Kitabı oku: «Lust und Liebe dann kam das Leben», sayfa 2

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Klein-Paul meldete sich wieder mal und ich merkte, dass ich eigentlich die Toilette benutzen sollte, aber die war ja zugemörtelt. Mit gutem Zureden, dass es gleich so weit wäre und er seinen zweiten Verwendungszweck schnellst möglich ausführen können würde, machte ich mich auf die Suche nach etwas, was man als Bohrer oder Stemmeisen verwenden konnte. Beim Suchen stellte ich fest, dass meine Höhle gar nicht so verkehrt war: ein großes Zimmer von ungefähr zwanzig Quadratmetern und zwei kleinere.

Dazu gab es eine Küche, wo sogar noch ein alter E-Herd dahinvegetierte und eine Toilette, die aber seit Wochen Ruhetag hatte. Leider kein Bad, aber da würde mir bestimmt, was einfallen. In allen Zimmern baumelten zum Glück die romantischen Notleuchten – ein Draht, eine Fassung und eine natürlich vollkommen verdreckte Glühbirne. Auch in den restlichen Zimmern waren teilweise schon Löcher in den Putz gehackt, umgeben von Tapetenresten aller bisher in der Menschheitsgeschichte beliebten Stilrichtungen. ›Bestimmt feierten noch vor Kurzem, wo jetzt die frei gehackten Löcher waren, Schimmelpilze ihre Erweiterungspartys.‹ In einem von den beiden kleineren Zimmern, das ich mir schon als Ruheraum auserwählt hatte, türmte sich in der Mitte ein Sandhaufen. ›Da ich kein Bett mitbekommen hatte, brauchte ich wenigstens nicht auf den harten Dielen zu nächtigen‹, bei diesem Gedanken wurde mir bewusst, dass sich langsam mein Humor leise zurückmeldete.

Klein-Paul schnürte sich immer mehr die Luft ab, da mein Druck in der Blase immer größer wurde. Aber es war einfach nichts aufzutreiben, was als Brecheisen verwendbar gewesen wäre. Mit eiligen Schritten ging ich zur Toilette zurück, in der Hoffnung, dass wenigstens das Waschbecken einen Abfluss hatte. Freudig begrüßte mich Klein-Paul und unter Hochgenuss entleerte ich mich und stellte erleichtert fest, dass hier keine Verstopfung vorlag. Auch war es ein schönes Waschbecken. Ich hatte mit meinem nicht enden wollenden Urinstrahl SCHEISSE in den Dreck geschrieben und dabei kam ein wunderschönes graziles Muster zum Vorschein. Als mein Blick nach dem Entleeren meiner Blase zum Spiegel wanderte, oder besser gesagt, was mal wieder ein Spiegel werden wollte, entdeckte ich einen angeklebten Zettel.

Hallo Paul, willkommen im neuen Heim. Ich weiß, dass Du jetzt gerade nicht gut drauf bist, da Anja meine Freundin ist und ich demzufolge schon seit Längerem von Deinem Auftauchen vor diesem Spiegel ahnte.

Wenn Du hier bleiben willst, und davon gehe ich bei Deinen finanziellen Verhältnissen aus, überweise einfach regelmäßig auf folgendes Bankkonto, siehe Rückseite, die Miete und Du kann hier bestimmt ewig hausen.

Gruß und Trost-Kuss Maria

P.S. Ich hoffe, Du hast bessere Nerven und mehr Elan als ich und kriegst die Bude bewohnbar.

Was kann das hier kosten, eigentlich müsste man ja hier noch etwas rauskriegen und ich riss neugierig den Zettel vom Spiegel, neben der Bankverbindung stand 150 Euro. Ist bitte pünktlich am vierten jedes Monats zu überweisen. Pünktlich war dick unterstrichen, Maria konnte einfach nicht verleugnen, dass sie seit Jahren als Lehrerin tätig war und immer eine erzieherische Note mit einfloss, solange ich sie kannte.

Langsam fand ich mich zurecht und ging zielgerichtet zum größeren Zimmer, aus dessen Fenster ich die Uhr auf der Straße erkennen konnte, weil ich wissen wollte, wie spät es war. ›Noch eine Stunde Zeit, bis Fred hier aufschlagen wird‹, dachte ich mir, griff mein Handy und wollte mir, da sich langsam ein Hungergefühl breitmachte, eine Pizza bestellen. Nur hatte ich leider vergessen, dass das Handy leer war und mich statt Anja nur eine schwarze glänzende Oberfläche anlachte.

›Ich brauche dringend ein Ladekabel!‹ Erstens hatte ich Hunger und zweitens sollte mich Anja auf keinen Fall mehr begrüßen, wenn mein Handy wieder Strom hatte.

Drei wichtige Vorhaben für die nächste Stunde, ›Handy aufladen, Hintergrundbild sofort wechseln und Pizza bestellen!‹ Die Toilette hatte jetzt, aus rein biologischen Gesetzmäßigkeiten, etwas länger Zeit, da ich gerade pinkeln war und ich zur Not auch noch das restliche schöne Muster des Waschbeckens beim nächsten biologischen Bedürfnis freilegen konnte. Da diese Ruine von einem Haus bewohnt war, versuchte ich mein Glück zwecks Ladekabel mal an der benachbarten Wohnungstür. Stefan Friedrich stand auf einem mit einer Reißzwecke befestigten Schildchen. Nach zweimaligem Klingeln öffnete ein dürrer Typ im Bademantel.

»Hi, ich bin dein neuer Nachbar Paul«, sagte ich und blickte in große erstaunte Augen eines ungefähr 35-jährigen, mittelgroßen, sehr dünnen Typen mit einer wirren Frisur, ähnlich meiner. Erst jetzt merkte ich, worauf sie starrten, mein blutgetränktes Weihnachtsduft-Toilettenpapier hatte sich langsam von meinem Unterschenkel gelöst und schlängelte sich vergnügt über die ganze Etage bis in meine Höhle zurück.

»Kleinen Unfall beim Einzug gehabt«, log ich spontan entschuldigend.

Stefan lachte: »Sieht aber nicht gut aus«, als sein Blick das blutdurchtränkte Weihnachtsduft-Toilettenpapier bestaunte.

»Hat schon aufgehört zu bluten«, meinte ich erleichtert, als meine Finger das immer noch schmerzende Loch behutsam abtasteten. »Halb so schlimm, habe heute schon viel Schlimmeres erlebt.«

»Bist du Stefan?«

»Ja«, kam es trocken zurück.

»Und wie wohnt es sich hier denn so?«, fragte ich, da ich mir etwas Mut machen wollte.

»Wohne schon länger hier, einfach ein cooles Haus und echt billig.«

»Kannst du mir bitte mal ein Ladegerät für mein Handy leihen, habe leider momentan keins mehr.«

Stefan verschwand in seiner Wohnung und kam kurz danach mit einer Pappkiste zurück, in der sich ein Knäuel von Ladekabeln tummelte.

»Versuch dein Glück«, lachte er und drückte mir die Kiste in die Hand. »Bring sie mir einfach in den nächsten Tagen wieder vorbei, hab noch mehr davon.«

»Danke, echt nett von dir!«

»Kein Problem, kannst immer kommen, wenn du mal etwas brauchst, ist hier zum Glück im ganzen Haus noch so Brauch. Nur unten bei Jüttes brauchst du es nicht zu versuchen. Sind ganz merkwürdige Menschen, ein fetter komischer Typ von bestimmt schon vierzig Jahren wohnt dort mit seiner Mutter. Echt eigenartige Figuren, die beiden. Schönen Abend noch!« und Stefan verschwand in seiner Wohnung. Konnte gerade noch ›danke‹ hinterherrufen.

Meinem penetrant duftenden, geringelten und blutgetränkten Weihnachtsduft-Toilettenpapier folgend, ging ich in meine Höhle zurück, nahm auf meinem Sandhaufen im kleinen Zimmer Platz und begann das passende Ladekabel zu suchen. Natürlich war es das Vorletzte, das passte, aber das ist ja eigentlich immer so bei mir. ›Jetzt noch ein Südseebild an die Wand malen …‹, dachte ich ironisch, als so langsam das Sandgefühl durch meine Hosen drang, ›und mit dieser Höhle brauche ich nicht mal mehr in den Urlaub zu fahren. Bei meinem nächsten Einkauf im Baumarkt, der eigentlich schon gestern hätte sein müssen‹, beschloss ich – als ich die ersten eingebrannten Gruselbilder meiner Höhle im Kopf wieder abrief – ›kaufe ich mir eine Palme. Harmoniert bestimmt vortrefflich mit meinem Sandhaufen.‹

›Meine Höhle wird eine schräge Höhle!‹, nahm ich mir fest vor.

So, jetzt wurde es langsam Zeit mal die nötigen Grundutensilien in den Resten meiner Existenz zu suchen.

Aber wohin damit, alles war hier mit Baustaub und sonstigem Dreck überzogen und viele kleine Höhlenmitbewohner schienen sich in ihrer Ruhe gestört zu fühlen. Eine dicke fette Spinne schaute mich von der Decke missmutig an. Aber ich war ja im Improvisieren gut, also riss ich den ersten blauen Müllsack langsam auf und verteilte meine daraus hervorquellenden Klamotten auf die anderen Haufen und Türme meines umfangreichen Besitzes. Die nun vorhandene Plastikplane breitete ich in der saubersten Ecke des großen Zimmers aus und drapierte meine Kleidungsstücke aus dem ersten Müllsack darauf. Langsam arbeitete ich mich durch meinen Besitz und endlich kamen meine Pflegeprodukte zum Vorschein.

War nicht viel, was ich in meine neue Selbstständigkeit von Anja mitbekommen hatte, aber zum Ausgehschickmachen mit Fred heute Abend reichte es allemal.

Mein Bauch meldete immer noch Bedürfnisse an, doch bei der Bestellhotline teilte man mir hektisch mit, Wartezeit sei zwei Stunden. So beschloss ich das Essen auf morgen zu verschieben oder später mit Fred eine Kleinigkeit zu essen, was auf der Karli bestimmt kein Problem sein sollte.

›Diese Nacht werde ich es richtig krachen lassen‹, nahm ich mir vor. Sollte doch Madam Anja nicht die Einzige sein, die heute Spaß hatte. Ich entledigte mich meiner vom Umzug und Nervenstress verschwitzen Klamotten und untersuchte meine Gitarrenhalswunde. Zum Glück sah sie gar nicht mehr so schlimm aus, ein großes Pflaster, was sich glücklicherweise irgendwie in meine Waschtasche verirrt hatte, verschloss nun endgültig dieses Anja Rauswurf-Kapitel.

Meinen großen Erb-Oma-Spiegel hatte ich gleich beim Einzug standsicher im hinteren Zimmer deponiert. Nackig stellte ich mich davor und wurde natürlich sofort von meinem Lippenstift-Konterfei begrüßt. ›So, mal sehen, was noch so mein Marktwert ist‹, dachte ich mir und ließ den Blick über meinen Body gleiten. Da glücklicherweise die Heizung in meiner Höhle funktionierte, hatte auch Klein-Paul seine normale Größe wieder erlangt. Aber so ganz zufrieden war ich leider nicht mit dem Bild im Spiegel, da half es auch nicht, dass der Spiegel etwas dreckig war. ›Fange mal oben an‹, dachte ich. Haare? Naja, Haare konnte man es eigentlich nicht nennen, eher Feen-Haar, lang und dünn reichte es bis zu den Schultern, das liebte ich schon immer. Oberarme und Beine waren eigentlich okay. Der kleine Bauchansatz, den Anja so geliebt hatte, war leider nicht nur im Spiegel ein großer Bauchansatz geworden, der verniedlichende Attribute einfach nicht mehr verdiente, von dem unrasierten Paul und Anhang einmal ganz abgesehen.

›Hab mich ganz schön gehen lassen, das war zum Anfang mit Anja ganz anders‹, dachte ich leicht traurig. Aber da ja nun mein Marktwert wieder gefragt war, wurde auch das Essen für heute vollkommen aus dem Kopf verbannt und in meinen Pflegeutensilien suchte ich nach meinem Vierklingen-Rasierer.

›So unrasiert wird nicht ausgegangen, erst oben, dann unten‹, nahm ich mir vor. Mit fünflagigem Weihnachtsduft-Toilettenpapier, von welchem ich als einziges von allem mehr als genug besaß, brachte ich notdürftig Waschbecken und Badespiegel in ein wenig an alte Zeiten erinnernden Glanz zurück. Ohne größere Schnitte war meine obere Hälfte schnell ausgehfein.

Zurück zum Erb-Oma-Spiegel, jetzt war Klein-Paul mit allem im Umkreis von zehn Zentimetern fällig, man wusste ja nie, was der Abend noch so brachte.

›Werde es heute mal hier versuchen‹, warum wusste ich auch nicht, mir war einfach so. Ich fasste Klein-Paul kräftig an der Spitze, zog ihn schön lang und rasierte ganz vorsichtig ringsherum. Drehte ihn in alle Richtungen und begutachtete das Ergebnis. ›Schon erstaunlich …‹, stellte ich wie immer fest, wie weit man da drehen kann. Ein paar Zentimeter in Richtung Bauchnabel und danach die Leistengegend, das ging relativ schnell, ich war ja weit genug von meinem besten Teil mit dem so superscharfen kalten Stahl entfernt. Jetzt kam das Schwierigste …

Der Sack, der Beutel, der Hodensack, die Eier …, eigentlich alles für so ein wichtiges und ebenfalls sehr auf Reize ansprechendes Teil blöde und abgewrackte Begriffe. Finde für mich wohl nie eine coole Bezeichnung. Innerlich einigte ich mich heute auf den Begriff Beutel, da ja hier auch gute und wertvolle Sachen von mir aufbewahrt und geschützt wurden und auf ihren möglichen, oft sehr spontanen Einsatz warteten. Wieder wurde Klein-Paul kräftig mit der Spitze nach oben gezogen, danach von meinem linken Unterarm an den Bauch gedrückt, so hatte ich jetzt die Finger der linken Hand frei, um diesen etwas faltigen Beutel, die Heizung funktionierte also doch nicht so gut, langsam und sachte ebenfalls in die Länge zu ziehen. Mit dem Vier-Klingen-Superscharfrasierer kämpfte ich mich langsam über die narbige und durchfurchte Oberfläche. Erst die Vorderseite, dann ebenfalls das ganze Teil nach oben zerrend, die Rückseite. Geschafft!!! Jetzt kam das Schönste, Klein-Paul und Anhang wurden eingeölt, erstens war es gut für die an manchen Stellen sehr strapazierte Haut und zum anderen wollte ich auch in der unteren Hälfte gut duften, besonders heute Abend.

Beim genüsslichen und langsamen Ölverreiben, das war einfach schön, einfach geil, ging ein Zucken durch Klein-Paul und nach wenigen Sekunden brauchte ich meine Hand nicht mehr zum Hochhalten meines kleinen besten Kumpels. ›Kein Wunder‹, dachte ich mir, ›sind wir uns ja in den letzten Wochen nur noch auf der Toilette begegnet.‹

Wie schon immer in solchen Momenten wurde auch heute aus Klein-Paul, meinem oft so eigensinnigen und nervenden zweiten Ich, wieder ein ganz normaler, lustvoll zuckender Schwanz, mein Schwanz. Wir waren wieder eins. Eine leider in meinem bisherigen Leben recht seltene Einigkeit in Bezug auf meine und seine Vorstellungen von Liebe oder sogar Partnerschaft.

Das Ölverreiben war schon längst vergessen, immer fester streichelte und rieb ich mich. Es im Stehen vor dem Spiegel zu tun machte mich heute irgendwie total an und das Kopfkino begann zu rotieren.

Bei einem Blick nach unten quollen bereits die kleinen klaren Tropfen aus der Spitze, die ich so mochte. Langsam nahm ich einzelne Tropfen mit der Fingerspitze ab, führte sie genüsslich zum Mund und leckte meinen Finger ab.

›Wer sich nicht selbst lieben kann, kann auch nicht so viel Spaß mit anderen haben, kann niemand anderem so richtig Spaß bereiten‹, ging es mir durch den Kopf. Einer der Lieblingssätze von Anja, … und sehr wahr, wie ich schon öfter zustimmend feststellen musste.

Immer fester und schneller rieb ich und im Kopf jagten sich nur so die Bilder … Anja mit von Gurten gespreizten Beinen auf unserer Liebesschaukel …

Anja, mich mit ihrem großen geilen Mund verschlingend, … Anja, wie wild auf mir reitend …, Anja, vor mir kniend und bis zum letzten Millimeter von mir ausgefüllt … mein hartes Glied, was immer schneller und schneller, vor Nässe glänzend, in ihr verschwand und wieder auftauchte …

Das geliebte und ersehnte Zittern breitete sich blitzartig aus und im hohen Bogen spritzte ich auf mein Lippenstiftantlitz auf den vor mir stehenden Erb-Oma-Spiegel.

›… jetzt heule ich auch noch …‹, wie mir die glitzernden Tropfen, die nun über mein Lippenstiftantlitz laufen, weismachen wollten … ›Hast ja recht …‹, dachte ich nicht nur in Richtung Klein-Paul, langsam wieder zur Ruhe kommend, war eine echt geile Zeit mit Anja … ›Zumindest am Anfang …‹, fügte ich entschuldigend für mich hinzu.

›… Scheiße, Fred kommt pünktlich!‹, schoss es durch meinen Kopf, der gerade noch am Verarbeiten des gerade Erlebten zu kauen hatte, als ich schon von Weitem die schweren und vertraut lauten Schritte im Treppenhaus vernahm. ›Was zuerst, verdammt noch mal, so soll er mich doch auf keinen Fall sehen.‹ Schnell sprintete ich zum Dufttoilettenpapier und riss hastig so viel davon ab, wie ich gerade fassen konnte. ›Wird wohl doch schneller alle als vermutet‹, dachte ich noch, und sprintete schnell zurück zum Spiegel. Genug geweint für heute und mit schnellem Wischen beseitigte ich mein Lippenstiftantlitz vom Erb-Oma-Spiegel. Mit dem langsam klebrig werdenden und sich in seine Einzelteile zerlegenden Dufttoilettenpapier putzte ich die restlichen Lustspuren von meinen Oberschenkeln, rannte dabei im Dämmerlicht meiner Notbeleuchtung zurück zu den Haufen mit meiner Unterwäsche und griff mir wahllos das Erstbeste, das mir zwischen die Finger kam. Halb im Laufen und halb im Hüpfen versuchte ich, mich auf dem Weg zur Tür in den Slip zu zwingen. So notdürftig bekleidet erreichte ich gerade noch rechtzeitig die Tür, an der es schon kräftig wummerte.

»Ha … haa … haaa …«, war alles, was ich aus Freds grinsendem Mund vernahm, als ich die Tür aufriss. »Erwartest wohl schon die nächste Braut?«, lachte Fred. Als er mich nur mit Slip bekleidet vor sich stehen sah. »Kannst dich wieder anziehen, die nächste Dame musst du dir heute Abend erarbeiten, die kommt nicht so einfach hier hereinspaziert. Aber falls du Glück haben willst, würde ich an deiner Stelle andere Unterwäsche tragen. Ha … haa … haaa …« und sein ganzer Körper bog sich vor Lachen.

Erstaunt blickte ich an mir herab und sah entsetzt, dass ich einen Frauenslip trug, genau den, den ich Anja zu unserem Einjährigen geschenkt hatte und zu dem sie sagte: ›… das trage ich mal, wenn ich im Altersheim einen flotten Achtzigjährigen vernaschen will, die haben meist schwache Augen.‹

»Hab dir was mitgebracht, sollst ja nicht leben wie ein Hund« und klirrend stellte er mir ein altes Campingbett in den Flur. In der anderen Hand hielt er noch eine leicht gelbliche, an manchen Stellen sehr stark gelbliche dünne Matratze. Vor seinen Füßen lag dazu noch ein Bündel, das wie eine eingeschnürte Steppdecke aussah. »Hatte gesehen, dass in deinen Beziehungskistenüberresten kein Bett dabei war und ich wollte dieses Museumsstück schon lange entsorgen, wenn du alleine darauf schläfst, müsste es noch ein paar Wochen überleben.«

Nach einer kurzen Begutachtung konnte ich diese wahren Worte nur bestätigen, ›… ist aber immer noch besser, als auf meinem höhleneigenen Sandhaufen zu schlafen‹, dachte ich mir.

»Lass mich mal schnell rein, muss eilig pinkeln, bin fast zwei Stunden ohne eine Pause durch Leipzig gekutscht«.

»Waschbecken putzen oder Stemmeisen besorgen!«, endlich konnte ich auch mal wieder lachen.

Fred schaute mich verwundert an. »Komm mit, ich zeige es dir« und ich führte Fred in meine stark sanierungsbedürftige Toilette. Nach einem sehr verwunderten Blick in die Toilettenschüssel verstand er auf einmal das Problem und wendete sich, eilig schon die Hose öffnend, dem Waschbecken zu.

»Aber auch schön die hartnäckigen Flecken putzen!« kam es spitz von mir, und ich verließ meine Toilettenbaustelle.

Kurze Zeit später stand Fred schon wieder grinsend und die nassen Finger – ich hoffte, nur vom Händewaschen – an der Hose abschmierend vor mir. »Da haste ja ein echtes Problem ha … haa … haaa …, aber auf der Karli gibt es ja zum Glück viele Cafés, die früh für deine größere biologische Gesetzmäßigkeit geöffnet haben. Haa … haaa …, aber im Ernst, da hilft kein Brecheisen, da hilft nur ein Fachmann, der dir ein neues Toilettenbecken einbaut. Ruf morgen früh einfach mal hier an« und Fred hielt mir sein Handy unter die Nase.

Hastig schrieb ich mir die Nummer ab, während Fred laut stapfend meine Höhle begutachtete. Immer mal wieder hörte ich das typische ›ha … haa … haaa …‹

»So viele Nummern von Fachleuten habe nicht mal ich in meinem Handy, mein Lieber. Wenn ich mich hier so umsehe, braucht dieses Loch ein Komplettprogramm … Ha … haa … haaa … Da kannst sogar du noch zum Handwerker werden. Aber nicht verzweifeln, ich helfe dir. Doch jetzt habe ich Feierabend, lass uns endlich auf die Piste gehen.«

Schnell riss ich mir die misslungene Geschenkidee zu unserem Einjährigen vom Leib und suchte mir aus meinen Klamottenstapeln die, so hoffte ich, passenden Bekleidungsstücke – schwarze enge Jeans und T-Shirt, meine Lieblingskapuzenjacke und natürlich rote Schuhe – für den kommenden Abend, ›Nein, Nacht!‹ stellte ich fest, als meine Augen beim Ankleiden zufällig die Normaluhr auf der Karli vor meinem Fenster streifen.

12. OKTOBER

»Los, komm endlich!« drängelte Fred. »Heulen kannst du morgen. Im Pub gleich nebenan, meinem Lieblingspub auf der Karli, steigt seit zwei Stunden eine ganz, ganz coole Party.«

›Habe aber erst vor Kurzem ganz toll geheult …‹, dachte ich innerlich grinsend. ›Musste erst mal so hinkriegen, mein lieber Dicker‹, fügte ich noch im Stillen leicht triumphierend hinzu.

Fred hatte nicht zu viel von der Karli versprochen. Ich war einfach während meiner Zeit mit Anja viel zu wenig im Leipziger Süden gewesen. Es ist kurz nach Mitternacht und auf dieser Straße ist eigentlich überall Party, als ob es kein Morgen gibt. Und das alles vor meiner Höhle, davon können andere nur träumen. Zwei Minuten später saßen wir, gleich gegenüber von meiner Haustür, in Freds Lieblingspub.

Am Tresen bunt gemischtes Publikum, Studenten über Studenten, so vermutete ich, als sich meine Augen an das Dämmerlicht und die mit Rauchschwaden geschwängerten Sauerstoffreste gewöhnt hatten, aber auch unsere ›Semester‹ sind zahlreich vertreten, stellte ich erleichtert fest.

»Zwei Kilkenny, Judith!«, rief Fred einer Fee aus ›Tausend und einer Nacht‹ hinter dem Tresen zu. »Mensch, ist ja peinlich mit dir«, flüstert Fred, »… glotz die nicht so an!«.

Erst jetzt merkte ich, wie ich mit starrem Blick Judith anstaunte.

»Ich nenne sie heimlich die Katze«, flüsterte Fred, »sieh nur diese grüngelben Augen, die gibt es auf der ganzen Karli nur einmal.«

Die Katze, wie sie auch bei mir nach einem Blick in ihre Augen sofort hieß, schob uns lächelnd die zwei Kilkenny rüber und nahm eilig die nächsten Bestellungen entgegen.

»Prost …, aber nun sag mal, was war denn eigentlich bei euch los? Dachte immer, du hättest endlich auch mal einen Hafen gefunden.«

Ratlos starrte ich Fred an und wusste gar nicht, wo ich beginnen sollte. Viele Splitter aus meiner Anja-Zeit, die mir schon seit den letzten Stunden im Kopf rumgingen, wollten alle auf einmal auf meine Zunge.

»Naja … ich überlege auch schon die ganze Zeit, was der Grund für meinen heutigen Weltuntergang war, bekomme es aber einfach nicht hin. Vermute, nach den heutigen tollen Bemerkungen von Anja, die sie mir durch den Türspalt grinsend zu säuselte, dass ich ihre Erwartungen nicht erfüllen konnte.«

»Erwartungen?«, fragte Fred staunend zurück, »Was denn für Erwartungen?«

»Na …, die … die Erwartungen eben«, kam es verschämt und stockend aus meinem Mund. »Nun hab dich nicht so.«

Krampfhaft überlegte ich, ob ich Fred eine Beichte abliefern sollte, er ist ja mein ältester und vertrautester Freund, eigentlich weiß ich auch alles von ihm, und so öffneten sich endlich meine Lippen und ganz leise, damit es auch ja niemand hörte, sagte ich: »… na, so das Eine eben …«, nochmals überlegend, ob ich es wagen kann, »… der Sex.«

»Bei dir??? … der Sex?«, Fred verstand die Welt nicht mehr.

»Naja, Anja sagte, oder ich vermute sie so verstanden zu haben, sie sei nicht glücklich, wenn es nur Blümchensex und manchmal etwas mehr gäbe. Aber ich habe doch momentan auch eine schwere Zeit, mit den Auftritten läuft es einfach nicht mehr so, bin laufend unterwegs …, Bandproben und immer auf der Suche nach Muggen, also irgendwas, was ein bissel Kohle einbringt. Ich war einfach immer kaputt. Wir hatten die letzten Monate fast gar keinen Sex mehr, hatte auch keine so richtige Lust auf Anja, irgendwas ist zu Bruch gegangen zwischen uns … einfach still und leise …«

»… Mensch, du kannst einem ja echt leidtun!«

»Und zum Abschalten von den sinnlosen Bemühungen mehr Muggen zu bekommen und den ganzen Beziehungsproblemen habe ich dann oft meine tollen Ballerspiele im Computer gespielt, war echt süchtig danach«, beichtete ich weiter. »Anja war oft stinksauer, selbst wenn sie sich ganz zärtlich nur mit Slip und Strapsen bekleidet auf meinen Schoß setzte, wenn ich gerade spielte …«, sagte ich vollkommen in Gedanken versunken an die vergangene Zeit. »… war ich ganz abwesend, vom Spiel gefesselt, schaute Anja oft gar nicht richtig an und faselte was von nur noch zehn Minuten, dann habe ich gewonnen …, aus den zehn Minuten wurden oft Stunden …«

»Aber dann war es von ihr auch nicht DIE Liebe!«, versuchte mich Fred zu trösten.

»… und du weißt doch, wie ich aufgewachsen bin, bei zwei Frauen, Mutter und Schwester, da war das Thema Sex und alles, was auch nur im Entferntesten damit zu tun hatte, einfach tabu und ich bin bis heute noch oft so verdammt schüchtern und unerfahren in vielen Dingen.«

Freds Augen wurden immer größer und ich versank fast vor Scham, aber irgendwie wollte ich vieles loswerden, was mich schon oft belastet hatte. ›Und viel schlimmer kann es ja heute wirklich nicht mehr werden‹, glaubte ich zumindest noch in diesem Augenblick.

»… und außerdem poppt sich Anja gerade die Seele aus dem Leib, mit einem äußerst potenten Typ, in unserer, besser gesagt: meiner ehemaligen Wohnung. Sie versucht nun krampfhaft, alles, was sie in den letzten Monaten mit mir verpasst zu haben glaubt, in wenigen Stunden nachzuholen. Musste das ganze, von Anja vermisste Sexleben, zum Teil mit anhören, als ich eine gefühlte Ewigkeit auf dich gewartet habe.«

»Komm, Prost Paul, der Abend oder …«, nach einem Blick auf die Uhr, »eher der Morgen, kann nur besser werden.«

Die Katze reichte uns ständig neue Kilkenny … ›Hatten wir überhaupt bestellt?‹ … nach dem vierten Bier kannte Fred fast meine ganze Beziehungskiste der letzten zwei Jahre.

»Komm Alter, mach die Augen auf, vergiss die Tante, war zwar ein heißer Feger, wie ich so raus höre, aber das ist nicht alles, gibt auch andere, du hast was Besseres verdient!« Mit solchen oder ähnlichen Sätzen versuchte mich Fred liebevoll aufzubauen. Aber in meinem Kopf war immer noch Achterbahn angesagt, angefangen von Frust, Hass, Enttäuschung, verschmähter Liebe, Nachtrauern vieler verpasster heißer Gelegenheiten bis hin zu Verachtung. Alle Berge und Täler einer solchen Fahrt machten meine Gehirnwindungen gerade mit.

Als wir uns nach einem weiteren Kilkenny gerade zum Gehen entschlossen hatten, denn Fred musste morgen früh wieder mit seinem Taxi Leipzig erobern, öffnete sich sehr energisch die Eingangstür. Gemeinsam mit dem Geräusch der ersten wieder verkehrenden Straßenbahn des neuen Tages und begleitet vom Heulen der Sirenen eines Rettungswagens betrat eine Lady den Pub.

Wie im Gleichklang bewegten sich die Köpfe aller männlichen Gäste hin zu ihr, oder treffender gesagt zu dieser Erscheinung. Ihre Aura brachte nicht nur alle Gläser im nächtlichen Pub zum Klingen. Neugierig schaute sie sich im Raum um, als suche sie jemanden. Immer wieder glitten ihre Augen über die Gäste, aber sie schien die gesuchte Person nicht finden zu können. Wie in Zeitlupe setzte meine linke Hand das leere Bierglas auf den Tresen, hob sich, bestimmt angefeuert durch fünf Kilkenny und zeigte einladend auf den freien Barhocker neben mir. Ich konnte meinen Mut selbst nicht fassen und ein kurzer Blick zu Fred zeigte mir nur sein grinsendes Gesicht. Ich versuchte sie anzulächeln, was mir bestimmt nicht so gut gelang, da mein Verstand meinen Mut nicht begreifen wollte.

Als die Erscheinung sanft zu mir zurücklächelte, bekam mein offener Mund heute zum zweiten Mal Erstarrungszustände, die sich aber diesmal zum Glück schneller wieder lockerten. ›Was passiert hier?‹ Ich konnte nicht fassen, was da mit blonden langen Haaren, Beinen bis zum Himmel und einem Rock, der eigentlich mehr ein schmaler Gürtel war, immer näher kam.

An den Spuren, die ihre High-Heel-Absätze auf der Karli selbst in den harten Granitplatten hinterlassen haben mussten, konnte man bestimmt den Weg ihrer letzten Stunden verfolgen. Als sie mir fast schon gegenüberstand, konnte ich dank der langsam dünner werdenden Rauchwand zwischen uns auch Brüste erkennen, die in jedem ›Wünsch-dir-was-Quiz‹ den ersten Platz mit Abstand erreicht hätten. Unter ihrer Bluse trug sie nichts, und ich erahnte Brustwarzen von ungeahnter Größe, deren leicht erigierte Spitzen sich sanft im seidigen Blusenstoff abzeichneten …

… mein Atem ging in Hecheln über, im ganzen Pub waren mittlerweile sämtliche – also auch die weiblichen – Blicke nur noch auf SIE gerichtet, die Zeit blieb stehen und aus ihren Mund kamen mit einer leicht angerauten, sehr erotischen Stimme nur diese vier Worte; »… ist hier noch frei? …«

Wenn ich nicht im selben Moment Freds aufmunternden und bestimmt bewundernd gemeinten heftigen Hieb in meiner rechten Seite verspürt hätte, hätte ich bestimmt nichts herausgebracht.

»… jaaaa …«, lallte ich nur dämlich.

Langsam wandten sich die Blicke der anderen Gäste wieder von der Erscheinung ab. Aus dem ersten Kampf war ich offensichtlich als Sieger hervorgegangen. Zum Glück halfen mir Fred und Klein- Paul, dessen freudiges Zucken ich plötzlich verspürte, mich aus meiner Erstarrung zu befreien.

Ganz locker kam es aus Freds Mund, »Hi, darf ich vorstellen, das ist mein bester Kumpel Paul und ich bin der Fred.«

»Claudia, aber sagt einfach Claudi zu mir«, kam es gehaucht zurück. »War hier eigentlich vor einer Stunde mit einem Typen verabredet, aber irgendwie habe ich die Zeit verrammelt. Habe es nicht so mit der Pünktlichkeit …«

Jetzt erinnerte ich mich auch an den auffallend gut aussehenden Typen, für mich ein richtig doofer Schönling, der die ganze Zeit ein paar Hocker weiter am Tresen gesessen und ganz oft auf seine Uhr geschaut, aber irgendwann den Pub wieder verlassen hatte.

»War das so ein gutaussehender Typ, halblange schwarze Haare, Designerbrille und ausgefallene Klamotten, mit dem du verabredest warst? Der sah aus, als wenn er ganz leicht geschminkt war, irgendwie anders als die glatten Typen, die nachts auf Beutesuche durch die Kneipen tigern…«, kamen erste Worte, während sich meine Erstarrung langsam weiter zu lösen begann, über meine Lippen.

»Der saß vor einer Stunde noch hier am Tresen, ist dann aber verschwunden.«

»Kann er gewesen sein«, hauchte Claudi zurück, »Aber wer nicht auf mich warten kann, hat mich auch nicht verdient! – Und was machst du hier? Fred kenne ich flüchtig vom Sehen, aber dich habe ich hier noch nie gesehen.«

»Bin seit langem mal wieder im Süden von Leipzig unterwegs, coole Gegend ist die Karli geworden«, kam es nun schon wieder etwas normaler von mir zurück.

»War heute ein nicht so schöner Tag für mich …«

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Yaş sınırı:
0+
Litres'teki yayın tarihi:
23 aralık 2023
Hacim:
642 s. 4 illüstrasyon
ISBN:
9783957440877
Telif hakkı:
Автор
İndirme biçimi:
Metin
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