Kitabı oku: «Sklavin, Kriegerin, Königin », sayfa 7
KAPITEL ZEHN
Thanos zerrte mit aller Kraft an seinem Schwert und schrie angestrengt. Doch so sehr er es auch versuchte, die Klinge saß in dem Schädel des Wolfers fest. Er hörte die Schritte des Kampfherrn näherkommen, er wandte sich um und erblickte seinen Feind in drei Metern Entfernung. Sein Leben hing davon ab, das Schwert aus dem Schädel zu ziehen, denn ihm war klar, dass ein waffenloser Kämpfer ein toter Kämpfer war.
Er blickte verzweifelt zu Ceres, doch er wusste, dass sie ihm bereits drei Waffen zugeworfen hatte und dass sie bestraft würde, wenn sie ihm eine weitere gab.
Sie hielt ihm ihre Handinnenfläche entgegen und just in dem Moment als er das schneidende Geräusche des auf ihn niedergehenden gegnerischen Schwertes hörte, löste sich das Schwert wie durch Zauberhand aus dem Schädel.
Thanos war verdutzt, doch hatte keine Zeit darüber weiter nachzudenken, er wirbelte herum und rollte sich auf dem Boden ab, sodass das Schwert des Kampfherrn ihn um ein Haar verfehlte. Der Jubel der Menge nahm ekstatische Formen an, bevor er zu einem statischen Summen überging.
Thanos sprang flink wieder auf seine Füße und hörte plötzlich Luscious um Hilfe schreien. Trotz der unmittelbaren Nähe seines Gegners riskierte Thanos einen schnellen Seitenblink und sah, dass Lusicous seine Waffe eingebüßt hatte, sein Waffenhalter lag mit dem Gesicht nach unten in dem roten Sand.
„Wirf mir irgendetwas zu! Irgendetwas!“ schrie Lucious wie wild zu Ceres hinüber. „Tu was ich dir sage oder ich lasse dir bei lebendigem Leibe die Haut abziehen!“
Als Thanos seine Aufmerksamkeit wieder auf seinen Feind richtete, hatte er kaum wahrgenommen, dass Ceres Lucious zwei Dolche zugeworfen hatte. Beim Anblick des Speers, den sein Gegner ihm entgegenfeuerte, wandelte sich sein Ärger augenblicklich in konzentrierte Aufmerksamkeit.
Der Speer kam näher. Doch Thanos fing ihn ab noch bevor er sein Herz durchdringen konnte. Er drehte den Speer herum und warf ihn zurück in Richtung des Kampfherrn. Er traf genau so, wie er es gewollt hatte, den Oberschenkel seines Gegners.
„Thanos! Thanos! Thanos!“ schrien die Zuschauer und Fäuste wurden in die Luft gehoben.
Der Kampfherr fiel auf seine Knie. Er schrie vor Schmerzen und hielt sich sein Bein aus dem der Speer ragte.
Seine Gelegenheit beim Schopfe packend, rannte Thanos auf den Kampfherrn zu und schlug ihm mit dem Griff seines Schwertes auf den Kopf, so dass er bewusstlos zusammensank.
Doch noch bevor er seinen Blick zum König heben und die Anerkennung seines Sieges einholen konnte, kam Lucious auf ihn zugelaufen und plötzlich sah sich Thanos Lucious’ Kampfherrn gegenüber stehen, sodass Thanos sich gezwungen sah weiterzukämpfen.
Dieser Jammerlappen wälzt seinen Kampfherrn auf mich ab, dachte Thanos.
Es war genau so wie Thanos es immer vermutet hatte: Lucious besaß keinerlei Ehrgefühl.
Während er es mit seinem neuen Gegner aufnahm, sah Thanos wie Luscious in der Nähe des Eisentors herumlungerte.
„Lass mich rein oder ich töte dich und foltere deine gesamte Familie zu Tode!“ schrie Lucious.
Thanos hörte das Rasseln des Tors und die Buhrufe der Menge.
„Thanos!“ rief Ceres und hielt zwei Dolche in die Höhe.
Natürlich. Er wurde langsam müde und brauchte deshalb leichtere Waffen. Er nickte ihr zu und sie warf sie ihm zu.
Thanos kickte dem Kampfherrn sogleich gegen die Brust und er flog zurück. Doch dank seines ausgezeichneten Gleichgewichtssinns fiel er nicht auf den Boden, sondern landete er auf den Füßen und stürmte sofort wieder auf Thanos zu. Der Kampfherr stürzte mit seinem Schwert nach vorn, doch Thanos sprang ihm aus dem Weg.
Je länger sie sich kämpfend durch die Arena bewegten, desto mehr konnte Thanos beobachten wie sein Gegner langsamer und müder wurde. Er atmete schwer und seine Bewegungen wurden zunehmend träger. Sein Plan ging auf. Er wollte den Mann nicht töten, nein, er wollte ihn lediglich derart auslaugen, dass er ihn so wie den ersten ausknocken konnte.
Thanos hatte nun seinen Schild erreicht, nahm in auf und stieß ihn dem Kampfherrn ins Gesicht. Der Kampfherr fiel leblos zu Boden. Es war das erste Mal seitdem Thanos die Arena betreten hatte, dass die Zuschauer schwiegen.
Thanos keuchte und blickte zum Stadion auf. Er wartete auf die Entscheidung des Königs und hoffte, dass er seinen bewusstlosen Gegner nicht würde töten müssen.
Doch er kannte den blutdurstigen Monarchen und Thanos fürchtete, dass König Claudius ihn genau zu dem zwingen würde, was er tunlichst versucht hatte zu vermeiden, nämlich zu töten.
Der König blickte Thanos finster an als würde er nicht anerkennen wollen, dass der Kampf zu Gunsten Thanos’ ausgegangen war. Die Atmosphäre war zum Zerreißen angespannt und niemand im Stadion gab auch nur einen Mucks von sich. Der König erhob sich von seinem Thron und bewegte sich zum Rande der Plattform, seine Hand hatte er nach vorne ausgestreckt, sein Daumen war zur Seite abgespreizt.
Endlich ließ der König verdrossen seinen Daumen nach oben wandern und das Publikum brach in Applaus aus.
Thanos konnte es nicht glauben. Ceres und er hatten es überlebt. Sie hatten überlebt!
Er blickte zu Ceres hinüber und fühlte, wie ihm Schweißtropfen von seinem Haar über das Gesicht rannen. Er nickte und als er schließlich lächelte war es als würde er damit den Sieg komplett machen.
Er starrte sie ungläubig an. Sie hatte ihm mehr als einmal das Leben gerettet. Doch er verstand nicht wie.
Es war das erste Mal, seitdem er ihr begegnet war, dass er anfing sich zu wundern.
Wer war sie?
KAPITEL ELF
Eine Träne rollte über Ceres’ Gesicht, während sie sorgfältig die Waffen durchging, die auf dem Tisch in der Übungsarena ausgelegt waren. Inmitten der Dämmerung hörte sie Gelächter und Musik durch die offenen Fenster des Palastes dringen. Die gesamte königliche Gesellschaft feierte hinter diesen Mauern die heutigen Siege. Sie fühlte sich so einsam wie noch nie. Sie vermisste ihre Brüder, ihren Vater, ihr Zuhause, Rexus. Sie trauerte um die Mutter, die sie nie gehabt hatte.
Ceres hielt inne und lauschte dem Wind, der in den Bäumen seufzte, sie blickte in den Himmel und sah wie ein paar Sterne zu ihr hinabfunkelten. Sie atmete die frische Luft ein, ein Duft von Rosen und Lilien drang ihr in die Nase. Die Stille war ihr nach all dem Gebrüll im Stadion mehr als recht. Selbst, wenn sie zu dem Fest eingeladen gewesen wäre, so hätte sie die Einladung abgelehnt. Sie verspürte keinerlei Verlangen sich unter die prunksüchtigen Herrschaften zu mischen, die sich selbst dazu beglückwünschten, einen Kampf gewonnen zu haben, den eigentlich Thanos und sie bestritten hatten.
Thanos. Ihr Inneres zog sich beim Gedanken an ihn zusammen. Er hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht, mit ihr nach den Tötungen ein Wort zu wechseln. Kein „danke“. Kein „gut gemacht“. Sie erinnerte sich daran, dass sie seinen Zuspruch und sein Lob nicht brauchte. Sie brauchte niemanden.
Sie ärgerte sich über diese jämmerliche Gefühlsduselei und wischte sich ihre Tränen von den Wangen. Mit einem Speer in der Hand ging sie zur Mitte des Übungsplatzes.
Ceres hielt den Speer zunächst über ihrem Kopf, dann begann sie ihn um seine eigene Achse zu drehen bis ein Schwirren zu hören war. Sie holte aus und schleuderte ihn auf eine Übungsattrappe hinein in die Mitte des kleinsten Kreises. Ein zufriedenes Lächeln machte sich auf ihren Lippen breit.
Heiter und leichtfüßig schlenderte sie zurück zum Waffentisch. Dieses Mal entschied sie sich für ein Schwert – eines das sie an ihr eigenes erinnerte, seine Klinge war schlank und lang, der Griff aus Bronze und Gold.
Sie stürmte nach vorne als würde sie diesen Feigling Lucious angreifen. Das Schwert lag gut in ihrer Hand und so konnte sie ihrem angestauten Ärger freie Bahn lassen und sich an ihrem unsichtbaren Feind vergehen.
Leichte Füße. Sie sprang. Angreifen und verteidigen. Sie attackierte. Sei so fließend wie das Wasser und so stark wie ein Fels. Das waren Ratschläge, die ihre Trainer ihr im Palast eingetrichtert hatten. Diese Sätze waren ihr durch stunden-, monate- und jahrelange Übung in Fleisch und Blut übergegangen.
„Nach allem was heute passiert ist, hätte ich gedacht, dass du todmüde ins Bett fällst.“
Sie drehte sich überrascht herum und erblickte Thanos, der grinsend hinter einer Weide hervortrat.
Ceres ließ ihr Schwert sinken und wandte sich vollständig in seine Richtung um, ihre Wangen glühten, sie war peinlich berührt. Sie sah, dass er ein weites Leinenhemd trug, das den Blick auf seinen Nacken freigab. Dunkle Locken rahmten sein Gesicht. Sie versuchte sich an den Hass gegen ihn zu erinnern.
Doch aus irgendeinem Grund hatte sich ihr Herz an seiner Gegenwart erwärmt.
„Das Gleiche könnte ich dir sagen“, sagte sie, hob die Augenbrauen und hoffte, dass er nicht bemerken würde, wie nervös sie war.
„Ich wollte gerade ins Bett gehen – doch dann hörte ich jemanden in der Arena unter meinem Zimmer trainieren.“
Sie blickte zum Turm und dem dortigen Balkon auf. Seine Türen standen offen und rote Vorhänge tanzten im Wind.
„Entschuldigen Sie gnädiger Herr, dass ich Sie wachgehalten habe“, sagte sie und blickte ihn an.
„Ich bitte dich, nenn mich Thanos“, sagte er und beugte sich in ihre Richtung ohne den Blick von ihr abzuwenden.
Er lächelte und trat einen Schritt auf sie zu.
„Eigentlich hast du mich nicht wachgehalten. Ich bin so schnell ich konnte von der Party verschwunden, um nach dir zu suchen und dann hab ich dich von meinem Balkon aus gesehen“, sagte er.
„Warum hast du nach mir gesucht?“ fragte sie und versuchte ihre zunehmende Nervosität zu ignorieren.
„Ich wollte mich bei dir für den heutigen Tag bedanken“, sagte er.
Sie starrte ihn einen Moment lang entgeistert an und versuchte vergebens an ihrem Groll gegen ihn festzuhalten.
„Du hast eine besondere Gabe“, sagte er. „Du musst einen guten Lehrer gehabt haben.“
Sie würde ihm nicht gestehen, dass sie als Junge verkleidet zusammen mit den Kampfherren im Palast trainiert hatte. Er könnte sie melden. Er würde sie melden, oder nicht? Sie waren in der Arena vielleicht Verbündete, doch im wahren Leben waren sie Feinde.
„Mein Vater war Schmied“, sagte sie und hoffte, dass er ihr nicht noch mehr unangenehme Fragen stellen würde.
Er nickte.
„Und wo ist er jetzt?“ fragte Thanos.
Ceres schaute auf den Boden. Gedanken an ihren Vater, der so viele hundert Meilen entfernt war, holten sie ein.
„Er musste andernorts Arbeit annehmen“, flüsterte sie.
„Das tut mir sehr leid Ceres“, sagte Thanos und trat einen weiteren Schritt auf sie zu.
Sie hoffte, dass er ihr nicht noch näher kam, denn dann würde es ihr noch schwerer fallen ihn als ihren Feind zu betrachten und ihn zu verachten.
„Und was ist mit deiner Mutter?“ fragte er und sah sie eindringlich an.
„Sie hat versucht, mich an einen Sklavenhalter zu verkaufen“, gestand Ceres. Sie dachte, dass nichts Schlimmes dabei war, ihm die Wahrheit über ihre Mutter zu sagen.
Er nickte einmal kurz und presste die Lippen zusammen.
„Tut mir leid“, sagte er.
Es kam ihr komisch vor, dass er sich für all das entschuldigte. Als Prinz. Es war schließlich kaum seine Schuld, dass ihr Vater am Palast nicht genügend verdient hatte und so an anderer Stelle nach Arbeit hatte suchen müssen.
„Wie geht es deinen Verletzungen?“ fragte sie. Sie ging zum Waffentisch zurück und legte das Schwert dort ab. Vielleicht konnte sie so ihre Unterhaltung in eine andere Richtung lenken.
„Sie werden heilen“, sagte er und folgte ihr.
Er stand jetzt neben ihr, mit verschränkten Armen studierte er ihr Gesicht für einen Moment.
„Wie hast du das angestellt?“ fragte er.
„Was?“ sagte Ceres.
„Draußen in der Arena heute. Erst den Schild, den du mir zugeworfen hast. Ich hab noch nie von einem Wolfer geschweige denn anderem Tier gehört, das Feuer spuckt.“
Sie zuckte die Schultern.
„Mein Vater hat mir viel über Wolfer erzählt“, flunkerte sie.
„Und dann mein Schwert… es steckte in dem Schädel des Wolfers fest“, sagte er und kniff die Augen zusammen. „Dann hast du deine Hand gehoben und das Schwert sprang mit dieser besonderen Kraft in meine Hand – “
„Damit habe ich nichts zu tun!“ unterbrach ihn Ceres und entfernte sich ein Stück von ihm, da sie Angst hatte, dass er ihr auf die Schliche käme.
Er blickte sie liebevoll an und neigte seinen Kopf ein wenig zur Seite.
„Heißt das, dass ich mir das nur eingebildet habe?“ fragte er.
Sie zögerte. Versuchte er sie in eine Falle zu locken? Sie musste ihre Worte abwägen, denn ihn einen Lügner zu nennen, setzte sie der Gefahr aus im Kerker zu landen.
„Ich weiß nur, dass ich keine Ahnung habe, wovon du sprichst“, sagte sie.
Seine Augenbrauen zogen sich zusammen und er öffnete seinen Mund, um zu sprechen, doch trat anstelle dessen erneut auf sie zu, legte ihr eine Hand auf die Schulter und ließ sie ihren Arm hinabstreichen.
Ein angenehmer Schauer strömte durch Ceres und sie verfluchte ihren Körper sie so zu überlisten.
„Wie auch immer“, sagte er. „Ich danke dir. Deine Waffenwahl hat heute den entscheidenden Unterschied gemacht.“
„Ja wahrscheinlich wäre dein wunderschönes Haar verkohlt, wenn ich dir nicht den Schild gegeben hätte“, sagte sie mit einem Grinsen und versuchte das Gespräch etwas aufzulockern.
„Du findest meine Haare schön?“ fragte er.
Ihr stockte der Atem und sie ärgerte sich über den Ausrutscher.
„Nein“, sagte sie kurz und verschränkte ihre Arme vor der Brust.
Seine Lippen zuckten.
„Dann muss ich sagen, dass ich deine Augen auch überhaupt nicht schön finde“, sagte er.
„Dann hätten wir das ja geklärt.“
Er nickte und Ceres ging zur Weide hinüber.
„Es wird langsam spät“, sagte sie.
„Vielleicht kann ich dich nach Hause begleiten?“, sagte er ihr folgend.
Ceres senkte ihren Blick und schüttelte den Kopf.
„Oder brauchst du vielleicht noch eine Bleibe?“ fragte er, seine Stimme war nicht viel lauter als ein Flüstern.
Sollte sie ihm die Wahrheit sagen? Falls nicht, würde sie wohl jede Nacht im Freien schlafen müssen.
„Ja“, sagte sie.
„Im Schloss gibt es gerade keinen Platz, aber unterhalb des Weges neben dem Brunnen steht ein leeres Sommerhaus, in dem du gerne bleiben kannst.“
Er deutete auf ein kleines von Bäumen umringtes Häuschen, das mit Efeu bewachsen war.
„Dafür wäre ich sehr dankbar“, sagte sie.
Er nahm ihren Arm und wollte schon mit ihr in Richtung des Hauses gehen, als ein Mädchen aus den Büschen sprang. Ceres fand, dass sie wunderschön war mit ihren blonden Haaren und braunen Augen, ihrer seidenen Haut und den blutroten Lippen. Sie trug ein weißes Seidenkleid und als eine leise Briese aufkam, konnte Ceres riechen, dass es nach Rosen duftete.
Ceres zog wie auf frischer Tat ertappt ihren Arm aus dem Thanos’.
“Hallo Stephania”, sagte Thanos und Ceres konnte einen genervten Unterton in seiner Stimme ausmachen.
Stephania lächelte Thanos entgegen, doch als ihre Augen Ceres erreichten, verfinsterte sich der Blick des Mädchens.
„Wen haben wir denn da?“ fragte Stephania.
„Das ist Ceres mein Waffenhalter“, sagte Thanos.
„Und wohin bist du mit deinem Waffenhalter unterwegs?“ fragte Stephania.
„Das geht dich nichts an“, antwortete Thanos.
„Ich bin mir ziemlich sicher, dass König Claudius entzückt wäre zu erfahren, dass du dich spät in der Nacht mit deinem weiblichen Waffenhalter triffst und sie zu unbekannten Zielen begleitest“, sagte Stephania.
„Ich bin mir auch ziemlich sicher, dass der König gleichermaßen entzückt wäre zu erfahren, dass du dich so spät in der Nacht hier draußen ohne deine Zofen herumtreibst“, antwortete Thanos schnippisch.
Stephania reckte ihre Nase in die Luft, machte auf dem Absatz kehrt und verschwand im Dunkeln des Weges zum Palast.
„Mach dir nichts draus“, sagte Thanos. „Sie ist nur gekränkt, weil ich sie nicht heiraten wollte.“
„Sie ist diejenige?“ fragte Ceres.
Anstatt ihr zu antworteten bot er ihr seinen Arm an.
„Vielleicht hat sie recht und es ist nicht angebracht“, sagte Ceres.
„Ach Unsinn“, sagte er, bevor er eine kurze Pause machte und grinsend sagte, „außer du hast anderes im Sinn.“
„Natürlich nicht“, sagte Ceres verärgert und mit errötenden Wangen.
Als sie sich bei ihm demonstrativ einhakte, musste sie irritiert feststellen, dass es ihr gefiel und sie beschloss den charmanten Prinzen nicht auch nur in die Nähe ihres Herzens kommen zu lassen.
KAPITEL ZWÖLF
Kommandeur Akila stand auf einem Hügel, von dem man Cumorla die Hauptstadt Haylons – eine entfernte Insel im Mazedonischen Meer – sehen konnte. Die Statue King Claudius’ zerschellte am Boden und das Herz Akilas schlug freudig bei diesem Anblick. Er atmete tief ein und Gerechtigkeit verzückte ihn als er sah, wie Rauch aus dem königlichen Schloss in den azurblauen Himmel über der Stadt quoll.
Gerechtigkeit, dachte Akila. Endlich war der Gerechtigkeit gedient worden. Jeder einzelne Verwandte des Königs war in diesem abscheulichen Gebäude mit seinen sieben Türmen eingeschlossen worden und nun war es niedergebrannt worden.
Der Wind zog an seiner Rüstung und er blickte zu den tausenden von Männern, die am Hang des Berges standen und deren rote Banner für die Sache der Revolution wehten. Noch vor Nachteinbruch würde er sie in die Schlacht führen und sie damit endlich von der Jahrhunderte währenden Unterdrückung befreien. Seine Brust schwoll vor Stolz.
Die Menschen von Haylon hatten lange genug unter der Herrschaft tyrannischer Könige gelitten. Sie hatten wucherische Steuern gezahlt, ihre besten Krieger nach Delos schicken müssen und ihre Häupter vor den zehntausend Reichssoldaten, die die Straßen Tag und Nacht patrouillierten, beugen müssen. Sein gesamtes Leben lang hatte Akila mit ansehen müssen, wie Frauen und Töchter vergewaltigt und Kinder ausgepeitscht und eingesperrt wurden. Die Jugendlichen waren gezwungen worden den ganzen Tag auf den Feldern des Königs zu schuften. Kamen sie heim so waren ihre Körper von Striemen übersäht und ihre Blicke gebrochen. Er wusste, dass es längst überfällig war ihre Freiheit, ihr Leben zurückzugewinnen.
Ein Bote näherte sich.
„West-Cumorla ist in Sicherheit mein Herr“, sagte er.
„Und die Reichssoldaten?“ fragte Akila.
„Die flüchten in Richtung Osten.“
„Wie viele zivile Leben haben wir zu beklagen?“
„Dreihundert bisher.“
Akila ballte seine Fäuste. Das waren weniger als erwartet und doch wog jedes einzelne dieser Leben schwer auf seinem Gewissen. Ein weiterer Sohn oder eine weitere Tochter tot, eine Mutter, Schwester, ein Bruder oder Vater erschlagen auf dem Weg zur Freiheit des Landes.
Er entließ den Boten und gab seinem Leutnant den Befehl die letzten Milizen zu alarmieren. Sie würden die Angreifer an der westlichen Grenze abfangen und ihnen die gleiche Behandlung zukommen lassen, die sie seinem Volk hatten zuteil werden lassen. Danach würde nicht mehr viel von ihnen übrig sein und dieser Gedanke stimmte Akila überaus freudig.
Akila gab seinem Pferd die Sporen und ritt seinem Leutnant und der Gefolgschaft voran in die Schlacht. Er ritt den Berg hinab und durch das nördliche Stadttor, vorbei an Häusern mit Balkonen, geschlossenen Gastwirtschaften und Werkstätten. In den Ecken der Straßen kauerten Familien, Kinder lagen mit dem Gesicht nach unten auf dem Kopfsteinpflaster und Pferde rannten herrenlos durch die Gassen. Die Milizen folgten Akila bis hinter die Stadtmauern. Dort versteckten sie sich in den Gräben um die tausenden Reichssoldaten zu erwarten, die versuchen würden durch die Tore Richtung Hafen zu fliehen. Nicht einer durfte entkommen, das hatte Akila seinen Männern an diesem Morgen aufgetragen als er hunderte von ihnen als Wachen am Hafen hatte postieren lassen. Denn entkam auch nur einer, so würde er nach Delos laufen und den König benachrichtigen. Zehntausende Reichssoldaten würden dann nach Haylon geschickt.
Minuten vergingen und so lauerten sie dort seit fast einer Stunde, liegend und auf den Einbruch der Nacht wartend.
Schließlich kam ein erster Reichssoldat herausgeritten. Akila sah, dass er eine Reichsflagge in der Hand hielt.
„Lang lebe König Claudius!“ schrie der Soldat.
Drei flammende Pfeile trafen seine Brust.
Er fiel von seinem Pferd in den Kanal unter der Brücke.
Drei weitere Reichssoldaten folgten, auch sie fielen von ihren Pferden als sie durch das Tor ritten.
Die Stadttore spuckten einen Soldaten nach dem anderen aus und eine blutige Schlacht entfachte.
Bei Nachtanbruch führte Akila die Männer mit einem Kampfschrei mitten hinein in die Schlacht. All die Männer um ihn herum gaben ihr Leben für die Freiheit, eine Freiheit die sie selbst niemals erfahren würden, aber doch vielleicht ihre Kinder.
Akila versammelte die furchtlosesten unter seinen Männern um mit ihnen zusammen in die Stadt zu reiten. Sie ritten ihm zu beiden Seiten und der Galopp ihrer Pferde dröhnte ihm in den Ohren. Er führte diese zweihundert Mann starke Truppe durch den Südeingang und teilte sie dann in vier kleinere Gruppen, um die Suche nach Reichssoldaten in unterschiedlichen Richtungen fortsetzen zu können.
Mit Fackeln und Schwertern führte Akila seine Männer die windigen Straßen hinab. Sie durchsuchten jedes Haus, doch kein einziger Feind war zu finden. Als sie fast am Ende ihrer Suche angekommen waren, erreichten sie einen Stall, der hinter dem herrschaftlichen Wohnsitz eines Hohen Priesters lag und nach einem hervorragenden Versteck aussah.
Gerade als er die Durchsuchung des Stalls anordnen wollte, trat der Hohe Priester aus seinem Haus.
„Haben Sie hier Reichssoldaten gesehen?“ fragte Akila und stieg von seinem Pferd.
„Nein“, antwortete der Priester, der seine Hände in einer Geste er Ehrfurcht vor seinem Körper hielt.
Doch Akila glaubte einen Anflug von Beunruhigung in den Augen des Priesters zu sehen. Er lügt, dachte Akila.
„Durchsucht den Stall“, ordnete Akila an und so liefen sie sogleich in Richtung des Stalls und betraten das Gebäude.
Plötzlich brach Unruhe aus und als Akila sich in Richtung des Krawalls umdrehte, nahm der Priester seine Beine in die Hand und jagte die Straße hinab. Akila rannte ihm nach, doch als er an der Straße angelangt war, konnte er nur noch sehen, wie der Priester auf einem Pferd gen Südausgang davonritt.
Akila pfiff und kaum war sein Pferd an seiner Seite, schwang er sich auf dessen Rücken und ritt dem Ausreißer nach. Mit Akila an seinen Fersen galoppierte der Priester durch die Stadttore. Akila gelang es nicht ihn einzuholen.
Gen Osten reitend heizte Akila sein Pferd unablässig an, seine Augen waren auf den Ausreißer geheftet. Er passierte Palmenbäume, sprang über Zäune und ritt durch Weiden und Sanddünen. Als er den Abhang eines Hügels hinunterritt erblickte er einen behelfsweise errichteten Steg, der unter einer aus Bäumen gebauten Kuppel versteckt lag. Keiner seiner Männer war hierher beordert worden, denn sie hatten nichts von der Existenz dieses Stegs gewusst.
Zu seinem Erschrecken sah er, wie der Priester in einem kleinen Segelboot davonglitt. Der Wind blies bereits kräftig in das rote Segel.
Akila war fast dort und er fragte sich, ob sein Pferd es schaffen würde vom Kai in das Boot zu springen, denn der Abstand wuchs mit jeder Sekunde. Die Muskulatur des Pferdes unter ihm spannte sich an, doch Akila trieb es weiter voran.
Das Pferd sprang vom Steg in das Boot. Es kam bei der Landung auf dem rutschigen Holzdeck ins straucheln und schmiss Akila ab.
Noch etwas von dem Aufprall benommen erhob sich Akila und zog sein Schwert.
Der Priester griff sofort an. Mit gezücktem Schwert stürzte er sich auf Akila und kämpfte mit der Entschlossenheit eines Mannes, der wusste, dass es um sein Leben ging.
Akila preschte nach vorne und ließ seine Klinge auf den Verräter niederfahren. Das hinterließ Spuren im Gesicht des Priesters. Der Mann jaulte, ließ sein Schwert fallen und zog einen Dolch hervor, den er in Akilas Richtung schleuderte. Doch Akila sah es kommen und wehrte den Dolch mit seinem Schwert ab.
Der Priester drehte sich herum und schleuderte einen Korb auf Akila, dann eine Holzkiste. Akila wehrte alles ab. Als nächstes warf der Priester ein Netz über die Hand, mit der Akila sein Schwert hielt, der Priester zog an dem Netz und Akila stolperte nach vorne.
Im Zuge dessen griff der Priester nach seinem Schwert und richtete des auf Akilas Brust, doch dieser trug schwere Rüstung und das Schwert des Mannes rutschte an dem Metall ab. Der Priester taumelte nach vorne.
Akila sah seine Chance gekommen. Er befreite seinen Arm von dem Netz und stach auf den Priester ein.
Dieser brach tot auf dem Deck zusammen.
Akila zog seine Klinge aus dem schlaffen Körper des Priesters und wischte es an dem Netz ab bevor er es wieder in seine Hülle steckte.
Er wollte keine Sekunde verlieren und blickte zu den Stadtmauern. Dort sah er, dass sich das Schwarz des Himmels in ein dunkles Blau gewandelt hatte und er begriff, dass er so schnell wie möglich zu seinen Männern zurückkehren musste. Er segelte das Boot zurück zum Steg, zündete es an und ritt mit allem was er hatte zurück zum Osteingang.
Als er ankam mischte sich langsam ein rosafarbener Ton in die Farbe des Himmels. Der Sieg war sicher und eine neue Flagge wehte auf den Außenmauern von Cumorla.
Unter dem Glockengeläut der Freiheit ritt Akila mit seinen Männern durch die Straßen der Hauptstadt. Männer, Frauen und Kinder jubelten ihnen zu.
Er blickte gen Norden und dachte an seine Familie in Delos, die noch immer in Gefangenschaft lebte und er wusste tief in seinem Herzen, dass auch für sie bald die Stunde der Freiheit schlagen würde.
Hier stand er nun das erste Mal seit Anbeginn der Geschichte des Reiches auf freiem Land.
Die Revolution hatte begonnen.