Kitabı oku: «Der lange und der kurze Weg», sayfa 3
„Wie wäre es, wenn ich die wundervolle Aufgabe übernähme, dich glücklich zu machen?“ Sie lagen regungslos und still in den frisch duftenden Laken, mit ihren Körpern verschränkt, als gäbe es in diesem Bett nur ein einziges Wesen.
Dann rollte er sich ein Stück beiseite und begann ihre Wünsche zu erfüllen.
Als er ihr Rock und Bluse abgestreift hatte, war ein guter Teil von dem getan, was Platz schuf für die Wege seiner Lippen und Hände über ihre freigelegte Haut.
Bald lag Marlene wie eine aufgeblühte Rose mitten im großen Bett, folgte mit vor Freude weit geöffneten Augen Tobias Bewegungen, als er zuletzt seine Cord-Jeans beiseitelegte und auch sein letztes Kleidungsstück abstreifte.
Sie rekelte sich, spannte die Muskeln an und schob sich lächelnd auf ihn zu.
„Ich weiß immer noch nicht, was ich an dir so Besonderes finde!“ sagte sie in die Stille der auf beiden Seiten wachsenden Erregung hinein.
„Du bist mir gegenüber frech, unverschämt und himmelschreiend selbstbewusst gewesen!“
„Ich weiß!“ erwiderte er. „Aber manchmal fängt etwas genauso an, was man ‚Liebe’ nennt. Das ist so, auch wenn zwei zuerst glauben, dass man den Anderen nicht ertragen kann. Man reibt sich aneinander; dann wird das Aneinander-Reiben immer zärtlicher, bis man entdeckt, dass nichts wichtiger ist, als mit dem Anderen zusammen zu sein.“
„Ja“, sagte sie, „ich möchte mit dir zusammen sein, -jetzt!“
Sie bemerkte ein Frösteln auf ihrer Haut, obwohl der Raum wohl temperiert war.
Dies war kurz bevor er eine Hand auf ihre Hüfte legte und die andere unter ihrer Achsel hindurch zu ihrer Schulter hinaufschob. Dann deckte er ihren Körper wie mit einem samtenen Mantel zu. Tobias ruhte zwischen ihren Schenkeln und ließ sie spüren, dass sie seine Frau war.
Die Zelte der Cevennen

I.
Neville wuchtete sein Gepäck aus dem Zug, der im winzigen Bergbahn-Bahnhof haltmachte; er rechnete damit, der einzige Passagier zu sein, der hier den Zug verließ.
Sein Kumpel Lester sollte heute dabei sein, hatte sich aber dann drei Tage vor der Abreise beim Sprung aus dem Bus das Bein gebrochen. Er aber ließ sich nicht abhalten und machte sich allein auf die lange geplante Cevennentour.
Beim Absetzen des Rucksacks auf dem Bahnsteig nahm er aus dem Augenwinkel am anderen Ende des Zuges eine Bewegung wahr.
Zwei weitere Passagiere rollten und schoben ihr Gepäck ins Freie.
Als die beiden sich Neville näherten, konnte er einen Blick auf vier wundervolle Frauenbeine werfen, die aus kurzen Leinenhosen mit verführerischen Rundungen herausschauten.
„Hey“, begrüßte er sie, „sagt bloß, ihr wollt die Cevennen unsicher machen. Die schmalen Passagen sind ja hier nicht ohne; da hat frau aber einiges dran zu knabbern!“
Hanna und Jeanette, die beiden Alpinen aus Deutschland, gruben ihm gleich das Oberwasser ab.
„Wenn du dich alleine nicht traust, darfst du bei uns Sherpa spielen“, gab ihm die blonde Hanna Zunder, während die dunkle Jeanette sich gnädiger zeigte.
„Drei gegen die Cevennen schaffen das besser als nur zwei.“
II.
So waren sie sich schnell einig, den Weg durch Wald und Fels gemeinsam anzugehen und verbrachten einen sonnigen und fröhlichen Tag bei einem geruhsamen Anstieg.
Das eine oder andere Mal kam Bedauern in ihm auf, Bedauern für Lester, der sich so gut darauf verstand, das lebhafte Interesse attraktiver Frauen auf sich zu ziehen. Auf der anderen Seite genoss es Neville aber auch über alle Maßen, so die ungeteilte Aufmerksamkeit seiner beiden liebenswerten Begleiterinnen zu erhalten, die mit zunehmender Hitze und Anstrengung nach und nach auf Teile ihrer Kleidung verzichteten.
In der Nacht jedoch ließen sie ihn allein in seinem Zelt, wo die Bilder des Tages ihn noch lange nicht zur Ruhe kommen ließen. Die weich schwingenden Hüften Hannas vor Augen und in frischer Erinnerung der Blick zurück auf Jeanettes Oberkörper, den ein Bikini-Oberteil nahezu rein symbolisch verhüllte.
Am Vormittag des folgenden Tages querten sie einen Geröllhang, dessen Tücken alles veränderte.
Neville verlor für kurze Zeit den festen Stand, seine Packtasche mit Zelt und Schlafsack glitt ihm von der Schulter und rutschte weiter unten in einen tiefen Spalt, - ohne Chance, ihn dort wieder herauszuangeln.
Schon in der Nacht zuvor waren sie sich einig gewesen, dass selbst jetzt im Hochsommer es am Berg doch zu kühl war, um im Freien zu übernachten.
Neville war jetzt auf die Großzügigkeit von Hanna und Jeanette angewiesen.
„Das hatte ich mir schon etwas komfortabler vorgestellt!“ verkündete Jeanette. „Aber was hilft es? Du kommst mit in unser Zelt!“ gab sie ihren Entschluss bekannt.
Hanna schien die Sache noch viel lockerer anzugehen.
„Den klemmen wir zwischen unsere beiden Schlafsäcke ein; dann kann uns nichts passieren, nicht wahr, Neville? Wirst schon nicht erfrieren. Und dann schauen wir weiter.“
Doch nach drei Stunden, in denen er wegen der Kühle kein Auge zu bekommen und den Schlaf aller unmöglich gemacht hatte, musste auf die Schnelle eine Lösung her.
Hanna fackelte nicht lange und machte dem Gezappele ein Ende.
„Wir sind beide ziemlich schlank, Neville. Du passt mit in meinen Schlafsack, aber versprich mir… na, du weißt schon!“
Einen Moment lang war er versucht, seine Wohltäterin zu ärgern.
„Ich kann dir da überhaupt nichts versprechen“, lag ihm auf der Zunge.
Stattdessen spielte er das Unschuldslamm.
„Aber, Hanna, ich bin ja schon deswegen garantiert brav, weil ich total übermüdet bin.“
Tatsächlich schlief er sofort ein; aber als er aufwachte und den warmen Körper der jungen Frau, ihren Rücken und ihre Schenkel spürte, stellte er fest, dass er sie von hinten umarmt hielt, eine Hand auf ihrem Bauch, die andere auf ihren Brüsten.
Vorsichtig zog er seine Hände zurück und bemerkte dabei, dass sie längst wach lag, ohne sich zu rühren und ohne sich zu empören.
„Ich wollte das nicht, Hanna“, gestand er kleinlaut, „warum hast du mich nicht geweckt?“
„Warum denn?“ murmelte sie, „ich fand es so ganz schön.“
Er bedauerte, ihr Gesicht dabei nicht sehen zu können. Der Klang ihrer Stimme unterstrich, dass sie seine Hände an ihrem Körper genossen hatte.
Von der anderen Seite her mischte sich jetzt Jeanette ein.
„Was ist schön, Hanna?“, fragte sie voller Neugier.
„Nicht so wichtig“, behauptete Hanna, „ich erzähl es dir später.“
III.
Neville hatte während des ganzen Tages keine Gelegenheit herauszubekommen, ob Hanna ihrer Freundin deutlich gemacht hatte, was denn so schön gewesen sei, dass sie dies ihm, Neville, unbedingt mitteilen musste.
Als sich der Abend näherte und sie einen Schlafplatz für die Nacht gefunden hatten, führte jedoch nichts an einer gemeinsamen Beratung darüber vorbei, wie Neville die Nacht verbringen könne, ohne durch heftiges Zittern die Nachtruhe der beiden Freundinnen zu stören.
Hanna rückte zögernd mit der Wahrheit der letzten Nacht heraus; Jeanette wirkte zunächst pikiert, da sie draußen vorgeblieben war.
Neville beteuerte in einer Tour, dass er die ganze Zeit über in Hannas Schlafsack wie ein Stein geschlafen habe, keusch und unschuldig.
Er stellte mit großem Erstaunen fest, wie leicht Jeanette bereit war, seinen Beteuerungen Glauben zu schenken, zu Hannas Erleichterung.
Aber sowohl sie als auch Neville wunderten sich doch dann sehr, als Jeanette den Vorschlag unterbreitete, Neville möge, aus Gründen der Gerechtigkeit, in der kommenden Nacht Gast in ihrem Schlafsack sein.
Er sah gewisse Komplikationen auf sich zukommen, da er während der ersten beiden Tage bei sich eine zunehmende Unruhe festgestellt hatte, wenn ihm Jeanette sehr nahe kam oder zeitweise mit ihm allein war.
Gleiches war ihm bisher mit Hanna noch nicht passiert, selbst wenn sie, -er war sich dessen sicher-, bewusst seine Nähe suchte oder ihn berührte.
In der vorigen Nacht war er ja aus den bekannten Gründen nicht ansprechbar; in einer der folgenden Nächte würde Hanna die Gelegenheit nicht so einfach verstreichen lassen, wenn er gut ausgeruht zu ihr in den Schlafsack kriechen würde.
Zunächst jedoch sah Neville der kommenden Nacht mit großer Unsicherheit entgegen. Allein schon weil die weiblichen Formen Jeanettes viel ausgeprägter waren, würde die größere Enge im Schlafsack seine heimlichen Wünsche wachsen lassen. Und Hanna würde gewiss ein wachsames Auge auf das Geschehen im Schlafsack nebenan haben.
IV.
Wie schon am vorigen Abend wechselte er seine Kleider für die Nacht im Zelt, die Frauen absolvierten den Wechsel diesmal dahinter.
Nacheinander schlüpften die beiden wieder ins Zelt; im schummrigen Licht sah er kaum etwas, wusste aber, dass ihre Pyjamas die gleichen blauen Streifen aufwiesen.
„Komm“, hörte er Jeanettes Stimme zu seiner Linken, „ich bin schon drinnen.“
Er schob seine Hand tastend vor, bis er auf ihre Schulter traf und erwischte mit der anderen Hand den Reißverschluss.
So glitt er ohne große Schwierigkeiten an ihre Seite.
Erst als er begann den Reißverschluss hinaufzuziehen, wurde es enger.
Ihre Hüften stießen aneinander und er wusste nicht so recht, wohin er mit seinen Händen sollte.
Zuletzt ließ er es einfach darauf ankommen, wie Jeanette darauf reagieren würde. Auf der Seite liegend, Jeanettes Rücken vor sich, legte er vorsichtig seine Hand auf ihrer Hüfte ab und wartete verhalten atmend ab.
Schon glaubte er, sie hätte seine Hand deshalb nicht bemerkt, weil sie sehr schnell Schlaf gefunden hatte. Doch dann legte sich ihre Hand streichelnd auf seine, zog ihn näher, sodass er mit seinem Körper folgte.
Der stärker werdende Duft ihrer Haare zeigte ihm an, dass er sich ihren Schultern und ihrem Nacken näherte.
Seine Hand an ihrem Körper, spürte er, dass sie begann, die Lage ihres Körpers zu verändern; sie wendete sich ihm zu.
Als Neville den warmen Hauch ihres Atems an seinem Hals spürte, ließ ihr Griff an seiner Hand los und wurde gleich darauf an seinem Rücken spürbar, denn sie schmiegte ihren Körper fest an ihn.
Ihre Lippen berührten seine Brust; der Druck ihrer Brüste fachte seine Erregung an und schließlich schob sie ein Knie zwischen seine Beine.
In dieser Weise umarmt, ganz und gar aufgeputscht, war er zur Passivität verurteilt.
Kein Gedanke daran, mit Armen und Mund auf Erkundung zu gehen, seine Bewegung den ihren entgegenzusetzen; denn nebenan wäre Hanna mit solch einer hörbaren und spürbaren Entwicklung nicht einverstanden gewesen.
Neville hielt still, genoss zwar die zärtlichen Berührungen, litt aber auch fast in gleichem Maße.
Während Jeanettes gleichmäßige Atemzüge verkündeten, dass sie in Nevilles Umarmung Schlaf gefunden hatte, erlaubte ihm seine Erregung kaum mehr als ein paar kurze Phasen der Nachtruhe.
V.
Gegen Morgen schien er jedoch längeren Schlaf gefunden zu haben, denn er erwachte im Schlafsack, auf dem Rücken liegend und allein. Zunächst erhoben sich bei ihm Zweifel, ob die vorige Nacht wirklich so verlaufen war, wie er sich erinnerte. Also, alles nur ein Traum?
Flüsternde Stimmen, die von draußen an sein Ohr drangen, machten ihn neugierig, aber Hannas und Jeanettes Worte waren hier drinnen nicht zu verstehen. Als er an die frische Luft kroch, verstummten sie.
Sein Blick wanderte zwischen beiden hin und her.
„Na gut, ich gebe auf“, gestand er den beiden, „ich nehme den unteren Weg nach Flammeron, das schaff' ich bis heute Abend. Und ihr habt euren Frieden!“
Jeanette und Hanna wechselten einen schnellen Blick.
„Hast du gehört, Jeanette“, sagte Hanna, „er will sich aus dem Staub machen!“
„Ja“, echote Jeanette, „kaum wird es etwas kompliziert, hat er schon genug von uns.“
„Und dabei hat es doch gerade erst angefangen, Spaß zu machen“, bemerkte Hanna halblaut.
„Soll ich es ihm erzählen“, fragte Jeanette, „soll ich sagen, was er in der kommenden Nacht alles verpassen könnte?“
Jeanette bewegte sich tänzelnd auf Neville zu, blieb sehr knapp vor ihm stehen.
Über die Schulter rief sie Hanna zu:
„Ich glaube, ein klein wenig erinnert er sich wieder an die letzte Nacht.“
„Und wo er seine Hände hatte, als er am Morgen davor wach wurde!“, ergänzte Hanna mit Nachdruck.
„Es gibt keine Probleme mehr“, verkündete Jeanette fröhlich.
„Die Reißverschlüsse unserer beiden Schlafsäcke lassen sich miteinander verbinden; dann gibt es ganz leicht Platz für drei Personen.“
Sie schaute Neville jetzt mit glitzernden Augen an.
„Für drei Männer oder drei Frauen oder… na ja, du weißt schon!“
Jeanette und Hanna lachten hell auf.
VI.
Den größten Teil des Tages hatten sie sich heute durch wellige Talgründe bewegt; die Sonne entfaltete ihre volle Kraft und Neville bewegte sich die ganze Zeit über im Schlepptau der beiden besonders aufgekratzt wirkenden Zeltbesitzerinnen.
Nach einem Blick über die Schulter zu Neville wandte sich Hanna an ihre Freundin.
„Heute Nacht wird es draußen wohl sehr warm bleiben. Vielleicht braucht Neville dann weder Schlafsack noch Zelt.“
Und Jeanette konnte ein Prusten kaum unterdrücken, als sie noch eins drauf sattelte.
„Vielleicht braucht er ja nicht einmal seinen Pyjama.“
Da rief Neville schlagfertig dazwischen:
„Ich vergaß: mein Pyjama ist vorhin in einen Bodenspalt gefallen. Auf den werde ich heute Nacht verzichten müssen!“
Hanna und Jeanette flüsterten darauf hektisch miteinander, kicherten laut, bevor Jeanette hinüberrief:
„Armer Neville! Wir erklären uns mit dir solidarisch!“
Das Nachdenken über diese schräge Bemerkung beschäftigte ihn bis zum Abend.
VII.
Nachdem das Zelt aufgebaut war, sortierte Neville sein restliches Gepäck unter einem Baum am Rand der Wiese. Er hob den Kopf, lauschte und hörte …nichts. Von seinen beiden lebhaften Reisegefährtinnen war nichts zu hören.
Und als er um sich blickte, wurde ihm klar, dass sie weit und breit auch nicht zu sehen waren.
Dies hielt er für eine gute Gelegenheit, das Zelt zu inspizieren; die Geschichte mit den beiden Schlafsäcken, die zu koppeln waren, interessierte ihn.
Außerdem gab es noch ein wenig Helligkeit, um sich alles genau anzusehen.
Als er die Plane zurückschlagen wollte, schallte ihm hell und laut entgegen:
„So kommst du nicht herein!“
Vom Eingang her erspähte er Jeanettes dunkle Locken und Hannas blonde Strähnen. Der Rest steckte im großen Schlafsack.
Er zögerte noch, ob er beleidigt abdrehen sollte, als Jeanette mit sanfter Stimme
fortfuhr.
„Jedenfalls nicht so und auch nicht im Pyjama! Lass dir was einfallen!“
Ihm schwirrte der Kopf.
Was machten die beiden so früh schon im Schlafsack? Hatten sie ihn schlitzohrig beim Wort genommen, als er ihnen von seinem Pyjama etwas vorschwindelte? Und solidarisch wollten sie mit ihm sein!
Der Gedanke ließ ihn nicht los, dass die beiden ihn dort im großen Schlafsack gemeinsam erwarteten, -oder quälten ihn bereits Halluzinationen?
„Egal“, entschloss er sich, „ich wage es einfach.“
Neville begann sich vor dem Zelteingang zu entkleiden; kurz darauf stand er nackt und voller Erwartung im Licht der Dämmerung, holte einmal heftig Luft und schlug ein zweites Mal die Plane zurück.
VIII.
Diesmal war von Hanna und Jeanette, die im Restlicht der Dämmerung sehr wohl erkennen konnten, dass Neville selbst auf seinen Pyjama verzichtet hatte, kein Wort zu hören.
Er ließ sich auf die Knie nieder und tastete sich wie ein Blinder heran, als sähe er nicht die Gesichter der beiden vor sich. Hanna zu seiner Linken, Jeanette zu seiner Rechten, und dazwischen eine Lücke, gerade so breit, dass sie für ihn Platz bot. Dort entdeckte er auch den durchgehenden Reißverschluss.
„Ich hab mir was einfallen lassen! Ihr müsst nur sagen, wenn es euch nicht gefällt.“
Als er in den Schlafsack hineingeschlüpft war, brauchte er nicht allzu lange auf eine Antwort zu warten, auch wenn weiterhin nicht ein Wort gesprochen wurde.
Auf beiden Seiten gab es schwache raschelnde Geräusche.
Erst an der Hüfte, dann unterhalb seiner Achseln und an seiner Brust spürte er weiche Haut, streichelnde Hände und wärmenden Atem.
Hanna und Jeanette deckten je eine Hälfte seines Körpers zu.
Kettenreaktion

I.
„Und wie läuft bei dir das Geschäft, Elzbieta? Waren die Kunden von der letzten Woche noch mal da?“
Die langmähnige Blonde sorgte sich schon eine ganze Weile um ihre Freundin, deren Kreationen für den gängigen Geschmack des Publikums in dieser Stadt zu ausgefallen waren. Sie rückte ihre Kaffeetasse nervös zurecht.
Ihrer Nachbarin am Café-Tisch jedoch war dieses Maß von Unruhe und Besorgnis völlig fremd; sie fuhr sich eher gelassen durch ihr kurzgeschnittenes braunes Haar.
„Ja, schon!“ antwortete sie dann. „Aber die haben sich nur 5 Stücke ausgesucht. Sie wollen aber ihre Geschäftsfreunde demnächst zu mir schicken.“
Sie liebte dieses Murmeln und Gezwitscher ringsum, die ununterbrochene Dynamik der hin und her trippelnden Bedienungen, wenn die Betriebsamkeit ihren Höhepunkt erreichte.
„Darf ich mich zu Ihnen setzen?“ Der halblaute Klang eines Baritons sickerte aus dem wattig-lauen Dunst über ihrem Kopf zu ihr herab.
Ein Mann in weinroter Cordjacke beugte sich zu ihr herab und peilte den freien Stuhl auf der Gangseite an. Da sie auf Sichtweite nur diesen einzigen freien Stuhl erspähen konnte, gab sie ihm schulterzuckend grünes Licht.
Es dauerte nicht lange, bis die blonde Harriet sich aufgekratzt verabschiedete und ins Freie schlenderte; Elzbieta aber ließ sich noch einmal in ihren Stuhl zurücksinken.
Sie rührte unkonzentriert in ihrem Kaffee, -völlig unnötig-, schaute hin und wieder auf und senkte zwischendurch den Blick unruhig auf den Tisch.
Noch ein Schluck und ein Seitenblick, dann war das Maß voll. Sie hob ihr Kinn energisch an und richtete ihre ganze Energie auf den Typ in Weinrot neben ihr.
„Sie schauen mich die ganze Zeit so intensiv an. Manche halten so etwas für unhöflich; andere meinen sogar das wäre aufdringlich. Ist da irgend etwas Besonderes?“
Während sie ihn mit mindestens hundert Volt anblitzte, fing er dieses Gewitter mit einem provozierend ruhigen Blick ab: nachgiebig und werbend. So sehr sie sich auch bemühte und dagegen anging, Elzbieta stand auf verlorenem Posten; sein Blick tat ihr einfach höllisch gut!
Deutlich empfand sie sein Vergnügen, sie zu betrachten; ihre kleine Attacke hatte ihn nicht im Geringsten erschüttert.
„Ja“, antwortete er entspannt, „ganz ohne Zweifel gibt es etwas ganz Besonderes zu sehen. Und das sind natürlich Sie!“
Wer Elzbieta kannte, wusste, dass solch ein Kompliment sie sofort entwaffnen würde. Ihre Bereitschaft zur Empörung war mit einem Mal verschwunden.
Aber so ganz wollte sie ihm seine sie aufwühlende Unbefangenheit nicht durchgehen lassen.
„Ich glaube eher, dass Sie es mit ihrem Blick eher auf mein Dekolleté als auf mich selbst abgesehen haben“, ließ sie einen Hieb gegen ihn los. Ein Akt der berechtigten Notwehr, wie sie meinte.
Er stützte lächelnd seinen Arm auf und legte sein Kinn in die Mulde seiner Hand.
„Warum soll das eine denn das andere ausschließen? Und was ist, wenn mich beides zugleich so fasziniert, dass ich nicht wegsehen kann? Was bleibt mir Anderes übrig?“
Elzbieta war nahe daran, sich seiner Liebenswürdigkeit geschlagen zu geben, obwohl sie keine Ahnung hatte, wozu dies führen sollte.
„Sie haben wohl auf alles eine passende Antwort“, entfuhr es ihr eher kleinlaut als patzig.
Er hob den Kopf und deutete flüchtig mit einem Finger auf sie.
„Dabei habe ich noch gar nicht von dem wundervollen Anhänger gesprochen, der ihren Ausschnitt noch faszinierender macht.“
Elzbietas Interesse und Aufmerksamkeit erlebten eine blitzschnelle Belebung.
Angeregt wendete sie sich dem Tischnachbarn in der roten Jacke zu, damit er sie und ihr Lieblingsstück noch besser im Blickfeld hatte: einen ovalen Bimetall-Anhänger, der knapp über ihren Brüsten schwebte.
„Das ist meine eigene Arbeit“, verkündet sie mit hörbarem Stolz.
„Dann liege ich wohl richtig mit meiner Vermutung, dass Sie Goldschmiedin sind?“ wollte er sogleich wissen.
„Ich merke, dass Sie einen Blick fürs Professionelle haben. Kennen Sie sich in diesem Metier aus?“
„Ja, allerdings“, verriet er ihr, „ich betreibe einen Versandhandel mit Unikat-Schmuck.“
In diesem Moment sah Elzbieta ihre Felle davonschwimmen.
„Einer, der ein großes Geschäft wittert! Einer der so cool tut, weil er die Frauen um den Finger wickeln will!“ dachte sie.
In ihrem Kopf war kein Platz mehr für den Gedanken daran, selbst vor einem sehr willkommenen Verkaufserfolg zu stehen. Wieder mal einer, der falsch spielt! Wieder mal ein eiskalter Taktiker!
Ihr Blick wurde dunkel; sie zog sich abgekühlt in ihren Stuhl zurück.
„Ich denke, dass ich jetzt klarer sehe: Sie interessiert wohl eher der Marktwert meines Anhängers als meine Person oder wenigstens mein Ausschnitt?“
Der ruhige und freundliche Ausdruck seiner Augen wirkte für einen Moment wie eingefroren, trübte sich dann allmählich ein. Und plötzlich wusste sie, wie er sie anschauen würde, wenn ihn einmal Trauer überkäme. Wie sich Verletztheit widerspiegeln würde, ahnte sie bereits.
Sie beugte sich rasch zu ihm hinüber.
„Ach ja“, flüsterte sie, „ich weiß schon: Wieso soll das eine denn das andere ausschließen?“
Ihr helles Auflachen erweckte ihn aus der nur von ihr wahrgenommenen Starre und ließ in seinem Gesicht ein bewunderndes Lächeln aufscheinen, das ihr unendlich gut tat.
„Sagen Sie“, fuhr er fort, mit einer Bewegung auf den Ansatz ihrer Brüste zu. „Kann ich davon noch mehr sehen?“
Sie vergaß von einem Augenblick zum anderen all ihre Zurückhaltung, ihre Scheu davor, einem Mann allzu früh ihre Bereitschaft zu offenbaren, sich ganz und gar auf ihn einzulassen.
„Wovon wollen sie mehr sehen? Etwa von mir?“
Er konnte nicht verbergen, dass er wohl überhaupt nichts dagegen hätte.
„Sagen wir mal: zunächst von ihrem Schmuck… “
Sie bemerkte, dass seine Augen den weichen Kurven ihrer Brüste folgten.
„Danach vielleicht von Ihnen!“
Dabei war sie sich so sicher gewesen, ihn mit ihrer frechen Frage in Verlegenheit gebracht zu haben. Nun war er es, der diese Frage für bare Münze nahm und ihr so fast die Fassung raubte.
Als er dies bemerkte, hätte er seine Bemerkung gern zurückgenommen.
Sogleich sah er jedoch, wie ihr Blick nach und nach immer weicher wurde, bis aus ihrem Mund zwei Worte zu vernehmen waren, nur zwei Worte, aber zwei vielversprechende Worte.
„Mal sehen!“
„Das ist viel mehr, als ich erhofft habe!“, bemerkte er leise.
II.
Leanders scheinbar so sicheres Auftreten verbarg, wie sehr seine Gefühle ihn ins Schwanken gebracht hatten. Das Geschäft mit Unikat-Schmuckstücken war seit Jahren sein Lebensinhalt. Und die Erfahrungen dieser Zeit hatten ihn darin bestärkt, dass vor allem die zwar freundliche aber nüchterne Distanz zu seinen Lieferanten Garant für ein passabel gehendes Geschäft war.
Er spürte, dass mit Elzbieta sich da etwas zu verändern begann.
Auf dem Weg zu ihrem Atelier, als sie durch die Altstadt schlenderten, wagte er dann und wann einen schnellen Blick auf ihr jetzt gelöst wirkendes Profil und hörte ihr zu. Jedenfalls glaubte er, sehr genau hingehört zu haben. Erst jedoch als sie einen kurzen Stop vor einem Schaufenster einlegten, wurde ihm bewusst, dass Elzbieta längst völlig unbefangen zum ‚Du’ übergegangen war. Sie zeigte ihm dort einen Design-Sessel und legte dabei wie selbstverständlich den Arm um ihn.
Die Hofeinfahrt zu ihrer Werkstatt machte einen leicht schmuddeligen Eindruck und führte ins Halbdunkle. Sie wischte seinen skeptischen Blick mit einem Lachen weg.
„Dachtest du, ich hätte einen luxuriösen Laden an der Hauptstraße? Ich bin ja nicht die Top-Designerin der Stadt!“
„Wenn du möchtest, mache ich eine aus dir!“ Er reagierte entschlossen auf Elzbietas Versuch, ihre Fähigkeiten kleinzureden.
Und sie hieß sein Angebot willkommen, als zärtlichen Trost und fernes Licht im Dunkeln. „Dann leg mal los!“
Noch wusste Elzbieta ja nicht, dass für Leander dieses Versprechen den Stellenwert eines Gelübdes, eines Schwures hatte. Denn er hasste nichts so sehr wie leere Versprechungen, -bei anderen sowieso-, aber bei sich selbst würde er den Bruch des Versprechens für eine Todsünde halten. Er ging auf Distanz zu sämtlichen Großmäulern, um nicht selbst eins zu werden.
Der kleine helle Raum war so sehr vollgestopft mit Regalen und Materialschränken, dass sie nur weit hinten eine Ecke fanden, wo Elzbieta ihre kleinen Kunstwerke präsentieren konnte.
„Muss ich jetzt auch noch modeln?“ fragte sie in einem Ton, als wäre es die größte Zumutung für sie, mit dem eigenen Schmuck zu posieren. Er aber sah, dass sie vor Wohlgefühl dahinschmolz und ihn dadurch noch stärker in ihren Bann zog.
Immer wenn er die Kette eines weiteren Anhängers in ihrem Nacken befestigte, lag seine Hand einen Augenblick zu lange auf ihrer Schulter. Unter ihrem Hals drapierte er den Anhänger dann sehr sorgfältig. Dabei streichelten seine Finger wie zufällig immer wieder die feine Haut ihres Dekolletés.
Elzbieta konnte sich nicht dagegen wehren, bei jeder seiner Berührungen vor Erregung kurz die Luft anzuhalten.
Als sie gerade mit ihrem Blick zärtlich sein Gesicht abtastete, hob er für sie unerwartet den Kopf. Voller Verlegenheit wollte sie sogleich wegschauen.
Er aber murmelte in diesem Moment halblaut: „Wie wunderschön!“
Dabei drückt er einen zarten Kuss auf den Ansatz ihrer Brüste.
„Von deinem wahnsinnig tollen Schmuck habe ich ja jetzt schon sehr viel gesehen“, blickte er auf die letzte halbe Stunde zurück.
„Hast du dir das andere auch schon überlegt?“
Elzbieta hatte sehr genau in Erinnerung, auf welche verlockende Möglichkeit er geradewegs zusteuerte.
„Gib mir 24 Stunden Bedenkzeit“, bat sie ihn, obwohl sie ihm zu gerne gleich nachgegeben hätte.
„Du hast ja auch 24 Stunden dich zu entscheiden, was du aus meiner Kollektion nimmst.“
Leander brummte furchterregend.
„Da sieht man mal wieder, wie die modernen Geschäftsfrauen zu pokern verstehen!“
Doch der Blick in ihre Augen verriet ihn.
„Ich brauche keine Bedenkzeit, Elzbieta; ich kaufe deine ganze Kollektion und die nächste dazu im Voraus!“
III.
Allzu gerne hätte Elzbieta die Position der Top-Designerin in dieser Stadt erobert und ihre Kreationen danach landesweit unter die Kunden gebracht. Leander stand unverändert hinter seinem Versprechen, seine ganze Kraft dafür einzusetzen.
Bei sonnigem Wetter machten sie sich auf den Weg in die Landeshauptstadt, wo Leander einen Mini-Stand bei der ersten Schmuckdesign-Ausstellung in diesem Jahr gebucht hatte.
„Schweineteuer, solch ein Brettertisch mit Deko“, hatte er gesagt. „Da ist kein Geld mehr fürs Hotel drin.“
Und er überzeugte Elzbieta davon, dass der buntbemalte Campingbus seines Bruders es auch täte. Ein rollender Untersatz mit einem kompakten Schlafgemach, wo man die Nacht zu zweit verbringen konnte, -als hart arbeitendes gemischtes Team allemal. Genauso gut jedoch auch als ineinander verschlungenes Liebespaar. Doch diesen Gedanken schob er verunsichert von sich fort.
Seit Leander wie berauscht alle Kraft in Elzbietas Karriere-Projekt gesteckt hatte, war sein Wunsch, mehr von ihr zu sehen, nicht mehr über seine Lippen gekommen. Und sie, die Liebessüchtige, war viel zu zurückhaltend, als diesen Teil ihrer gemeinsamen Vision anzumahnen.
„Schließen wir ein brüderlich-schwesterliches Abkommen für die Nacht im Bus!“ schlug er ihr vor. Doch er war völlig blind für Elzbietas große Enttäuschung, welche sie mit Mühe vor ihm verbarg. Er türmte ein Hindernis zwischen ihnen auf, schuf einen Abstand zwischen ihnen, den sie nicht verstand.
Dabei hätte die Nacht unterwegs die Erfüllung ihres Wunsches sein können; er und sie nahe beieinander: alles hätte er von ihr haben können!
Sie nickte nur als Antwort auf seinen Vorschlag.
Seit er ihr versprochen hatte, alles zu tun, um ihr die verdiente Anerkennung für ihre kreativen Fähigkeiten zu verschaffen, hemmten Bedenken seine weiterhin starken Wünsche, Elzbieta zum Liebesspiel einzuladen. Er schreckte zurück vor einer Möglichkeit, die ihn lähmte: was wäre, wenn sie das Gefühl überkäme, sich zu verkaufen?
IV.
Auf dem Campingplatz zwischen Wald und Fluss hatten sie am Abend eine Ecke ganz für sich gefunden, wo Leander jedoch nichts Besseres zu tun hatte, als seinen Ärger hinauszulassen.
Seine Empörung kannte keine Grenzen. Die Jury hatte sich aus seiner Sicht selbst das Misstrauen ausgesprochen und disqualifiziert. Er hockte auf dem Einstiegsholm des Campingbusses und jagte eine flammende Anklage in den Himmel.
Elzbieta lauschte seinen Worten und freute sich still über den dritten Platz, den ihr die Jury der Ausstellung am Nachmittag zugesprochen hatte.
„Ein Skandal“, rumorte Leander, „keiner konnte dir dort das Wasser reichen!“
Er griff nach dem Anhänger an ihrem Hals.
„Schau doch mal selbst! Niemand kann so etwas besser als du!“
Sie legte ihre Hände beruhigend auf seine Schultern.
„Solange ich den ersten Platz bei dir habe, ist das nicht so wichtig“, machte sie ihm klar. „Komm, lass ihn uns feiern!“
Leander zuckte die Schultern. „Ich hab nicht mal etwas da zum Anstoßen oder wenigstens ein paar Blumen!“
„Brauchen wir nicht“, entschied sie, „wir schaffen es auch so zu feiern!“
Sie gab ihm einen Stoß, sodass er in die Bettenmulde rollte, schwang sich hinterher und zog die Tür ins Schloss.
Elzbieta war mit ihrem Kopf auf seiner Brust gelandet, zog den Körper blitzschnell hinterher und lag nun in voller Länge auf ihm gebettet.
„Leander“, murmelte sie, „bevor dieser ganze Ausstellungsrummel losging, gab es eine Zeit, wo du mehr von mir sehen wolltest. Willst du das immer noch?“
Ücretsiz ön izlemeyi tamamladınız.
