Kitabı oku: «Die Anatomie der Potency», sayfa 2
Danksagungen
Ich schulde vielen Menschen für direkte oder indirekte Beiträge zu diesem Buch Dank. Ich danke Simon Dunmore, Ph. D., Dozent der Biomedizinischen Wissenschaften, School of Health Sciences, University of Wolverhampton, für seine unschätzbare Kritik am ersten Entwurf. Ebenso schulde ich meinem guten Freund Glenn Storhaug von Five Seasons Press Dank für seine Liebe zu Worten, Büchern und zur literarischen Gestaltung, sodass er den letzten Entwurf redigierte und die Textproduktion begleitete. Besonderer Dank gilt meinem Sohn für die Bearbeitung der Grafiken.
Vielen Kollegen bin ich zu Dank verpflichtet. Ich hebe drei aus Amerika hervor. Dr. Anne Wales und Dr. Louis Hasbrouck danke ich für die gewissenhaften Überprüfungen des Textes, für ihre lebenslange Hingabe an die Osteopathie und die langjährige Vermittlung ihres reichen Wissens- und Erfahrungsschatzes an Studenten. Besonderer Dank gilt Dr. Rachel Brooks für ihre sorgfältige Kritik des Textes. Dazu hat sie außerordentlich großzügig ihre Ideen und ihre Liebe zur Osteopathie mit mir geteilt.
Fünf in Großbritannien ausgebildete Osteopathen möchte ich erwähnen. Ich danke Colin Dove, dem früheren Rektor der British School of Osteopathy, für seine unerschöpfliche Unterstützung, Ermutigung und seinen Rat über die Jahre hin, Jacques Duval in Paris, für seine Inspiration und die Leidenschaft für die Osteopathie, Carol Penn für ihre Freundschaft, Inspiration und stetige Unterstützung, schließlich Suzanna Thorpe in Perth, Australien, für das inspirierende Gespräch auf der Reise nach London nach dem S. C. C.-Kurs in Leeds 1995.
Ich möchte meinen besonderen Dank an drei weitere Osteopathen aus Amerika richten. Sie können ihn nicht erhalten, doch ohne sie wäre das Buch nicht möglich gewesen. Es handelt sich um Rollin Becker, William Sutherland und Andrew Still.
Vermutlich muss sich mein größter Dank an meine Patienten richten. Denn ich habe von ihnen mehr gelernt als mich sonst irgendjemand hätte lehren können.
Schließlich – aber keineswegs am Unwichtigsten – möchte ich Jane und auch Guy, Edward und Beth danken. Sie ertrugen jahrelang, dass sich ihr Vater auf einem anderen Planeten befand, sodass „Nicht schon wieder Photonen!“ zu einem Familienslogan wurde.
1. Ein Kampf
Während der frühen 1980er Jahren dachte ich längere Zeit darüber nach, worin der Primäre Respiratorische Mechanismus besteht und wovon er angetrieben wird. Ich nahm immer mehr Ereignisse bei meinen Patienten wahr, die ich nicht erklären konnte. Mir wurden verschiedene Qualitäten der Gewebestrukturen bewusster. Unter meinen Händen ereigneten sich Veränderungen, die ich nicht erwartet und initiiert hatte. Stets spürte ich nach einer derartigen Veränderung, dass sich die Gewebe angenehmer, entspannter und leichter anfühlten. Sie schienen sich glücklicher zu fühlen. Gelegentlich schienen die Gewebe des Patienten vermittelt durch meinen Tastsinn tatsächlich zu lächeln. Nach einem derartigen Ereignis berichteten die Patienten stets, dass sich die Symptome deutlich verbessert hatten oder sie sich allgemein besser fühlten. Manchmal vermochten sie dies sprachlich nicht angemessen auszudrücken. Sie wussten aber, dass sie sich leichter, lockerer fühlten und aktiver sein konnten. Plötzlich verschwand die Erfahrung von Steifheit, Schmerz und Beschwerden nach einer Aktivität. Ebenso verhielt es sich bei anderen Tätigkeiten wie Autofahren und Gartenarbeit, die ihnen gewöhnlich Schmerzen bereiteten. Oft teilten die Patienten mit, dass sie gar nicht wahrgenommen hätten, wie schlecht es ihnen ging, bevor sie sich besser fühlten. Sie sagten, dass sie sich schlicht gut fühlten, gelegentlich besser als in vielen Jahren zuvor.
Ich entdeckte, dass ich die Inspiration und Exspiration des Primären Respiratorischen Mechanismus – wie Sutherland dies beschrieben hatte – am deutlichsten nach solcher Veränderung der Gewebestruktur wahrnehmen konnte. Eine sanfte, plötzliche Erleichterung, tief innen im Körper, war für mich zu spüren. Diese ereignete sich unmittelbar und ging zart vor sich. Sie kam ohne Vorankündigung und gelegentlich konnte ich nicht herausfinden, wo sie sich ereignete. Wenn ich ihrer gewahr wurde, war die Veränderung schon verschwunden, wie ein winziges Flackern. Manchmal folgte ihm eine gesamte Neuanpassung der Körpergewebe, als ob große Faszienschichten ihre Position langsam und überlegt zueinander neu anpassten. Oft seufzte der Patient tief. Dann folgte massives Einatmen, tiefer und voluminöser als beim Füllen der Lungen. Es kam von irgendwo her im Körper, so als atmete die ganze Person ein, sodass meine Hände ausgedehnt und vom Körper weggestoßen wurden. Die Gewebe wollten auf der anschwellenden Tide der Energie balanciert treiben. Anschließend begehrten sie danach wieder auszuatmen, wobei sie in einigen Bereichen leichter zurückgingen als in anderen. Dann atmete der Körper überall in seiner ganzen Gestalt erneut ein. Mir schien es so, als ob dies selbstgesteuert vor sich gehe.
Ich begriff bald, wann es Zeit war aufzuhören und den Körper alleine dasjenige Ziel der Veränderungen suchen zu lassen, worauf er hinauswollte.
Ich war sehr daran interessiert herauszufinden, was dabei geschah. Ich las, was mit vor die Augen kam. Ich überprüfte meine Anatomiekenntnisse. Meine Physiologiebücher stellten dabei keine große Hilfe dar. Wenn ich meine Patienten palpierte, spürte ich, dass das Zentrale Nervensystem (ZNS) und die Zerebrospinale Flüssigkeit (ZSF) wesentlich an der Quelle des Primären Respiratorischen Mechanismus beteiligt waren.
Das Zentrale Nervensystem fließt in der Zerebrospinalen Flüssigkeit und reagiert mit ihr als eine Einheit, so als ob es ein Teil von ihr wäre. Das spezifische Gewicht des Gehirns beträgt ungefähr 1,04, während das spezifische Gewicht der Zerebrospinalen Flüssigkeit ungefähr 1,007 ausmacht. Daher ist das Gehirn, das an der Luft über 1500 Gramm wiegt, mit einen Gewicht von 50 Gramm gleichmäßig in der ZSF aufgehängt. Man sagt, dies sei der Fall, um das Gehirn vor physischen Erschütterungen zu schützen. Das ist zweifellos zutreffend. Doch der wesentliche funktionale Punkt wird damit verfehlt. Das Gehirn schwebt nahezu ohne Gewicht in der ZSF, folglich arbeiten Gehirn und ZSF mechanisch als eine Einheit zusammen. Gehirn und ZSF bewegen sich und reagieren so, als ob sie ein und dasselbe seien.
Gleichwohl ermöglicht es der geringe Unterschied im spezifischen Gewicht der Beiden, dass durch Palpation gefühlt werden kann, ob es sich um die Bewegung des Gehirns oder um die Bewegung der ZSF handelt. Für mich fühlt es sich nicht so an, als treibe das ZNS den Mechanismus an. Das Gewebe des Gehirns besitzt wahrscheinlich keine hinreichende Zähigkeit. Das ZNS hat aus meiner Wahrnehmungsperspektive keine eigene Kraft. Aus meiner Sicht ist das ZNS daher passiv. Mir erscheint es vielmehr so, dass die Bewegung aus der ZSF stammt. Sutherland pflegte zu sagen, dass die bewegende Kraft von der ZSF komme. Gleichwohl erschien es mir, als ich versuchte, diese Lebenskraft zu ertasten, immer deutlicher, dass sie nicht von der ZSF komme. Es schien eine antreibende Kraft jenseits von ihr zu geben, die durch die ZSF kam.
So drängte sich mir der unausweichliche Schluss auf, dass irgendetwas anderes diesen Mechanismus antreibt. Worum es sich auch handelte, es induzierte offensichtlich eine Fluktuation im Körper, wie dies Sutherland beschrieben hatte. Meine Empfindungen entsprangen wahrscheinlich nicht aus mir selbst oder waren bloß eingebildet. Denn trotz ihrer Art als konsistente und (wieder)erkennbare Bewegung handelte es sich bei jedem Patienten immer um einen einzigartigen Ausdruck und Charakter. Wenn sich eine Veränderung ereignete, wurde sie von mir nicht bewusst induziert oder geleitet. Ich hatte auch nicht die Absicht, dass sie irgendwann oder irgendwo im Körper stattfinde. Häufig wurde ich davon überrascht, was passierte. Dies ist auch heute noch so. Doch was trieb diesen Mechanismus an? Was verursachte seine Veränderung und worin bestand die Quelle seiner Energie?
Bald verstand ich, dass es an der Zeit sei loszulassen und den Körper alleine diejenigen Veränderungen vollenden zu lassen, die er vollziehen wollte.
Ich fragte Dr. Rollin Becker um Rat. Becker war Schüler Sutherlands und sehr mit ihm vertraut. Beckers Vater war Schüler von A. T. Still und hatte später mit ihm gemeinsam an dessen Schule in Kirksville gelehrt. Rollin Becker befasste sich also schon früh mit der osteopathischen Philosophie. Rollin Becker war einer der wenigen Behandler, gegenüber denen es sich Sutherland erlaubte, seine Gedanken und Ideen hinreichend frei zu äußern. Er glaubte, dass Becker verstehen könne, was er auszudrücken versuchte. Becker war ein inspirierender Lehrer, der mittels Beispielen lehrte. Allerdings war er für seinen sparsamen Umgang mit Worten bekannt. Einer seiner besten Freunde und Kollegen beschrieb sein Verhalten gegenüber Kranken liebevoll als das einer Kobra. Als ich ihn über die Quelle des Primären Respiratorischen Mechanismus befragte, lautete sein charakteristisch „exaltierter“1 Rat: „Beschäftigen Sie sich mit Quantenmechanik!“ Das war alles. So war Becker. So lautete sein Rat. Und nun fangen Sie etwas damit an.
Ich kämpfte weiter um eine verständliche Interpretation meiner Palpation. Schließlich machte ich ohne Vorwarnung eine fremdartige und unerwartete Erfahrung: Eines Nachmittags saß ich während einer Besprechung in einem Raum. Ich lehnte mich mit meinem Stuhl so weit gegen die Wand, bis ich spürte, dass die Lage so bequem war, dass ich mich nicht mehr bewegen wollte. Ich war keineswegs schläfrig, sondern sehr, sehr wach. Plötzlich veränderte sich der Raum. Alles Feste umher war nicht mehr fest. Der Tisch, der Stuhl, die Wände waren nicht mehr fest und starr, sondern ein weiches Gallert. Das Gebäude war beweglich und breiig. Die Granitwände des gegenüberliegenden Gebäudes, das ich durch das Fenster sah, erschienen mir wie Gazegardinen, die von einem Windhauch bewegt wurden. Der gesamte materielle „Stoff“ um mich her, auch ich selbst und die anderen Menschen im Raum, tauchte unter und floss wie eine Qualle im Meer. Ich empfand, dass wir alle völlig der Macht der Wellen und Strömungen unterworfen waren, die uns umgaben und von denen wir hochgehoben und herumgewirbelt wurden. Die gesamte Realität um mich war einer enormen Energie von unglaublicher Kraft unterworfen, sodass unsere armseligen Gebäude im Angesicht einer letzten Realität unbedeutend wurden. Wir kommen von ihr her und hängen ganz von ihr ab. Ich saß gebannt da und beobachtete – oder fühlte eher wie bei einer Innenwahrnehmung – die überwältigende Energie, Kraft und Macht. Wir schwammen unter Wasser, ganz einbezogen in die Quelle aller Dinge. Es gab kein Oben, kein Unten, bloß Überall.
Mir schien dies zehn Minuten zu dauern, obwohl es wahrscheinlich nur zwei waren. Ich wollte nicht, dass es aufhört. Doch langsam begann die Wahrnehmung zu verblassen und schließlich erfasste die gewöhnliche Realität mein Bewusstsein. Ich hörte die Menschen noch sprechen, aber ich war ganz still. Was war das? Was hatte sich da ereignet? Ich hatte den Eindruck, eine [von der Alltagserfahrung] verschiedene, tiefere Ebene der Realität erfahren zu haben. Mir drängte sich die merkwürdige Empfindung auf, als wolle mir jemand etwas zeigen. Mir war ein kurzer Blick hinter den Vorhang gewährt worden.
Wie konnte ich dies erforschen? Ich musste diese Bewusstseinsebene erneut erreichen und herausfinden, was sie bedeutete. Zwar hatte ich nicht gerade eine Folge des Films Star Wars gesehen. Doch war es unmöglich, die Worte „Die Macht umgibt dich überall!“ nicht zu hören. Irgendwie wusste ich nun, dass die Kraft des Primären Respiratorischen Mechanismus ihren Ursprung nicht innerhalb des Körpers hatte.
Ich kämpfte darum, die Bedeutung jener Erfahrung herauszubekommen. Es galt herauszufinden, was uns funktionieren lässt. Darauf reagierte Dr. Beckers Rat: „Beschäftigen Sie sich mit Quantenmechanik!“ Ich legte die gewöhnliche wissenschaftliche Literatur beiseite, um eine Erklärung dafür zu finden, was geschehen war, und eine Verstehenshilfe für zumindest einen Aspekt der überwältigenden Erfahrung zu bekommen. Ich wusste überhaupt nichts über Quantenmechanik. Folglich musste ich ins Wasser springen und schwimmen lernen.
Durch meine Lernerfahrung verwandelte sich wesentlich meine Wahrnehmung dessen, was ich für meine Patienten tun kann – und die Resultate scheinen dies zu bestätigen. Ich bin in der Lage, eine größere Palette von Fällen zu behandeln. Ich erreiche eine tiefere Ebene als zuvor. Bei den Patienten zeigt sich keine Neigung zu rezidivierenden Symptomen. Ihre Symptome verbessern sich nicht bloß, sondern sie fühlen sich wohl. Ich habe den Eindruck, dass ich eine tiefere Ebene der Physiologie des Körpers als zuvor erreiche, um es dem Körper besser zu ermöglichen, das zu tun, was er will und braucht.
Gleichwohl gibt es keinen magischen Schalter. Es gibt kein besonderes Geheimnis, das erschlossen werden müsste, damit dies funktioniert. Es gibt keinen Heiligen Gral einer unbekannten Kraft. Die Arbeit besteht in der Anwendung eines gründlichen Wissens in Anatomie, Physiologie und Mechanik. Sie erfordert Konzentration, Praxis und die Entschlossenheit etwas zu entdecken, was jenseits des Horizonts liegt. Mein eigener Horizont befindet sich immer noch so weit von mir entfernt wie immer. Doch in der Retrospektive habe ich unterschiedliche Horizonte durchschritten. Jetzt akzeptiere ich, dass ich niemals den letzten Horizont erreichen werde. Er wird sich stets so entfernt von mir befinden wie immer. Mir ist die Einsicht erschlossen, dass es stets mehr zu verstehen und zu entdecken gibt. Dies ist ein beachtlicher Anreiz und Ansporn. Nicht zuletzt ist es schön zu wissen, dass ich niemals gelangweilt sein werde.
Zunächst verstand ich vom Primären Respiratorischen Mechanismus, dass er nicht in gewöhnlichen Begriffen erklärt werden kann. Wir müssen uns davor hüten eine Frage zu stellen und sofort festzulegen, in welchen Begriffen die Antwort erfolgen soll. Beispielsweise lassen sich die Umlaufbahnen der Planeten um die Sonne nicht nur mit der Newtonschen Mechanik erklären. Um dies zu erfassen, musste Einstein eine andere Perspektive darauf einnehmen. Entsprechend muss auch eine andere Perspektive bei der Erklärung des Primären Respiratorischen Mechanismus gewählt werden.
Dieses Buch versucht genau dies zu beschreiben. Es basiert auf der rezipierten und verarbeiteten Weisheit zahlreicher Autoren. Ich hoffe, dass ich sorgfältig auf sie Bezug nehme. Der Zugang in diesem Buch beginnt nicht dort, wo ich selbst begonnen habe. Ich habe bei der Darstellung einen Zugang gewählt, der es anderen Menschen hoffentlich erlaubt, die dargelegten Sachverhalte leichter zu verstehen als dies bei mir der Fall war. Ich hoffe, dass ich etwas von dem enormen Reiz mitteilen kann, der sich mir geboten hat.
2. Sutherland
1939 veröffentlichte William Garner Sutherland, ein Osteopath aus Mankato, Minnesota, in den Vereinigten Staaten, eine bescheidene Studie mit dem Titel Die Schädelsphäre2. Darin stellte er den damaligen Stand seiner Hypothese vor, nach der sich das Gehirn unwillkürlich und rhythmisch im Schädel bewegt. Er behauptete anfangs, dass diese unwillkürliche rhythmische Bewegung die Dilatation und Kontraktion der zerebralen Ventrikel einschloss, welche die zirkulierende Aktivität der Zerebrospinalen Flüssigkeit beeinflusste. Dies beeinflusst die Bewegung der Membrana arachnoidea und der Dura mater, was wiederum eine Beweglichkeit in den Gelenkverbindungen an der Schädelbasis bedingt.
In den folgenden 15 Jahren verfeinerte Sutherland seine Hypothese und entwickelte sie weiter. Sie ist in den Transkriptionen seiner Vorträge in Einige Gedanken und Unterweisungen in der Wissenschaft der Osteopathie3 zugänglich. Daraus entstand schließlich die Hypothese eines Primären Respiratorischen Mechanismus (PRM). Danach umfasst der PRM fünf Komponenten: die Beweglichkeit der Schädelknochen, die Beweglichkeit des Sakrum zwischen den Ilia, die reziproke Spannung der kranialen und spinalen Dura mater, die Motilität des Zentralen Nervensystems und die Fluktuation der Zerebrospinalen Flüssigkeit.
Sutherland entwickelte die Überzeugung, dass der PRM nicht so sehr auf das Gehirn, sondern vielmehr auf eine Eigenschaft der Zerebrospinalen Flüssigkeit zurückzuführen sei. Er bezeichnete sie lebendig als „Flüssiges Licht“ und „ATEM DES LEBENS“ und gewann die Überzeugung, dass es sich dabei um einen wesentlichen Teil des Lebens und der Physiologie handele. Als er seine Lehrtätigkeit ausdehnte, führte er seine Studenten in Techniken ein, die ihnen halfen, ihre Kunstfertigkeiten zu entwickeln. Er selbst setzte die Erforschung des Ursprungs und der Charakteristika des entdeckten Phänomens fort.
Sutherland hatte Osteopathie bei Dr. Andrew Taylor Still studiert. Er bestand darauf, dass sein [Kraniales] Konzept ausschließlich eine Entwicklung jener Prinzipien der Osteopathie darstellte, die sich Dr. Still 1874 erschlossen. Still war 1828 als Kind einer frommen Methodistenfamilie in Virginia, USA, geboren worden. Er diente im Amerikanischen Bürgerkrieg auf der Seite der Union und ließ sich schließlich als ärztlicher Behandler der Gemeinde in Kirksville, Missouri, nieder. 1864 erschütterte eine Serie von Todesfällen in seiner Familie sein Vertrauen in jene primitiven Medikamente, die dem Behandler zu seiner Zeit zur Verfügung standen. Daher suchte er nach alternativen Wegen, um für seine Patienten zu sorgen. So kam er zum Verständnis der Bedeutung, welche die Mechanik für die Gesundheit des Körpers hat.
Die menschliche Mechanik bestimmt die Bewegung des Körpers. Wenn der Körper sich wie eine gut geölte und gut abgestimmte Maschine leicht und frei bewegt, dann läuft er besser und problemloser, kann seine Funktionen optimaler ausführen und ist in der Lage sich wirksamer bei Krankheiten selbst zu reparieren. Die mechanische Behandlung hat in vielen Kulturen weltweit in irgendeiner Form überlebt. Doch die formalisierteren Gesundheitsprofessionen der Westlichen Kultur tendieren eher zur Biochemie als zur Biomechanik in der Gesundheitspflege, insofern ursprünglich Kräuter, Infusionen und zuletzt elaborierte Medikamente verwendet werden. Zur Zeit Stills verschrieben die Ärzte Aderlässe, Blutegel, Gifte und Alkohol – nicht selten in heroischen Mengen.
Still hörte damit auf, diese Substanzen zu verschreiben, und begann mit seinen Händen zu diagnostizieren und zu behandeln. 1892 eröffnete er eine Schule, um diese Methode zu lehren. Er hinterließ kein Rezept für seinen Zugang zur Gesundheitspflege. Er stellte keinen Prozess oder eine Prozedur dar, der zu folgen war. Stattdessen hinterließ er Prinzipien.
Hier kann nur ein sehr kurzer Überblick über die Prinzipien der Osteopathie gegeben werden. Still erkannte, dass der Körper mit frischer Luft, frischem Wasser und frischer Nahrung basal versorgt sein muss, um ihm die gesamte Palette der Ernährung zu bieten, die er benötigt. Wenn diese basale Versorgung vorhanden sind, lassen sich Still zufolge drei bedeutende Prinzipien formulieren: die Einheit des Körpers, die wechselseitige Beziehung von Struktur und Funktion sowie das Prinzip, dass der Körper ein sich-selbst-heilendes, sich-selbst-regulierendes und sich-selbstanpassendes System darstellt.
DIE EINHEIT DES KÖRPERS: Es handelt sich um die schlichte Einsicht, dass der Körper eine Einheit darstellt und als ein einzelnes, integriertes System konzipiert ist. Alles, was in einem Teil geschieht, hat Auswirkungen für das Ganze.
DIE WECHSELSEITIGE BEZIEHUNG VON STRUKTUR UND FUNKTION: Die Integrität der Struktur des Körpers unterstützt die wirksame Ausführung seiner Funktion. Umgekehrt unterstützt die Wiederherstellung der Funktion die Regeneration der Struktur. Beispielsweise stellen viele Aspekte der internen Struktur und der externen Topografie der Knochen eine Widerspiegelung ihrer Funktion dar.
DER KÖRPER IST EIN SICH-SELBST-HEILENDES, SICH-SELBST-REGULIERENDES UND SICH-SELBST-ANPASSENDES SYSTEM: Der gesunde Körper stellt einen komplexen sich-selbst-regulierenden Organismus dar, der die Gesundheit aufrechterhält. Im kranken Zustand strebt der Körper kontinuierlich zur Verbesserung der Situation. Mithin sind alle Veränderungen, die der Körper selbst initiiert, auf die Gesundheit gerichtet. Er kann also nicht von sich aus zur Krankheit tendieren. Wir hätten als Art nicht überlebt, wenn unser Körper sich nicht derart um uns sorgte.
Viele Aspekte von Stills Botschaft lassen sich durch die Feststellung zusammenfassen, dass sich die Osteopathie nicht ausschließlich mit der Identifikation und Behandlung von Krankheit beschäftigt. Sie befasst sich eher mit der Identifikation einer Krankheit in einem bestimmten Patienten, insofern dabei bewusst bleibt, dass der Körper eigene Mittel zur Wiederherstellung der Gesundheit besitzt, wenn er die Chance dazu bekommt. Mithin besagt die Anerkennung dieses Sachverhalts, dass die körperlichen Gesundheitsmechanismen Unterstützung benötigen, um wirksamer zu funktionieren. In diesem Sinne arbeitet die Osteopathie mit dem Körper, mit der Gesundheit des Körpers – und der Osteopath hat die Aufgabe, diese Gesundheit zu entdecken. „Der [osteopathische] Arzt sollte die Gesundheit finden“, sagte Still, „jeder kann die Krankheit finden!“4
Sutherland übernahm die Ideen Stills und entwickelte sie weiter. Seine zentrale Botschaft besteht darin, dass der Körper selbst die Möglichkeit haben sollte, seine Veränderungen von innen heraus zu vollziehen – anstelle Gegenstand erzwungener Veränderungen von außen sein zu müssen, selbst wenn diese gut gemeint sind. Der Körper weiß, was er will. Und jede Veränderung, die er selbst vollzieht, wird ihm mehr dienen und angemessener sein als alle übrigen.
Bevor wir fortfahren, müssen wir einige Punkte klären, die den Studierenden häufig unnötiges Kopfzerbrechen bereiten. Was verstand Sutherland unter dem Begriff „Respiration“? Was verstehen wir unter „Bewegung“? Schließlich: Woher wissen wir, dass es eine Bewegung im Knochen gibt? Mit anderen Worten: Worin bestehen die mechanischen Eigenschaften von Knochen?