Kitabı oku: «Die 31 - Tage FOOD Revolution», sayfa 7

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ALTERNATIVE LÖSUNGEN SIND AUF DEM VORMARSCH

In einem großen Lebensmittelsupermarkt einzukaufen, ist nicht die einzige Option. Trotz oder vielleicht auch teilweise aufgrund der Übernahme von Naturkostläden und Bio-Läden durch große Konzerne schießen neue Alternativen aus dem Boden. Und einige dieser Alternativen können Freude bereiten!

Einige Leute bauen selber in Gärten Obst und Gemüse an (mehr darüber in Kapitel 28). Und immer mehr Menschen kaufen auf Bauernmärkten, bei Online-Anbietern oder setzen auf landwirtschaftliche Gemeinschaftsprojekte.

Bauernmärkte

Zwischen 1994 und 2014 hat sich die Anzahl der Bauernmärkte in den USA vervierfacht.8 In Deutschland haben die 3.300 Wochen- und Bauernmärkte im Jahr 2018 einen Gesamtumsatz von 1,4 Mrd. Euro erwirtschaftet. Die Märkte versorgen die Verbraucher mit frischem Obst und Gemüse, das in vielen Fällen biologisch angebaut und oft am gleichen Tag, an dem es verkauft wird, geerntet wurde. Dadurch, dass die Zwischenhändler und der typische Supermarkt wegfallen, verdient der Bauer mehr an seinen Produkten, während die Verbraucher vielleicht sogar weniger dafür bezahlen müssen. Und das angebotene Obst und Gemüse ist definitiv frischer.

Der neuesten verfügbaren landesweiten Umfrage bei 1.400 Marktmeistern von Bauernmärkten in den USA zufolge steigen der Umsatz sowie die Anzahl der Verkaufsstände und der Kunden auf den Märkten stetig.9 Außerdem gibt es inzwischen auf mindestens drei Vierteln der Märkte einen Verkaufsstand, an dem Lebensmittelmarken des Supplemental Nutrition Assistance Program (SNAP) akzeptiert werden. Programme wie das SNAP (bei dem Lebensmittelmarken ausgegeben werden) können den Kundenstamm von Bauern erweitern, den Empfängern der Marken Zugang zu gesunden Nahrungsmitteln ermöglichen und den Verkauf von regional angebautem Obst und Gemüse fördern.

Ich liebe es, auf einem Bauernmarkt zwischen den Ständen umherzuschlendern und den Menschen zu begegnen, die das Obst und das Gemüse tatsächlich angebaut haben. Ich kann mit ihnen über ihre Anbaumethoden reden und sie fragen, wie das Wetter ihre Ernte beeinflusst oder welche Pfirsichart in dieser Woche am schmackhaftesten ist. Ich genieße das Gemeinschaftsgefühl, das entsteht, wenn die lokale Bevölkerung zusammenkommt, um unsere Bauern zu unterstützen und von diesen ernährt zu werden.

Landwirtschaftsgemeinschaften

Landwirtschaftsgemeinschaftsprojekte ermöglichen es Verbrauchern, saisonales Obst und Gemüse direkt von vor Ort produzierenden Bauern zu beziehen. Typischerweise bietet ein Bauernhof, der an einem solchen Projekt teilnimmt, „Anteile“ an und verpflichtet sich, für die teilnehmenden Mitglieder der Landwirtschaftsgemeinschaft Nahrungsmittel anzubauen. Die Mitglieder der Gemeinschaft erklären sich im Gegenzug bereit, den Hof durch finanzielle Beiträge zu unterstützen, die normalerweise in regelmäßigen Abständen bezahlt werden. Mithilfe der Beiträge der Mitglieder werden Saatgut und Pflanzen gekauft sowie Kosten für das Gewächshaus, für Geräte, Arbeitskräfte und andere für die Arbeiten auf dem Bauernhof erforderliche Dinge gedeckt. Die Mitglieder erhalten wöchentlich oder alle zwei Wochen einen Anteil an den Ernteerträgen. Unterm Strich werden die Mitglieder Anteilseigner an dem Hof, und der Hof hat eine beständige Einnahmequelle.

Das Konzept der Landwirtschaftsgemeinschaften entstand Mitte der 1960er- und in den 1970er-Jahren in Japan als Reaktion der Verbraucher auf den immer stärkeren Einsatz von Pestiziden in der industrialisierten Landwirtschaft. In den 1980er-Jahren verbreitete sich die Idee auf der ganzen Welt.

Seitdem haben viele Höfe und Gemeinschaften das Modell auf ihre jeweiligen Bedürfnisse zugeschnitten. Landwirtschaftsgemeinschaften können unterschiedlich groß sein. Einige beliefern gerade mal ein Dutzend Familien, andere versorgen mehr als Tausend Haushalte mit Nahrungsmitteln. In Frankreich bezogen allein im Jahr 2016 mehr als 400.000 Menschen Produkte von Landwirtschaftsgemeinschaften.10 In Deutschland gibt es bereits 88 Höfe, die sich zu einer solidarischen Landwirtschaft zusammengeschlossen haben - und die Zahl tendiert weiter nach oben.

Einige Landwirtschaftsgemeinschaften liefern nach Hause, einige verteilen die Anteile an die Mitglieder auf Bauernmärkten, andere lassen die Mitglieder die ihnen zustehenden Produkte auf dem Hof abholen. Die Mitglieder einiger Landwirtschaftsgemeinschaften können jede Woche auswählen, welche Produkte sie haben wollen, während andere die wöchentliche Ernte darüber entscheiden lassen, was jeweils an die Mitglieder verteilt wird.

Unsere Familie ist Mitglied einer Landwirtschaftsgemeinschaft. Wir statten dem Hof jede Woche einen Besuch ab und holen unseren Karton mit dem uns zustehenden Anteil der wöchentlichen Ernte ab. Wir finden es gut, dass das Obst und Gemüse, das wir bekommen, mit der Jahreszeit variiert. Es ist schön, einige Salatsorten im Juni zu bekommen, im Juli dann andere und im Oktober wieder andere.

Phoenix und ich machten ein Familienspiel daraus, immer sämtliche Vorräte zu verbrauchen, bevor der nächste Mittwoch heranrückte und wir unsere neue Ladung abholten. Saftige Aprikosen waren nach wenigen Minuten verputzt. Aber es gab auch Zeiten, in denen wir unseren Karton öffneten und neben allem anderen auch eineinhalb Kilogramm Knollensellerie fanden.

Wenn Sie sich fragen, was Knollensellerie ist, sind Sie nicht allein. Ich bilde mir gerne ein, ein bisschen über verschiedene Gemüsesorten zu wissen, aber ich will ehrlich sein – ich wusste auch nicht, was es war. Unsere Söhne River und Bodhi recherchierten im Internet und erklärten uns, dass Knollensellerie genau genommen die Wurzel der Selleriepflanze ist. Auf einigen Websites wird Knollensellerie als „die hässliche Wurzel“, ein „Abfallprodukt des Sellerieanbaus“ oder sogar als „Schweinefutter“ bezeichnet.

Im ersten Moment war ich verärgert. Ich stellte mir vor, dass unsere lokalen Bauern ihren Sellerie geerntet hatten und versuchten, Wurzeln loszuwerden, die niemand haben wollte. Und schlimmer noch: Aufgrund unseres Familienspiels mussten wir irgendeine Möglichkeit finden, das Zeug zu essen.

River und Bodhi retteten uns den Tag. Sie googelten nach Knollensellerierezepten, und es dauerte nicht lange, da schälte und hackte ich den Knollensellerie pfundweise, damit wir ihn Suppen, Gemüsepfannengerichten und Salaten hinzufügen konnten.

Die Herausforderung, neue Gemüsesorten zu verarbeiten, brachte Kreativität und Abenteuerlust in unsere Familie. Erst später erfuhr ich, dass Knollensellerie eines der gesündesten Nahrungsmittel ist, die es gibt. Knollensellerie werden positive Eigenschaften für die Verdauung, die Herzgesundheit, die Knochen und sogar für das Immunsystem zugeschrieben.11

Ich finde es großartig, dass unsere lokale Landwirtschaftsgemeinschaft uns eine neue Erfahrung und eine neue Beziehung zu gesunden Nahrungsmitteln beschert hat. Mitglied einer Landwirtschaftsgemeinschaft zu sein, verbindet unsere Familie mit der lokalen Umgebung und mit den Jahreszeiten, reduziert den Transport von Lebensmitteln, unterstützt den lokalen Handel und verschafft Bauern finanzielle Sicherheit. Und manchmal, mit ein bisschen Glück, wird das Ganze auch noch mit einem Hauch Abenteuer gewürzt. All das gefällt mir.

Manchmal stellt man, wenn man mit einem neuen Gemüse Bekanntschaft macht, sogar fest, dass man am Ende eine neue Lieblingsspeise hat. Sarah Medlicott aus Santa Cruz, Kalifornien, erfuhr von der Freewheelin’ Farm, einer Landwirtschaftsgemeinschaft, die ihren Mitgliedern das Obst und Gemüse per Fahrrad ausliefert. Sie wurde Mitglied und lernte auf Anhieb die Gaumenfreuden kennen, die einem der Delicata-Kürbis bereiten kann. Bis dahin kannte sie diese köstliche Kürbisart gar nicht, doch nun entdeckte sie alle möglichen Arten der Zubereitung. Unter anderem briet und buk sie ihn und pürierte ihn zu einer Suppe. Es dauerte nicht lange, da war Sarah als die Delicata-Queen bekannt, die diese vegetarische Köstlichkeit zu zahlreichen geselligen Zusammenkünften mitbrachte.

Wenn Sie in den USA leben, finden Sie auf der Website localharvest.org/csa Informationen über Landwirtschaftsgemeinschaften. In Deutschland können Sie sich beispielsweise beim Netzwerk solidarische Landwirtschaft (www.solidarische-landwirtschaft.org) informieren (Anm. d. Verlags).

Online einkaufen

Immer mehr Menschen kaufen Nahrungsmittel im Internet. Diese Art des Einkaufens unterstützt nicht den lokalen Handel, aber sie ist bestechend bequem. Die Lastwagen, mit denen die bestellten Produkte geliefert werden, belasten zwar zweifellos die Umwelt, doch das wird durch die Einsparungen ausgeglichen, die dadurch entstehen, dass die Kunden nicht mit dem eigenen Auto zum Supermarkt fahren und die Einzelhändler keine hell erleuchteten und klimatisierten Ladenflächen für ihren Geschäftsbetrieb bereithalten müssen.12 Gelieferte Nahrungsmittel kommen in Kartons, und einige Menschen haben Bedenken wegen der Belastungen durch all das Verpackungsmaterial. Aber in Supermärkten werden die Produkte auch in unglaublich vielen Kartons geliefert. Diese Kartons sehen die Kunden nur nie.

Amazon legt sich mächtig ins Zeug, um beim Online-Verkauf von Lebensmitteln die Nummer eins zu sein, aber der Konzern sieht sich einer starken Konkurrenz von Thrive Market gegenüber, einem anderen Online-Händler mit anderen Verkaufszielen. Amazon will ein „Allesverkäufer“ sein. Thrive Market hingegen wurde mit einem grundlegend anderen Ziel gegründet - jedem gesunde Nahrungsmittel zu erschwinglichen Preisen verfügbar zu machen.

Thrive Market verwendet ein mitgliederbasiertes Online-Modell, um mehr als 4.000 nicht verderbliche natürliche, nicht gentechnisch veränderte Produkte sowie Bio-Produkte zu Großhandelspreisen zu verkaufen. Indem die Kernoperationen von den Mitgliederbeiträgen finanziert werden, ist Thrive Market in der Lage, den Mitgliedern die angebotenen Produkte zu sehr günstigen Preisen zur Verfügung zu stellen. Die Möglichkeit, die angebotene Produktpalette nach bestimmten Kriterien wie Bio, glutenfrei, sojafrei, roh, vegan oder Paleo zu filtern, erleichtert es dem Konsumenten, gezielt nach dem zu suchen, was man haben möchte, ohne in Versuchung zu geraten, etwas zu kaufen, das eigentlich nicht den eigenen Ernährungsprioritäten entspricht. Da Thrive Market kein frisches Obst und Gemüse anbietet, handelt es sich nicht um einen E-Commerce-Händler, der alles aus einer Hand anbietet, aber Thrive Market ist eine gute Ergänzung zu einer Landwirtschaftsgemeinschaft, einem Bauernmarkt oder einem eigenen Gemüsegarten.

Im Einklang mit dem selbst gesetzten Ziel, den Zugang zu gesunden Nahrungsmitteln für Bevölkerungsgruppen mit niedrigem Einkommen oder für Menschen, die in „Nahrungsmittelwüsten“ leben, zu demokratisieren, ermöglicht Thrive Market mittels eines Programms namens Thrive Gives für jedes zahlende Mitglied einer Person mit niedrigem Einkommen eine kostenlose Mitgliedschaft.

Sharon, eine alleinerziehende Mutter von drei Kindern, ist Mitglied bei Thrive Gives. Sie arbeitet in Vollzeit als ausgebildete Krankenschwester. Ihr inzwischen 12 Jahre alter Sohn erlitt, als er klein war, eine Gehirnverletzung und bedarf seitdem besonderer Pflege, was es Sharon erschwert, ihre vierköpfige Familie aus eigener Kraft über die Runden zu bringen. Doch Thrive Gives hat es ihr ermöglicht, sich gesunde Bio-Produkte leisten zu können. Das ist für ihren Seelenfrieden und das Wohlergehen ihrer Familie sehr wichtig.

Bisher liefert Thrive Market nur in den USA. Unter dem Link 31dayfoodrevolution.com/thrive finden Sie weitere Informationen und können eine kostenlose Testmitgliedschaft ausprobieren.

MAßNAHMEN:

Option 1: Erstellen Sie eine Liste aller Orte, an denen Sie Lebensmittel kaufen. Ordnen Sie sie danach, wie viel Sie von dem Ihnen insgesamt zur Verfügung stehenden Budget an jedem dieser Orte ausgeben. Denken Sie darüber nach, ob die Liste mit Ihren Werten und Ihren Zielen im Einklang steht.

Option 2: Machen Sie mindestens ein Lebensmittelgeschäft ausfindig, das Sie bisher noch nicht besucht haben (z. B. einen Naturkostladen, einen Bauernmarkt oder einen Online-Lebensmittelhändler), und kaufen Sie dort etwas Gesundes.

Option 3: Werden Sie Mitglied in einer Landwirtschaftsgemeinschaft (oder helfen Sie mit, eine solche zu gründen) und sorgen Sie dadurch für einen regelmäßigen Nachschub an gesunden Nahrungsmitteln in Ihrem Leben.

KAPITEL 5


Gewöhnen Sie sich gesunde Essgewohnheiten an

Als Josh LaJaunie aus Thibodaux, Louisiana, vor nicht allzu langer Zeit auf dem Weg in einen Familienurlaub war, wurde ihm mitgeteilt, dass das kleine Flugzeug, in dem er sich befand, aufgrund seines Umfangs nur sicher fliegen könne, wenn er sich weiter nach vorne setze. Als er nach Hause kam, ging Josh auf die Waage und erhielt eine Fehlermeldung, weil das Gerät nur bis zu einem Höchstgewicht von 180 Kilogramm messen konnte.

Da Fettleibigkeit und Herzerkrankungen in seiner Familie verbreitet waren, wurde Josh klar, dass er sich auf einem gefährlichen Lebenspfad befand. Er stellte sein Leben grundlegend um und ersetzte Hamburger durch Gemüse. Es dauerte nicht lange, und Josh hatte fast 105 Kilogramm abgenommen. Und erstaunlicherweise wurde er ein Ultramarathonläufer. Im Jahr 2016 nahm Josh an einem 100-Meilen-Lauf teil und landete auf der Titelseite des Laufmagazins Runner’s World. Heute ist Josh in seiner Stadt in Louisiana eine lokale Berühmtheit und ein leidenschaftlicher Verfechter gesunder Lebensgewohnheiten.

Aber wir wissen alle, dass die Erkenntnis allein nicht ausreicht, um alte Gewohnheiten zu ändern. Wollten Sie je mit Begeisterung etwas anders machen oder eine Entscheidung umsetzen – bloß um Monate später zurückzublicken und feststellen zu müssen, dass Sie das, was Sie sich fest vorgenommen hatten, doch nicht gemacht haben? Haben Sie sich je vorgenommen, etwas Bestimmtes nicht mehr zu essen oder regelmäßig Sport zu treiben oder aufzuhören zu naschen – und dann feststellen müssen, dass die Macht der alten Gewohnheiten Sie besiegt hat?

Gewohnheiten verfestigen sich, wenn man lange an ihnen festhält. Und sie können sehr mächtig sein. Wie der stetige Wasserstrom, der im Laufe der Jahrtausende den 1,6 Kilometer tiefen Grand Canyon in das Gestein gegraben hat.

DAS VERSAGEN DER DIÄT-INDUSTRIE

In keinem Lebensbereich mag es einem so schwerfallen, Gewohnheiten zu durchbrechen, wie wenn man abnehmen will. Hunderte Millionen Menschen fühlen sich von Gewohnheiten und suchtähnlichen Schwächen gefangen, die sie daran hindern, den passend geformten Körper zu haben, den sie gerne hätten.

Vor Kurzem habe ich auf einer Veranstaltung in San Francisco einen Vortrag gehalten. Danach kam eine Frau namens Jen zu mir. Sie war Mitte fünfzig und glaubte, sich seit 23 Jahren gesund zu ernähren. Dennoch kämpfte sie mit Gewichtsproblemen. Sie hatte Dutzende Diäten, Entschlackungen, Supplemente und Ernährungspläne ausprobiert, landete jedoch immer wieder da, wo sie angefangen hatte: Sie hatte immer noch Übergewicht, litt genauso häufig unter Heißhungerattacken, und ihre Hoffnung schwand dahin.

Jens Geschichte ist nur allzu typisch.

Mehr als die Hälfte der Europäer und mehr als zwei Drittel der US-Amerikaner sind übergewichtig oder fettleibig.1 Genau in diesem Moment machen mehr als 108 Millionen US-Amerikaner eine Diät.2 Trotzdem führen weniger als 1 Prozent der Diäten zu einem erfolgreichen und dauerhaften Gewichtsverlust.3 In Deutschland macht ein Drittel der Menschen jedes Jahr eine Diät - um danach wieder an Kilos zuzulegen.

Gibt es irgendeinen anderen Lebensbereich, in dem so viele Menschen sich so oft so sehr anstrengen und dennoch so wenige positive Ergebnisse erzielen?

WARUM WILLENSKRAFT NORMALERWEISE NICHT AUSREICHT

Viele Jahre glaubte ich – und viele glauben das nach wie vor –, dass Gewichtsprobleme eine Folge mangelnder Willensstärke sind. Ich dachte, wenn die Leute wüssten, was sie tun müssten, und daran festhielten, würden sie ihre Gewohnheiten ändern und ihre überschüssigen Pfunde würden dahinschmelzen.

Doch bei Menschen, die zu bestimmten Esssüchten neigen, ist für einen dauerhaften Gewichtsverlust sehr viel mehr erforderlich als Willensstärke und der Wunsch abzunehmen. Viele Probleme können durch den Einsatz von Intelligenz, Ambition, Motivation und Ausdauer gelöst werden. Doch wenn es darum geht abzunehmen, trifft das leider oft nicht zu. Halten Sie sich Folgendes vor Augen: Jedes Jahr müssen sich weltweit eine Million Diabetiker einer Gliedamputation unterziehen, weil sie es nicht schaffen, ihre Ernährung so umzustellen, dass ihre Erkrankung sich zurückentwickeln könnte.4

Die New-York-Times-Bestseller-Autorin Dr. Susan Peirce Thompson, Hirnforscherin und Kognitionswissenschaftlerin und Lehrbeauftrage an der University of Rochester, verbrachte zwei Jahrzehnte mit dem Studium der Ursachen, die der Fettleibigkeitsepidemie zugrunde liegen. Sie kam zu dem Schluss, dass die meisten gängigen Abnehmprogramme mangelhaft sind, weil sie zu einem großen Teil auf Willenskraft beruhen. Diese Herangehensweise sei zum Scheitern verurteilt, erklärte sie, weil die meisten von uns nur ein sehr begrenztes Reservoir an Willenskraft haben, aus dem wir schöpfen können. Jeder durchschnittliche Mensch trifft im Hinblick auf das, was er zu sich nimmt, viele Dutzend Entscheidungen am Tag. Wenn Sie allein auf Ihre Willenskraft setzen, um all diese Entscheidungen erfolgreich richtig zu treffen, sind Sie zum Scheitern verurteilt.

Gerade wenn Sie müde sind, auf Autopilot funktionieren oder unter starkem Stress leiden, sind Sie am anfälligsten für Heißhungerattacken und die Befriedigung von Esssüchten. Wenn es darum geht, ungesunde Gewohnheiten zu durchbrechen, kommt es vor allem darauf an, wie Sie sich in den schwierigsten Momenten verhalten. Denn es dauert nur einen Moment, schwach zu werden, und schon stehen Sie möglicherweise wieder da, wo Sie angefangen haben.

ES KOMMT DARAUF AN, WIE IHR HIRN VERNETZT IST

Wie Dr. Jordan Gaines Lewis erklärt, wissen Neurowissenschaftler, dass unser Gehirn Dinge wie uns um andere zu kümmern, zu essen und uns zu reproduzieren als angenehm empfinden muss, damit wir diese Verhaltensweise wiederholen. Das ist so, damit wir als Spezies überleben.5

Wenn Sie etwas Angenehmes tun, zum Beispiel ein Stück Schokolade essen, schüttet Ihr Gehirn den Neurotransmitter Dopamin aus, insbesondere in bestimmten Regionen des Gehirns, dem sogenannten Nucleus acccumbens und dem präfrontalen Cortex. Der präfrontale Cortex steuert viele Ihrer komplexeren Gedanken und Entscheidungen – zum Beispiel die Entscheidung, ob Sie sich noch ein Stück von dieser köstlichen Schokolade in den Mund stecken oder nicht. Die Ausschüttung des Dopamins etabliert in Ihrem Gehirn den Zyklus, nach dem Angenehmes belohnt wird, und erinnert Sie daran, das als angenehm empfundene Verhalten zu wiederholen. Jetzt weiß Ihr Körper, dass die Schokolade wirklich gut schmeckt – und wird Sie in der Zukunft an diese wichtige Tatsache erinnern.

Das Gehirn ist außerordentlich gut darin, Sie davon zu überzeugen, das zu tun, was es infolge der Art und Weise, wie es vernetzt ist, für das Beste für Sie hält.

Wenn Sie mal testen wollen, wie das funktioniert, stellen Sie sich vor, dass ich Ihnen 1000 Dollar biete, wenn Sie es schaffen, zwei Minuten lang die Luft anzuhalten. Am Anfang wird Ihnen das ziemlich leichtfallen. Aber zwei Minuten ohne Luft sind entsetzlich lang. Das bringt niemanden um, aber wenn Sie länger als eine Minute durchgehalten haben, werden Sie vermutlich von beklemmenden Gefühlen geflutet.

Ihr Überleben ist nicht bedroht. Ihr Körper hat wahrscheinlich mehr als genug Sauerstoff gespeichert, damit Sie eine weitere Minute überleben können. Aber die tief unter ihrem Bewusstsein liegende evolutionsgeschichtliche Vernetzung Ihres Gehirns sendet Signale lebensbedrohlicher Dringlichkeit. Wenn Sie noch ein bisschen länger durchhalten, werden Sie spüren, dass die Intensität dieser Signale exponentiell zunimmt.

Die Sache ist die, dass es sich mit dem Essen genauso verhält wie mit dem Atmen. Sie sind so programmiert, dass Ihnen signalisiert wird, dass Sie es tun müssen. Und früher oder später wird Ihr Gehirn Sie auf die eine oder andere Weise davon überzeugen, etwas zu essen.

Die meisten von uns ziehen süße Nahrungsmittel bitteren vor, weil das menschliche Gehirn im Laufe der Evolution gelernt hat, dass Süßes eine gesunde Quelle für schnelle Energie liefert. Wenn unsere Vorfahren Beeren suchten, bedeutete sauer „noch nicht reif“ und bitter bedeutete oft „giftig“. Süßes schmeckte nicht nur gut, sondern es sorgte auch für einen rasanten Anstieg des Blutzuckerspiegels, was unser Hirn wiederum dazu stimulierte, Dopamin auszuschütten. Und dieser Mechanismus funktioniert heute immer noch genauso.

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25 mayıs 2021
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