem Gesicht angeordnet waren, und zwei langen, gekrümmten, scharfen Fangzähnen zischten und knurrten sie, und rannten direkt auf ihn zu. Das Geräusch stellte ihm die Haare auf, und es gab nirgendwo, wo Thor hinlaufen konnte. Er fasste nach unten und griff nach seinem Schwert—doch als er hinsah, merkte er, dass es weg war.

Thor schrie.

Er erwachte aufrecht sitzend, schwer atmend, hektisch in alle Richtungen um sich blickend. Um ihn herum herrschte Stille—eine echte, lebendige Stille, nicht die Stille aus seinem Traum.

Neben ihm, im ersten Licht der Morgendämmerung, schliefen Reece, O’Connor und Erec ausgestreckt am Boden, die letzte Glut des Feuers neben ihnen. Am Boden vor ihm hüpfte ein Falke. Er drehte sich um und sah Thor mit schräg gestelltem Kopf an. Er war groß und silbern und stolz, mit einem einzelnen schwarzen Streifen die Stirn hinunter, und er starrte ihn an, blickte ihm direkt in die Augen, und kreischte. Der Laut jagte ihm Schauer über den Rücken: es war der Falke aus seinem Traum.

In dem Moment wurde ihm klar, dass der Vogel eine Botschaft war—dass sein Traum mehr als nur ein Traum gewesen war. Dass etwas nicht stimmte. Er konnte es fühlen, ein leichtes Zittern in seinem Rücken, das seine Arme hoch lief.

Rasch sprang er auf und blickte sich um. Er fragte sich, was es sein konnte. Er konnte nichts Ungewöhnliches hören, und nichts schien fehl am Platz zu sein; die Brücke war immer noch da, die Soldaten standen alle darauf.

Was war los? fragte er sich.

Und dann dämmerte es ihm. Jemand fehlte. Elden.

Zuerst fragte sich Thor, ob er sie vielleicht verlassen hatte, die Brücke zurück auf die andere Seite des Canyon genommen hatte. Vielleicht hatte er sich so darüber geschämt, sein Schwert zu verlieren, dass er die Region gleich ganz verlassen wollte.

Doch dann blickte Thor zum Wald hinüber und sah, dass jemand frische Eindrücke im Moos hinterlassen hatte, Fußspuren, die im Morgentau in Richtung Waldpfad verliefen. Es gab keinen Zweifel, dass sie von Elden waren. Elden war nicht weggegangen; er war zurück in den Wald gegangen. Alleine. Vielleicht, um sich zu erleichtern. Oder vielleicht, erkannte Thor mit Schrecken, um sein Schwert zurückzuholen.

Es war reinste Dummheit, es alleine zu versuchen, und es bewies, wie verzweifelt Elden war. Thor fühlte sofort, dass eine große Gefahr lauerte. Eldens Leben stand auf dem Spiel.

In dem Moment kreischte der Falke, als wolle er Thors Gedanken bestätigen. Dann schwang er sich hoch und flog direkt auf Thors Gesicht zu. Thor zog den Kopf ein—seine Krallen verfehlten ihn knapp, und er stieg in die Luft auf und flog davon.

Thor sprang auf und setzte sich in Bewegung. Ohne nachzudenken, ohne überhaupt zu überlegen, was er tat, lief er davon in den Wald, den Fußspuren nach.

Thor hielt sich nicht damit auf, sich davor zu fürchten, alleine tief in die Wildlande hineinzulaufen. Wäre er stehengeblieben, um darüber nachzudenken, wie verrückte es war, wäre er womöglich erstarrt, und von einer Panik überrollt worden. Doch stattdessen reagierte er einfach. Er verspürte das dringende Bedürfnis, Elden zu helfen. Er rannte und rannte—alleine—tiefer in den Wald hinein, im frühen Licht der Morgendämmerung.

„Elden!“, schrie er.

Er konnte es nicht erklären, doch irgendwie spürte er, dass Elden kurz vor dem Tod stand. Vielleicht sollte es ihm egal sein, aufgrund der Art, wie Elden ihn behandelt hatte, doch er konnte es nicht ändern: es war ihm nicht egal. Wenn er in der gleichen Situation wäre, würde Elden bestimmt nicht zu seiner Rettung kommen. Es war verrückt, sein Leben für jemanden zu riskieren, der sich nicht um einen scherte—und der sich in Wahrheit freuen würde, einen sterben zu sehen. Doch er konnte es nicht ändern. Er hatte noch nie so empfunden wie jetzt, wo alle seine Sinne ihn anschrien, zu handeln—schon gar nicht bei etwas, das er unmöglich wissen konnte. Irgendwas an ihm verwandelte sich, und er wusste nicht, wie. Es fühlte sich an, als würde sein Körper von einer neuen, geheimnisvollen Kraft gesteuert werden, und er fühlte sich unwohl dabei; außer Kontrolle. Verlor er seinen Verstand? War seine Reaktion übertrieben? Kam es alles nur von seinem Traum? Sollte er umkehren?

Doch das tat er nicht. Er ließ sich von seinen Füßen leiten und gab der Furcht und den Zweifeln nicht nach. Er rannte und rannte, bis seine Lunge platzte.

Thor bog um eine Kurve, und der Anblick vor ihm ließ ihn wie angewurzelt stehen bleiben. Er stand da und versuchte, Atem zu schöpfen, das Bild vor ihm zu begreifen, das keinen Sinn ergab. Es reichte aus, um das Herz des abgehärtetsten Kriegers mit Schrecken zu erfüllen.

Da stand Elden, sein Schwert in der Hand, und blickte zu einer Kreatur hoch, die mit nichts vergleichbar war, das Thor je gesehen hatte. Sie war grauenerregend. Sie türmte sich über den beiden auf, zumindest neun Fuß hoch und so breit wie vier Männer. Sie hob ihre muskulösen roten Arme, die am Ende jeder Hand mit drei langen Fingern wie Nägeln bestückt war. Ihr Kopf glich einem Dämon, mit vier Hörnern, einem langgezogenen Kiefer und einer breiten Stirn. Sie hatte zwei große gelbe Augen und Hauer, die wie Stoßzähne gekrümmt waren. Sie lehnte sich zurück und stieß einen schrillen Schrei aus.

Der Schrei spaltete einen dicken, hunderte Jahre alten Baum, der neben ihr stand, in der Mitte entzwei.

Elden stand vor Grauen erstarrt da. Er ließ sein Schwert fallen und am Boden unter ihm bildete sich eine Pfütze.

Die Kreatur sabberte und fauchte, und machte einen Schritt auf Elden zu.

Auch Thor war von Grauen erfüllt, doch anders als Elden konnte er sich trotzdem bewegen. Aus irgendeinem Grund machte die Angst ihn klarer. Sie schärfte seine Sinne, führte dazu, dass er sich lebendiger fühlte. Sie verschaffte ihm einen Tunnelblick; erlaubte ihm, seinen Fokus ausschließlich auf die Kreatur vor ihm zu richten, auf ihre Position zu Elden, auf ihre Breite und Höhe und Stärke und Geschwindigkeit. Auf jede einzelne ihrer Bewegungen. Sie erlaubte ihm auch, sich auf seine eigene Körperhaltung zu konzentrieren, seine eigenen Waffen.

Thor trat in Aktion. Er stürmte vor, zwischen Elden und das Ungeheuer. Die Bestie brüllte; ihr Atem war so heiß, dass Thor ihn von Weitem fühlen konnte. Bei dem Geräusch stellte sich jedes Haar in Thors Nacken auf und brachte ihn fast dazu, umzukehren. Doch er hörte Erecs Stimme in seinem Kopf, die ihm sagte, dass er stark sein müsse. Furchtlos. Seinen Gleichmut beibehalten müsse. Und er zwang sich dazu, standhaft zu bleiben.

Thor hob sein Schwert hoch und griff an, stieß es dem Biest in die Rippen, auf sein Herz zielend.

Die Kreatur kreischte vor Schmerz auf; ihr Blut ergoss sich über Thors Hand, als Thor das Schwert vollkommen, bis zum Griff, versenkte.

Doch zu Thors Verwunderung starb sie nicht. Die Bestie schien unverwundbar.

Ohne Unterbrechung wirbelte die Bestie herum und erwischte Thor so fest, dass er seine Rippen knacken fühlte. Thor flog quer über die Lichtung, krachte in einen Baum und fiel zu Boden. Als er so dalag, verspürte er heftige Kopfschmerzen.

Thor blickte auf, benommen und verwirrt; die Welt drehte sich. Die Bestie fasste nach unten und zog sich Thors Schwert aus dem Bauch. Das Schwert wirkte winzig in ihren Händen, wie ein Zahnstocher, und die Bestie holte aus und warf es; es flog durch die Bäume, brach unterwegs Zweige ab, und verschwand im Wald.

Sie wandte ihre volle Aufmerksamkeit Thor zu und bewegte sich langsam auf ihn zu.

Elden stand immer noch vor Angst erstarrt da. Doch als die Bestie auf Thor losging, sprang Elden plötzlich in Bewegung. Er griff die Bestie von hinten an und sprang ihr auf den Rücken. Dies bremste die Bestie gerade lange genug, dass Thor sich aufsetzen konnte; die Bestie warf wütend ihre Arme nach hinten und warf Elden ab. Er flog quer über die Lichtung, krachte in einen Baum und sackte am Boden zusammen.

Immer noch blutend und schwer keuchend machte sich die Bestie wieder über Thor her. Sie fauchte und legte ihre Stoßzähne frei, als sie sich näherte.

Thor hatte nicht mehr viele Möglichkeiten. Sein Schwert war fort, nichts stand mehr zwischen ihm und dem Monster. Das Monster fuhr auf ihn hinunter und Thor rollte sich in letzter Sekunde aus dem Weg. Das Monster traf den Baum an der Stelle, wo Thor gelegen hatte, mit einer solchen Kraft, dass es ihn entwurzelte.

Die Bestie hob ihren Fuß und trat nach Thors Kopf. Thor rollte sich ein weiteres Mal aus dem Weg; die Kreatur hinterließ einen Fußabdruck, wo Thors Kopf gelegen hatte.

Thor sprang auf die Beine, legte einen Stein in seine Schleuder, und schoss.

Er traf das Monster genau zwischen die Augen, ein härterer Treffer als alle, die er je geschossen hatte, und die Kreatur stolperte rückwärts. Thor war sich sicher, dass sie das getötet hatte.

Doch zu seinem Erstaunen hielt es die Bestie nicht auf.

Thor tat sein Bestes, seine Kräfte hervorzurufen, was auch immer es für Kräfte waren, die er besaß. Er stürmte auf die Bestie zu, sprang nach vorne, krachte in sie hinein, mit dem Ziel, sie umzuwerfen und mit übermenschlicher Stärke zu Boden zu bringen.

Doch zu Thors Schrecken traten seine Kräfte diesmal nicht ein. Er war nur ein gewöhnlicher Junge. Ein zerbrechlicher Junge, neben dieser massiven Bestie.

Die Bestie reichte einfach nach unten, packte Thor um die Mitte und hob ihn hoch über ihren Kopf hinauf. Thor fühlte sich so hilflos, wie er da hoch in den Lüften baumelte—und dann wurde er geworfen. Er flog wie ein Geschoss über die Lichtung und krachte wieder in einen Baum.

Thor lag benommen da, sein Kopf höllisch schmerzend, seine Rippen gebrochen. Die Bestie ging auf ihn los und er wusste, dieses Mal war es sein Ende. Sie hob ihren roten, muskelbepackten Fuß und machte sich bereit, ihn direkt auf Thors Kopf herunterkrachen zu lassen. Er machte sich bereit, zu sterben.

Dann, aus irgendeinem Grund, erstarrte die Bestie mitten in der Luft. Thor blinzelte und versuchte zu verstehen, warum.

Die Bestie fasste sich den Hals, und Tor bemerkte die Spitze eines Pfeils, die daraus hervortrat. Einen Augenblick später fiel das Ungeheuer tot zu Boden.

Erec kam gerannt, gefolgt von Reece und O’Connor. Thor sah, wie Erec auf ihn herunterblickte, fragte, ob er in Ordnung war, und mehr als alles andere wollte er ihm antworten. Doch er brachte kein Wort hervor. Einen Augenblick später schlossen sich seine Augen, und seine Welt wurde schwarz.

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Yaş sınırı:
16+
Litres'teki yayın tarihi:
10 ekim 2019
Hacim:
341 s. 3 illüstrasyon
ISBN:
9781939416728
İndirme biçimi:
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