Kitabı oku: «Kriegerherz und Königsehre», sayfa 3

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Ende der Maskerade

Oliver war verärgert. Ihm war sofort klar gewesen, dass Eric ihm absichtlich aus dem Weg ging. Sobald er in seine Nähe kam, verschwand er immer auf mysteriöse Weise. Bei Ester und Stephen war er nicht. Sie meinten, er wäre noch im Stall geblieben. Ohne zu zögern lief er dorthin.

Als Oliver den Stall betrat, hörte er eine verzweifelte Stimme. Er brauchte eine Weile, bis er den Sinn der Worte, die er erst fast nicht verstanden hatte, begriff. Mit wem hatte Eric geredet, fragte sich Oliver? Er schlich weiter und da sah er ihn schlafend auf einem Heuhaufen liegen. Er hatte den Arm ausgestreckt, als versuchte er jemanden zu berühren. Er träumt, schoss es Oliver durch den Kopf. Schweigend blieb er vor ihm stehen und betrachtete ihn einige Augenblicke. Dabei wanderte sein Blick vom Gesicht des Jungen über seinen Körper hinab zu den Füßen und wieder zurück. Die Erkenntnis traf ihn wie ein Keulenhieb. Mit der linken Hand schlug er sich an die Stirn und murmelte:

„Was bin ich doch für ein Narr, dass ich mich so habe an der Nase herumführen lassen. Dieses Gesicht ist viel zu zart für einen Jüngling.“

Olivers Blick glitt nochmals ungläubig über die schlafende Gestalt und blieb an den nackten Füßen hängen.

„Was für schmale Fesseln... oh, dieses Weibstück!“

Er ballte die Fäuste vor Zorn. Am liebsten hätte er Eric, nein Deria, geschüttelt bis ihr Hören und Sehen verging. Bevor er seine Beherrschung verlor, stürzte er aus dem Stall. Rastlos lief er im Mondlicht auf und ab.

„In was für eine Situation hat mich dieses Frauenzimmer nur gebracht.“

Nun hatte Oliver zwei Eheversprechen, die es einzulösen galt. Wie kam er nur aus dieser vertrackten Lage heraus? Wie musste Deria ihn verabscheuen, wenn sie zu solch einer immensen Lüge fähig war. Wie konnte in den letzten zwei Jahren niemand bemerkt haben, dass dies nicht Eric war? Oliver war fassungslos. Er schalt sich wieder einen Narren, dass er selbst nicht schon beim ersten Anblick ihre Maskerade durchschaut hatte.

Nachdem er sich einigermaßen beruhigt hatte, ging er in den großen Burgsaal. Ein Teil seiner Ritter saß noch beim Abendessen. Am Haupttisch unterhielten sich sein Onkel und Roger angeregt miteinander. Oliver setzte sich zu ihnen und trank einen Becher Met in einem Zug leer. Guy schaute seinen Neffen fragend an, das war sonst nicht Olivers Art mit Alkohol umzugehen. Oliver schüttelte den Kopf und murmelte:

„Später.“

Dann trank er einen zweiten Becher. An der Unterhaltung nahm er nicht teil. Seine Gedanken verweilten bei Deria, der kleinen verlogenen, widerspenstigen und kratzbürstigen Deria. Aber gerade diese Eigenschaften faszinierten ihn. Mit ihr würde es wahrscheinlich nie langweilig werden. Sie war wie eine stolze Burg, die mit hoch erhobenem Haupte dastand und sich bis zum letzten Atemzug zur Wehr setzte, bevor sie endgültig erobert wurde. Und er würde sie erobern oder besiegen, schwor Oliver sich in Gedanken. Ihm kam das Gespräch in den Sinn, das er vor einigen Jahren mit seinem Vater an der gleichen Stelle geführt hatte. Hier im Burgsaal hatte ihm sein Vater mitgeteilt, dass er und Sir Robert beschlossen hatten, die Familien zu vereinen und dass deshalb er, Oliver, Deria heiraten sollte. Oliver war außer sich gewesen. Er wollte sich seine Braut selbst suchen, aber sein Vater hatte ihm unmissverständlich klar gemacht, dass es sein ausdrücklicher Wunsch sei. Nun, dem konnte und wollte er sich nicht widersetzen. Als dann das Fieber kam und alle dahinraffte, war Oliver froh, dass ihm das Schicksal diese aufgezwungene Ehe erspart hatte. Doch nach einiger Zeit begriff er, dass er trotzdem heiraten sollte, denn die Linie der Familie Wallace musste aufrechterhalten werden. Sein Onkel Guy hatte nie geheiratet und so lag es nun in Olivers Verantwortung. Bei einem Ritterturnier zu Gunsten König Rufus’, hatte er die schöne Alicia gesehen. Da sie ihm gefallen hatte, begann er ihr den Hof zu machen und ihr Vater war überglücklich, als der junge Wallace um ihre Hand anhielt. Die Hochzeit sollte in einem Monat stattfinden und jetzt hatte er plötzlich zwei Bräute.

Guy setzte sich auf den anderen leeren Stuhl und beobachtete seinen Neffen. Er sah die tiefen Falten auf dessen Stirn sowie die verkrampften ineinander verschränkten Hände. Irgendetwas war geschehen, dass ihn tief bewegte. Oliver wurde sich der Nähe seines Onkels bewusst und sah ihn unvermittelt an:

„Ich habe eine Entscheidung zu treffen, die das Leben von vielen Menschen verändern wird, Onkel.“

„Willst du weiter in Rätseln sprechen, oder soll ich raten?“, fragte dieser neugierig.

„Es geht um Eric. Er ist kein Er sondern eine Sie. Verstehst du?“

Dabei fuhr sich Oliver fahrig durch die Haare.

Guy war für einen kurzen Augenblick sichtlich irritiert.

„Schau an! Ich hatte schon gedacht, ich hätte Halluzinationen. Sie hat sich also als Eric ausgegeben?“

„Ja.“

„Aber warum?“

„Das weiß ich nicht genau. Ich kann nur vermuten, dass sie mich auf keinen Fall heiraten will und deshalb beschlossen hat, sich als ihren Bruder auszugeben“, erklärte Oliver.

„Hat sie dir denn nichts dazu gesagt?“, wollte Guy wissen.

„Sie weiß nicht, dass ich ihre Maskerade durchschaut habe, Onkel. Ich war viel zu aufgebracht, um sie zur Rede zu stellen. Und das bin ich immer noch. Ich sitze in einer Zwickmühle. Wenn ich Alicia heirate, habe ich immer noch Deria als Mündel und trage die Verantwortung für sie.“

„Du kannst sie doch umgehend verheiraten. Dann wärst du diese Verantwortung los“, schlug Guy vor.

„Ich weiß, aber das wäre nicht im Sinne unserer Väter.“

„Aber warst du es nicht, der damals vor Wut geschäumt hat, als dir dein Vater von dieser Vereinbarung erzählte. Wolltest du nicht damals ausreißen?“, gab Guy mit leicht belustigter Stimme zu bedenken.

„Ich weiß, ich weiß. Aber dieser Teufelsbraten fasziniert mich mehr als jede andere Frau. Kannst du das verstehen?“

„Nun, Deria wurde sehr freizügig erzogen. Sie hat sich immer an ihrem Bruder orientiert und sein Verhalten nachgeahmt. Davon abgesehen, ist sie eine schöne junge Frau geworden. Wenn sie mal in ordentlichen Kleidern steckt, wird ihre Weiblichkeit sicher erst richtig zur Geltung kommen“, lachte Guy. „Was wirst du jetzt machen, mein Junge?“

„Ich reite morgen zu Howard und Alicia und werde ihnen mitteilen, dass ich die Verlobung lösen muss, da sie ungültig ist“, beschloss Oliver.

„Was meinst du, wie werden sie diese Nachricht aufnehmen?“

„Ich hoffe, so wie es tatsächlich ist. Es hat nichts mit ihnen zu tun, aber das erste Versprechen hat noch Bestand. Ich habe mich mit Alicia unter der Annahme falscher Tatsachen verlobt.“

„Soll ich dich begleiten?“, schlug Guy vor.

„Nein, ich nehme Roger mit. Behalte du bitte mein Mündel im Auge, dass es nicht wieder davon läuft.“

„Wirst du mit ihr darüber sprechen, bevor du abreist?“

„Nein, ich werde sie noch eine Weile im Glauben lassen, dass sie mich an der Nase herumführt“, erklärte er. Dabei schwang ein sardonisches Lächeln um seine Lippen.

Deria wurde am nächsten Morgen von lauten Rufen, Pferdegetrappel und anderen Geräuschen aus dem Schlaf geschreckt. Sie setzte sich auf und sah Stephen, der Olivers Streitross fertig gesattelt nach draußen führte.

„Was ist denn los?“, fragte Deria verschlafen.

Guy trat in den Stall und warf ihr einen spöttischen Blick zu.

„Guten Morgen, Eric, du scheinst jeden Platz zum Schlafen vorzuziehen, solange er nicht in deiner Kammer ist.“

Deria rappelte sich hoch, zupfte sich das Heu aus dem Haar und versuchte ihre Kleidung einigermaßen zu richten.

„Es war nicht meine Absicht, die ganze Nacht hier zu schlafen“, murmelte sie entschuldigend. „Was ist denn los?“, wollte sie wissen.

„Nun, Oliver muss für ein paar Tage fort. Er besucht seine Verlobte.“

Daraufhin vernahm Guy nur ein leichtes Schnauben als Antwort. Diese zwei waren wie Katz und Maus, doch er war überzeugt, dass sie früher oder später zu einander fanden.

„Ich zeige dir jetzt deine Räume und dann werde ich dir deine Aufgaben erläutern.“

Guy drehte sich um und setzte sich in Bewegung. Wortlos folgte ihm Deria. Konnte Oliver es gar nicht abwarten zu heiraten? Liebte er seine Braut? Nein, zu solchen Gefühlen war dieser Grobian sicher nicht fähig. Warum ärgerte es sie dann, dass er zu seiner Verlobten reiste? Sie verdrängte diese ganzen Gedanken, da sie noch keine befriedigende Antwort darauf fand. Als sie ins Freie trat, sah sie Oliver auf seinem Schimmel sitzen. Er war eine beeindruckende Erscheinung: Ganz in schwarz gekleidet, ritt er auf seinem schneeweißen Pferd, um seine Schultern lag ein schwarzer Umhang, auf dem das Wappen der Familie Wallace gestickt war: ein roter aufrechtstehender Bär.

Oliver warf Deria einen undefinierbaren Blick zu, nickte dann kurz und ritt durch das Tor davon. Mehrere Reiter folgten ihm.

In gemächlichen Trab ritten sie zur benachbarten Burg Shenderton. Oliver fühlte sich nicht wohl in seiner Haut. Er würde Sir Howard gewaltig vor den Kopf stoßen und Alicia würde sich in ihrer Ehre gekränkt fühlen. Doch nachdem er seine Wahl getroffen hatte, musste er so schnell wie möglich diese Angelegenheit klären, auch wenn es ihm noch so unangenehm war. Wie bei den meisten Grenzen zwischen den einzelnen Lehensgütern, war auch hier die Grenze zwischen den beiden Besitztümern ungefähr eine Tagesreise entfernt. Am frühen Nachmittag konnte Oliver in der Ferne bereits die Türme erkennen, am Abend waren die Zinnen zu sehen. Die Burg war in ihren Ausmaßen wesentlich kleiner als die Bärenburg.

Sie ritten über eine Zugbrücke durch das Burgtor.

Bedienstete kamen ihnen entgegen gelaufen und nahmen ihnen die Pferde ab. Als sie die Stufen zur Eingangshalle hinaufstiegen, kam Donald, der ältere Bruder Alicias herausgelaufen.

„Oliver, mein zukünftiger Schwager. Was führt dich zu uns?“

Er schlug Oliver kameradschaftlich auf die Schulter. Diese Begrüßung machte Olivers Vorhaben nicht leichter, im Gegenteil: Seine Schuldgefühle verstärkten sich. Und das habe ich alles diesem verlogenen Weibstück Deria zu verdanken, dachte er. Gemeinsam traten sie in die große Empfangshalle und Sir Howard kam auf sie zu.

„Oliver, welch angenehme Überraschung. Du kommst gerade recht zum Essen.“

Auch diese Begrüßung war sehr herzlich. Sie setzten sich an den höchsten Tisch, der nur für die Familienmitglieder und Ehrengäste vorbehalten war.

Wie ein Engel eilte Alicia herbei. Sie trug ihr hellblondes Haar in einem langen Zopf, in dem ein blaues Band eingeflochten war. Das Obergewand war in dem gleichen sanften Blau, das auch der Farbe ihrer Augen entsprach. Als sie Oliver die Hand zum Gruß reichte, schlug sie errötend die Augen nieder. Er war von ihrer Erscheinung wie bezaubert und mit Bedauern dachte er daran, dass es ihm nicht vergönnt sein würde, Alicia auch nur einen Kuss zu rauben.

Beim Essen erzählte er von den Ereignissen der letzten Tage, dem Tod Sir Roberts sowie seiner neuen Eigenschaft als Vormund für Eric. Dann wurde noch über die gegenwärtigen Vorkommnisse gesprochen.

König Rufus hatte wieder die Steuern erhöht und es wurde immer schwieriger für alle, diese zu entrichten.

„Es ist eine Schande. Selbst für uns, die wir reiche Güter haben, ist es fast unmöglich diese Beträge aufzuwenden“, schimpfte Sir Howard.

„Ja, da hast du Recht. Doch bleibt uns nichts anderes übrig, sonst würden wir wie einige andere der Rebellion bezichtigt“, pflichtete Oliver ihm bei.

„Vater, Oliver, wie könnt ihr das einfach so hinnehmen? Der König ist ein selbstgefälliger Herrscher, der unser Land ins Verderben zieht“, ereiferte sich Donald.

„Sprich nicht so!“, ermahnte ihn sein Vater.

„Euer Verhalten ist das eines feigen Waschweibs“, schoss Donald zurück. Er hatte schon ein paar Becher Wein getrunken.

Oliver erhob sich, die rechte Augenbraue vor Wut nach oben gezogen. Seinen Rittern war dies nicht verborgen geblieben und so taten sie es ihrem Lehnsherrn gleich. Bevor jedoch jemand reagieren konnte, zischte Alicia ihrem Bruder zu:

„Werde erst einmal ein richtiger Mann, bevor du wahre Männer beleidigst. Oliver, ich bitte um Entschuldigung für die Äußerungen meines Bruders.“

Sie hatte ihre Hand auf seinen Arm gelegt, dessen Finger bereits den Griff seines Schwertes umschlossen hatte. Oliver atmete mehrfach tief ein und aus, dann setzte er sich. Seine Gesichtszüge entspannten sich jedoch nur unmerklich.

„Alicia, ich habe mit dir und deinem Vater zu sprechen, allein!“

Er sprach es mit einer unmissverständlichen Härte aus, die beide leicht zusammen fahren ließ.

„Aber gerne doch“, erwiderte Sir Howard sich räuspernd und erhob sich. Er führte beide in einen großen Raum, in dem an den Wänden wunderschöne Teppiche mit Jagdmotiven hingen.

„Auch wenn es so aussehen mag, dass ich auf die Äußerungen deines unreifen Sohnes reagiere, versichere ich vorab, dass diese Angelegenheit damit absolut nichts zu tun hat.“

Sir Howard saß in einem breiten Stuhl mit hoher Rückenlehne und Alicia hatte auf einem kleinen Rundhocker Platz genommen.

Oliver holte tief Luft, bevor er sprach:

„Sir Howard, als ich im vergangenen Herbst um die Hand deiner bezaubernden Tochter angehalten habe, war ich im guten Glauben ein freier Mann zu sein.“ „Was soll das heißen?“, fragte Sir Howard misstrauisch.

Die Richtung des Gesprächs, die Oliver einschlug, gefiel ihm ganz und gar nicht.

„Wie du sicher weißt, habe ich vor vier Jahren Lady Deria Eddings ein Eheversprechen gegeben.“

„Ja, aber sie ist doch während der großen Seuche gestorben, hast du mir erzählt“, fuhr Sir Howard unwirsch dazwischen.

„Vater, ich bitte dich, lass ihn aussprechen.“

Alicia ahnte, worauf Oliver hinaus wollte. Doch darüber war sie gar nicht unglücklich. Sie liebte schon seit einiger Zeit einen anderen Ritter und hatte ihm auch beigelegen. Sie fürchtete sich davor, was Oliver tun würde, wenn er dies in der Hochzeitsnacht feststellen würde. Es war ihr ein Gräuel auch nur daran zu denken, dass ein anderer Mann als ihre heimliche Liebe sie berühren könnte.

Mit einem bösen Blick auf seine Tochter nickte Sir Howard jedoch zustimmend in Olivers Richtung.

„Ja, das haben wir alle gedacht. Doch Lady Deria hat ihren Vater und auch mich getäuscht. Es war Eric, der damals an dem Fieber gestorben ist. Sie hat seine Rolle angenommen, um der vorbestimmten Ehe mit mir zu entgehen. Durch einen Zufall habe ich erst gestern bemerkt, wer tatsächlich mein Mündel ist.“

„Bei Gott“, entfuhr es Alicia und erschrocken hob sie ihre Hand an den Mund.

„Aus diesem Grund sehe ich mich bedauerlicherweise gezwungen, die Verlobung mit Alicia zu lösen, da ich bereits an ein Versprechen gebunden bin, dass einen älteren Rechtsanspruch hat.“

Oliver fuhr sich nervös durch die Haare. Es war totenstill im Raum. Sir Howard blickte den jungen Wallace ernst an und rieb sich nachdenklich sein Kinn. Er überlegte, wie er mit dieser Situation umgehen sollte. Konnte er Oliver einen Vorwurf machen? Nein, denn er verhielt sich gewiss ehrenhaft. Er musste eine Wahl treffen und hatte sich zu Gunsten des länger bestehenden Versprechens entschieden. Sir Howard warf einen Blick auf seine Tochter und war erstaunt, als er das Leuchten in ihren Augen sah. Sie war ganz und gar nicht unglücklich, geschweige denn traurig. Was hatte das zu bedeuten? Seufzend antwortete er dem ungeduldig und unsicher dreinblickenden Oliver:

„Nun, Oliver. Ich bin natürlich sehr enttäuscht. Aber nicht von dir, sondern von deiner zukünftigen Frau. Sie war sehr unvernünftig und ich hoffe für dich, dass du diese Entscheidung nicht bereuen wirst.“

Oliver atmete erleichtert aus.

„Ich danke für dein Verständnis, denn mir ist weiterhin an deiner Freundschaft viel gelegen.“

Dabei reichte Oliver dem Älteren die Hand. Howard ergriff diese ohne zu zögern. Dann wandten sich beide Alicia zu.

„Oh, ich … ich wünsche dir Glück, Oliver, und ich bin ehrlich gesagt auch dankbar. Ich … ich fühle mich noch nicht reif genug für die Ehe.“

Sie senkte ihren Blick und hoffte, dass man ihr diese Lüge abnahm.

„Dann lasst uns noch ein wenig feiern. Denn immerhin wirst du so oder so bald verheiratet sein“, meinte Sir Howard und schlug ihm aufmunternd auf den Rücken.

Am nächsten Morgen erzählte Howard seinem Sohn von dem Gespräch. Donald verlor die Beherrschung:

„Das ist eine Beleidigung uns gegenüber, Vater! Wie konntest du das so einfach hinnehmen?“

„Aber Donald, er hat sich ehrenhaft verhalten. Da die erste Verlobung noch gültig ist, muss er Deria heiraten.“

„Das hat unser Haus nicht verdient. Verflucht, er hätte sie ja mit jemand anderem verheiraten können.“

Donald war ein junger Hitzkopf und fühlte sich persönlich abgewiesen. Er schwor sich, diese Schmach zu rächen.

Derweil bekam Deria ihre Gemächer gezeigt. Es waren zwei Räume, die durch eine Tür miteinander verbunden waren. Die Fenster im Schlafgemach zeigten auf die Rückseite der Burg, sie konnte die Wiese überblicken und hinter dem Steinwall den Wald.

„Was für eine herrliche Aussicht“, sagte sie erfreut.

„Schön, dass es dir gefällt“, erwiderte Guy.

„Wessen Räume befinden sich noch auf diesem Gang?“, fragte sie neugierig. Ihr waren noch drei Türen aufgefallen, an denen Guy sie vorbei geführt hatte.

„Das sind Olivers Gemächer.“

Wie vom Donner gerührt fuhr Deria herum. „Und warum werde ich dann hier einquartiert? Es gibt doch sicher andere Räume?“

So nah wollte sie ihn nicht haben.

„Was spricht dagegen? Du bist sein Mündel und hast dadurch eine gewisse Stellung.“

Darauf konnte sie nichts erwidern.

„Was sind meine heutigen Aufgaben?“

„Du sollst sein Rüstzeug und seine Waffen reinigen. Sie liegen in seinem Zimmer.“

Guy führte sie in die privaten Räume von Oliver. Erstaunt blieb Deria in der Tür stehen. Ein riesiges Bett stand an der gegenüberliegenden Wand, rechts und links gab es jeweils ein kleines Fenster mit einer schönen bunten Glasscheibe. Über dem Bett war ein riesiger Wandbehang. Das Motiv ließ Deria erröten:

„Oh, das ist aber sündig!“

Guy lächelte: „Es ist ein Liebespaar.“

„Das sehe ich selbst.“

Der Wandteppich zeigte einen Mann und eine Frau, beide waren nackt und umarmten sich auf äußerst frivole Weise. Deria musste den Blick abwenden, sonst würde Sir Guy sie bestimmt auslachen.

„Die Waffen sind nebenan.“

Er verschwand durch einen kleinen Torbogen und Deria folgte ihm. Dieser Raum war Olivers Ankleidegemach. Aus den offenen Truhen lugten Kleidungsstücke aus verschiedenen Stoffen hervor, zwei Paar Schuhe aus Leder standen in einer Ecke. Auf einem Holzgestell hing Olivers Kettenhemd, dessen Metall matt glänzte. Deria betrachtete ehrfürchtig die auf dem Tisch liegenden Schwerter und Messer.

Nachdem Guy ihr alles erklärt hatte, überließ er sie ihrer Aufgabe. Den ganzen Tag war sie mit der Reinigung der Kettenglieder beschäftigt, und am Abend strahlten der Kettenpanzer und die Waffen in neuem Glanz. Dann betrachtete sie sich den Wandteppich genauer. Wer hätte gedacht, dass Oliver solch sündige Bilder gefielen? Sie stellte sich direkt vor das Bett und legte nachdenklich den Kopf schief. Wie viele Frauen hatte er schon in so einer Umarmung gehalten? Sie versuchte sich Oliver nackt vorzustellen. Irgendwie wurde ihr dabei ganz flau im Magen.

Wie im Flug vergingen die Tage und sie half abwechselnd Stephen oder Guy, der ständig mit neuen Aufgaben kam. Mal musste sie in der Küche aushelfen, mal wurde sie Wasserholen geschickt. Die Aufgaben waren an sich keine Arbeiten für Männer, sagte sich Deria. Ob sie Eric bestrafen wollten? Doch auf diese Frage bekam sie keine Antwort, da auch Ester keine Antwort darauf hatte. Da Derias Oberschenkel verheilt waren, und sie für diesen Tag ihre Arbeiten erledigt hatte, bat sie Stephen, ihr das Reiten beizubringen.

„Wirklich, Eric? Du möchtest, dass ich dir das Reiten beibringe? Es ist mir eine Ehre.“

Seine Stimme klang dabei stolz. Stephen führte Aragon aus der Burg heraus und sie gingen linker Hand an der Wiese vorbei.

„Wo gehen wir hin?“, fragte Deria neugierig.

„Hier ist ein Übungsplatz, wo die jungen Pferde eingeritten werden und hier üben auch die Ritter den Zweikampf“, erklärte Stephen.

Deria betrachtete den riesigen Platz, der von drei Seiten mit Wald umgeben war. Durch das Longieren der Pferde war auf der einen Seite ein großer Kreis ins Gras getreten worden. Am Ende des Platzes auf der anderen Seite stand eine kleine Hütte. Stephen band Aragon an das Longierseil und half Deria beim Aufsitzen.

„Ich soll ohne Sattel reiten?“

„Ja, damit du ein besseres Gefühl für das Pferd bekommst. Vertrau mir, Eric“, erklärte Stephen zuversichtlich. Aragon schritt im Kreis Runde um Runde dahin. Stephen mäkelte ständig an Deria herum.

„Nicht so steif, pass dich einfach dem Rhythmus des Tieres an. Mensch, Eric, du bist echt ein Angsthase!“

„Was meinst du wohl, warum ich nicht mehr reite, du Angeber“, fauchte Deria zurück.

Mit zusammengebissenen Zähnen versuchte sie Stephens Ratschläge umzusetzen, doch je schneller Aragon lief, desto mehr wurde sie hin und her geschüttelt.

„Ich lerne das nie“, seufzte sie nach einer Weile.

„Ach Eric, irgendwann klappt es auch bei dir. Jetzt drück die Knie vorsichtig an die Seiten und schließ die Augen. Konzentrier dich auf Aragon! Spüre seine Bewegungen und vertrau dir selbst, du kannst das!“

Deria tat wie ihr geheißen. Sie konzentrierte sich auf Stephens Stimme und schloss die Augen. Sie hörte seine beruhigenden Worte und mit einem Mal empfand sie einen Gleichklang mit dem Pferd und hatte das Gefühl, sanft geschaukelt zu werden. Sie fühlte sich sicherer und automatisch löste sich ihre versteifte Haltung. Stephen lächelte, es war dem Elfjährigen nicht entgangen, wie sich die Haltung seines Schülers entspannt hatte. Er schnalzte mit der Zunge und Aragon fiel in einen leichten Trab. Deria merkte zwar, dass irgendetwas anders war, aber es machte ihr keine Angst mehr. Stephen sprach weiter:

„Strecke deine Arme seitlich in die Höhe und spüre die Kraft, die Aragon in dich überträgt.“

Sie tat wieder wie ihr geheißen und rief vor Entzücken:

„Ich hab das Gefühl, ich fliege. Oh, Stephen es ist so wunderbar!“ Freudentränen liefen ihr die Wangen hinunter.

„Jetzt öffne die Augen, gleich wirst du galoppieren!“

Und wieder schnalzte Stephen mit der Zunge, Aragon fiel in einen Galopp. Deria griff in die Mähne ihres Pferdes, aber sie passte sich sofort dem schnelleren Rhythmus an, ohne wieder zu verkrampfen. Sie lachte laut auf und schüttelte übermütig den Kopf.

„Ich kann wieder reiten!“

„Nun, morgen machen wir einen Ausritt und dann werden wir sehen, ob du reiten kannst“, hörte sie plötzlich eine tiefe Männerstimme.

Ihr Kopf flog herum und sie sah Guy dastehen, der ihr anerkennend zunickte, während er Stephen auf die Schultern klopfte.

„Das hast du sehr gut gemacht Stephen. Dein Vater und dein Bruder wären stolz auf dich.

„Danke, Sir Guy.“ Stephen bekam vor Verlegenheit rote Ohren.

Am nächsten Tag holte Guy Deria ab.

„Jetzt machen wir den versprochenen Ausritt. Ich werde dir ein wenig Olivers Ländereien zeigen.“

Ohne Angst bestieg Deria Aragon und folgte Sir Guy durch das Burgtor. Sie ritten gen Westen und nach mehr als zwei Stunden hielt er auf einem Hügel an.

„Von hier aus kannst du einen weiten Blick über Olivers Land werfen“, sprach er mit Stolz erfüllter Stimme.

„Es ist ein sehr fruchtbares Land. Und es ist wunderschön.“

Deria war das saftige Grün der Wiesen und das satte Braun der Erde nicht entgangen.

„Bei uns ist es auch schön, aber nicht so wie hier. Oliver kann sich glücklich schätzen“, meinte sie aufrichtig.

Fast den ganzen Tag ritten sie über Olivers Ländereien. Für Deria gab es viel zu sehen und sie konnte sich auch einen Eindruck verschaffen, was die Bevölkerung von ihrem Lehnsherrn hielt. Bewundernd musste sie anerkennen, dass Oliver bei seinen Untergebenen sehr beliebt war. Er fällte gerechte Urteile und schröpfte seine Bauern nicht. Und dies war selten in diesen Zeiten.

Als die Sonne langsam unterging, verkündete Guy:

„Es wird Zeit, umzukehren.“

„Ihr seid sein Onkel, nicht wahr?“

Deria wollte mehr über Oliver erfahren. Schon die ganze Zeit während des Ausrittes hatte sie darüber nachgedacht, wie sie das Gespräch auf Oliver bringen konnte, ohne dass ihre Neugierde allzu offensichtlich wurde. Guy war nicht dumm, er hatte die innere Unruhe an Deria bemerkt und nur darauf gewartet, dass sie endlich ihrer Neugierde freien Lauf ließ.

„Ja, mein Bruder war sein Vater.“

„Warum hast du nie geheiratet?“

Überrascht von der Frage, da er nicht damit gerechnet hatte, selbst im Mittelpunkt ihrer Neugierde zu stehen, zögerte er mit der Antwort.

„Nun, die Frau, die ich liebte, musste einen anderen heiraten. Und bis heute ist mir keine andere begegnet, die diese Frau aus meinem Herz verdrängen konnte.“

„Welch romantische Worte aus dem Mund eines Mannes“, entfuhr es Deria, die von dieser Antwort seltsam berührt war.

„Wieso sollte es das nicht? Hältst du Männer für weniger romantisch als Frauen?“, fragte Guy erstaunt.

„Ich möchte dich nicht beleidigen, Guy. Aber Männer sind in meinen Augen zu keinen tieferen Gefühlen fähig. Die einzige Ausnahme war mein Vater“, erwiderte Deria überzeugt.

„Und das denkst du auch von Oliver, oder?“, wollte Guy neugierig wissen.

„Oh, er ist ein Grobian und ein gefühlloser Mann. Die Frau, die ihn heiraten muss, tut mir jetzt schon leid“, sagte Deria naserümpfend.

„Eric, hüte deine Zunge. Du kennst Oliver nicht so gut wie ich. Dann würdest du anders von ihm denken.“

„Oh, ich kenne ihn gut“, bemerkte Deria trotzig und musste daran denken, als er ihr damals den Hintern versohlte.

„Lass dir gesagt sein, dass er sehr viele gute Eigenschaften hat, und dass er zu wahrer Liebe fähig ist. Nur wer ihn belügt oder betrügt, verdirbt es sich mit ihm.“

Bei diesen Worten warf er Olivers Mündel einen warnenden Blick zu. Deria wurde es heiß und kalt. Genau das tat sie die ganze Zeit: Sie log und betrog die Menschen um sie herum und vor allen Dingen Oliver. Irgendwann würde dieses Netz aus Lügen reißen. Und bevor das geschah, musste sie verschwinden. Schweigend ritten sie zur Burg zurück.

Mehr als zwei Wochen waren vergangen, als Oliver und sein Gefolge auf die Bärenburg zurückkehrten. Nach dem Besuch auf Burg Shenderton waren er und seine Männer noch auf die Jagd gegangen. Mägde und Knechte nahmen die Beute in Empfang, um die erlegten Tiere auszunehmen. Die vom Fleisch gesäuberten Felle übergab man dem Kürschner zur Weiterverarbeitung, Küchenmägde kochten das Fleisch ein oder hingen es zum Trockenen auf. Für die nächste Zeit waren die Vorratskammern der Burg reichlich gefüllt.

Oliver berichtete Guy von seinem Gespräch mit Howard und seiner Tochter.

„Dann ist ja alles gut gelaufen“, meinte Guy erleichtert.

„Und wie erging es meinem Mündel?“, fragte Oliver neugierig.

Guy erzählte seinem Neffen von dem Reitunterricht und dem gemeinsamen Ausritt. Das Gespräch jedoch verschwieg er ihm.

„Wo steckt sie jetzt?“

„Wahrscheinlich bei Stephen.“

„Gut, dann gehe ich mich erfrischen und mich dann mit einem Weib vergnügen“, sagte Oliver.

„Hältst du das für sinnvoll? Immerhin ist Deria deine Verlobte“, gab Guy zu bedenken.

Oliver runzelte die Stirn und sah seinen Onkel lange an, bevor er ihm antwortete:

„Meinst du nicht, nach allem, was dieses verlogene Biest mir angetan hat, muss ich mich auch noch benehmen? Offiziell habe ich keine Verlobte und wer weiß, wann ich Deria eheliche. Bis dahin führe ich mein Leben wie bisher und das heißt, ich nehme mir ein Weib, wenn mir danach der Sinn ist, und heute ist dies der Fall.“

Mit diesen Worten stand er auf und rief Jolanda. Guy sah ihm kopfschüttelnd nach. Jolanda arbeitete als Küchenmagd und war Olivers Mätresse. Bisher hatte es für beide kein böses Erwachen aus einer berauschender Liebesnacht gegeben, denn Oliver hatte aus den Fehltritten seines Vaters gelernt. Er hatte es sich angewöhnt, seinen Samen nicht im Schoße einer Frau zu verströmen, damit er keine Bastarde zeugte.

Oliver zog Jolanda mit sich fort und lief neckend mit ihr die Treppe hoch. Schon vor seiner Zimmertür riss er sie in seine Arme und küsste sie. Seine Lenden brannten. Leidenschaftlich zog er seine Mätresse mit sich ins Schlafgemach. Knallend fiel die Tür ins Schloss.

Deria hatte sich heimlich in Olivers Gemach geschlichen um in seinen Büchern zu lesen. Aufgeschreckt durch den Tumult vor der Tür, hob sie den Kopf und lauschte. Sie hörte zwei keuchende Stimmen. Panisch rannte sie in das Ankleidezimmer und versteckte sich hinter dem Holzgestell, welches das Kettenhemd trug. Just in diesem Moment kamen Oliver und Jolanda hereingestürmt. Er warf die Tür zu und riss das Mädchen erneut an sich.

„Oh, Ihr könnt es wohl gar nicht abwarten, Mylord“, kicherte sie kokett.

„In der Tat, ich war zu lange enthaltsam“, knurrte er.

Er schob ihre Röcke hoch und drückte die Frau an die Wand. Mit zwei Handgriffen löste er seine Beinkleider und drang hart in sie ein. Jolanda keuchte auf. Seine Stöße wurden fester und schneller und als sie laut aufschrie, zog er sich aus ihr zurück. Schnell nahm sie seinen Schaft in die Hand und rieb daran. Seine Erregung war so stark, dass er sofort zum Höhepunkt kam.

Deria hielt sich den Mund zu, um nicht laut zu schreien. Das ist ja widerlich, was die beiden da machen! Und während sie das dachte, spürte sie, wie ihre Brustwarzen sich plötzlich gegen ihr Hemd rieben. Ihr Körper reagierte auf diesen wilden Akt, ohne dass sie es wollte. Doch damit nicht genug, denn sie hörte Oliver sagen:

„Das war die Vorspeise, jetzt kommt der Hauptgang.“ Und mit diesen Worten zog er Jolanda aus und führte sie zum Bett.

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