Kitabı oku: «Reich der Drachen», sayfa 2

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KAPITEL ZWEI

Devin träumte und in seinem Traum befand er sich an einem Ort weit außerhalb der Schmiede, in der er arbeitete, und sogar außerhalb der Stadt Royalsport, in der er und seine Familie lebten. Er träumte oft und in seinen Träumen konnte er überall hingehen, alles sein. In seinen Träumen konnte er der Ritter sein, der er immer sein wollte.

Dieser Traum war allerdings seltsam. Zum einen wusste er, dass er sich in einem Traum befand, was er normalerweise nicht tat. Es bedeutete, dass er darin herumwandern konnte, und er schien sich zu verändern, während er ihn betrachtete, sodass er selbst die Landschaften um sich herum schuf.

Es war, als würde er über das Königreich schweben. Unten konnte er sehen, wie sich das Land unter ihm ausbreitete, der Norden und der Süden, geteilt durch den Slate, und Leveros, die Mönchsinsel, im Osten. Im hohen Norden, am Rande des Königreichs, fünf oder sechs Tagesritte entfernt, konnte er die Vulkane sehen, die seit Jahren ruhten. Weit im Westen konnte er gerade noch den Dritten Kontinent erkennen, von dem die Leute nur flüsternd sprachen, aus Ehrfurcht vor den Dingen, die dort lebten.

Es war nur ein Traum, aber er wusste, dass er dennoch eine bemerkenswert genaue Sicht auf das Königreich hatte.

Jetzt befand er sich nicht mehr über der Welt. Jetzt befand er sich in einem dunklen Raum, und etwas war mit ihm darin: es war eine Gestalt, die diesen Raum ausfüllte, sie roch muffig, trocken und reptilisch. Flackerndes Licht spiegelte sich in den Schuppen, und im Halbdunkel glaubte er, das Rascheln der Bewegungen und das Atmen zu hören, wie ein Blasebalg. In seinem Traum spürte Devin, wie seine Angst zunahm, seine Hand sich reflexartig um den Griff eines Schwertes schloss und eine Klinge aus blauschwarzem Metall hob.

Große goldene Augen öffneten sich im Dunkeln, erneut flackerte Licht auf. Darin konnte er einen großen Körper mit dunklen Schuppen erkennen, etwas so Großes hatte er noch nie zuvor gesehen. Die Flügel waren zusammengerollt und der Mund weit geöffnet, er offenbarte ein Licht im Inneren. Devin blieb nur ein Moment, um zu erkennen, dass es das Flackern von Flammen war, das aus dem Mund der Kreatur kam, und dann gab es nur noch Flammen, die ihn umgaben und die ganze Welt erfüllten …

Die Flammen wichen zurück, und jetzt saß er in einem Raum, dessen Wände ihn kreisförmig umgaben, so, als befände er sich ganz oben in einem Turm. Der Platz war vom Boden bis zur Decke mit Krimskrams gefüllt, der aus Dutzenden von Orten und Zeiten zusammengetragen worden sein musste. Siebdrucke bedeckten die Wände und in Regalen standen Messinggegenstände, von denen Devin nicht den Hauch einer Ahnung hatte, wozu sie gut sein könnten.

Dort saß ein Mann mit gekreuzten Beinen an einer der wenigen freien Stellen in einem Kreidekreis, umgeben von Kerzen. Er war kahl und er blickte sehr ernst drein – seine Augen waren auf Devin fixiert. Er trug üppige Roben, die mit Siegeln bestickt waren, und Schmuck, der mystische Muster verkörperte.

„Kennt Ihr mich?“, fragte Devin, als er näher kam.

Eine lange Stille folgte, sie war so lang, dass Devin sich fragte, ob er die Frage überhaupt gestellt hatte.

„Die Sterne sagten, wenn ich hier träume, würdest Du kommen“, sagte die Stimme schließlich. „Derjenige, der sein soll.“

Devin wurde klar, wer dieser Mann war.

„Ihr seid Meister Grey, der Magier des Königs.“

Er schluckte bei dem Gedanken daran. Sie sagten, dass dieser Mann die Macht habe, Dinge zu sehen, die kein vernünftiger Mann würde sehen wollen; dass er dem König den Moment des Todes seiner ersten Frau vorhergesagt hatte und alle gelacht hatten – bis der Ohnmachtsanfall sie überkam und ihr Kopf auf dem Stein einer der Brücken zersplittert war. Sie sagten, er könne in die Seele eines Mannes schauen und alles herausholen, was er dort gesehen habe.

Derjenige, der sein soll.

Was könnte das heißen?

„Ihr seid Meister Grey.“

„Und Du bist der Junge, der an dem unmöglichsten aller Tage geboren wurde. Ich habe gesucht und gesucht, und Du solltest nicht existieren. Aber Du tust es.“

Devins Herz raste bei dem Gedanken, dass der Magier des Königs wusste, wer er war. Warum sollte sich ein Mann wie dieser für ihn interessieren?

Und er wusste in diesem Moment, dass dies mehr als nur ein Traum war.

Dies war eine Begegnung.

„Was wollt Ihr von mir?“, fragte Devin.

„Wollen?“ Die Frage schien den Magier fast zu überraschen, wenn dies überhaupt möglich war.“Ich wollte Dich nur höchstpersönlich sehen. Dich an dem Tag sehen, an dem sich Dein Leben für immer verändern wird.“

Devin brannte mit Fragen, aber in diesem Moment griff Meister Grey nach einer der Kerzen um ihn herum und löschte sie mit zwei langen Fingern, während er etwas kaum hörbares murmelte.

Devin wollte vortreten, wollte begreifen, was vor sich ging, aber stattdessen spürte er eine Kraft, die er nicht verstehen konnte und die ihn rückwärts aus dem Turm zurück in die Dunkelheit zog.

***

„Devin!“, rief seine Mutter. „Wach auf, oder Du wirst das Frühstück verpassen.“

Devin fluchte und seine Augenlider flogen nach oben. Das Morgengrauen warf bereits die ersten Lichtstrahlen durch das Fenster des kleinen Hauses seiner Familie. Es bedeutete, dass er, wenn er sich nicht beeilte, nicht früh genug zum Haus der Waffen gelangte, er keine Zeit mehr für irgendetwas anderes haben würde, sondern sich direkt in die Arbeit stürzen musste.

Er lag schwer atmend im Bett und versuchte, die Schwere, die Echtheit der Träume abzuschütteln.

Aber wie er es auch versuchte, er schaffte es nicht. Es hing wie ein schwerer Umhang über ihm.

“DEVIN!“

Devin schüttelte den Kopf.

Er sprang aus dem Bett und beeilte sich, sich anzuziehen. Seine Kleider waren einfache, schlichte Stücke, stellenweise geflickt. Einige waren alte Kleidungsstücke seines Vaters, die ihm nicht gut passten, da Devin mit sechzehn Jahren immer noch schlanker war als er, nicht breiter als der Durchschnitt für einen Jungen in seinem Alter, auch wenn er etwas größer war. Er strich sich sein dunkles Haar aus den Augen, mit den Händen, die bereits ihren Teil an kleinen Brandflecken und Schnittwunden aus dem Haus der Waffen erhalten hatten, er wusste, dass es schlimmer werden würde, wenn er älter wäre. Der alte Gund konnte einige seiner Finger kaum bewegen, die anstrengende Arbeit hatte ihm so viel abverlangt.

Devin zog sich an und eilte in die Küche des Familienhäuschens. Er saß da und aß mit seiner Mutter und seinem Vater Eintopf am Küchentisch. Er moppte die Reste mit einem Stück hartem Brot auf und wusste, dass, auch wenn es einfaches Essen war, er es für den harten Arbeitstag im Haus der Waffen brauchen würde. Seine Mutter war so zart wie ein kleiner Vogel und neben ihm sah sie so zerbrechlich aus, dass es schien, als würde sie unter der Last der Arbeit, die sie jeden Tag leistete, zerbrechen, aber sie tat es nie.

Sein Vater war auch kleiner als er, doch er war breit und muskulös und hart wie Teakholz. Jede seiner Hände war wie ein Hammer, und auf seinen Unterarmen liefen Tätowierungen, die von anderen Orten erzählten, vom südlichen Königreich bis zu den Ländern auf der anderen Seite des Meeres. Es gab sogar eine kleine Karte, die beide Länder zeigte, aber auch die Insel Leveros und den Kontinent Sarras, der so weit weg über das Meer lag.

„Warum starrst Du auf meine Arme, Junge?“, fragte sein Vater mit rauer Stimme. Er war kein Mann, dem es jemals leicht gefallen war, Zuneigung zu zeigen. Selbst als Devin seine Arbeitsstelle im Haus bekommen hatte, selbst als er die Fähigkeit bewiesen hatte, Waffen zu schmieden, die denen der besten Meister in nichts nachstanden, hatte sein Vater kaum genickt.

Devin wollte ihm unbedingt von seinem Traum erzählen. Aber er wusste es besser. Sein Vater würde ihn demütigen, Eifersucht würde in ihm ausbrechen.

„Ich habe nur ein Tattoo entdeckt, das ich noch nicht gesehen habe“, sagte Devin. Normalerweise trug sein Vater längere Ärmel, und Devin war selten lange genug da, um genauer hinzusehen. „Warum hat dieses Sarras und Leveros darauf? Seid Ihr dorthin gegangen, als Sie ein …“

„Das geht Dich nichts an!“, schnappte sein Vater, das Maß seiner Verärgerung widersprach merkwürdigerweise der Einfachheit der Frage. Hastig zog er seine Ärmel herunter und band die Stege an den Handgelenken zusammen, sodass Devin nichts mehr sehen konnte. „Es gibt Dinge, nach denen Du nicht fragst!“

„Es tut mir leid“, sagte Devin. Es gab Tage, an denen Devin kaum wusste, was er seinem Vater sagen sollte; Tage, an denen er sich kaum wie sein Sohn fühlte. „Ich sollte mich auf den Weg zur Arbeit machen.“

„So früh? Du wirst doch wieder mit dem Schwert üben, oder?“, wollte sein Vater wissen. „Du versuchst immer noch, ein Ritter zu werden.“

Er wirkte wirklich wütend und Devin wusste einfach nicht warum.

„Wäre das so eine schreckliche Sache?“, fragte Devin vorsichtig.

„Kenne Deinen Platz, Junge“, spuckte sein Vater. „Du bist kein Ritter. Nur ein Bürgerlicher – wie der Rest von uns.“

Devin unterdrückte eine wütende Antwort. Er hatte mindestens noch eine Stunde, bevor er zur Arbeit gehen musste, aber er wusste, wenn er blieb, wäre ein Streit fast unumgänglich, so wie bei all den Streitigkeiten zuvor.

Er stand auf, machte sich nicht einmal die Mühe, sein Essen zu beenden, und ging hinaus.

Gedämpftes Sonnenlicht empfing ihn. Um ihn herum schlief der größte Teil der Stadt noch und sie lag ruhig in dieser frühesten Morgenstunde, selbst diejenigen, die nachts gearbeitet hatten, waren nach Hause zurückgekehrt. Es bedeutete, dass Devin die meisten Straßen für sich alleine hatte, als er sich auf den Weg zum Haus der Waffen machte und angestrengt, so schnell er konnte, über die Pflastersteine rannte. Je früher er dort ankam, desto mehr Zeit hätte er – in jedem Fall jedoch hatte er auch mitgehört, dass die Schwertmeister dort ihren Schülern sagten, dass diese Art von Übung unerlässlich sei, wenn sie Ausdauer im Kampf haben wollten. Devin war sich nicht sicher, ob einer von ihnen sie hatte, aber er hatte sie. Er würde jede Fähigkeit brauchen, die er nur erlangen könnte, wenn er Ritter werden wollte.

Devin ging weiter durch die Stadt, rannte schneller und härter und versuchte immer noch, die Überreste des Traumes abzuschütteln. War es wirklich eine Begegnung gewesen?

Derjenige, der sein soll.

Was könnte das heißen?

Der Tag, an dem sich Dein Leben für immer ändern wird.

Devin sah sich um, als suchte er nach einem Hinweis darauf, was sich für ihn an diesem Tag verändern würde.

Doch er sah nichts anderes als das gewöhnliche Treiben in der Stadt.

War es nur ein törichter Traum gewesen? Ein Wunsch?

Royalsport war ein Ort voller Brücken und Gassen, dunkler Ecken und seltsamer Gerüche. Bei Ebbe, wenn das Wasser des Flusses zwischen den Inseln, die ihn formten, niedrig genug war, gingen die Menschen über die Flussbetten, obwohl die Wachen versuchten, den Strom der Menschen zu regulieren und sicherzustellen, dass keiner von ihnen Gebiete betrat, in denen sie nicht erwünscht waren.

Die Wasserstraßen zwischen den Inseln bildeten eine Reihe konzentrischer Kreise, die reicheren Teile zum Herzen hin, waren geschützt durch die Ebenen des Flusses dahinter. Es gab dort Unterhaltungsviertel und Adelsviertel, dann die Viertel der Händler – und ärmere Gegenden, wo jeder, der sie passierte, gut beraten war, seinen Geldbeutel im Auge zu behalten.

Die Häuser ragten aus der Silhouette der Stadt heraus, ihre Gebäude beherbergten die alten Institutionen, die so alt waren wie das Königreich; älter noch, denn sie waren Relikte aus der Zeit, als die Drachenkönige regiert haben sollen, vor den Kriegen, die sie vertrieben hatten. Das Haus der Waffen stieß trotz der frühen Stunde schon Rauch aus, das Haus des Wissens bestand aus zwei ineinander verschlungenen Türmen, das vergoldete Haus der Kaufleute glänzte und das Haus der Seufzer stand im Herzen des Vergnügungsviertels. Devin schlängelte sich durch die Straßen und mied die wenigen anderen Gestalten, die wie er zu früher Stunde unterwegs waren, auf seinem Weg zum Haus der Waffen.

Als er ankam, war das Haus der Waffen fast so still wie der Rest der Stadt. Es gab einen Wachmann an der Tür, aber er kannte Devin vom Sehen und war es gewohnt, dass er zu seltsamer Stunde hereinkam. Devin nickte ihm im Vorbeigehen zu und trat ein. Er nahm das Schwert, an dem er zuletzt gearbeitet hatte – solide und zuverlässig, passend für die Hand eines echten Soldaten. Er beendete die Wicklung auf dem Griff und nahm es dann mit nach oben.

Dieser Raum hatte weder den Gestank der Schmiede noch den Dreck. Es war ein Ort aus sauberem Holz und Sägemehl, das verspritztes Blut auffangen sollte, dort lagen Waffen und Rüstungen auf Ständen und ein Übungsblock mit 12 Seiten stand in der Mitte. Er war umgeben von einer kleinen Anzahl von Bänken, auf denen die auf den Unterricht wartenden Personen Platz nahmen. Es gab dort Stangen und Bündel, alles war bereit, sodass edle Schüler hier üben konnten.

Devin ging zum drehenden Roland, einem Pfosten, der größer war als er, auf einem Sockel stehend und mit Metallstangen ausgestattet, die Waffen simulierten und als Reaktion auf die Schläge eines Schwertkämpfers frei schwangen. Die Fähigkeit, die man bei der Übung mit dem drehenden Roland erlangen sollte, war, zu schlagen und sich dann zu bewegen oder zu parieren, anzubinden, ohne die Waffe zu verlieren, und zu schlagen, ohne getroffen zu werden. Devin nahm eine hohe Position ein und tat den ersten Hieb.

Seine ersten Hiebe waren gleichmäßig, er vertiefte sich in seine Arbeit und testete das Schwert, das er hielt. Er fing die ersten paar Rückschläge der Pfosten auf, entglitt geschickt den nächsten und bekam langsam ein Gefühl für das Schwert, das er in der Hand hielt. Er begann, das Tempo zu erhöhen, seine Beinarbeit anzupassen und mit seinen Hieben von einer Seite des Roland zur nächsten zu wechseln: Ochs, Zornhut, Langer Ort und wieder zurück.

Irgendwo inmitten des Schauers von Hieben hörte er auf, an die einzelnen Bewegungen zu denken, an die Hiebe und Paraden und das Anbinden, und alles floss zu einem Ganzen zusammen – wo Stahl auf Stahl klang, und seine Klinge züngelte immer wieder vor, um zu schneiden und zu stoßen. Er arbeitete, bis ihm der Schweiß ausbrach. Die Stange bewegte sich jetzt mit Geschwindigkeiten, die Blutergüsse oder Verletzungen hervorrufen könnten, wenn er die Dinge einmal falsch einschätzte.

Schließlich trat er zurück und salutierte dem Roland, so wie er es bei Schwertkämpfern beobachtet hatte, die einem Gegner salutierten und prüfte dann die Klinge auf Schäden. Es gab keine Kerben oder Risse. Das war gut.

„Deine Technik ist gut“, sagte eine Stimme, Devin wirbelte herum und sah sich einem Mann von vielleicht dreißig Jahren gegenüber. Er trug eine Reithose und sein Hemd war fest an seinen Körper gebunden, um zu vermeiden, dass sich der Stoff mit einer vorbeiziehenden Klinge verhedderte. Er hatte langes dunkles Haar, das zu Zöpfen zusammengebunden war, die sich in einem Kampf nicht lösen würden, und eine Adlernase, über der stechend graue Augen seinem Blick begegneten. Er ging mit einem leichten Hinken wie von einer alten Verletzung. „Aber Du solltest Dein Gewicht von den Fersen lassen, wenn Du Dich umdrehst, es macht es Dir schwer, Dich anzupassen, solange Du in der Drehung bist.“

„Ihr … Ihr seid Schwertmeister Wendros“, sagte Devin. Das Haus hatte viele Schwertmeister, aber Wendros war derjenige, dem die Adligen am meisten zahlten, damit er sie lehrte, manche warteten Jahre darauf.

„Bin ich das?“ Er nahm sich einen Moment Zeit, um in einer Rüstung aus Plattenpanzern auf sein Spiegelbild zu starren. „Na, sieht so aus, als wäre ich das. Hmm, ich würde auf das hören, was ich dort gesagt habe, wenn ich Du wäre. Man sagt mir, ich weiß alles, was man über das Schwert wissen muss – als ob das viel wäre.“

„Jetzt höre Dir noch einen Rat an“, fügte Schwertmeister Wendros hinzu. „Gib es auf.“

„Was?“, sagte Devin geschockt.

„Gib Deinen Versuch auf, ein Schwertkämpfer zu werden“, sagte er. „Soldaten müssen nur wissen, wie man in einer Reihe steht. Ein Krieger zu sein, bedeutet mehr.“ Er beugte sich vor. „Viel mehr.“

Devin wusste nicht, was er sagen sollte. Er wusste, dass er auf etwas Größeres anspielte, etwas jenseits seiner Weisheit; er hatte jedoch keine Ahnung, was es sein könnte.

Devin wollte etwas sagen, aber ihm fielen keine Worte ein.

Und damit drehte Wendros sich um und marschierte in den Sonnenaufgang.

Devin dachte an den Traum, den er gehabt hatte. Er fühlte, dass diese beiden Ereignisse miteinander verbunden waren.

Er konnte sich des Gefühls nicht erwehren, heute sei der Tag, der alles verändern würde.

KAPITEL DREI

Prinzessin Lenore konnte kaum glauben, wie schön das Schloss war, als die Diener es zur Vorbereitung ihrer Hochzeit umgestalteten. Es verwandelte sich von einem Ding aus grauem  Stein zu etwas, das mit blauer Seide und eleganten Wandteppichen überzogen war, Ketten von gewebten Versprechungen und baumelnden Schmuckstücken. Um sie herum beschäftigten sich ein Dutzend Dienstmädchen mit Kleidungs- und Dekorationselementen und sie schwirrten wie ein Schwarm von Arbeiterbienen um sie herum.

Sie taten es für sie und Lenore war wirklich dankbar dafür, auch wenn sie wusste, dass sie es als Prinzessin erwarten sollte. Lenore fand es immer erstaunlich, dass andere bereit waren, so viel für sie zu tun, nur weil sie es war. Sie schätzte Schönheit fast mehr als alles andere, und hier waren sie so fleißig dabei, gestalteten so viel mit Seide und Spitze, um das Schloss einfach wunderbar zu machen …

„Du siehst perfekt aus“, sagte ihre Mutter. Königin Aethe, ganz in dunklen Samt und glänzende Juwelen gehüllt, gab vom Zentrum dieser ganzen Geschäftigkeit aus ihre Anweisungen und sah dabei prächtig aus.

„Glaubt Ihr das?“, fragte Lenore.

Ihre Mutter führte sie vor den großen Spiegel, den ihre Dienstmädchen arrangiert hatten. Darin konnte Lenore die Ähnlichkeiten zwischen ihnen erkennen, von den fast schwarzen Haaren bis zu dem großen, schlanken Körper. Mit Ausnahme von Greave schlugen alle ihre Geschwister nach ihrem Vater, aber Lenore war definitiv die Tochter ihrer Mutter.

Dank der Bemühungen ihrer Zofen strahlte sie in Seide und Diamanten, ihr Haar war mit blauem Faden geflochten und ihr Kleid mit Silber bestickt. Ihre Mutter nahm geschickt noch die winzigsten Änderungen vor und küsste sie dann auf die Wange.

„Du siehst perfekt aus, genau wie eine Prinzessin es sollte.“

Von ihrer Mutter war dies das größte Kompliment, das sie bekommen konnte. Sie hatte Lenore immer gesagt, dass es ihre Pflicht als älteste Schwester war, die Prinzessin zu sein, die das Reich brauchte, und jederzeit so auszusehen und so zu agieren. Lenore tat ihr Bestes und hoffte, dass es genug sein würde. Und auch wenn es nie so schien, so versuchte Lenore dennoch, allen Erwartungen an sie gerecht zu werden.

Das erlaubte natürlich auch ihren kleinen Schwestern … andere Dinge zu sein. Lenore wünschte, Nerra und Erin wären auch da. Oh, Erin würde sich darüber beschweren, ein Kleid anprobieren zu müssen, und Nerra würde wahrscheinlich auf halbem Weg aufgeben müssen, weil sie sich unwohl fühlte, aber Lenore konnte sich niemanden vorstellen, den sie lieber hier haben wollte.

Nun, da war eine Person.

„Wann wird er hier sein?“, fragte Lenore ihre Mutter.

„Sie sagen, das Gefolge von Herzog Viris sei heute Morgen in der Stadt angekommen“, sagte ihre Mutter. „Sein Sohn sollte dabei sein.“

„Ist das so?“ Sofort rannte Lenore zum Fenster und hinaus zum Balkon, sie beugte sich darüber, als könnte sie, wenn sie sich etwas näher zur Stadt hinauslehnte, sehen, wie ihr Verlobter ankam. Sie blickte auf die durch Brücken verbundenen Inseln, die Royalsport ausmachten, aber aus dieser Höhe war es nicht möglich, Individuen zu erkennen, nur die konzentrischen Wasserringe zwischen den Inseln und die Gebäude, die dazwischen standen. Sie konnte die Wachbaracken sehen, in denen bei Ebbe Männer umherliefen, um den Verkehr über die Flüsse zu regeln, und die Häuser – mit Waffen und Seufzern, Wissen und Kaufleuten –, die jeweils im Herzen ihres Bezirks standen. Es gab die Häuser der ärmeren Leute auf den Inseln am Rande der Stadt und die großen Häuser der Reichen in der Nähe, einige sogar auf ihren eigenen kleinen Inseln. Das Schloss überragte selbstverständlich alles, aber das bedeutete nicht, dass Lenore den Mann finden konnte, den sie heiraten würde.

„Er wird hier sein“, versprach ihre Mutter. „Dein Vater hat morgen im Rahmen der Feierlichkeiten eine Jagd arrangiert, und der Herzog wird es nicht riskieren, sie zu verpassen.“

„Sein Sohn wird zu Vaters Jagd kommen, aber nicht, um mich zu sehen?“, fragte Lenore. Für einen Moment fühlte sie sich so nervös wie ein Mädchen, keine Frau von achtzehn vollen Sommern. Es war nur zu leicht vorstellbar, dass er sie nicht wollte, nicht liebte, in einer auf diese Weise arrangierten Ehe.

„Er wird Dich sehen und er wird Dich lieben“, versprach ihre Mutter. „Wie könnte jemand das nicht tun?“

„Ich weiß nicht, Mutter … er hat mich noch nicht einmal kennengelernt“, sagte Lenore und spürte wie ihre Nerven drohten, sie zu überwältigen.

„Er wird es bald tun, und …“ Ihre Mutter hielt inne, als ein Klopfen an der Tür zur Kammer zu hören war. „Komm herein.“

Ein anderes Dienstmädchen trat ein, sie war weniger reich gekleidet als die anderen, sie war eine Dienerin für die Burg, nicht für die Prinzessin.

„Eure Majestät, Eure Hoheit,“ begann sie mit einem Knicks. „Ich wurde geschickt, um Euch mitzuteilen, dass Finnal, der Sohn von Herzog Viris, angekommen ist und im Vorzimmer wartet, wenn Ihr Zeit habt, ihn vor dem Festmahl zu empfangen.“

Ah, das Festmahl. Ihr Vater hatte ein Festmahl für eine ganze Woche und mehr angekündigt, voller Unterhaltung und offen für jedermann.

„Wenn ich Zeit habe?“, fragte Lenore und erinnerte sich dann daran, wie die Dinge am Hof gehandhabt wurden. Schließlich war sie eine Prinzessin. „Natürlich. Bitte sagt Finnal, dass ich direkt nach unten komme werde.“

Sie drehte sich zu ihrer Mutter um. „Kann es sich Vater leisten, beim Festmahl so großzügig zu sein?“, fragte sie. „Ich bin nicht … ich verdiene keine ganze Woche und mehr und sicher reißt es ein großes Loch in unsere Finanzen und unsere Vorräte.“

„Dein Vater will großzügig sein“, sagte Lenores Mutter. „Er sagt, dass die Jagd morgen genug Beute bringen würde, um dafür wieder gutzumachen.“ Sie lachte. „Mein Mann hält sich immer noch für den großen Jäger.“

„Und es ist eine gute Gelegenheit, Dinge zu organisieren, während die Leute mit dem Schlemmen beschäftigt sind“, vermutete Lenore.

„Das auch“, sagte ihre Mutter. „Nun, wenn es ein Fest geben soll, sollten wir sicherstellen, dass Du dafür gut aussiehst, Lenore.“

Sie friemelte noch ein paar Augenblicke an Lenore herum, und Lenore hoffte, dass sie gut genug aussah.

„Gehen wir jetzt zu deinem zukünftigen Ehemann?“

Lenore nickte, es war ihr nicht möglich, die Aufregung zu dämpfen, die aus ihrer Brust quoll. Sie ging mit ihrer Mutter und ihren Dienstmädchen durch das Schloss und zu dem Vorzimmer, das in den großen Saal führte.

Es waren so viele Leute im Schloss, die alle an den Vorbereitungen für die Hochzeit arbeiteten, viele von ihnen gingen auch in Richtung des großen Saals. Die Burg war ein Ort verwinkelter Ecken und Räume, die ineinander übergingen. Die gesamte Anordnung war in ähnlicher Weise gewunden, wie die der Stadt, sodass sich jeder Angreifer Schicht für Schicht der Verteidigung stellen musste. Ihre Vorfahren hatten jedoch mehr daraus gemacht, als nur eine Verteidigungsanlage aus grauem Stein. Jedes Zimmer war in so strahlenden Farben gestrichen, dass es die Außenwelt hereinzubringen schien. Nun, vielleicht nicht die Welt aus dieser Stadt; vieles davon war durch Regen, Schlamm, Rauch und erstickende Dämpfe viel zu trübe geworden.

Lenore schritt durch eine Promenadengalerie, in der an einer Wand Gemälde ihrer Vorfahren zu sehen waren, von denen jeder stärker und raffinierter aussah als der vorherige. Von dort nahm sie eine Wendeltreppe, die durch eine Reihe von Empfangsräumen zu einem Ort führte, in dem sich ein Vorraum vor der großen Halle befand. Sie stand mit ihrer Mutter vor der Tür und wartete, bis die Diener sie öffneten und sie ankündigten.

„Prinzessin Lenore des Nordreichs und ihre Mutter, Königin Aethe.“

Sie traten ein und da war er.

Er war … perfekt. Sie fand kein anderes Wort dafür, als er sich zu Lenore umdrehte, mit der anmutigsten Verbeugung, die sie seit langer Zeit gesehen hatte. Sein dunkles Haar fiel in sanften Locken auf seine Schultern und umrahmte seine edlen, fast wunderschönen Gesichtszüge. Sein Körper, sowohl schlank als auch athletisch, war in ein rotes, geschlitztes Wams und eine graue Hose gekleidet. Er wirkte vielleicht ein oder zwei Jahre älter als Lenore, doch das war eher aufregend als beängstigend.

„Majestät“, sagte er mit einem Blick auf Lenores Mutter. „Prinzessin Lenore. Ich bin Finnal aus dem Haus Viris. Ich kann Euch kaum sagen, wie lange ich mich auf diesen Moment gefreut habe. Ihr seid noch schöner, als ich es mir vorgestellt hatte.“

Lenore errötete auf eine subtile, unmerkliche Weise. Ihre Mutter hatte ihr immer gesagt, dass das Erröten für eine Prinzessin unpassend sei. Als Finnal seine Hand ausstreckte, nahm sie sie so anmutig wie möglich, spürte die Kraft in diesen Händen und stellte sich vor, wie es für sie wäre, ihn an sich zu ziehen, damit sie sich küssen könnten oder mehr als nur küssen …

„Neben Euch fühle ich mich kaum wie die Schöne“, sagte sie.

„Wenn ich strahle, dann nur, weil ich Euer Licht reflektiere“, antwortete er. So gutaussehend und er konnte auch ein so poetisches Kompliment machen?

„Es ist schwer zu glauben, dass wir in nur einer Woche verheiratet sein werden“, sagte Lenore.

„Ich denke, das könnte daran liegen, dass wir nicht diejenigen sind, die monatelange Arbeit in die Aushandlung der Ehe stecken mussten“, antwortete Finnal. Er lächelte ein schönes Lächeln. „Aber ich bin froh, dass es unsere Eltern getan haben.“ Er sah sich im Zimmer um, blickte zu ihrer Mutter und den Dienstmädchen. „Es ist fast schade, dass ich Euch nicht für mich alleine haben kann, Prinzessin, aber vielleicht ist es auch gut. Ich fürchte, ich könnte mich beim Blick in Eure Augen verlieren und dann wäre Euer Vater verärgert, weil ich so viel von seinem Festmahl verpasst habe.“

„Gebt Ihr immer so schöne Komplimente?“, fragte Lenore.

„Nur wenn sie gerechtfertigt sind“, antwortete er.

Seine Nähe wühlte Lenore auf, als sie neben ihm an der Tür stand, die vom Vorzimmer in die große Halle führte. Als die Diener sie öffneten, konnte sie das Fest in vollem Gange sehen; konnte die Musik von Minnesängern hören und die Akrobaten sehen, die weiter unten im Flur, wo das Volk saß, Unterhaltung boten.

„Wir sollten hineingehen“, sagte ihre Mutter. „Dein Vater wird zweifellos seine Zustimmung zu dieser Ehe zeigen wollen, und ich bin sicher, dass er sehen möchte, wie glücklich Du bist. Bist Du glücklich, Lenore?“

Lenore sah ihrem Verlobten in die Augen und konnte nur nicken.

„Ja“, sagte sie.

„Und ich werde mich bemühen, dass es so bleibt“, sagte Finnal. Er nahm ihre Hand und hob sie an seine Lippen, und die Hitze dieses Kontakts schoss durch Lenore. Sie stellte sich alle anderen Orte vor, die er küssen könnte, und Finnal lächelte wieder, als wüsste er, welche Wirkung er hatte. „Bald, meine Liebe.“

Seine Liebe? Liebte Lenore ihn so kurz, nachdem sie ihn getroffen hatte? Konnte sie ihn lieben, wenn es nur diesen kurzen Moment des Kontakts gegeben hatte? Lenore wusste, dass es Unsinn war zu glauben, dass sie es könnte, dies war Material für die Lieder eines Barden, aber in diesem Moment tat sie es. Oh, wie sie es tat.

Lächelnd trat sie vor, ihr Schritt in perfektem Einklang mit Finnal, und sie wusste, dass sie für jene, die zusahen, wirkten, wie etwas aus einem Märchen, sie bewegten sich wie eine perfekte Einheit, verbunden in Ewigkeit. Bald würden sie das sein, und mehr wollte Lenore in diesem Moment, als sie den Festsaal betrat, nicht.

Nichts, dachte sie, könnte diesen Moment ruinieren.

Türler ve etiketler
Yaş sınırı:
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Litres'teki yayın tarihi:
02 eylül 2020
Hacim:
301 s. 3 illüstrasyon
ISBN:
9781094306131
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