Kitabı oku: «Beethoven zum Vergnügen», sayfa 2

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Nikolaus Simrock

Nikolaus Simrock (1751–1832) war als Hornist Kollege Beethovens in der Bonner Hofkapelle. Er bekam eine Gehaltszulage und wurde beauftragt, neue Musikalien zu besorgen. In der Zeit der französischen Invasion und der Auflösung des Kurstaates baute er seine Musikalien- und Instrumentenhandlung aus und gründete einen rasch florierenden Musikverlag. Angesichts eines lückenhaften Urheberschutzes druckte er viele Werke Beethovens einfach nach, was Beethoven nicht vergnügt haben dürfte. Von sieben Werken verlegte Simrock die Originalausgaben, von denen der Komponist auch finanziell profitierte.

Lieber Simrock!

[…] ich versprach ihnen im vorgen Briefe etwas von mir zu schicken, und sie legten das als Cavalier Sprache aus, woher hab ich den[n] dieses praedikat verdient? – Pfui, wer würde in unsern demokratischen Zeiten noch so eine Sprache annehmen; um mich ihres gegebnen praedikats verlustig zu machen, sollen sie, so bald ich die Grosse Revue an meinen Compositionen vorgenommen habe, was jezt bald geschiet, etwas haben, was sie gewiß stechen werden. –

[…] hier ist es sehr heiß; die Viener sind bange, sie werden bald kein gefrornes mehr haben können, da der winter so wenig kalt war, so ist das Eiß rar. hier hat man verschiedene Leute von Bedeutung eingezogen, man sagt, es hätte eine Revolution ausbrechen sollen – aber ich glaube, so lange der österreicher noch Braun’s Bier und würstel hat, revoltirt er nicht. es heißt, die Thöre zu den vorstädten sollen nachts um 10 uhr gesperrt werden. die Soldaten haben scharf geladen. man darf nicht zu laut sprechen hier, sonst giebt die Polizei einem quartier.

sind ihre Töchter schon groß, erziehen sie mir eine zur Braut, denn wenn ich ungeheirathet in Bonn bin, bleibe ich gewiß nicht lange da; – sie müssen doch auch jezt in Angst leben. was macht der gute Ries [Beethovens ehemaliger Geigenlehrer und Mentor Franz Anton Ries], ich will ihm nächstens schreiben, er kann nicht anders als unvortheilhaft denken von mir, aber das verfluchte schreiben, daß ich mich darin nicht ändern kann. – […] schreiben sie mir zuweilen.

ihr Beethowen

an Nikolaus Simrock in Bonn, 2. August 1794

Franz Gerhard und Eleonore Wegeler

Mein lieber alter Louis!

[…] Wenn du binnen den 28 Jahren, daß ich Wien verließ, nicht alle 2 Monate einen langen Brief erhalten hast, so magst du dein Stillschweigen auf meine ersten als Ursache betrachten. Recht ist es keineswegs und jetzt um so weniger, da wir Alten doch so gern in der Vergangenheit leben, und uns an Bildern aus unsrer Jugend am meisten ergötzen. Mir wenigstens ist die Bekanntschaft und die enge, durch deine gute Mutter gesegnete, Jugendfreundschaft mit dir ein sehr heller Punkt meines Lebens, auf den ich mit Vergnügen hinblicke und der mich vorzüglich auf Reisen beschäftigt. […]

Warum hast du deiner Mutter Ehre nicht gerächt [verteidigt], als man dich im Conversations-Lexikon, und in Frankreich zu einem Kind der Liebe machte? Der Engländer, der dich vertheidigen wollte, gab, wie man in Bonn sagt, dem Dreck eine Ohrfeige und ließ deine Mutter 30 Jahre mit dir schwanger gehen, da der König von Preußen, dein angeblicher Vater, schon 1740 gestorben sey, eine Behauptung, die durchaus falsch ist, da Friedrich II 1740 zum Throne kam, und 1786 erst starb. Nur deine angebohrne Scheu etwas andres als Musick von dir drucken zu lassen, ist wohl Schuld an dieser sträflichen Indolenz. Willst du, so will ich die Welt hierüber des Richtigen belehren. Das ist doch wenigstens ein Punkt, auf den du antworten wirst. – Wirst du nie den Stephansthurm aus den Augen lassen wollen? Hat Reisen keinen Reiz für dich? Wirst du den Rhein nie mehr sehn wollen? – Von Frau Lore alles Herzliche, so wie von mir.

Dein uralter Freund Wglr.

aus einem Brief Franz Gerhard Wegelers an Beethoven, Koblenz, 28. Dezember 1825.

Die 3., 1814 erschienene Auflage des Conversations-Lexikons von Friedrich Arnold Brockhaus hatte in seinem Beethoven-Artikel das in Alexandre Chorons und François Fayolles Dictionnaire historique des musiciens (Paris 1810) zuerst verbreitete Gerücht vermerkt, Beethoven sei ein natürlicher Sohn Friedrich Wilhelms II. von Preußen (1744–1797). Für ihn schrieb Beethoven 1796 seine Sonaten für Klavier und Violoncello op. 5. In der in London erscheinenden Musikzeitschrift Harmonicon vom November 1823 ist unter irreführendem Bezug auf Friedrich Wilhelm I. zu lesen: »but if this prince were really his father, he is the greatest prodigy the world ever saw, or most likely, will ever see again: for as Frederick II. [gemeint ist der »Soldatenkönig« Friedrich Wilhelm I. (1688–1740)] died in 1740, the period of Mad. Beethoven’s gestation must in such a case, have been exactly thirty years.« Wegeler bezieht sich auf den »Alten Fritz« (1712–1786), den Sohn Friedrich Wilhelm I. und Onkel Friedrich Wilhelms II.

Mein alter geliebter Freund!

Welches Vergnügen mir dein, u. deiner Lorchen Brief verursachte, vermag ich nicht auszudrücken. Freylich hätte pfeilschnell eine Antwort darauf erfolgen sollen; ich bin aber im Schreiben überhaupt etwas nachlässig, weil ich denke, daß die bessern Menschen mich ohnehin kennen. Im Kopf mache ich öfter die Antwort, doch wenn ich sie niederschreiben will, werfe ich meistens die Feder weg, weil ich nicht so zu schreiben im Stande bin, wie ich fühle. Ich erinnere mich aller Liebe, die du mir stets bewiesen hast; z. B. wie du mein Zimmer [in der Wenzelgasse in Bonn] weissen ließest u. mich so angenehm überraschtest, – eben so von der Familie Breuning. Kam man von einander, so lag dieß im Kreislauf der Dinge; jeder mußte den Zweck seiner Bestimmung verfolgen, u. zu erreichen suchen. Allein die ewig unerschütterlichen, festen Grundsätze des Guten hielten uns dennoch immer fest zusammen verbunden. – […] Du schreibst, daß ich irgendwo als natürlicher Sohn des verstorbnen Königs von Preussen angeführt bin; man hat mir davon schon vor langer Zeit ebenfalls gesprochen. Ich habe mir aber zum Grundsatze gemacht, nie weder etwas über mich selbst zu schreiben, noch irgend etwas zu beantworten, was über mich geschrieben worden. Ich überlasse dir daher gerne, die Rechtschaffenheit meiner Ältern, u. meiner Mutter insbesondre, der Welt bekannt zu machen. – […]

Vor Kurzem hat ein gewisser Dr. Spicker [der Bibliothekar der Königlichen Bibliothek in Berlin Samuel Heinrich Spiker] meine letzte große Symphonie mit Chören [9. Sinfonie op. 125] nach Berlin mitgenommen; sie ist dem Könige gewidmet, u. ich mußte die Dedication eigenhändig schreiben. Ich hatte schon früher bey der Gesandtschaft um die Erlaubniß, das Werk dem Könige zueignen zu dürfen, angesucht, welche mir auch von ihm gegeben wurde. Auf Dr. Spickers Veranlassung musste ich selbst das corrigirte Manuskript mit meinen eigenhändigen Verbesserungen demselben für den König übergeben, da es in die k. Bibliothek kommen soll. Man hat mir da etwas von dem rothen Adler-Orden 2ter Klasse hören lassen; wie es ausgehn wird, weiß ich nicht, denn nie habe ich derley Ehrenbezeugungen gesucht. Doch wäre sie mir in diesem Zeitalter wegen Manches Andern nicht unlieb. [Beethoven blieb die Ehrung, die Wegeler (Roter Adler-Orden 1830 zunächst 3. Klasse, 1839 dann 2. Klasse) für seine Verdienste als Medizinalbeamter erhielt, verwehrt. Er erhielt lediglich ein Dankschreiben und einen Brillantring.]

– Es heißt übrigens bey mir immer: Nulla dies sine linea [»Kein Tag ohne Linie«, Sprichwort abgeleitet von Plinius’ d. Ä.; Anekdote über den Maler Apelles], u. la[s]se ich die Muse schlafen, so geschieht es nur, damit sie desto kräftiger erwache. […]

Mein geliebter Freund! Nimm für heute vorlieb, ohnehin ergreift mich die Erinnerung an die Vergangenheit; u. nicht ohne viele Thränen erhältst du diesen Brief. Der Anfang ist nun gemacht, u. bald erhältst du wieder ein Schreiben; und je öfter du mir schreiben wirst, desto mehr Vergnügen wirst du mir machen. Wegen unsrer Freundschaft bedarf es von keiner Seite einer Anfrage, u. so lebe wohl; ich bitte dich, dein liebes Lorchen u. deine Kinder in meinem Nahmen zu umarmen u. zu küssen, u. dabey meiner zu gedenken. Gott mit euch allen!

Wie immer dein treuer, dich ehrender wahrer Freund

Beethoven

an Franz Gerhard Wegeler in Koblenz, geschrieben Wien, 7. Dezember 1826, versandt am 17. Februar 1827, fünf Wochen vor seinem Tod

Im Umgang mit seinen Wiener Freunden

Beethoven hatte in seinen Wiener Jahren etliche enge Bezugspersonen, die ihm vielfach verbunden und nicht zuletzt in alltäglichen Angelegenheiten behilflich waren. Sie lösten sich manchmal ab, da der Komponist wiederholt Konflikte mit ihnen hatte und dann andere Freunde (zumindest vorübergehend) in den Mittelpunkt rückten. Über den Daumen gilt die Grundregel: je näher er ihnen war, desto mehr nahm er sie sprachlich auf den Arm: Wortwitz als Zeichen freundschaftlicher Verbundenheit.

Nikolaus Zmeskall von Domanovecz und Lestine

Nikolaus Zmeskall de Domanovecz (1759–1833), wie er sich nannte, war ein ungarischer Adeliger (aber kein Freiherr/Baron), der seit 1783 in Wien lebte und in führender Position bei der ungarischen Hofkanzlei angestellt war. Er war – wie viele Beamte der damaligen Zeit – dilettierender Musiker, nach damaligem Sprachgebrauch also ein begabter Musiker, der lediglich nicht davon seinen Lebensunterhalt bestritt. Zmeskall war Cellist und komponierte – sogar Streichquartette, die damals anspruchsvollste musikalische Gattung. Er war insofern äußerst wichtig für Beethovens kompositorische Produktion, als er über längere Zeit für Kauf und Zuschnitt von Schreibfedern (meist Gänsekiele) verantwortlich zeichnete.

liebster Baron Dreckfahrer je vous suis bien obligè pour votre faiblesse de vos yeux. [betrifft eine von Zmeskall geliehene Brille, die vielleicht auch Anlass für die Komposition des Duetts mit zwei obligaten Augengläsern WoO 32 war] – übrigens verbitte ich mir in’s künftige mir meinen frohen Muth, den ich zuweilen habe, nicht zu nehmen, denn gestern durch ihr Zmeskal-domanovezisches geschwäz bin ich ganz traurig geworden, hol’ sie der Teufel, ich mag nichts von ihrer ganzen Moral wissen, Kraft ist die Moral der Menschen, die sich vor andern auszeichnen, und sie ist auch die meinige, und wenn sie mir heute wider anfangen, so plage ich sie so sehr, bis sie alles gut und löblich finden was ich thue (denn ich komme zum schwanen [das Gasthaus »Zum weissen Schwan« am Neumarkt], im Ochsen wärs mir zwar lieber, doch beruht das auf ihrem Zmeskalischen-domanovezischen Entschluß. (reponse) adieu Baron Ba….. ron r o n nor | orn | rno | onr |

(voila quelque chose aus dem alten versazAmt[)].

an Nikolaus Zmeskall von Domanovecz und Lestine, Wien, um 1798

mein liebster Baron barone, baron! –

domanovitz

ich bitte sie, heute eine Freundschaft der andern aufzuopfern, und in den Schwanen zu kommen – sie werden dadurch sehr verbinden

ihren ExGrafen Bthwn.

baron? baron ron aron ron – etc heil und Glück

glück und heil und heil und glük, glück,

heil, heil, glück etc.

baron

baron

baron

baron

an Nikolaus Zmeskall von Domanovecz und Lestine, Wien, um 1798

Der Musik-Graf ist seit heute infam kassirt. –

Der erste Geiger [Ignaz Schuppanzigh] wird in’s Elend nach Siberien transportirt.

Der Baron hat einen Ganzen Monath das Verboth nicht mehr zu fragen, nicht mehr voreilig zu seyn, sich mit nichts als mit seinem ipse Miserum sich abzugeben

B

an Nikolaus Zmeskall von Domanovecz und Lestine, Wien, vielleicht November 1809

Ich melde ihnen nur, daß ich hier und nicht da bin, und wünsche ebenfalls von ihnen zu wißen, ob sie da oder hier sind. – ich mögte sie einige Augenblicke sprechen, wenn ich sie zu Hause allein weiß – leben sie wohl aber nicht wollüstig – Inhaber Kommandant Pascha verschiedener Morscher Festungen!!!!! [gemeint sind wohl leichtlebige Damen] –

in Eil ihr Freund

Beethowen

an Nikolaus Zmeskall von Domanovecz und Lestine, Wien, 16. Oktober 1815

Ich danke ihnen Herzlich mein lieber Z für ihre mir gegebenen Erörterungen, was die Festungen anbelangt, so dächte ich, daß sie von mir die Meynung hätten, mich nicht in Sumpfigten Gegenden aufhalten zu wollen, übrigens ist es bey mir schwerer als irgendwo eine Haußhaltung einzurichten, denn ich verstehe davon nichts gar nichts, Fehltritten werde ich wohl immer ausgesezt seyn – nun was ih[r]en ersten Brief anbelangt, was soll ich darauf sagen, schon von Kindheit an habe ich mich alles guten andrer Menschen gern erinnert, u. es immer im sinn behalten, darauf kam auch die Zeit, wo besonders in einem Verweichlichten Jahrhundert dem Jüngling auch selbst etwas untoleranz zu seyn zu verzeihen war, nun aber stehn wir als Nazion wieder kraftvoller da, u. wie auch ohne dieß ich mir später eigen zu suchen gemacht habe, nicht den ganzen Menschen wegen einzelner Schwächen zu verdammen, sondern gerecht zu seyn, das gute vom Menschen im Sinne zu behalten, u. hat sich dieses nun sogar in geäußerten Handlungen gegen mich bezogen, so habe ich mich nicht allein als Freund des ganzen Menschengeschlechts sondern noch auch besonders einzelne darunter immer als meine Freunde angesehn und auch genannt, So in diesem Sinne nenne ich Sie denn auch meinen Freund, wenn auch in manchen Dingen wir beide verschieden handeln und denken, so sind wir doch auch in manchem übereingekommen; – So – nun zähle ich nicht weiter mehr – mögten sie nur recht oft meine Freundschaftliche Anhänglichkeit auf die Probe stellen!

wie immer Ihr Freund

Beethowen.

an Nikolaus Zmeskall von Domanovecz und Lestine, Wien, November/Dezember 1816

Graf Franz Brunsvik de Korompa

Franz Graf Brunsvik de Korompa (1777–1849) war das zweitälteste der Beethoven besonders verbundenen Brunsvik-Geschwister. Er war ein guter Cellist. Beethoven hätte ihn liebend gerne als Begleiter und Betreuer auf seinen ersten Kuraufenthalt in den böhmischen Bädern im Sommer 1811 mitgenommen. Obwohl er über dessen Absage sehr enttäuscht war, begann er auch danach seine Briefe an ihn mit der Anrede: »Lieber Freund und Bruder!«. 1807 hatte er ihm die Klaviersonate op. 57 »Appassionata« gewidmet.

Lieber, lieber B.! […]

Wenn du machen kannst, daß auch die ungarn [mich] kommen laßen, um ein paar Konzerte zu geben, so thue es – für 2000 in Gold könnt ihr mich haben – ich bringe mein[e] oper [Fidelio op. 72] alsdenn auch mit – mit dem Fürstlichen Theater-gesindel [eine »Gesellschaft der Cavaliere« hatte drei Wiener Theater übernommen] werde ich nicht zurechtkommen – so oft wir (mehrere)(amici) deinen Wein Trinken, betrinken wir dich d. h. wir trinken deine Gesundheit – – –

leb wohl eile – eile – eile mir die quartetten zu schicken – sonst kannst du mich dadurch in die gröste Verlegenheit bringen – Schuppanzig [der über eine beträchtliche Körperfülle verfügende Geiger Ignaz Schuppanzigh] hat geheirathet – man sagt, mit einer ihm sehr ähnlichen [Barbara Killitschky] – welche Familie???? – Küße deine Schwester Therese, sage ihr, ich fürchte, ich werde groß, ohne daß ein Denkmal von ihr dazu beyträgt, werden müßen – schicke Morgen gleich die quartetten – quar – tetten – t – e – t – t – e – n

dein Freund Beethowen

an Graf Franz Brunsvik de Korompa in Ofen [Budapest], Wien, 11. Mai 1807

Ignaz Freiherr von Gleichenstein

Ignaz Freiherr von Gleichenstein (1778–1828), im vorderösterreichischen Breisgau geboren, wurde Jurist und ließ sich im Sommer 1800 in Wien nieder. 1801 erhielt er eine Stelle als Konzipist im k. k. Hofkriegsrat, wo später Beethovens Bonner Jugendfreund Stephan von Breuning sowie etliche für das Wiener Musikleben sehr bedeutende Personen seine Kollegen wurden. Gleichenstein war Beethoven in vielen Angelegenheiten behilflich und beriet ihn bei den Verhandlungen bezüglich der Berufung an den königlich-westfälischen Hof Jérôme Bonapartes nach Kassel bzw. die damit verbundene Aussetzung einer »Rente« durch drei adelige Gönner in Wien. Beethoven dankte ihm mit der Widmung der Sonate für Klavier und Violoncello op. 69. In den Jahren 1808 und 1809 war Gleichenstein in geheimdienstlicher Mission in Süddeutschland und Frankreich unterwegs. Danach quittierte er den Dienst und zog 1811 nach seiner Hochzeit mit Anna Malfatti zurück nach Freiburg, wo er das heute noch existierende elterliche Weingut mit Landwirtschaft in Oberrotweil betrieb. Beethoven wäre liebend gerne Gleichensteins Schwager geworden, der – wie er ihn wissen ließ – »kein Kenner von Musik aber doch ein Freund alles Schönen und Guten« war.

Lieber gleichenstein –

die vorgestrige Nacht hatte ich einen Traum, worin mir vorkam, als sey’s du in einem Stall, worin du von ein paar prächtigen Pferden ganz bezaubert und hingerissen wardst, so daß du alles rund um dich her vergaßest.

dein Hut-Kauf ist schlecht aus gefallen, er hat schon gestern morgen in aller Früh einen Riß gehabt, wie ich hieher bin, da er zu viel Geld kostet, um gar so erschrecklich angeschmiert zu werden, so must du Trachten, daß sie ihn zurück nehmen, und dir einen andern geben, du kannst das diesen schlechten Kaufleuten derweil ankündigen, ich schike dir i[h]n wieder zurück – das ist gar zu arg –

[…] – leb wohl und – denk an meinen Traum und mich –

dein treuer Beethowen

Baaden am 13ten Juni

Pour Mr. de Gleichenstein Antworte mir Wegen dem Hut –

an Ignaz Freiherr von Gleichenstein, den er wenige Tage später so tituliert: »Meinem Freunde Gleichen-Stein ohne Gleichen im Guten und bösen«, Baden, 13. Juni 1807

Liederlicher Baron – ich hab’ dich gestern umsonst erwartet – mach nur doch, daß ich weiß, ob mir Durch Seine Frechheit Holz zukommt oder nicht – ich habe einen schönen Antrag als Kapellmeister Vom König von Westphalen erhalten – man will mich gut bezahlen – ich soll sagen wie viel Dukaten ich haben will – etc – ich möchte das mit dir überlegen – wenn du daher kannst, kom[m] diesen Nachmittag gegen halb 4 zu mir – diesen Morgen muß ich ausgehn –

an Ignaz Freiherr von Gleichenstein, Wien, um den 1. November 1808

Gräfin Marie Erdödy

Anna Maria (Marie) Gräfin Erdödy, geb. Gräfin Niczky (1778–1837) war seit 1796 mit Peter Graf Erdödy zu Monyorokerék und Monoszló, Mitglied einer musikliebenden ungarischen Adelsfamilie, verheiratet, lebte aber seit 1805 von ihm getrennt. Sie hatte drei Kinder, die Beethoven, der 1808/09 in ihrer Wiener Wohnung lebte, sehr ans Herz gewachsen waren. Sie war gesundheitlich angeschlagen. Selbst Pianistin, umgab sie sich mit einem kleinen musikalischen »Hofstaat«: dem Erzieher, Musiklehrer und Hofmeister Joseph Xaver Brauchle, der auch komponierte, und dem Cellisten Joseph Linke, der dem Schuppanzigh-Quartett angehörte. Ein Nachruf in der von Robert Schumann herausgegebenen Neuen Zeitschrift für Musik vom 21. April 1837 attestierte Linke, seine Art, Beethovens Kompositionen vorzutragen, sei einzigartig gewesen. Sein Spiel habe sich »nach Umständen bald schmeichelnd, bald abstoßend, capriziös, leidenschaftlich etc., kurz ganz im humoristischen Erfordernisse« erwiesen »und so Beethoven’s primäre Manier« wiedergegeben. Beethoven widmete der Gräfin die Klaviertrios op. 70 und die für Linke geschriebenen Sonaten für Klavier und Violoncello op. 102. 1815 verließ sie Wien für einige Jahre und hielt sich in Kroatien und Italien auf.

Apollons erster Sohn!

Du größter großer Geister,

Der Tonkunst erster Meister,

Den jetzt Europa kennt,

Dem selbst Apollo fröhnt,

Und von dem Musenthrone

Belohnt mit seiner Krone:

Erhöre unsere Bitte,

Bleib heut in unsrer Mitte –

Der große Mann Beethoven

Gibt Fiat unserm Hoffen.

Marie die Alte

Marie die Junge

Fritzi der Einzige

August detto

Magister ipse

Violoncello das verfluchte.

Aller Reichs Baron

Ober-Mann-Amt.

An die

die lorbeerbekrönte Majestät der erhabenen Tonkunst

Ludwig v. Beethoven

sehnlichste Bitte der Jedleseer Musen

daß ihr geliebter Apollo noch den

heutigen Tag in ihrer Mitte

zubringen möge.

Fiat.

Gräfin Marie Erdödy an Beethoven, Jedlesee, möglicherweise 20. Juli 1815

Einladung nach Jedlesee, ein Ort im Nordosten von Wien jenseits der Donau (heute Teil des 21. Stadtbezirks), wo die Gräfin im Sommer ein Landhaus bewohnte. Erwähnt sind sie selbst, ihre Töchter Maria Philipina Jakobina (Mimi) und Friederike (Frizi) sowie ihr Sohn August (Gusti), sowie die Mitglieder ihres »Hofstaates« Joseph Xaver Brauchle, Joseph Linke sowie ihr Verwalter »Oberamtmann« Sperl, mit dem Reichs-Baron ist Nikolaus Zmeskall von Domanovecz und Lestine gemeint. Die Anspielung auf Schillers Bürgschaft erfolgte sicherlich bewusst.

Ich kam von Jedlesee als Both

Zum ersten Composteur nach Gott.

Der Gräfinn von Erdödy Gnaden

Läßt Sie zum Punsche laden,

Und was das Land noch sonsten beut.

Der Wagen steht zweyspännig schon bereit,

Um Sie mit mir dahin zu fahren;

Bis halbe zwey Uhr werd’ ich Ihrer harren.

Sperl

Oberammtmann.

Sperl an Beethoven, Jedlesee, 20. Juli 1815, der Beethoven die vorstehende Einladung in Baden überbrachte

Meine liebe werthe Gräfin!

[…] grüßen sie und drücken sie alle ihre mir lieben Kinder in meinem Namen an ihr Herz, dem Magister [Brauchle] eine Sanfte Ohrfeige, dem Oberamt [Sperl] ein feierliches Nicken, dem Violonc[e]llo [Linke] ist aufzutragen, sich auf’s linke Donauufer zu begeben, und so lange zu spielen, bis alles vom rechten Donauufer herübergezogen wird, auf diese weise würde ihre Bevölkerung bald zunehmen ich seze übrigens gestrost [=getrost] den Weeg wie vorhin über Die Donau, mit Muth – gewinnt man allenthalben, wenn er gerecht ist. –

ich küsse ihnen vielmal die Hände, erinnern sie sich gern ihres Freundes

Beethowen

an Gräfin Marie Erdödy in Jedlesee, Baden, am oder kurz nach dem 20. Juli 1815. Von Beethovens Wiener Wohnung aus waren es ca. 8 km, von Baden aus ca. 40 km nach Jedlesee.

[…] dem Violoncello [Joseph Linke] laßen sie einen KugelHupf in Form eines Violonschells backen, damit er sich drauf üben kann, wenn auch nicht die Finger jedoch den Magen und das Maul. […]

Aus dem Brief an Joseph Xaver Brauchle in Jedlesee, Wien, September 1815

Der nachfolgende Brief gehört zu den aussagestärksten und intimsten, die Beethoven je schrieb. Er besteht aus zwei völlig unterschiedlichen Teilen. Im ersten legt Beethoven in einer für die Gräfin und ihn selbst besonders schwierigen Lebensphase in sehr kompakter Form seine Lebensphilosophie dar; eines der drei Erdödy’schen Kinder war kurz zuvor verstorben, Beethoven selbst hatte ein halbes Jahr zuvor seinen Bruder verloren, hoffte aber, dessen Sohn als Kindesersatz gewinnen zu können; im Januar 1816 war ihm die Vormundschaft zugesprochen worden. Der zweite Teil des Briefes hebt sich vom ersten, durch einen langen Gedankenstrich markiert, denkbar stark ab. Offenbar hatte Beethoven das dringende Bedürfnis, die tiefe Ernsthaftigkeit zu Beginn durch eine Kaskade von Wortspielen »auszugleichen«.

Mein werthe liebe Freundin!

Sie dörften vieleicht u. mit Recht glauben, daß ihr Andenken völlig in mir erloschen sey, unterdessen ist es nur der schein, meines Bruders Tod verursachte mir großen Schmerz alsdenn aber große Anstrengungen um meinen mir lieben Neffen [Karl] vor seiner verdorbenen Mutter zu retten, dieses Gelang, allein bis hieher konnte ich noch nichts besseres für ihn thun, als in ein Institut [das Erziehungsinstitut von Cajetan Giannattasio del Rio, das Karl von 1816 bis 1818 besuchte] zu geben, also entfernt von mir, u. was ist ein Institut gegen die unmittelbare Theilnahme Sorge eines Vaters für sein Kind, denn so betrachte ich mich nun, und sinne hin u. her, wie ich dieses mir theure Kleinod näher haben kann, um geschwinder u. vorteilhafter auf ihn wirken zu können – allein wie schwer ist das? für mich! – Nun ist meine Gesundheit auch Seit 6 Wochen auf schwankenden Füßen, so daß ich öfter an meinen Tod jedoch nicht mit Furcht denke, nur meinem armen Karl stürbe ich zu früh. – wie ich aus ihren lezten Zeilen an mich sehe, leiden sie wohl noch sehr meine liebe Freundin, Es ist nicht anders mit dem Menschen, auch hier soll sich seine Kraft bewähren d. H. auszuhalten ohne zu murren u. seine Nichtigkeit zu fühlen u. wieder seine Vollkommenheit zu erreichen, deren unß der höchste dadurch würdigen will. ––– linke [der Cellist Joseph Linke] wird nun wohl schon bey ihnen seyn, möge er ihnen Freude auf seinen Darmsaiten erwecken – Brauchle wird sich vom Brauchen wohl nicht entfernen, u. sie werden wie immer Tag u. Nacht von ihm Gebrauch machen – was den vogel Sperl betrift, so höre ich, daß sie nicht mit ihm zufrieden sind, worin dieses besteht weiß ich nicht, sie suchen wie ich höre einen andern Hofmeister, übereilen sie sich doch nicht, u. machen sie mich mit ihren Ansichten u. Absichten hierin bekannt, vieleicht kann ich ihnen gute Anzeigen machen, vieleicht thun sie aber dem sperl im Käficht unrecht? – – ihre Kinder umarme ich u. drücke es in einem Terzett aus, sie werden wohl täglich fortschritte machen in ihrer Vervollkommung. – laßen sie mich recht bald sehr bald wißen, wie sie sich auf dem kleinen Nebelfleck der Erde, wo sie jezt sind, befinden, ich nehme gewiß, wenn ich es auch nicht immer gleich anzeige oder aüßere, großen Theil an ihren leiden u. Freuden? wie lange bleiben sie noch, wo werden sie künftig leben? – mit der Dedication der ViolonschellSonaten [die Sonaten für Klavier und Violoncello op. 102] wird eine Verändrung geschehen, die Sie aber u. mich nicht verändren wird. –

liebe theure Gräfin – in Eil ihr Freund

Beethowen.

A Madame la Comtesse d’Erdödy Nee Comtesse Nizky a Padua (en italie)

an Gräfin Marie Erdödy in Padua, Wien, 13. Mai 1816

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