Kitabı oku: «Die Idee des lebendigen Gottes», sayfa 2

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1.2.2 Studium in Tübingen und Repetent in Freiburg

Nach dem Abitur und den zweijährigen philosophischen Studien am Lyceum in Konstanz beginnt Dieringer 1831 das Studium der Theologie zunächst in Freiburg im Breisgau, wechselt allerdings bereits im Folgejahr nach Tübingen, wo er bis 1834 die Gründungsprofessoren der sogenannten Katholischen Tübinger Schule, nämlich Johann Sebastian von Drey, Johann Baptist Hirscher und Johann Adam Möhler, hört.16

1.2.2.1 Der Kontakt zur Katholischen Tübinger Schule

Mit dem örtlichen Wechsel von Freiburg nach Tübingen erfuhr Dieringer auch einen Wechsel im theologischen Denken. Wurde Freiburg in den frühen 30er Jahren des 19. Jahrhunderts noch von der Aufklärung und den rationalistischen Theologen Johann Heinrich Schreiber und Karl Alexander von Reichlin-Meldegg geprägt, waren es in Tübingen die genannten Professoren, die für eine andere Richtung standen. Sie standen weder für einen romantischen Mystizismus, noch für einen aufklärerischen Rationalismus, noch versuchten sie, eine zeitlose Lehre oder System zu errichten. Vielmehr entwickelten sie eine an der positiven, geschichtlichen Offenbarung und kirchliche Tradition gebunden Theologie.17 Diese Kennzeichnung der Katholischen Tübinger Schule als Vermittler einer sogenannten positiven Theologie ist tatsächlich für Dieringers theologische Arbeit von größter Bedeutung gewesen. Er selbst bezeichnet sich später als Vertreter einer positiven Theologie.18 Von dieser Theologie geprägt und getragen tritt Dieringer 1834 in das Priesterseminar zu Freiburg ein, wo er am 19. September 1835 die Priesterweihe empfing.19 Während der knapp einjährigen Seminarszeit muss Dieringer der Seminarleitung sowohl durch seine intellektuellen Begabungen als auch durch seine pädagogischen und menschlichen Fähigkeiten aufgefallen sein, da man ihm gleich nach der Weihe eine Stelle als Repetent im Priesterseminar anbot.20

1.2.2.2 Repetent in Freiburg und der Kontakt zu F. A. Staudenmaier

Als Repetent war er zugleich Bibliothekar des Seminars und dessen Dozent für Homiletik, wahrscheinlich repetierte er zudem Katechetik und systematische Theologie.21 In dieser Zeit (1836/37) war auch der spätere Theologe Thomas Geiselhart ein Student unter Dieringer, der ihn in seiner Autobiographie als „gut katholisch“ im Gegensatz zu vielen anderen Ausbildern bezeichnete.22 Tatsächlich tat sich Dieringer in seiner ersten theologischen Veröffentlichung als Vertreter einer strengkirchlichen Richtung kund. 1836 erschien in der Tübinger Theologischen Quartalsschrift ein Artikel von ihm „Über die Bedeutung der kirchlichen Exorzismen und Benediktionen“, in dem er sich deutlich für den Erhalt dieser traditionellen liturgischen Handlungen ausspricht, da sie lebendiger Ausdruck des Auftrags der Kirche sind, der ganzen Welt das Heil und den Segen Christi zuzusprechen und gerade darin den Fluch der Erbsünde, der auf der ganzen Schöpfung lastet, zu brechen.23 Mit dieser Veröffentlichung greift Dieringer mutig und selbstbewusst ein in den im Erzbistum Freiburg entbrannten sogenannten „Ritual-Kampf“.24 Hintergrund der Debatte war ein 1835 durch das Freiburger Ordinariat, näherhin von Domkapitular Demeter, herausgegebene Rituale, das wieder deutliche Nähe zum Rituale Romanum zeigte und damit das 1831 von Wessenberg erstellte Rituale ablösen wollte. In dieser Debatte bezog Dieringer eindeutig Position für das Rituale Demeters und damit eine strengkirchliche Stellung, die ihm für seinen Werdegang in Baden insofern zum Verhängnis wurde, als dass ihm die badische Regierung im Jahr 1839 mit dem Hinweis auf seine „in Vorträgen und Druckschriften“ vertretenen „krassesten scholastisch-theologischen Ideen“ und „exorbitanter ultramontaner Tendenzen“ die von ihm beantragte Einbürgerung verweigert, womit ihm ein weiterer Verbleib in Freiburg erschwert wird.25

Mit dem Ruf von F. A. Staudenmaier, einem Schüler Dreys, 1837 an die Freiburger Universität kommt Dieringer mit dessen theologischem Gedankengut in Kontakt. In der Folge veröffentlich er im Mainzer Katholik im Jahr 1838 einen Aufsatz „Über die Offenbarung als Vermittlung des höheren Lebens durch die Gottheit“26, in dem sein eigenes Theologieverständnis und sein Offenbarungsverständnis auf der Grundlage der Staudenmaierschen Schrift „Geist der göttlichen Offenbarung“ entwirft. Diese Schrift ist gleichsam die Grundlage des theologischen Konzepts Dieringers und ist ganz im Geiste der positiven Theologie gehalten.27 Die weiteren Werke und Arbeiten Dieringers werden diesen Ansatz einer Theologie, die sich ganz der positiven, geoffenbarten Wahrheit, wie sie in den Quellen von Schrift und (lehramtlicher) Tradition vorgefunden wird, verpflichtet fühlt, nicht mehr verlassen. Von genau diesem Geiste ist auch sein erstes größeres Werk geprägt, dessen ersten Band er noch in Freiburg als Repetitor schreibt und im Jahr 1840 vollendet. „Das System der göttlichen Thaten des Christenthums, oder: Selbstbegründung des Christenthums, vollzogen durch seine göttlichen Thaten.“28 ist eine vehemente Verteidigung der Historizität der biblischen Wunderberichte als Ausdruck geschichtlicher Wirksamkeit Gottes in dieser Welt zur Stiftung der wahren Religion im Christentum. Der erste in Freiburg geschriebene Band wird von Dieringer auch „Polemik der göttlichen Thaten“ genannt, spricht sich deutlich gegen jede Form der Wunderkritik aus und beschreibt die Durchsetzung des Christentums gegenüber Juden- und Heidentum.29 Dieringer selbst schreibt im Vorwort des Werkes, dass das Buch seine Anregung in seiner Tätigkeit als „Lehrer der Kanzelberedsamkeit“ gefunden hat, als er den Seminaristen anhand der jeweiligen Schrift-Perikopen des Kirchenjahres auch die Vermittlung der Wunderberichte näher bringen wollte und kein geeignetes Kompendium in der Sache vorfand.30 Dieringer entschied sich dieses fehlende Buch selbst zu schreiben und dabei im Wesentlichen auf die Literatur der Kirchenväter zu rekurrieren. Vollenden konnte er den zweiten Band bereits als „Professor der Theologie am Bischöflichen Clerical-Seminar zu Speyer“31.

1.2.3 Professor in Speyer

War ihm die Einbürgerung in Baden und damit auch die Professur aufgrund seiner Schriften durch die badische Regierung verwährt worden, so hatten dieselben Schriften den Bischof von Speyer, Johannes von Geissel, dazu bewegt, Dieringer eine Professur für Dogmatik, Liturgik und Homiletik in seinem gerade gegründeten Priesterseminar anzubieten.32 Seinen Abschied von Freiburg hatte ihm die badische Landesregierung in einem Schreiben vom 8. März 1839 bereits nahe gelegt33 und dieser wird ihm auch wegen der innerkirchlichen Flügelkämpfe, die bis ins Seminar reichten,34 nicht schwergefallen sein.35 Da der Briefwechsel zwischen Dieringer und Bischof Geissel in dieser Sache erst im Sommer 1840 erfolgte36, wird Dieringer wohl zum Herbst 1840 nach Speyer gegangen sein, wo er nur wenige Jahre bis 1843 wirkte.37 Im Jahr 1841 übernimmt Dieringer zusätzlich zu seiner Professur am Seminar noch eine Dozentur für Philosophie am Lyceum, einem Knabenseminar zur Vorbereitung auf das Theologiestudium.38 Im selben Jahr wird ihm durch die Universität München für das bereits erwähnte zweibändige Werk „System der göttlichen Thaten des Christenthums“ der Doktor der Theologie honoris causa verliehen.39

1.2.3.1 Die Freundschaft zu Johannes von Geissel

Die kurze Zeit in Speyer ist für Dieringers weitere akademische Laufbahn als auch für sein kirchenpolitisches Engagement von nicht geringer Bedeutung. Mit der Annahme des Rufes nach Speyer zu Geissel beginnt eine bis zum Lebensende Geissels anhaltende enge berufliche Verbindung und persönliche Freundschaft zu diesem Bischof und späteren Kardinal.40 Seine Beziehung zu Geissel ist dabei von einem großen Vertrauen des Bischofs geprägt, das dieser ansonsten nur wenigen Menschen in seinem Umfeld schenkte.41 Geissel wird am 24. September 1841 von Papst Gregor XVI. zum Koadjutor-Erzbischof und Apostolischem Administrator von Köln ernannt.42 Erzbischof Clemens August Freiherr von Droste zu Vischering war infolge der sogenannten „Kölner Wirren“ (1837) zunächst verhaftet worden und lebte seit seiner Freilassung 1839 gleichsam exiliert in Münster. Geissel, der sein Koadjutoren-Amt erst 1842 antritt,43 wird sowohl innerkirchlich, als auch im Verhältnis zum Staat andere Wege als sein Vorgänger gehen. Dazu wird er auch in Köln erneut auf Dieringer zurückgreifen.

1.2.3.2 Chefredakteur der Mainzer Zeitschrift „Katholik“

Zunächst aber übernimmt Dieringer im Jahr 1842 zusätzlich zu seiner Lehrtätigkeit die redaktionelle Leitung der Zeitschrift „Katholik“, die zunächst 1821 in Mainz gegründet worden war, dann aber von der hessischen Regierung ins bayrische Speyer verdrängt wurde.44 Der Leiter und Gründungsredakteur des „Katholik“ Nikolaus von Weis wurde 1842 Nachfolger Geissels als Bischof von Speyer.45 Dieringer tritt damit an die Spitze eines der bedeutendsten katholischen Kirchenblätter im deutschsprachigen Raum. „Alles, was Rang und Namen im katholischen Deutschland besaß, beteiligte sich und verlieh diesem Blatte klassisches Profil.“46 Dieringer befindet sich somit nur gut ein Jahr nach seinem Wechsel nach Speyer in der Position, gemeinsam mit renommierten Autoren, wie Möhler, Sailer, Döllinger, den Gebrüdern Brentano oder Görres47 zu veröffentlichen und sich so einer breiten Öffentlichkeit bekannt zu machen. Der „Katholik“ zeichnet sich dabei als eher kirchpolitisches Blatt und weniger als theologische Fachzeitschrift aus.48 Alle Mitarbeiter des Blattes sind durch eine strengkirchliche, aufklärungsfeindliche und konservative Grundanschauung in kirchlichen und politischen Fragen geprägt und verbinden diese mit einer „schroffen Ablehnung jedes Staatskirchentums – unter Einforderung des eigenen Besitzstandes nach dem kanonischen Recht“.49 Diese Haltung war auch die Position Dieringers, wie sich in den Freiburger Auseinandersetzungen um seine Staatsbürgerschaft zeigt. Die Tatsache, dass Geissel, der sich ebenfalls unter den Autoren des „Katholik“ findet, und Weis, der einer der Gründungsredakteure des „Katholik“ war und nun neuer Bischof von Speyer ist, ihn in diese Position befördern, weist Dieringer eindeutig diesem ultramontanen Personenkreis zu. Dieringer sammelt somit in Speyer zunächst weitere Lehrerfahrung, erhält aber insbesondere in der einjährigen Leitung des „Katholik“ Einblick in die journalistische Arbeit der katholischen Kirchenblätter seiner Zeit und zudem Kontakt zu den führenden Köpfen des deutschen politischen Katholizismus. Mit Blick auf die gesamte Biographie Dieringers kann man wohl den Wechsel nach Speyer als die wesentliche Entscheidung im Lebensweg Dieringers bezeichnen. Es ist zum einen die dort beginnende Freundschaft mit Geissel, die von bestimmender Bedeutung werden wird für seinen weiteren Weg, aber auch der Einstieg in den Journalismus und die dazu nötige Fähigkeit der Reduktion und Vereinfachung theologischer Themen für die Rezeption in weiten Kreisen der (theologisch) ungebildeten katholischen Bevölkerung, die er nicht mehr wieder aufgeben wird.50

1.2.4 Professor und Domkapitular im Erzbistum Köln

Geissel erwirkt noch vor Übernahme seines neuen Amtes gegenüber der Preußischen Regierung, dass ihm das Recht der missio canonica für die Theologieprofessoren und Religionslehrer zugestanden wird. Aufgrund seiner Kompromissbereitschaft in anderen Fragen kommt man ihm entgegen, um das zerrüttete Verhältnis zur Katholischen Kirche in Köln wieder zu normalisieren.51 Geissel stellt damit bereits im Vorfeld seines Amtsbeginns den formellen Frieden mit der Landesregierung her und erhält zugleich die Mittel in die Hand, um intern gegen die Anhänger der Lehren Georg Hermes’ vorzugehen, die 1835 durch Rom verurteilt worden waren.

1.2.4.1 Die Restrukturierung der Bonner Katholisch-Theologischen Fakultät

Die Bonner Professoren Johann Heinrich Achterfeldt (Moraltheologie) und Johann Wilhelm Braun (Kirchengeschichte) gehörten in der Fakultät zu Anhängern und Verteidigern der hermesianischen Theologie.52 Geissel entzieht ihnen die kirchliche Lehrerlaubnis (missio canonica) und erhält damit freie Hand, die Bonner Fakultät mit ihm genehmen Theologen zu besetzen.53 In diesem Zusammenhang schlägt er der Regierung Dr. Dieringer für die Dogmatik vor, den diese umgehend akzeptiert.54 Dieringer zieht Ostern 1843 nach Bonn und wird dort mit 32 Jahren zum Ordinarius für Dogmatik und Homiletik.55 Da es zunächst für Achterfeldt keinen Nachfolger gibt, liest Dieringer bis 1844 zudem noch Moraltheologie. Eine weitere Lücke entsteht in Bonn durch die Suspendierung Achterfelds in der Leitung des Theologenkonvikts, so dass Dieringer auch diese schwierige Aufgabe durch den Erzbischof übertragen bekommt. Achterfeldt hatte sich zunächst mit Erfolg aufgrund der nicht eindeutigen Rechtslage des Konvikts als halbstaatlicher Einrichtung geweigert, sein Amt niederzulegen. Das Seminar, das wenige Jahre später unter Scheeben ein Hort der Neuscholastik werden sollte, war noch im Jahr 1843 dermaßen vom Hermesianismus geprägt, dass es deutlichen Widerstand auch unter den Seminaristen gegen Dieringer gab, der bis zu öffentlichen Angriffen gegen ihn in der Presse führte.56 Dieringer reagierte darauf nicht und führte auch keine direkten Angriffe gegen Hermes, sondern setzte seine Theologie in Predigt und Lehre dagegen.57 Auch dies ist ein Beweis für das Vertrauen Geissels in die rechte Gesinnung Dieringers. Als im Herbst 1844 Konrad Martin an die Bonner Katholisch-Theologische Fakultät berufen wird, tritt Dieringer beide Aufgaben wieder ab.58 Im Sommersemester 1843 beginnt Dieringer seine dogmatischen Vorlesungen mit der „Theorie der Offenbarung“ und setzt damit sofort ein Zeichen, dass nunmehr nach der Zeit des Hermesianismus die positive Theologie in Bonn Einzug hält, und damit auf eine dezidierte Aufklärungstheologie eine wesentliche Offenbarungstheologie folgt.59 Dieser Wechsel stellt wohl nicht nur eine theologische oder methodische Richtungsänderung dar. Der Zuspruch, den Dieringer mit seiner Theologie in Bonn erfährt, spricht auch dafür, dass die kirchlich gesinnten Akademiker nach einer Theologie suchten, die weniger von der Zeit der Aufklärung und der rein rationalen Erklärung des Christentums geprägt war, als vielmehr von der Wendung hin zur Kirche und ihren Lehrquellen. Dabei kann man den Erfolg Dieringers, der sich nachweislich auch in deutlich steigenden Studentenzahlen zeigen lässt60, auch als eine gesellschaftliche Veränderung deuten, die sich im Zuge der Restauration von der Aufklärung abwendet und die Romantik entstehen lässt.61 Der junge Professor Dieringer bringt in mancher Hinsicht neuen Elan an die Fakultät. „Dieringers Auftreten zu Bonn überraschte durch jugendliche Frische, welche damals in der katholisch-theologischen Fakultät ein fremdes Element war, durch eine ganz selbstständige Lehrmethode und vor allem durch seine geistreiche und originelle Herrschaft über die Sprache.“62 Dieringer ist jung, ein begnadeter Redner und seine Theologie basiert auf einer für den Bonner Kontext völlig neuen Methode. Anders als Hermes, der ebenfalls großen Zulauf in Bonn erfuhr,63 besticht Dieringer nicht mit einer neuen Lehre, mit einer originellen oder kreativen Theologie, sondern vielmehr durch seine rhetorischen Fähigkeiten, die traditionelle Dogmatik der Kirche als positive Offenbarungslehre darzustellen.64 Zudem ist die Kollegenschaft in Bonn durch die Suspendierung von Achterfeldt und Braun, zweier tragender Professoren, geschwächt; zwei weitere Kollegen, Vogelsang und Hilgers, hatten sich durch klärende Stellungnahmen vom Hermesianismus distanziert und sich so den Forderungen Geissels unterworfen; sie konnten daher im Amt verbleiben.65 Es muss in diesem Zusammenhang auch erwähnt werden, dass es Geissel nicht gelingt, weitere, bedeutende (Tübinger) Theologen für die Bonner Fakultät zu gewinnen66. Die Last der Erneuerung liegt somit ganz auf Dieringer. Er bleibt dadurch bis in die Mitte der 1860er Jahre die prägendste intellektuelle Kraft der Bonner Fakultät67 und der Lehrkörper mit dem größten Einfluss und Rückhalt beim Erzbischof.68

1.2.4.2 Herausgeber der Katholischen Zeitschrift für Wissenschaft und Kunst und Gründungsmitglied des Borromäusvereins

Eine weitere Neuerung, die mit Dieringer Einzug hält, ist die Gründung einer neuen Zeitschrift als Publikationsforum der Fakultät. Noch im Jahr seiner Berufung nach Bonn gründet Dieringer mit verschiedenen anderen Bonner Professoren69 die „Katholische Zeitschrift für Wissenschaft und Kunst“70, die er im Jahr 1847 in eine Vierteljahrschrift umwandelt71 und deren Erscheinen im Jahr 1849 eingestellt wird.72 Ganz im Sinne Geissels soll die neu gegründete Zeitschrift ein Gegengewicht zur „Zeitschrift für Philosophie und Theologie“73 sein, die stark hermesianisch geprägt ist und über eine große Leserschaft verfügt.74 Die neue Zeitschrift wird dabei von Die-ringer nicht als Kampfschrift gegen Hermes angelegt, sondern soll vielmehr eine Publikation sein, die „den katholischen Interessen und jenen des positiven Christenthums überhaupt“ dient und umfasst daher über einzelne theologische Fachartikel hinaus Beiträge zu politischen und kirchenpolitischen Themen.75 Seine neue journalistische Arbeit in Bonn war somit inhaltlich die Fortsetzung seiner Tätigkeit in Speyer für den „Katholik“.76 Tatsächlich behält er auch den dort erworbenen journalistischen Stil bei und benutzt daher das Blatt keineswegs zum direkten Schlagabtausch mit politischen oder theologischen Gegnern. Dieringer „verstand in aller Polemik zwischen Person und Sache zu unterscheiden, ließ auch den Gegnern eine Chance“ und „war bemüht, bei allen Bestrebungen der Zeit guten Willen vorauszusetzen. Dieringer war ein fähiger und nobler Journalist.“77 Die Redaktion der KZWK übergibt Dieringer 1846 an seinen Kollegen Berhard Joseph Hilgers (Kirchengeschichte). Damit aber zieht sich Dieringer keinesfalls aus der publizitischen Arbeit heraus. Vielmehr ist davon auszugehen, dass er die Leitung der KZWK, an der er als Mitarbeiter auch als Vierteljahrschrift bis 1849 noch mitwirkt, deshalb abtritt, weil er im Jahr 1846 den Vorsitz des Borromäusvereins infolge der Erkrankung des Gründungspräsidenten Max Freiherr von Loe übernimmt.78 Bereits 1844 wird der „Verein vom heiligen Karl Borromäus“ in Bonn unter Mitwirkung Dieringers, der zunächst das Amt des Schriftführers und damit auch die Geschäftsstelle des Vereins übernimmt, gegründet.79 Ziel des bis heute bestehenden Vereins ist die Verbreitung und Förderung des katholischen Schrifttums. Abwehr und Erbauung hatte Dieringer schon in seinem Grundsatzartikel im Katholik von 1843 als die Hauptaufgabe des katholischen Journalismus benannt80. Ganz in diesem Sinne sollen nun auch der Borromäusverein und sein ab 1846 erscheinendes Monatsblatt wirken. Dieringer geht es dabei auch um das Nachholen einer Entwicklung, die der Protestantismus im Bereich der Zeitschriften und Bücher bereits mit der Reformation begonnen hat, und somit um die Umsetzung einer Erkenntnis, die die Nachreformationszeit für die Kirche erbracht hat.81 So widmet sich denn auch das erste Buch des Borromäusvereins für seine Mitglieder „Der heilige Karl Borromäus und die Kirchenverbesserung seiner Zeit“82 der Biographie eines Heiligen und Kardinals des Trienter Konzils mit dem Zweck „das halb vollendete Werk der Durchführung der Trienter Beschlüsse von Neuem aufzunehmen“83. Dieringer versteht diese Biographie als Programmschrift des Vereins84, zugleich ist ihm dieses Programm aber auch ein persönliches Anliegen, denn über das Trienter Konzil hatte Dieringer immer wieder vorgetragen seit seiner Zeit als Repetent in Freiburg.85 Schließlich nimmt er die Geschichte des Konzils von Trient auf in seinen systematischen Vorlesungszyklus in Bonn.86 Die Nachhaltigkeit des Wirkens Dieringers im Borromäusverein ist offenkundig in seiner bis heute bestehenden Struktur, zeigt sich aber auch in dem seit 1846 erscheinenden „Monatsblatt des Vereins vom hl. Karl Borromäus“, das als Vorläufer der noch bis 1941 beim Verlagshaus Bachem herausgegebenen „Kölnischen Volkszeitung“ erschien, die eine der führenden katholischen überregionalen Tageszeitungen darstellt.87

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