Kitabı oku: «Tiere als sprechende Gefährten», sayfa 5
Er tat alles, wie besprochen. Allerdings wurde er bald schwach und holte das kläglich miauende Kätzchen zu sich ins Wohnzimmer. Als dann Heyoka durch die Katzenklappe hereinkam und Michel mit dem Kätzchen schmusen sah, erschrak er und verschwand gleich wieder. Zwei Tage später rief Michel bei mir an, denn Heyoka war seitdem nicht mehr aufgetaucht.
Ich trat mit Heyoka telepathisch in Kontakt. Er erklärte mir, ihn habe die neue Katze sehr irritiert. Vor allem aber habe er es mit der Angst zu tun bekommen, dass ich nicht mehr zurück komme, und sie ein Ersatz für mich sei - schließlich war ich ja schon so lange fort! Ich sagte ihm, Michel habe ihn bestimmt nicht erschrecken wollen, und er solle zurückkommen, um seine neue Gefährtin kennen zu lernen; in ein paar Tagen würde ich wieder zu Hause sein.
Das zeigt, wie widersprüchlich auch ein Tier reagieren kann, wenn der geistigen Kontaktaufnahme die physische Begegnung folgt. Obwohl Heyoka seine Freundin gerufen hatte, verhinderte seine Bestürzung über ihre Ankunft, dass er sie als seine geistige Freundin erkannte. Da er ihren Geruch noch nicht kannte und er sich über den Grund ihrer Anwesenheit täuschte, ergriff ihn die Panik.
Heyoka hörte auf mich und kam wieder nach Hause, hielt sich aber selbst noch Tage nach meiner Rückkehr von der kleinen Katze fern, die wir zunächst Punky nannten. Erst als ich ihren richtigen Namen empfing und wir sie Yohinta nannten, konnte er sie langsam als seine Gefährtin akzeptieren. Sechs Wochen später waren sie dicke Freunde. Seitdem sieht man sie fast alles zusammen machen.
Als ich bei meiner Rückkehr von Chicago zur Tür herein kam, hatte Michel gerade Yohinta auf dem Arm, die sofort stolz verkündete: „Das ist mein Freund Michel.“ Wie mussten wir da lachen.
Auch unsere beiden weiblichen Hausratten, Paisley und Sharmay, haben mich einiges gelehrt. Ich erinnere mich noch, wie sie mich mit ihren flinken Blicken musterten, als sie bei uns ankamen. Sind Denkweisen zweier Spezies sehr verschieden, ist natürlich auch die gedankliche Kommunikation schwierig. Bei Ratten ist hier von Vorteil, dass sie seit Jahrtausenden als Spezies eng mit den Menschen zusammenleben und eine große Wachsamkeit gegenüber menschlichen Gedanken und Absichten entwickelt haben. Es sind sehr kommunikationsfreudige Tiere, die den engen Kontakt in der Gruppe lieben.
Viele Tiere interessieren sich nicht für die Gedanken der Menschen. Sie sind ihnen zu chaotisch, zu kompliziert, zu unheimlich oder einfach zu fremd, je nachdem, was sie speziestypisch verkraften. Doch gibt es große individuelle Unterschiede. Es hängt viel von den Erfahrungen ab, die die Wesen bereits mit Menschen oder, in früheren Leben, auch als Menschen gemacht haben. Je mehr Kontakt es gab, desto besser können sie sich in menschliches Denken einfühlen, was bei Tiergefährten oft der Fall ist. Wesen, die nur als Wildtiere insbesondere als Beutetiere Erfahrungen haben, schrecken stärker vor menschlichen Kontakten zurück.
Paisley und Sharmay schienen mich nach ihrer Ankunft gleich auf Herz und Nieren zu prüfen. Als sie dann meine Gedanken und mein Verhalten ein paar Stunden lang begutachtet hatten, fanden sie, ich sei in Ordnung. Sie gaben ihre Zurückhaltung auf und wir wurden gute Freunde.
Eine unserer ersten Unterhaltungen drehte sich um Reinlichkeit - nicht ihre, sondern meine! Sie fanden, ich sei schmutzig! Sobald ich sich berührt hatte, wurden sie gerade zu putzsüchtig. Sie wollten wissen, ob ich denn meine Hände nicht sauberer bekäme. An menschlichen Maßstäben gemessen, waren sie jedoch ganz sauber, und mir wurde klar, dass sie sich an meiner Ausdünstung stießen. Ich erklärte ihnen, diese ließe sich nicht ändern, egal wie oft ich mir die Hände wüsche, und sie müssten sie als zu mir gehörend akzeptieren. Ratten sind sehr reinlich und putzen sich noch ausgiebiger als Katzen. Es dauerte ein paar Wochen, bis sie sich an meine Ausdünstung gewöhnt hatten und sich gern von mir anfassen und streicheln ließen.
Paisley und Sharmay starben im September 1988. Mir ging ihre Quirligkeit sehr ab. Einmal schaute ich auf dem Weg zu einem Spätnachmittags-Termin kurz in der Tierhandlung vorbei. Ein reizender, kleiner orangefarbener Kater sonnte sich in der Aufmerksamkeit einiger Kunden. Schon lange wünschte ich mir eine orangefarbene Katze. Gold und Orange sind einfach meine Farben. Ich war in Eile, bewunderte das Kerlchen kurz, und ging in der Überzeugung, dass er sicher von irgendjemand mitgenommen würde.
Beim Losfahren erhielt ich dann von Paisley und Sharmay Gedankenpost, dass der kleine Kater ihr Abschiedsgeschenk an mich sei. Da nach meinem Termin der Laden schon geschlossen hatte, rief ich dort am nächsten Tag an. Der Kater war von niemand mitgenommen und wieder zu seiner Besitzerin gebracht worden. Ich rief sie gleich in der Arbeit an. Sie bot mir an, ich könne das Kätzchen bei ihr in Bolinas abholen, das rund fünfundzwanzig Autominuten entfernt lag!
Als ich dort ankam, tollte der kleine acht Wochen alte Kater mit seinen Katzengeschwistern herum, ohne sich im geringsten für mich zu interessieren. Seine Mutter war sehr zugänglich und sah unserer Schildpattkatze Yohinta verblüffend ähnlich. Ich fragte meine Schutzengel, ob dieser kleine Kater wirklich bei mir leben sollte, da er dies nicht zu bestätigen schien. Und die Antwort war ja. Also nahm ich ihn mit.
Im Auto ließ mich der kleine Kater dann seinen Namen wissen, Sherman, blieb sonst aber distanziert. Zuhause interessierte er sich für alle möglichen Gegenstände und tollte mit Yohinta herum, die damals fünf Monate alt war, doch mich ließ er links liegen. Das wunderte mich, denn sonst interessierten sich meine Tiergefährten gleich von Anfang an für mich.
Ein paar Tage kümmerte es mich nicht weiter, weil ich dachte, das ginge vorüber. Aber dann wurde es mir unheimlich und mir ging schon durch den Sinn, ihn wegzugeben! Als ich Sherman schließlich fragte, weshalb er mich kaum beachte, ja mir geradezu aus dem Weg zu gehen schien, sah er mich verdutzt an. Das erwarteten die Menschen doch von ihm, jedenfalls sei er und die anderen Katzen bislang von ihnen so behandelt worden. Ich erklärte ihm, dass ich ihn in seinem ganzen Wesen achte und auch nicht anders behandelt werden möchte. Jetzt begriff er! Von da an war er zugänglich, verspielt und ein guter Freund.
Ich bin schon immer darum bemüht gewesen, Tiere aus ihren engen Käfigen zu befreien und sie unter möglichst großzügigen und für sie interessanten Bedingungen zu halten. So bauten wir, gleich nachdem wir in unser erstes ganz gemietetes Haus umgezogen waren, für unsere Kaninchen, das Meerschweinchen, den Finken, den Kakadu und unseren Sittich das „Beatrix Potter Bunny Cottage“. Wie lange hatte ich nicht davon geträumt! Sie hat knapp fünf Quadratmeter Grundfläche, Fenster- und Vogeldrahtwände und Holzböden. Für die Vögel gibt es außerdem einen großen erkerartigen Anbau aus Maschendraht, wo sie im Freien baden und sich im Geäst sonnen können. Für die Kaninchen gibt es noch einen siebeneinhalb Quadratmeter großen eingezäunten Auslauf, den sie über eine Holzrampe erreichen.
Unser Meerschweinchen Gingerbread war sehr traurig, als seine Kaninchengefährtin Elfie hinüber gegangen und nicht mehr für ihn da war. Er zog sich in seinen Stall zurück und kam nur zögernd hervor, wenn es Gemüse und Obst für ihn gab, wo er sonst begeistert pfiff. Es war, als wolle er Elfie bald nachfolgen. In dieser Phase wurden mir zwei junge Kaninchen als neue Familienmitglieder telepathisch angekündigt und ich sagte zu Gingie, er solle durchhalten, bald seien neue Kaninchengefährten da.
Etwa vierzehn Tage später brachte ich die neuen Kaninchen nach Hause. Ich ließ sie zunächst noch nicht aus der Transportbox. Gingerbread freute sich. Nachdem sie sich ausgiebig gegenseitig beschnüffelt hatten, fand Gingerbread die neue Gesellschaft völlig in Ordnung. Auch Chester und Molly mochten ihn sofort und überschütteten ihn mit ihrer Fürsorglichkeit. Sie leckten ihm das Fell, kuschelten und teilten ihr Gemüse mit ihm. Es war eine Freude, ihr inniges Miteinander zu beobachten! Gingerbread dachte nicht mehr ans Sterben. Als frischgebackener Onkel Gingerbread amüsierte ihn nun das Treiben seiner neuen Freunde.
Chester und Molly, damals fünf und sieben Wochen alt, staunten nicht schlecht, wie viel Platz sie plötzlich hatten, den sie erkunden konnten. Molly schaute schon bald neugierig durch den Maschendraht in den Garten und wäre auch am liebsten dorthin gehoppelt. Ich musste ihr erklären, dass das unmöglich gehe, weil sie in Gegenwart von Eulen, Habichten, Wieseln, Füchsen und anderen Raubtieren nicht lange überlebt hätte. Außerdem würden unsere Hunde ein frei im Garten herumhüpfendes Kaninchen gewiss jagen.
Die erste Zeit ließen Molly und Chester die Karotten und Äpfel liegen und hielten sich nur an das bekannte Trockenfutter, aber bald wurden die frischen Sachen zum Renner. Die beiden vertrugen sich auch gut mit den Vögeln und hielten damit sozusagen die Familientradition aufrecht. Zum Beispiel hatte sich mein Kakadu Pirouette von Elfie gern am Schnabel beschnuppern lassen.
Es machte mir unglaublich Spaß zu beobachten, wie sich Gingerbread, Chester und Molly über das Grünzeug hermachten, das sie von mir büschelweise erhielten. Es war als sagte Molly zu Gingerbread: „Wir bekommen hier aber interessante Sachen zu fressen.“ Und als würde Gingerbread antworten: „Oh ja, wenn Penelope kommt, gibt es immer etwas Gutes.“ Sie schienen sich dann über ihre Lieblingspflanzen auszutauschen, die sie aus dem Haufen zogen und miteinander teilten. Und es war allerliebst, wenn Molly und Chester Gingie zart beschnupperten.
Ich ließ Chester recht bald kastrieren, um einer Kaninchenschwemme vorzubeugen, aber offensichtlich war ich zu langsam gewesen, denn eines schönen Januartages waren sechs Kaninchenbabys da. Gingerbread benahm sich wie ein stolzer „Großvater“ und wärmte die Kleinen mit, was Molly nicht übel nahm, deren Schutzinstinkte als Kaninchenmutter ansonsten gut funktionierten. Ja, sie schien es sehr zu schätzen, denn oft, wenn Gingerbread nichts weiter zu tun hatte, putzte sie ihm die Augen, so wie es Kaninchenart war.
Wir gaben vier der Kaninchenjungen in gute Hände weiter. Velvet und Periwinkle, die beiden anderen Jungen, die wir behielten, versüßten Gingerbread die alten Tage. Ich hatte das Gefühl, als wäre Gingerbread nicht ganz unbeteiligt daran, dass es entgegen meiner Pläne doch zu dem Kaninchenwurf kam. Er fühlte sich unter den Kaninchen einfach unglaublich wohl.
Im September desselben Jahres wurde unsere Kaninchenfamilie dann auf einen Schlag hingerafft. Es war eine Tragödie. Gingerbread kam dennoch gut zurecht, da ihn seine Kaninchenfreunde offenbar geistig trösteten. Ich sollte keinen neuen Kaninchenfreund für ihn finden, sah mich zwar in Tierhandlungen um, aber keines der Kaninchenjungen dort zog mich an. Außerdem waren sie zu klein, um in dieser kalten Jahreszeit im Freien zu überleben. Als dann Regina Heynneman, die bei uns im Oktober einen Workshop hielt, erzählte, ein Freundin von ihr würde jemand aus unserer Nachbarschaft kennen, die für ihr acht Monate altes sterilisiertes weibliches Kaninchen mit Hängeohren eine neue Bleibe suche, kam mir die Idee, ein erwachsenes Kaninchen aufzunehmen. Ich mochte zwar Kaninchen mit aufgestellten Ohren lieber, aber ich beschloss, es mir wenigstens anzusehen. Wenn es zur Familie passte, würde ich mein Vorurteil wohl überwinden können.
Die Frau, der das Kaninchen gehörte, war aufgrund ihrer Scheidung gerade vom Land in ein kleines Stadthaus gezogen und wollte nicht, dass ihr Kaninchenliebling die meiste Zeit im Käfig verbringen musste. Sie ließ Etta zwar auf die Veranda, sobald sie nach Hause kam, aber jedes Mal war es ein Trara, wenn sie in den Käfig zurück musste. Ein paar Mal war Etta bereits ausgebüchst - leichte Beute für Raubtiere! Erstens war Etta also eigentlich ein Leben im Freien gewöhnt, zweitens war sie sterilisiert, beides ein großes Plus. Laut der Gesellschaft für Hauskaninchen (House Rabbit Society) sollen nämlich 80 % der nicht sterilisierten Kaninchenweibchen Tumore an ihren Fortpflanzungsorganen entwickeln.
Mein Termin, um mir Etta anzusehen, stand bereits, als ich doch noch einmal in die Tierhandlung ging, wo ich Molly und Chester gefunden hatte. Dort gab es zwei Kaninchenbabys, von denen mich eines unglaublich an Molly erinnerte. Ich bewunderte und streichelte sie, blieb aber hart, denn erst wollte ich Etta sehen. Beim Hinausgehen trat mir deutlich vor Augen, dass die beiden Kleinen aus einer Inzucht stammten und nicht lange leben würden. Sie waren nicht für mich bestimmt.
Etta war mindestens doppelt so groß wie unsere ehemaligen Zwergkaninchen - etwa zweieinhalb Kilo schwer. Sie hatte ein dichtes, glänzendes, grau-beiges Fell - optimal für ein Überwintern im Freien. Sie hatte wunderschöne braune Augen und eben jene langen Hängeohren. Etta zeigte Charakter und war mir in ihrer Zugänglichkeit sofort sympathisch. Sie erinnerte mich sehr an Elfie und Molly. Außerdem war sie noch am 25. Februar, Michels Geburtstag, geboren! Sollte sie sich auch noch mit Gingerbread vertragen, sprach alles für sie.
Mir drängte sich der Name Ellie oder Elea auf, also nannten wir sie in Verbindung mit ihrem früheren Namen Ellyetta. Sie liebte ihr neues Zuhause und vertrug sich mit Gingerbread. Gingie war von ihrer Größe überhaupt nicht eingeschüchtert, auch als Ellyetta ihn kräftig stupste, um mit ihm Fangen zu spielen. Ich sagte ihr, dass Gingie nicht mit ihr herumhoppeln könnte und sie sanfter mit ihm umgehen sollte, was sie offensichtlich verstand. Gingies Augen funkelten wieder - die neue Kaninchengesellschaft tat ihm wohl.
Also erkundete Ellyetta eben allein ihre neue Umgebung - sie hüpfte auf ihre große Holzbox und auf den Baumstumpf, um dann über die Rampe hinunter in den Auslauf zu hoppeln. Anfangs flüchtete sie vor mir, wenn ich ins Cottage kam, weil sie fürchtete, ich würde sie wieder zurückbringen. Aber ich erklärte ihr, dass sie nun hier zu Hause wäre und sie in keinen Käfig mehr käme. So ließ sie sich recht bald gerne von mir anfassen und hochheben, wobei sie meine Streicheleinheiten und sanften Nasenstüber sichtlich genoss. Unser Kakadu Perky Pete flatterte zunächst aufgeregt herum. Er wusste die herumhoppelnde Ellyetta nicht recht einzuordnen und schien sie für einen Hund zu halten. Er und die anderen Vögel brauchten gut einen Tag, um sich an ihre Gegenwart und ihre Bewegungen zu gewöhnen.
Ellyetta blühte in ihrer neuen Umgebung in kürzester Zeit seelisch und geistig auf. Ihre frühere Besitzerin hatte mich gewarnt, Ellyetta könne durchaus gereizt sein und beißen, aber bei uns änderte sich das schnell. Ellyetta war bald ein reizendes, völlig ausgeglichenes Kaninchen.
Knapp drei Wochen nach ihrer Ankunft hielt ich bei mir zu Hause einen Fortgeschrittenen-Workshop. Als die elf TeilnehmerInnen um das Bunny Cottage standen, um dessen Bewohner kennen zu lernen, brachte Ellyetta uns alle mit ihrer Räkelei zum Lachen, womit sie fragte: „Seid ihr alle meinetwegen gekommen?“ Sie war an diesem Wochenende eine glänzende Lehrerin und genoss ihre neue Rolle sichtlich. Sie hüpfte hierhin und dorthin, um allen zu zeigen, wie wohl sie sich fühlte. Wenn sie von den Leuten etwas gefragt wurde, war sie zunächst schüchtern und flüchtete sich zu Gingerbread, der schon erfahren in solchen Dingen war. Doch schon bald blieb sie mutig da und gab den Leuten Rat.
Ellyetta begeisterte es, dass sie soviel Verständnis wecken konnte. Nach dem Workshop fragte sie gleich zufrieden mümmelnd, wann denn die neuen Freunde wiederkämen, und ob es nicht noch mehr würden. Sie wurde Menschen gegenüber richtiggehend zutraulich, da sie auf soviel Verständnis stieß. Ellyetta passte also wunderbar in unsere Familie, der die Verständigung zwischen den Spezies ein großes Anliegen ist.
Voneinander Lernen
Wenn Leute anfangen, mit Tieren einfühlsam umzugehen, meinen sie oft, die Tiere könnten sich wie Menschen unabhängig äußern, und wundern sich dann, wenn diese weiterhin ihre Hunde- oder Katzennatur etc. an den Tag legen. Tiergefährten werden niemals unsere Art übernehmen oder sich sonst wie erwachsene Menschen verhalten (Gott sei Dank nicht!) Und sie teilen auch nicht unsere Erleuchtungserwartungen. Ihr Denken und Tun wird immer von ihren speziellen Sinneswahrnehmungen und Erbanlagen beeinflusst sein, genauso wie unsere Erfahrungen durch den menschlichen Sinnesapparat und unsere Prägungen gefärbt sind.
Bei Haustieren hat sich das Zusammenleben mit den Menschen auf ihre Veranlagung niedergeschlagen. Sie sind relativ anpassungsfähig. Je mehr sie sich unseren Lebensgewohnheiten und Normen unterordnen, desto lieber sind sie uns gewöhnlich. Manchen Tieren fällt es aufgrund ihrer Konstitution sehr schwer, sich menschlichen Bedürfnissen anzupassen. Genauso wie bei uns Menschen ist auch die Anpassungsfähigkeit der Tiere begrenzt und abhängig von Körperbau und Körperfunktionen, wie Hormonzyklen und Temperament.
Unter den Tieren, die die Menschen mögen und ihnen gerne behilflich sind, gibt es solche, die sich relativ gut anpassen können, und solche, die das zwar gerne täten, aber aufgrund ihrer genetischen Anlagen immer wieder in unüberwindliche Verhaltensblockaden geraten. Damit wir wirklich voneinander lernen können, müssen individuelle Veranlagungen und Bedürfnisse wahrgenommen und respektiert werden.
Tiere werden manchmal für undankbar gehalten, wenn diese sich nicht den Erwartungen entsprechend verhalten. Oder man gibt dem Pferd, dem Hund oder der Kuh die Schuld an der eigenen Unzulänglichkeit oder Verstimmung. Für solche Tiere ist es dann nicht gerade einfach, ja geradezu mutig, Menschen etwas beizubringen. Aber auch Tiere sind mitunter launisch und können ihre manipulativen Spielchen treiben, was oft der Fall ist, wenn sie mit menschlichem Unverständnis konfrontiert sind.
Moderne Menschen halten sich anderen Lebewesen gegenüber oft für überlegen. Diese sind da allerdings ganz anderer Ansicht. Sie sehen in den Menschen einfach eine andere Lebensform - die als feindlich erlebt wird oder als nützlich und freundlich. Viele Tiere nehmen uns überhaupt nicht zur Kenntnis. Vereinzelt halten auch Vertreter anderer Spezies ihre Spezies für die beste und denken nicht im Traum daran, Menschen sein zu wollen.
Eine Katze namens Paisley sinnierte mir gegenüber einmal: „Ich bin viel lieber eine Katze als ein Mensch. Katzen verhalten sich doch viel klüger als Menschen. Sie sind oft so launisch und finden das noch gut. Ich dagegen bin geschickt, schnell und klug. Aber trotz meiner Überlegenheit bin ich gern mit Menschen zusammen.“
Auch bei anderen Spezies haben Wesen ganz eigene Ansichten vom Leben, wobei sich bei ihnen die Daseinsfreude wie ein roter Faden durchzieht. Einmal abgesehen von den misshandelten Tieren und jenen, die im engen Kontakt mit unausgeglichenen Menschen oder durch Überzüchtung neurotische Züge angenommen haben, sowie missgebildeten Wildtieren, die meist nicht lange überleben, sind die meisten Tiere selbstsicher und lebensfroh. Tiere geben normalerweise ganz selbstverständlich zu, dass sie großartig sind. Ihr Selbstvertrauen ist ungebrochen.
Haustiere sind keine bloßen Anhängsel. Sie gehen ihre eigenen Wege, treffen ihre eigenen Entscheidungen. Meiner Erfahrung nach ist es falsch, wenn man immer auf einen menschlichen Fehler schließt, wenn es Probleme mit Tieren gibt. Es stimmt allerdings, dass wir uns häufig durch unsere Schwächen und Stärken ergänzen und uns dadurch anziehen. Denn so können wir uns im freien Austausch weiterbringen. Das von uns Abgelehnte, Verleugnete oder Verdrängte, kann uns zur Lehre oder zur Qual werden, je nachdem wie wir uns verhalten, wenn wir damit konfrontiert werden. Wir sind relativ geneigt, verdrängte Seiten an unseren Gefährten - ob Mensch oder Tier - wahrzunehmen. Wir Lebewesen auf Erden können verschiedene Seiten füreinander offenbaren und unsere Saiten gegenseitig zum Erklingen bringen.
Wenn wir Tiere als empfindsame und kommunikationsfähige Wesen behandeln, ist die Voraussetzung geschaffen, dass alle Betroffenen voneinander lernen können. Normalerweise nehmen wir gerne mit den Spezies engeren Kontakt auf, deren Empfindungen, Absichten und Verhaltensweisen uns sehr leicht nachvollziehbar erscheinen. Wir sollten jedoch einen Schritt weiter gehen. Sobald man sich in ganz unterschiedliche Tiere versetzt und ihre Weisheit und Daseinsform achtet, gleicht dies dem Eintauchen in andere Kulturen - man findet mehr und mehr zu einer Einstellung, die an keine soziale Herkunft oder lokale Tradition gebunden ist.
Unsere kleine dunkle Schildpattkatze Yohinta ist eine hervorragende Jägerin. Sie wartet geduldig vor Gofferlöchern, mit großem Erfolg. Eines Tages kam sie durch die Katzenklappe herein und beklagte sich: „Rana frisst meinen Goffer!“ Ich bezweifelte, dass meine Afghanenhündin auf Nager Appetit haben könnte und sah nach. Tatsächlich fraß Rana einen Goffer. Ich beruhigte Yohinta, dass sie bei ihren Jagdtalenten und ihrer Geduld sicher bald einen neuen Goffer gefangen hätte. Etwas gnädig ging sie ihrer Wege.
Als wir uns an den Gehegebau für unsere Lamas machten, den Zaun zogen, einen Stall bauten und das dürre Unterholz wegschafften, begann ich auch, die anderen Tiere auf die Ankunft der neuen Familienmitglieder vorzubereiten und beschrieb ihnen die Lamas, so gut ich konnte. Als dann die Lamas ankamen, fiel es den Hunden, Hühnern, Kaninchen und Vögeln nicht schwer, ihre Anwesenheit zu akzeptieren. Doch die Katzen, denen ich die Lamas offenbar mental zu klein geschildert hatte, verhielten sich so, als sei King Kong eingetroffen.
Yohinta schienen die Lamas am meisten zu beschäftigen. Als diese sich ein paar Tage eingewöhnt hatten, legten wir ihnen Halfter an und führten sie an der Leine auf dem Grundstück herum, um sie mit unserem restlichen Anwesen vertraut zu machen. Yohinta kommentierte das hernach so: „Weißt du wie groß diese Tiere sind? Ich schon. Mich hat gewundert, dass du so nahe an sie heran gegangen bist. Hast du keine Angst gehabt? Ich fürchtete, sie könnten dir etwas antun. Haben sie dir weh getan? Wie sind sie? Ich werde sie im Auge behalten. Sie sind schrecklich, aber interessant.
Seit Pasha mit mir die Lamajungen besucht hatte, schienen er und Regalo sich gefunden zu haben. Als Regalo dann Ende Dezember 1991 bei uns ankam, war er geradezu begeistert, wiegte den Kopf und tänzelte, als er Pasha wiedersah. Gleich nach der Ankunft von Regalo (damals sieben Monate alt) und Raindance (vierzehn Monate alt) begleitete mich Pasha ins Gehege und die Lama-„Jungs“ und er genossen gemeinsam den Auslauf unter den Bäumen. Pasha schnüffelte im Unterholz herum, während ihm die Lamas auf den Fersen blieben. Nach einer Weile hatte er genug und schlüpfte durch das extra für die Hund und Katzen eingerichtete Loch im Zaun hinaus.
Ein paar Tage darauf folgte mir Pasha erneut ins Gehege. Die Lamas sahen uns nicht gleich, weil sie hinter ihrem Stall standen. Pasha lief im Gehege umher. Sobald sie ihn entdeckt hatten, gingen die beiden auf ihn los. Regalo holte Pasha ein und schlug nach ihm aus. Pasha jaulte auf. Und während ich noch laut Einhalt gebietend zu den beiden hinrannte, trat Regalo Pasha ein zweites Mal. Ich scheuchte die Lamas davon. Pasha, mit seinen dreizehn Jahren damals bereits ein Senior, war ein zitterndes Häuflein Elend. Er war nicht verletzt, aber sehr verstört, und so massierte und tröstete ich ihn.
Ich sprach mit Regalo über das, was er Pasha angetan hatte. Es wunderte ihn, dass er Pasha erschreckt und verletzt hätte, denn eigentlich hatte er doch nur mit ihm spielen wollen. Ich erklärte ihm und Raindance, dass sie anderen Tieren gegenüber nicht so ausgelassen sein sollten, um sie nicht zu verletzen. Sie verstanden mich, konnten aber beim besten Willen nicht glauben, dass ihre spielerischen Tritte Pasha weh getan hatten.
Pasha mied nun die Lamas konsequent. Ich erinnerte ihn daran, dass auch er als junger Hund einmal in seiner Ausgelassenheit einen kleinen Jungen umgeworfen hatte und über dessen Gebrüll erstaunt gewesen war. Auch er hatte lernen müssen, seine spielerischen Impulse zu kontrollieren. Regalo war einfach nur ein „Welpe“, der auf seine Lamaart spielen wollte. Das flößte Pasha allerdings keineswegs genug Vertrauen ein, um einen von uns wieder ins Gehege zu begleiteten.
Am nächsten Morgen folgte mir Sherman mit ins Gehege, und ich zeigte ihm gleich das Loch im Zaun, durch das er notfalls flüchten könnte. Die beiden näherten sich ihm dieses Mal langsam. Sherman lief dennoch weg. Immerhin gaben sich Regalo und Raindance Mühe.
Auf unseren Spaziergängen mit den jungen unerfahrenen Lamas, die wir in der näheren Umgebung machten, gab es einige Abenteuer zu bestehen. Einmal machten wir zum Beispiel den Fehler, sie kurz vor Sonnenuntergang auszuführen. Schon nach knapp einem halben Kilometer mussten wir umkehren, weil sie immer nervöser wurden. Sie wurden so schreckhaft, dass sie plötzlich stehen blieben, und sich nicht mehr vom Fleck rührten. Es war ein Fiasko. Regalo tat so, als hätte er noch nie die Straße gesehen, obwohl wir sie schon mehrmals entlang gegangen waren. In ihren Augen schien alles bedrohlich geworden zu sein, überall schien ein Abgrund zu lauern. Der kurze Heimweg zog sich ewig hin, in einem ständigen Hin und Her von Geduld und Ungeduld, von Befehlen und gutem Zureden. Wenn Autos mit eingeschalteten Scheinwerfern an uns vorbeifuhren, begann Regalo nervös zu tänzeln. Selbst noch in unserem Garten empfanden die Lamas alles durch die Dämmerung bedrohlich und bockten.
Als sie endlich wieder im Gehege waren, gab ich den Lamas zur Beruhigung eine Leckerei außer der Reihe. Wir waren allesamt fix und fertig. Wir hatten die Lamas hinter uns her gezerrt und geschoben, was ziemlich grob, aber in diesem Moment notwendig war. Regalo, der normalerweise sehr brav mitspazierte, war arg enttäuscht, da wir ihn zu einer für ihn unheimlichen Unternehmung gezwungen hatten. Am nächsten Tag ließ er mich nicht in seine Nähe. Raindance mied mich ebenfalls. Es dauerte den ganzen Tag, bis der Stress und die damit verbundene schmerzliche Distanzierung überwunden war. Dann war alles wieder bestens.
Mittlerweile sind unsere Lamas erfahrene Waldläufer geworden und lassen sich zu unterschiedlichen Tageszeiten spazieren führen, aber jenes Erlebnis zeigt, wie wichtig es ist, sich die Sinneswahrnehmung eines Tieres klar zu machen.
Raindance reagierte einmal, kurz nach seiner Ankunft, sehr interessant, als unsere Hühner, deren Gehege an das der Lamas grenzt, sich ihre neuen Nachbarn etwas näher ansahen und unser Bantamhahn Aureo laut zu deren Begrüßung krähte. Raindance fragte mich ganz erschrocken: „Warum ist er so laut? Tut ihm etwas weh?“ Aureo krähte noch ein paar Mal und Raindance gab sich mit meiner Erklärung zufrieden, dass dieser das zu ihrer Begrüßung tat.
Einen Monat nach seiner Ankunft schaute Raindance aus seinem Stall heraus und wimmerte. Als ich ihn fragte, was los sei, meinte er, ihm würden seine früheren Gefährten fehlen. Er sehnte sich nach der Lamaherde zurück, in der er sich so wohl gefühlt hatte. Dort war ihm das Leben nie fraglich vorgekommen, was jetzt der Fall war.
Er bezweifelte, ob er andere Wesen, insbesondere Menschen, wirklich zu einem größeren Bewusstsein, zu mehr Frieden und Lebensfreude verhelfen könne. Er hatte Angst. Mit Regalo verstand er sich zwar von Tag zu Tag besser, aber dieser war vom Typ her ganz anders als er. Regalo ging in seiner neuen Rolle auf, er sah das Leben als Abenteuer an, war sehr an Menschen interessiert und ging spontan auf sie zu. Raindance hingegen war ihnen gegenüber distanzierter. Ihm war die Sache ernster, er hatte ein größeres Verantwortungsbewusstsein. Mich mochte er. Bei mir hatte er das Gefühl, dass wir noch viel voneinander lernen und uns noch lieber gewinnen könnten. Bei den anderen Menschen war er sich da nicht so sicher.
Ich spürte seine Sehnsucht, seine Einsamkeit, Tiefe und Schönheit. Die beiden waren ein gutes Team. Regalo konnte hervorragend mit Menschen umgehen und ihnen konkret auf Erden weiterhelfen. Raindance konnte eher ihren Sinn für das Geheimnis des Lebens und für die himmlische Schönheit wecken. Raindance war ein Denker, der nach dem Wie und Warum aller Dinge fragte, während Regalo alles so nahm, wie es war. Nachdem ich Raindance gesagt hatte, wie sehr ich seine Empfindsamkeit schätze und dass er schon einigen Menschen weitergeholfen habe, war er beruhigt und hörte mit seinem leisen Gejammere auf.
Bei ihrem ersten Spaziergang mit uns und unseren Lamas empfand unsere Freundin Jeri Ryan Regalo als abenteuerlustig, neugierig und verspielt, Raindance hingegen als heiter, sensibel, durchgeistigt und weise. Es begeisterte mich, dass meine Begleitung die besonderen Qualitäten der Lamas bemerkte und schätzte. Auch für Jeri war dieser Spaziergang eine erhebende spirituelle Erfahrung. Wir gingen wie auf Wolken.
Raindance bewacht die anderen Tiere. Schon bald nach seiner Ankunft hörten wir zum ersten Mal seinen durchdringenden Lama-Alarmruf, als er ein anderes Tier in Gefahr glaubte. Rana hatte sich am Käfig zu schaffen gemacht, in dem Molly (Kaninchen) vorübergehend im Garten stand. Ein anderes Mal alarmierte er uns, als er Sherman (Kater) unter den Hühnern glaubte.
Bei Michel bewirkten die Lamas übrigens ein kleines Wunder. In den ersten vier Wochen nach ihrer Ankunft hatte er einen derartigen Energieschub erfahren -dass er kaum wusste wohin mit seiner Kraft. Er arbeitete jeden Tag mit Volldampf, ohne sich auch nur die kleinste Pause zu gönnen. Bis sein Körper streikte und er eine Grippe bekam. Danach ging er vernünftiger mit der Energie um, die ihm die Lamas gaben.