Kitabı oku: «Begleiten statt erobern», sayfa 3

Yazı tipi:

3. Richtungsweisende Modelle der Mission im Neuen Testament

Wer ins Neue Testament schaut, der entdeckt im Leben von Jesus und seinen Aposteln die Grundlagen für angemessenes missionarisches Handeln. Das Beispiel Jesu ist vor allen anderen bis heute maßgeblich für seine Nachfolger: »Wie der Vater mich gesandt hat, so sende ich euch« (Johannes 20,21).

a) Jesus: Lebensmission – zu Gast bei den Menschen

Johannes schreibt in seinem Evangelium über Jesus: »Er, das Wort, wurde ein Mensch, ein wirklicher Mensch von Fleisch und Blut. Er lebte unter uns« (Johannes 1,14).

Wörtlich heißt es dort, dass das Wort unter den Menschen »zeltete«. So wird Jesus als jemand dargestellt, in dem Gott selbst bei seinem Volk zu Besuch war (Johannes 14,9b, Hebräer 1,1–2). Aber: »Er kam in seine eigene Schöpfung (als Gast), doch seine Geschöpfe, die Menschen, wiesen ihn ab« (Johannes 1,11).

In den ersten christlichen Gemeinden wurde diese einzigartige Sendung Jesu unablässig bedacht und verehrt. Im sogenannten Christushymnus, einem der ältesten christlichen Lieder, heißt es:

»Jesus Christus war in allem Gott gleich,

und doch hielt er nicht gierig daran fest, so wie Gott zu sein.

Er gab alle seine Vorrechte auf und wurde einem Sklaven gleich.

Er wurde ein Mensch in dieser Welt

und teilte das Leben der Menschen.

Im Gehorsam gegen Gott erniedrigte er sich so tief,

dass er sogar den Tod auf sich nahm,

ja, den Verbrechertod am Kreuz.

Darum hat Gott ihn auch erhöht

und ihm den Rang und Namen verliehen, der ihn hoch über alle stellt.

Vor Jesus müssen alle auf die Knie fallen

alle, die im Himmel sind, auf der Erde und unter der Erde;

alle müssen feierlich bekennen: ›Jesus Christus ist der Herr! «

(Philipper 2,6–11)

Jesus, der Herr, gibt freiwillig seine Vorrechte auf und teilt das Leben der Menschen. Diese Haltung ist für alle Christen Maß gebend. Nicht nur missiologische Theorien und Ziele, sondern auch die verwendeten Mittel müssen sich daran messen lassen.

Die Evangelien berichten ausführlich von dieser Lebenshaltung Jesu. Sie war sogar für diejenigen, die nah mit ihm zusammen lebten, nur schwer nachvollziehbar. So diskutierten seine Jünger nach Jahren immer noch darüber, wem unter ihnen am meisten Ehre gebühre (Markus 10,35–45). Sie konnten viele Menschen nicht so wertschätzen wie ihr Meister: sowohl Frauen, Kinder und Ausländer (Matthäus 15,23; 26,6–8; Markus 10,13–15) als auch Kranke und Menschen mit Behinderungen (Johannes 9,2–5) hielten sie – wie ihre Zeitgenossen – für minderwertige Menschen.

Von Jesus ist uns überliefert, dass er den unterschiedlichsten Menschen liebevoll begegnen konnte. Auf seinen Reisen, in Dörfern und Städten, war er bei vielen seiner Landsleute zu Gast (Matthäus 8,14; 9,27–28; Markus 3,20; 7,24). Er war bekannt dafür, an den religiösen und privaten Festen seines Volkes teilzunehmen. Als er einmal auf einer mehrtägigen Hochzeitsfeier für Nachschub an gutem Wein sorgte, erregte er Unwillen und Unverständnis unter den geistlichen Führern seiner Zeit (Matthäus 9,10–13; 11,20; Johannes 2,1–12).

Jesus aß auch mit verachteten Zeitgenossen. Er setzte sich zu Tisch bei allen, die ihn einluden, hatte ein offenes Ohr für die Sorgen seiner Gastgeber. Er ließ sich sogar von einer Frau berühren, die einen schlechten Ruf hatte. Kranke waren für ihn keine von Gott gestraften Menschen; er besuchte sie oft an ihrem Bett oder nahm sich ihrer an, wo er sie antraf. Selbst wenn er als Lehrer auftrat, hatte er die menschlichen Bedürfnisse seiner Zuhörer im Blick (Markus 6,34–37).

In den Evangelien wird beschrieben, dass Jesus in den Synagogen und unter freiem Himmel lehrte. Meist finden wir ihn im Gespräch mit Einzelnen, oft auch umringt von anderen Zuhörern. Wenige seiner Predigten wurden überliefert, aber viele seiner Gespräche: kaum theologische Theorie, viel konkrete Lebenshilfe. Nicht wenige der Dialoge, die wir in den Evangelien finden, wurden offensichtlich durch spezielle Fragen seiner Gesprächspartner ausgelöst.

Jesus war offensichtlich ein Mann aus dem Volk und fühlte sich unter seinesgleichen wohl. Er verwendete Beispiele und Vergleiche aus dem täglichen Leben, oft dem der Landbevölkerung. Er kannte sich aus mit den Gegenständen, die in Haus und Hof gebraucht wurden. Die Mühe der täglichen Arbeit war ihm nicht unbekannt, genauso wenig der Rhythmus der Jahreszeiten, Saat und Ernte, Wind und Wetter. Er verstand etwas von den Gepflogenheiten des Wirtschaftslebens, wusste um den Machtmissbrauch der Herrscher seiner Zeit und ihrer Handlanger.

Er wanderte zu Fuß durch sein Land und hatte es offensichtlich dabei nicht eilig. Deshalb hatte er auch Zeit für die Nöte der Menschen, die am Wegrand auf ihn warteten (Matthäus 8,5; 28). Nicht in Hotels und Restaurants, sondern in den Häusern seiner Freunde kehrte er ein (Lukas 10,38–42; Johannes 11,1–5). Er war alles andere als autonom; für seine täglichen Bedürfnissen war er auf die Hilfe anderer angewiesen (Lukas 8,1–3).

Deshalb erstaunt es auch nicht, dass Jesus seine Jünger anweist, genauso auf Reise zu gehen (Matthäus 10,7–12; 24–25a):

»Verkündet: ›Jetzt wird Gott seine Herrschaft aufrichten und sein Werk vollenden!‹

Heilt die Kranken, weckt die Toten auf, macht die

Aussätzigen rein und treibt die bösen Geister aus!

Umsonst habt ihr alles bekommen, umsonst sollt ihr es weitergeben. Beschafft

euch kein Reisegeld, weder Goldstücke noch Silber- oder Kupfergeld! Besorgt

euch auch keine Vorratstasche, kein zweites Hemd, keine Schuhe und

keinen Wanderstock! Denn wer arbeitet, hat ein Anrecht auf Unterhalt.

Wenn ihr in eine Stadt oder in ein Dorf kommt, dann findet heraus, wer es

wert ist, euch in sein Haus aufzunehmen. Bleibt dort, bis ihr weiter zieht. Wenn

ihr das Haus betretet, dann wünscht allen, die darin wohnen, Frieden!

Kein Schüler steht über seinem Lehrer und kein Sklave über seinem

Herrn. Der Schüler kann froh sein, wenn es ihm ergeht wie seinem

Lehrer, und der Sklave, wenn es ihm ergeht wie seinem Herrn.«

Jesus war Jude. Ungefähr dreißig Jahre prägte ihn die Lebensform und die Geschichte seines Volkes, bevor er Wanderprediger und Rabbi wurde. Einige der geistlichen und kulturellen Lehren seines Volkes wurden von ihm neu gedeutet. Wenn er an Traditionen seiner Zeit Kritik übte, ging es ihm darum, Gottes ursprüngliche Absichten wieder neu deutlich zu machen: dass die Liebe über dem Gesetz steht, die Barmherzigkeit über dem Recht, die Gnade über dem buchstabentreuen Einhalten der Gebote (Matthäus 5,17–48).

Jesus bewegte sich als Einheimischer in seinem eigenen Volk. Sein Anliegen war es, von innen heraus seine jüdische Kultur neu am Willen seines himmlischen Vaters zu messen, zu läutern und zu beleben. Dieser Erneuerungsprozess ist für jede Kultur wesentlich; allerdings kann niemand die Rolle, die Jesus hier innehatte, in einer ihm fremden Kultur übernehmen; auch ein Missionar nicht.

Wer als Jünger Jesu im Ausland lebt, trägt nicht die Verantwortung dafür, den Willen Gottes für die einheimischen Christen und Kirchen zu interpretieren. Es ist Gott selbst, der sich in jeder Kultur verständlich macht und von innen einen angemessenen Erneuerungsprozess anleitet, so wie es im Alten Testament am Weg des Volkes Israel deutlich wird. Entsprechend möchte er, dass jedes Volk in Jesus seinem Erlöser begegnet und damit persönliche und soziale Gerechtigkeit und Frieden aufblühen.

b) Petrus: Fremdenmission – Paradigmenwechsel im Selbstverständnis

Normalerweise beurteilt jeder Mensch alles Fremde aufgrund dessen, was ihm aus seiner eigenen Kultur vertraut ist. Diese Haltung nennt man Ethnozentrismus.

Nach der Ausgießung des Heiligen Geistes an Pfingsten nahm die christliche Mission ihren Anfang. Die ersten, die zum Glauben an Jesus, den Messias, fanden, waren Menschen, die jüdische Vorfahren hatten. Ihnen fiel es besonders schwer, das Privileg ihrer geerbten Religion und die Überlegenheit der von ihnen gepflegten Frömmigkeitsform zu hinterfragen oder gar zu relativieren. Für sie war eine Gottesbeziehung zu Jahwe nur unter der Bedingung denkbar, dass auch Nicht-Juden ihre Gesetze und Gewohnheiten übernehmen. Diese Haltung machte es den Judenchristen schier unmöglich, unter den Nachbarvölkern die frohe Botschaft weiter zu sagen. Einer, der damit besonders zu kämpfen hatte, war Petrus.

In Apostelgeschichte 10 wird berichtet, dass er sich seines Ethnozentrismus nicht einmal bewusst war. Um ihn davon überzeugen zu können, dass Gott sich auch der Menschen nicht-jüdischer Herkunft annimmt, brauchte es eine drastische göttliche Aktion. Erst danach war Petrus bereit – gegen die jüdische Sitte –, das Haus eines römischen Offiziers zu betreten, der ihn dringend zu sich eingeladen hatte. Petrus hatte mehrere himmlische Visionen, die ihn so aufrüttelten, dass er später im Haus des Soldaten zu der Aussage fähig wurde:

»Ihr wisst, dass ein Jude nicht mit einem Nichtjuden verkehren und vollends nicht sein Haus betreten darf. Aber mir hat Gott gezeigt, dass ich keinen Menschen als unrein oder unberührbar betrachten soll. Deshalb bin ich eurer Einladung ohne Widerrede gefolgt. Aber jetzt möchte ich doch gern erfahren, warum ihr mich gerufen habt!«

(Apostelgeschichte 10,28–29)

Später sagt Petrus noch: » Wahrhaftig, jetzt begreife ich, dass Gott keine Unterschiede macht! Er liebt alle Menschen, ganz gleich, zu welchem Volk sie gehören, wenn sie ihn nur ernst nehmen und tun, was vor ihm recht ist« (Apostelgeschichte 10,34–35).

Bis zu jenem Tag war es für Petrus undenkbar gewesen, dass Menschen jeder Kultur direkten Zugang zum Evangelium und zur Kraft des Heiligen Geistes haben könnten. Nach seiner Überzeugung nahm Gott nur diejenigen an, die zuvor die jüdischen Gesetze erfüllten. Deswegen konnte er sich einfach nicht vorstellen, dass »durch die Macht seines Namens alle Menschen die Vergebung ihrer Schuld empfangen sollen, alle, die auf ihn vertrauen« (Apostelgeschichte 10,43).

Diese neue Lehre war in den Anfängen der christlichen Gemeinden sehr umstritten und brachte viele Streitereien zwischen sogenannten Juden- und Heidenchristen.

c) Paulus: Gemeindemission – die Eigenständigkeit der jungen Kirchen fördern

Der Diasporajude Paulus legte im ersten Jahrhundert nach Christus die theologische Grundlage dafür, dass die Gegenwart Gottes in den nicht-jüdischen Völkern schon vor ihrer Berührung mit dem Evangelium denkbar wurde. Als Missionar setzte er sich für die Eigenständigkeit der entstehenden jungen Kirchen in Europa ein.

In seiner berühmt gewordenen Rede an die Einwohner Athens sagt er (Apostelgeschichte 17,23–31):

»Ich bin durch eure Stadt gegangen und habe mir eure heiligen Stätten angesehen. Dabei habe ich auch einen Altar entdeckt mit der Inschrift: ›Für einen unbekannten Gott‹. Was ihr da verehrt, ohne es zu kennen, das mache ich euch bekannt.

Es ist der Gott, der die Welt geschaffen hat und alles, was darin lebt. Als Herr über Himmel und Erde wohnt er nicht in Tempeln, die ihm die Menschen gebaut haben. Er ist auch nicht darauf angewiesen, von den Menschen versorgt zu werden; denn er selbst gibt ihnen das Leben und alles, was sie zum Leben brauchen. Er hat aus einem einzigen Menschen die ganze Menschheit hervorgehen lassen, damit sie die Erde bewohnt. Für jedes Volk hat er im voraus bestimmt, wie lange es bestehen und in welchen Grenzen es leben soll.

Und er hat gewollt, dass die Menschen ihn suchen, damit sie ihn vielleicht ertasten und finden könnten. Denn er ist ja jedem von uns ganz nahe. Durch ihn leben wir doch, regen wir uns, sind wir! Oder wie es einige eurer Dichter ausgedrückt haben: ›Wir sind sogar von seiner Art.‹

Wenn wir Menschen aber von Gottes Art sind, dann dürfen wir nicht meinen, die Gottheit gleiche den Bildern aus Gold, Silber und Stein, die von Menschen mit ihrer Erfindungskraft und Kunstfertigkeit geschaffen wurden!

Nun, Gott ist bereit, mit Nachsicht über das hinwegzusehen, was ihr bisher aus reiner Unwissenheit getan habt. Jetzt aber fordert er alle Menschen überall auf, umzudenken und einen neuen Anfang zu machen. Denn er hat einen Tag festgesetzt, an dem er über die ganze Menschheit ein gerechtes Gericht halten will, und zwar durch den Mann, den er dazu bestimmt hat. Ihn hat er vor aller Welt dadurch ausgewiesen, dass er ihn vom Tod auferweckt hat.«

Paulus ging davon aus, dass Jahwe jedes Volk geschaffen hatte. Die Gegenwart des Schöpfers in allen Kulturen war für Paulus unabhängig davon, ob sie diesen auch wirklich kannten. Der Apostel redete nicht abschätzig über ihre religiösen Überzeugungen. Außerdem war er davon überzeugt, dass Gott jedem Volk einen Lebensraum zugewiesen hatte, in dem sich seine jeweils eigene Kultur und Sprache entwickeln konnte (siehe Genesis 10,5b; 20,31). Gott war immer schon bei allen Völkern anwesend. Er leitete, begleitete, beschützte, versorgte sie; seine Weisheit spiegelte sich in ihrer Lebenserfahrung wider. Jahwe wollte und will gesucht und gefunden werden, damit alle Menschen in eine Beziehung zu ihm treten können. Dann erfahren sie, dass seine Gebote Leben spenden und erhalten. Der Schöpfer hat sich seinen Geschöpfen nicht unbezeugt gelassen; schließlich offenbarte er sich auf eine besondere und einzigartige Weise in der Person von Jesus Christus. Dem sollen alle Menschen vertrauen, gehorchen und ihn nachahmen.

Dieses Ziel vor Augen, wählte Paulus verschiedene Städte des römischen Reiches aus, um zunächst in den Synagogen, aber auch auf öffentlichen Plätzen und in Privathäusern zu predigen. Viele Menschen begannen, Jesus Christus als Gottes Liebesbotschaft und seinen Botschafter zugleich anzuerkennen. Die neuen Heiden-Christen wurden von Paulus in Hauskirchen versammelt und nicht in die bestehenden Synagogen integriert. Vielmehr organisierte Paulus sie – gemeinsam mit judenchristlichen Glaubensgenossen – in gemischte Hausgemeinden. Gab es mehrere davon an einem Ort, so hatten diese regelmäßig gemeinsame Gottesdienste und Mahlfeiern, an denen sie sich an Tod und Auferstehung Jesu erinnerten.

Paulus ging es nicht darum, eine hierarchisch festgefügte religiöse Institution zu schaffen, die die einzige Tür zum Himmel sein sollte, sondern eine Lebensform einzuüben, die Jesu Art zu leben widerspiegelte. Jede christliche Gemeinschaft sollte eine für Außenstehende offene Gruppe sein, die, eingewurzelt in ihren jeweiligen kulturellen Kontext, die Liebe Gottes zu jedem Menschen glaubhaft vermitteln kann.

Von Anfang an waren diese christlichen Gemeinschaften heterogene soziale Gruppen. Vereint durch den gemeinsamen Glauben an ihren wieder auferstandenen Herrn und Meister, gestalteten sie ihr Gemeindeleben wie das einer großen Familie. Es gab gemeinsame Mahlzeiten und man bemühte sich um allein stehende Witwen. Bald kam es auch zu Armenspeisungen und allgemeiner Armenfürsorge. So begann das Anliegen einer allgemeinen sozialen Gerechtigkeit in den Blick der jungen christlichen Kirche zu treten. Das geschah durchaus im Kontrast zur damaligen Gesellschaft. In den ersten Jahrhunderten meinten die Christen es ernst damit, an einen Gott zu glauben, der das Leben für alle seine Geschöpfe will.

Nach paulinischer Überzeugung (Römer 12,6–8; 1. Korinther 12,4–11) bestimmen nicht Herkunft und soziale Stellung die Aufgaben eines Gemeindemitglieds. Er machte die Erfahrung, dass der Heilige Geist jeden Einzelnen mit Gaben beschenkt, die für das Leben einer Ortsgemeinde gebraucht werden.

Paulus führt einen weiteren Gedanken aus, der für die heutige missionarische Praxis von großer Bedeutung ist:

Er beschreibt im ersten Brief an die Korinther die Gemeinschaft aller Christen weltweit als einen Leib mit einem Haupt, Christus. Alle einzelnen Gemeinden brauchen einander. Keine ist sich selbst genug. Jede hat ihre besondere Ausprägung und leistet ihren speziellen Beitrag.

Außer in Korinth, wo der Apostel länger als ein Jahr blieb, hielt er sich meist nur wenige Wochen an den Orten auf, wo Gemeinden entstanden. Er setzte jeweils Leiter als Verantwortliche ein, zog dann aber weiter. Dabei leitete ihn die Überzeugung, Mitarbeiter Gottes zu sein und nicht sein eigenes Projekt zu verfolgen. Er vertraute darauf, dass Gott sein Werk selbst weiterentwickeln und stärken würde.

Paulus blieb in engem Kontakt mit den Bekehrten, schrieb ihnen pastorale Briefe und besuchte sie gelegentlich. Wenn er nicht selbst reisen konnte, sandte er seine Mitarbeiter.

Seine grundlegende Haltung den jungen Gemeinden gegenüber beschreibt er in 1. Korinther 1,24 so: »Ich betrachte mich nicht als Richter über euren Glauben. Meine Aufgabe ist es doch, zu eurer Freude beizutragen! Im Glauben steht ihr ja fest.«

Der Apostel Paulus wollte den neu gegründeten (Haus-)Kirchen unter keinen Umständen finanziell zur Last fallen, obwohl er als »Missionsarbeiter« um sein Recht auf Lohn wusste. Außerdem wollte er den Vorwurf vermeiden, dass er es auf Spendengelder abgesehen hätte. Deshalb verdiente er seinen Lebensunterhalt als Zeltmacher (1. Korinther 9,11–15).

Für uns als »geschwisterliche Mitarbeiter« der indianischen Kirchen im Chaco hat die Überzeugung und Praxis des Paulus große Bedeutung:

• Wir sind uns dessen bewusst, dass wir Gott niemandem erst mitbringen müssen. Wir vertrauen darauf, dass er schon immer in der Geschichte und Weisheit der indigenen Völker gegenwärtig ist. Er hat sich seit jeher in den Kulturen als schöpferische Kraft und als Heiler der Krankheiten erwiesen. In den Zeugnissen solcher Gotteserfahrungen erkennen wir ihre »Heils«-Geschichte.

• Die indianischen Kirchen sind Gottes Werk, nicht das unsere; er selbst leitet und lehrt sie.

• Wir gehören zum großen Leib Christi in dieser Welt. Deshalb brauchen wir uns auch gegenseitig. Wir haben vom Glauben und Leben der indianischen Christen viel zu lernen. In der Begegnung mit ihnen merken wir, dass wir oft fälschlicherweise davon ausgehen, sie brauchten uns mehr als wir sie.

• Weil wir zum internationalen Leib Christi gehören, wollen wir uns als Mitglieder reicherer Kirchen um Ausgleich bemühen: Der Überfluss der einen muss dem Mangel der anderen aushelfen (2. Korinther 8,9).

• Der Heilige Geist lebt in den indianischen Geschwistern. Er selbst leitet sie. Er verhilft ihnen zu einer authentischen geistlichen Ausprägung, durch die sie ihre eigenen liturgischen Formen entwickeln. In Konflikten ermöglicht er Lösungen, die ihrer Kultur entsprechen.

• Wir Missionare möchten den indianischen Kirchen nicht zur Last fallen und auch keine Abhängigkeiten entstehen lassen, die ihre Kreativität und Freiheit einschränken würden.

• Dort, wo Gott selbst am Werk ist, möchten wir mitarbeiten.

4. Zu Gast in den Häusern der Toba/Qom

1955 übergaben die mennonitischen Missionare ihre Ländereien und ihre drei Kirchengebäude an die indianischen Christen. An vielen anderen Orten der riesigen Ebene des Chaco-Urwaldes waren ganz unabhängig von ihnen kleine Versammlungen entstanden. Am Anfang waren es 30, mit den Jahren wurden es über 250 verschiedene, meist kleine Gemeinden. Die Mennonitenmissionare sehen bis heute eine ihrer Aufgaben darin, sie regelmäßig zu besuchen.

Andere zu besuchen und selbst Besuch zu empfangen, gehört zu den größten Freuden im Leben der indianischen Bevölkerung. Bei ihnen ist ein ständiges Kommen und Gehen, besonders innerhalb der großen Familienklans. Meistens kündigen sie ihre Besuche nicht an, sondern gehen ihrer Intuition nach, tauchen bei ihren Verwandten auf und bleiben solange, wie sie möchten. Mit großer Selbstverständlichkeit werden Gäste in den winzigen Häusern mit untergebracht, verpflegt und betreut.

Unter den indianischen Christen bekommen Besuche noch eine tiefere Bedeutung. Die Gastgeber, aber auch die Gäste erzählen davon, dass sie in unvermuteten Begegnungen Hilfe erhielten, getröstet oder auch einmal ermahnt wurden. Darin erleben sie Gottes Ansprache und Eingreifen.

Wir »geschwisterliche Begleiter« dürfen uns als nicht-indianische Besucher in die Reihe der Gäste einordnen.

₺607,55

Türler ve etiketler

Yaş sınırı:
0+
Hacim:
272 s. 54 illüstrasyon
ISBN:
9783862567232
Yayıncı:
Telif hakkı:
Bookwire
İndirme biçimi: