Kitabı oku: «Aktivieren Sie Ihren Vagusnerv», sayfa 3

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KAPITEL 3
DIE AUFGABEN DES VAGUSNERVS

Ein optimal funktionierender Vagusnerv (VN) ist von absolut herausragender Bedeutung, um die Gesundheit zu optimieren und das Fortschreiten von Krankheiten aufzuhalten. Hierfür gibt es viele gute Gründe, einige von ihnen werden wir in diesem Kapitel besprechen.

Ein Körper, der seine Aufgaben perfekt erfüllt, ist mit einem Symphonieorchester vergleichbar. Bei einer Symphonie haben die verschiedenen Instrumente ihren Teil der Partitur zu spielen, und die optimale Harmonie kann nur im ordnungsgemäßen Zusammenspiel aller Instrumente entstehen. Es ist Aufgabe des Dirigenten, dafür zu sorgen, dass keines verstimmt ist oder aus dem Takt gerät, denn ein einziger Fehler könnte die Aufführung zu einem Desaster machen. Das gilt auch, wenn ein Dirigent seinen Teil der Verpflichtung nicht einhält.

Überträgt man dieses Bild auf den Menschen, so ist der Vagusnerv der „Dirigent“ des „Symphonieorchesters“ Körper. Er steuert die Funktion so vieler verschiedener Organe und Zellen, doch das klappt nur dann, wenn er seine Aufgaben auch optimal erfüllt. Er muss in der Lage sein, den Zustand aller Organe und Zellen sensorisch wahrzunehmen und die richtigen Signale an sie zu senden. Ist die Signalübertragung gestört, herrscht keine Harmonie mehr im Körper und es kommt schließlich zu Funktionsstörungen und zu Krankheit.

Lassen Sie uns die verschiedenen Aufgaben einmal aufschlüsseln, die vom „Dirigenten“ – dem Vagusnerv – des „Körper-Orchesters“ erfüllt werden.

Sensorische Wahrnehmung der Haut des Ohres

Wie im letzten Kapitel besprochen, ist der erste Ast des Vagus der aurikuläre, also jener, der zum Ohr zieht und speziell an der sensorischen Innervierung der Haut von Ohrmuschel, Tragus (dem Knorpelanteil der Ohrmuschel, der eine Erhebung vor dem Eingang des äußeren Gehörgangs bildet) und äußerem Gehörgang beteiligt ist.


Die Funktion dieses Astes ist rein sensorisch und ermöglicht uns die Wahrnehmung von Druck, Berührung, Temperatur und Feuchtigkeit im zentralen Bereich beider Ohren. Das ist klinisch relevant und ziemlich wichtig, denn dies ist einer der Hauptbereiche, über die der Vagus mit Techniken wie Akupunktur stimuliert werden kann.

Damit Sie schlucken können, was Sie essen

Wenn Sie eine Mahlzeit zu sich nehmen, ist das Letzte, woran Sie denken, der Vorgang des Schluckens und dass dabei der Atemreflex kurz aussetzen muss, damit Sie nicht ersticken. Diese wichtige Aufgabe übernimmt der Vagusnerv.

Der zweite Vagus-Ast (der pharyngeale oder Rachen-Ast) steuert die Aktivierung der fünf Muskeln des Rachens: Die drei sogenannten Konstriktoren oder „Schlundschnürer“ (oberer, mittlerer und unterer) im hinteren Teil des Rachens und die zwei anderen Muskeln, die den Rachen mit dem weichen Gaumen (dem weichen Gewebe am hinteren Teil des Gaumens) verbinden. Diese Muskeln sind an der Phase des Schluckakts beteiligt, die sich im Rachen abspielt. Dazu gehört, dass der Speisebrei in Richtung Kehlkopf und Speiseröhre befördert wird, aber nicht in die Luftröhre, damit er nicht in die Atemwege gelangt. Dieser Ast des Vagusnervs ist also auch für die aktive motorische Komponente des Würgereflexes zuständig.

Klinisch ist das von Bedeutung, da eine mangelhafte Funktion des Vagus einen Hustenreiz auslöst und die Funktion des Würgereflexes verändert. Wir können den Vagus mithilfe aktiver Übungen kräftigen, in die dieser Reflex einbezogen wird.

Die Steuerung von Luftwegen und Stimmbändern

Sind Sie sich bei jedem Ihrer Atemzüge des Aufwands bewusst, mit dem Ihre oberen Luftwege offengehalten werden müssen? Die an diesem Prozess beteiligten Muskeln tragen außerdem zur Bildung Ihrer Stimme bei. Falls Sie sich je gefragt haben, welcher Nerv dafür sorgt, dass verbale Kommunikation mit Ihrer Umgebung möglich ist – es ist der Vagus!

Der dritte und vierte Ast des Vagusnervs ist der obere beziehungsweise der rückläufige Kehlkopfnerv. Der obere Ast ist für die Muskeln oberhalb der Stimmbänder, der rückläufige für diejenigen unterhalb zuständig.

Der obere Kehlkopf-Ast bringt motorische Informationen zu einigen Kehlkopfmuskeln und steuert die Stimmlage. Sie ändert sich, wenn dieser Ast nicht optimal funktioniert. Eine chronisch heisere oder leicht ermüdbare, monotone Stimme ist ein Zeichen für einen mangelnden Vagotonus (der Fähigkeit zur Signalübertragung) in diesem Nervenast. Eine Reizung dieses Nervs kann auch zu starkem Husten und einer Aspirationsgefahr führen, einer unabsichtlichen Einatmung von Fremdkörpern (also von Nahrungspartikeln oder Flüssigkeiten, die aufgrund der gestörten Funktion der Stimmbänder in die Luftröhre gelangen).

Der rückläufige Kehlkopf-Ast transportiert motorische Informationen zu den Muskeln unterhalb der Stimmbänder, die die Lautbildung durch das Öffnen, Schließen und Anspannen ihrer Strukturen ermöglichen. Er hat auch eine sensorische Komponente, die Informationen von Speiseröhre, Luftröhre und innerer Schleimhaut dieser Strukturen überträgt. Eine Funktionsstörung dieser Nerven führt zu Heiserkeit, Stimmverlust und Atembeschwerden bei körperlicher Aktivität.

Diese Kehlkopfmuskeln steuern das Öffnen und Schließen sowie die Funktion der Atemwege. Jede Schwierigkeit beim Atmen oder Sprechen kann daher einer verminderten Funktion des Vagus sowie des Muskeltonus zugeschrieben werden. Atmung und Muskeltonus sind für die Funktion des Vagus von maßgeblicher Bedeutung. Chronische Obstruktionen, also Behinderungen jeder Art, in diesem Bereich stören die Funktion der Muskeln und das Feedback in Form von Signalen, was sich negativ auf die Funktion des Vagus auswirkt.

Die Steuerung der Atmung

Wie ist es mit der Atmung? Nun, der Vagus spielt auch bei der Steuerung dieser wichtigen Aufgabe eine Rolle. Sein Lungen-Ast zieht zum Lungen-Plexus, verbindet sich mit dem sympathischen Nervensystem und innerviert die Luftröhre und die Bronchien beider Lungenflügel. Der Vagusanteil ist sensorisch, überträgt also Informationen über den Ausdehnungsgrad sowie über den Sauerstoff- und Kohlendioxidgehalt der Lunge an das Gehirn.

In der Lunge führt die Aktivierung des Vagus zu einer Verringerung der Atemfrequenz und einer vertieften Atmung. So neigen wir während der Phase des Ruhens und Verdauens (wenn der Vagus also aktiv ist) eher zu einer tieferen Atmung über das Zwerchfell als über die Atemhilfsmuskulatur, und die Frequenz ist tendenziell niedriger. Wenn ein Mensch aus dem sogenannten Kampf-oder-Flucht-Modus in eine Phase des Ruhens und Verdauens übergeht, aktiviert eine langsame, tiefe Atemfrequenz den Vagus und leitet die Entspannungsreaktion ein.

Der Vagotonus, der Erregungszustand des parasympathischen Nervensystems, ist notwendig für die Öffnung des Atemweges in Rachen, Kehlkopf und Luftröhre. Die Muskeln von Rachen und Kehlkopf werden von den entsprechenden motorischen Anteilen des Vagusnervs innerviert. Eine suboptimale Aktivität dieser Neuronen kann zu einer Obstruktion (Behinderung) der Luftwege in diesem Abschnitt kommen, wie bei der chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung (COPD, von engl. chronic obstructive pulmonary disease) und der obstruktiven Schlaf-Apnoe (Atemaussetzern im Schlaf). In beiden Fällen handelt es sich um ein Zeichen eines geringen Vagotonus, der Vagus muss also aktiviert werden. Ich gehe sogar so weit zu sagen, dass auch eine Obstruktion der Luftwege eine potenziell grundlegende Ursache der Funktionsstörung des Vagus sein kann – davon wird in späteren Kapiteln noch sehr ausführlich die Rede sein.

Die Steuerung der Herzfrequenz

Mit dem Herzschlag wird nährstoff- und sauerstoffreiches Blut in jede unserer Zellen gepumpt und es werden Giftstoffe zu den Organen transportiert, die in der Lage sind, sie zu entsorgen. Eine wichtige Rolle des Vagus besteht darin sicherzustellen, dass die Herzfrequenz in einem angenehmen Bereich bleibt, wenn der Körper nicht unter Stress steht. Ohne den Vagusnerv wäre unsere Herzfrequenz weit von einem optimalen Wert entfernt.

Der Vagus ist direkt mit dem im letzten Kapitel erwähnten sinoatrialen oder Sinus-Knoten verbunden, der elektrische Signale zu den beiden Vorhöfen (den dünnwandigen Räumen über den Herzkammern) überträgt. Er ist auch direkt mit dem ebenfalls erwähnten atrioventrikulären oder AV-Knoten verbunden, der die Pumpgeschwindigkeit und den Kontraktionsdruck steuert, also den Druck, mit dem sich die Ventrikel (die beiden dickwandigen Herzkammern) zusammenziehen.

In Zeiten von Kampf oder Flucht – modern ausgedrückt: in Zeiten von Stress und/oder Angst – aktiviert das sympathische Nervensystem die Herzfrequenz und den Kontraktionsdruck in den beiden Ventrikeln, den Herzkammern, damit mehr Blut durch den Körper gepumpt wird. Ist der Stress vorbei, setzt die sogenannte Phase des Ruhens und Verdauens ein und im Körper wird der Vagus aktiviert. Die parasympathischen Fasern des Vagusnervs verlangsamen die Herzfrequenz und senken aktiv den Kontraktionsdruck, mit dem eben noch mehr Blut durch den Körper gepumpt wurde. Diese Fasern fahren die Aktivität des Herzens herunter und ermöglichen es ihm, zur Ruhe zu kommen und sich von Stresszeiten und massiver Aktivierung zu erholen.

Die Erhaltung eines optimalen Blutdrucks

Der Blutdruck ist ausschlaggebend für die Menge der Flüssigkeit, die sich im Blutkreislauf befindet. Die Nieren filtern Flüssigkeit und Giftstoffe aus dem Körper und sind daher der wichtigste „Blutdruck-Manager“ des Körpers. Der Vagus übermittelt Informationen zu und von den Nieren, um das Durchströmen von Wasser und Flüssigkeit innerhalb der sogenannten Glomeruli, der Grundfiltrationseinheiten der Nieren, und damit den Gesamtblutdruck im Körper steuern zu helfen. (Glomeruli sind Gefäßknäuel in der Niere, die den sogenannten Primärharn bilden, der im Wesentlichen ein noch unkonzentrierter Harn ist. Sie werden auch als „Nierenkörperchen“ bezeichnet; Anm. d. Übers.)

Wenn der Körper unter Stress steht, werden Signale aus den Blutgefäßen (speziell aus einem knäuelartigen Gebilde an der Aufzweigung der linken und rechten Halsschlagader, dem Glomus caroticum) über den Vagusnerv und über sympathische Nerven fasern hinauf zum Hirnstamm und zurück zu den Nieren übertragen. Die Nieren verengen daraufhin ihre Blutgefäße und erhöhen den Blutdruck durch Drosseln der Wassermenge, die aus dem Blutstrom gefiltert wird. Ist der Körper entspannt, erhalten die Nieren über denselben Weg das Signal, mehr Wasser herauszufiltern und den Blutdruck zu senken.

Hormone sind ebenfalls eng mit diesem Prozess verbunden und arbeiten mit dem Vagus und sympathischen Nervenfasern zusammen. Die direkte Überwachung erfolgt jedoch durch die Nerven, und die langsame, allmähliche Steuerung wird von Hormonen bestimmt.

Bluthochdruck ist eine sehr häufige Diagnose und die verschriebenen Medikamente wirken auf diesen Mechanismus ein. Bluthochdruck kann ein Zeichen dafür sein, dass die Stresshormone der Nebennieren und die durch den Sympathikus vermittelte Stressreaktion übermäßig aktiviert sind. Er ist auch ein sehr häufiges Zeichen einer Funktionsstörung des Vagus und eines mangelhaften Vagotonus.

Die Steuerung der vielen Aufgaben der Leber

Der Vagus übermittelt viele wichtige Informationen von der Leber und zurück zu ihr und „managt“ damit ihre fast 500 Aufgaben. Ich beschränke mich hier auf einige jener Funktionen, die allgemeiner bekannt sind.

Die Leber regelt, wohin das Blut im Körper fließt. In Stresszeiten, wenn der Körper in den sogenannten Kampf-oder-Flucht-Modus geht, wird die Durchblutung von Armen und Beinen erhöht, um die Muskelaktivität zu steigern, die es uns ermöglicht, einen Angriff abzuwehren oder vor ihm wegzulaufen. Die Durchblutung der Leber sinkt, da die Verdauung und die Filtration des Blutes während dieses Stress-Ereignisses für das Überleben nicht an erster Stelle stehen. Ist der Körper entspannt und befindet sich in der Phase des Ruhens und Verdauens, nimmt die Aktivität des Vagusnervs zu und die Durchblutung der Leber steigt. Dann haben Verdauung, Filtration des Blutes und andere Aufgaben Priorität, damit die Zellen optimal funktionieren.

Der Vagus steuert auch jene Leberzellen, die für die Bildung von Galle und Gallensalzen sowie für den Transport der Galle in die Gallenblase und den Dünndarm verantwortlich sind. Ist der Nerv aktiv, sind diese Zellen, die sogenannten Cholangiozyten, nachweislich aktiv und erhöhen den Gallenfluss in die Gallenblase zur Speicherung.

Die Galle erfüllt mehrere Aufgaben für die Leber und den Körper. Die Leber entgiftet fettlösliche Toxine über einen zweistufigen Prozess, durch den ein wasserlösliches Abfallprodukt entsteht, das freigesetzt werden muss. Die Galle nimmt diese Toxine auf, die nun harmlos sind und durch den Verdauungstrakt über den Stuhl ausgeschieden werden können. Der Stuhl ist nur einer von drei Wegen, auf denen Abfallprodukte den Körper verlassen. Die anderen beiden sind der Urin über die Nieren und der Schweiß über die Haut.

Die Gallensalze, die wirksame Komponente der Galle, haben eine andere Aufgabe. Wenn die Galle in den Dünndarm abgegeben wird, setzt sie Abfallprodukte und Gallensalze frei. Letztere werden für den Weg der Triglyzeride (Fettmoleküle) aus dem Verdauungstrakt durch die Enterozyten (die Zellen, die den Dünndarm auskleiden) ins Blut benötigt, da sonst eine Resorption von Fetten nicht möglich ist, was schlecht wäre, denn Fette und Cholesterin haben zahlreiche wichtige Funktionen im Körper; außerdem käme es dann zu Fettstühlen. Die Rolle des Vagus besteht in diesem Fall darin, die Cholangiozyten zu aktivieren und den Gallenfluss aus der Leber in die Gallenblase sowie von dort in den Dünndarm zu eröffnen und die Fettresorption durch die Enterozyten zu gewährleisten.

Die Entleerung der Gallenblase aktivieren

Hat die Leber Galle gebildet und die Cholangiozyten haben sie in die Gallenblase gebracht, wird sie gespeichert und reift – fast wie ein edler Wein –, bis sie gebraucht wird. Beim Essen senden die Geschmacksknospen auf der Zunge und im Mund Signale ans Gehirn, um den Körper über die Makronährstoffe zu informieren, die sie mit jedem Bissen wahrnehmen. Wenn das Zentralnervensystem signalisiert, dass Fette aufgenommen werden, gibt der Vagus an Leber und Gallenblase weiter, dass bald Galle benötigt wird.

Daraufhin werden die glatten Muskelzellen in der Wand der Gallenblase aktiviert und die Galle wird zur Fettverdauung über den Gallengang in den Dünndarm ausgeschüttet. Ohne das Signal des Vagus bleibt der notwendige Gallenfluss aus – man spricht dann von einer obstruktiven Cholestase, einem Gallenstau durch eine Verengung, oder einen vollständigen Verschluss (Obstruktion) im Bereich der Gallenwege.

Eine der häufigsten Operationen, die in nordamerikanischen Krankenhäusern durchgeführt werden, ist die sogenannte Cholezystektomie, die Entfernung der Gallenblase. Eine solche Maßnahme aufgrund eines vollständigen Verschlusses, etwa durch Gallensteine, ist oft das Erste, was Patienten angeboten wird, bei denen sich die mit einer obstruktiven Cholestase einhergehenden Schmerzen einstellen. Leider bekommen die meisten Patienten keine Chance, die diesem Problem zugrunde liegende Ursache herauszufinden.

Gallensteine sind eine schmerzhafte Angelegenheit, die sich negativ auf die Gallenblase auswirken können. Sie bilden sich dort im Zuge eines langen Zeitraums von geringer Vagusaktivität, wodurch eine hinreichende Freisetzung von Galle und Gallensalzen verhindert wird. Eine lange Verweildauer in diesem Speicherorgan führt schließlich zur Kristallisation und Steinbildung und ist ein Frühzeichen einer Funktionsstörung des Vagus. Unter klinischer Überwachung können solche Fälle, wenn sie früh erkannt werden, nachweislich dazu führen, dass sehr kleiner Gallengrieß von selbst abgeht, wenn der Vagus wieder besser zu arbeiten beginnt. Manche der Übungen und Therapien zur Aktivierung des Vagusnervs, von denen in den folgenden Kapiteln die Rede sein wird, können sehr hilfreich sein für all jene, die von Schmerzen durch einen Gallenstau und die Bildung von Gallensteinen betroffen sind.

Hunger und Sättigung

Die Sättigung ist dann erreicht, wenn das Gehirn entsprechende Signale vom Vagus erhält. Um satt zu sein, müssen Signale aus der Leber kommen, dass der Körper über genügend Fett, Proteine und Kohlenhydrate verfügt. Der Kohlenhydrat- und der Fettstoffwechsel spielen sich in der Leber ab.

Hinsichtlich des Kohlenhydratstoffwechsels läuft folgende Steuerung über die Vermittlung durch den Vagusnerv ab: Wenn der Blutzuckerspiegel sinkt, werden die afferenten, zum Gehirn laufenden Vagusfasern vermehrt aktiv und signalisieren dem Gehirn, dass die Leberzellen mehr Kohlenhydrate benötigen. Diese Bahn meldet jedoch keine plötzlichen Veränderungen des Blutzuckerspiegels; diese werden direkt im Gehirn wahrgenommen.

Das Hormon GLP-1 (von engl. glucagon-like peptid, ein dem Glukagon ähnliches Peptid) wird vom Dünndarm als Reaktion auf einen erhöhten Blutzuckerspiegel freigesetzt, was der Körper als Sättigung interpretiert. Ein sinkender GLP-1-Spiegel wird dem Vagus gemeldet, der daraufhin den Blutzucker langsam senkt. Viele Pharmafirmen stellen jetzt Medikamente her, deren Wirkmechanismus zur Regelung des Hungergefühls auf die GLP-1-Bahn abzielt; dafür kann der Körper jedoch selbst durch die Aktivierung des Vagusnervs sorgen.

Der Vagus bietet eine andere Bahn zur Erzeugung von Sättigungsgefühlen: Nach einer Mahlzeit schicken vagale afferente Neuronen bezüglich der in der Leber angekommenen Fettmengen, insbesondere der Triglyzeride und der Linolsäure, Informationen an das Gehirn. Daraufhin wird die Vagusfunktion aktiviert und sendet dem Gehirn ein Signal, das zu einem Sättigungsgefühl sowie beim Esser zu dem Wunsch führt, mit dem Essen aufzuhören. Arbeitet der Vagus effektiv, dauert es nicht einmal 15 bis 20 Minuten, bis man sich nach einer Mahlzeit gesättigt fühlt. Wenn Sie jemanden kennen, der kein Sättigungsgefühl entwickelt und auch nach einer umfangreichen Mahlzeit weiterhin Hunger hat, dann leidet dieser Mensch an einer Funktionsstörung des Vagus.

Blutzucker und Insulinspiegel

Insulinresistenz – die verminderte oder aufgehobene Wirkung des Hormons Insulin – und Diabetes vom Typ II nehmen rasant zu. Übergewicht und ein Diabetes aufgrund durch Fettleibigkeit (im Englischen gibt es mit diabesity dafür einen eigenen Begriff, der sich zusammensetzt aus diabetes und obesity – engl. für Fettleibigkeit; Anm. d. Übers.) gehören zu den Hauptsymptomen einer ungesunden Lebensweise. Probleme mit dem Gewicht und der Steuerung des Blutzuckers sind wesentliche Anzeichen dafür, dass im Körper etwas nicht optimal läuft.

In Stresszeiten verschiebt der Körper sein Gleichgewicht in Richtung des sympathischen Nervensystems (Sympathikus) und setzt mehr Stresshormone aus der Nebenniere frei, insbesondere Kortisol. Die primäre Wirkung von Kortisol ist die Erhöhung des Blutzuckers durch Stimulierung der sogenannten Gluconeogenese; in diesem Prozess wird neue Glukose aus Fett und Proteinen gebildet, die beide in der Leber gespeichert sind.

Kurzfristig ist der Einsatz des Sympathikus wichtig, um alle Körperfunktionen aufrecht zu erhalten und uns das Überleben zu ermöglichen. Dieses Kampf-oder-Flucht-System entwickelte sich als Reaktion auf Bedrohungen des Lebens von außen – denken Sie an unsere Vorfahren, die vor dem Säbelzahntiger flüchten mussten. In einer solchen Situation, wenn uns eine Belastung bevorsteht (wobei diese heute nicht mehr durch den Säbelzahntiger, sondern durch die Stressfaktoren des modernen Lebens verursacht wird, die Reaktion unseres Körpers jedoch immer noch der unserer Vorfahren entspricht; Anm. d. Übers.), muss der Körper in den Überlebensmodus wechseln. Wir müssen entweder dagegen ankämpfen oder so schnell wie möglich die Flucht ergreifen.

Für die Unterstützung der Kampf-oder-Flucht-Reaktion brauchen unsere Skelettmuskeln erhebliche Ressourcen zur Energiebildung – vorzugsweise die schnellstmöglich wirksame und am leichtesten zugängliche Möglichkeit, Zellenergie zu erzeugen –, durch die wir die Bedrohung überleben können. Für den Kurzzeitbedarf an Energie kann der Körper über die Gluconeogenese schnell Glukose bilden und ins Blut freisetzen. Der Sympathikus lenkt den Blutfluss rasch in die Arm- und Beinmuskulatur um, damit wir besonders stark und schnell sind, und zieht ihn dafür aus dem Verdauungstrakt und den Nieren ab. Dann können wir unsere Muskeln wirksam einsetzen, um die Bedrohung zu bekämpfen oder so schnell wie möglich davor wegzulaufen.

Das Problem bei diesem System besteht darin, dass es oft länger als unbedingt nötig aktiv ist. Bei chronischem Stress, dem wir am Arbeitsplatz und zu Hause ausgesetzt sind, bei Geldsorgen, in Beziehungen zu Freunden und Familie sowie aufgrund biochemischer Stressfaktoren und unterschwelliger Infektionen bleibt unser Körper erheblich länger als nötig im Kampfoder-Flucht-Modus und wir kehren nicht in den Zustand des Ruhens und Verdauens zurück, in dem vorwiegend das parasympathische Erholungssystem aktiv ist. Wenn man nicht wieder zu diesem Zustand zurückkehren kann, muss die Leber ständig Glukose bilden, was auf längere Sicht zu einem höheren Blutzuckerspiegel führt. Als Reaktion darauf wird die Bauchspeicheldrüse (Pankreas) aktiviert und muss Insulin bilden. Insulin ist der Botenstoff, der jeder unserer Zellen signalisiert, dass sie Glukose aus dem Blut in die Zellen aufzunehmen und sie zur Energiebildung zu verwenden haben.

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