Kitabı oku: «Queste der Helden», sayfa 14

Yazı tipi:

„Unsere Vermählung war von Geburt an arrangiert“, setzte Alton fort. „Wir sind von gleichem Alter, und von gleichem Rang. Pläne sind bereits im Laufen. Wage ja nicht, zu glauben, auch nicht für einen Augenblick, dass sich daran irgendetwas ändern wird.“

Thor war, als wäre ihm der Atem geraubt worden; er hatte nicht einmal die Kraft, zu antworten.

Alton kam einen Schritt näher und starrte auf ihn herab.

„Weißt du“, sagte er mit sanfter Stimme, „ich gestatte Gwen ihre Liebeleien. Davon hat sie viele. Immer wieder mal schließt sie einen aus dem Volk ins Herz, oder auch mal einen Diener. Sie gestattet ihnen, ihre Unterhaltung, ihr Amüsement zu sein. Du magst vielleicht zum Schluss gekommen sein, dass es mehr wäre als das. Doch für Gwen ist das alles. Du bist nur eine weitere Bekanntschaft, eine weitere Vergnügung. Sie sammelt sie, wie Puppen. Sie bedeuten ihr nichts. Sie ist ganz begeistert vom nächsten gewöhnlichen Typen, und nach einem oder zwei Tagen wird es ihr langweilig. Sie wird dich schnell fallenlassen. In Wirklichkeit bist du gar nichts für sie. Und bis zum Jahresende sind sie und ich vermählt. Für immer.“

Altons Augen wurden weit, zeigten seine wilde Entschlossenheit.

Thor spürte, wie bei seinen Worten sein Herz brach. War das die Wahrheit? War er wirklich gar nichts für Gwen? Jetzt war er verwirrt; er wusste kaum, was er glauben sollte. Sie hatte so aufrichtig gewirkt. Doch vielleicht hatte Thor nur einen voreiligen, falschen Schluss gezogen?

„Du lügst“, erwiderte Thor schließlich.

Alton rümpfte die Nase, hob dann einen einzelnen verwöhnten Finger hoch und drücke ihn in Thors Brust.

„Wenn ich dich je wieder in ihrer Nähe erblicke, werde ich meine Autorität nutzen und die königliche Wache holen. Sie werden dich in den Kerker werfen!“

„Mit welcher Begründung!?“, fragte Thor.

„Ich brauche keine Begründung. Ich habe hier einen Rang. Ich werde mir etwas ausdenken, und sie werden mir Glauben schenken. Wenn ich damit fertig bin, dich schlechtzumachen, wird das halbe Königreich glauben, dass du ein Verbrecher bist.“

Alton lächelte selbstzufrieden; Thor wurde schlecht.

„Dir fehlt es an Ehre“, sagte Thor, nicht begreifend, wie jemand mit so wenig Anstand handeln konnte.

Alton lachte, ein schriller Ton.

„Davon hatte ich nie viel“, sagte er. „Ehre ist für Narren. Ich habe, was ich will. Du kannst dir deine Ehre behalten. Und ich behalte Gwendolyn.“

KAPITEL ZWANZIG

Thor verließ gemeinsam mit Reece Königshof durch das gewölbte Tor, und sie betraten die Landstraße, die zurück zur Legionskaserne führte. Die Wachen standen für sie stramm, als sie vorbeikamen, und Thor hatte ein starkes Gefühl, dazuzugehören—als wäre er nicht mehr so ein Außenseiter. Er dachte daran zurück, wie es nur vor ein paar Tagen noch war, als ein Wachmann ihn von hier davongejagt hatte. Wie viel sich doch geändert hatte, und so schnell.

Thor hörte ein Kreischen und blickte hoch, wo er in den Lüften Estopheles sah, die kreisend hinunterblickte. Sie ging in den Sturzflug und Thor hielt aufgeregt seinen Arm aus, auf dem er immer noch den Metallhandschuh trug. Doch sie stieg wieder hoch und flog davon, höher und höher, doch niemals völlig außer Sichtweite. Thor bewunderte sie. Sie war eine geheimnisvolle Kreatur, und er fühlte eine intensive Verbundenheit mit ihr, die schwer zu beschreiben war.

Thor und Reece gingen schweigend weiter, mit schnellen Schritten auf die Kaserne zu. Thor wusste, dass seine Kameraden ihn erwarten würden, und fragte sich, welche Art von Empfang ihn erwartete. Würde es Neid geben, Eifersucht? Würden sie verärgert sein, dass er all diese Aufmerksamkeit bekam? Würden sie sich über ihn lustig machen, weil er über den Canyon zurückgetragen werden musste? Oder würden sie ihn endlich akzeptieren?

Thor hoffte auf das Letztere. Er war es leid, gegen den Rest der Legion ankämpfen zu müssen, und er wollte nur, mehr als alles andere, dazugehören. Als einer von ihnen akzeptiert werden.

Die Kaserne kam in der Ferne in Sicht, und Thors Gedanken wurden langsam von etwas anderem erfüllt.

Gwendolyn.

Thor wusste nicht, wie viel er mit Reece darüber sprechen konnte, da es immerhin um seine Schwester ging. Doch er bekam sie nicht aus dem Kopf. Er konnte nicht aufhören, an seine Begegnung mit diesem bedrohlichen Adeligen Alton zu denken, und fragte sich, wie viel von dem, was er gesagt hatte, wahr war. Ein Teil von ihm fürchtete sich davor, es mit Reece zu besprechen; er wollte nicht riskieren, ihn irgendwie zu verärgern und seinen neuen Freund wegen seiner Schwester zu verlieren. Doch ein anderer Teil von ihm musste einfach wissen, was er dachte.

„Wer ist Alton?“, fragte Thor schließlich zögernd.

„Alton?“, wiederholte Reece. „Warum erkundigst du dich nach ihm?“

Thor zuckte mit den Schultern, unsicher, wie viel er sagen sollte.

Zum Glück fuhr Reece fort.

„Er ist nichts anderes als ein geringeres Mitglied der königlichen Familie, der gern bedrohlich tut. Dritter Cousin zum König. Wieso? Ist er dir wegen irgendetwas nahegetreten?“ Dann verengte Reece die Augen. „Gwen? Geht es darum? Ich hätte dich warnen sollen.“

Thor blickte Reece an; er wollte mehr erfahren.

„Was meinst du?“

„Er ist ein Flegel. Er ist hinter meiner Schwester her, seit er laufen kann. Er ist sich sicher, dass die beiden vermählt werden. Meine Mutter scheint der gleichen Ansicht zu sein.“

„Und werden sie?“, fragte Thor, überrascht von der Dringlichkeit in seiner eigenen Stimme.

Reece sah ihn an und lächelte.

„Na, na, du hast dich ganz schön in sie verguckt, nicht wahr?“ Er schmunzelte. „Das ging schnell.“

Thor wurde rot; er hatte gehofft, dass es nicht so offensichtlich war.

„Ob sie das tun werden oder nicht, würde davon abhängen, welche Gefühle meine Schwester für ihn hat“, antwortete Reece schließlich. „Außer, sie zwingen sie, zu heiraten. Aber ich bezweifle, dass mein Vater das tun würde.“

„Und was sind ihre Gefühle für ihn?“, drängte Thor, der befürchtete, dass er zu neugierig war—aber er musste es wissen.

Reece zuckte mit den Schultern. „Da musst du sie selber fragen, schätze ich. Darüber rede ich mit ihr nie.“

„Aber würde dein Vater sie zur Heirat zwingen?“, drängte Thor. „Könnte er so etwas wirklich tun?“

„Mein Vater kann tun, was er will. Aber das ist eine Sache zwischen ihm und Gwen.“

Reece sah Thor an.

„Warum all diese Fragen? Worüber habt ihr gesprochen?“

Thor wurde rot, unsicher, was er sagen sollte.

„Nichts“, sagte er schließlich.

„Nichts!“ Reece lachte. „Klingt mir nach einem ganzen Haufen Nichts!“

Reece lachte stärker, und Thor war es peinlich; er fragte sich, ob er sich nicht nur einbildete, dass Gwen ihn gern hatte. Reece streckte die Hand aus und legte sie ihm fest auf die Schulter.

„Hör zu, alter Knabe“, sagte Reece, „das einzige, was du über Gwen mit Sicherheit wissen kannst, ist, dass sie weiß, was sie will. Und sie bekommt, was sie will. Das war schon immer so. Sie hat einen ebenso starken Willen wie mein Vater. Niemand kann sie dazu zwingen, irgendetwas zu tun—oder irgendjemanden gern zu haben—wenn sie das nicht will. Also mach dir keine Sorgen. Wenn sie dich wählt, glaub mir, dann wird sie es dich wissen lassen. In Ordnung?“

Thor nickte; wie immer fühlte er sich nach dem Gespräch mit Reece besser.

Er blickte auf und sah die riesigen Tore zu der Legionskaserne vor ihm aufragen. Er war überrascht, mehrere der anderen Jungen am Tor stehen zu sehen, als ob sie auf sie warten würden, und noch mehr überrascht, als er sah, dass sie freudig grinsten und ihm bei seinem Anblick zujubelten. Sie rannten vor, packten Thor an den Schultern, legten die Arme um ihn und zogen ihn hinein. Thor war begeistert, als er von den anderen in einer wohlgesinnten Umarmung hineinbugsiert wurde.

„Erzähl uns vom Canyon. Wie ist es auf der anderen Seite?“, fragte einer.

„Wie war die Kreatur? Die, die du getötet hast?“, fragte ein anderer.

„Ich habe sie nicht getötet“, protestierte Thor. „Das war Erec.“

„Ich habe gehört, dass du Elden das Leben gerettet hast“, sagte einer.

„Ich habe gehört, dass du die Kreatur direkt angegriffen hast. Ohne echte Waffen.“

„Du gehörst jetzt zu uns!“, schrie einer heraus, und die anderen Jungs jubelten, schoben ihn vor sich her, als wäre er ihr lange verlorener Bruder.

Thor konnte es kaum glauben. Je mehr er ihre Worte hörte, umso mehr glaubte er ihnen, dass sie vielleicht recht haben könnten. Vielleicht hatte er wirklich etwas sehr Tapferes getan. Er hatte nie wirklich darüber nachgedacht. Zum ersten Mal seit langem fing er an, sich mit sich zufrieden zu fühlen. Großteils deshalb, weil er jetzt endlich das Gefühl hatte, dass er zu diesen Jungs dazugehörte. Er fühlte, wie sich eine Anspannung aus seinen Schultern löste.

Thor wurde zum großen Trainingsplatz geführt, und vor ihm standen dutzende weitere Legionäre, zusammen mit dutzenden der Silbernen. Auch sie jubelten ihm zu, als sie ihn erblickten. Sie alle traten vor und klopften ihm auf den Rücken.

Kolk trat vor und die anderen wurden still. Thor machte sich auf etwas gefasst, da Kolk nie etwas anderes als Verachtung für Thor gezeigt hatte. Doch jetzt stellte Thor überrascht fest, dass er ihn mit einem anderen Ausdruck anblickte. Wenn er sich auch immer noch nicht zu einem Lächeln zwingen konnte, so war sein Ausdruck zumindest auch nicht mehr finster. Und Thor hätte schwören können, dass er in seinen Augen so etwas wie Bewunderung hätte sehen können.

Kolk trat vor, hielt eine kleine Anstecknadel in Form eines schwarzen Falken hoch, und steckte sie Thor an die Brust.

Die Nadel der Legion. Thor war aufgenommen worden. Endlich war er einer von ihnen.

„Thorgrin aus der Südprovinz des Westlichen Königreichs“, sagte Kolk gewichtig. „Wir heißen dich in der Legion willkommen.“

Die Jungen stießen einen Jubelruf aus, dann stürzten sich alle auf ihn, legten ihre Arme um Thor und wiegten ihn mal hierhin, mal dahin.

Thor konnte es gar nicht alles erfassen. Er wollte es auch gar nicht. Er wollte einfach nur diesen Moment genießen. Jetzt, endlich, gab es einen Ort, wo er hingehörte.

Kolk drehte sich zu den anderen Jungen.

„In Ordnung, Jungs, beruhigt euch wieder“, befahl er. „Heute ist ein besonderer Tag. Keine Heugabeln und Politur und Pferdemist mehr für euch. Jetzt ist es an der Zeit, richtig zu trainieren. Heute ist Waffentag.“

Die Jungen antworteten mit einem aufgeregten Schrei und folgten Kolk auf seinem Weg zum Trainingsplatz, hin zu einem riesigen runden Gebäude aus Eichenholz mit glänzenden Türen aus Bronze. Thor ging mit der Gruppe hinüber; eine aufgeregte Spannung lag in der Luft. Reece war an seiner Seite und O’Connor gesellte sich zu ihnen.

„Hätte nie gedacht, dass ich dich lebend wiedersehe“, sagte O’Connor, lächelte und klatschte ihm die Hand auf die Schulter. „Nächstes Mal lass mich erst wach werden, ja?“

Thor grinste zurück.

„Was ist das für ein Gebäude?“, fragte Thor Reece, als sie näher kamen. Riesige Eisennieten bedeckten die Tür, und der Ort hatte eine beeindruckende Ausstrahlung.

„Das Waffenlager“, antwortete Reece. „Hier werden alle unsere Waffen aufbewahrt. Hier und da mal lassen sie uns einen Blick auf sie werfen, manchmal sogar mit ihnen trainieren. Je nachdem, welche Lektion sie uns gerade erteilen wollen.“

Thors Magen zog sich zusammen, als er Elden bemerkte, der zu ihnen herüberkam. Thor machte sich auf eine Drohung gefasst—aber dieses Mal, zu Thors Erstaunen, hatte Elden einen Ausdruck von Wertschätzung auf dem Gesicht.

„Ich muss dir danken“, sagte er, kleinlaut zu Boden blickend. „Dafür, dass du mein Leben gerettet hast.“

Thor war überrumpelt: das hätte er von ihm nie erwartet.

„Ich habe mich in dir getäuscht“, fügte Elden hinzu. „Freunde?“, fragte er.

Er streckte die Hand aus.

Thor war nicht von der nachtragenden Sorte; er streckte freudig die Hand aus und packte seine.

„Freunde“, sagte Thor.

„Mit diesem Wort gehe ich nicht leichtfertig um“, sagte Elden. „Ich werde immer auf deinen Rücken aufpassen. Und ich schulde dir was.“

Mit diesen Worten huschte er davon und verschwand wieder in der Menge.

Thor wusste kaum, was er davon halten sollte. Er war verblüfft, wie schnell sich die Dinge gewandelt hatten.

„Schätze, er ist kein völliger Fiesling“, sagte O’Connor. „Vielleicht ist er ja doch ganz in Ordnung.“

Sie erreichten das Waffenlager, die enormen Türen schwangen auf, und Thor trat ehrfürchtig hinein. Er ging langsam herum, mit ausgestrecktem Hals, schritt den Ort in einem großen Kreis ab, alles in sich aufnehmend. Hunderte von Waffen—Waffen, die er nicht einmal erkannte—hingen an den Wänden. Die anderen Jungen eilten in aufgeregter Hast hinein, rannten auf die Waffen zu, nahmen sie hoch, fühlten sie, untersuchten sie. Thor machte es ihnen nach und fühlte sich wie ein Kind im Süßwarenladen.

Er eilte hinüber zu einer langen Hellebarde, hob den Holzstiel mit beiden Händen hoch und fühlte ihr Gewicht. Sie war wuchtig, gut geölt. Die Klinge war abgenutzt und eingekerbt, und er fragte sich, ob sie viele Männer im Kampf getötet hatte.

Er setzte sie ab und nahm einen stachelbewehrten Dreschflegel in die Hand, eine beschlagene Metallkugel, die mit einer langen Kette an einem Kurzstab befestigt war. Er hielt den beschlagenen Holzstab fest und fühlte die Metallspitzen am Ende der Kette baumeln. Neben ihm spielte Reece sich mit einer Streitaxt, und O’Connor prüfte das Gewicht eines langen Spießes, indem er ihn durch die Luft in einen imaginären Gegner stieß.

„Hört alle her“, schrie Kolk, und sie alle drehten sich ihm zu.

„Heute lernen wir, wie man Gegner aus der Ferne bekämpft. Kann mir hier jemand sagen, welche Waffen man dazu verwenden kann? Was kann einen Mann aus dreißig Schritt Entfernung töten?“

„Pfeil und Bogen“, schrie jemand.

„Jawohl“, antwortete Kolk. „Was noch?“

„Einen Speer!“, rief jemand.

„Was sonst? Es gibt noch mehr Möglichkeiten. Lasst sie hören.“

„Eine Steinschleuder“, fügte Thor dazu.

„Was noch?“

Thor zermarterte sich das Gehirn, aber ihm fiel nichts mehr ein.

„Wurfmesser“, rief Reece.

„Was noch?“

Die anderen Jungen zögerten. Keiner hatte mehr Ideen.

„Es gibt Wurfhämmer“, schrie Kolk, „und Wurfäxte. Es gibt die Armbrust. Spieße können geworfen werden. Aber auch Schwerter.“

Kolk schritt durch den Raum, überflog die Gesichter der Jungen, die vor Aufmerksamkeit gebannt dastanden.

„Das ist noch nicht alles. Ein einfacher Steinbrocken vom Boden kann euer bester Freund werden. Ich habe einen Mann gesehen, groß wie ein Bulle, ein Kriegsheld, der vom Fleck weg mit einem geworfenen Stein von einem geschickteren Soldaten getötet wurde. Soldaten verstehen auch oft nicht, dass Rüstungsteile ebenso als Waffen verwendet werden können. Ein Handschuh kann abgenommen und dem Feind ins Gesicht geworfen werden. Das kann ihn aus mehreren Fuß Entfernung aus der Fassung bringen. In dem Moment kann man ihn töten. Auch ein Schild kann geworfen werden.“

Kolk holte Atem.

„Es ist lebenswichtig, dass, wenn ihr zu kämpfen lernt, ihr nicht nur lernt, im Abstand zwischen euch und eurem Gegner zu kämpfen. Ihr müsst euren Kampf in weit größere Entfernung ausdehnen können. Die meisten Leute kämpfen mit drei Schritten. Ein guter Krieger kämpft mit dreißig. Verstanden?“

„Jawohl, Kommandant!“, ertönte ein Chor von Rufen.

„Gut. Heute werden wir eure Wurfkünste schärfen. Sucht den Raum ab und schnappt euch alle Wurfgegenstände, die ihr seht. Schnappt euch jeder einen und tretet in dreißig Sekunden draußen an. Bewegung!“

Im Raum brach ein Gerangel, aus und Thor rannte zur Wand auf der Suche nach etwas, dass er sich schnappen konnte. Er wurde von anderen aufgeregten Jungen in alle Richtungen gerempelt und geschubst, bis er endlich sah, was er wollte, und es schnappte. Es war eine kleine Wurfaxt. O’Connor schnappte sich einen Dolch, Reece ein Schwert, und die drei rannten nach draußen, in das Feld mit den anderen Jungen.

Sie folgen Kolk ans andere Ende des Feldes, wo ein Dutzend Schilde auf Pfosten aufgestellt waren.

Alle Jungen, mit ihren Waffen ihn der Hand, versammelt sich erwartungsvoll um Kolk.

„Ihr werdet euch hier aufstellen“, dröhnte er hinaus und zeigte auf eine Linie am Boden, „und auf diese Schilde zielen, wenn ihr eure Waffen werft. Dann werdet ihr zu den Schilden rennen, eine andere Waffe ziehen, und mit dieser weiterüben. Wählt nie die gleiche Waffe zweimal. Zielt immer auf den Schild. Wer einen Schild verfehlt, muss eine Runde um das Feld laufen. Los!“

Die Jungen stellten sich in Reihe auf, Schulter an Schulter, hinter der Linie am Boden, und begannen, ihre Waffen auf die Schilde zu werfen, die gut dreißig Schritt entfernt standen. Thor stellte sich in die Reihe. Der Junge neben ihm holte aus und warf seinen Speer—haarscharf am Ziel vorbei.

Der Junge drehte sich herum und begann seinen Lauf um die Arena. Einer von des Königs Mannen gesellte sich zu ihm und legte den schweren Mantel einer Kettenrüstung über seine Schultern, der ihn niederdrückte.

„Renn damit, Junge!“, befahl er.

Der Junge, niedergedrückt, jetzt schon schwitzend, lief in der Hitze weiter.

Thor wollte sein Ziel nicht verfehlen. Er lehnte sich zurück, konzentrierte sich, hob seine Wurfaxt nach hinten und warf. Er schloss die Augen und hoffte, sie würde ihr Ziel treffen, und war erleichtert, als er hörte, wie sie sich in den ledernen Schild eingrub. Er hatte es nur knapp geschafft, eine untere Ecke erwischt, aber immerhin hatte er ihn erwischt. Rund um ihn herum schossen einige der Jungen vorbei und brachen zu ihrer Runde auf. Die wenigen, die trafen, liefen auf die Schilde zu, um sich eine neue Waffe zu holen.

Thor erreichte die Schilde und fand einen langen, schmalen Wurfdolch, den er herauszog und zur Wurflinie zurücklief.

Sie warfen stundenlang weiter, bis Thors Arm ihn fast umbrachte und er selbst eine Runde zuviel gelaufen war. Er war schweißtriefend, genau wie die anderen um ihn. Es war eine interessante Übung, alle Arten von Waffen zu werfen, sich an das Gefühl und das Gewicht von allen möglichen unterschiedlichen Stielen und Klingen zu gewöhnen. Thor spürte, wie er besser wurde, mehr daran gewöhnt, mit jedem Versuch. Dennoch war die Hitze niederdrückend, und er wurde langsam müde. Nur noch ein Dutzend Jungen standen noch vor den Schildern; die meisten von ihnen waren dabei, Runden zu laufen. Es war einfach zu schwer, so oft zu treffen, mit so vielen unterschiedlichen Waffen, und die Runden und die Hitze machten Genauigkeit noch schwerer. Thor keuchte und wusste nicht, wie viel länger er noch durchhalten würde. Gerade, als er das Gefühl hatte, bald zusammenzuklappen, trat Kolk plötzlich vor.

„Genug!“, schrie er.

Die Jungen kamen von ihren Runden zurück und krachten ins Gras. Dort lagen sie, keuchend, schwer atmend, die schweren Kettenmäntel ablegend, die um sie gelegt worden waren. Auch Thor setzte sich im Gras nieder, mit einem erschöpften Arm und triefend vor Schweiß. Einige von des Königs Mannen brachten Eimer, die sie im Gras absetzten. Reece holte sich einen, trank daraus und reichte ihn dann O’Connor, der trank und ihn an Thor weitergab. Thor trank und trank, und Wasser tropfte von seinem Kinn auf seine Brust. Das Wasser fühlte sich wunderbar an. Er atmete schwer, als er ihn an Reece zurückreichte.

„Wie lang kann das so weitergehen?“, fragte er.

Reece schüttelte keuchend den Kopf. „Ich weiß es nicht.“

„Ich schwöre, die wollen uns umbringen“, kam eine Stimme. Thor blickte sich um und sah Elden, der sich zu ihnen herübergesetzt hatte. Thor war überrascht, ihn hier zu sehen, und ihm wurde klar, dass Elden wirklich sein Freund sein wollte. Es war seltsam, einen solchen Sinneswandel zu sehen.

„Jungs!“, rief Kolk, der langsam zwischen ihnen hindurchmarschierte. „Immer mehr von euch verfehlen so spät am Tag ihr Ziel. Wie ihr sehen könnt, ist es schwieriger, genau zu sein, wenn ihr müde seid. Darum geht es hier. In einer Schlacht werdet ihr nicht ausgeruht sein. Ihr werdet erschöpft sein. Manche Schlachten können Tage andauern. Besonders, wenn ihr eine Burg angreift. Und gerade dann, wenn ihr am müdesten seid, müsst ihr eure genauesten Würfe setzen. Oft werdet ihr gezwungen sein, jede Waffe zu verwenden, die ihr gerade zur Verfügung habt. Ihr müsst mit jeder Waffe ein Experte werden, und mit jedem Erschöpfungszustand. Ist das klar?“

„JAWOHL, KOMMANDANT!“, riefen sie zurück.

„Manche von euch können ein Messer werfen, oder einen Speer. Doch die gleiche Person verfehlt mit einem Hammer oder einer Axt. Denkt ihr, ihr könnt überleben, wenn ihr nur eine Waffe werfen könnt?“

„NEIN, KOMMANDANT!“

„Denkt ihr, das ist alles nur ein Spiel?“

„NEIN, KOMMANDANT!“

Kolk verzog das Gesicht, als er umher schritt, und versetzte Jungen einen Tritt in den Rücken, wenn er meinte, dass sie nicht aufrecht genug dasaßen.

„Ihr habt euch lange genug ausgeruht“, sagte er. „Zurück auf die Beine!“

Thor raffte sich mit den anderen zusammen auf die Füße; seine Beine waren müde, und er war nicht sicher, wie viel mehr davon er aushalten würde.

„Es gibt im Fernkampf zwei Seiten“, fuhr Kolk fort. „Ihr könnt werfen—aber euer Feind kann das auch. Er mag vielleicht in dreißig Schritt Entfernung nicht in Sicherheit sein—aber das seid ihr vielleicht auch nicht. Ihr müsst auch lernen, wie ihr euch in dreißig Schritt Entfernung verteidigen könnt. Ist das klar?“

„JAWOHL, KOMMANDANT!“

„Um euch vor einem Wurfgegenstand zu verteidigen, müsst ihr nicht nur achtsam und schnellen Schrittes sein, euch ducken, rollen oder ausweichen können—ihr müsst auch gut darin sein, euch mit einem großen Schild zu schützen.“

Kolk gab ein Zeichen, und ein Soldat brachte einen riesigen, schweren Schild herüber. Thor war beeindruckt: er war fast zweimal so groß wie er selbst.

„Habe ich einen Freiwilligen?“, fragte Kolk.

Die Gruppe von Jungen war still, zögerlich, und ohne nachzudenken hob Thor, vom Moment mitgerissen, seine Hand.

Kolk nickte, und Thor eilte nach vorne.

„Gut“, sagte Kolk. „Zumindest einer von euch ist dämlich genug, sich freiwillig zu melden. Ich mag deinen Schneid, Junge. Eine dumme Entscheidung. Aber gut.“

Thor fragte sich langsam, ob er eine schlechte Entscheidung getroffen hatte, als Kolk ihm den riesigen Metallschild überreichte. Er schnallte ihn an einen Arm, und konnte nicht glauben, wie schwer er war. Er war kaum in der Lage, ihn hochzuheben.

„Thor, deine Aufgabe ist es, von dieser Seite des Feldes auf die andere zu laufen. Unversehrt. Siehst du die fünfzig Jungen, die dir hier gegenüber stehen?“, sagte Kolk zu Thor. „Sie alle werden mit Waffen auf dich werfen. Echten Waffen. Verstehst du das? Wenn du deinen Schild nicht benutzt, um dich zu schützen, kannst du sterben, bevor du es auf die andere Seite schaffst.“

Thor starrte ungläubig zurück. Die Jungen wurden ganz still.

„Dies ist kein Spiel“, fuhr Kolk fort. „Das hier ist sehr ernst. Kampf ist eine ernste Sache. Es geht um Leben und Tod. Bist du sicher, dass du immer noch Freiwilligendienst machen willst?“

Thor nickte, zu erstarrt vor Schreck, um etwas anderes zu sagen. Er konnte wohl kaum jetzt noch seine Meinung ändern, nicht vor all den anderen.

„Gut.“

Kolk gab einem Helfer ein Zeichen, der vortrat und in ein Horn blies.

„Lauf!“, schrie Kolk.

Thor hievte den schweren Schild mit beiden Händen hoch, packte ihn mit allem, was er hatte. Währenddessen fühlte er einen schallenden Rums, so heftig, dass sein Schädel dröhnte. Es musste ein Hammer aus Metall gewesen sein. Er hatte nicht den Schild durchstoßen, aber er hatte eine heftige Erschütterung durch seinen ganzen Körper geschickt. Er ließ den Schild beinahe fallen, doch zwang sich, ihn zu packen und sich weiterzubewegen.

Thor begann, zu rennen, vorwärts zu stolpern, so schnell es ihm der Schild erlaubte. Als Waffen und Geschosse an ihm vorbeisegelten, zwang er sich, sich so gut es ging hinter den Schild zu kauern. Der Schild war sein Rettungsring. Und während er lief, lernte er, innerhalb seines Schutzkreises zu bleiben.

Ein Pfeil flog an ihm vorbei, verfehlte ihn nur um einen Fingerbreit, und er zog sein Kinn stärker ein. Ein weiterer schwerer Gegenstand krachte gegen den Schild, traf so kräftig, dass er mehrere Fuß zurückstolperte und auf den Boden fiel. Doch Thor kam wieder auf die Beine und setzte seinen Lauf fort. Mit übermäßiger Anstrengung, nach Luft schnappend, kam er endlich am anderen Ende an.

„Einhalten!“, schrie Kolk.

Thor ließ den Schild fallen, schweißgebadet. Er war mehr als dankbar dafür, dass er die andere Seite erreicht hatte: er wusste nicht, ob er diesen Schild noch einen Augenblick länger hätte halten können.

Thor eilte zurück zu den anderen; viele von ihnen warfen ihm bewundernde Blicke zu. Er wunderte sich, dass er überlebt hatte.

„Gut gemacht“, flüsterte Reece ihm zu.

„Sonst noch Freiwillige?“, rief Kolk aus.

Eine Totenstille legte sich über die Jungen. Nachdem sie Thor zugesehen hatten, wollte niemand anderer es versuchen.

Thor fühlte sich stolz. Er war nicht sicher, ob er sich gemeldet hätte, wenn er gewusst hätte, was alles dazugehörte, aber jetzt, da es vorbei war, war er froh, es getan zu haben.

„Auch gut. Dann werde ich euch freiwillig melden“, schrie Kolk. „Du! Saden!“, rief er aus und deutete auf jemanden.

Ein älterer, schmaler Junge trat vor, Entsetzen in seinem Gesicht.

„Ich?“, sagte Saden mit krächzender Stimme.

Die anderen Jungen lachten ihn aus.

„Natürlich du. Wer sonst?“, sagte Kolk.

„Es tut mir leid, Hauptmann, aber ich möchte das lieber nicht tun.“

Ein erschrockenes Raunen zog sich durch die Legion.

Kolk trat vor, auf ihn zu, und verzog das Gesicht.

„Du tust hier nicht, was du möchtest“, knurrte Kolk. „Du tust, was ich dir sage.“

Saden stand erstarrt da und sah aus, als hätte er Todesangst.

„Er sollte nicht hier sein“, flüsterte Reece zu Thor.

Thor drehte sich zu ihm um. „Was meinst du?“

„Er kommt aus einer Adelsfamilie, und sie haben ihn hier hereingesetzt. Aber er will nicht hier sein. Er ist kein Kämpfer. Kolk weiß das. Ich glaube, sie versuchen, ihn kleinzukriegen. Ich glaube, sie wollen, dass er geht.“

„Es tut mir leid, Kommandant, aber ich kann nicht“, sagte Saden. Er klang grauenvoll.

„Du kannst“, schrie Kolk, „und du wirst!“

Es gab ein starres, angespanntes Kräftemessen.

Saden blickte hinunter, sein Kinn beschämt zu Boden hängend.

„Es tut mir leid, Kommandant. Gebt mir irgendeine andere Aufgabe, und ich werde sie mit Freude erfüllen.“

Kolk wurde rot im Gesicht, stürmte auf ihn zu, bis er nur wenige Fingerbreit von seinem Gesicht entfernt war.

„Ich werde dir eine andere Aufgabe geben, Junge. Mir ist egal, wer deine Familie ist. Von jetzt an wirst du rennen. Du wirst um dieses Feld herum rennen, bis du zusammenbrichst. Und du wirst nicht wiederkommen, bis du dich meldest, diesen Schild aufzunehmen. Hast du mich verstanden?“

Saden sah aus, als würde er jeden Moment in Tränen ausbrechen, als er zur Antwort nickte.

Ein Soldat kam heran, legte einen Kettenmantel über Saden, und dann legte ein weiterer Soldat einen zweiten Kettenmantel über ihn. Thor konnte nicht verstehen, wie er das Gewicht überhaupt tragen konnte. Er hatte kaum mit einem davon laufen können.

Kolk lehnte sich zurück und trat Saden kräftig in den Hintern, und der stolperte vorwärts und begann seinen langen, langsamen Lauf um das Feld. Er tat Thor leid. Als er ihm zusah, wie er voran stolperte, musste er sich fragen, ob der Junge die Legion überleben würde.

Plötzlich erklang ein Horn, und Thor sah eine Kompanie des Königs Mannen auf Pferden heranreiten, ein Dutzend der Silbernen mit ihnen, die Langspeere hielten und gefiederte Helme trugen. Sie ritten heran und hielten vor der Legion an.

„Zu Ehren des Hochzeitstages der Tochter des Königs, und zu Ehren der Sommersonnenwende, hat der König den restlichen Tag zum Jagdtag ausgerufen!“

Alle Jungen um Thor herum brachen in schallenden Jubel aus. Alle zusammen liefen los und hinter den Pferden her, die umkehrten und über das Feld stürmten.

„Was ist los?“, fragte Thor Reece, während sie mit den anderen mitliefen.

Reece hatte ein riesiges Lächeln auf dem Gesicht.

„Ein Geschenk des Himmels!“, sagte er. „Wir haben den Rest des Tages frei! Wir dürfen jagen!“

Metin, ses formatı mevcut
Yaş sınırı:
16+
Litres'teki yayın tarihi:
10 ekim 2019
Hacim:
341 s. 3 illüstrasyon
ISBN:
9781939416728
İndirme biçimi:
Metin
Ortalama puan 5, 1 oylamaya göre
Metin
Ortalama puan 4,8, 6 oylamaya göre
Metin
Ortalama puan 4,8, 5 oylamaya göre
Metin
Ortalama puan 5, 1 oylamaya göre
Metin
Ortalama puan 5, 2 oylamaya göre
Metin
Ortalama puan 0, 0 oylamaya göre
Metin
Ortalama puan 0, 0 oylamaya göre
Metin
Ortalama puan 0, 0 oylamaya göre
Metin
Ortalama puan 0, 0 oylamaya göre
Metin
Ortalama puan 0, 0 oylamaya göre