Kitabı oku: «Novellen», sayfa 3
Siebentes Kapitel
Durch diesen Vorfall, sowie durch die Kühnheit, Unerschrockenheit, Mut, ja Hartnäckigkeit und Eigensinn seiner Frau wurde der Kasak so überrascht, daß er sein Weib, von der er jetzt überzeugt war, daß sie eine Hexe sei, ergriff, in die Höhe hob, ins Bett trug, sie dort niederlegte, selbst sich neben ihr niederlassend.
Zum allergrößten Erstaunen des Mannes leistete Christy keinen Widerstand – im Gegenteil, sie blieb vollständig ruhig wie ein kleines Kind, ja, was noch merkwürdiger war, sie schimpfte gar nicht.
Dieser Zustand seines Weibes war dem Kasaken sogar sehr genehm und erwünscht; mit der einen Hand, den Schlüssel in der Hosentasche festhaltend, hielt er mit der zweiten den Hemdärmel seiner Frau fest und – schlief ein.
Lange dauerte jedoch dieser glückselige Zustand nicht, denn kaum daß er in den Schlaf verfiel und überhaupt ganz und gar vergaß, was vorgefallen ist, ja sogar, daß er lebe, da spürte er plötzlich einen schmerzhaften Rippenstoß.
„Was soll das?“ fing der Kasak an zu denken, aber schon folgte ein zweiter, noch stärkerer Stoß, worauf er brummend meinte:
„Warum tust Du mich stoßen?“
„Warum? Hörst Du denn nicht, was auf dem Hofe vorgeht?“
„Und was geht dort vor?“
„So höre doch!“
Kerasenko hob den Kopf ein wenig in die Höhe und hörte ein fürchterliches Grunzen.
„Ehe! es scheint, als wenn ein Fremder auf dem Hofe wäre.“
„Das kann schon möglich sein! Lass’ mich schnell heraus, damit ich nachsehen kann, was dort geschieht, und ob das Tor geschlossen ist.“
„Dich soll ich gehen lassen? Hm … hm …“
„Nu, so gib doch rasch den Schlüssel her, sonst stehlen sie uns noch das Schwein und wir bleiben auf die Feiertage ohne Fleisch und Fett … Alle guten Leute werden Wurst und Speck essen und wir werden bloß zusehen … Oh! oh! oh! … so höre doch, es kommt mir gerade so vor, als wenn sie das Schwein schon aus dem Stalle ziehen würden … wie mir das arme Tier leid tut … das arme Schwein … wie es grunzt … Nu, so laß mich doch rasch heraus, damit ich den Dieben das Schwein abjagen kann …“
„Nu, ja! Dich werde ich wohl nicht schicken … Wer hat es je gesehen, daß sich ein Weib mit solchen Dingen befaßt hätte … ein Schwein den Dieben abjagen?“ antwortete der Kasak, „es wird wohl besser sein, ich stehe auf und schaue selbst nach, was vorgeht.“
Und obzwar er nicht gerade viel Lust verspürte, die warme Stube mit dem kalten Hofe zu vertauschen, so ermunterte er sich doch, um so mehr, als es ihm schwer fiel, ein Schwein zu verlieren.
Er stand also auf, zog den langen Rock an und verließ die Stube.
Jetzt aber geschah etwas, was er nicht vorbedacht hatte und was unzweifelhaft bewies, daß sein Weib, die Christy, eine wirkliche, wahre und wahrhaftige Hexe sei; von dieser Zeit an fürchteten sie alle, das Dorf und die Umgebung; es hütete sich jeder sie im eigenen Hause zu empfangen, um so weniger sie zur Taufpatin zu nehmen, wie dies Dukač sich vornahm zu tun.
Achtes Kapitel
Leise und vorsichtig schlich sich Kerasenko zum Stall, in welchem das beunruhigte Schwein fürchterlich grunzte und schrie, rasch riß er die Tür auf, aber plötzlich fiel, in der undurchdringlichen Finsternis der Nacht, etwas, ein einer Wagenplache ähnliches, aber dabei weiches Stück Leinwand über seinen Kopf, wobei er gleichzeitig einen so derben Stoß in den Rücken erhielt, daß er zu Boden fiel und sich nur äußerst schwierig von dem ihn bedeckenden Zeug befreien konnte.
Nachdem er sich von seinem Schrecken und der Überraschung etwas beruhigt und sich davon überzeugt hatte, daß das Schwein auf seiner gewohnten Stelle liege, schloß er den Stall fester als gewöhnlich und kehrte zur Hütte zurück.
Nun ereignete sich etwas ganz ungewöhnliches und unerwartetes: die Stubentür war fest zugesperrt.
Kerasenko drehte an der Klinke hin und her … wirklich zugesperrt.
Was ist das für eine Teufelei?
Er klopft … er trommelt mit der Faust auf die Tür … alles umsonst … er schreit …
„Weib! … Christy! … mach’ doch auf … mach’ schnell auf …“
Doch die Kerasivna gibt keinen Laut von sich.
„Daß Dich, Du Hexe … was ist Dir denn eingefallen, die Tür zuzusperren und einzuschlafen! … Christy … so höre doch … ei! … Weib! … mach’ auf …“
Aber Christy tat nichts dergleichen; es schien, als wenn das ganze Haus eingefroren wäre; sogar das Schwein ist still geworden und schlief.
„Das ist eine schöne Geschichte,“ meinte Kerasenko, „merkwürdig, wie sie so fest einschlafen konnte! – Es bleibt mir nichts anderes übrig, als unter dem Hoftor unterzukriechen und von der Straße aus auf das Fenster zu klopfen, das wird sie wohl hören.“
Gesagt, getan! – Kerasenko kroch unter das Hoftor, gelangte an die Straße, ging zum Fenster, mit der Absicht an dasselbe zu klopfen; aber was mußte er hören? Sein Weib spricht:
„Schlaf, Mann, schlaf! – hör’ doch nicht darauf, was da draußen vor sich geht, lasse sie doch klopfen – es scheint mir aber, als wenn jemand am Boden herum gehen würde.“
Kerasenko fing an zu klopfen, mit den Fäusten auf dem Fensterrahmen herum zu trommeln und zu schreien:
„Mach’ auf, sage ich, mach’ sofort auf, oder ich schlage das Fenster ein …“
Aber jetzt wurde auch Christy wild und schrie:
„Wer untersteht sich denn zu so später Stunde ehrliche Leute zu beunruhigen.“
„Ich, Dein Mann.“
„Wer, mein Mann?“
„Ja, ich, Dein Mann, der Kerasenko.“
„Geh’ nur, geh’, mein Mann ist zu Hause und liegt bereits lange im Bette.“
„Was?“ dachte Kerasenko, „wie ist es möglich, daß ich im Bette schlafe und auch auf der Gasse bin, träume ich dies alles oder ist es Wirklichkeit?“
Er fing von neuem an zu klopfen und zu schreien:
„Christy … ach! … Christy … so mach’ doch auf … um Gottes willen, mach’ auf …“
Er klopft und schreit längere Zeit bereits, ohne etwas erreicht zu haben, er mag klopfen und schreien so viel er will, drinnen, in der Stube, bleibt alles ruhig, endlich läßt sich Christy wiederum vernehmen:
„Willst Du endlich mit dem Klopfen aufhören – ich habe schon einmal gesagt, mein Mann ist zu Hause und schläft …“
„Das träumt Dir wohl, Christy.“
„Eh! … danke für einen solchen Traum … na, so ’was! – Ich bin doch nicht auf den Kopf gefallen, und auch nicht so dumm, um nicht das zu wissen, was ich sehe … Nein! … das muß ich schon besser wissen als Du, den ich weder sehe noch kenne, während ich meinen Mann im Bette liegen sehe … ich bekreuzige ihn … so Herr Jesus … so, und nun küsse ich ihn … so, hast es gehört … jetzt nochmals … dabei ist bei uns recht warm und gemütlich … Du aber, Lüderjahn, schau, daß Du weiter kommst nach Hause, zu Deinem Weibe … uns aber lasse in Ruhe und störe uns nicht … Geh’ mit Gott … Gute Nacht … so und nun belästige uns nicht mehr …“
„Tfu! … Du … tausend Teufel … was ist denn das? … na, das ist eine schöne Geschichte …“ dachte Kerasenko … „bin ich vielleicht an eine andere Hütte in der Finsternis geraten? … aber ich irre mich doch nicht … das ist ja doch meine Hütte.“
Er ging auf die andere Seite der Straße, und fing vom Brunnen ab die Hütten zu zählen an.
„Erste … zweite … dritte … fünfte … siebente … neunte … und die zehnte ist doch die meine.“
Er geht wieder zum Fenster, klopft wieder an und schreit … und es wiederholt sich dieselbe Geschichte wie vordem; die Frauenstimme wiederholt dasselbe wie vorher, jetzt aber bereits im ärgerlichen Tone und meint:
„Schau, daß Du weiterkommst! ich sagte schon einmal, mein Mann liegt im Bett.“
Die Stimme ist unzweifelhaft jene der Christy.
„Und wenn Dein Mann im Bette liegt, warum spricht er nicht?“
„Warum soll er auch noch reden, nachdem ich genug geredet habe?“
„Aber ich will mit eigenen Ohren hören, ob das seine Stimme ist und ob überhaupt jemand bei Dir ist.“
„Gewiß ist er hier … denn wir küssen uns … hörst Du? …“
„Tfu! … Der Teufel soll sie holen … es ist wahr … sie küssen sich … mir wollen sie einreden, ich sei nicht ich! … wollen mich bloß wegschicken … Aber, wartet nur, so dumm bin ich nicht … jetzt werde ich gehen, Nachbaren holen, damit sie Zeugnis abgeben, ob das meine Hütte ist oder nicht, und ob ich der Kerasenko, der Mann der Christy sei oder jemand anderer …“
„Ich sage Dir nochmals“ – ließ sich die Stimme aus dem Inneren der Hütte vernehmen – „geh’ nach Hause und beunruhige uns nicht … Lass’ uns in Ruh’ … wir haben uns genug geküßt, liegen im warmen Bett und fühlen uns behaglich und wohl … andere Leute gehen uns überhaupt gar nichts an …“
Und eine männliche Stimme ergänzt die Rede der Christy.
„Wir haben uns genug geküßt und liegen friedlich im Bette … Du draußen kannst zum Teufel gehen …“
Nun war Kerasenko davon überzeugt, daß jemand anderer bei der Christy sei, und er entschloß sich die Nachbaren zu wecken und herbei zu holen.
Neuntes Kapitel
Ob es kurz oder lange dauerte, ehe er die Nachbaren geweckt und vor seine Hütte geführt hatte, darüber spricht die Überlieferung nichts, wohl aber, daß es endlich Kerasenko gelang, etwa zwanzig Kasaken, gefolgt von ihren neugierigen Frauen, vor seine Hütte zu bringen.
Auf alles Klopfen, Reden, Schreien hatte die Kerasivna nur eine einzige Antwort, dahin lautend, daß sie wohl alle träumen, denn ihr Mann sei zu Hause, liege im Bette, und damit sie ihnen dieses beweise, küsse sie nochmals ihren Mann so laut, daß es alle hören könnten.
Alle Kasaken und ihre Weiber waren davon überzeugt, daß alles das, was im Inneren der Hütte vor sich gehe, wirklich wahr sei, denn die Küsse waren natürlich, und es ließ sich ja auch eine männliche Stimme vernehmen, wenn auch nicht sehr deutlich, doch so, daß dieselbe von der Kerasivna für die ihres Mannes ausgegeben wurde.
Und die Stimme kam immer näher und näher zum Fenster, und am Fenster stehen bleibend rief sie so, daß alle erschrocken zurückfuhren.
„Was wollt Ihr, Dummköpfe? … Geister sehen? … Ich bin zu Hause, liege ruhig im Bett, aber der, der Euch hierher geführt, das ist ein böser Geist! – Gebt ihm doch lieber jeder von Euch einen Puff, damit er zusammenstürze …“
Die Kasaken bekreuzten sich und der dem Kerasenko am nächsten stehende, gab ihm einen recht tüchtigen Schlag ins Genick, sprang aber sofort weit ab vom Kerasenko.
Diesem Beispiele folgten nun auch die anderen, so daß in sehr kurzer Zeit Kerasenko so schmerzlich geschlagen wurde, daß er auf der Schwelle seiner eigenen Hütte zusammenstürzte und liegen blieb im Schnee und Frost, während darinnen, in seinem Bett, ein zweiter sich es recht behaglich machte.
Und um seinen Schmerz und Kummer zu mildern, setzte sich Kerasenko in der Nähe seiner Hütte auf einen Schneehaufen und – weinte bitterlich, was eigentlich einem Kasaken nicht ansteht; sein geistiger und körperlicher Zustand, verschlimmerte sich, als er hören mußte, wie da drinnen geküßt wird.
Zum Glück für jeden Menschen nehmen alle geistigen und physischen Schmerzen und Qualen ein Ende und so auch die des Kerasenko … er schlief ein und es träumte ihm: sein Weib sei gekommen, habe ihn aufgehoben und in sein, ihm wohlbekanntes, behaglich durchgewärmtes Bett gelegt … und in der Tat, als er erwachte, fand er sich dort, wo ihm träumte, in seinem Bette, in seiner Hütte, nicht weit vom Ofen … er sah, wie Christy sich am Kamin beschäftige, hin und her gehe, und einen großen Käseklotz bereite.
Mit einem Wort – es ging alles vor sich, genau so, wie es täglich sich wiederholt, nichts auffallendes, außergewöhnliches; vom Schwein und dem Gespenst auch keine Silbe Erwähnung.
Der Kasak frug nicht und machte auch von dem, was in der verhängnisvollen Nacht vorgefallen war, keine Erwähnung.
Von der Zeit an lebte der Kasak mit seinem Weibe friedlich, ließ sie schalten und walten wie sie wollte, wobei sein häusliches Glück und Wohlstand keinen Schaden litten, im Gegenteil, ihre Vermögensverhältnisse besserten sich augenscheinlich von Tag zu Tag.
Dagegen verlor seit jener Nacht die Kerasivna vollständig in der öffentlichen Meinung; es stand für alle fest, klar und deutlich, daß sie eine – Hexe sei.
Die gescheite Kerasivna widersprach diesem nicht, denn sie gewann dadurch Übergewicht über die anderen; alle fürchteten sie und ehrten sie doch, alle kamen zu ihr um sich mit ihr zu beraten, und brachten ihr dafür zum Danke die eine ein Schock Eier, die andere Speck, die dritte, vierte … sonst etwas taugliches oder nützliches für die Wirtschaft.
Zehntes Kapitel
Selbstverständlich war die Kerasivna dem Dukač sehr wohl bekannt, er war aber ein zu gescheiter Mann, um daran zu glauben, daß Christy eine Hexe sei, im Gegenteil er fand, daß sie eine gescheite, erfahrene Frau sei, mit der man sich beraten kann.
Und da Dukač ein ebenfalls unbeliebter Mann war, so schlossen sich diese beiden in Freundschaft aneinander.
Man erzählte sich zwar im Dorfe, man hätte den Dukač mit der Christy unter der alten Weide stehen gesehen, die in den Zaun eingeflochten war, welcher die Gärten des Dukač von jenem der Kerasivna trennte.
Andere behaupteten sogar, es bestehe ein sehr intimes Verhältnis zwischen beiden – doch das alles war bloßes Gerede und Klatscherei, wie solches, hauptsächlich in den Dörfern, so oft vorzukommen pflegt.
Die Sache verhielt sich einfach so, daß Dukač und Kerasivna, deren Reputation eine und dieselbe war, sich näher an einander schlossen als an die anderen Nachbaren, daß so oft sie sich begegneten, sie stets Gelegenheit fanden, ihre Ansichten über dieses und jenes auszutauschen.
Jetzt erinnerte sich Dukač der Kerasivna, namentlich als die Einladung an die Intelligenz im Dorfe zu seinem Mißvergnügen ausfiel und ließ dieselbe holen, um sich mit ihr zu beraten.
Dukač erzählte ihr genau den Fall und die ihm dadurch angetane Beleidigung.
Kerasivna hörte dies ruhig an, dachte ein wenig nach, warf plötzlich den Kopf in die Höhe und sagte gerade zu:
„Wie denn, Herr Dukač, wenn Sie mich zur Patin nehmen möchten?“
„Dich? … zur Gevatterin haben?“ … wiederholte Dukač.
„Ja, mich … oder glauben Sie auch daran, wie die anderen, ich sei eine Hexe?“
„Hm … ja wohl, so sagen es alle, Du wärest eine Hexe, aber ich sehe keine Hörner auf Deinem Kopf, noch einen Pferdefuß.“
„Und das werden Sie auch niemals sehen.“
„Hm … Gevatterin … ja, was werden die Leute dazu sagen?“
„Was für Leute? … sie wollen ja auf euer Haus gar nicht spucken, wie so erst in dasselbe gehen.“
„Das ist wahr … aber, was wird meine Frau dazu sagen? … Siehst Du, die ist ebenso wie die übrigen fest davon überzeugt, Du wärest eine Hexe.“
„Und Sie fürchten sich wohl vor Ihrer Frau?“
„Ich? … fürchten … so dumm bin ich nicht wie Dein Mann … ich fürchte mich vor Weibern nie … überhaupt vor Niemanden … aber sag’ aufrichtig … bist Du wirklich keine Hexe?“
„Eh! Herr Dukač … schaue ich denn gar so darnach aus? … übrigens, laden Sie zum Paten, wen Sie wollen.“
„Hm! … so warte ein wenig, ärgere Dich nicht gleich … gut, also sei Du die Patin … aber glaubst Du, daß Dich der Pope in Peregudi als Patin zuläßt?“
„Und weshalb sollte er nicht?“
„Weiß Gott … er ist so sehr gelehrt … fängt stets mit der Bibel an … er kann sagen: gehört nicht in meinen Pfarrbezirk.“
„Seien Sie ohne Sorgen … das wird er nicht sagen … obzwar er ein sehr studierter Herr ist, muß er doch das tun, was seine Frau will … Er beruft sich stets auf die Bibel, muß aber schließlich doch alles tun, was alle Männer tuen … der Frau folgen … Ich kenne ihn sehr wohl, und war schon einigemal in seiner Gesellschaft … Einmal nahm er sich vor keinen Branntwein zu trinken und berief sich auf die Bibel, wo es stehen soll: trinkt euch mit Wein nicht voll, denn das ist Sünde … ich aber antwortete ihm: wenn es auch Sünde sei Branntwein zu trinken, so trinken sie doch ein Gläschen, und er … trank.“
„Hat er wirklich getrunken?“
„Gewiß … getrunken.“
„Nun gut … schau jedoch, daß er sich nicht früher betrinkt und unser kleines Kind nicht beschädigt und ihn nicht etwa auf die Namen Ivan oder Nikolaus tauft.“
„Das soll er wohl bleiben lassen, ein christliches Kind Nikolai zu taufen … Weiß ich denn nicht, daß dies ein Moskauer Name ist.“
„So ist’s … Nikolai ist ein Moskauer.“
Es stellte sich jedoch ein Hindernis ein, nämlich: Kerasivna besaß keinen so großen und warmen Pelz, um das Kind nach Peregudi fahren zu können und der Tag war frostig, bitterkalt … es herrschte geradezu eine „barbarische Kälte“; dafür besaß die Dukačin einen prächtigen Pelz mit blauem Tuche benäht.
Dukač holte denselben aus dem Hause und gab ihn der Kerasivna, ohne ein Wort zu sprechen.
„Jetzt,“ meinte er, „zieh rasch den Pelz an, oder besser, behalte ihn für immer, doch mach’, daß das Kind bald nach Peregudi kommt, damit die Leute nicht sagen, des Dukač Kind sei schon drei Tage ungetauft.“
Kerasivna sträubte sich zwar im Anfang gegen das Geschenk, doch gab sie bald nach.
Sie wendete die mit Hasenfellen ausgefütterten Ärmel recht weit heraus, zog den großen Kragen hoch über den Kopf hinaus, und das ganze Dorf sah ihr neidisch nach, als sie in dem mit einem paar starker Pferde bespannten Schlitten neben Agap sitzend, durch das Dorf auf der Straße nach Peregudi, zum Popen Jeremij, fuhr.
Alle waren davon überzeugt, daß Agap und Kerasivna bei der Abfahrt nüchtern waren.
Es ist richtig, zwischen den Knieen des Agap, welcher die Pferde lenkte, lag ein nicht geradezu kleines rundes Fäßchen mit Pflaumenbranntwein; doch dasselbe war gewiß für den Popen bestimmt.
Das Kind lag unter dem großen und breiten Pelz, gut eingewickelt, warm, obwohl alle, ohne Ausnahme, davon überzeugt waren, es wird sich bei der Taufe des Kindes etwas Schreckliches ereignen.
Alle waren der Überzeugung, Gott lasse es nicht zu, daß der Sohn eines so großen Sünders und schlechten Menschen, wie es Dukač ist, getauft werde, schon deshalb nicht, weil als Patin eine – Hexe fungiere.
Was wäre das für ein Glaube, wo so etwas vorkommen könnte; Gott ist gerecht, er kann etwas derartiges nicht dulden, nicht zulassen.
Dieser Ansicht und dieses Glaubens war die Mutter des Kindes; sie weinte bittere Tränen über den Eigensinn ihres eigenen Mannes, welcher seinem einzigen, lange erwünschten und ersehnten Kinde und Erben eine anerkannte Hexe als Patin auswählte.
Unter solchen Verhältnissen fand die Abfahrt der Kerasivna, des Agap und des kleinen Sohnes des Dukač statt.
Dieses alles, was ich eben erzählte, ereignete sich zwei Tage vor Nikolai, im Wintermonat Dezember, um zehn Uhr Vormittag; das Wetter war rauh, frostig, der Wind wehte von der Moskauer Seite und verstärkte sich gerade zu jener Zeit, als Agap, Kerasivna und das Kind wegfuhren, und es hatte den Anschein, als wenn aus demselben ein richtiger Sturm herauswachsen würde.
Tatsächlich fing der Himmel an sich mit bleigrauen schweren Wolken zu überziehen; der Wind wirbelte den gefrorenen Schnee auf und gleichzeitig fing es an stark zu schneien.
Alle Leute, welche dem Kinde des Dukač alles böse wünschten, bekreuzten sich beim Anblick des sich bildenden Wetters andächtig und waren ganz zufrieden, denn es zeigte sich deutlich und sichtbar, daß Gott an ihrer Seite stehe.
Elftes Kapitel
Wie ruhig und gelassen sonst Dukač zu sein pflegte, heute empfand er eine gewisse Unruhe, Vorahnung oder ähnliches, denn er war doch nicht vollends befreit von dem herrschenden Aberglauben, und er fing an sich zu fürchten.
Bei dem Sturm, der sich immer mehr und mehr steigerte, konnte es vorkommen, daß etwas Ungeahntes, Unangenehmes, Unerwartetes sich ereignen könne; es konnten ja doch der Pate mit der Patin und dem Kinde in dem eingetretenen Schneesturme, der sich plötzlich erhob, sich verirren, was böse Folgen nach sich ziehen konnte; und der Schneesturm fing an zu wüten gerade zu jener Zeit, als der Schlitten in die Talschlucht einbog, die gegen Peregudi führte.
Dazu war es ihm noch unangenehmer die Vorwürfe seiner Frau hören zu müssen; aus dem Munde eines Weibes, die stets alle Launen ihres Mannes still, ohne Murren hinnahm, ihm geradezu sklavisch diente, und deren Lippen stets geschlossen waren, es war ihm unangenehm hören zu müssen, als ihm seine Frau sagte:
„Auf unsere alten Tage und zu unserer Freude hat uns Gott ein Kind geschenkt und Du hast Dir vorgenommen, es zu töten.“
„Was sagst Du,“ antwortete Dukač, „ich hätte das Kind getötet?“
„Ja wohl, deshalb, weil Du es der Hexe anvertraut hast. – Wo hat man je gehört, daß ein Kasak sein Kind einer Hexe anvertraut, damit es diese taufen lasse?“
„Sicher und gewiß wird sie es taufen lassen.“
„Noch niemals ist etwas derartiges vorgefallen und wird auch nicht vorfallen, Gott wird es nicht zulassen, daß eine so ausgesprochene Hexe ein Kind aus der Taufe hebe.“
„Ja, wer sagte es Dir, daß die Kerasivna überhaupt eine Hexe sei?“
„Alle sagen es.“
„Blech, was die Leute reden; es hat doch Niemand von ihnen Hörner am Kopfe der Kerasivna noch den Pferdefuß bei ihr gesehen.“
„Hörner auf ihrem Kopfe hat wohl Niemand gesehen, aber gesehen haben sie es alle, wie sie ihren Mann verhexte.“
„Warum sollte sie nicht einen solchen Dummkopf verhexen?“
„Der Pidnebesinaja hat sie alle ihre Kunden, welche bei ihr früher Brot kauften, verhext, so daß sie kein Brot mehr bei ihr kaufen.“
„Das ist leicht erklärlich; die Pidnebesinaja schläft den Schlaf der Gerechten, versäumt die Zeit, arbeitet den Teig dann nicht ordentlich durch, wie es sich gebührt, deshalb ist ihr Brot schlechter, als das der Kerasivna.“
„Mit Euch, Männern, wird man nie fertig … Du kannst fragen, wen Du willst, alle werden Dir sagen, daß die Kerasivna eine Hexe sei.“
„Warum brauche ich andere zu fragen, ich selbst bin ebenso gut ein Mensch und Mann wie die anderen.“
„So Du bist auch ein Mensch, vielleicht ein guter Mensch?“
„So … ich bin also kein guter Mensch?“
„Natürlich nicht.“
„Und wer redete Dir das ein?“
„Und wer sagte euch je, ihr wäret ein guter Mensch?“
„Und wer sagte mir, ich wäre ein schlechter Mensch?“
„Habt ihr, so lange ihr lebet, Jemanden je etwas gutes erwiesen?“
„Und wem hätte ich gutes erweisen sollen?“
„Wem immer …“
„Das ist schon wahr,“ meinte Dukač in Gedanken, „gutes habe ich Niemanden je getan, aber weshalb?“ … und um mit seinem Weibe das unangenehme Gespräch nicht fortsetzen zu müssen, sagte er:
„Das würde mir noch fehlen mich mit Dir, Du dummes Weib, in weitere Gespräche und in einen Streit einzulassen.“
Sprach’s, drehte sich um, ging zur Wand, nahm die seiner Zeit dem Agap abgenommene Mütze vom Hacken, setzte sie auf und verließ das Haus.