Kitabı oku: «Queste der Helden», sayfa 9
Thor wusste kaum, was er sagen sollte; er fiel neben dem Rotschopf ein, dem er dankbar war.
„Danke“, sagte Thor.
Der Rotschopf lächelte ihn an.
„O’Connor der Name. Ich würde dir die Hand schütteln, aber sie würden mir eine knallen, wenn wir das täten. Also betrachte das hier als unsichtbaren Handschlag.“
Er grinste breiter, und Thor mochte ihn auf der Stelle.
„Vergiss die“, fügte er hinzu. „Sie haben bloß Angst. Wie wir alle. Niemand hier weiß so genau, auf was wir uns eingelassen haben.“
Bald erreichte die Gruppe das Ende des Feldes und Thor sah sechs Pferde, die herumtänzelten.
„Nehmt sie an den Zügeln!“, befahl Kolk. „Haltet sie still und führt sie in der Arena herum, bis sie sich fügen. Los!“
Thor trat vor und wollte die Zügel eines der Pferde greifen, da wich das Pferd zurück und stellte sich auf die Hinterhufe; fast hätte es ihn dabei getreten. Erschrocken stolperte Thor rückwärts, und die anderen in der Gruppe lachten ihn aus. Kolk versetzte ihm einen harten Schlag auf den Hinterkopf, und ihm war danach, sich umzudrehen und zurückzuschlagen.
„Du bist jetzt bei der Legion. Du weichst nicht zurück. Vor niemandem. Nicht Mann, nicht Tier. Jetzt greif dir diese Zügel!“
Thor gab sich einen Ruck, trat vor und packte die Zügel des aufgebäumten Pferdes. Er schaffte es, nicht loszulassen, während das Pferd zog und zerrte, und er führte es langsam um das weite Feld herum, in einer Reihe mit den anderen. Sein Pferd zerrte an ihm, leistete Widerstand, doch Thor zerrte zurück und gab nicht so leicht auf.
„Es wird mit der Zeit leichter, sagt man.“
Thor blickte sich um und sah O’Connor zu ihm aufholen und grinsen. „Sie wollen uns kleinkriegen, weißt du?“
Auf einmal blieb Thors Pferd stehen. Egal, wie sehr er an den Zügeln zerrte, es regte sich nicht vom Fleck. Dann stieg Thor ein furchtbarer Gestank in die Nase; aus dem Pferd kam mehr Mist hervor, als er je für möglich gehalten hatte. Es schien kein Ende zu nehmen.
Thor fühlte, wie ihm eine kleine Schaufel in die Hand gedrückt wurde, und sah Kolk neben sich, der zu ihm hinunterlächelte.
„Mach es sauber!“, polterte er.
KAPITEL ZWÖLF
Gareth stand im Gedränge des Marktplatzes, trotz der Mittagssonne in einen Umhang gehüllt, unter dem er schwitzte; er versuchte, unerkannt zu bleiben. Er bemühte sich sonst, diesen Teil von Königshof zu meiden, diese übervölkerten Gassen, die nach Menschen, dem gemeinen Volk, stanken. Um ihn herum handelten Leute, feilschten, versuchten, einander zu übervorteilen. Gareth stand an einem Marktstand an der Ecke, gab vor, am Obst des Händlers interessiert zu sein, und hielt sich bedeckt. Nur wenige Fuß entfernt stand Firth am Ende einer dunklen Gasse und tat, wofür sie hier hergekommen waren.
Gareth stand in Hörweite der Unterhaltung, mit dem Rücken zu ihnen, sodass er nicht gesehen werden konnte. Firth hatte ihm von einem Mann erzählt; einem Söldner, der ihm eine Phiole mit Gift verkaufen würde. Gareth wollte etwas Starkes, etwas, das mit Sicherheit seinen Zweck tun würde. Er konnte kein Risiko eingehen. Immerhin stand sein eigenes Leben auf dem Spiel.
Es war kaum etwas, worum er den örtlichen Apotheker bitten konnte. Er hatte Firth auf die Sache angesetzt, der die Fühler auf dem Schwarzmarkt ausgestreckt und ihm Bericht erstattet hatte. Nach vielen Hinweisen hatte Firth sie zu diesem ungepflegten Typen geführt, mit dem er nun verstohlen am Ende der Gasse sprach. Gareth hatte darauf bestanden, bei der endgültigen Übergabe dabei zu sein, um sicherzustellen, dass alles glatt lief—dass er nicht beschwindelt wurde und einen wirkungslosen Trank erhielt. Das traute er Firth nicht mit völliger Sicherheit zu. Manche Angelegenheiten musste man selbst in die Hand nehmen.
Sie hatten eine halbe Stunde auf diesen Mann gewartet, während derer Gareth am geschäftigen Markt umhergerempelt wurde und betete, nicht erkannt zu werden. Selbst wenn, dachte er sich, solange er mit dem Rücken zur Gasse stand, konnte er einfach davongehen, falls jemand wusste, wer er war, und niemand würde einen Zusammenhang herstellen können.
„Wo ist die Phiole?“, fragte Firth nur wenige Fuß entfernt den Unhold.
Gareth drehte sich ein klein wenig herum, fast unmerklich, und lugte aus der Ecke seines Umhanges hervor. Firth gegenüber stand ein bösartig aussehender Mann, ungepflegt, zu dürr, mit eingesunkenen Wangen und riesigen schwarzen Augen. Er hatte etwas von einer Ratte an sich. Er starrte Firth an, ohne zu blinzeln.
„Wo ist das Geld?“, erwiderte er.
Gareth konnte nur hoffe, dass Firth die Sache in der Hand hatte: er fand üblicherweise immer einen Weg, die Dinge zu vermasseln.
„Du sollst dein Geld bekommen, sobald du mir die Phiole gibst“, blieb Firth standhaft.
Gut, dachte Gareth beeindruckt.
Für einen Augenblick herrschte eine schwere Stille, dann:
„Gib mir die Hälfte des Geldes gleich, und ich werde dir sagen, wo die Phiole ist.“
„Wo sie ist?“, wiederholte Firth, und seine Stimme erhob sich überrascht. „Du sagtest, ich würde sie bekommen.“
„Ich sagte, du wirst sie bekommen, ja. Ich habe nicht gesagt, dass ich sie mitbringe. Hältst du mich für dumm? Spione sind überall. Ich weiß nicht, was du vorhast—aber ich nehme an, es ist nichts Belangloses. Warum sollte man sonst eine Phiole mit Gift kaufen?“
Firth hielt inne und Gareth wusste, dass er überrumpelt worden war.
Schließlich hörte Gareth das unverkennbare Geräusch von Münzen und spähte hinüber, um zuzusehen, wie das königliche Gold von Firths Beutel in die Hand des Mannes geleert wurde.
Gareth wartete, die Sekunden zogen sich in die Länge, und er machte sich wachsende Sorgen, dass sie übers Ohr gehauen worden waren.
„Du nimmst die Straße zum Schwarzwald“, antwortete der Mann endlich. „An der dritten Meile biegst du in den Pfad ein, der den Hügel hinauf führt. Oben angekommen, biege noch einmal ab, diesmal nach links. Du wirst durch den düstersten Wald kommen, den du je gesehen hast, und dann eine kleine Lichtung erreichen. Die Hütte der Hexe. Sie wird dort auf dich warten—mit der Phiole, die du begehrst.“
Gareth spähte aus seiner Kapuze hervor und sah, wie Firth sich aufmachte zu gehen. Da streckte der Mann die Hand aus und packte ihn plötzlich fest am Hemd.
„Das Geld“, knurrte der Mann. „Es reicht nicht aus.“
Gareth konnte sehen, wie sich Furcht über Firths Gesicht zog und bereute, ihn zu dieser Aufgabe geschickt zu haben. Dieser ungehobelte Kerl musste seine Furcht gespürt haben—und machte sie sich nun zunutze. Firth war für solche Sachen einfach nicht geschaffen.
„Aber ich habe dir exakt das gegeben, was du verlangt hast“, protestierte Firth, mit allzu hoch erhobener Stimme. Er wirkte weibisch. Und das schien den Mann dreister zu machen.
Der Mann grinste boshaft zurück.
„Und jetzt verlange ich mehr.“
Firths Augen wurden weit mit Furcht und Verunsicherung. Dann drehte sich Firth plötzlich um und blickte direkt zu Gareth.
Gareth wandte sich ab und hoffte, dass es nicht zu spät war—dass er nicht entdeckt worden war. Wie konnte Firth so bescheuert sein? Er betete, dass er ihn nicht verraten hatte.
Gareths Herz raste, während er abwartete. Nervös betatschte er das Obst, Interesse heuchelnd. Hinter ihm herrschte Schweigen, das sich in die Länge zog, während Gareth all die Dinge durch den Kopf gingen, die schief laufen konnten.
Bitte lass ihn nicht hier herüber kommen, betete Gareth innerlich. Bitte. Ich tue alles dafür. Ich gebe meinen Plan auf.
Er spürte, wie ihm eine grobe Hand auf den Rücken klopfte. Er wirbelte herum.
Die großen, schwarzen, seelenlosen Augen des Unholdes starrten in seine.
„Du hast gar nicht erwähnt, dass du einen Kumpanen hast“, knurrte der Mann. „Oder bist du ein Spion?“
Bevor Gareth es verhindern konnte, streckte der Mann die Hand aus und riss ihm die Kapuze vom Kopf. Er bekam einen guten Blick auf Gareths Gesicht, und seine Augen weiteten sich vor Schreck.
„Der königliche Prinz“, stammelte der Mann. „Was tut Ihr hier?“
Eine Sekunde später verengten sich die Augen des Mannes mit der Einsicht, und er gab sich die Antwort selbst, mit einem kleinen, zufriedenen Lächeln darüber, dass er den gesamten Plan augenblicklich durchschaut hatte. Er war wesentlich schlauer, als Gareth gehofft hatte.
„Ich verstehe“, sagte der Mann. „Diese Phiole—sie war für Euch, nicht wahr? Ihr plant, jemanden zu vergiften, nicht wahr? Aber wen? Ja, das ist die Frage...“
Gareths Gesicht lief vor Beunruhigung rot an. Dieser Mann—er war zu schlau. Es war zu spät. Seine ganze Welt löste sich vor seinen Augen auf. Firth hatte es vermasselt. Wenn dieser Mann Gareth verriet, würde er zum Tode verurteilt werden.
„Euren Vater vielleicht?“, fragte der Mann, und seine Augen leuchteten bei der Erkenntnis auf. „Ja, das muss es wohl sein, nicht wahr? Ihr wurdet übergangen. Euer Vater. Ihr wollt Euren Vater töten.“
Gareth hatte genug. Ohne zu zögern machte er einen Schritt nach vorne, zog einen kleinen Dolch aus seinem Umhang hervor und versenkte ihn in der Brust des Mannes. Der Mann keuchte überrascht auf.
Gareth wollte nicht, dass irgendwelche Umstehenden dies beobachten konnten, also schnappte er den Mann an seiner Tunika und zog ihn näher an sich heran, immer näher, bis ihre Gesichter einander fast berührten und er seinen faulen Atem riechen konnte. Mit seiner freien Hand langte er hoch und hielt dem Mann den Mund zu, bevor der noch schreien konnte. Gareth spürte, wie das heiße Blut des Mannes auf seine Hand tropfte, durch seine Finger lief.
Firth kam neben ihn und stieß einen entsetzten Schrei aus.
Gareth hielt den Mann für gute sechzig Sekunden so fest, bis er endlich fühlen konnte, wie er in seinen Armen erschlaffte. Er ließ ihn in sich zusammensacken, ein Häufchen am Boden.
Gareth blickte sich nach allen Seiten um und fragte sich, ob er gesehen worden war; glücklicherweise drehten sich auf diesem geschäftigen Marktplatz, in dieser dunklen Gasse keine Köpfe nach ihm um. Er nahm seinen Umhang ab und warf ihn über den leblosen Haufen.
„Es tut mir so leid, so leid, so leid“, wiederholte Firth unaufhörlich, hysterisch weinend und zitternd wie ein kleines Mädchen, während er auf Gareth zuging. „Alles in Ordnung mit dir? Alles in Ordnung?“
Gareth holte aus und schlug ihm den Handrücken ins Gesicht.
„Halt deinen Mund und verzieh dich von hier“, zischte er.
Firth drehte sich um und eilte davon.
Gareth machte sich bereit zu gehen, doch dann blieb er stehen und drehte sich zurück. Eines hatte er noch zu erledigen: er streckte die Hand nach unten, schnappte sich den Münzbeutel aus der Hand des toten Mannes und steckte ihn sich zurück an den Gürtel.
Der Mann würde keine Verwendung mehr dafür haben.
KAPITEL DREIZEHN
Gareth wanderte eilig mit Firth an seiner Seite den Waldpfad entlang, trotz der Hitze seine Kapuze über den Kopf gezogen. Er konnte kaum fassen, dass er nun in exakt der Situation war, die er vermeiden wollte. Nun gab es einen Toten, eine Spur. Wer weiß, mit wem dieser Mann aller geredet hatte. Firth hätte im Umgang mit diesem Mann umsichtiger sein müssen. Nun konnte die Spur am Ende zu Gareth führen.
„Es tut mir leid“, sagte Firth, der sich beeilte, mit ihm Schritt zu halten.
Gareth ignorierte ihn, verdoppelte seine Schritte und brodelte.
„Was du getan hast, war närrisch und schwach“, sagte Gareth. „Du hättest niemals zu mir herüberblicken sollen.“
„Ich wollte es nicht. Ich wusste nicht, was ich tun sollte, als er mehr Geld verlangte.“
Firth hatte recht: es war eine knifflige Situation gewesen. Der Mann war ein selbstsüchtiges, gieriges Schwein gewesen, der die Spielregeln geändert hatte und den Tod verdiente. Gareth weinte ihm keine Träne nach. Er betete nur, dass niemand den Mord beobachtet hatte. Das Letzte, was er brauchen konnte, war eine Spur. In den Nachwehen des Mordanschlags auf seinen Vater würde es genaueste Untersuchungen geben, und er konnte sich nicht leisten, auch nur die kleinste Spur von Hinweisen zu hinterlassen, denen man nachgehen konnte.
Zumindest waren sie mittlerweile in Schwarzwald. Trotz der Sommersonne war es hier beinahe finster, die aufragenden Eukalyptusbäume verdeckten jeden Sonnenstrahl. Es passte zu seiner Stimmung. Gareth hasste diesen Ort. Er wanderte weiter über den gewundenen Pfad, der Wegbeschreibung des toten Mannes folgend. Er hoffte, der Mann hatte die Wahrheit gesagt und führte sie nicht in die Irre. Die ganze Sache konnte genauso gut eine Lüge sein. Oder es könnte sie in eine Falle führen, zu irgendeinem Freund von ihm, der darauf lauerte, ihnen noch mehr Geld zu rauben.
Gareth schimpfte mit sich selbst. Er hatte zu viel Vertrauen in Firth gelegt. Er hätte die ganze Sache selbst in die Hand nehmen sollen. Wie er es immer tat.
„Du hoffst besser, dass dieser Pfad uns wirklich zu der Hexe führt“, stichelte Gareth, „und dass sie das Gift hat.“
Sie folgten einem Pfad nach dem anderen, bis sie an einer Gabelung ankamen, wie es der Mann beschrieben hatte. Das verhieß Gutes, und Gareth war ein wenig erleichtert. Sie hielten sich rechts, erklommen einen Hügel und kamen bald zur zweiten Abzweigung. Seine Beschreibung traf zu: vor ihnen lag tatsächlich der dunkelste Fleck Wald, den Gareth je gesehen hatte. Die Bäume standen unwahrscheinlich dicht und verkrümmt beieinander.
Gareth betrat den Wald und spürte, wie ihm augenblicklich ein Schauer über den Rücken lief; er konnte das Böse spüren, das in der Luft hing. Er konnte kaum glauben, dass es immer noch Tag war.
Gerade als er es mit der Angst bekam und überlegte, umzukehren, endete der Pfad vor ihm in einer kleinen Lichtung. Sie wurde von einer einzelnen Säule aus Sonnenlicht erhellt, die durch das Blätterdach hereinbrach. In der Mitte stand ein kleines Häuschen aus Stein. Die Hütte der Hexe.
Gareths Herz schlug schneller. Er betrat die Lichtung und blickte sich um, um sicherzugehen, dass niemand ihn beobachtete, es keine Falle war.
„Siehst du, er hat die Wahrheit gesagt“, sagte Firth mit Aufregung in der Stimme.
„Das bedeutet noch gar nichts“, rügte Gareth. „Bleib draußen und halte Wache. Klopf an, wenn sich jemand nähert. Und halte deinen Mund.“
Gareth hielt sich nicht damit auf, an die kleine, gewölbte Holztür vor ihm zu klopfen. Stattdessen packte er den eisernen Griff, drückte die zwei Finger dicke Türe auf und zog den Kopf ein, während er eintrat und sie hinter sich zuzog.
Drinnen war es dunkel, nur von Kerzen erleuchtet, die im Zimmer verteilt waren. Es war eine Hütte mit nur einem Zimmer, ohne Fenster, und sie war in eine gewichtige Atmosphäre gehüllt. Er stand von der schweren Stille erstickt da, auf alles vorbereitet. Er konnte die Bösartigkeit hier drin spüren. Sie jagte ihm Schauer über die Haut.
In den Schatten bemerkte er Bewegung, dann ein Geräusch.
Auf ihn zu humpelte ein altes Weib, verrunzelt und buckelig. Sie hob eine Kerze hoch, die ihr Gesicht voller Falten und Warzen erleuchtete. Sie sah uralt aus, älter als die knorrigen Bäume, hinter denen sich ihre Hütte verbarg.
„Du trägst eine Kapuze, sogar im Dunkeln“, sagte sie mit einem finsteren Lächeln und einer Stimme wie knarrendes Holz. „Dein Vorhaben ist nicht unschuldig.“
„Ich bin hier, um eine Phiole abzuholen“, sagte Gareth schnell. Er versuchte, tapfer und selbstsicher zu klingen, doch er konnte das Zittern in seiner Stimme hören. „Mulraunen-Wurzel. Man sagt mir, Ihr habt sie in Eurem Besitz.“
Es folgte eine lange Stille, die von einem schrecklichen Gelächter unterbrochen wurde. Es hallte in dem kleinen Zimmer wider.
„Ob ich es in meinem Besitz habe oder nicht, ist nicht die Frage. Die Frage ist: warum willst du es haben?“
Gareths Herz pochte, als er versuchte, eine Antwort zu bilden.
„Was kümmert es Euch?“, fragte er schließlich.
„Ich finde es unterhaltsam, zu erfahren, wenn du zu töten gedenkst“, sagte sie.
„Das geht Euch nichts an. Ich habe Geld für Euch gebracht.“
Gareth griff an seinen Gürtel, zog einen Beutel voll Gold hervor, zusammen mit dem Goldbeutel, den er dem toten Mann gegeben hatte, und knallte sie beide auf ihren kleinen Holztisch. Der Klang von metallenen Münzen hallte durch das Zimmer.
Er betete, dass es sie befriedigen würde; dass sie ihm geben würde, was er wollte, und er von diesem Ort verschwinden konnte.
Die Hexe streckte einen einzelnen Finger mit einem langen, gebogenen Fingernagel aus, hob einen der Beutel hoch und inspizierte ihn. Gareth hielt den Atem an und hoffte, dass sie nicht noch mehr verlangen würde.
„Dies reicht möglicherweise gerade dafür aus, mein Schweigen zu erkaufen“, sagte sie.
Sie drehte sich um und humpelte in die Finsternis. Es gab ein Zischen, und neben einer Kerze konnte Gareth sehen, wie sie eine Flüssigkeit in eine kleine Phiole aus Glas mischte. Es blubberte über und sie steckte einen Korken hinein. Die Zeit schien sich still zu stehen, während Gareth mit wachsender Ungeduld wartete. Eine Million Sorgen rasten ihm durch den Kopf: was, wenn er entdeckt würde? Genau hier und jetzt? Was, wenn sie ihm die falsche Phiole gäbe? Was, wenn sie jemandem von ihm erzählte? Hatte sie ihn erkannt? Er konnte es nicht sagen.
Gareth bekam zunehmend Bedenken über diese ganze Sache. Er hätte sich nie gedacht, wie schwer es sein würde, jemanden zu ermorden.
Nach einem Schweigen, das ihm endlos erschien, kam die Hexe zurück. Sie überreichte ihm die Phiole, die so klein war, dass sie fast in seiner Hand verschwand.
„So eine kleine Phiole?“, fragte er. „Und wird sie ihren Zweck erfüllen?“
Sie lächelte.
„Du würdest staunen, wie wenig es bedarf, einen Mann zu töten.“
Gareth drehte sich um und war auf dem Weg zur Tür hinaus, als er plötzlich einen kalten Finger auf seiner Schulter spürte. Er hatte keine Ahnung, wie sie es geschafft hatte, das Zimmer so schnell zu durchqueren, und es jagte ihm Angst ein. Wie angefroren stand er da, wagte nicht, sich umzudrehen und sie anzusehen.
Sie drehte ihn zu sich herum, beugte sich nahe zu ihm vor—ein fürchterlicher Geruch ging von ihr aus—dann streckte sie plötzlich beide Hände aus, packte seine Wangen und küsste ihn, ihre schrumpeligen Lippen fest auf seine gepresst.
Gareth ekelte sich. Es war das Widerlichste, das ihm je widerfahren war. Ihre Lippen waren wie die Lippen einer Echse, ihre Zunge, die sie auf seine presste, wie die eines Reptils. Er versuchte, sich zurückzuziehen, aber sie hielt sein Gesicht fest und zog ihn fester zu sich.
Endlich schaffte er es, sich wegzureißen. Er wischte sich den Mund mit dem Handrücken ab, und sie lehnte sich zurück und kicherte.
„Das erste Mal, dass du jemanden tötest, ist es am schwersten“, sagte sie. „Es wird dir beim nächsten Mal viel leichter fallen.“
*
Gareth rannte aus der Hütte, zurück auf die Lichtung, wo er Firth wartend vorfand.
„Was ist los? Was ist passiert?“, fragte Firth besorgt. „Du siehst aus, als hätte dich jemand erstochen. Hat sie dir wehgetan?“
Gareth hielt schwer atmend an und wischte sich wieder und wieder den Mund. Er wusste kaum, was er darauf antworten sollte.
„Lass uns von diesem Ort verschwinden“, sagte er. „Jetzt sofort!“
Als sie sich fortbewegten, aus der Lichtung hinaus in den schwarzen Wald, wurde die Sonne plötzlich von Wolken verdeckt, die über den Himmel rasten und den schönen Tag kalt und finster werden ließen. Gareth hatte noch nie so dichte, schwarze Wolken gesehen, die so schnell aufzogen. Er wusste: was auch immer gerade passierte, es war nicht natürlich. Er war besorgt darüber, wie groß die Kräfte dieser Hexe waren, als ein kalter Wind in den Sommertag aufstieg und ihm den Rücken hochkroch. Er wurde das Gefühl nicht los, sie hätte mit diesem Kuss irgendwie Macht über ihn erlangt, eine Art Fluch über ihn gelegt.
„Was ist da drinnen passiert?“, fragte Firth nachdrücklich.
„Ich will nicht darüber sprechen“, sagte Gareth. „Ich will über diesen Tag nicht nachdenken—nie wieder.“
Die beiden eilten den Pfad zurück, den Hügel hinunter, und kamen bald wieder zum großen Waldweg, der zurück nach Königshof führte. Gerade als Gareth sich erleichterter fühlte, bereit, diesen ganzen Ausflug in die hinterste Ecke seiner Erinnerung zu verbannen, hörte er plötzlich ein weiteres Paar Stiefel. Er drehte sich um und sah eine Gruppe Männer auf sie zumarschieren. Er konnte es nicht glauben.
Sein Bruder. Godfrey. Der Trunkenbold. Er spazierte lachend auf sie zu, umringt von dem verbrecherischen Harry und zwei anderen seiner nichtsnutzigen Freunde. Ausgerechnet hier und jetzt musste ihm sein Bruder über den Weg laufen. Im Wald, mitten im Nirgendwo. Gareth fühlte sich, als wäre sein gesamter Plan verflucht.
Gareth wandte sich ab, zog sich die Kapuze übers Gesicht und verdoppelte seinen Schritt, betete, dass er nicht entdeckt worden war.
„Gareth?“, rief die Stimme aus.
Gareth hatte keine Wahl. Er blieb wie erstarrt stehen, schlug die Kapuze zurück und drehte sich zu seinem Bruder um, der fröhlich auf ihn zutanzte.
„Was machst du denn hier?“, fragte Godfrey.
Gareth öffnete den Mund, schloss ihn aber dann wieder, stammelte, fand keine Worte.
„Wir unternahmen eine Wanderung“, warf Firth ein und rettete ihn.
„Eine Wanderung, wie?“, ahmte einer von Godfreys Freunden Firth mit hoher, weibischer Stimme nach. Auch seine Freunde lachten. Gareth wusste, dass ihn sein Bruder und seine Freunde alle für seine Veranlagung verurteilten—aber das war ihm jetzt gerade ziemlich egal. Er musste nur das Thema wechseln. Er wollte nicht, dass sie sich fragten, was er hier draußen verloren hatte.
„Was machst du hier draußen?“, fragte Gareth und drehte den Spieß um.
„Eine neue Taverne hat nahe Südwald eröffnet“, antwortete Godfrey. „Wir haben sie gerade ausprobiert. Das beste Bier im ganzen Königreich. Willst du probieren?“, fragte er und streckte einen Krug vor.
Gareth schüttelte rasch den Kopf. Er wusste, er brauchte eine Ablenkung, und er dachte sich, dass das am besten mit einem Themenwechsel, einer Zurechtweisung gelingen würde.
„Vater wäre fuchsteufelswild, wenn er dich beim Trinken am helllichten Tag erwischen würde“, sagte Gareth. „Ich schlage vor, du stellst das da ab und kehrst zum Hof zurück.“
Es funktionierte. Godfrey funkelte ihn an und dachte sichtlich nicht länger über Gareth nach, sondern über Vater und sich selbst.
„Und seit wann kümmern dich die Bedürfnisse unseres Vaters?“, warf er zurück.
Gareth reichte es. Er hatte keine Zeit, um sie mit einem Trunkenbold zu verschwenden. Er hatte erreicht, was er wollte—ihn abgelenkt—und nun würde er hoffentlich nicht zu stark darüber nachdenken, warum er ihm hier begegnet war.
Gareth wandte sich ab und eilte den Pfad entlang, hinter ihm ihr spöttisches Gelächter. Es kümmerte ihn nicht mehr. Bald würde er es sein, der zuletzt lachte.