Kitabı oku: «Briefe an Ludwig Tieck 4», sayfa 4
III
Berlin, d. 12ten Septbr. 1843.
Hoch-Wohlgeborner Herr,
Sehr geehrter Herr Geheimrath
Ihr geneigtes Schreiben vom 11. d. M. habe ich so eben durch Ihren Herrn Bruder erhalten, und das Unerwartete hat mich, ich muß es gestehn, mit Trauer und Verzweiflung erfüllt. Als Sie mir das Manuskript, über dessen ersten Theil Sie sich selbst lobend ausgesprochen, immer noch nicht zurückschickten, mußte ich glauben, der 2te Theil, den ich ganz nach Ihren Anweisungen umgeändert, habe Ihnen auch gefallen und Sie seyen geneigt, dem Lebensgange eines Sie in Ihren Schriften so sehr verehrenden Dichters auf Kosten einer bagatellen Unbequemlichkeit Ihrerseits, einen plötzlichen Schwung zu geben. Denn wenn Sie schon einigen Ihrer Freunde ähnliche Bitten abgeschlagen, so sind Freunde eines Dichters nicht immer auch Dichter. Meine Hoffnung wuchs, je längere Zeit Sie mir durch Ihr Schweigen ließen die Gründe zu überdenken, die Sie meinen Wünschen gemäß stimmen mußten. – Ich bedachte, daß Sie meiner Schwester hilflose Lage kennten, daß ich in meinem Schreiben Sie gebeten, im Nichtgewährungsfalle mich nicht lange in Ungewißheit zu lassen. Demungeachtet schwiegen Sie. Meine Schwester hatte ein Engagement bekommen; und ich verhehlte Ihnen nicht, wie ich Ihre Vorrede und das Manuskript benutzen wolle, um ihr die Mittel zur Hinreise nach ihrem Bestimmungsorte und die erste dortige Existenz zu sichern. Sie schwiegen. Da glaubte ich Sie hätten mein Manuskript an einen befreundeten Buchhändler geschickt und warteten auf Antwort, die uns aus der Noth helfen sollte. Ich schickte Ihnen noch ein in ¼ Stunde durchlesbares Werkchen und bat um Antwort. Sie schwiegen. Der Tag an dem meine Schwester abreisen soll, rückte immer näher, da ging ich zu Ihrem Herrn Bruder, um mich zu erkundigen. So bin ich endlich so glücklich von Ihnen einen Brief zu erhalten und lese: Sie haben nicht Zeit u. s. w. Das auf alle meine, meiner Schwester vertrauungsvolle Briefe eine Antwort! Hätte ich doch mein Werkchen damals gleich an einen Buchhändler ohne weiteres geschickt; ich hätte jetzt schon eine Antwort, die mir Aussichten eröffnete; hätt’ ich es mit der Widmung an den Bankier geschickt, ich hätte nun die für meine Schwester nöthigen Mittel. Jetzt ist die Zeit zu allem zu kurz; meiner Schwester Kontrakt geht den 15ten d. M. an; sie kann ihn nicht halten, das mühsam errungene Engagement ist verloren und sie mit mir dem bittersten Elende Preis gegeben. Hätte ich Sie niemals kennen gelernt, so wäre nun mein Glaube an Göttliches auf Erden fester. Ich bitte nun sehr, mir das Schauspiel recht bald zurückzuschicken, denn trotz der Hölle will ich allein meinen Weg gehn und Werke hinstellen die so lang es eine deutsche Literatur giebt, mich und mein Schicksal in der Menschen Gedächtniß erhalten sollen. Wenn Sie mir durch Ihren Einfluß das erste Auftreten nicht erschweren wollen, so bin ich von dem Edelsinn eines verehrten Dichters hinlänglich überzeugt und werde muthiger mit dem Leben kämpfen. Da ich die Sage, die auch in Ihrer Akkorombona steht, nicht wohl missen kann, so muß ich schon sehn was ich mache, um dem Roman einen Schluß zu geben, der für Sie nicht nachtheilig zurückwirkt. Mit der Bitte um baldige Zurückgabe meines Schauspiels habe ich die Ehre mich zu zeichnen als
Ew. Hoch-Wohlgeboren
ergebensterv. Skepsgardh.
Ich bitte es für keine absichtliche Ungezogenheit anzusehn, daß ich den Brief nicht frankire, in diesem Augenblick bin ich es durchaus nicht im Stande. Haben Ew. Hochwohlgeb. die Güte mir mein Manuskribt unfrankirt zuzuschicken.
Solger, Karl Wilhelm Ferdinand
Geb. am 28. Nov. 1780 zu Schwedt, gest. am 20. Oct. 1819 als Professor an der Universität zu Berlin.
Tieck schreibt: „Im Herbst (1810) hatte T. in Frankfurt a. O. Solger aufgesucht; dafür kam in diesem Jahr (1811) in den Pfingsttagen S. nach Ziebingen, einem Landgute, auf welchem T. damals lebte, und wohnte einige Tage dort. Sie verstanden sich näher, und T., der gegen den ausgezeichneten Mann, wie gegen alle Philologen und Philosophen von Profession, ein gewisses Mißtrauen gehegt hatte, war überrascht, in den meisten und wichtigsten Dingen mit ihm so übereinzustimmen. Tieck brauchte seiner Gesundheit wegen im Sommer das Bad zu Warmbrunn in Schlesien; Solger besuchte mit einem Freunde nur auf wenige Tage das Gebirge und traf den neu erworbenen Freund dort &c. – denn damals hatten sich die Gemüther der Freunde erst ganz gegen einander eröffnet. Seitdem blieben sie in Verbindung &c.“
Was nach jener für beide Männer glückseligen und beglückenden Epoche aus ihrem Briefwechsel mitzutheilen für zweckmäßig erachtet worden, haben Fr. v. Raumer und L. Tieck in die von ihnen herausgegebenen „Solgers nachgelassene Schriften“ aufgenommen. Das erste an Tieck gerichtete Briefchen, welches da zu lesen steht, ist vom 7. Juni.
Die drei Briefe, welche sich jetzt noch in T.’s Briefsammlung vorfanden, waren (obwohl von ihm für den Abdruck aufbewahrt) ganz unbenützt geblieben.
Der dritte derselben ist gewiß sehr interessant.
I
Frankfurt a. d. O., den 28sten März 1811.
Wohlgeborener,
Hochzuehrender Herr
Verzeihen Sie mir, daß ich Ihnen auf Ihren mir sehr angenehmen Brief, den ich durch Hrn. Prediger Kadach erhielt, noch nicht früher geantwortet habe. Weckherlin ist nicht auf den hiesigen Bibliotheken, und Schmidts Geschichte der Deutschen war stückweise verliehen, so daß ich nicht wußte, welche Bände ich Ihnen schicken sollte. Ueberdies verlangen unsre Hrn. Bibliothekare, wenn wir in den Ferien verreisen, die geliehenen Bücher von uns zurück, und dieser Fall trifft mich, da ich noch heute Abend nach Berlin reise. Ich muß Sie daher auch bitten, den Petz gefälligst bald wieder zurückzuschicken, und zwar unmittelbar an die Steinwehrsche Bibliothek, oder auch an Herrn Doctor Schwarz, der ihn gern wird an diese gelangen lassen.
Was die Seidelsche Auction betrifft, so muß ich Ihre Commissionen jetzt an jemand anders überlassen, durch den sie aber sicher und gewissenhaft besorgt werden; auch habe ich schon einen beträchtlichen Theil der von Ihnen aufgezeichneten Bücher zu sehr guten Preisen erstanden. Nach meiner Rückkehr melde ich Ihnen das Weitere.
Sie entschuldigen mein flüchtiges Schreiben gewiß mit meiner Eil bei der nahen Abreise. Da ich in Berlin manches zu thun habe, so muß ich in den Osterferien auf das Vergnügen, Sie zu besuchen Verzicht thun, hoffe aber im grünenden Frühjahr, wenn Sie nichts dagegen haben, einige Tage bei Ihnen zuzubringen. Empfehlen Sie mich den Herren Grafen von Finkenstein und der Kadachschen Familie.
Mit der ausgezeichnetsten Verehrung
IhrergebensterSolger.
II
Frankfurt, den 18ten Mai 1811.
Einige Strafe, verehrter Freund, habe ich von Ihnen verdient, daß ich Ihnen nicht früher von Ihrer Commission Rechenschaft abgelegt habe. Sie werden nun sehen, daß Sie die Hauptsachen unter den verlangten Büchern erhalten haben. Den Schelmufsky hätte ich Ihnen wohl noch gegönnt. Brentano und Arnim setzen ihn dem Don Quixote an die Seite. Indessen hat er wirklich seine Meriten. Die Bücher, welche Sie nicht bekommen, sind alle über den von Ihnen gesetzten Preis getrieben worden. Der Commissionär ist einer, der dies kleine Geschäft aus Gefälligkeit übernommen hat. Ich wollte, ich könnte Ihnen hier noch mehr dergleichen Dienste leisten, damit Sie sehn, daß ich nicht immer so nachlässig bin. Meine Reise nach Berlin kam dazwischen, und dann viele Arbeit und mancherlei Unruhe, welche die Verlegung der Universität bewirkt. Ich weiß bis jetzt noch nicht mit Gewißheit, ob ich nach Berlin oder nach Breslau komme. An beiden Orten soll ich ordentl. Professor der Philosophie werden, und da wird mir denn die Wahl schwer; aufrichtig gesagt, gefallen sie mir als Universitätsstädte beide nicht.
Sie sind so gütig, mich an meinen versprochenen Besuch zu erinnern. Da darf ich es wohl wagen, mich selbst zu Pfingsten, wo ich wieder einige Tage frei habe, anzumelden. Ich würde mich sehr freuen Sie zu sehn und den Finkensteinischen Herrschaften vorgestellt zu werden. Auch die Bekanntschaft des Herrn Prediger Kadach, die ich hier gemacht habe, wünsche ich recht sehr fortzusetzen. Haben Sie aber die Güte, mich vorher noch unverhohlen wissen zu lassen, ob ich zu jener Zeit gelegen kommen würde.
Hagen hat erhalten, was Sie ihm gesandt haben; es wundert mich, daß er Ihnen noch nicht geantwortet. Vielleicht geht er auch nach Breslau.
Wie sich das Kind des Herrn Dr. Schwarz befindet, kann ich nicht sagen, da ich ihn in einigen Tagen nicht gesehn habe. Er mag Ihnen wohl durch diesen Boten selbst schreiben.
Mit der vollkommensten Hochachtung nenne ich mich
IhrenergebenstenSolger.
III
Frankfurt, den 1ten Juli 1811.
Verehrter Freund
Ihre unerwartet frühe Abreise hat mich sehr erschreckt; denn sie beraubt mich in der That des Vergnügens, Sie noch einmal vorher zu sehn. Ich bin auf allen Seiten mit Arbeiten gedrängt, die ich nicht aufschieben kann, und vorzüglich ist daran der Umstand schuld, daß unsre Bibliotheken schon wirklich eingepackt werden. Ich muß die Bücher, die ich daher habe, nun in aller Eil noch benutzen, wenn ich nicht in meinen Vorlesungen stecken bleiben, und in meinen andren Arbeiten ebenfalls zurückkommen will. Haben Sie ja die Güte, mir den Petz sobald wie möglich zu überschicken, da das Einpacken der Steinwehrschen Bibliothek auch schon im Gange ist.
Zürnen Sie mir nicht und glauben Sie nicht, daß ich unempfindlich gegen die Freundschaft bin, mit der Sie mich einladen. Ein Tag oder anderthalb, bei Ihnen zugebracht, hätte uns wieder kaum recht zu Worte kommen lassen. Ich sehe Sie gewiß, wenn Sie von Warmbrunn zurückkommen, es sei nun, daß ich nach Breslau gehe, oder, was jetzt wahrscheinlicher ist, nach Berlin. In diesem Falle werde ich Sie ja wohl einmal im Winter dort sehn, und habe auch nicht so weit zu Ihnen. Die Reise werde ich mich nicht verdrießen lassen. Wofür lebt man denn, wenn man nicht für den Genuß lebt, den ein offenes und gründliches Gespräch gewährt? Und wie selten ist jetzt leider dieser Genuß! Ich schätze es für ein wahres Glück, in Ihre nähere Bekanntschaft gekommen zu sein; meine Verehrung hatten Ihre Werke längst besessen, und ich sage aus eben diesem Grunde nicht mehr davon. Ueber manches davon aber in Zukunft mit Ihnen selbst zu sprechen, würde mir sehr wünschenswerth sein. Darf ich so viel Anspruch auf Ihre Mittheilung machen, so lassen Sie uns von Zeit zu Zeit gründlich correspondiren; ich wünschte so sehr, daß Sie mich nicht wieder vergäßen.
Sie erhalten beide Bände der old plays wieder; ich habe sie aber nicht alle lesen können wegen Mangel an Zeit. Der K. John hat sich ganz in meiner Gunst erhalten. Es ist auch in der Sprache eine Frischheit und einfache Kraft, die recht erquickt. Ich bin höchst begierig auf ihre Entwickelung der verschiedenen Bildungsstufen von Shakespeares Karakter. Wenn ich den alten John mit dem neuen vergleiche, so sehe ich recht deutlich, daß eine Welt dazwischen liegt, und daß sich allein darüber etwas höchst Belehrendes sagen läßt. Bei diesen Untersuchungen wird erst recht klar werden, was nicht allein romantische, sondern was auch moderne Poesie ist, und welch ein Wendepunkt der Protestantismus und seine ganze Lebensansicht war. Sie werden gewiß nicht unterlassen alles dieses mit einander in Verbindung zu setzen. So muß Shakespeares Geschichte allein eine Geschichte einer ganzen Hauptgattung der Kunst werden. Ich erwarte, was Sie über die Einmischung der sogenannten komischen Scenen sagen werden. Die Scene mit den Mönchen hat doch wohl einen himmelweit verschiedenen Karakter von allen anderen der Art. Ich habe über jenes Komische meine eigne Theorie, und glaube, daß es ganz denselben Ursprung hat mit jenen Reflexionen, worin die moderne Poesie oft so tiefsinnig die inneren Gründe der Dinge zum Bewußtsein zu bringen oder wenigstens zu berühren sucht, und woran ich in allen wahren Dichtern neuerer Zeiten einen großen Reichthum finde. Sie werden verstehn, was ich mit Reflexionen meine, nicht solche, wie Schillers Chor in der Braut von Messina anstellt. Hätte ich den K. John noch einmal aufmerksam lesen können, so würde ich über die Sprache noch einiges bemerkt haben; so kann ich Ihnen nur sagen, was mir ganz zufällig aufgefallen ist. Außer ywropt und yspilt finde ich auch noch ymixt p. 303. Ob im gewöhnlichen Shakespeare auch It little skill’d (wie hier S. 285), und mickle für much (wie hier S. 290) vorkommen, ist mir nicht recht erinnerlich. Aber Traitorisme (hier S. 293) glaube ich in ihm nicht gelesen zu haben, und auch nicht every whit (hier S. 285), obgleich oft genug not a whit. Der alte Lear hat mich sehr ergötzt. Sie haben Recht, man muß sich in Acht nehmen, daß einem so etwas nicht zu sehr gefällt; denn ich glaube wirklich, daß bei uns etwas Sentimentalität ins Spiel kommt, wenn uns diese alte Einfalt so sehr rührt. Indessen ist hier auch die Sprache über meine Erwartung gebildet; es ist im Ausdruck nichts zu viel und zu wenig; nur die Sache ist dargelegt. Die Handlung geht etwas ungleich und stockt zuweilen. Besonders bewundre ich die weise Sparsamkeit in der Darstellung der Cordelia, und den glücklichen Zug darin, den ihr scherzendes Gespräch mit dem Mumford bildet. Dieses erquickt recht das Herz; Cordelia wird uns dadurch so menschlich, und kein bloßer Tugendspiegel. Doch dies letzte ist wohl zu viel gesagt. Wie rührend ist der Ausdruck, um den sich das ganze Stück dreht: what love the child doth owe the father? Auch überraschen recht die Stellen bei der Wiedererkennung, die Sie auch ausgezeichnet haben, durch die große Einfalt, wenn man gleich keinen pathetischen Erguß erwarten konnte.
Doch ich fürchte, mich zu weit zu verlieren. Grüßen Sie Ihre Frau und Kinder und das ganze Haus, besonders Kadachs. Graf Alexander liegt in meinem Hause traurig danieder. Ich besuche ihn so oft ich darf; denn der Arzt verbietet ihn zu viel zu beschäftigen. Ich hoffe, daß es noch ziemlich gut mit ihm ablaufen wird. Was haben Sie zu dem Vorfall gesagt, der den Herrn Präsidenten betroffen hat, und die anderen Herren? Ich gestehe Ihnen, daß ich über manches anders denke, als diese Herren, vorzüglich in Beziehung auf die Lage der Zeit; sonst achte ich ihren Eifer für das Interesse ihres Standes recht sehr. Herr v. Raumer, gegen den jetzt viele Angriffe gerichtet sind, ist mein genauer Freund. Er ist ein geistreicher und edler Mann, und hat in vielen Stücken Recht, die nicht überall erkannt werden; aber ich leugne weder mir noch ihm selbst, daß er oft nicht Maaß hält, und sich selbst Schaden thut. Ueber diese Sachen ist indessen viel zu sagen.
Die heilsamste Wirkung, die das Bad von Warmbrunn haben kann, möge Ihnen im vollsten Maaße zu Theil werden. Behalten Sie lieb
den IhrigenSolger.
Staegemann, Friedrich August von
Geb. am 7. November 1763 zu Vierraden in der Uckermark, gestorben am 17. Dezember 1840 in Berlin.
Historische Erinnerungen in lyrischen Gedichten (1828.) – Erinnerungen an Elisabeth (1835.) – Erinnerungen für edle Frauen, 2 Bde. (1846.). – Der hohe Staatsbeamte, der Stein’s und Hardenberg’s Vertrauen besaß, hat auch während seiner einflußreichsten Epochen niemals verschmäht, sich als Sänger unter die Sänger zu mischen, und anspruchsloser Geselligkeit mit Gelehrten und Schriftstellern zu leben. Gleich Nicolovius, Streckfuß u. A. gehörte auch Er zu den Mit-Stiftern und Gründern des von Hitzig ins Leben gerufenen Berliner Litteraria, die denn auch sein fünfzigjähriges Dienstjubiläum (1835) festlich begangen hat.
I
Berlin, d. 10. August 20.
Hochverehrter Freund!
Es war eins meiner ersten Geschäfte bei meiner Zurückkunft, von der Lage Ihrer Angelegenheit vollständige Kenntniß zu nehmen. Die Sache verhält sich so: Es ist unstreitig Koref ein Ernst gewesen, Ihnen hier eine angemessene Stellung zu verschaffen, und sein erstes Augenmerk war, wie Sie wissen, auf die Akademie der Künste gerichtet. Die Schwierigkeit, die sich hierin hervorgethan, indem Herr von Altenstein eine vollständige Reform der ganzen Organisation beabsichtiget, und hiervon Ihre Anstellung abhängig gemacht, – welches aus mehren Gründen eine sehr langsam reifende Frucht getragen haben wird – scheint Koref’s Plan, Ihnen vorläufig ein Wartegeld auszuwirken, um Ihnen einen festen Standpunkt zu sichern, hervorgebracht zu haben. Hier kann ich aber nur sagen, es scheint, weil darüber keine Verhandlungen bei den Akten sind, sondern sich Alles in seiner Verwahrung befindet, und seinen Reden nicht immer Glauben geschenkt werden kann. Bevor er aber diesen Plan vollführen konnte, wozu freilich nicht jeder Zeitpunkt geschickt ist (obwol er mir von Zeit zu Zeit versicherte, der König habe bereits den Antrag des Herrn Fürsten Staatskanzlers genehmiget), traten unsre neuen Finanz-Discussionen ein, die ihn befürchten ließen, daß sein Plan gar keinen Eingang finden werde; er glaubte daher die sich ihm darbietende Gelegenheit, Ihnen das Gehalt der Professur des seligen Solger zu verschaffen, ergreifen zu müssen, wobei er voraussetzte, daß Sie die Pflichten dieser Professur durch einige Vorlesungen in der Woche, über Gegenstände der Wissenschaft und Kunst nach eigner Wahl, ohne Beschwerde würden erfüllen können. Diese Voraussetzung wurde durch das Urteil unsrer akademischen Philister über Solger, den sie nur für ein fünftes Rad am Wagen hielten, begünstigt.
Ich habe mir diese Tage die Sache nur aus den Gesprächen mit Koref, auf dessen Reden an sich, rücksichtlich der Wahrhaftigkeit, nicht viel zu geben ist, und mit Nicolovius, abstrahirt. Koref fügte hinzu, daß, da Sie auf den Antrag gar nicht geantwortet hätten, er die Sache als abgethan habe ansehn müssen. Nach Nicolovius ist inzwischen zwar über Solgers Gehalt verfügt, nicht aber über die Professur, so daß Sie noch immer würden eintreten können, wenn die Rücksichten, die Sie mir mündlich mitteilten, nicht dagegen entschieden. Die Vorlesungen selbst könnten Sie auch nach Nicolovius Meinung sich mit voller Bequemlichkeit selbst einrichten, da es nur darauf ankommt, Ihnen einen Fuß in den Bügel zu verschaffen. Herr v. Altenstein wird hiezu gern die Hand bieten, besonders, da es scheint, daß Sie die Gunst des Kronprinzen für Sich haben, mit dem er vielleicht in andrer Weise zerfallen ist. Das Gehalt wird wieder angewiesen. Den Plan, Ihnen auch ohne die Annahme der Professur vorläufig ein Wartegeld zu verschaffen, müssen wir jetzt, wie die Sachen dermalen liegen, und in Rücksicht auf die Persönlichkeit des Königs, unstreitig aufgeben. Können Sie daher Ihre Bedenklichkeiten gegen die Annahme der Solgerschen Professur überwinden, so will ich bei Herrn von Altenstein sogleich das Weitre einleiten. Vielleicht machen Sie mich mit Bedingungen bekannt, unter denen Sie sich geneigt erklären könnten; ich bin im voraus versichert, man wird Ihnen Alles zugestehen, und Sie sehr bereitwillig in eine Lage setzen, in der Ihre literarische Thätigkeit durch den Amtsberuf zu Vorlesungen nicht im geringsten beeinträchtiget wird. Kurz, man wird Sie gern so setzen, daß das Gehalt, wenn auch nicht dem Namen, doch der That nach, ein Wartegeld seyn wird, und die Zeit wird, wenn Sie nur erst hier und in einer Art von Praxis sind, bald herbeigeführt werden können, Sie nützlicher und für Sie einträglicher zu beschäftigen. Daß dabei auf Ihre Gesundheit immer eine Hauptrücksicht genommen werden müsse, versteht sich von selbst.
Die anderweite Organisation der Akademie ist, wie Herr von Altenstein selbst äußert, im weiten Felde. Er scheint sie ganz aufzugeben; indeß bin ich dieser Meinung so wenig, daß ich vielmehr glaube, der König sei für diese Maasregel noch am ersten zu gewinnen. Nur müssen die Künste einen kräftigern Fürsprecher haben, als Herr von Altenstein zuweilen ist. Immer, kann ich keinesweges behaupten. Sie selbst würden darauf einwirken können, wenn Sie hier sind. – Sie hatten sich vorgenommen, selbst an Herrn v. Altenstein zu schreiben, und ich würde jetzt noch mehr dazu rathen, als ich es mündlich in Dresden schon gethan, sobald Sie sich über die Annahme der Professur entschieden haben. Denn wenn es für diesen Zweck auch wesentlich nicht erforderlich seyn würde, so dürfte es doch schon für eine verbesserte Stellung in Ansehung des Gehalts von Nutzen seyn. Ich erinnere mich aber besonders noch aus frühern Jahren, welchen Eindruck ein Schreiben Adam Müllers, der damals in die dermalige Verkehrtheit noch nicht übergegangen war, obschon auf dem Wege dazu, auf ihn machte, und mit welcher Wärme er sich zu seinem Beschützer erklärte. Müllers Dialektik hatte nur wenigen Theil.
Ich sehe Ihrer gütigen Antwort baldmöglich entgegen und empfehle mich unter Versicherung der unveränderten Hochachtung und treuen Ergebenheit in Ihre freundschaftliche und wohlwollende Erinnerung
Staegemann.