Kitabı oku: «Sklavin, Kriegerin, Königin », sayfa 5

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KAPITEL SECHS

Vorsichtig spähte Ceres durch die halboffenen Fensterläden, ihr Mund war trocken und ihre Augen hielten nach ihrer Mutter Ausschau. Sie war nach Hause gerannt als die Nacht über Delos hineingebrochen war und der klare Himmel anfing, sich rosa und violett zu färben. Die Entschlossenheit, ihren Brüdern das Gold zu bringen, hatte sie vorangetrieben. Der Hunger beutelte sie und sie hatte überlegt, eine der Goldmünzen für etwas zu essen auszugeben, doch sie fürchtete, auf dem Markt in ihre Mutter zu laufen.

Die Ohren gespitzt, starrte sie weiterhin angestrengt in das düstere Haus. Keine Seele zu sehen. Wo könnten Nesos und Sartes nur stecken? Normalerweise waren sie um diese Zeit daheim, während ihre Mutter außer Hauses war. Vielleicht sollte sie zuerst ihr Schwert holen, dann würden ihre Brüder vielleicht zurück sein.

Darauf bedacht keinen Mucks zu machen, schlich sie zur Rückseite des Hauses am Baum ihrer Großmutter vorbei und in Richtung der Hütte. Die Tür quietschte als sie sie öffnete. Einmal in der stickigen Hütte ging sie schnurstracks auf die Ecke zu. Sie kniete sich hin, hob das Dielenbrett und fischte ihr Schwert heraus. Sie atmete erleichtert auf als sie sah, dass es noch dort war.

Einen Moment lang saß Ceres da und bewunderte seine Schönheit, die Legierung, die glänzende, schlanke und unversehrte Klinge, der goldene mit Schlangen verzierte Griff. Nach der Handwerkskunst der Nordmänner, hatte ihr Vater gesagt. Sie würde dieses Schwert mit Würde tragen und stets der Liebe gedenken, die ihr Vater für sie hegte.

Sie steckte es in eine Schwertscheide, befestigte diese an ihrer Taille und ging nach draußen.

Da sie niemanden sah, ging sie abermals zur Hausvorderseite und betrat das Haus dieses Mal durch die Vordertür. Das Hausinnere lag im Dunkeln, der Herd war aus und Berge von Obst, Gemüse, Fleisch und Gebackenem deckten den Tisch. All das war zweifelsohne von dem Gold gekauft worden, für das sie mit ihrem Leben hatte zahlen sollen. Der Duft des Essens erfüllte den Raum. Sie ging zum Tisch hinüber, nahm einen Laib Brot und verschlang ein paar Bissen. Ihr Magen hatte seit Tagen keinen Bissen mehr bekommen.

Sie wusste jedoch, dass ihr nicht viel Zeit blieb und so lief sie zu Nesos’ Schlafbank hinüber und platzierte das Gold unter seinem Kissen. Er würde es finden, wenn er sich schlafen legte und sie war sich sicher, dass er es vor Mutter geheim halten würde. Sie blinzelte und versuchte ihre Tränen zurückzuhalten, denn sie wusste nicht, ob sie ihre Brüder jemals wiedersehen würde. Beim Gedanken an Rexus zog sich ihr Herz zusammen. Würde er sie vergessen?

Plötzlich flog die Tür auf und sie sprang erschrocken auf. Zu ihrem Entsetzen trat Lord Blaku über die Schwelle.

Er verzog sein Gesicht zu einem furchtbaren und siegessicheren Grinsen.

„Wenn das nicht die Ausreißerin ist“, sagte er und seine Oberlippe rollte nach oben, dabei entblößte sie gelbe Zähne. Der Gestank von Schweiß erfüllte den Raum.

Ceres wich einige Schritte zurück und ihr war klar, dass sie schnell von hier verschwinden musste. Sie dachte, dass sie durch das Schlafzimmerfenster ihrer Eltern entkommen konnte, so ließ sie den Brotlaib fallen und sprintete zur Hintertür.

Doch gerade als sie die Tür erreicht hatte, tauchte ihre Mutter dort auf und Ceres stieß mit ihr zusammen.

Ceres bemerkte sofort, dass ihre Mutter ein neues Kleid aus feinster Seide trug und sie nach blumigem Parfüme duftete.

„Hast du wirklich geglaubt, dass du mich grün und blau schlägst, mein Geld stielst und damit davon kommst?“ fragte ihre Mutter hasserfüllt und zog Ceres so kräftig an den Haaren, dass diese aufschrie.

Ihr Geld stehlen? Doch dann verstand sie es. Natürlich würde ihre Mutter nicht mit dem Sklavenhändler kollaborieren, wenn sie wüsste, dass er das für sie bezahlte Gold einfach wieder mitgenommen hatte. Wahrscheinlich hatte er ihr erzählt, dass Ceres das Gold genommen hatte und damit getürmt war. Ihre Mutter war schließlich nicht bei Bewusstsein gewesen, als er das Ledersäckchen mit den fünfundfünfzig Goldstücken wieder an sich genommen hatte.

Noch bevor Ceres auch nur zu einer Erklärung ansetzen konnte, verpasste ihre Mutter ihr eine Ohrfeige und gab ihr einen Stoß, sodass sie zu Boden fiel. Dann trat sie Ceres mit ihren neuen spitzen Schuhen in den Magen.

Ceres rang nach Atem. Trotzdem zwang sie sich, dazu aufzustehen. Bereit sich auf ihre Mutter zu stürzen, kam ihr der Sklavenhalter zuvor und nahm sie von hinten in den Schwitzkasten. Er drückte so sehr zu, dass sie das Gefühl hatte, die Wunden auf ihrem Rücken würden sich wieder öffnen.

Sie trat und schrie, sie wand sich und kratzte, doch es gelang ihr nicht, sich aus dem eisernen Griff des alten fetten Mannes zu befreien. Er trug sie durch den Raum in Richtung der Vordertür.

„Warten Sie!“ schrie ihre Mutter.

Sie lief zu ihnen hinüber und schlang begierig ihre Finger um Ceres’ Schwert.

“Was ist das?” fragte sie verärgert.

Immer noch in Kampflaune trat Ceres ihrer Mutter mit aller Kraft, die sie im Würgegriff des Sklavenhalters aufbringen konnte, gegen das Schienbein.

Das Gesicht ihrer Mutter wurde rot und sie schlug Ceres mit solch einer Wucht in den Unterleib, dass diese das Gefühl hatte das Wenige, was sie zu sich genommen hatte, wieder ausspucken zu müssen.

„Das Schwert gehört mir“, sagte ihre Mutter.

Ceres wusste, dass ihre Mutter erkennen würde, wie wertvoll das Schwert war und dass sie es in keinem Fall dem Sklavenhalter überlassen würde.

„Ich habe für das Mädchen bezahlt und was immer auch zu ihr gehört, ist jetzt mein“, schnaubte Lord Blaku.

„Sie hatte das Schwert nicht bei sich, als ich sie verkauft habe“, entgegnete ihre Mutter während ihre Finger versuchten die Schwerthülle von Ceres’ Hüfte zu lösen.

Lord Blaku brummte und schmiss Ceres gegen den Küchentisch. Ihre Schläfe schlug an der Tischkante an und ein stechender Schmerz fuhr ihr durch ihren Kopf. Als sie benommen auf dem Boden lag, hörte Ceres wie ihre Mutter schrie und Möbel durch das Zimmer geschmissen wurden. Sie öffnete ihre Augen, setzte sich auf und sah wie der Sklavenhalter über ihrer Mutter stand und mit einem Stuhl immer wieder auf den Kopf ihrer Mutter einschlug.

„Ceres, hilf mir!“ schrie ihre Mutter, doch Ceres war sie nun egal.

Kaum zu einer Bewegung fähig, kroch Ceres auf Händen und Füßen in Richtung Tür. Als sie die Türschwelle erreicht hatte, stand sie auf. Doch sie hatte keine Zeit. Sie spürte bereits wie sich die Arme von Lord Blaku um sie schlangen und sein Blick sich von hinten in sie bohrte. Sie musste sich beeilen, wenn sie entkommen wollte, doch ihr Körper gehorchte ihr nicht und ihre Bewegungen waren zu langsam.

Ihr Herz machte einen Sprung in ihrer Brust als sie durch den Vorgarten stolperte. Sie erreichte den Feldweg und wähnte sich schon in Sicherheit.

Doch dann hörte sie das Gebrüll von Lord Blaku hinter ihr. Sie hörte den Schlag einer Peitsche, dann spürte sie wie ein Lederriemen sich um ihren Hals schloss. Von der Peitsche eingefangen, wurde sie nach hinten gerissen, ihr Hals war zugeschnürt, Blut schoss ihr in den Kopf und sie fiel auf die Erde. Ihre Hände suchten nach dem Seil und versuchten es zu lockern, aber es hatte sich zu eng um ihren Hals geschnürt. Sie brauchte Luft sonst würde sie ohnmächtig, doch so sehr sie auch wollte, kein Atemzug würde ihr gelingen.

Lord Blaku packte sie, legte sie sich über die Schulter und warf sie auf den Wagen. Langsam wurde ihr schwarz vor Augen. Dann wurde es noch schwärzer.

Er kettete ihre Knöchel und Handgelenke eilig an und lockerte den Riemen um ihren Hals.

Keuchend rang sie auf dem Rücken liegend nach Luft, langsam wurden die Umrisse wieder klarer. Tief einatmend drang ihr der Geruch des Sklavenhalters in die Nase.

Er riss ihr das Schwert vom Leib und nahm es eingehend unter die Lupe.

„Ein wirklich schönes Schwert“, sagte er. „Jetzt gehört es mir und ich werde es wohl einschmelzen lassen.“

Ceres streckte eine Hand nach dem Schwert ihres Vaters aus, die Ketten rasselten bei dieser Bewegung, doch er schlug ihre Hand weg und sprang vom Wagen.

Er ging zum Haus zurück und als er wieder herauskam hielt er das Säckchen Gold, das Ceres für ihre Brüder hinterlassen hatte, in der Hand.

Der Wagen hüpfte als er aufsprang und nachdem er die Pferde angepeitscht hatte, setzten sich die Rädern quietschend in Bewegung. Als der Wagen sich fortbewegte, fixierte Ceres den schwarzen Himmel neben ihr und sie sah wie die Schatten der Vögel sich emporschwangen. Eine Träne rollte über ihre Wange, doch sie war ganz stumm. Sie hatte keine Kraft mehr zu weinen. Nun war ihr alles genommen worden. Ihr Geld. Ihr Schwert. Ihre Familie. Ihre Freiheit.

Wenn sie morgen früh nicht am Palast auftauchte, um ihre Arbeit für Prinz Thanos zu beginnen, dann würde sie wirklich alles verloren haben.

KAPITEL SIEBEN

Nach unzähligen Kilometern hatte Lord Blaku sie von ihren Fesseln befreit und sie in den nebenstehenden Sklavenwagen geschmissen. Nun saß sie wie betäubt neben dutzenden von Mädchen im Mondlicht auf einem voran stolpernden Wagen, der sich aus Delos hinausbewegte.

Die Nacht war kalt gewesen und auch jetzt konnte von erträglichen Temperaturen keine Rede sein. Dem Regen schutzlos ausgeliefert hatte Ceres nicht einschlafen können, sie zitterte am ganzen Körper. Ihre kalten Hände griffen nach den Gitterstäben, sie kauerte sich auf das Stroh in einer der Ecken des fahrbaren Gefängnisses, es stank nach Urin und fauligem Fleisch. Es hatte vor einer Stunde aufgehört zu regnen und der Mond und die Sterne waren aufgegangen.

Sie hatte ein Gespräch der Wärter belauscht und einige von ihnen hatten Holheim, die Hauptstadt von Nordland, erwähnt. Doch die lag in mehreren Reisemonaten Entfernung. Ceres wusste, dass, wenn sie dort landete, sie kaum eine Chance haben würde,ihre Familie oder Rexus jemals wiederzusehen. Doch sie versuchte diese Gedanken tief in ihrem Herzen zu begraben. Sie blickte sich um und bemerkte, dass das Mädchen, das während der gesamten Fahrt gehustet hatte, verstummt war und nun zusammengesunken und leblos mit blauen Lippen und weißer Haut an der Seite saß.

Dessen ungeachtet saß eine Mutter mit ihren zwei Töchtern neben dem toten Körper. Die Töchter waren damit beschäftigt, um den Platz auf dem Schoss der Mutter zu streiten. Besser so als wenn ihnen auffallen würde, dass sie jetzt neben einer Toten sitzen, dachte Ceres.

Ein paar Mädchen saßen an der Wand gegenüber von Ceres. Ihre Augen sprachen von der Angst, die sie hatten. Andere weinten still vor sich hin und blickten sehnsuchtsvoll aus dem Käfig. Ceres spürte weder Angst noch Traurigkeit. Sie durfte sich nicht erlauben, Angst zu haben, denn wenn es jemand merkte, so würde sie angreifbar. Sie unterdrückte vielmehr alle ihre Gefühle, sodass es ihr fast egal war, was mit ihr geschehen würde.

„Du sitzt auf meinem Platz“, rief ein blondes Mädchen einer anderen zu.

„Ich sitze hier schon die ganze Zeit“, sagte die zweite, deren Haut der Schein des Mondes weich und olivgrün erscheinen ließ.

Die Blonde riss das Mädchen mit der olivfarbenen Haut an ihrem Ohr ziehend aus dem Sitz und schleuderte sie auf den feuchten mit Stroh bedeckten Boden. Ein paar der Mädchen schraken zurück, doch die meisten taten so als hätten sie nichts bemerkt.

„Das ist mein Wagen“, rief die Blonde. „Und das sind alles meine Sitze.“

„Nein, das sind sie nicht“, sagte ein Mädchen mit dunkler Haut und sprang auf die Beine, ihre Hände in die Hüften gestützt.

Sie starrten einander einen Moment lang an und keine der Insassen wagte es, einen Ton von sich zu geben. Ihre Augen richteten sich auf die Herausforderin und sie warteten darauf, was passieren würde.

Die Blonde zischte giftig und gab dem dunkelhäutigen Mädchen einen Schubs. Sekunden später lagen Beide kämpfend auf dem Boden und schrien dabei, was ihre Lungen hergaben, während ihre Arme und Beine in der Luft ruderten und ein paar begeisterte Sklavinnen sie anfeuerten.

Es war eine Attraktion. Währenddessen stand das Mädchen mit der olivfarbenen Haut auf und ging zum hinteren Ende des Wagens, ihre Hände fuhren die Käfigwände entlang und Blut lief ihr aus der Nase. Der Wagen sprang über eine Unebenheit und sie taumelte als sie sich versuchte gegenüber von Ceres auf den Boden zu setzen. Sie blickte Ceres in die Augen, während sie sich mit ihrem braunen, abgenutzten und dreckigen Ärmel das Blut abtrocknete.

„Ich bin Anka“, sagte sie.

Das Mondlicht schien durch Gitterstäbe in den Käfig auf das Gesicht des Mädchens und Ceres fand, dass es die sonderbarsten Augen hatte, die sie jemals gesehen hatte: die dunkelbraune Iris war von einigen türkisen Streifen durchsetzt. Ihr schwarzes Haar war lang und dick und Ceres vermutete, dass das Mädchen ungefähr genauso als war wie sie.

„Ich bin Ceres.“

Das Mädchen tat ihr leid, aber sie hatte keine Kraft sich in den Streit einzumischen und so blickte Ceres durch die hinteren Käfigstäbe des Wagens. Sie fragte sich, ob es wohl möglich wäre zu entkommen, wenn sie die Gelegenheit dazu bekäme.

Der Wagen wurde unerwartet langsamer und hielt schließlich an der Straßenseite an. Lord Blaku schrie nach seinen Wärtern, dem Kampf ein Ende zu setzen. Der Wagen schwankte, als die Männer vom Dach des Wagens in die Pfützen und das nasse Gras sprangen. Sein Gesicht tauchte vor dem Käfig auf und Ceres hörte das Rasseln der Schlüssel und sah wie sein schwerer Atem sich in weißen Dunst verwandelte.

Als die Tür aufschwang, huschte ein Schatten der Verwirrung über Ankas Gesicht. Als zwei der fünf Wärter den Wagen betraten kauerten sich die Sklavinnen winselnd zusammen. Die Männer ergriffen die kämpfenden Mädchen und schliffen sie unter Tritten und Gebrüll nach draußen.

„Du bist ein liebes Mädchen“, sagte Lord Blaku und griff Anka beim Arm. „Komm her Mädchen.“

Anka schüttelte energisch den Kopf und wich mit vor Angst aufgerissenen Augen zurück. Ceres hatte beim Gedanken an das, was der fette, alte und hässliche Sklavenhalter mit dem armen Mädchen anstellen würde, das Gefühl sich übergeben zu müssen.

Anka schrie als Lord Blaku sie nach draußen zog.

In diesem Moment erblickte Ceres ihr Schwert an der Hüfte des Sklavenhalters und sie erkannte sekundenschnell, dass ihre Chance zu fliehen gekommen war.

Lord Blaku griff nach dem Riegel, doch bevor er diesen vorschieben konnte, trat Ceres die Tür wieder auf und sprang aus dem Wagen. Einige weitere Sklavinnen entkamen und rannten die Straße hinab, doch zwei der Wärter hatten die Ausreißerinnen schnell eingeholt, während ein anderer die Tür des Wagens zuschlug.

Der Sklavenhalter drückte Anka auf den Boden und fummelte nach dem Griff von Ceres’ Schwert. Die trat ihm zwischen die Beine, sodass er sich nach vorne bückte und sie ihm das Schwert abnahm, noch bevor er sich wieder aufrichten konnte. Sie durchbohrte seinen Oberschenkel und er viel winselnd auf die schlammige Erde. Das Schwert lag ihr so leicht in der Hand und die Klinge hatte den Oberschenkel des Sklavenhalters durchdrungen als wäre er Butter.

Drei Wärter warfen die anderen Sklavinnen zurück in den Wagen und verriegelten diesen. Die Mädchen protestierten lautstark.

Gerade als Ceres Anka wieder auf die Füße helfen wollte, schrie diese: „Hinter dir!“

Ceres sprang herum und sah sich mit gleich drei Wärtern konfrontiert. Der erste hatte sein Schwert gezückt und ohne die Warnung von Anka hätte sie jetzt sein Schwert im Rücken gehabt.

Zu ihrem eigenen Erstaunen spürte sie die gleiche Kraft, die sie bei der Rettungsaktion von Sartes in der Arena gespürt hatte, durch ihre Venen rauschen. Schlagartig wusste sie genau was sie zu tun hatte, wenn sie die drei Angreifer besiegen wollte.

Nach ein paar Hieben mit dem Schwert,verendete der erste Wärter in einer Pfütze.

Der kleine Wärter hielt einen Dolch in der Hand und er ließ es spielerisch durch seine Finger wandern, während er sich ihr näherte. Sie verfolgte die Bewegung des Dolches für einige Sekunden und rammte dem Wärter im richtigen Moment ihr Schwert in die Hände, sodass der Dolch durch die Luft flog und auf dem Dach des Sklavenwagens landete.

„Lasst mich gehen und ihr bleibt am Leben“, sagte Ceres mit so viel Bestimmtheit in der Stimme, dass sie sich selbst nicht wiedererkannte.

„Derjenige, der sie einfängt erhält fünfundfünfzig Goldstücke“, schrie Lord Blaku und ließ seine Peitsche in Richtung des kleinen Wärters, der gerade seinen Dolch verloren hatte, schnalzen.

Ha! Das Gold meiner Mutter, dachte Ceres, nun noch wütender.

Die zwei verbleibenden Wärter kamen drohend näher. Der große Wärter, der eine Klappe über seinem Auge trug, hatte sein Schwert gezogen, der kleine ließ die Peitsche knallen. Ceres hatte im Palast immer nur gegen einen Gegner gekämpft und sie fühlte ein Unbehagen bei dem Gedanken, es mit zweien gleichzeitig aufzunehmen. Andererseits hatte sie dort nicht um ihr Leben gekämpft und auch diese sonderbare Kraft nicht in ihr gespürt.

Dem kleineren Mann gelang es den Riemen seiner Peitsche um Ceres Schwerthand zu winden und mit einem Zug kam Ceres ist Straucheln und fiel mit dem Gesicht voran auf den Boden. Sie hatte das Schwert so fest umklammert, dass es ihr nicht aus der Hand gefallen war und mit einem Schnitt hatte sie die Lederbänder durchtrennt und ihr Handgelenk aus der Umklammerung befreit.

So schnell wie eine Katze sprang sie wieder auf die Füße und erhob ihr Schwert und stürzte sich auf den großen Wärter, der sie gerade angreifen wollte.

Der kleine Wärter schmiss sich auf Ceres und schlang seine Arme um ihre Beine, so dass sie sich nicht mehr bewegen konnte. Sie fiel um und landete auf ihrem Rücken. Er kroch auf sie und fixierte mit einer Hand ihren Schwertarm, mit der anderen würgte er sie.

„Töte sie, wenn du es musst!“ brüllte Lord Blaku noch immer seinen blutenden Oberschenkel umklammernd.

Ceres verpasste dem kleinen Wärter einen Tritt gegen den Kopf. Er flog nach hinten und Ceres rollte sich rücklings ab und kam wieder zum Stehen. Als sie sah, dass er versuchte wieder auf die Beine zu kommen, verpasste sie ihm so lange Tritte in sein Gesicht bis er bewusstlos zusammenbrach.

Als der große Wärter auf sie zukam, wirbelte sie um ihn herum, zog ihm seine Füße weg und hackte ihm sobald er auf der Erde lag seine Hand ab. Er brüllte und Blut schoss aus seinem Stummel.

Sie hatte nicht so brutal sein wollen. Sie hatte ihn nur kampfuntauglich machen wollen, sodass er ihr nicht folgen konnte, wenn sie davonrannte. Doch die Klinge war so außergewöhnlich scharf, dass es keinerlei Anstrengung bedurfte, sogar Knochen zu durchtrennen. Oder war es vielleicht diese Kraft in ihr, die es so einfach machte?

Einige der Mädchen in dem Wagen waren an den Gitterstäben hochgeklettert. Sie rüttelten an dem Käfig und baten Ceres sie herauszulassen. Andere spornten Ceres an, ihre Entführer zu töten.

„Nimm das Schwert runter oder das Mädchen stirbt“, schrie Lord Blaku hinter ihr.

Ceres drehte sich herum und sah, dass der Sklavenhalter Anka ein Messer an den Hals hielt. Ankas Oberlippe zitterte, ihre Augen waren weit aufgerissen und der Sklavenhalter drückte ihr das Messer so sehr in die Kehle, dass er ihr bereits in die Haut schnitt.

Sollte sie es wagen und Anka retten? Ceres hätte einfach davonrennen können und wäre frei gewesen. Doch Ankas Augen baten sie so dringlich und verzweifelt, dass Ceres es nicht über ihr Herz brachte, sie solch einem grausamen Schicksal zu überlassen. Sie blickte zu den Mädchen in dem Wagen hinüber. Sie waren verstummt, denn sie hatten erkannt, dass es ebenso von ihr abhing, sie zu befreien.

Ceres richtete sich auf und schleuderte ihr Schwert hinfort. Sie betete, dass es sein Ziel treffen würde.

Sie sah wie es sich um den Griff als Achse drehte. Dann traf es Lord Blakus’ Gesicht, sie Klinge durchstach sein Auge. Er fiel nach hinten um und landete im Matsch.

Tot.

Wimmernd und weinend kroch Anka von ihm fort.

Ceres atmete schwer. Sie ging ruhig hinüber, zog ihr Schwert aus dem Schädel des Sklavenhalters und zerschlug schließlich das Schloss des Wagens. Die Tür sprang auf und die Frauen und Mädchen strömten vor Freude jubelnd eine nach der anderen aus dem Wagen. Einige bedankten sich bei Ceres als sie an ihr vorbei kamen und die Mutter mit ihren zwei Töchtern umarmte Ceres, bevor sie sich auf den Weg zurück nach Delos machte.

Mit Armen und Beinen so schwer wie Blei und Augenlidern schwer von Schlaflosigkeit lief Ceres zu der Vorderseite des Wagens und durchschnitt die Zügel der Pferde. Sie holte eine Decke, einen Sack voll Essen und eine mit Wein gefüllte Lederflasche vom Dach des Wagens und verstaute sie auf einem der Pferde.

Nachdem sie die Schwerthülle von Lord Blakus’ Körper gelöst hatte und das Schwert an ihrer Taille angebracht hatte, bestieg sie die braune Stute und brachte sie auf Kurs gen Delos. Doch als an sie Anka vorbeikam, hielt sie das Pferd abermals an.

„Du hast mir das Leben gerettet“, sagte Anka. „Ich stehe in deiner Schuld.“

„Du hast mich zuerst gerettet“, antwortet Ceres. „Du schuldest mir gar nichts.“

„Ich bitte dich, darf ich mit dir kommen. Ich weiß nicht, wohin ich sonst gehen soll.“

Ceres dachte über Ankas Vorschlag nach und fand, dass es wahrscheinlich schön wäre, auf dem kalten und dunklen Weg eine Begleiterin zu haben.

„Sehr gerne Anka. Lass uns zusammen reisen“, sagte Ceres mit einem sanften Lächeln.

Sie reichte Anka die Hand und zog sie hinter sich auf das Pferd. Anka klammerte sich an Ceres’ Rücken als ginge es um ihr Leben. Blitze zuckten in der Ferne und Wolken zogen auf und so trieb Ceres das Pferd dazu an, noch schneller zu galoppieren. Sie würde etwas Zeit brauchen, um sich zu erholen, bevor sie zum Palast ginge und sie wusste bereits wohin sie gehen würde, zu Rexus und ihren Brüdern.