Kitabı oku: «Die 50 bekanntesten archäologischen Stätten in Österreich», sayfa 3
Dem Läufer auf dem Fitnessparcours und dem Wanderfreund auf seinem Rundweg bietet sich der Anblick von konservierten Hausruinen der raetischen Siedlung im Himmelreich in Volders.
06VOLDERS–WATTENS – DAS HIMMELREICH
Tirol
Am Ortsrand von Volders, an der Grenze zur Gemeinde Wattens mit den berühmten „Glaswelten“, liegt ein langgezogener Hügel (höchster Punkt bei 643 m Seehöhe): Das Himmelreich, auf dessen Plateau ein Ringwall eine Gruppe von sechs raetischen Wohnhäusern, einer Zisterne und einigen Nebengebäuden schützte. Die Zisterne mit einer Tiefe von 14 m konnte 14.000 l Wasser speichern. Die Häuser besaßen mit nur einer Ausnahme die üblichen gewinkelten Zugangskorridore mit schweren Steinmauern, während die Wohnräume selbst in zwei Stockwerken aus Baumstämmen in Blockbauweise gebildet wurden. Eine Besonderheit stellt die Tatsache dar, dass die Häuser verhältnismäßig tief eingegraben waren und den geebneten Felsen als Fußboden des Untergeschosses nutzten. Haus V wurde als Doppelhaus mit zwei parallel liegenden Räumen konstruiert.
Abb. 13 Volders, raetische Siedlung im Himmelreich, Haus V, ein seltenes „Doppelhaus“.
Da über die soziale Struktur der Raeter kaum etwas bekannt ist, muss offen bleiben, ob die auf Hügeln verstreuten, relativ kleinen Siedlungen mit 30 bis max. 200 Einwohnern für die Gefolgschaft eines adeligen Herrn errichtet wurden, wie in der Literatur auch wegen des anscheinend deutlich hervorgehobenen Hauses V von Volders meist angenommen wird. Der Befund von sonst gleichartigen und ungefähr gleich großen Familienwohnhäusern spricht aber eher für dörfliche Siedlungen als für Adelssitze. Die Siedlung wurde nach dem vorhandenen Fundmaterial vom 4. bis 1. Jh. v. Chr. genutzt. Eine Brandschicht deutet an, dass sie im Zuge der römischen Invasion dasselbe Schicksal ereilte wie die Siedlung auf der Hohen Birga.
Allerdings belegen römische und spätantike Münzen und andere Funde zumindest ein gelegentliches Wiederaufsuchen des geschützten Plateaus bis zum 4. Jh. n. Chr., vor allem in der Notzeit am Ende der Römerherrschaft. Gelegentlich wird auch aufgrund dieser Fundsammlungen vom 4. Jh. v. Chr. bis zum 4. Jh. n. Chr. ein Brandopferplatz im Himmelreich vermutet. Prähistorische Brandopferplätze wurden aber üblicherweise nicht in Siedlungsarealen und meist auch an viel höheren Standpunkten gegründet.
Die Funde vom Himmelreich und einem Urnengräberfeld des 13. Jhs. v. Chr. mit über 430 Gräbern sind im Museum Wattens zu besichtigen. In Volders in der Augasse wurde auch das bisher größte frühmittelalterliche Gräberfeld Nordtirols (um 700 n. Chr.) mit 148 Bestattungen erforscht. In Wattens wurden 2014 römische Baubefunde und ein Schatz von 460 Silbermünzen (vor Mitte 3. Jh. n. Chr.) bei Bauarbeiten für die Erweiterung der Swarovski-Glaswelten entdeckt, die in das Ausstellungsgelände integriert werden sollen.
Abb. 14 Auf zahlreichen wetterfesten Schautafeln werden vor Ort Erklärungen und Rekonstruktionszeichnungen zur raetischen Siedlung im Himmelreich geboten.
Adressen
Freilichtmuseum Himmelreich
beim Hochschwarzweg
6111 Volders
Museum Wattens im der Volksschule vorgelagerten Gebäude
Höraltstraße 4
6112 Wattens
Tel. +43 5224/54012
E-Mail: office@museum-wattens.at
Literatur
K. Sinnhuber, Die Altertümer vom „Himmelreich“ bei Wattens. Ein Beitrag zur Vorgeschichte des tirolischen Unterinntales, Innsbruck 1949 (= Schlern-Schriften, Bd. 60).
Sie ist zwar die kleinste Römerstadt auf österreichischem Boden, wartet aber mit einer Reihe von Besonderheiten auf. Aguntum beherbergt etwa ein typisch italisches Atriumhaus oder einen Fleischmarkt mit Gebirgswasserkühlung.
07DÖLSACH – AGUNTUM: EIN HAUCH ITALIEN IN DEN ALPEN
Tirol
Im heutigen Osttirol befand sich in vorgeschichtlicher Zeit das Siedlungsgebiet des keltischen Stammes der Laianci, die der Bezirksstadt Lienz ihren Namen vererbt haben. Nur wenige Kilometer flussabwärts, bei Dölsach, liegt Aguntum, eine unter Kaiser Claudius (41–54 n. Chr.) zum autonomen municipium (Statutarstadt) erklärte Straßensiedlung als antiker Zentralort des Lienzer Beckens. Der Ort lag genau am Gabelpunkt der über den Großglockner nach Salzburg und weiter in den Donauraum führenden Straße und dem über das Pustertal nach Rom ziehenden Hauptverkehrsweg entlang der Drau. Daher wurde Aguntum auch nicht wie die meisten anderen römischen Städte mit einem rechtwinkligen Straßenraster ausgestattet, die öffentlichen Bauten im Zentrum orientierten sich vielmehr an einer der beiden Fernstraßen.
Heute empfängt den Besucher direkt an der Bundesstraße 100 ein ausgedehntes Ruinengelände mit einem modernen großzügigen Museumsbau. Vom Parkplatz des Museums bzw. von der neuen Brücke der B 100, die direkt über das Schutzhaus über dem antiken Atriumhaus verläuft, kann man sich einen ersten Überblick über das Ruinengelände verschaffen. Auch die Topografie mit dem tief in das Gelände eingeschnittenen Bett des aus 2.500 m Höhe herabstürzenden Debantbachs lässt sich von hier aus gut erfassen. Der Bach begrenzte im Westen und Süden das Verbauungsgebiet der Römerstadt, das im Laufe der Jahrhunderte durch ihn teilweise abgegraben bzw. mit meterhohen Murenablagerungen und großen Geröllbrocken überdeckt wurde.
Anschließend geht man am besten auf der Nordseite der B 100 an den Resten einiger Wohn- und Gewerbebauten der Spätantike vorbei und auf antiker Straßenlinie von Osten auf das ursprünglich 3,5 m breite und später auf 9,5 m erweiterte Haupttor der sog. Stadtmauer zu. Das Tor besitzt in seiner wohl mittelkaiserzeitlichen Ausbaustufe zwei Durchfahrten und wird beidseits von je einem quadratischen Turm flankiert. Da beide Türme an der stadtauswärtigen, vom Tor abgewandten Seitenmauer einen ebenerdigen Eingang besitzen, kann die Anlage zumindest in ihrer ursprünglichen Bestimmung nicht Verteidigungszwecken gedient haben. Zwei weitere, kleinere Durchgänge (lichte Weite 3,5 m) in der sog. Stadtmauer befanden sich in verschiedenen Zeitstufen weiter im Süden und führten auf ein Gelände, das in noch ungeklärter Weise zum anschließend zu besprechenden Atriumhaus gehörte. Das Material aus Abfallgruben in diesem Gelände, die der sog. Stadtmauer zeitlich vorausgehen, erlaubt eine Datierung der Mauer im bereits fortgeschrittenen 1. Jh. n. Chr., also noch in der Frühphase der Stadt. In dieser seit der Eingliederung von Noricum in das römische Reich im Alpenfeldzug (16/15 v. Chr.) anhaltenden Friedenszeit gab es aber für die Errichtung von Stadtmauern keinen äußeren Anlass. Aguntum wäre damit das einzige municipium der ganzen Provinz gewesen, das in der frühen oder mittleren Kaiserzeit eine Stadtmauer erhalten hätte. Dieses Privileg stand bis in die Notzeit der Spätantike nur dem ranghöheren Stadttyp der colonia zu.
Abb. 15 Aguntum, Gesamtplan der Ausgrabungen.
Es gibt auch an den übrigen Seiten der Stadt keinerlei Hinweise auf eine derartige Fortifikation. Deswegen wird der Zweck dieser schnurgeraden, auf einem 3,5 m breiten Fundament errichteten Ostmauer in der Forschung seit Jahrzehnten heftig diskutiert. Vorschläge für eine Funktion als Murenabwehrriegel oder Sperrmauer gegen die das Drautal heraufziehenden Horden der germanischen Markomannen um 170 n. Chr. fanden aber nur wenig Anklang, schon deshalb, weil Wohnbauten des 2./3. Jhs. n. Chr. zu beiden Seiten der Mauer festgestellt werden konnten. Einen bisher unbeachteten Hinweis gibt die Bautechnik selbst. Die nur alle 14,8 m (50 röm. Fuß) mit Querriegeln verbundenen, drei Fuß breiten Mauerschalen bildeten einen Kanal aus, der bei der Ausgrabung mit Erde und losen Steinen verfüllt war. Eine derartige Bauweise ist für Stadtmauern ungeeignet, in Verbindung mit der schnurgeraden Mauerführung aber für eine Wasserleitung durchaus angemessen. Für die definitive Zuweisung einer solchen Funktion wären aber die bisher fehlenden Kenntnisse zu den Endpunkten und der ursprünglichen Mauerhöhe wichtig. Eine mit einem Aquädukt zu kombinierende Möglichkeit wäre, dass die dadurch entstandene Sperre nicht gegen feindliche Truppen gerichtet war, sondern der Kontrolle von durchziehenden Viehherden und Handelskarawanen diente. Über das Pustertal lief die bequemste und für Viehtriebe am besten geeignete Route aus dem gesamten zentralen Ostalpenraum nach Italien. Die Überwachung war denkbar einfach. Sollte die Mauer irgendwo eingerissen werden, um mit einer Herde oder Karawane den Kontrollposten des staatlichen Zolls am Tor zu umgehen, versiegte sofort das über den Kanal zum Torturm geleitete Wasser und alarmierte die dort postierte Wache.
Abb. 16 Aguntum: Blick auf die sog. Stadtmauer mit dem nördlichen Torturm und das anschließende Ruinengelände des Atriumhauses, mit dem Schutzbau über dem Atriumbereich.
Betritt man die Stadt durch das Haupttor und geht die Hauptstraße entlang, so liegt gleich linker Hand, markiert durch einen auffälligen schwarzen Schutzbau, das Atriumhaus. Der auf einem mindestens 5.000 m2 großen Grundstück errichtete Komplex besteht aus vier großen Funktionsbereichen. Das eigentliche Atriumhaus, das einzige seiner Art im klimatisch dafür ungeeigneten Alpenraum, und ein axial anschließender Säulenhof dienten dem Wohnbedarf und der Repräsentation des Hausherrn gegenüber Gästen und Klienten. Der heute im Schutzbau eingehauste Wohntrakt besitzt die Eingangsseite im Norden an der Hauptstraße. Gegenüber im Süden liegt der für Empfänge des Hausherrn dienende Hauptraum (tablinum), womit die Wintersonne unter der gartenseitigen Vorhalle in diesen hinein scheinen und ihn erwärmen konnte, während die hochstehende Mittagssonne im Sommer von der Vorhalle abgefangen wurde. Beidseits der von Eingang, Atrium und Tablinum gebildeten Hauptachse lag je eine Reihe verschieden großer Wohn- und Wirtschaftsräume, über diesen, im anzunehmenden Oberstock, die Schlafzimmer. Das ursprünglich nicht beheizbare Atriumhaus wurde um die Mitte des 1. Jhs. n. Chr. in der Stadtgründungsphase errichtet und mehrfach umgebaut, im Laufe des 2. Jhs. n. Chr. erhielt es auch einige beheizbare Räume.
Abb. 17 Aguntum: Der Fleischmarkt mit wassergekühlten Lagerkompartimenten im Erhaltungszustand während der Ausgrabungen 2010.
Das Atrium im Zentrum besaß ein zentrales Sammelbecken, das das vom nach innen geneigten und in der Mitte ausgeschnittenen Dach herabrinnende Regenwasser auffing. Ein Kanal leitete das Wasser dann in der Hausachse nach Süden in ein großes, etwa 1,5 m tiefer als das Haus liegendes Gartenperistyl, also einen allseitig von Säulenhallen umstandenen Gartenhof mit von Landschaftsmalereien geschmückten Wänden, auf den man vom Tablinum hinausblickte. Ein in seiner Mitte aufgestelltes monumentales Marmorwasserbecken (heute im Museum) gehörte wohl zu einer Springbrunnenanlage. Der Peristylhoftrakt wurde im Süden durch eine repräsentative Raumreihe abgeschlossen. In deren Mitte lag das Sommertriklinium, ein zum Hof hin offener Speisesaal für große Abendempfänge.
Der dritte große Bereich, östlich an das Atriumhaus anschließend, wurde von einem langgestreckten Hof erschlossen, der von der Hauptstraße aus befahrbar war. Dessen Längsseiten waren im Osten und Westen mit Hallen ausgestattet. An der südlichen Schmalseite lag ein Badegebäude, hinter der östlichen Halle ein Trakt, der am ehesten als Wohnbereich für gehobene Gäste interpretiert werden kann.
Der vierte Funktionsbereich wird durch einen Zwickel zwischen dem Gästetrakt und der sog. Stadtmauer sowie eine große Freifläche südlich davon gebildet. Dieses Gebiet konnte durch die oben bereits angesprochenen Durchgänge durch die sog. Stadtmauer leicht beliefert werden, ohne die repräsentativen oder dem Wohnen vorbehaltenen Gebäudetrakte zu tangieren. Etwa ein Dutzend L-förmig um diese Flächen gruppierte Lager- und Wirtschaftsräume komplettierten diesen Trakt. Der Gesamtkomplex des Atriumhauses mit den ausgedehnten Wirtschafts- und Lagerflächen und vor allem dem direkten Zugang durch die große Sperrmauer dürfte kaum einem privaten, aus Italien zugewanderten Handelsherren gehört haben, sondern viel eher dem kaiserlichen Zollverwalter bzw. Zollpächter, der von allen durchkommenden Waren und Tierherden ein Vierzigstel des Wertes (2,5 %) als staatliche Abgabe einhob. Wahrscheinlich gingen auch viele hier gestapelte Waren oder Lebendvieh sowie Zoll- und Steuereinnahmen direkt weiter an die statthalterliche Residenz in Virunum oder die Armeeeinheiten an der Donaugrenze. Die Bedeutung und Größe des Atriumhauskomplexes wird erst richtig deutlich, wenn man die Ruinen der Privathäuser auf den gegenüber liegenden Flächen zum Vergleich heranzieht.
Abb. 18 Aguntum, Blick von der Aussichtswarte auf die großen Thermen, im Vordergrund das Caldarium mit den beiden Heißwasserbecken.
Nach den bisherigen Forschungsergebnissen gehört das etwa zur Hälfte ausgegrabene Forum ebenfalls in die Frühphase der Stadt. Von dem quadratischen, von Hallen umschlossenen Platz (Seitenlängen ca. 65 m) sind bisher vor allem die südliche und östliche Außenseite mit jeweils einer Reihe von acht bis zehn Räumen hinter der Halle bekannt. Ein besonders hervorgehobener, aus der Bauflucht nach außen vorspringender Saal ungefähr in der Mitte beider Raumzeilen diente vielleicht dem Staatskult oder als Sitz der städtischen Behörden. An der südlichen Außenseite, entlang der Hauptstraße, verlief eine von dem gerade erwähnten Saal unterbrochene Porticus als überdachter Fußgängerbereich.
Im Westen schließt direkt an das Forum der Fleischmarkt (macellum) an. Diese sehr durchdacht konstruierte Anlage besteht im Grundriss aus einem quadratischen Baukörper (Seitenlänge ca. 18 m), in den zwei konzentrische Kreise eingeschrieben sind. Aus diesen Kreismauern wurden zehn Segmente gebildet, zwei einander gegenüberliegende Zugänge und acht mit hergeleitetem Gebirgsbachwasser gekühlte Abteile. Hier wurde das Fleisch geschlachteter Rinder gelagert und mit dem abrinnenden Kühlwasser Blut und anderer Schlachtabfall entsorgt. Wendet man sich nun nach Norden, so passiert man die Mauern eines großflächigen und einst reich mit Marmor ausgestatteten, aber nur teilweise ausgegrabenen Gebäudes unbekannter Funktion und erreicht danach – nördlich der zum Großglockner führenden zweiten Fernstraße die großen Thermen. Über diese mehrphasige Anlage verschafft man sich am besten einen Überblick vom 18 m hohen Aussichtsturm. Im Zentrum liegt ein mit flächiger Fußbodenheizung (hypocaustum) ausgestatteter Apsidensaal, der Heißbaderaum (caldarium) der ersten Bauphase (Länge ohne Apsis ca. 15 m). Größe und Form sind typisch für Thermenanlagen der ersten Hälfte des 1. Jhs. n. Chr., als Aguntum gegründet wurde. Die Mauern sind im konservierten Befund deutlich tiefer gegründet bzw. weniger hoch aufgemauert als die des wesentlich komplexeren jüngeren Badehauses, das dem Reihentyp angehört (Gesamtlänge ca. 40 m). Der Eingang dazu lag im Westen, über die Garderobe (apodyterium), das Kaltbad (frigidarium) und den lauwarm beheizten Aufenthaltsraum (tepidarium) gelangte man in das caldarium. Beide eigentlichen Baderäume besaßen jeweils zwei Wasserbecken, die an den äußeren Schmalseiten lagen. Ganz im Osten, vor dem Aussichtsturm, lag der Heizraum, im Norden sorgten zusätzliche hypokaustierte Räume in den kühleren und kalten Jahreszeiten für einen komfortablen Aufenthalt während des nach dem Badevorgang üblichen Entspannens mit Massagen, Körperpflege, Literaturlesungen und anderen Vergnügungen.
Anschließend an die Thermen liegen im Gelände nach Norden und Osten verstreut die Grundmauern von Wohn- und Wirtschaftsbauten. Im sog. Handwerkerviertel dominieren zweiräumige Häuser mit einfachen Feuerstellen; zahlreiche hier gefundene Schlackenreste deuten Eisenverarbeitung an.
Geht man am nördlichen Ende des erhaltenen Teils der sog. Stadtmauer vorbei, so gelangt man zum Ausgang aus dem Ruinenpark an ungefähr der Stelle, an der bereits 1912 eine heute wieder zugeschüttete frühchristliche Kirche mit einem umgebenden Gräberfeld ausgegraben wurde. Es handelte sich dabei um einen einfachen Rechteckbau mit der symbolträchtigen Länge von 100 Fuß (29,4 × 9,4 m) mit frei stehender Priesterbank. Allgemein geht die Forschung heute davon aus, dass Aguntum im 5. Jh. n. Chr. aufgegeben wurde und die Bewohner in die besser zu schützende Siedlung am nahen Kirchbichl bei Lavant übersiedelten.
Adresse
Archäologiepark Aguntum und Museum Aguntinum
Stribach 97
9991 Dölsach
Tel. +43 4852/61550
E-Mail: aguntum@aon.at
Literatur
M. Tschurtschenthaler – M. Auer, Municipium Claudium Aguntum – die frühen Befunde, in: U. Lohner-Urban – P. Scherrer (Hg.), Der obere Donauraum 50 v. bis 50 n. Chr. – Berlin 2015, S. 337–349;
E. Walde – G. Grabherr, Aguntum − Museum und archäologischer Park, Dölsach 2007.
Am Kirchbichl liefern sich thesengeleitete Ausgrabungswissenschaft und moderne Mythenbildung zu keltischen Opferbräuchen und spätantiken Festungen seit über einem halben Jahrhundert ein spannendes Match.
08LAVANT, DER KIRCHBICHL – KUPFERBERGBAU VOM NEOLITHIKUM BIS IN DIE SPÄTANTIKE
Tirol
Die Ortschaft Lavant liegt 2 km flussabwärts von Aguntum. Der am südlichen Ortsrand etwa 120 m steil über dem Tal aufragende Kirchbichl (Gipfel bei 812 m ü. M.) bildet mit seinen beiden Kirchen einen markanten Orientierungspunkt im Drautal. Der Kirchbichl war seit dem ausgehenden Neolithikum wegen des in der Umgebung möglichen Kupferbergbaus bis in die späte Latènezeit kontinuierlich besiedelt.
Ab dem 1. Jh. n. Chr. zog das römische Aguntum die meisten Menschen im Lienzer Becken an, aber bereits im späteren 3. Jh. n. Chr. dürfte der Kirchbichl wieder stärker in den Fokus der Siedlungstätigkeit gerückt sein. Es entstand eine bis in das 6. Jh. n. Chr. bewohnte Siedlung mit einer Reihe von meist zwei- bis vierräumigen, durchwegs mit Fußbodenheizungen ausgestatteten Häusern. Von diesen wurden einige mit gut erhaltenen Boden- und Wandheizungssystemen exemplarisch konserviert und mit Flugdächern geschützt. Eine Gussform (für Bronze) und ein 7 kg schwerer Roheisenblock (jetzt im Museum), die bei einem Schmelzofen gefunden wurden, belegen (wie schon in der Prähistorie) Metallverarbeitung als wesentlichen Zweck der Siedlung.
Zwischen der fünften und sechsten Serpentine des Aufweges trifft man auf die Überreste einer spätantiken Kirche. Über die genaue Funktion und Datierung der verschiedenen Bauphasen herrscht in der Forschung Uneinigkeit. Die erste Bauphase (Gesamtlänge des Baues 31,6 m) dürfte der ersten Hälfte des 5. Jhs. n. Chr. entstammen. Im Westen bot ein korridorartiger Vorraum drei Zugänge zur Kirche im Osten und einen zum Baptisterium (Taufraum) mit vertieftem Taufwasserbecken im Westen. Der mit Marmorplatten und Säulen prächtig ausgestattete Kirchensaal endete in einer nach Osten U-förmig über 4 m vorspringenden Apsis, neben der zwei kleine sakristei-artige Räume platziert waren. Der Altarraum war mit Schranken umstanden, nach Westen führte daraus ein Steg (solea) zur Kanzel (ambo), im Osten lag die halbkreisförmige Priesterbank.
Abb. 19 Lavant, Kirchbichl, zweigeteilte spätantike Bischofskirche mit halbrunden Priesterbänken.
Im späteren 5. Jh. n. Chr. wurde die Apsis im Osten abgetragen und stattdessen ein zweiter, dem Märtyrer- bzw. Reliquienkult gewidmeter Kirchenraum mit einem über einer Reliquiengrube errichteten Altar und halbrunder Klerusbank errichtet. Die ehemaligen Seitenräume wurden zu Begräbnisnischen (für Bischöfe oder Stifter?) umgestaltet. Gleichzeitig oder noch später wurde auch der Altarbereich im alten Hauptsaal stark vergrößert. Der Ausbau (Gesamtlänge nun ca. 42 m) mit Betonung der nur von Klerikern genutzten liturgischen Bereiche dürfte mit der Übersiedlung des Bischofs von Aguntum nach Lavant im Laufe des 5. Jhs. n. Chr. in Zusammenhang stehen. Dabei könnten die Reliquien der alten Bischofskirche nach Lavant übertragen worden sein.
Die Bischofskirche wurde bis mindestens in das 6. Jh. n. Chr. hinein benutzt, eine späte notdürftige Reparatur wird heute mit einer Zerstörung infolge der Schlacht von Aguntum im Jahr 610 begründet. Damals vernichteten die ins Drautal vordringenden Slawen den bairischen Heerbann, konnten sich aber im heutigen Osttirol anscheinend nicht längerfristig festsetzen.
Dies ergibt sich auch daraus, dass die etwas oberhalb der spätantiken Bischofskirche liegende, bis heute als Pfarrkirche dienende Kirche St. Ulrich eine ungebrochene Bautradition seit dem 5. Jh. n. Chr. aufweist. Eine einschiffige Kirche (Länge 14,6 m) mit Ostapsis, Priesterbank und außen angesetzten, kleinen, kreuzarmartig vorspringenden Räumen (Annexen) wurde in einer zweiten Phase um 7 m nach Westen verlängert, wohl um die gleichzeitige (?) Verkleinerung des Laienraumes in der Bischofskirche auszugleichen. Im Frühmittelalter wurde nur noch der spätantike Priesterraum als stark verkleinerte Kirche adaptiert, zu der auch ein Friedhof gehörte. Von hier führt das Baukontinuum über zwei gotische Vorgängerkirchen zu dem heutigen barocken Gotteshaus.
Bei den um 1950 begonnenen Ausgrabungen auf der Bergspitze wurde ein vom Chor der gotischen Kirche St. Peter und Paul überbautes quadratisches Mauerviereck (ca. 8 × 8 m) freigelegt und konserviert. Lange wurde es als Fundament eines gallorömischen Tempels und Zeichen einer bis in die keltische Zeit zurückreichenden Kulttradition gedeutet. Als Argument dafür wurde ein allerdings erst seit dem 17. Jh. nachweisbarer Brauch, zu Ostern einen geschmückten Widder von Virgen nach Lavant zu führen, verwendet. Obwohl die Forschung längst erkannt hat, dass hier der Rest einer mittelalterlichen Burg, vielleicht der Bergfried des 15. Jhs., vorliegt – weitere zu dieser Burg gehörende Gebäude liegen gleich westlich der Kirche – ist diese romantische, aber letzthin völlig aus der Luft gegriffene Deutung in der heimatbezogenen lokalen Literatur noch immer unausrottbar verankert. Auch die ursprünglich als römische Befestigungsanlage angesehene Toranlage und das südöstlich von dieser liegende sog. Haus des Burgkommandanten im unteren Bereich des Kirchbichls (Tor = 3. Serpentine nach dem Museum) dürfen gesichert als Teil einer spätmittelalterlichen Burganlage gelten. Nach heute vorherrschender Meinung stammen alle diese Anlagen aus der Zeit ab 1444, als die Grafen von Görz eine Defensionsordnung (= Regelwerk zur Landesverteidigung) erließen, der auch ihre Vasallen in Lavant zu folgen hatten. Da allerdings bereits 1485 als Weihejahr der Kirche St. Peter und Paul überliefert ist, scheint dieser Burg kein langer Bestand beschieden gewesen zu sein.
Ein Besuch der Kirche auf dem Gipfel lohnt sich, abgesehen von den Burgruinen, um die herrliche Fernsicht über das Lienzer Becken zu genießen – und auch wegen der in den Mauern und im Altar verwendeten römischen Relief- und Inschriftensteine.
Abb. 20 Mit einem Schutzdach versehener, beheizter Teilbereich eines spätrömischen Wohnhauses.
Adresse
Museum im Untergeschoss der Aufbahrungshalle
am Fuße des Kirchbichls
9900 Lavant
http://www.uibk.ac.at/klassische-archaeologie/Grabungen/Lavant.html;
http://www.aguntum.info/?maincontent &mid=20.
Literatur
M. Pizzinini – M. Tschurtschenthaler – E. Walde, Der Lavanter Kirchbichl. Ein heiliger Berg in Tirol. Archäologie- und Kirchenführer Lavant, Lavant 2000;
G. Grabherr – B. Kainrath (Hg.), Die spätantike Höhensiedlung auf dem Kirchbichl von Lavant. Eine archäologische und archivalische Spurensicherung, Innsbruck 2011 (= IKARUS, Bd. 5).
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