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Kitabı oku: «Novellen», sayfa 6

Yazı tipi:

„Ja, was ist er denn dann?“

„Was er ist?“

„Nun ja?“

„Der Teufel allein weiß, was er ist!“

Auf dieses hin sind die Leute zurückgefahren und bekreuzten sich, der Pope aus Peregudi setzte sich in Savas Schlitten und sprach:

„Von hier aus fahre ich geradenweges zum Vikarius; ich bringe ihm eine solche Neuigkeit, worüber nicht nur ihm, sondern auch der gesamten christlichen Welt die Haare zu Berge steigen und sie die Hände über den Köpfen zusammenschlagen und sich auch noch dazu schämen werden; die Schmach aber fällt auf euch allein, denn euer Pope ist kein Pope und kein Christ, euere Kinder sind keine Christen, alle, die Sava getraut, sind nicht getraut, die Toten, die er eingesegnet, sind krepiert wie die Hunde, ohne Vergebung der Sünden, ohne kirchlichen Segen, sie alle braten in der Hölle, werden dort gemartert und gequält in Ewigkeit, denn Niemand, auch das innigste Gebet kann sie mehr retten. – Das, was ich euch eben sagte, ist Wahrheit, lautere Wahrheit … und damit fahre ich nun zum Vikarius – aber ihr alle, die ihr hier seid und nicht glauben wollet, gehet hin zu der Kerasivna, fraget sie, solange sie noch lebt, und leben wird sie nicht lange mehr, und saget ihr, ich hätte befohlen, daß sie euch sage, was er ist, dieser Mensch, den ihr eueren Popen, eueren Vater Sava nennet … Ja, ja, jahrelang konnte er Leute ins Verderben führen, jetzt aber sitzt die Elster auf dem Dache seines Hauses und ruft ihm zu: „Sava, Sava, zieh’ den Priesterrock aus …“ Ja, ja, wir werden uns bald wiedersehen … Nun aber, Junge, fahre rasch zum Vikarius, Du aber, Elster auf dem Dache, fahre recht kräftig fort zu schreien: „Sava, ziehe rasch den Priesterrock aus …“ So, jetzt fahre ich, komme aber bald mit dem Vikarius zurück …“

Mit diesen Worten ist der Peregudiner Pope weggefahren.

Das Volk, welches sich vor der Hütte der Kerasivna angesammelt hatte, wollte im ganzen Haufen in diese eindringen um sie auszufragen, was sie dem Peregudiner Popen über ihr eigenes Patenkind mitgeteilt habe, schließlich einigte man sich dahin, zwei Kasaken zu wählen, welche in Begleitung des Vater Sava diese ausfragen sollten.

Zwanzigstes Kapitel

Vater Sava und die zwei Kasaken traten in die Krankenstube der Kerasivna, fanden sie im Bette liegen, über welchem Heiligenbilder an der Wand hingen, bitterlich weinend:

„Verzeihe mir, mein Herzenskind, mein liebes, unseliges, unglückliches Kind,“ wendete sie sich an Sava, „in meinem Herzen verschloß ich länger als dreißig Jahre meine eigene Schuld, welche auch auf Dir lastet … ich lebte in dieser ganzen Zeit in beständiger Furcht, daß diese schwere Schuld im Traume offenbart werden könnte, diese Furcht ist Schuld daran, daß ich nicht zur Beichte ging, damit ich sie einer zweiten Person nicht mitteilen müßte, jetzt aber, nachdem es Gottes Wille ist mich von der Welt abzurufen und ich vor ihm zu erscheinen habe, jetzt muß ich alles bekennen.“

Möglicherweise riefen derartige Reden eine gewisse Unruhe bei Vater Sava hervor, weil er durch das so jäh herausgestoßene Geheimnis einer ihm unbewußten Schuld unangenehm berührt wurde, aber sich überwindend, frug er äußerlich ruhig:

„Und worin besteht die große Schuld?“

„In der großen Sünde, die ich verübte an Dir.“

„An mir?“ frug Sava erstaunt.

„Ja, an Dir! – Dein ganzes Leben habe ich Dir verdorben deshalb, weil, obzwar Dir die ganze heilige Schrift bekannt ist und Du zum Geistlichen geweiht wurdest, Du dennoch unwürdig bist das Priesterkleid zu tragen, denn Du bist – nicht getauft!“

Es ist schwierig sich vorzustellen, welchen Eindruck der Schluß der Rede auf die Anwesenden und besonders den friedfertigsten und gütigsten aller Priester, den Popen Sava machte.

Anfänglich war er bereit, derartige Reden als die eines fieberkranken Menschen, eines Sterbenden, anzusehen, ja er lächelte sanft, indem er sagte:

„Rede doch nicht so, Patin: wie wäre es denn möglich, ich, ungetauft, da Du doch meine Patin bist?“

Kerasivna bewies aber, daß sie noch bei vollem Verstande sei, indem sie zur Antwort gab:

„Ich, Deine Patin? – Lasse das! – Dich hat Niemand getauft … Auf wen alle Schuld fällt, weiß ich nicht … und konnte mir auch darüber mein Lebenlang nicht klar werden … Ob alles das, was geschah, die Folge war unserer Sünden oder bloßer Zufall, oder ob der heilige Nikolaus allein der Schuldtragende ist … ich weiß nicht … Doch, schau, jetzt kommt der Vikarius mit dem Popen aus Peregudi … Setze Dich neben mir hierher … und ich werde euch, wie es geschah, daß Sava ungetauft geblieben, erzählen.“

Der Vikarius wollte zwar nicht anfangs zulassen, daß Sava und die Kasaken bei dieser Beichte zugegen seien, mußte aber nachgeben, nachdem Kerasivna darauf bestand und erklärte nur in Gegenwart dieser Anwesenden alles zu sagen, im anderen Falle aber nichts.

Und nun hört zu, was Kerasivna erzählte.

Einundzwanzigstes Kapitel

„Sava,“ fing sie an, „Du bist überhaupt weder Sava noch Pope, sondern – ungetauft, was nur mir allein und Niemandem anderen bekannt ist. – An dem allen ist allein Dein verstorbener Vater, der Dukač, schuld, der einen heftigen, reizbaren Charakter besaß, den Niemand liebte, aber alle mieden und fürchteten, und bei dem Niemand, als ihm ein Sohn geboren wurde, Gevatter sein wollte. – Der alte Dukač ließ die junge Frau des Popen und einen Beamten einladen, seinen Sohn aus der Taufe heben zu wollen, beide sagten ab. – Darüber ist der alte Dukač so wild geworden und so böse auf alle, sogar den Popen selbst, daß er Niemanden mehr im Dorfe bitten wollte, seinen Sohn aus der Taufe heben zu wollen. – Auch ohne euch alle werde ich fertig – meinte er – auch ohne eueren Kram. – Er rief seinen Verwandten Agap, welcher bei ihm seit seiner Kindheit, nachdem seine Eltern gestorben, lebte und durch dessen Behandlung derselbe verblödete, befahl ihm ein paar starke Pferde vor den Schlitten zu spannen. Mich wählte er zur Patin für sein Kind und sagte: fahr’ mit Agap in das Nachbardorf und lass’ das Kind dort taufen … Er schenkte mir sogar einen Pelz – Gott mit ihm – seit jener Zeit habe ich ihn nicht mehr angezogen; so hängt er nun mehr als dreißig Jahre lang an demselben Nagel, auf welchen ich ihn damals aufhängte. – Mir befahl der alte Dukač darauf zu achten, daß bei der Taufe nichts ungehöriges vorfalle, namentlich aber, sagte er, bemühe Dich mit dem dortigen Popen gut auszukommen und darauf zu sehen, daß er nicht, vielleicht aus Bosheit, dem Kind einen schweren oder gar einen Moskauer Namen gebe. – Es war um Barbara herum, im Dezember; das Wetter war höchst unbeständig, ja geradezu gefährlich, denn nach Barbara kommt Nikolai, das ist der Moskauer Hauptheilige, welcher uns Kasaken feindlich gesinnt ist, und nur den Moskovitern alles zuschanzt. Wenn etwas bei uns Kasaken geschieht, mag es sein, was es wolle und selbst dann, wenn wir im vollsten Rechte wären, wird er zu unserem lieben Herr Gott gehen, ihm dieses und jenes vorreden, ihm alles das so vorstellen und ihm einreden, daß alles zum Vorteile der Moskoviter ausfällt, denn seine Moskauer hebt er stets heraus, selbst wenn sie etwas getan hätten, was nicht recht ist, er wird sie jedesmal rechtfertigen und jedesmale alle Schuld auf die Kasaken schieben. – Doch neben dem heiligen Nikolaus da wohnt gleich in der Nachbarschaft der heilige Sava. Er ist einer von unseren Kasaken und uns deshalb sehr gewogen. Welche Stellung er im Himmel einnehmen mag, ist nicht bekannt, aber immerhin dürfte sie eine hohe und ziemlich einflußreiche sein, denn er nimmt sich stets seiner Kasaken an und ist stets ihr Verteidiger und Gönner.“

Ich antwortete dem Dukač:

„Das kann schon möglich sein; aber mir scheint, der heilige Sava besitzt wenig Einfluß im Himmel.“

Der alte Dukač aber meinte:

„Wenn auch der heilige Sava wenig Einfluß im Himmel besitzt, so ist er dafür schlau und was er nicht durch sein Ansehen und seine Macht durchsetzen kann, das erzielt er auf Umwegen, aber jedesmal zieht er seine Kasaken aus der Patsche. Wir werden ihn von hier aus unterstützen dadurch, daß wir in die Kirche Kerzen stellen, diese anzünden und Gebete lesen lassen; Gott wird aufmerksam darauf und wird sehen, daß es noch Leute gibt, welche den heiligen Sava ehren, er wird sich auf ihn erinnern und ihm wieder freundlich zugetan sein.“

Ich versprach dem Dukač alles, was er haben wollte!

Ich wickelte das Kind warm, barg dasselbe unter meinem Pelz, legte ihm jedoch noch beim Einwickeln ein Kreuzchen um den Hals, das es eigentlich erst bei der Taufe erhalten sollte.

Agap aber stellte ein Fäßchen Pflaumenbranntwein zu seinen Füßen, und so fuhren wir in Gottes Namen ab.

Wir waren noch keine Werst weit vom Dorfe gekommen, als mit einemmale ein solcher heftiger Sturm mit starkem Schneetreiben sich erhob, daß man kaum die Köpfe der Pferde noch weniger einen Weg sehen konnte. Ich sagte zu Agap:

Es ist unmöglich weiter zu fahren in diesem Wetter, kehre lieber um!

Doch Agap fürchtete seinen Onkel mehr wie das Feuer und wollte unter keinen Umständen umkehren.

Gott wird uns helfen in das nächste Dorf zu kommen – sagte er – mir ist es übrigens ganz gleichgültig, ob ich hier erfriere oder ob mich der Onkel totprügelt.

Und er hieb in die Pferde und trieb sie immer und immer an, denn was sich Agap ’mal in den Kopf setzte, dabei blieb er trotz allem Zureden.

Es wurde immer dunkler und dunkler, so daß überhaupt gar nichts mehr zu sehen war.

Und so fuhren wir und fuhren, wohin? das wußte weder Agap noch ich. Die Pferde, sich selbst überlassen, gingen bald nach rechts, bald nach links, hierher, dorthin – aber wir kamen immer nicht dorthin, wohin wir wollten.

Uns beiden ist kalt geworden, trotz der Pelze, die wir anhalten, ja wir fühlten uns halb erstarrt; und um nicht ganz zu erfrieren, tranken wir aus dem Fäßchen jenen Branntwein, der eigentlich für den Popen in Peregudi bestimmt war.

Ich sah nach dem Kinde und dachte, Gott behüte, daß es ersticke; doch dasselbe lag so warm unter dem Pelze, atmete so gleichmäßig und ruhig, so daß jeder Atemzug sichtbar wurde.

Ich wickelte das Kind noch fester und wärmer ein, ließ ihm jedoch soviel Öffnung, daß es frische Luft atmen konnte und war völlig glücklich darüber, daß das Kind so gesund und so ruhig schläft. Wir fuhren weiter, fuhren, fuhren, schließlich aber merkten wir doch, daß wir nur im Kreise gefahren sind; kein Licht, kein Baum, keine Hütte ist in der Finsternis sichtbar; die Pferde gehen wohin sie wollen.

An eine Rückkehr nach Hause, um dort das Wetter abzuwarten, war gar nicht mehr zu denken, denn es war nicht möglich sich darüber klar zu werden, wo wir eigentlich uns befinden, ob wir gegen Peregudi oder Paripsami fahren.

Ich riet dem Agap abzusteigen und die Pferde am Zaume führen, er aber gab mir zur Antwort, ob ich nicht toll geworden sei, ihm wäre sehr kalt und er steige unter keiner Bedingung aus.

Ich versprach ihm einen Rubel zu geben, wenn er aussteige, sowie wir nach Hause kommen, er aber gab zur Antwort:

„Was soll ich mit dem Rubel, wir krepieren sowie so alle hier auf dem Wege, mitten im Feld. – Wenn ihr mir aber noch etwas gutes erweisen wollet, so läßt mich noch einen ordentlichen Schluck aus dem Fäßchen machen.“

Ich sagte ihm: trink, so viel Du willst – und er trank.

Er trank sich voll, stieg dann aus und trachtete an die Köpfe der Pferde zu kommen, aber kaum hatte er zwei Schritte gemacht, als er eiligst zurücklief und vor Furcht zitterte.

Was ist denn geschehen? – frug ich – was ist vorgefallen?

„Schau, schau, hin“ – gab er zitternd vor Angst zur Antwort – „siehst Du nicht, und ist Dir nicht klar, daß Du, wenn auch eine gescheite Frau, doch nichts gegen Nikolaus machen kannst?“

Was redest Du denn für einen Unsinn, Du Dummkopf, wer will denn etwas gegen den heiligen Nikolaus beginnen?

„Warum steht er dann dort?“

Wo steht er?

„Dort! – siehst Du ihn nicht, ganz nahe an den Pferdeköpfen.“

Daß Dich, Du dummer Kerl! Du bist betrunken!

„Eh! ich und betrunken?“ – antwortete er – „Dein Mann war auch nicht betrunken und hat Geister gesehen und ich sehe sie auch.“

Schau – sage ich – Du hast Dich meines Mannes erinnert; was er gesehen, das weiß ich besser als Du, aber sage ’mal, was siehst Du?

„Ich sehe dort etwas sehr Großes stehen, eine große goldene moskauer Mütze hat es auf dem Kopf, es sprühen sogar Funken aus derselben.“

Die Funken sprühen aus Deinen besoffenen Augen.

Ich war der Meinung, daß das, was er zu sehen meint, gar nicht möglich sei, andererseits ist aber doch der Gedanke bei mir aufgekommen, daß dies wahr sein und der heilige Nikolaus böse sein könnte darüber, daß wir das Kind nicht auf seinen Namen, sondern Sava taufen lassen wollen; ich sagte dem Agap:

Was und wer es auch sein mag, beachte es nicht, jetzt wollen wir tun, als wenn wir nachgeben und seinen Willen tun möchten, und morgen tuen wir dann, was wir wollen. – Lass’ die Pferde, sie sollen gehen, wohin sie wollen – die werden uns gewiß nach Hause bringen; meinetwegen kannst Du alles austrinken, was noch in dem Fäßchen ist.

Agap war darüber ganz erstaunt.

Ja, trinke nur, Agap – sagte ich – trinke nur, aber zu Hause sage bei Leibe nichts, was vorgefallen ist, ich werde schon eine Geschichte zusammenstellen, die ich ihnen erzählen, und die sie für wahr halten werden. – Ich werde sagen, das Kind ist getauft auf den echten kasakischen Namen Sava, wie es der alte Dukač gewollt hat, auch das Kreuzchen werde ich ihm zeigen, das ich ihm um den Hals gehängt habe, dann werde ich sagen, der Pereguder Pope hätte befohlen das Kind am nächsten Sonntag nochmals in die Kirche zu bringen, damit er es nochmals segnen könne, deshalb müssen wir nochmals nach Peregudi fahren, wo dann das Kind getauft wird, wie es sich für einen wahren Christen gebührt. – Ich schaute wieder nach dem Kinde und fand, daß es lebt und ruhig schläft, und so warm ist, daß sogar eine auf seine Stirne gefallene Schneeflocke sofort zerschmolz; mit diesem Wasser bekreuzte ich seine Stirne und sprach dabei: im Namen Gott des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes taufe ich Dich auf den Namen des heiligen Sava.

Wir ließen den Pferden freien Lauf; sie sollen gehen wohin sie wollen. Die Pferde gingen und gingen – bald blieben sie stehen, bald zogen sie an; das Wetter gestaltete sich immer ärger und ärger; der Sturm heulte; die Kälte wuchs.

Agap wurde schließlich voll trunken; anfangs brummte er etwas unverständliches, schließlich verstummte er, wälzte sich in den Schlitten und fing an zu schnarchen.

Mir aber wurde immer kälter und kälter, ich fühlte, wie meine Glieder starr zu werden anfangen, schließlich wurde ich bewußtlos und erwachte erst in der Hütte des Dukač, wo man mich mit Schnee rieb.

Als ich zum Bewußtsein gekommen, erinnerte ich mich daran, was ich mir vorgenommen hatte zu sagen und deshalb sagte ich, daß das Kind auf den Namen Sava getauft sei. —

Alle glaubten es; ich redete darüber nicht weiter, weil ich immer den Gedanken und Willen in mir trug, die Schuld gut zu machen und das Kind am nächsten Sonntag taufen zu lassen.

Aber ich wußte nicht, daß Agap angeschossen und in Folge der Verwundung gestorben sei, auch nicht, daß man den alten Dukač ins Gefängnis abgeführt, denn ich war krank und als ich später alles dieses erfuhr, da konnte ich mich nicht mehr dazu entschließen, dieses alles der alten Dukačin zu beichten, weil ich deren Gram, Schmerz und Unglück, das ja so groß genug war, nicht vermehren wollte.

Ich nahm mir vor, später alles aufzudecken; je weiter aber die Zeit verlief, um so schwerer gestaltete es sich für mich, Aufklärung zu bringen und so verschob ich die Sache von Tag zu Tag.

Die Zeit lief, Jahre sind vergangen; das Kind wuchs zum Knaben heran, alle riefen ihn Sava, Sava, ja sie schickten ihn studieren.

Und immer nahm ich mir vor, das Geheimnis aufzudecken, immer marterte mich der Gedanke, ich sei Schuld daran, daß der Knabe ungetauft ist.

Und als ich erfuhr, Sava solle sogar Pope werden, da lief ich in die Stadt, um dieses zu verhüten und um laut zu rufen, er sei ungetauft, doch mich hat man nicht beachtet, nicht gehört, ihn aber zum Priester geweiht.

Weiter über die Sache zu reden hatte dann keinen Zweck mehr. Seit der Zeit hatte ich keine Ruhe mehr; es war fürchterlich für mich zu wissen, daß durch meine Schuld die ganze hiesige christliche Gemeinde zum Spott und Gelächter der Welt sein werde, weil sie einen ungetauften Popen zum Seelsorger habe.

Dann aber, als ich älter wurde, als ich sah, daß alle den Sava lieben und achten, da steigerte sich noch meine Qual und mein Schmerz, ja ich fürchtete mich vor dem Tode.

Erst jetzt, auf meinem Sterbebette, bekenne ich dieses alles, es bitter bereuend.

Möge mir die Christenheit verzeihen, was ich an ihr Böses getan, mögen mir jene verzeihen, deren Seelen durch den ungetauften Popen in Verderbnis gerieten; mich aber könnet ihr, wenn ihr wollet, lebendig begraben, ich werde auch diese Strafe freudig annehmen.“

Der Vikarius und der Pfarrer von Peregudi haben alles dieses zu Papier gebracht und unterschrieben, dann dem Vater Sava vorgelesen, sind dann zur Kirche gegangen und haben das Kirchentor versiegelt; hierauf fuhren sie zum Bischof nach der Gouvernementsstadt und nahmen Sava mit.

Darüber fing nun das Volk an unruhig zu werden und zu besprechen, was es wohl mit ihrem Väterchen sei, weshalb der Vikarius die Kirche versiegelt und ihren Sava nach der Stadt mitgenommen habe?

Kann denn so etwas je vorgekommen sein, was die Kerasivna erzählte?

Wäre es denn möglich, daß die Herren in der Stadt etwas derartiges hätten zulassen können?

Schließlich sind sie darüber einig geworden, daß dies alles der heilige Nikolaus angezettelt habe, um den heiligen Sava bloß zu stellen, und das erste, was geschehen müsse, sei, den heiligen Sava beim Gott kräftigst zu unterstützen und deshalb sei es notwendig, sofort zum Bischof zu gehen.

Die Kasaken rissen eigenmächtig die Siegel von der Kirche ab, öffneten sie, zündeten vor dem Altare und den heiligen Bildern so viele Kerzen an, als sie in der Kirche fanden, wählten sechs Kasaken aus, welche sofort zum Bischof gehen müssen, um ihm zu sagen, er solle es sich gar nicht einfallen lassen, den Sava aus ihrer Gemeinde zu entfernen oder ihm etwas anzutun, denn sie wollen nur den Sava haben und keinen anderen, wenn er, der Bischof, das, was sie wollen, nicht tut, so treten sie zu einer anderen Religion über, wenn nicht zur katholischen, so doch zur türkischen; denn ohne unseren Sava wollen wir nicht leben – sagten alle.

Dies gab eine schwierigere Aufgabe zu lösen, als jene es war als

 
der Diakonus N. den Trepak trat,
Dieser aber nicht geklagt,
Während dies der Inspektor tat!
 

Die Kerasivna starb, nachdem sie allgemeine Buße getan und der versammelten Gemeinde alles das erzählte, was sie dem Vikarius mitgeteilt.

Die Kasakendeputation machte sich auf den Weg in die Stadt zum Bischof, nachdem vorher in allgemeiner Versammlung nochmals beraten und beschlossen worden ist, was zu geschehen habe, wenn der Bischof ihrem Wunsche nicht entsprechen und ihnen den Sava nicht zurückgeben sollte.

Es wurde einstimmig beschlossen, daß sie, wenn sie dann nach Hause gekommen, allen Branntwein, welcher noch in den Schenken gefunden wird, austrinken werden, damit Niemand nach ihnen denselben trinken könne, dann werden sie Türken und jeder nimmt sich drei, die reicheren vier Weiber – denn so lange unser guter lieber Sava lebt, wollen wir keinen anderen Popen.

Es ist gar nicht denkbar, daß er ungetauft wäre, nachdem er so viele Leute getauft, getraut, begraben hat und so viele zu ihm zur Beichte gingen.

Wäre es denn möglich, daß alle diese Leute Ungläubige, Heiden wären?

Die Kasaken sind darin einig geworden, daß, wenn Sava wirklich nicht getauft sei, ihn der Bischof in der Stille taufen solle, damit er schließlich doch Pope bleiben könne … denn sonst werden sie alle … Türken.

Zweiundzwanzigstes Kapitel

Und wieder war es Winter, wieder gegen Abend, wieder um den Nikolai- und Sava-Tag, etwa zu jener Zeit als fünf und dreißig Jahre zurück die Kerasivna aus Paripsami nach Peregudi fuhr, um des alten Dukač einzigen Sohn taufen zu lassen.

Von Peripsami nach der Gouvernementsstadt, dem Sitze des Bischofs, war es beiläufig vierzig Werst.

Die zum Bischof behufs Befreiung ihres Sava abgesandte Kasakendeputation berechnete, daß sie fünfzehn Werst, bis zur Schenke des Jossel, gehen, dort sich stärken, wärmen, ausruhen werde, um so anderen Tages zeitlich früh beim Bischof vorsprechen zu können.

Die Sache aber nahm einen anderen Verlauf.

Für die Kasakendeputation gestaltete sich das Wetter ebenso unfreundlich, wie es gewesen war vor fünf und dreißig Jahren, als die Kerasivna mit Agap zur Taufe mit dem Kinde fuhren; es entwickelte sich ein heftiges Schneetreiben, so daß die Kasaken sich in der Steppe zu verirren begannen; sie verloren alle ihnen sonst wohl bekannten Merkzeichen, gerieten auf einen Abweg und wußten schließlich nicht, wo sie sich befinden, bis auf einmal, es konnte wohl eine Stunde vor Sonnenaufgang sein, sie von jemandem, nicht auf der Straße, sondern auf dem Eise, angeredet wurden:

„Nu, Jungens, wohin so zeitlich? wo?“

Die Kasaken grüßten.

„Was führt euch bei einem solchen Hundewetter her; seht, es hätte nicht viel gefehlt und ihr wäret ins Wasser gefallen.“

„So!“ gaben sie zur Antwort. „Wir befinden uns in schlimmer Lage, und gehen zum Bischof; wir möchten dort gerne eher vorsprechen, als unsere Feinde und ihn fußfällig bitten zu unseren Gunsten zu entscheiden.“

„Und was soll er für euch tun?“

„Uns unseren ungetauften Popen lassen, denn, wenn dies nicht geschieht, so werden wir aus lauter Gram und Schmerz Türken.“

„Warum wollt ihr gerade Türken werden? Die dürfen doch keinen Schnaps trinken.“

„Den trinken wir früher allen aus.“

„Ach! ihr Teufelskerle!“

„Ja, was bleibt uns denn anderes übrig zu tun, wenn sie uns so schwer kränken, daß sie uns unseren Popen nehmen.“

Der Unbekannte meinte:

„Erzählt mir doch die Geschichte von dem ungetauften Popen im Zusammenhange.“

Und die Kasaken erzählten.

Und so, an der Wuhne stehend, haben sie alles der Ordnung nach recht ausführlich dem Fremden mitgeteilt und immer und immer dabei hervorgehoben, daß, wenn der Bischof ihrem Wunsche nicht entspricht und ihnen den Sava nicht wieder zum Popen gibt, sie Türken werden.

Da meinte der Fremde:

„Seid ruhig, Jungens, seid ruhig und fürchtet nichts, ich glaube, der Bischof wird schon das richtige treffen.“

„Ja, wir glauben es selbst,“ sagten sie, „denn wer eine solche hohe Würde bekleidet, sollte stets ein rechtes und gerechtes Urteil fällen, aber wer kennt den Bischof, Gott allein!“

„Seid sicher, daß der Bischof das rechte Urteil geben wird, ich selbst werde schon dazu beitragen, was möglich ist.“

„Du? … wer bist Du denn eigentlich? … Sag ’mal, wie heißest Du?“

„Ich? … ich heiße Sava.“

Und dieser Sava sagte ihnen weiters, sie wären gerade zur rechten Zeit gekommen und gerade an die rechte Stelle, wohin sie gehörten und auf den Berg zeigend, sagte er weiter: Seht, dort ist das Kloster, wo der Bischof wohnt.

Sie schauten auf und bemerkten auf der anderen Seite, gerade vor sich, das Kloster.

Die Kasaken waren darüber erstaunt, daß sie bei einem solchen fürchterlichen Schneetreiben und so heftigem Sturm ohne jede Störung und ohne jeden Aufenthalt vierzig Werst gegangen wären.

Nachdem sie den Berg erstiegen, setzten sie sich auf die Bank vor dem Kloster, öffneten ihre Rucksäcke und zogen alles Eßbare heraus, was sich darin befand und warteten, essend, bis die Glocken zum Frühgottesdienste anschlagen und das Klostertor sich öffnen würde.

Sie gingen in die Kirche, hörten den Gottesdienst stehend an, worauf sie zum Hause des Bischofs gingen, um Audienz zu erbitten.

Man kann nicht gerade behaupten, daß unsere hohen geistlichen Würdenträger große Neigung zum niederen Volke hätten, denn es ist außerordentlich schwierig vorgelassen zu werden, wenn man dem sogenannten Volke angehört; diesesmal war das gerade Gegenteil der Fall: unseren Kasaken wurden keine Schwierigkeiten in den Weg gelegt, ja es hatte sogar den Anschein, als wenn sie erwartet worden wären, denn man führte sie, sowie sie ankamen, sofort in den Wartesaal, wo sie zwar sehr lange stehen mußten, und wohin sich der Vikarius, der Peregudiner Pope und Sava, sowie noch viele andere Personen einfanden.

Der Bischof trat später aus seinen Zimmern in den Wartesaal, sprach mit den Anwesenden, schien jedoch den Vikarius und die Kasaken nicht zu bemerken, erst nachdem alle anderen sich entfernt hatten, trat er an die Kasaken heran und meinte:

„Na, Jungens, gekränkt hat man euch und beunruhigt? … den ungetauften Popen wollt ihr haben?“

Und die Kasaken baten:

„Ja … Euer Gnaden … seien Sie so gut … so gütig … Hochwürdigster Herr … wie sollen wir nicht gekränkt sein … einen solchen Popen, wie unseren Popen, gibt es in der ganzen Welt nicht …“

Der Bischof lächelte:

„Recht habt’ ihr … einen solchen zweiten gibt es nicht …“ und sich zu dem Vikarius wendend, meinte er:

„Geh’ mal in die Sakristei; dort hat Sava ein Buch vorbereitet und bringe es herein, dann lese uns vor, was auf der aufgeschlagenen Seite steht.“

Der Bischof setzte sich.

Der Vikarius brachte das Buch und fing an zu lesen:

„Ich will Euch, Brüder, nicht sehen, wie unsere Väter, die immer unter der Wolke stehend, durch das Meer gegangen und in Moses getauft worden sind, in der Wolke und dem Meere. Alle haben dieselbe geistige Nahrung genossen und dasselbe geistige Wasser getrunken aus einer Quelle, und diese Quelle war Christus.“

An dieser Stelle unterbrach der Bischof den Lesenden:

„Hast Du verstanden, was Du gelesen?“

„Verstanden.“

„Und erst jetzt begriffen?“

Der Vikarius wurde verlegen und wußte nicht, was er zur Antwort geben solle, deshalb sprach er so oben hin:

„Diese Stelle habe ich auch früher schon gelesen.“

„Wenn dieses der Fall gewesen, wie konntest Du es zulassen, daß diese Leute in große Aufregung gebracht wurden? warum wurden diese guten einfachen Leute beunruhigt, denen er ein guter und lieber und genehmer Seelenhirt gewesen?“

Der Vikarius antwortete:

„Nach den Regeln der heiligen Väter …“

„Halt,“ unterbrach ihn der Bischof, „halt! geh’ nochmals zum Sava und lasse Dir ein zweites Buch geben.“

Der Vikarius ging und kam mit einem neuen Buche in der Hand zurück.

„Lese!“ befahl der Bischof.

„Wir lesen,“ fing der Vikarius an, „beim heiligen Grigorij dem Gottesgelehrten über den heiligen Vasilij, daß er für die Christen solange ein Heide gewesen, bis er zum Seelenhirten geweiht wurde.“

„Bis was er wurde?“ unterbrach ihn der Bischof.

Der Vikarius entgegnete:

„Ich tat dies alles aus Amtseifer, als es sich gezeigt hat, daß dieser in einem solchen Amte ungetauft sei.“

Nun aber stieß der Bischof ungeduldig mit dem Fuße auf:

„Du wiederholst immer eines und dasselbe! Es scheint, daß Deiner Ansicht nach man zum Moses durch die Wolke gelangen kann, um getauft zu werden, nicht aber zum Christus? – Es ist schon gesagt worden, daß diese, die Taufe suchten, durch die feuchte Wolke unter Todesfurcht drangen, daß sie mit dem vom Himmel auf die Stirne des Kindes gefallenem und aufgetautem Wasser dasselbe mit dem Zeichen des Kreuzes im Namen der heiligen Dreieinigkeit in den Schoß der Kirche brachten. – Was willst Du noch mehr? – Du bist ein streitsüchtiger, unduldsamer, zänkischer Mann und taugst nicht für die Arbeit in Christo: an Deine Stelle setze ich den Popen Sava; und ihr, Jungens, gehet ruhig nach Hause und fürchtet euch nicht, der Pope Sava, der euch gut ist, ist auch mir gut und Gott genehm. Geht mit Gott nach Hause.“

Die Kasaken fielen dem Bischof zu Füßen und dankten für seine Güte.

„Nun, seid ihr zufrieden?“

„Sehr, sehr zufrieden,“ gaben sie einstimmig zur Antwort.

„Und werdet ihr auch jetzt noch Türken?“

„Tfu! werden nicht, Väterchen, werden nicht!“

„Und den Schnaps werdet ihr auch nicht allen auf einmal austrinken?“

„Nein, nein, nicht auf einmal, nach und nach; der Teufel soll ihn …“

„Nun, so geht mit Gott und lebt nach christlicher Art und Weise weiter.“

Und als sie schon im Begriffe waren den Wartesaal zu verlassen, da winkte der eine von ihnen dem Bischof mit dem Finger, um ihn auf sich aufmerksam zu machen und sagte ihm halblaut:

„Wären Euere Gnaden so gütig mit mir in ein Eckchen zu gehen?“

Der Bischof lächelte und sagte:

„Gut, gehen wir in ein Eckchen.“

Dort fängt nun der Kasake an:

„Erlaubt, Euer Gnaden, Euch zu fragen, wer erzählte Euch das alles, ehe wir es Euch mitteilen konnten?“

„Geht es Dich ’was an?“ meinte der Bischof.

„Gewiß, geht es uns an; vielleicht hat es Euch der Sava erzählt?“

Dem Bischof, welchem tatsächlich der ihm nahe stehende Sava alles dieses erzählte, sah den Chochol an und entgegnete:

„Ja, Du hast es erraten – mir hat es der Sava mitgeteilt.“

Damit ging er aus dem Saale.

Jetzt begriffen die Kasaken alles.

Und seit dieser Zeit geht unter ihnen die Überlieferung, daß der schwache Sava still und ruhig, dafür aber warm für sie eintrat und den Moskauer Nikolaus, trotz seiner Macht, so hinterging, daß letzterer das Spiel verlor.

„Was ist doch unser Sava für ein listiger Heiliger,“ sagten sie, „was er nicht alles ausdachte und alles bei Seite schieben mußte, um über den Stärkeren und Mächtigeren zu siegen: selbst in die heiligen Bücher weiß er Sachen zu bringen, die Niemand begreifen kann. – Gott allein weiß es, ob er unseren Popen unter dem Pelze der Kerasivna taufte, oder ob er alles dieses nur so knotete, damit es selbst der Bischof nicht auflösen kann? – Daß aber diese Angelegenheit zu unseren Gunsten ausfiel, dafür sei er bedankt.“

Vater Sava, sagt man, soll noch heute leben; um sein Dorf herum ist alles zum Stundismus übergetreten; seine Kirche ist jedoch stets übervoll von andächtigen Menschen …

Man weiß zwar nicht, ob der heilige Sava in Paripsami noch tätig mithilft, soviel ist aber sicher, daß es in unseres Sava Bezirke keine nackten Michalki und Potapki gibt.

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Litres'teki yayın tarihi:
28 ekim 2017
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